Einzelbild herunterladen
 

Rahrung fand, fonnte erst nach einstündiger Tätigkeit nieberge tämpft werden. Eine Zeitlang war die Situation äußerst bedroh­lich, da ein leberspringen der Flammen auf das vierte Stockwert immd den Dachstuhl befürchtet wurde. Die Fensterkreuze und der Dachfirst waren schon angebrannt, doch fonnte diese Gefahr noch rechtzeitig beseitigt werden.

Der Schaden ist erheblich, die Entstehungsursache ist völlig un­geflärt. Das Feuer hatte in der verkehrsreichen Gegend eine riesige Menschenansammlung zur Folge.

Bußtagsschau der Heilsarmee  . Willst du beten, geh'- nicht in dein Kämmerlein!

Die Heilsarmee hat in Berlin   am Bußtag sich wieder mit den bei ihr an diesem Tage seit vielen Jahren üblichen Veran­staltungen por einer breiteren Deffentlichkeit zur Schau gestellt. Gie hat im 3irtus Busch am Nachmittag und am Abend zwei Bersammlungen gehabt, durch die sie unter der Bevölkerung

werben wollte.

In beiden Versammlungen waren die durch Uniform gefenn­zeichneten Anhänger der Heilsarmee   selber etwa ein Drittel der Be­sucher, und auch unter den Richtuniformierten der anderen zwei Drittel bemerkte man sehr viele, die offensichtlich längst zur Kund­schaft" der Heilsarmee   gehörten. Die Nachmittagsversammlung ging ohne das Bußbantschauspiel vorüber, das bei der Heilsarmee ge wöhnlich der Höhepunkt ihrer Bußtagsversammlungen ist. Wer mit der Absicht, hier Unterhaltung zu suchen, gekommen war, erlebte eine gründliche( und verdiente) Enttäuschung, denn die Versammlung war nur langweilig. Dafür konnte ihn einigermaßen die Abend­persammlung entschädigen, die all' das Getümmel brachte, das die Heilsarmee bei ihren Andachtsübungen für nötig hält. Wer eine solche Veranstaltung mitansieht und mitanhört, dem muß das Bibelwort einfallen: Wenn du aber beten willst, so gehe in dein Kämmerlein". Die Heilsarmee liebt mehr das öffentliche Verfahren. Mahnende Ansprachen und Gebete, aufregendes Trom­petengeschmetter, einschmeichelnde Gefänge, erneute Ansprachen und Mahnungen, flehendes Werben des Redners, immer wieder Ge­fänge und Trompetengeschmetter und jubelnde Hallelujahrufe hatten die bekannte suggestive Wirkung und brachten schließlich das Ergebnis, daß die gewünschte Zahl, reuiger Sünder" zur Buß= bant schritt. Frauen und Mädchen waren es zumeist, neben ihnen auch Männer und selbst Kinder im anscheinend faum schulpflich tigen Alter fehlten nicht unter den Büßern". Wie viele Neu­gewonnene zu den Bußbänklern gehörten, kann nur der Eingeweihte missen. Wir vermuten aber, daß sie sehr in der Minderzahl sein dürften neben den alten Kunden" der Heilsarmee  , die diesmal dem Ansturm erlagen.

Gerichtsurteile, die gegen Störer von Veranstaltungen der Heilsarmee ergangen sind, haben diese geräuschvollen Andachts­übungen den Gottesdiensten zugerechnet. Bir fönnten es begreifen, menn Würdenträger der Kirche von ihren Mitstreitern aus der Heilsarmee nicht sehr erbaut wären.

Stationsangabe bei der U- Bahn?

