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Dienstag
6. November 1928
Unterhaltung und Wissen Wiſſen
In feinem demnächst erscheinenden neuesten Werl Tnofern, der Gee der wilden Schwäne", führt uns Bengt Berg in seiner gewohnten spannenden Erzählungsweise das Schönste vor, was bis heute an Büchern
Bogelleben geschrieben worden ist.
Mit Erlaubnis des Berlages Dietrich Reimer, Berlin , bringen wir den folgenden Abschnitt.
Es liegt in der schwedischen Ebene ein seltsamer See, wo mehr wilde Schwäne hausen als sonst auf der ganzen Welt. Denn für wilde Schwäne hausen als sonst auf der ganzen Welt. Denn für die Schwäne ist der Tookern" ein gelobtes Gemässer" mie fein cnderes.
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Es ist nicht viel mehr vom See übrig, menn der heiße Sommer fein Wasser trinkt und die unzähligen Samen, die in seinem feichten Schoß ruhen, zu neuem Leben erweckt. Sein Wasserspiegel reicht wohl eine Meile von Often bis Westen und vielleicht eine halbe zwischen den Sümpfen im Süden und den fahlen nördlichen Ufern. zwischen den Sümpfen im Süden und den kahlen nördlichen Ulfern. Aber das Wasser ist faum mehr als ein Spiegel. Es ist so seicht, daß die Schwäne nur ihre langen Hälse hinunterzuſtrecken brauchen, um alle die Triebe und Wurzeln zu erreichen, die sie haben wollen. Der See ist nicht immer so feicht gewesen. Bor hundert Jahren war er so tief, daß die Somäne nur in der Nähe des Ufers den Grund erreichten, und dort waren sie ständig in Gefahr, ermordet zu werden. Damals gab es bort taum halb so viele Schwäne oder andere Vögel wie jetzt. Die meisten sind erst gekommen, seitdem die Menschen versucht haben, den Eee zu zerstören.
Die Menschen, die das Land ringsum besaßen, sahen voller Habgier, daß es am Grunde des Toofern eine Moorerde gab, desgleichen wohl kein Feld am Lande hatte.
Diejenigen, die eine günstigere Lage hatten, versuchten, einzelne jeichte Strecken einzudämrien, um vor den Nasen der anderen etwas für sich allein herauszuholen. Und die anderen durchstachen des Nachts die Dämme, damit das Wasser wieder herein tam und den Borteil der ersten vernichtete. Sie starben an ihrem Neid, und ihre Rinder erbten ihn. Die waren tüchtiger. Jetzt wurden sie auf einmal alle einig, zusammen gegen den verwünschten See anzufämpfen; denn die hohe Behörde mollte ihnen dabei helfen, und jeder glaubte, dabei für sich das beste herauszuschlagen. Jetzt scharrten sie ihr Geld zusammen. Die ganze Gegend fam in Aufstand. Der Tookern sollte endlich gesenkt werden.
Hunderte von Arbeitern wurden herangezogen. Ungeduld brannte in aller Herzen. Der Abfluß wurde gegraben. Der See sollte verbluten. Die Zeit schlich. Es ging doch nicht so schnell, wie man wollte. Der Sommer nahm ein Ende. Ebenso das Geld. Die letzten Scheine wurden von der Sparkasse geholt. Bor Herbst ende sollten sie doch fertig sein. Jeder wollte sehen, wie das Waffer langsam von der verhaßten Fläche draußen fant, mo nur die nuzlosen Wildvögel hausten. Es war ein Wert von Bedeutung für das ganze Land, mo viele Seen nur darauf warteten, ebenso gesenkt zu werden. Der Winter fam ungebeten früh und fegte mit Sturm und Flut und Eisgang das ganze Werf hinunter in den Schlamm. Und als der Frühling wiederkam und die Sonne die Taten des Winters aufklärte, hatten ein paar Bauern einen armfeligen Streifen Erde mehr bekommen. Die meisten hatten nichts. Aber alle hatten sie ihr Land zugesetzt. Nur eins hatten sie alle erreicht: als die Frühlingsflut zurücging und die Sommerhige den Schlamm in Gärung brachte, fant der Wasserstand gerade um fo viel, als nötig war, daß sie ihre eigenen Boote nicht mehr über den See rudern fonnten. Aber den Wasservögeln draußen, denen Leiner etwas gönnte, hatten sie einen ganz neuen See geschaffen. Die Wasserpflanzen vermehrten sich in der Wärme des seichten Waffers. Eines Tages war auch die Wasserpest da und füllte große Streden bis an den Wasserspiegel und darüber hinaus. Und als
wenn fie nur darauf gewartet hätten, tamen unaufhörlich neue Scharen von Bögeln, um die verschiedenen Wohnkreise des neugeschaffenen Reides in Befiz zu nehmen.
