« Unterhaltung unö ADissen
Beilage des Vorwärts
Bor dem englischen dichter. Aus der Mappe eines Englandsahrers.
Di« Engländer lleben ihr« Justiz«i« t>i« Amerikaner ihre ÄuiMTToWffttö&en lieben oder der Mitteleuropäer seine Stamm- kneip«, seine Fridericusmärsche und seine Kegelbahn«»: kritiklos. fraglos, bedenkenlos. Galsmorthg»„3uflie<* urt» Shakespeares ..Kaufmann wm Venedig' beweisen es; fein anderes Volk Hot in seiner theatralischen Literatur zwei solche pochenden, lebendigen Gerichteszenen auszuweisen, selbst di« Orestie wirkt dagegen immer nur wie ein Mythos, nicht wie Erleben. Die großen englischen Zeitungen sind ongesüllt mit Berichten aus den bedeutenden und mit Wißen aus den un �deutenden Gerichtsnerhandlimgen des Landes: Die �Ouips'�sche des„Telegraph' ist nicht selten lustiger als die ..Fliesenden Blätter' und interessanter obendrein. Und dann, weiche Tragödien, die sich in den altersgrauen Hallen abspielen, täglich, stündlich, nicht zu dämmen, massenhaft... Jede Hall« hat je ihre eigenen Tragödien; die Wartesäle haben di« ihren, di« Börsensäle, die Empfangshallen der großen Well... Serichtssal« ober ver- einen das gesamte Leben der Menschen wie in einem gigantischen Inferno... Und der Besuch dieser Inserni ist völlig umsonst und steht, wie eg rech:- ist, jedem wohlerzogenen Staatsbürger nach voraus. gegangener Anmeldung frei. Trotzdem oder gerade wohl b«HoUb stehen die braunen Holzbänke der„Public Talleries' meist leer. und der interessierte Hörer ist gewöhnlich sicher, einen guten Platz zu bekommen, wem,«s sich nicht gerade um einen Lustmord oder um einen Scheidungsprozeß in der Aristokratie des Landes handelt, wohin dann die braven Hausfrauen in Schoren eilen, um sich ein- mal nach Herzenslust entrüsten zu können. Mitten im Gewirr und Trubel der Gassen und Gäßchen von Holborn Eity liegt Bov>Sir«et. dem Leser von Dickens her viel- leicht schon bekannt... Montag morgen» ist dort Hauptbetriebszeit: betrunkene Familienväter, Bettler und Straßenmädchen treten in rascher Folge vor die Schranken. Stimmung: Katzenjammer oder stumpf« Ergebung, oder imsicher tastendes, dumpfes Staunen, oder „vermasselte Tour'... Der Einzelrichter ist ruhig-milde, die Police- Männer, wie stet» in England, vorbildlich höflich, das Publikum ruhig und gedankentos... Die Lust riecht nach Engebung. Loyalität und Angst. Die Verhandlungen gehen schnell wie«ine Maschine. Der Posice-Eonstable beschwört seine Aussage, bisweilen auch der Be° klagte, der dann von der eisernen„Bar' zur Zeugenloge(„v-itne,-- box*) hinüberwechselt. Es gibt, übrigens schon seit vierzig Jahren. den nichtreligiösen Eid; aber gewöhnlich schwören di« Zeugen mst emporgeholtenem Neuen Testament.