Ein Berliner   Mittagsblatt brachte die Nachricht von der Ein­führung des Radios in den Betrieb der Unter­grundbahn. Wie wir hierzu erfahren, haben tatsächlich vor einiger Zeit Bersuche stattgefunden, die aber noch feineswegs fo­weit gediehen sind, anzunehmen, daß diese Neuerung auch tatsäch lich zur Einführung gelangt. Die ganze Angelegenheit ist über einen Bersuch bisher noch nicht hinausgelangt. Geplant war fol­gendes: In den Führerstand eines jeden U- Bahn Buges follte ein Mitrophon aufgehängt werden, das mit je zwei Lautsprechern, die im Innern der Wagen an­gebracht waren, in Verbindung stand. Jedesmal vor Ankunft auf ciner Station sollte der Führer den Namen durchsagen Von zuständiger Stelle werden gegen diese Neuerung, von der man noch nicht weiß, wie sie überhaupt im Publikum aufgefaßt wird, Bedenken geäußert. Es fragt sich, ob es den Fahrgästen be­sonders angenehm ist, wenn auf jeder Station Achtung, Ach tung, es folgt Station X" gerufen wird. Weiterhin glaubt man, daß die Bedeutung dieser Neuerung in gar keinem Berhält nis zu den wohl nicht unerheblichen Kosten steht. Schließlich dürften auch gegen die Ablenkung der Aufmerksamkeit des Führers durch diese neue Inanspruchnahme ernste Bedenken bestehen.

Haftentlassung Domelas.

Harry Domela   wurde gestern auf telegraphische Weisung des Amtsgerichts Charlottenburg aus der Haft entlassen. Die formelle Aufhebung des Haftbefehls fann erst erfolgen, sobald die Aften, die nach dem Amtsgericht Obermoschel   in der Rheinpfalz   unterwegs find, an die Staatsanwaltschaft III zurückgelangt sind. Gestern vor­mittag mar der Verteidiger Domelas bei Staatsanwaltschaftsrat Ramlau porstellig geworden und teilte mit, daß der angebliche Schaden bereits wieder gutgemacht sei. Die Geschädigten haben ausnahmslos erklärt, daß sie ihre Strafanträge aus Berärge rung gestellt hätten und daß die Zurücknahme der Anzeigen lediglich aus Unkenntnis der Gesetze nicht erfolgt sei.

Schubert- Abend am Friedrichshain  .

Dem großen Toten zu Ehren und zum Besten seiner 59./181. weltlichen Schule veranstaltete der Bezirk Friedrichshain   am Bußtag im Saalbau Friedrichshain einen Schubert- Abend. Mit­mirfende waren der Männerchor Friedrichshain  "( Mitglied des DASB.), die" Neuköllner Musikvereinigung" und die vereinigten Schulchöre der 59./181. weltlichen Schule. Der Abend war in der Hauptsache dem Gejang gewidmet, und eine bunte Fülle altvertrauter Schubert- Beisen erfreute die zahlreich erschienenen Zuhörer. Unter ihrem Chormeister Karl Hartung   fang der gutgeschulte Männerchor mit schönem Vortrag Der Gondelfahrer"," Die Nacht", Nacht musit und Der Lindenbaum". Dann mußten die kräftigen Männer stimmen den hellen, zarten Kinderstimmen Blaß machen. Das wir belte leichtfüßig aufs Podium, im hellen Festtagskleid, die Wangen  glühten, die Augen glänzten und alles hing wie gebannt am Tatt­stock des Dirigenten. Zuerst die Mädels. Sie sangen das Heide röslein" und ein Sturm der Begeisterung durchzitterte das Haus. Dann erhielten sie Verstärkung: nun sangen Jungen und Mädels vereint den Frühlingsglaube", und die schönen Schlußworte Uhlands: Es muß sich alles, alles wenden" flangen wohl nie wahrer ais aus dem Munde dieser hoffnungsfreudigen Jugend. Die Ouvertüre und die Chöre aus" Rosamunde" beschlossen den Abend, der in den Herzen aller richtige Festtagsstimmung schuf. ,, Ketschendorf soll zuständig sein."

