Lehrbrief, Arbeitsbescheinigungen, Steuerausweifen und dergleichen auch alle Papiere des ermordeten Michalzit. Weiter noch Schriftftüde und Bescheinigungen von Wohlfahrtsstellen über Freifahrten usw., wie sie Wanderburschen mohl erhalten. Ob nun auch diese Sachen von dem ermordeten Michalzif herrühren oder ob Becer fie für sich selbst hat ausstellen lassen, läßt sich noch nicht jagen. Bahrscheinlich gehört aber auch der Verhaftete zu den Banderburschen, die von Ort zu Ort ziehen und sich bald so, bald so durchzuschlagen verstehen. Bei seiner Bernehmung durch die Altonaer Polizei behauptete Beder, daß er am 24. Oftober, also am Lage nach dem Morde, in Berlin gewesen sei. Hier habe er alle Bapiere, die man bei ihm fand, in der Eichendorffstraße Don einem unbekannten Manne gefauft. Er habe neue Papiere deshalb gebraucht, weil er seine eigenen verloren habe. Bon Berlin sei er nach Fallenhagen gewandert und habe dort furze Zeit gearbeitet. Ueber Nauen sei er endlich nach Hamburg- Altona gekommen. Nachdem geffern die Berliner Mordkommission durch Bolfunt von diesen Ermittlungen und der Festnahme benachrichtigt worden war, begaben sich die Kommissare Braschwitz und 3apfe fofort nach Altona , um den Berhafteten zu verhören und von dort aus die weiteren Ermittlungen zu betreiben.
Niedriger als der Durchschnitt der deutschen Städte. Bon einigen Berliner Zeitungen ist fürzlich behauptet worden, daß die Schulden der Stadt Berlin je Einwohner die Schulden aller anderen deutschen Großstädte um etwa 60 Proz. übertreffen.
Demgegenüber muß festgestellt werden, daß nach dem zweiten Bierteljahrsheft des Städtetages die Städte mit mehr als 15 000 Einmohner im Gruppendurchschnitt bedeutend höhere Schulden auf meifen als Berlin . So betrug am 30. Juni 1928 die langfristige ( Alt- und Neuverschuldung) und die kurzfristige Verschuldung der Städte mit mehr als 200000 Einwohnern 171,96 m., die der Städte zwischen 100000 und 200000 Einwohnern 168,06 M., die der Städte zwischen 50000 und 100000 Einwohnern 179,02 m. je Einwohner. In Berlin dagegen famen an dem felben Stichtag( 30. Juni 1928) auf den Einwohner nur 151,26 Marf. Die Summe von 160 m. je Einwohner, die in den Zeitungs notizen genannt wurde, ist dem Anleiheprospekt der AmeritaAnleihe vom Mai d. J. entnommen. Die dort genannten Zahlen ymfaffen aber, abweichend von den oben genannten Schuldenarten, auch die Kassen- und Betriebskredite sowie die nicht unerheblichen Berpflichtungen aus der freien und der Hypothetenaufwertung. Troßdem zeigt sich, daß felbft mit Einschluß dieser Schuldenarten die Gesamtverschuldung je Einwohner in Berlin noch immer niedriger ist als die Teilverschuldung der deutschen Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern.
3mmer langsam voran.
Erbauliches aus Herrn Dofleins Reich.