>di« Wahrt) eit zu sagen, und zwar die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit'. Aber auch wo weder dieses iwch jene» geschieht, hat man eigentlich das Gefühl einer großen Verläßlichkeit: die Englärwer find ein ausrechte? und aufrichtiges Volk von Haus au». Sie hoben fest«, wahrheitliebend« Knochen: was sie sagen, ifl gesogt, und wo sie schweigen, schweigen sie beredt. Der Nichter stellt die üblichen Fragen an die Vorgeführten, ob sie etwas zu bemerken hätten, oder ob... Aber gewöhnlich hoben sie nichts zu bemerken, und die meisten schütteln nur trotzig oder verstSndnislos oder traurig den Kops. Sie wiflen ja schon— die meisten sind alte Kunden—, daß sie verknackt werden, ja oder so... Und der Richter verknackt, wie es seines Amtes ist, verknackt mit ruhiger, leidenschaftsloser, durch Selbstbeherrschung und Gewohnheit gedämpfter Stimm«, di« zugleich etwas Abfließendes und Eni- ferntes in sich trägt...„To kine' nennen sie da»: ober, irret euch nicht, es ist gar nicht so„fein*.-.-Und da der Beutel, wie selbst der edle Dichter de,„Verlorenen Paradiejes' einmal bekeimt, die emp« findlichste Stell« des englischen Nervensystems ist, fo verknackt man den Säuser, die Dirne, den Ruhestörer, den Rausbold und wer da sonst hinter der eisernen Schranke steht, nach unergründlichen Normen und alter fflewöh-nheit zu irgendeiner Summe, die(der Himmel mag wissen, mst welcher Elle gemessen) zwischen fünf inch vierzig Schillingen schwankt, und di«, einmal ausgesprochen,«nd- gültig und ohne Berufungsmöglichkeit feststeht und wie der Blitz- strahl des Himmel« mst fassungsloser Ergebenheit zu Protokoll ge- nommen mst» entrichtet wird. Nur ganz gelegentlich, wenn«in über- schlauer Neuling sich wortreich und geriflen aus der Affäre zu
schwindeln versucht, dann gibt es wohl kurzerhand einmal„Zeven ckays', stoben Tage— worob dann der Angeklagte zumeiit ein fassungsloses und ziemlich blödes Gesicht macht... Abgemacht! Der Nächste Com« on, Sir!... lind das gleiche, in seiner unbewußten und uneingcstandenen Grausamkeit erschütternd« Schauspiel beginnt sich von neuem abzurollen— zehnmal, vierzigmal. hundertmal... lind der brave Misteleuropäer denkt an das Vorbild des englischen Richters, den albnächtigen Trstor urdsnus auf dem Markte des patrizischen Roms und wackelt ein wenig mit dem Kopfe... Da hat sich ein armer Familienvater betrunken,„ztoae-dlinä- ckeeck-ärunsi', wie die markige Sinnlichkest dieser erzenen Sprache e« nennt, so daß er beim Aufsteigen auf den„Bus' hiirnntcr und in die Gaff« torkelte. Halben Wochenlohn vertrunken, wie schon öfters: die junge, nerhärnst«, hübsche Frau stand schomvoll dabei, wie sie auch jetzt schamvoll neben dem hünenhaften Gatten an der eisernen Bar des Gerichtshofes steht. Sie nickt' ihm ermutigend und doch selber im stillen verzweifelt zu. so wie jemand, der einem Todkranken versichern muß, daß es„schon wieder werden' wird: ein gute«, opferwilliges Frauenlächeln, da» einem ins Herz schneilyt, auch wenn man dem Säufer selber nicht gerade gewogen sein kann. So haben sie schon öfter hier gestanden: die List« der Polizeistrasen des„dissoluten*— so heißt das— Hünenmenschen ist verlesen worden: sie war monoton und lang... Di« Sache ist klar, die Strafe nicht minder...