Diesmal wird es feine progressistische Sonderkandidatur bei den Republikanern geben, da der populärste Mann der Sezession, La Follette, seit drei Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt, höchstens ein gewisses Abströmen ungufriedener Republikaner in das Lager der Demokraten. Für den verwaschenen Charakter der beiden großen Parteien aber ift es tennzeichnend, daß sie sich keineswegs durch flare pro grammatische Richtlinien voneinander abgrenzen und abheben, sondern daß die schärfsten Gegensätze innerhalb der Par teien ausgetragen worden sind, so durch Auflehnung der Brogreffisten gegen die Alt- Republikaner. Und diese Rebellion ging in der Hauptsache von den Farmern und Arbeitern aus und hatte ihren Grund in der schlechten Wirtschaftslage dieser Schichten.
Die Vereinigten Staaten erleben zwar seit einer Reihe non Jahren eine Wirtschaftsblüte und einen Wohlstandsauf stieg, wie er noch zu feiner Zeit und feinem anderen Lande beschert war, allein starke Schichten sind davon ausgenommen: die Farmer und breite Arbeiterfreise, namentlich die Bergarbeiter, die Tertilarbeiter und die Eisen bahner. Die amerikanischen Hochschußzölle können ja der exportierenden Landwirtschaft nichts bieten, wohl aber verteuern sie den Farmern ihre Betriebsmittel und Berbrauchs gegenstände. Die Progreffiftenbewegung unter La Follette richtete sich deshalb wesentlich gegen den industriellen Broteftionismus und darüber hinaus gegen die Allmacht der Plutokratie, Trustwirtschaft und ähnliche Erscheinungen eines machttrunkenen Kapitalismus. Die Arbeiter, die außerdem unbedingte Koalitionsfreiheit, Arbeiterschuß, Sozialversiche. rung bis jetzt in den Vereinigten Staaten ein unbekanntes Ding und wahrhafte, soziale Demokratie verlangen, stimmten 1924 mit den Progressisten für La Follette, während 1920 915 000 Stimmen für den sozialistischen Präsidentfchaftskandidaten Eugen Debs abgegeben worden waren, die größte Stimmenzahl, die bisher der amerikanische Sozialismus aufgebracht hatte.
La Follette starb 1925, ein Jahr darauf folgte ihm Eugen Debs. Republikaner und Demokraten, bürgerliche, un= verfälscht fapitalistische Parteien beibe, beherrschen so 1928 fonfurrenzlos das Feld. Wer auch fiegen mag, Hoover oder Smith, der Großfapitalismus wird Sieger sein. Das wird erst anders werden, wenn der Sozialismus auch in Amerika zur wirklichen Macht ge
worden ist.
Die Frauen werden entscheiden.
Hoover oder Smith.
Washington , 5. November. Die Sonntagsblätter erklären übereinstimmend, daß auh jetzt noch nicht mit Sicherheit vorausgefagt werden fönne, ob bei der Präsidentschaftswahl Hoover oder Smith fiegen werde. Die Wahlsituation wird heute wie folgt geschildert: Die Gesamtzahl der Bahlmännerstimmen aller Staaten beträgt 531, die erforderliche Mehrheit ist demnach 266. Hiervon sind sicher für Hoover 230, ficher für Smith 184; zweifelhaft sind die Staaten. Arizona , Colo. rado, Kentucky , Maryland , Massachusetts , Minnesota , Missouri , Montana , Rebrasta, Revaba, Newhampshire, North Dakota , Olla homa und Rhode Island mit insgesamt 117. Smith muß also hier. pon zumindest 82 Stimmen ader fast drei Biertel der zweifel. haften Staaten gewinnen, um die zum Siege erforderliche Mindest zahl zu erhalten. Andererseits wird auch von den Republikanern anerkannt, daß Hoover nicht die 1920 und 1924 von den Republita. nern erlangte Reforbaahi Don 401 bzm. 382 Stimmen erreichen wird. Das Wahlintereffe ist diesmal unerwartet groß; man redmet auf fast 40 Millionen Stimmen, da besonders die Frauen diesmal in meit größerer Zahl sich in die Wahllisten haben eintragen laffen als je zubor.
Das Wahlergebnis im Rundfunk.
Die Ergebnisse der amerikanischen Präsidentschaftswahl werden in der Nacht vom Dienstag zum Mittwo y von amerikanischen Kurzmellenfendern ab 1 Uhr nachts mitteleuropäischer Zeit laufend verbreitet. Die Reichs- Rundfunt- Gesellschaft hat eine Reihe von Emp Fangsanlagen bereitgestellt und wird versuchen, die Sendungen aus Amerita aufzunehmen und auf die deutschen Rundfunkfender zu übertragen.