Wieder ist es das Bezir!? samt Tiergarten und fein Bürgermeister Dpflein als Borsigender der Gesund heitsbeputation dieses Bezirksamts, die Beranlassung geben, nachstehende Ausführungen der Deffentlichkeit zu unterbreiten:
Die Säuglingsfürsorgestelle des Bezirksamts Tier garten hat eine Entwicklung genommen, die als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden konnte. Jedoch ergaben sich infolge der Brengtheit der Räume für die Mütter und Kinder, ebenso aber auch für die dort tätigen Aerzte und Schwestern allerlei Unzuträglichkeiten. Die sozialdemokratische Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Tiergarten beantragte daher Anfang dieses Jahres, die Räume erheblich zu erweitern. Der Antrag fand die Zustimmung aller Parteien. Das Bezirksamt wurde aufgefordert, für die Ausführung diefes Beschluffes schnellstens Sorge zu tragen. Es fanden sich auch bald Räume, die am 1. Juli d. I. zur Berfügung standen; aber fie fonnten nicht bezogen werden, da die Baudeputation, die die Kostenanschläge für den Umbau der Räume machen sollte und dazu Mitte mai die Borschläge des Gesundheitsamtes in Händen hatte, erst Ende August, aljo nach drei Monaten, in der Lage war, die Kostenanschläge fertigzustellen; danach sollte der Umbau 19 000 Mart tosten. Nun galt es, das benötigte Geld vom zentralen Magistrat anzufordern. Schneller märe es freilich gegangen, menn man die paar tausend Mart aus den Verstärkungsmitteln, die dem Bezirk zur Berfügung stehen, entnommen hätte. Aber mozu eilen? Es handelt fich ja in der Hauptsache um Proletarierfinder. Anfang Oftober wurde endlich der Antrag an den zentralen Magistrat zur Erledigung meitergegeben und ging dort.-man foute es taum glauverloren, so daß er vor einigen Tagen erneut eingereicht merden mußte. Nun wird er also in aller Ruhe und Gemütlichkeit olle in Frage kommenden Instanzen( es find deren nicht wenige) paffieren, und wenn das Glück groß ist, werden alle Instanzen jo um Ostern 1929 nichts einzuwenden haben, und Pfingsten 1929 fann dann mit dem Umbau begonnen werden. Die vorgesehe nen Räume aber find feit dem 1. Juli 1927 gemietet und
ben
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Strafantrag gegen den Reichsbahnoberrat
10000 M. Geldfirafe oder zwei Monate Gefängnis.
Nach Eröffnung der heutigen Sigung in dem Bestechungsprozeß gegen Reichsbahnoberrat Schulze begründete Staatsanwaltschaftsrat Dr. Herrmanns in mehrffündigen Ausführungen die Anklage. Einleitend machte er nachfolgende Ausführung:
Der Fall Schulze, der seit dem 6. November das Gericht befchäftigt, trete über die Bedeutung eines Einzelfalles hinaus. Gemäß 331 fonnte mur der Beamte megen Bestechung angeflagt werden. § Dem Beiste nach richte sich die Anklage aber auch gegen die Zeue gen Baeschner und Gaelzner, den geschäftsführenden Direk tor der Firma Reifert u. Co. in Köln und deren Berliner General vertreter. Man habe es hier also eigentlich mit drei Hauptpersonen zu tun, die typische Erscheinungen für die hinter ihnen stehenden Gruppen seien. Typisch sei dieser Prozeß auch für die Borstellungen, die in den diefen drei Hauptpersonen nahestehenden Kreisen vor herrschen. In der Bragis der Gerichte gehöre dieser Fall zu den Seltenheiten, in der Braris des täglichen Lebens perförpere die Firma Reisert gewissermaßen die Industrie. Diese brauche Aufträge und bemühe sich darum, weil sie ihre Arbeiter beschäftigen müsse. Besonders liege der Industrie an den Aufträgen der Reichsbahu, denn die deutsche Industrie sei zu 60 Proz. für die Reichs bahn beschäftigt. In der Verhandlung sei auch festgestellt worden, daß die Reichsbahnverwaltung ein guter Auftraggeber sei, denn sie zahle pünktlich und mache, wenn es zum Bezahlen tomme, feine fchifanösen Einwendungen. Gaelzner fei als typische Erscheinung seines Standes anzusehen. Er habe eine Provision erhalten, die meit das Gehalt des geschäftsführenden Direktors überstieg. Er erhielt 1924 15 000 R., 1925 31 600 m. unb 1926 81 246 9. an Provisionen. Mit diesen Provisionen sei der Vertreter auf das verschwenderischste umgegangen; überall wo er hintam, habe er gute 3igarren verteilt und die Provisionen benutzt, um Schmiergelde: zu zahlen. Offiziell wußte die Firma von diefen Schmiergelder zu zahlen. Offiziell wußte die Firma von diesen Schmieragen nichts. Wenn aber der Vertreter mit den Provisionen nicht ausfam und sich gar an den Geldern der Firma vergriff, wurde er nicht nur nicht entlassen, sondern es wurde seine Provi sion erhöht. Zuerst von zwei auf vier Prozent und nachdem die Unregelmäßigkeiten aufgebedt worden waren, auf fünf Prozent.