„Bierzig Schilling«!'... Ein Wochenlohn vielleicht... Vierzig Schillinge, im Nanzen des Königs... Was wird der hünengroße Kerl begnrnen? Wird« brüllen, wirh er dreinschlogen? Oder wird er demütig inn Bewährung bitten, oder sich stn Schoß seiner Seinen, tapferen und verzweifelt lächelnden Frau ausweinen?... Ach, nichts davon, nichts wird er tun als, wieder freigelassen, hingehen und seinen Aerger mst würzigem Stout und dunklem Al« und süßbsttersm Porter himnsteripülen und auf den geldgierigen Staat und di« dummen Gericht« und di« swpiden Richter schimpfen, und sein« Freunde werden ihm mit Johlen bei- pflichten: denn er hat ja eine neu« Log« geschmisien, und seine Nein« Frau wird ihm die groben, großen Hände streicheln, die einen Ochsen bei den Hörnern fassen könnten, und wird tapser dreinschauen und vielleicht auch ein bißchen zu lächeln versuchen, um ihn vor Ladenschluß noch nüchtern nach Hause zu locken... Und das ärmliche Mädchen, das am nächtlichen Trafolgn? Square einen besseren Herrn mtb am„Strand' einen zweiten und vor dem Bictoria-Terminus einen dritten Herrn angesprochen hat und di« folglich erwiesenermaßen«ine von jenen abscheulichen Per- sonen ist, die von der Gesellschaft als„notwendiges Uei»el' anerkannt und eben deshalb gebrandmarkt und verachtet werden müssen— sie wird gleichfalls mit vierzig Schillingen bestraft, weil sie nicht. wie ihr« glücklicheren Schwestern, einen Mann oder wenigstens einen. gutzahlenden Freund hat. sondern ganz unerlaubtermoßcn ihrem schändlichen, well nickst legal besteuerboren Gewerbe ans der Srroße nachgeht. Und in der Tat, welch einen Fortschrist die Zivi- lisation fest den Togen Erornwells gemocht hat, da? zeigt sich schon daraus, daß man die solchen unerhörten Frevels Geständige nicht mehr wie einst in Gegenwart vdn unbescholtenen Zeügen durch den Büttel peitschen läßt— selbstredend nackt—. und auch der Freihest beraubt man sie nicht einen Tag. denn schließlich muß sie doch leben und verdienen, wenn sie die ihr vom Gericht.zudiktierte Strafe zahlen soll, itichj wahr?... Und fo entläßt man sie, nachdem man ihr das Geld abgenommen Hot. von dem schon vesposian sa gemütvoll zu sagen pflegte, daß«s„nicht noch dem Gewerbe stink«', auf die winkle, endlos lang« Großstodtstraße, wo sie denn wahr- scheinlich bald wieder... Aber wir wollen den trüben Faden unseres Erlebnisses nicht allzu lang««eiterspinnen, sonst könnte sich am Ende zeigen, daß im Reckst wie im sozialen Leben da» vorliegt, was man in der Logik einen„fehlerhaften Zirkel' zu nennen pflegt und was der englische Richter und die englisch « Gesellschaft noch nickst erkannt zu haben scheinen... Me hieß es doch im 12. Jahr- Hunderl?.Justitia est rnagnutn emolumentum.' Zu deutsch : Die Rechtspflege ist«ine vorzüglich« Einnahmequelle... Haben unsere Juristen aus ihrer Innsbrucker Tagung wohl daran gedacht, al» sie das englische Gerichtsverfahren mst hohen Tönen de« Löhes an- empfahlen? Wir hoffen nicht! W. Neu man n.