Zu unseren Berichten über den Fall des 60jährigen, wegen Hausfriedensbruchs angeklagten halbblinden Gärtners erhalten wir eine längere Buschrift des Bezirtsamts Berlin- Reinickendorf  . Es mird ausgeführt, daß nach den Bestimmungen das Bezirksamt Reinidendorf feine Schuld träfe, wenn dem Anspruchberechtigten die Rente nicht ausgezahlt würde. Wir haben dem Bezirksamt Reinickendorf   niemals eine besondere Schuld unterstellt. Wir haben nur die Tatsache festgenagelt: der alte Mann hat gejeglichen Anspruch auf eine Rente, das Bezirksamt Mitte   zahlt nicht, das Bezirksamt Reinidendorf zahlt nicht, Retschendorf zahlt nicht, die Zentrals ablt nicht! Endergebnis: jeit Monaten erhält eri

Neues völkisches Verbrechen.

Friedhofsschändungen auch in Köpenick  .

Die zügellose Heße der völkischen Rechtsradikalen hat in den legten Monaten geradezu eine Serie von Schändungen jüdischer Friedhöfe und Grabftätten herbeigeführt. Im Rheinland  , in Thüringen  , in Bayern   und in Ostdeutschland   haben unvernünftige Aufgewiegelte und rohe Burschen sich an den Erimerungsmalen der Toten vergriffen. Leider ist gestern auch in Berlin   eine gleiche Schandtat begangen worden. Es braucht faum ge­fagt zu werden, daß jeder Gesittete diese gemeinen Ausschreitun gen auf das Allerschärffte verurteilt.

Der Schauplatz dieser

neuen Ausschreitungen ist der jüdische Friedhof in der Mahlsdorfer Straße in Köpenid. As gestern der Friedhofsdiener einen Kontrollgang unternahm, mußte er an mehreren Grabstätten, vornehmlich aber an Kindergräbern, die schwersten Verwüstungen feststellen. Die Hügel waren aufge­wühlt und der Efeu abgerissen. Vor vier Grabsteinen waren die Erinnerungstafeln abgerissen und völlig zerfrümmert. Ein anderer Grabstein lag umgestürzt da; die Tafel war vernichtet worden; das Postament wies schwere Beschädigungen auf. Neben den ver­wüsteten Grabstätten lagen große Feldsteine umher, mit denen die Bandalen ihr schändliches Wert ausgeführt hatten. Die Tat muß in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch ausgeführt worden sein. Der Friedhof liegt etwas abseits und wird rings: herum von unbebautem Terrain begrenzt. So ist es auch erklär­lich, daß die llebeltäter ungestört ihr verbrecherisches Vorhaben zur Ausführung bringen konnten.

Wie die Ermittlungen ergeben haben, sind am Dienstagabend in der Nähe des Friedhofes mehrere Burschen, beobachtet worden, die längere Zeit dort herumftanden. Die Nachforschungen der

seine Rente nicht. Ob verwaltungstechnisch das Bezirksamt Reinickendorf   im Recht ist, fällt hier nicht ins Gewicht. Wir zweifeln gar nicht daran, wir greifen nicht ein einzelnes Amt an, sondern mir geißeln eine Verwaltungstechnik an sich, die es möglich macht, daß ein Mensch, weil er seine monatlichen paar Mart In­validenunterstügung nicht erhält, zu Verzweiflungstaten getrieben wird!

Rathke gegen Steinkopf.

Ein Vergleich.

Vor dem Amtsgericht Wedding standen einander gegenüber Steintopf vom Allgemeinen Deutschen Beamtenbund als An­getlagter und Rathte vom Deutschen Beamtenbund als Kläger.

Kriminalpolizei   find im Gange, haben aber bisher zu feinem Er gebnis geführt.

Die Beisetzung des Erirunkenen.

Am Sonnabend wird der Nationalsozialist ütemeŋer, der nach der Hitler- Bersammlung im Sportpalast in den Landwehrkanal fiel, beerdigt. Der kleine Gernegroß Göbbels  , den wir wiederholt im Blatt erwähnten, hat aus diesem Anlaß ein Schreiben ans Polizeipräsidium gerichtet, das voll von Unrichtigkeiten ist. ,, linjer von kommunistischem Mob niedergeschlagener und ermor­willt, sich selbst bei Trauerzügen provozieren und beschimpfen zu deter Parteigenosse"," Meine Barteigenossenschaft ist nicht mehr ge­lassen,"" Ich mache Sie darauf aufmerksam und verlange, daß die Polizei uns vor jeder Provokation schüßt," Jd wäre andernfalls weder in der Lage, noch gewillt, meine Parteigenossenschaft. abzuhalten, gegen den politischen Mob entsprechende Maßnahmen zu treffen. Sie wollen hiervon Kenntnis

nehmen."