Armer fleiner Rolf.
Eine Tragödie um Wohnungsnot und Elternleið.
Der tragische Tod eines fleinen Knaben beschäftigte die Kriminal polizei in Reinickendorf . Ein Ehepaar M. ist durch die Woh. nungsnot gezwungen, getrennt voneinander zu leben. Der Mann lebt zusammen mit seinem Vater in der Umendeftraße 81, mährend die Frau bei ihrer Mutter im Hause Nr. 83 Unterkunft hat. Beide Eltern gehen jeden Morgen zur Ar. beit. Den zweijährigen Sohn Rolf betreut in der Zwischenzeit die Großmutter. Am Donnerstag hatte die alte Frau auf dens Rathaus zu tun, wo sie ihre Rente abheben wollte Sie bat des halb eine Nachbarin, eine Frau A., sich des fleinen Rolf so lange an zunehmen. Das Kind fennt die Nachbarin gut und war ftets um so lieber hingegangen, als Frau 2 einen fleinen Hund hat, mit dem das Kind spielen konnte. Am Donnerstag traf es sich sehr ungünstig, da Frau A. oße Wäsche hatte und ohnehin im Raume beengt war. Sie lehnte es zuerst ab, das Jungchen zu nehmen, ließ sich dann aber doch von der Großmutter überreden. Während sie nun einen effet mit tochender Lauge vom Herd nahm und den Inhalt in einen Zuber schüttete, fam der fleine Junge rüdwärts in die Küche und zog den Hund spielend hinter sich her. Ehe die Frau zufpringen fonnte, war er in die fochende Lauge gefallen. Frau A. befreite das Kind sofort von den Kleidern, rieb es mit Del ein und eilte zu einem Arzt, aber alle Bemühungen waren vergeblich. Der Kleine starb am Freitag früh an den Brandwunden. Die Frau, die feine Schuld an dem schredlichen Unglüd bat fie hatte das Kind wiederholt aus der Küche in die Stube gefchict, es mar aber immer wiedergekommen-, ist durch den Borfall völlig niedergebrochen.
Kaffee- Milch.
Bieder ein Bürgschafts- und Einlageschwindel.