Heringe. Bon Kaff« Zeiterström. „Ich bin um die Welt gefahren." sagt Bogel,„und bin Menschen oller Gastungen begegnet. Ich weiß, was sie wert sind, ober— ein- gebildetere Leute als di« Norweger gibt es nicht.' D. erhob sich, sah noch der Uhr und sagte: „Jetzt kommt tn« Geschichte mst den Heringen. Di« habe ich schon mal gehört. Sie ist Schwindel von A. bis Z.' „Ich kenne sie auch,' sagt« D.,„aber ich glaube sie,— bis auf «13 mit den Kortoffeln.' „Die Kartoffeln glaub« ich auch,' sagt« T.,„besonders sogar die Kortoffeln. Di« sehen Vogel so ähnlich' „Wenn die Herrschaften nichts dagegen haben, dann darf ich di« beschichte vielleicht hören," sagt« ich„Für mich spielt es kein« Rolle, i�sie�wohr ist oder nicht. Darin besteht ja der Wert einer Geschichre „Na," sagte Vogel,„es konmst eben auf mich an. Also— es Isar bei einer Segelregatta vor Oslo . Ich war natürlich da und half, die Norweger schlagen. Dann gaben wir ihnen«in Diner an Bord iier„Meerkatze",—«in« auserwählte Gesellschaft von Domen und Herren. Nach dem Essen tranken wir Kasse« und Schwedenpunsch . und vieles andere, und dann flirteten wir mst den Damen, hübschen Mädels, und dann plötzlich fing jemand an, van den norwegischen Heringen zu sprechen. Es war natürlich einer der Norweger. Als vir sämtliche ausgezeichneten Eigenschaften der norwegische» Hering« durchgekaut hatten, sagte«in« der Domen: „Ich habe gehört, daß die Hering« bis in de« Haien von Oslo kommen. Ist das wahr?" „Vollkommen wahr,' sagten alle Norweger wie aus einem Mund«.„Die Heringe kommen bis in den Hasen von Oslo .' Wenn jemand gesagt hätte, daß die verdammten Hering« bis auf d«n Kai kämen, sich geradeswegs in di« Tonn« legten und sich selber einpökelten, so hätten sie danaus geschworen, daß auch das wahr sei. Na, ich saß da und dacht««in« Well« nach, und dann lagt« ich: _„Selbstverständlich kommt der norwegisch« Hering bis in den Hafen von Oslo , ober, was noch merkwürdiger ist, etwas, was di« Herren vielleicht nicht wifi«», ist, daß h!«r in den Hafen Salzliertng« kämmen. Sie schwimmen sehr tief, fast auf dem Grunde. Die Hering« lind gesalzen und fertig zum Essen. Mit einem Schnop» dazu, wenn inan ihn hat.' Die Norweger saßen stumm da, und dann sagten sie: „Woher wissen Sie da, mst den Salzheringen. Vogel? Haben Sie sie gesehen?' „Weil ich«, weiß." sagte ich.„Weil ich häufig genug solch« Salzheringe vom Grunde herausgeholt habe. Ich bin ja«In ziemlich gewandter Taucher, also ist es für mich nicht so schwer. Ich habe "sir gestern einen Hering zum Frühstück hevausgeholt.' Es wurde still, und dann sagte eine der norwegischen Damen: „Sagen Sie mal. Vogel, wollen Sie mst nicht einen.Hering "am Meeresbaden holen? Ich würde so gern einen zur Erinnerung an Si« haben.' „Nach dem Mittagessen geh« ich nicht ins Wasser,' sagt« ich. „aber Ihretwegen werde ich es tun. Ich werde bis zum Meeresgrund tauchen und Ihnen einen Salzhering holen." Dann verlieh ich das Deck und ging in den Salon hinunter »ad zog meinen Schwimmanzug an. Schon während ich mich aus- äag. war mir der Plan klar, und ich war vollkommen sicher, daß er üsiingen würde. Als ich fertig war, ging ich aufs Deck, begrüßte die Gesellschaft "nd sprang über Bord. Ich taucht« gleich unter» Wasser, aber nicht tief; ich ging nur unter hos Boot und kam auf der anderen Seit« Wieder noch oben, auf der Steuerdordfeite. Da konnte mich niemand sehe» als der Matrose: die andern saßen ja da und starrten ins Wasser auf der Backbordseste. „Geben Si« mir einen Salzhering aus der Küche,' flüstert« ich dem Matrosen zu. und es dauerte noch kein« Minute, bis er mir einen brachte. Cr begriff den Scherz sofort, der Junge. Ich steckte den Hering unier den Schwimmanzug, und dann taucht« ich wieder unter das Boot. Ich kam auf der anderen Sest« gerad« da in die Höh«: wo die Gesellschaft saß, und hielt den Hering >n der Hand. Es wurde mir an Bord geholfen, und dann stürzten sie sich auf den Hering. Er wurde zerschnitten, sie bissen hinein und kosteten. Er war gesalzen!