Für mich galt es, die Wildschwäne mit der Kamera bei ihrem Neft zu überlisten.
Ich versuchte viele alte gute Riffe, aber es mar alles vergebens. Da taufte ich einen alten Kahn und füllte ihn mit Schilf. Stafte ihn ins Rohr und verbarg ihn einen guten Flintenschuß entfernt von dem ersehnten Schwanenneft.
So ging es zwei Tage. Dann brachte ich das Boot ein feines Ghid näher und verbedte es gleichzeitig mit ein paar Schiffbündeln. Nach zwei Wochen lag ich doch unter dem alten Schilf auf dem Boden des Bootes zufammengefantert und hatte das Objeftin meiner Kamera auf das Nest gerichtet.
Das Schmanenneft liegt wie eine Seefeste von trodenem, zufammengehäuftem Schilfrohr. Auf seiner Krönung ist eine feichte Bertiefung, und dort schimmern die Rundungen von fünf langen glänzenden Eiern. Ringsherum ist das Schilf auf mehrere Sulafter im Umkreis abgebiffen. Aber während das Weibchen brütet, mird dort neues Schilf aufwachsen, und wenn es am meisten des Schutzes bedarf und die feinen Jungen ausgeschlüpft sind, wird das Schilf wie eine Mauer rundherum ftehen.
Man kann dem Schwanenmeibchen so schwer mit den Augen folgen. Es bewegt sich so behutsam. Zuweilen, wenn das Rohr im Binde schwankt, meine ich es far zu sehen, aber im nächsten Augenblic ist es wieder verschwunden. Aber sein schwarzes Auge richtet sich starrend blant gegen das große wunderliche Kameraauge im Schilfhügel. So liegt es fange auf der gleichen Stelle und gleitet nur ab und zu hin und her, um durch das Schilf zu bliden. An der Nestkante zögert es einen Augenblid. Das Nest war zeitig gebaut, und das Baffer ist in den legten Tagen gefallen. Es ist hoch, dort hinaufzukommen, und das Weibchen ist etwas schwer und füllig, wie es einer Mutter zukommit. Sein Kopf streckt sich suchend über das Nest. Der Rörper gleitet etwas zur Seite. Dann heben sich die großen Schwingen in wenigen mäch tigen, faufenden Schlägen, und der Schman steht ganz mie ein föniglicher Bappenvogel am Reftrand. Dann redt sich der Hals plöglich, und der Schwan steht und fpäht über sein Schilf- und Wasserreich.
Nichts ist zu sehen, was Gefahr droht. Das Weibchen beugt fich über die Eier, als ob es fie nachzählen wolle. Dann wirft es noch cinen prüfenden Blid auf den Schilfhügel. Es schien ihm, als ob es von dort her einen Laut vernahm. Aber es war doch wohl nichts Gefährliches. Dann sentt es den Kopf und wendet und rollt die Eier, als ob es niemals mit ihrer Lage zufrieden wäre. Es meiß, daß die Eier nur auf einer Seite gewärmt merden dürfen. Wenn die Eier lange auf ber gleichen Seite liegen mitben, tante das Meine Suwee berie en ber unteren Seite feltmachsen unb sterben. Darum müssen fie oft gewendet werben. Und nachdem es
Beilage des Borwärts
Das Flugzeug auf Schienen.
Die Propeller- Bahn als Schwebebahnprojekt zum Rheinland.