Bor einiger Zeit gründete ein Raufmann Artur Milch eine Firma, die ihre Zentrale in der ta zienstraße zu Schöne berg hatte und hauptsächlich Raffee vertreiben wollte. Er hatte im Sinne, sein Unternehmen großzügig auszu gestalten und nahm von Leuten, die feinen Bersicherungen Glauben fchenften, Kapitaleinlagen an, die jedesmal in die Tausende lialen in allen Stadtgegenden ein, fpäter follte die Provinz gingen. Mit diesen Zuschüssen richtete er nach und nach 31 Fi. folgen. Den Geldgebern wurden als Sicherheit die Einrichtungsgegenstände der Filialen übereignet, wobei Milch aber verschwieg,
zwei Monate
Erst nachdem sich die Strafverfolgungsbehörde mit dem Fall Schulz beschäftigt hatte, habe die Firma ihren Verireter entlassen. Di Unterschlagungen maren damals aber der Firma schon ein Jahr lang in allen Einzelheiten bekannt. Ein Opfer dieser Berhält. niffe sei der Angeklagte Schulze geworden. Mot babe allerdings hier auch die Auffassung gehört, daß Gaelgner eis Opfer von Schulze geworden fei. Das Urteil merde festzusteller haben, welche von diesen beiden Auffassungen zutreffend sei. Di Anklage werfe Schulze vor, daß er für Handlungen, die in sein And einschlagen, die aber an sich nicht pflichtwidrig sind, Geschen angenommen habe. Allerdings habe die Anklagebehörde erheb liche Bedenken, ob nicht Amtshandlungen im Interesse der Reicha bahn vorgenommen seien. Der Angeklagte habe ohne Genehmigung der Verwaltung Lizenzverträge abgeschlossen und ohne deren Wisser Lizenzgebühren eingenommen. Obwohl die Pflichtwidrigkeit ver neint worden sei, bleibe es doch verdächtig, daß der Angeflagte Schulze trog der ihm bekannten Vorschriften die Lizenzperträge nicht nur zur Genehmigung nicht eingereicht habe, sondern auch alle Bor fehrungen getroffen habe, sie geheim zu halten. Staats. anwaltschaftsrat Dr. Herrmanns beschäftigte sich dann eingehend mil den Beziehungen zwischen Schulze und Gaelzner und den unier Anflage gestellten Geschenken und Zuwendungen.
Staatsanwaltschaftsrat Dr. Herrmanns führte weiter aus dc bei dem Strafmaß zu berücksichtigen sei, daß der Angeklagte Schulze an sich ein fleißiger und tüchtiger Beamter gewesen sei, der sich große
Verdienste um die Reichsbahn erworben habe, die hier nicht vers fleinert werden sollen. Ein Schaden sei für die Reichsbahn nicht eingetreten, mindestens nicht nachweisbar. Er beantrage, den Ange
flagten Schulze unter Auferlegung der Kosten zu einer Geldstrafe
von 10 000 m. oder hilfsweise zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten zu verurteilen, ferner beantrage er die Einziehung der beschlagnahmten Gegenstände und den auf 15 000 m. angenommenen Wert der Geschenke dem Staat für verfallen zu
erflären.
Der Termin zur Urteils verfündung murde auf Don. nerstag, den 22. Nonember, vormittags 10 Uhr, angesetzt.
zu hinterlegen hatten, Jetzt ist die Firma zusammengebrochen, ohne daß man über den ganzen Umfang der Schwindeleien eine Uebersicht hat gewinnen fönnen. Milch, der Gründer, ift flüchtig. Nach dem Stande der Ermittlungen beläuft sich der angerichtete Schaden auf etma 150 000 Mart. Personen, die von ihm geschä digt morden find, mögen fich an Kriminalfommissar Boffehl. Dienststelle F.8 im Polizeidienstgebäude in der Georgenkirch. straße 30a menden.
Sturm über dem Kanal! Der gesamte Berfehr schwer behindert.
London , 16. November. 3m Sanal und auf dem Dzean herrscht seit gestern Sturm, dre teilweise Orkancharakter annimmt. Die Wetterberichte bejagen, dass ein erffes Tiefgebiet vorübergezogen fei, ein zweites aber fic der englischen und französischen Küste vom Ozean her nähere. Ernste Störungen im Schiffs- und Flugverfehr sind eingetreten.
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Bie weiter gemeldet wird, hat der Sturm bei einer Bind. gefchwindigkeit von 60 Meilen in der Stunde eine fa ungeheure Bucht entwidelt, daß felbft große Baffagierdampfer voir ben Wellen wie leichte Bälle hin und her geworfen wurden. Der Riefendampfer Alaunia" der Cunard- Linie, der von South ampton auslaufen sollte, fonnte den Hafen nicht perlaffen. Bier riesige Krane, die auf dem Quai standen, wurden von ihrer Unter tonftruftion losgeriffen und stürzien zu Boden. Einer von ihnen im Gewicht von 15 Tonnen zerschmetterte den dichtbelegten Erfrischungsraum auf dem Quai. Drei Bersonen wurden
perfekt.