(Und norwegisch war er auch, denn das stand auf dem Faß.) Daß er mausetot war. daran dacht« niemand. Natürlich waren all« erstaunt. Das sah ich ihnen an. Aber nur einen Augenblick. Dann war«» di« natürlichste Sache von der Welt, siuß Salzhering« in den Hafen von Oslo kamen. „Sagen Sie mal. Vogel," sagt« ein«? der Herren, nachdem sie eine Weile überlegt hatten,„wie vi«!« von der Sorte glauben Sie pro Tag herausholen zu können? Man würde ein Geschäft damst machen können.' „Ich kann doch nicht den gangen Tag ununterbrochen arbeiten." sagt« ich.„Und dann kann ich ja nicht so lang« von meinem Geschäft Zu Hause fort. Aber ich würde innnerhtn ein halbes Faß pro Tag heraufholen können, wenn ich mit beiden Händen arbeit« und das Wasser nicht zu kalt ist." „Ein halbes Faß pro Tag ist nicht viel." sagte der Norweger, und dann saß er still und dacht« nach. Da bekam ich plötzlich«ine Idee, die vielleicht ein bißchen kühn mar, und sagte:.. „Da ist noch eine Sache, die ich vorhin erzählen wallt«. Vielleickp glauben Sie mir nicht. Aber da unten aus dem Meeresboden wachsen Kartoffeln, richtige, frisch« Kartoffeln. Ich habe st« g-jchen. al» ich � unten mar. Ich tonnte sie aber nicht mitnehmen, weil.ch mit dem Hering zu wn hatte."„_ „Kartoffeln?* sagt« die Gesellschaft.„Wie ist das möglich? Sie übertreiben!" ..Nein, richtige, wachsend« Kartaffeln. Man denk«,— Korkoiseln und Hering aus dem Meeresbaden! So ein« Notion brauch� nicht ZU verhungern. Wenn sie nur schwimmen und tauchen kaim." Die junge Dam«, die um den Hering gebeten hott«, sah mich mit ihren schönes Augen an und jagt«: .„Herr Vogel, wollen Sie wir nicht eine Kartoffel heraufholen? �ch würde mich freuen, mal Wmrcskottoffelu zu sehen." „Ich werde es tun.* jagte ich..Lhretwegen.' Und dann wiederholte ich dasselbe Manöver wie mst dem Hering. �ch taucht« ins Wasser kam auf der Sieverbordfeii« heraus und ließ mir zw« große Kartoffeln von dem Matrosen geben, der ein ver- schlagen«« Kurt che war, ober«In Filou. Ich nehm di« Kartoffel in d'c Hand und taucht« zurück. Ich ließ eine Weile verstreichcn, ehe 'ch aui der Backbordsest« herauskam, und al» man mir glücklich hinaufgeholfen hast«, legte ick» dem hwfche»«ädcha» die be9m Kaf Wffeln ur den Sh�oh
Wes staunte. Aber es dauert« nicht lange. Es ging in etwas anderes über. Ich begrjss nicht gleich, warum alle so ernst, steif, ver« letzt, ja beleidigt aussahen. Aber da sah ich mir die Kartoffeln an. die das jung« Mädchen in der Hand hielt. Di««ine davon war ge- schält! Verfluchter Matrose! Ich drückte mich näch Unten, nm«ich unyiehen und wegzukommen. Und als ich-wieder hmauftam, war die Gesellschaft ans Land gerudert. Man soll nie zu west mit einem guten Witz gehen. Der Matrose schwor, baß er unschuldig wäre, aber ich sagt« ihm, daß ich an seiner Stelle genau dasselbe getan hätte. Es gibt Ding«, di« man einfach nicht lasten kann." „Na," sagt« ich. als Vogel fertig war.„Und die junge Dam«. Hot sie den Hering zur Erinnerung bekommen?" „Nein, da» hat sie nicht,' sagte Bogel,„aber am nächsten Tag« ging ich ans Land mst» kaufte einen großen Strauß Rosen, den ich ihr schickte- Man ist doch Gentleman!" wereitzstgte U«1*rt«»>«ns«n«. Amnstrm» m*«. xnltel.)