Was wird in Preußen? Stiller Landtagsbeginn.- Rubraussperrung verzögert Regierungsumbildung!
Der Landtag, der am Montag nach mehrwöchiger Bause wieder zusammentrat, erledigte in furzer Sizung eine ganze Reihe fleinerer Vorlagen. Bon Bedeutung war lediglich die erste Beratung des Gefeßentwurfs für verstärkte Förderung von Maßnahmen der werteschaffenden Arbeitslosenfürsorge, für die aus Anleihemitteln 75 Millionen Mart bereit geftellt werden sollen.
Für die Sozialdemokraten begrüßte die Abgeordnete Frau Hanna Berlin die Vorlage und forderte im Interesse der Erwerbslojen eine schnelle Berabschiedung. Beachtlich war ihr hin weis, daß die Notstandsarbeiten überhaupt mehr in die Zeit der Wintermonate, d. h. in die Periode der im allgemeinen stärkeren Erwerbslosigkeit, verlegt werden.
In kurzen Ausführungen stimmten die Vertreter fast aller Fraktionen im großen ganzen der Vorlage zu, die dann dem Hauptausschuß zur schnelleren Erledigung überwiesen wurde. Für eine andere wichtige Vorlage, den Entwurf eines Barthe Reze- Bruch- Gesezas, feßte sich namentlich der fozialdemokratische Redner Baeßel ein, indem er darauf hinwies, daß die sozialdemokratische Fraktion schon seit langem eine folche Borlage gefordert habe, um die große Rotlage der Bewohner dieses Landesteils zu bekämpfen. Auch dieser Entwurf wurde nach kurzer Aussprache dem Hauptausschuß überwiesen.
Angenommen wurde ferner noch ein Hauptausschuß anirag, die rechtsrheinische Uferstraße auszubauen und zu diesem Zweck vom Staatsministerium aus Mitteln der werte
schoffenden Erwerbslosenfürsorge bereit zu stellen. Außerdem soll auf
die Reichsregierung eingewirkt werden, daß auch die Wasserstraßen verwaltung für die Uferbefestigung Mittel bereit ftellt.
Der Landtag wird diesmal nur bis zum Donnerstag, dem 8. November, zusammenbleiben. Ursprünglich war vorgesehen, ihn darrach bis zum 12. Dezember zu vertagen. Da aber inzwischen ein fommunistisches Mißtrauensvotum gegen den Handelsm'nister wegen seiner Haltung in der Bergbaupolitik zur Abstimmung tommen muß, wird das Haus am Freitag, dem 16. November, noch einmal zusammentreten. Zweifellos wird das Mißtrauensvotum der Ablehnung verfallen.
Der Undank der Ruhrmagnaten.
Wie das Reich ihnen half.- Was sie bekamen und wie fie deflarierten.
Der Reichsarbeitsminister hat den Schiedsspruch des Schlichters,| ihr Vermögen und Einkommen versteuerten, gab es am 31. Dezember der den Arbeitern der Eisen- und Stahlindustrie des Ruhrgebiets 1923 fogar nur 11 Steuerpflichtige( natürliche oder lebende Bereine mäßige Lohnerhöhung zuspricht, für verbindlich erflärt. Statt fonen) mit einem gesamten Vermögen von 57 812 900 Mr. Die neun sich dem Schiebsspruch zu fügen, haben die Arbeitgeber 213 000 ärmsten dieser 11 Millionäre Mülheims müffen zusammen minde Arbeiter der Eisen- und Stahlindustrie ausgesperrt. Dies ist der stens 10 Millionen Mark besessen haben, da ein jeder mehr als eine Dank der Ruhrmagnaten für das beispiellose Entgegen Million Mart besaß. tommen des Reiches nach dem passiven Widerstand an der Ruhr Ende 1923, insonderheit durch die riesenhafte
Zahlung von 715 Millionen Goldmart
Für Hugo Sfinnes sen. und August Thyssen sen. bleiben also zufammen nur 47 812 900 Mart Bermögen. Jedermann in Deutschland und in Europa wußte damals, daß bet Wiederherstellung der Währung im Dezember 1923 Hugo Stinnes bei weitem der reichste Mann in Deutschland war. Nach forgfältigen Erhebungen, die ich vor einiger Zeit veranstaltet habe, betrug damals das Bermögen von Stinnes ungefähr 400 Millionen Goldmart. Wenn August Thyssen dasselbe Bermögen wie Hugo Stinnes deflariert hat, fo fonnte feiner von Beiden auch nur 24 Millionen Mart angeben, da zweimal 24 bereits 48 Millionen Marf wären. Benn Stinnes als der reichere 30 Millionen Mart statt 400 millionen Mart angegeben hat, so blieben für August Thyssen sen. nur 17 812 900 mt. zum Zwecke der Deklaration übrig. Vor dem Kriege war August Thyssen der Höchstbesteuerte in Mülheim ( Ruhr ). Im Jahre 1897 versteuerte er ein Vermögen von 18 Millionen Mart, im Jahre 1899 schon 25 Millionen Mart, 1908 fchon 46, im Jahre 1911 aber 52 und 1914 54 Millionen Mart Verwögen.