Das Projekt einer Schwebeschnellbahnverbindung zwischen dem rheinischen Industriegebiet und der Reichshauptstadt wird schon seit sehr langer Zeit in Interessenten- und Fachkreisen ernsthaft disfutiert. Die wirtschaftliche Notwendigkeit und Rentabilität hat fich in den lezten Jahren immer deutlicher gemacht, so daß die interessierten Wirtschaftskreise dem Projektt ernsthaft nähergetreten find. Das Schwebeschnellbahnprojekt zwischen dem Rheinland und Berlin ist bereits in den verschiedensten Formen aufgetaucht. Die ursprünglichste Form war die einer elektrischen Schwebebahn nach dem Muster der Schwebebahn, die in Elberfeld Barmen bereits ingenieur Franz Krudenberg, ist der Urheber dieses Schnellbahnexistiert. Der Chefingenieur der Schütte Lanz - Werte, Diplomprojektes. Daneben entstand ein zweites Projeft. Im Rheinland selbst hatte sich die Notwendigkeit herausgebildet, eine schnellere Dortmund , Essen, Düsseldorf , Köln zu schaffen. Man hatte für Berbindung der wichtigsten Städte des Ruhr- und Rheingebietes:
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diesen 3med an ein elektrisches Schnellbahnprojekt gedacht, das neben dem Eisenbahnneß durchgeführt werden sollte. Nun ist man neuerdings dem Gedanken nähergetreten, die beiden Projekte gemissermaßen zu kombinieren. Man will auch die Strede Dort mund- Essen- Düsseldorf- Köln, deren Bau noch dringlicher ist als die Verbindung mit Berlin , als Probestrede nach dem Borschlage Krudenbergs als Schwebebahn bauen. Wenn auf dieser Strede genügend Erfahrungen mit diesem neuen Schnellbahnsystem gesammelt worden sind, so will man dann zum Ausbau der großen Schnellbahnstreden schreiten, wofür die Linien Köln - Berlin und vielleicht auch Köln - München hauptsächlich in Frage kommen
würden.
Reichsbahnverwaltung und Industrie beschäftigen sich seit Monaten bereits ernsthaft mit der Durchführung dieses Projettes. Denn es ist selbstverständlich nicht beabsichtigt, die Durchführung eines so bedeutenden Berkehrsunternehmens der privaten Initiative zu überlassen. Entgegen dem Gedanken, die erste Versuchsstrede zwischen Köln und Dortmund zu bauen, der vom Rheinland , insbesondere von Köln aus propagiert wird, ist ein anderes Pro
fie schließlich in die gewünschte Loge gebracht hat, sinft es vornüber auf das Meſt. Es madelt etwas und rüdt fich mit dem Körper zurecht. Es greift mit dem Schnabel nach allen möglichen fleinen Schilfftücken und Daunen, die von ihm abgefallen sind, und stopft fie zwischen die Eier, wo sie nebeneinanderstoßen. 3ufezt liegt es endlich still und schaut mit Muße über die Umgebung. Dann gleicht es vielleicht noch mehr einer Königin als sonst. Der Hals ist hoch erhoben in einer schmalen Schlinge gebogen, und das weiße Gefieder fließt wie ein Hermelinmantel über das Rest.
Aber plötzlich ist es unzufrieden. Es erhebt sich wieder. Es dreht sich hin und her wie ein Hund, der sich sein Lager zurecht
macht.
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Es hält ein und blidt mein Kameraauge an, und dann mendet es sich wieder ab. Irgend etwas gefällt ihm nicht. Eine Zeitlang begriff ich nicht, was es wollte, aber dann bog es sich vor und redte den langen Hals über die Nesttante. Da wurde es mir flar es will an seinem Nest bauen. Ich verstand nur noch nicht, marum es baute. Es ließ sich nach vorwärts fallen und nahm die Haline aus dem Wasser. Mit seinem breiten Schnabel nahm es mehrere zugleich, hob sie über das Nest und schleuderte fie so heftig von sich, als ob es böse wäre. Nachdem es so mehrere Minuten gebaut und sich einen fleinen Schirm von Stroh zurechtgelegt hatte, merkte ich erst, daß es die Halme nur auf die Seite des Restes Brachte, die mir zugewendet mar.
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Ich überlegte mir einen Augenblid, ob das vielleicht wegen des Bindes geschob es mar nämlich ganz augenscheinlich, daß diese Art und Weise, zu bauen, einen besonderen Grund haben mußte, obgleich die meisten Vögel, die schwimmende Nester haben, während der ganzen Brutzeit an ihrem Pfahlbaum auszubeffern pflegen. Aber als ich wieder einen mißtrauischen Blid seiner Augen auffing, mar es mir flar, daß es zuviel von der Kamera gemerkt hatte. Es hatte jedenfalls den Berschluß niederrasseln hören, als es still fag. Es fürchtete das Glas, das wie ein großes Auge blintte, nicht, wenigstens nicht so sehr, daß es sich beim Brüten stören ließ. Es mußte, daß es selbst genügend groß und die Gefahr genügend klein war, um ihr die Spize bieten zu können. Aber es paßte ihm ganz einfach nicht, daß das große Auge auf seine Eier blidte, während es brütete, und es fühlte das Berlangen, fich zu verbergen. Da überlegte es zuerst lange, und dann nahm es Schilf und häufte es zu einem Schirm zwischen uns. barer feiner Bogel!
Leben ohne Großhirn.