.

Sauherdenton ist Eauherbenton. Hierüber mit Göbbels   zu sprechen, wäre müßig. Tatsache ist: Der Tote war in der Hitler­Bersammlung, fncipte dann, betam Streit und endete durch einen Unfall. Grund zur Entrüstung liegt also nicht vor. Was aber bedeutet der Say: ,, Gegen den politischen Mob entsprechende Maß­nahmen treffen"? Die Raufbolde des Göbbels   wollen, wie wir es ja bei ihnen gewohnt sind, auch bei der Beerdigung ihre Rauferet. Denn zu entscheiden, wo Ablehnung aufhört und Provokation an­fängt, ist natürlich dem Bolizeibeamten vollkommen unmöglich. Die Berliner   Bolizei wird mit dem rüpelhaften Göbbels  - Brief hoffentlich das einzig Richtige tun: ihn in den Papierforb merjen. Am Sonnabend aber wird sie, wie sie es bisher getan hat, die Bevölkerung vor nationalsozialistischem und linksradikalem Mob zu schützen wissen.

Der Film von den Zähnen.

Der Reichsverband deutscher Dentisten hat einen Aufklärungsfilm hergestellt, der für Arbeiterorganisationen, Kran­tentassen und Schulen das notwendig Wissenswerte vom gefunden und franken Zahn durch Bilddarstellung vermitteln will. Der Film, der gestern geladenen Gästen gezeigt wurde, ist ein Bert emfiger wissenschaftlicher Arbeit, auf das die Dentisten mit Recht Stolz sein fönnen. Er behandelt in seinem ersten Teil das Entstehen der Danu Zähne, ihre verschiedene Lebensdauer( Milchzähne) u. a. werden die frankhaften Zustände der Zähne gezeigt, die sich ein­ftellen, wenn feine genügende Zahnpflege getrieben wird und wenn man versäumt, die Zähne rechtzeitig behandeln zu laffen. Die ge= fürchtete Krankheit ist die Zahnkaries oder Zahnfäule, die heim­tückisch mit der Zerstörung des Zahnschmelzes beginnt und bald ein Loch in den gefunden Zahn frißt. Zuletzt stellt sich dann die Not­mendigkeit des Nervtötens" ein oder auf Grund einer Wurzelver= eiterung die Entfernung des franken Zahnes. Würde man recht­vorgeschrittensten Krankheitsstadium retten laffen. Der sehr in­struktive Film müßte sich nur einige Tertfürzungen gefallen lassen, die Längen ermüden. Im letzten Teil wird gezeigt, wie die Aus­bildung der Dentisten vor fich geht, eine Ausbildung, die an Gewissenhaftigkeit und Lehrumfang ganz bestimmt dem akademischen Studium der Zahnärzte nicht nachsteht. Es ist zu begrüßen, daß die Dentisten aus ihrer Kampfstellung heraus bei den Arbeiterorgani fationen Hilfe und Verständnis suchen, hier ist auch ihr eigentliches Gebiet, wo sie im Interesse der Boltsgejundung aufflärend wirfen können. In diesem Sinne waren auch die Ansprachen gehalten, die Stadtrat Genosse Reimann als Sprecher der Krantenfaffen und ein Schulmann für die Berliner   Boltsschulen hielt; fie begrüßten es, daß durch den Dentistenfilm ein prattisches Werbemittel für die Zahnpflege geschaffen worden sei.