Wie können die 54 Millionen von Auguft Thyssen bei der ungeheuren Ausdehnung seiner Kohlenbergwerfe und Fabritanlagen im Kriege auf 17 millionen zusammengeschmolzen sein?
an die Schwerindustriellen des Ruhrgebiets und durch die einzige artige Nachficht der Finanzbehörden gegenüber der Bermögensdeklaration der Schwerindustriellen des Ruhrgebiets Ende 1923, die vielfach nur etwa den 5. bis fogar 10. Tell oder in günftigen Fällen etwa den 3. Teil des mirtlichen Vermögens aus macht. Diese beiden Hauptarten der Sumendungen des Reiches haben die Schwerindustrie in den nächsten Monaten nach der Stabi lifierung der Währung Ende 1923 schnell wieder leistungsfähig gemacht, so daß fie in den folgenden Jahren während des langen englischen Kohlengräberausstandes einen noch niemals erreichten Stand der Arbeitsleistung und des wirtschaftlichen Erfolges erreichte. Sehr zustatten fam den Schwerindustriellen daneben, daß fie ihre Steuern nicht in bar zu zahlen hatten, sondern auf ihre Schadenersatzforderungen gegen das Reich aus Anlaß der Ruhr besegung verrechnen durften. Während sp die Reichsregierung auf der ganzen Linie das denkbar größte Entgegenkommen gezeigt hat, haben die Ruhrmagnaten jetzt geradezu den Sturmlauf gegen die tabinett eröffnet, in dem noch als Außenminister derfelbe volts und wie tann ein Schwerindustrieller, der nur 17 Millioner wichtigsten Einrichtungen des neuen Reiches und gegen das Reichsparteiliche Führer Gustav Stresemann fizt, der durch sein Mart Kapital hat, megen Brachliegens feiner Firma und Antwortschreiben vom 21. Oftober 1923 an Herrn Hugo Stinnes senior die grundsätzliche Zustimmung des Kabinetts zu den Borwegen Kohlenlieferungen durch einige Monate an die Feinde einen namhaften Teil einer Entschädigungsfumme von schlägen und Forderungen des Herrn Hugo Stinnes sen. in feinem 715 millionen Mart von seiten des Reiches in AnSchreiben vom 20. Oftober 1923 namens der Sechserkommission der spruch nehmen? Als die Ruhrindustriellen unter sich die Entschädi Schwerindustriellen des Ruhrgebiets zur Befriedigung ihrer Schaden ber Größe und des Bertes seiner Anlagen und Produktionskraft und erfahforderungen gegen das Reich aus Anlaß des paffiven Biber gungsfumme verteilten, da hat ein jeder den anderen ein flares Bild standes und der Ruhrbesezung durch die franzöfifchen Truppen baher auch seines Schadens durch den passiven Widerstand der Be Am 20. Ottober 1923 schrieb Herr Hugo Stinnes sen. als Vor- völkerung und durch die Beschlagnahme der Kohlen auf den Halden sitzender der Sechserkommission des Bergbaulichen Vereins in Essen seitens der Franzosen und Belgier gegeben. Nachdem nun feststeht, daß Hugo Stinnes und August Thyssen an den Reichskanzler Herrn Stresemann , er glaube die Zechen dazu zusammen noch nicht einmal ein Gesamtvermögen von 48 Millionen bestimmen zu können, für einen Zeitraum von etwa drei Monaten Mart nach Wiederherstellung der Währung am 31. Dezember 1923 individuelle Lieferungsabkommen mit den Franzosen dergestalt zu schließen, daß die Bechen die Reparationskohle im Ausmaß von 16 Derfteuert haben, so bleiben für die beiden anderen Steuerpflich tigen mit je mehr als 10 Millionen Mark Vermögen in den Rebis 18 Broz. ihrer Broduktion vorläufig für ihre Rechnung loften- tigen mit je mehr als 10 Millionen Mark Vermögen in den Re48 Millionen Mart gleich 82 Millionen Mart übrig. Benn man