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Abendausgabe

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45. Jahrgang

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Der Bormärts" erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Illustrierte Beilagen Boif und Zeit" und Rinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen"," Frauen ftimme". Technif"," Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Mittwoch

14. November 1928.

10 Pfennig

Die etnfpalttge Nonparellezelle 80 Bfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart. ,, Kleine Anzeigen" das fettge brudte Wort 25 Pfennig( zulässig zwet fettgebrudte Borte), jedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Pfennig, jebes weitere Wort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben gählen für zwei Worte. Arbeitsmartt Zeile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen annahme im Hauptgeschäft Linden ftraße 3, mochentägl. von 8/2 bis 17 Uhr

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Panzerschiff vor dem Reichstag  .

Erörterung schon Donnerstag.- Außendebatte vertagt.

Der Melfeftentat des Reichstags frat heute um 11 Uhr vormittags zusammen. Staatssekretär Pünder erklärte, daß der Reichskanzler sowohl wie der Reichsaußenminiffer mit einer Berschiebung der außenpolitischen Debatte einverstanden seien. Danach wurde ohne Widerspruch entsprechend der sozialdemokratischen An­regung befchloffen, den sozialdemokratischen Antrag, der die Einstellung des Baues des Panzertreuzers A fordert, fofort nach Abschluß der Aussperrungsdebatte zur Beratung zu ftellen. Es ist daher damit zu rechnen, daß die Debatte über das Panzerschiff A ihon morgen beginnt und am Freitag mit der Abftimmung ihr Ende findet.

Reich und Film.

Die Emelfa- Angelegenheit vor dem Haushaltsausschuß. In der Sitzung des Ausschusses für den Reichshaushalt murde bie gestern begonnene Beratung der Emelta- Angelegenheit meitergeführt. Als erster Redner bezweifelte der Deutschynationale Dr. Quaas in heftigster Form die Zuständigkeit des Haushaltsaus buffes zur Beratung dieser Borlage und erklärte namens feiner Fraktion, daß, wenn die Mehrheit froßdem über die Frage weiter verhandeln und befinden und damit einen geradezu beispiellojen Bruch des Etatsrechts begehen würde, jolche Handlungsweise die meittragendsten Folgen für die Oppositionsführung" durch die Deutschnationalen haben werde.

Es war dem Reichsfinanzminifter Dr. Hilferding ein Leichtes, nachzuweisen, daß die feierliche Rede des Abg. Dr. Quaas Don Anfang bis zu Ende eine maßloje llebertreibung sei. Bon einem Bruch des Budgetrechts fönne feine Rede sein. Genau bas, was mit dieser Borlage gemacht und beabsichtigt werde, sei in vielen Dutzenden von Fällen, die teils genau ebenso gelegen hätten, teils noch weit schwerwiegender gewesen wären, früher auch gemacht

Massensturm auf eine Arbeitsstelle.

worden, ohne daß die Deutschnationalen und Dr. Quaag damals Ein Warenhauskonzern sucht durch Inserat Arbeitskräfte. Darauf setzt ein wahrer Massensturm irgendwelche Bedenken gehabt hätten. In der Staatswirtschaft von Stellungsuchenden ein, ein Zeichen von der katastrophalen Gestaltung des Arbeitsmarktes. tönnen plöglich Umstände eintreten, die fofortige Ent. Unser Bild zeigt die Massenansammlung in der Kronenstraße, von der wir gestern berichteten. ichließungen notwendig machen. Es sei ständige Staats­

praris gewesen, in solchen Fällen nicht an das Plenum, sondern zunächst an den Hauptausschuß zu gehen. Stimme im Ausschuß eine Mehrheit der betreffenden Borlage zu, so sei auch im Plenum des Reichstages der Regierung eine Mehrheit sicher. Etwaige Geld. bewilligungen durch den Hauptausschuß müßten natürlich noch durch den Etat laufen und dort vom Plenum bewilligt werden.

Der Demofrat Bernhard erhob in einer längeren Rede neue fachliche Bedenten gegen die Borlage, insbesondere bom aftienrechtlichen Standpunkt aus. Abg. Stüdlen( Sog.) wünschte namens der Fraktion noch sachliche Aufklärungen über verschiedene Punkte und erinnerte am Schluffe seiner Rede den Abg. Quaat daran, daß er in früheren ähnlichen, aber weit wich tigeren Borlagen wiederholt mit großem Eifer als Referent des Ausschusses tätig gewesen sei, ohne damals irgendwelche etats­rechtliche Bedenken gehabt zu haben.

Nach längeren vertraulichen Mitteilungen des Direttors der Reichstreditanstalt Rietscher wurde ein Antrag gestellt, zur Durchprüfung verschiedener Punkte einen besonderen Unter­ausschuß einzusetzen. Der Antrag wurde abgelehnt, die Beratung dauert fort.

Wirbelsturm in Argentinien  .

41 Tote, 150 Berlegte.

Die Gegend von Villa Maria in Argentinien  wurde gestern von einem Wirbelsturm heimgesucht, der großen Schaden anrichtete und auch zahlreiche Opfer an Menschenleben forderte. Die ersten Meldun gen sprechen von 41 Zoten und 150 Verletten.