In Liverpool traf ein Dampfer ohne Schlot ein; der Sturm hatte den Schornstein einfach abgerissen. Die auf den ver schiedenen Routen in der Ueberfahrt England- Frank reich beschäftigten Schiffe fonnten, soweit sie noch unterwegs waren, nur mit äußerster Mühe ihre Bestimmungshafen er reichen. Auch das Anlegen innerhalb der Hafendämme bereitete nody erhebliche Schwierigteiten. In vielen Kanalhäfen ist das Auslaufen von Schiffen überhaupt unmöglich. Der Flugverkehr ist eingestellt. Jedoch ist eine 20 Bersonen fassende Berkehrsmaschine von Baris her noch in Croydon eingetroffen. Sie hatte unterwegs einen furchtbaren Kampf mit dem Sturm zu bestehen.
es muß dafür Miete gezahlt werden, und zwar in recht erheblicher daß er sie noch nicht bezahlt hatte. Zur Kontrolle der Zweigstellen Diller will uns frei machen!
Höhe. So werden also Steuermittel vergeubet, was vermieden werden fönnte, menn man sich bemühte, rasch zu arbeiten. Herr Bürgermeister Doflein, machen Sie etwas Dampf in den ihnen unterstellten Dienststellen und veranlassen Sie den Herrn Stadttämmerer und den Stadtmedizinalrat, in ihrem Reich das gleiche zu tun.
Am Sonntag: Kirchenwahlen!
Für jeden Sozialdemokraten gibt es zwei Möglichkeiten, sich zur Kirche einzustellen: Entweder tritt er aus der Kirche aus, weil seine Beltanschauung ihm ein Berbleiben in ihr unmöglich macht, oder er bleibt aus religiöser Ueberzeugung in der Kirchengemeinschaft. Wenn dieses letztere der Fall ist, dann ergeben. fich für ihn be jondere Pflichten. Er darf nicht nur steuerzahlendes Kirchen glied sein, das die firchliche Reaktion im übrigen schalten und walten läßt, wie sie will. Er wird vielmehr auch auf dem tirchlichen Gebiete der Realtion entgegentreten, wo sich Gelegenheit dazu bietet. Am tommenden Sonntag, dem 18. No ) Dember, finden in Berlin allgemein die Wahlen zu den Rörperfchaften ber protestantischen Kirchen statt. Sozialdemokraten, bie noch Rirchenmitglieder sind, follten auch diese Gelegenheit benußen, um dem orthodoren Muder tum entgegenzumirten. Fernbleiben von der Wahl be deutet zumeist Stärtung der Kräfte der Reaktion. Be teiligung an der Wahl fann bedeuten, daß auch in der Kirchenwelt der freieren Anschauung eine Gaffe gebahnt wird. Das sollten noch alle irgendwie intereffierten Genoffen und Genoifinnen bedenken und banach ihr Handeln am Sonntag einrichten!
Typographia. Achtung, Sänger! Laut Mitteilung des Magistrats Berfin müfen alle an der Schubert Feier beteiligten Sänger an Sonntag bereits um 8½ 1hr früh im Theater( Eingang Schiffbauerdamm) fein, da porher unbedingt noch eine Probe Jiaitfinden muß. Auf jeden Sänger wird gerechnet
wurden natürlich auch Angestellte gesucht, die eine Bürgschaft
Funkwinkel.