Wunder der Chrysantheme. Ueberau in den Blumeitläde» sehen wir jetzt jene herrlichen Kinder des fernen Ostens, die in der Farbenpracht ihrer riesigen Blüten«in ganz besonderes Wunder der Pflanzenwelt darstellen. Wohl ist schon im 18- Jahrhundert das erst« Chrysanthemum nach Europa gebracht worden, aber erst, seitdem 1881 Robert Fortun« Meie Arten au» Japan nach England brachte, hat die Chrysanthemen- zucht bei uns immer größeren Ausschwung genommen und ist heut« ein« Lieblingsblume unseres Herbstes. Frellich kann sich unsere Chrysamheinenliebe trotzdem nicht mit der. in Japan vergleichen, wo die Blüte ein nationales Symbol ist. Aus ihrem Saft quillt nach einer ostafiatischen Sage da» Wasser des ewigen Lebens, und man zl-sin. daß die Chrysantheme ursprünglich da» Wappen der Flf,, ,,- w.«»»..»- �------ ÖOroWvinDTTTvr nmrTJr.zwJ U AMaiJ.vlsmj TWr, y/BT l*xrnCJ*7Y-
der japanischen Herrscherdynastl« verlieh. In unzähligen Auestellun- gen entfaltet sich das Wunder der Chrysantheme im Oktober und November in Japan , wie Marie Luis« Gothein in einem Aussatz der„Gartenschonheit' erzählt. Di« kaiserliche Ausstellung im Hibya-Park von Tokio fft wohl die schönst«. „Plötzlich sah ich mich von einem Meer von Licht umgeben." erzählt Frau Gothein von ihrem ersteg Besuch am Abend.„Ich war durch ein fröhlich bewimpeltes Tor in einen Feengarten ge- treten. Rings um den fähr große» Platz, der jährlich etwa drei Wochen dieser Ausstellung dient, sind gedeckte, weiß ausgeschlagen« Stände errichtet: große weiße Papierlaternen gießen weißes Licht auf«in in seiner Gesamtheit unbeschreibliches Farbenmeer von Blüten." Den größten Raum nehmen die Solitärpflanzen ein, die auf«ine einzige Blüte gezogenen Töpfe. Fast jede dieser Riesen- blumen ist durch«inen leichten Drahtteller gestützt, der von den überhängenden Blütenblättern überdeckt wird. Hier ist jede Blüie «ine Persönlichkeit von unbeschreiblichem Farbenschmelz,«in« immer schöner als die andere.„Wie sie die zarten Fasern wie weiche Federn über den stützenden Teller legten, das schwere Köpfchen scheinbar leicht auf dem üderschlanken Halse tragend, oder all« Blätter.zu einer Lockenkrone nach innen rollten oder gonz unge- füllt die breiten samtner. Blätter wie schmachtend auseinanderlegten, man muß dos einmal gesehen haben, um den unbeschreiblichen Zauber zu empfinden." Einen geradezu überwältigende» Eindruck bietet die lange Reih« von Ständen, in denen im Gegensatz zu den Einzelpflanze» Stöcke mit einer großen Vielheit von Blüten, olle ganz regelmäßig in Kell- form oder als eckige Pyramide aufsteigend, gezeigt werden. An einem einzigen Kopf mit faustgroßen goldgelben Blättern zählt man viele Hunderte, ja bis zu tausend Blüten, dir stets scharf an den Ecken umasbagen sind. Daneben sieben die Hängechrysanthemen. deren ungefüllte kleinen Blüten oon hochgeitcllten Köpfen wie Wasserfälle herabrauschen oder in Dreiecken und anderen geometri- schen Figuren gezogen sind. Die Iaxuner hoben sogar au» Chry- santhewen ganze Szenerien gezfichirt,