Poincaré als Schlichter.

3m Hafenarbeiterstreit in Bordeaux  .

Paris  , 14. November.( Eigenbericht.) Auf Antrag des sozialistischen   Bürgermeisters von Bordeaux  hat der Ministerpräsident Poincaré persönlich die Bermittlung in dem seit fünf Wochen andauernden Hafenarbeiterstreit von Bordeaux  übernommen. Er hat bereits für den nächsten Freitag eine Aus­fprache zwischen den Unternehmern und Arbeitnehmern zustande bringen fönnen, die um so bemerkenswerter ist, als sich die Unter­nehmer bisher hartnädig geweigert haben, zu nerhandeln.

Berichte der ,, Vestris" Geretteten.

Geringe Hoffnung auf Rettung weiterer Schiffbrüchiger.

Nach und nach laufen jetzt auch die Berichte der Ge­retteten über die nächtliche Katastrophe beim Untergang der Beftris" ein. Die Ueberlebenden an Bord des deutschen   Dampfers Berlin  " haben eine furze Schilderung ihrer Erlebniffe gegeben. Danach ist die Bestris" im Berlaufe des Sonntag in einen furcht­Danach ist die Bestris" im Berlaufe des Sonntag in einen furcht­baren Sturm hineingeraten, der dem Schiff außerordentlich schwer mitspielte. Am Montag wurden die Frauen und Kinder von Tagesanbruch bis gegen Mittag, wo die Boote herabgelaffen wurden, am oberen Ded in der Kälte und im Regen vom Sturm hin und her geworfen. Der Dampfer hatte in dem Unwetter außer ordentlich schwer nach der Steuerbordseite geschwankt und fant innerhalb einer minute ohne jede Explosion. Ein Geretteter erklärte, daß die Bestris" fich bereits nach einer Seite neigte, als sie aus dem Hafen auslief. Ein Teil der Ladung wurde über Bord geworfen, um das Schiff zu retten. Die amerikanische  Küflenabteilung in Washington   teilt mit, daß die Myriam", die an Bord befindlichen Geretten der Beftris" mit 54 angibt. Das Schiff befindet sich nunmehr gleichfalls auf dem Wege nach New Bort.

Noch immer 126 Bermißte.

Die letzten Berichte über die Rettung der Schiffbrüchigen der Bestris" laffen faum einen Zweifel daran, daß die Zahl der ums Leben gekommenen Personen beträchtlich ist. Von den Schiff brüchigen wurden gerettet durch den amerikanischen   Dampfer American Shipper" 123, von dem französischen   Tantschiff Myriam" 53, von dem deutschen   Passagierdampfer Berlin  " 22 und von dem amerikanischen   Schlachtschiff Wyoming  " 8, zusammen

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Ein Doppelmörder vor Gericht. Die Folgen der Aussperrung.

Berichte 2. Seite.

clfo 206. 126 Paffagiere und Mitglieder der Besatzung werden noch vermißt. Die Befizer des untergegangenen Schiffes erklären, daß das Schiff dreizehn Rettungsboote an Bord gehabt habe. Gegen­wärtig befinden sich noch immer eine große Anzahl von Schiffen an der Unglüdsstelle, und das amerikanische   Marineministerium hat mehrere weitere Küstenwachschiffe und Zerstörer angewiesen, sich an den Arbeiten zu beteiligen, Der Befehlshaber des Schlachtschiffes Wyoming  ", Bizeadmiral Taylor, hat nur noch geringe Hoffnung, | daß sich von den vermißten Personen noch welche am Leben befin den, da die Rettungsboote gegen schweren Seegang zu kämpfen hatten. Das Schlachtschiff hat vom Marineministerium die An­weisung erhalten, die Suche nach Lebenden und Toten fortzusetzen und bis zur restlosen Aufklärung der Katastrophe an Ort und Stelle zu bleiben.

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Das amerikanische   Marineminifterium erhielt von dem Vize­admiral Taylor, der sich an Bord des Kreuzers Wyoming  " be­findet, die Mitteilung, daß der gesunkene Dampfer a cht Boote ausgesetzt habe. Außerdem hätte sich ein Teil der Baffagiere auf ein Floß begeben. Eines der Boote fenterte. Ein Teil seiner Insassen wurde von der Wyoming  " und anderen Schiffen. ge­rettet. Die übrigen Rettungsboote wurden von den Schiffen auf­gefunden, die vor dem Kreuzer an der Unfallstelle eintrafen. Das Floß wurde von den Wellen auseinandergeriffen, wobei ein Teil der darauf befindlichen Personen ertrant. Da feine Hoffnung mehr besteht, noch weitere Ueberlebende aufzufinden, wurden die Nach­forschungen bei Sonnenuntergang eingestellt. Die Wyoming  " nahm Kurs auf Norfolk. Diese Angaben stammen von dem ersten Offizier der Bestris", der sich an Bord des American Chipper" befindet. Bizeadmiral Taylor riet dem Marineministerium, von der Entsendung des Luftschiffes Los Angeles  " abzusehen.

Weitere Dampferberichte.

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In einem hier aufgefangenen Juntspruch berichtet Kapitän Cummings vom American Shipper über die Rettungsarbeiten für die