,, Schubert und sein Wert" nannte fich die Abend
veranstaltung. Dr. Erich Fortner, der das Brogramm dafür ent: worfen hatte, gab der Beranstaltung den Untertitel„ Eine Plauderei für alle. Mit Gefchickt und Geschmack waren Kompofitionen und Mitteilungen von und über Schubert zusammengestellt. Nicht der unbekannte Schubert, aber auch nicht der vertitscht populäre held des Dreimäderthauses" gewann aus den Darbietungen Gestalt, sondern des Boltes war und mit dem Volke empfand. Auch Berichte von der Komponist, der zum Herzen des Boltes schrieb, weil er ein Kind Zeitgenossen und Briefe Schuberts zeigten den unsterblichen Lieder: länger von dieser einfachen, natürlichen Seite. Dr. Fortner und seine Helfer an diesem Abend ließen es fich angelegen fein, den Sörern diefen echten Schubertin würdiger Form nahe zu bringen. Wie die Entwidlung des Nachrichten verfehrs enge Grenzen zertrümmerte, Menschen und Kulturen einander näher brachte, und welche Bedeutung dem Nachrichten feines Zyklus Der Weltverkehr und feine Mittel". perfehr heute zukommt, zeigte Dr. Herbert Hende im Schlußvortrag Dr. Walter Hagemann jahilderte in dem Bortrag Der Reger als Arbeitsmaschine in Afrtta" die Berelendung der Neger durch das Eindringen der Weißen in the Land. Heut herrschen in Afrika ähnliche wirtschaftliche Berhältniffe wie in Europa beim Auftreten non Marr und Engels. Die Neger beginnen fich gewerkschaftlich zu organisieren, um gemeinsam für soziale und wirtschaftliche Befferung zu fämpfen. Die meißen Südafrikaner sträuben sich mit allen Mitteln dagegen, die Neger an den modernen Errungenfchaften feilhaben zu laffen. Sie wollen. mit Hilfe brutaler Gejeze die Schwarzen auf möglichst primitiver Lebensstufe erhalten, um billige Arbeitskräfte zu haben, Les
Adolf Hitler hat gestern zum erstenmal in Berlin in einer öffentlichen Bersammlung gesprochen, und zwar im Sportpalast. Er sieht in sich immer noch den großen Heldendarsteller und glaubt, daß die Berliner so mild nach ihm seien, daß er schon den großen Sportpalast nehmen muß, damit die Massen auch hineinfämen. Er hat fich aber bitter getäuscht. In bescheidenen Gruppen zogen die Leutonenjünglinge an und brüllten zum Amusement der Straßenpassanten ihre Heilrufe. Die Polizei hatte diesmal weitgehende Borsorge getroffen, daß die Nationalsozialisten feine Straßenpaffanten belästigen fonnten. Die Potsdamer Straße war vor dem Sportpalast durch ein starkes Polizeiaufgebot abgesperrt. Damit sich auf der dem Sportpalast gegenüberliegenden Seite teine Menschenansammlungen bilden konnten, wurden dort die großen lleberfall autos aufgestellt. Während der Veranstaltung durften die Ber fammlungsteilnehmer, vor allem die uniformierten Nationalsozialiften, den Sportpaloft nicht verlassen.
3m Saal enthüllte dieser politische Charlatan seine ganze flagliche Unwissenheit und Unbedeutenheit, als er den Bersuch machte, mit
bombastisch dahergequasselten Bhrasen eine Art Programm zu ent mideln. Er meinte, feine Partei sei die Partei der einstimmigen Leute(!), die sich ihres Deutschtums bewußt feien. Deutschland be finde sich gegenwärtig in der Gefahr der Bernegerung(?), der Baftara difierung(?), der Demokratie, die die Zahl zum Gott erhebe, und bes Pazifismus der Feigheit sei. Deutschland tönne aber aus biefer Gefahr herauskommen, wenn es fich wieder auf sein Boltstum zurüdbesinne und dem jest herrschenden System der Demokratie und Bazifismus die Macht der Persönlichkeit und der Kühnheit entgegenseze, Ein Transparent verkündete: Hitler macht euch frei von der Dawes Etlapetei, morauf der Berliner die einzig richtige Antwort hat: So siehste aus!
Die Bersammlung mar gegen 111 Uhr beendet, der Abmarsch vollzog fich ruhig. Gegen 11 1hr rüdten die legten Bolizeiautos ab.
Forman
gegen Schnupfen Wirkung frappant