frei den Franzosen liefern, sofern die deutsche Regierung gestattet, gierungsbezirken Düsseldorf und Köln nur rund 130 weniger daß der Wert der Lieferungen den Werken seitens der deutschen Re: 48 Millionen Mart gleich 82 Millionen Mart übrig. Benn man girung gutgeschrieben und nach Ordnung der Reichsfinanzen dem annimmt, daß der armste von diesen beiden, etwa das reichste Um die Gefahr einer Mitglied der Familie Haniel( Befizerin der Gutehoffnungshütte) nächst in Anleihe oder sonst vergütet wird. Abtrennung des Ruhrgebietes vom preußischen Staat oder gar dem in Düsseldorf , nur 11 Millionen Mart Bermögen deflariert hat. Deutschen Reich zu vermeiden, hat der Vorstand des Verbandes der fo mürden für Frau Berta Krupp von Bohlen und Halbach noch Bergarbeiter Deutschlands burch sein Schreiben vom 20. Dttober 71 464 000 Mart Bermögen am 31. Dezember 1923 gegenüber vont 283 Millionen Mart im Jahre 1911 übrig bleiben. Ihre Bermögens 1923 diesen Anirag bei der Reichsregierung unterstügt. Schließ befiaration tann nach Ausweis ber amtlichen Reichsstatistit auf liist aber die Entschädigung der Reichsregierung feinen Fall größer gewesen sein. Da schon damals nach dem Urbeil andie Ruhrmagnaten niang 1924 im Ausmas von aller Sachverständigen August Thyffen mesentlich reicher war als 715 millionen Matt mit einer Freigebigkeit er folgt, für die es fein Beispiel hinsichtlich der Bau Berta non Strupp und Halbach, bemeift gerade die verhäls Größe ber Summe und der Großzügigteit der Benismäßig noch sehr hohe Kruppiche Bermögensbetlaration, melde milligung in der Geschichte Deutschlands und die ber Herren Stianes und Thoffen meit über ragt, Da irgendeines anderen Staates der Belt gibt. gerade damals alle reichen Bersonen des Weftens, selbst außerhalb des Ruhrgbiets in Köln und Frankfurt a. M., ihr Bermögen gang gering angegeben hatten, so sind die Gelder für diese riefenhafte Entschädigung
aussprach.
in erster Linie aus den Steuergroschen der deutschen Arbeiter und sonstigen Lohnempfänger bezahlt worden zugunsten der schmerreichen Ruhrmagnaten.
Am 31. Dezember 1923 hatten nach der amtlichen Reichsstatistit die beiden Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln zusammen nur vier Steuerpflichtige mit einem Vermögen pon je über 10 Millionen Mart und mit einem Gesamtbetrag ihrer Vermögen von 130 464 000 Dart gegenüber 71 Steuerpflichtigen mit einem Gefamipermögen von 1907 200 000 Mart am 31. Dezember 1913. Auf dem ersten Blick erkennt der Fachmann, daß eine derartige Minderung des Vermögens der reichen Leute und besonders der Schwerindustriellen des Ruhrgebietes unmöglich ist, da doch niemand die Rohlen unter der Erde, die Bergwerte, die Fabritanlagen und die Maschinen über Nacht gestohlen hatte. Wenn auch ein Wert der Schwerindustrie gar fein Einkommen hat, so werden hierdurch doch in teiner Weise die dauernden Anlagewerte vernichtet. In der Stadt Mülheim ( Ruhr ), wo die beiden damals noch lebenden Ruhrmagnaten Hugo Stinnes und August Thyssen ihren Siz hatten und seit Jahrzehnten
Eingegangen ist inzwischen auch eine Interpellation der Deutschnationalen über bas Rontordat in Preußen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Regierung dazu erklären, was sie übrigens schon vor etwa sechs Monaten getan hat, daß fich die Angelegenheit noch im Stadium der Vorbereitung befindet und daß darüber noch verhandelt wird.