Du sonder
Die beiden geheimnisvollen Halbtugein des Großhirns, die von der Schädelkapsel umschloffen sind, waren viele Jahrhunderte lang in ihrer Bedeutung ganz unbekannt. Erst neuerdings hat man wenigstens einige Andeutungen über die Bedeutung dieses Organs herausbekommen und gefunden, daß die Entwicklung der geistigen Kräfte bei allen Lebewesen mit der Entwicklung des Großhirns und seinem Reichtum an Furchen und Bindungen parallel geht. Belch ein Unterschied ist z. B. zwischen dem windungslosen Großhirn des Fisches und der so reich ausgebildeten Form dieses Organes beim Menschen! Besonders wichtig für unsere Erkenntnis von der Arbeit des Großhirns find die Bersuche gewesen, verschiedene Tiere nach der Entfernung des Großhirns zu beobachten. lleber diese Erperimente berichtet Gottfried Stiasny in einem Aufsatz der Leipziger Illuftrirten Zeitung".
Für die Lebensweise des Fisches bedeutete eine solche Operation menig. Auch der großhirnlose Fisch bewegte sich meiter im Baffer wie feine gefunden Genoffen, fuchte Futter usw. Auch bei dem großhirnlosen Frosch war ein Unterschieb bei oberflächlicher Be trachtung faum zu bemerken. Diese enthirnten" Tiere schwammen, hüpften, fraßen weiter und entzogen sich den Nachstellungen ihrer Feinde wie die normalen. Allerdings wurde bei genauerer Beobachtung dieser Tiere bemerkt, daß sie den gesunden im Rampf ums Dasein deutlich unterlegen waren. Bei großhirnlosen Reptilien, mie Schlangen und Schildkröten, ftellte man feft, das bei ihnen die Zeuerungen non Zorn und Burcht fehlten; biese zweifellos höheren feeltfchen Funktionen waren affe ausgefchaltet.
jeft entstanden, die Probestrede von Berlin aus zu bauen. Für diesen Zwed hat die Studiengesellschaft, die sich mit der Frage beschäftigt und in der auch mehrere Großbanken vertreten sind, die Strede Berlin - Magdeburg vorgeschlagen. Es wird also leider auch hier anscheinend wieder zu einem wirtschaftlichen Interessenfampf kommen, der die Durchführung des Projeftes behindert. Um so notwendiger ist ein energisches Eingreifen des Reichsverkehrsheit zu ergreifen. Wenn erst einmal einzelne Interessengruppen sich ministeriums, das gut täte, selbst die Initiative in dieser Angelegen= auf thre Sonderprojekte festgelegt und verrannt haben, wird es später sehr schwer sein, die nötige Einigkeit herbeizuführen. meicht in seiner neuesten Gestalt insofern von älteren Schwebebahnprojeften ab, als der Antrieb der Wagen nicht wie bei der fende Rad erfolgt, sondern durch einen Flugzeugpropeller. Dieſe Schwebebahn Elberfeld- Barmen durch das auf der Schiene lau. Kombination aus Schwebebahn und Flugzeug soll angeblich eine Stundengeschwindigkeit von 300 Kilometer erreichen fönnen. die gesamte Strede höchstens 500 Kilometer beträgt, so würde die Berbindung Köln- Berlin in der Zeit von zwei Stunden hergestellt werden. Diese Ziffern sind sicher reichlich optimistisch, aber selbst eine solche Schwebebahnverbindung, die drei bis vier Stunden zur lleberwindung der Strede Köln- Berlin brauchte, wäre für die deutsche Volkswirtschaft von außerordentlicher Bedeutung. Krudenberg will auf der Strede übrigens mur Einzelwagen laufen lassen, also nicht elektrische Züge wie auf der Strecke Elberfeld - Barmen. Der Wagen wird etwa 40-50 Personen fassen fönnen und voraussichtlich nur eine Klasse besigen. Der Preis für die Fahrt foll nicht höher sein, als der Fahrpreis für dieselbe Strede in der 2. Klasse der Reichsbahn beträgt. Da die technischen Einzelheiten des Problems von den Studiengesellschaften und den in Frage tommenden industriellen Unternehmungen in allen Einzelheiten bereits durchberaten sind, so darf man hoffen, daß dieses für den deutschen Verkehr und die deutsche Wirtschaft so bedeutende Projekt bald der Verwirklichung entgegengeht.
Da
Sehr viel deutlicher treten bereits die Ausfallserscheinungen bei den Vögeln auf. Bringt man z. B. eine Taube unter fünstlicher Fütterung über die ersten Tage nach der Operation hinweg, so zeigt das Tier ein höchst merkwürdiges Verhalten. Der Bogel läuft umher, geht Hindernissen aus dem Wege, sieht und hört, schläft des Nachts wie sonst. Aber die Taube ist zu einem belebten Automaten geworden; sie vermag nicht mehr zu denken" und zu handeln. Der enthirnte Tauber läuft girrend ruhelos umber, beachtet aber ein Weibchen nicht, das man neben ihn seht. Unter den anderen Tauben leben diese großhirnlosen Tiere mie Einsiedler, find wie fühllose Steine. Auch die Raubvögel verlieren, menn sie des Großhirns beraubt werden, alle Angriffslust, ja jede Fähigkeit, folgerichtig zu handeln. Der Falte tötet wohl die Maus, die man ihm nahe bringt, aber er zerreißt sie nicht und frißt sie nicht auf.
Am Klarsten ist natürlich das Bild bei den großhirnlosen Säugetieren, deren Hirnmasse ja am höchsten innerhalb der Tierwelt entwidelt ift. Der Physiologe Goltz hat einen solchen enthirnten Hund 1½ Jahre lang beobachtet. Alles, was im Tier das Individuelle darstellt, war bei dem Hunde nach dem Eingriff völlig erloschen. ließ ihn völlig teilnahmslos; er verstand weder seinen Namen noch Er zeigte teinerlei Erinnerungsvermögen; das Bellen anderer Hunde Lockrufe, obwohl er durch Geräusche aus dem Schlaf geweckt werden fonnte. Gegen den Wärier, der ihm täglich den Futternapf brachte, wehrte er sich immer aufs neue, fraß aber, sobald man ihm die Schnauze ins Effen steckte. Aus all diesen Versuchen und Beobachtungen geht hervor, daß alle Aeußerungen des Bersönlichen, Denttraft und Gemüt, Erinnerung und Verstand, mit der Entfernung des Großhirns fortfallen. Dagegen werden die rein pegetativen ,,, automatischen Tätigkeiten von Zentren aus geregelt, die in den übrigen Hirnteilen und im Rüdenmark liegen.
Gegenwärtiger Stand der Rohfoftfrage.
Die Menschen wissen seit vielen Jahren, daß die Rohkost eine ganz spezifische Heilwirkung hat. Es war instintives Erfennen, als die Vegetarier ihre Kost, und darunter die Rohkost, propo
gierten. Als dann die Erkenntnis von den Ergänzungsstoffen Gemeingut affer wurde, war auch gleichzeitig eine Begründung der Richtigkeit der vegetarischen und Rohkost gegeben. Während in
früheren Jahren die Begetarier allein ihre Ansichten perfochten, fam nun der Forscher, Kliniker und Physiologe. Sie begründeten diese Lehre, und es war gemiß ein Wendepunkt in der Geschichte der Ernährungslehre, als auf dem Rongreß für Berbauungsund Stoffwechselfrankheiten in Amsterdam und wenige Tage später auf der Naturforscherversammlung in Ham. burg eine große Anzahl Aerzte, darunter die prominenteften auf dem Gebiete der Ernährungslehre, eindeutig den großen Wert der Rohkost für die menschliche Ernährung anerkannten. Besonders wichtig sind die Ausführungen von Professor Wilhelm Stepp , Breslau , der von der Feststellung ausgeht, daß der menschliche Berdauungskanal feinem Bau nach nicht allein für die Verzehrung von Rohnahrung eingerichtet ist, vielmehr kann auf das Zubereiten vieler Nahrungsstoffe durch den Kochprozeß nicht verzichtet werden. Auf jeden Fall verlangt aber die sich aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neuzeit aufbauende Ernährungslehre, daß nach Möglichkeit täglich etwas Rohloft in Form von Salaten, Tomaten, Radieschen, Rettichen und den verschiedensten Früchten aufgenommen wird.
Richt Rohkost allein soll also die Speise des Menschen sein, sondern wir können bei unserer gewohnten Lebensweise im all gemeinen verbleiben und sollen nur weniger Kalorien zu uns nehmen, dafür mehr Lebenswerte, das sind die Ergänzungsnährstoffe, die Vitamine und Mineralsalze, die mir vornehmlich im Obst und Gemüse finden. Sache der Hausfrau und der Köchin ist es, diese feinen Nährstoffe nicht durch allzu langes Kochen zu zerstören, sondern nach Möglichkeit die Pflanzentoft, welche in rohem Zustand genossen werden kann und leicht verdaulich ist, auch in Wirklichkeit in dieser Form auf den Tisch zu bringen. Unnötiges Kochen ist ebenso false, als zu langes Rochen und Abgießen des Brüh- und Rodywaffers, melches die meisten Bitamine und Nährsalze enthält. Dr. Bindel.