Um die Regierungsumbildung in Preußen ist es einstweilen still geworden. Es hat den Anschein, als wenn allseitig die Reigung besteht, erst einmal die Enimidumg ber Dinge im Reich und in Anbetracht des ausgebrochenen Kampfes zwischen Arbeitgeber und Metallarbeitern in Westen Deutschlands eine Kon folidierung der Wirtschaftsverhältnisse abzuwarten.
Die nächste Sigung des Landtags findet Dienstag, den 6. November, statt. Auf der Tagesordnung stehen die Anträge und Anfragen der Parteien über die Ruhr aussperrung der
Metallarbeiter.
Deutsch - tschechische Einigung. Tschechoslowakische Hafenzonen in Hamburg und Stettin . Die zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland seit langen Jahren schwebenden Verhandlungen sind zum Abschluß gelangt, welche die Verpachtung von Landstücken in den Häfen von Hamburg und Stettin gemäß Artikel 363/364 des Bertrags von Berfailles zum Gegenstand hatten.
Der schechoslowakischen Regierung follen von dem Senat in Hamburg am Halleschen und Dresdener Ufer im Moldau - und Saalehafen Landstüde verpachtet werden unter Bedingungen, die signet find, ber tichedhoftomatischen Regierung Die Entwidung ihres
wie fehr die übrigen Ruhemagnaten das Wohlwolle der Finanzbehörden ausgenuht haben.
Die Landesfinanzämter Düsseldorf und Röfn werben an hrer Entschuldigung im Blid auf das Eindringen der Feinde in bas Ruhrgebiet mancherlei anführen tönnen. Die Nachsicht der beiden Finanzamter ist aber ebenso beispiellos mie die Bewilligungs freudigkeit der Reichsregierung gegenüber den Wünschen der Ruhr magnaten am Ende des Jahres 1923.
Wenn die Ruhrmagnaten den Spruch nicht fennen noblesse oblige oder del legt Bflichten auf", jo follten sie doch als Geschäftsleute das alte deutsche Bort fennen:„ Eine Hand wäscht die andere" und sich dankbar daran erinnern, daß die deutsche Reichsregierung und das deutsche Bolt und die deutsche Arbeiterschaft ihnen durch das Bersprechen vom 31. Oftober 1923 in dem Brief Stresemanns an Stinnes die Mittel zum Aufstieg aus den Schrecniffen der Inflation und des Ruhreinbruchs( durch Aus mugung des englischen Kohlengräberausstandes) zu ihrem gegen wärtigen Reichtum geliefert haben, der bei Bermeibung jeder Ausfperrung und jedes Ausstandes schon in fünf bis zehn Jahren den höchsten Stand vom Jahre 1914 wieber erreichen tann.
Rudolf Martin.
unmittelbaren Durchgangsverkehrs von der Tschechoslowakei nach Uebersee und umgelehrt in wirtungsvollster Beise zu ermöglichen. Es ist weiter dafür Borsorge getroffen worden, daß auch über die jetzt in Aussicht genommene Berpachtung hinaus den tschecho flomatischen Bedürfnissen durch weitere Verpachtungen Rechnung getragen werden tann, sobald die wirtschaftliche Entwicklung der Dinge beiden Regierungen dies notwendig erscheinen laffen sollte.
Die von den beiden Delegationen getroffenen Abmachungen unterliegen zunächst der Genehmigung der beiden Regierungen.
Agrarpolitik statt Notprogramm!
Der Reichsernährungsminister Dietrich hat am Montag vor Bertretern der württembergischen Landwirtschaft eine Rebe gehalten, die sich in der Hauptfache mit dem landwirt schaftlichen Rotprogramm beschäftigte. Der Minifter betonte die Notwendigkeit, dieses Programm, das ja ein Programm zur Förderung der landwirtschaftlichen Produktion und des Absages landwirtschaftlicher Artikel sein soll, auf lange Sicht umzustelle Deshalb werde die Reichsregierung erstmalig im Etat 192 trop der gespannten Finanzlage für dieses Programm 20 RI lionen Mart zur Verfügung stellen, wobei fie f bewußt fei, daß diese Summe für 5 Jahre festgeleg wird.
Daß sich das vom Reichstag gebilligte Not. bzw. Rationalifi rungsprogramm nicht von heute auf morgen auswirken fann und daß seine erfolgreiche Durchführung weiterer Mittel bedarf, ift felbft verständlich. Borauslegung dafür ist aber auch, daß die 3 wed
mäßigteit weiterer Ausgaben vom Reichstag auf das
gene sefe geprüft wird.
so god ju