Ratte hatte nämlich in der Deutschen Beamtenforrespondenz" behauptet, daß Steinkopf bei einer Besprechung im Hause des Mit glieds der Bolkspartei Kremer, an der auch der damalige Reichs- zeitig zur Behandlung gegangen sein, so hätte sich der Zahn auch im ordnete Schmidt, Stettin  , teilnahmen, dem Reichsfinanzminister in finanzminister Röhler und der deutschnationale Reichstagsabge bezug auf die geplante Reichsbesoldungsreform gesagt haben soll: Herr Minister, das wäre doch zu viel. Bei 20 Broz. Gehaltser­höhung nehmen sie uns den ganzen Wind aus den Segeln." Dar­aufbin hat Steinkopf in der Allgemeinen Deutschen Beamten­zeitung" Rathke einen Berleumder genannt. Er beftritt, eine der­artige Aeußerung überhaupt getan zu haben.

Abgeordnete Schmidt waren als Zeugen erschienen. Zu ihrer Ver­Der Reichsfinanzminister a. D. Köhler und der deutschnationale nehmung fam es jedoch nicht. Beide Parteien erklärten sich zu einem Bergleich bereit, der nach furzen Vergleichsverhandlungen, an denen als Vertreter Steinkopf und R.-A. Dr. Kurt Rosen­ feld   teilnahmen, auch zustande fam. Steintopf erklärte zu Proto­foll, daß er eine Aeußerung, wie sie ihm von Rathte in den Mund gelegt worden sei, nie gemacht habe und Rathte erklärte, daß er Steinkopfs Erklärung zur Kenntnis nehme, der der Unterredung selbst nicht beigewohnt und seine Behauptung nur nach Infor­

mationen von dritter Seite aufgestellt habe. Steintopf nahm den Berleumder" mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück und beide Parteien unterhielten sich darauf friedlich im Gerichtssaal als wäre nichts paffiert. Damit war für diesmal der Streit zwischen den beiden Beamtenorganisationen erledigt.

Funkwinkel.

Aus dem Großen Schauspielhaus wurde am Mittwoch Frana Rothenfelders Hörspiel ,, Der Mann, den Gottschlug!" übertragen. Es handelt sich hier um die Dramatisierung der Hiob­legende. Dieses Buch der Bibel ist derart konzentriert und dramatisch aufgebaut, daß jede Dramatisierung mur die herben, groben Um riffe erweichen muß. Rothenfelder gießt die Legende in furze, ein­fache Verse, läßt über die Vorgeschichte und das Unglüd Hiobs durch einen Sprecher berichten und erweitert Hiobs Klage, Hiobs Troß und Hiobs Erhebung. Chor und Musik variieren allerdings dasselbe Thema. Ganz abgesehen davon ist der Versuch gemacht worden, nur durch akustische Mittel zu wirken, völlig von einem realen Platz der Handiung zu abftrahieren. Dieser Versuch ist ge­glückt, aber durch die Chöre, durch die Mujit Madebens, durch Altjoli und dergleichen Dinge entgeht die Dichtung nicht immer der Gefahr, opernhaft zu wirken. Bielleicht hätte stärker das Psycho logische in Hiob betont werden müssen, da man schon einmal den Weg der Legende verläßt. Die Aufführung wirkt am stärksten, wenn die Solisten sprechen. Müthel und Kortner   find aus gezeichnet, stahlharte und ausdrucksfähige Sprecher, die den großen Raum spielend durchdringen, die den richtigen Stil finden. Leider bleiben die Chöre schwach in der Wirkung wie immer im Großen Schauspielhaus.

Bariton Oskar Jölli weiß faum durch seine gepreßte Tongebung Allerlei Musikalisches ging am Donnerstag in Szene. Der für den Liederkonponisten Wolf einzunehmen. Aber am Abend er­blüht Russisches in chorischer Beziehung. Bei ,, Wolga  , Wolga  " mit füßer Kantilene gejungen, zerschmelzen die verstaubtesten tri­tischen Herzen zu Butter. Ein Sopran überanstrengt sich. Aber mas tut es, der Hörer ist ganz diesem faszinierenden Rhythmus verfallen. Darauf gibt es Wiener Musik, bei der sich Seidler- Winkler bemüht, seinem Orchester weiche Walzerrhythmen zu entlocken. Und es gelingt ihm auch bei Suppé   und bei dem Kußwalzer von Strauß. Dann wird es lebensernst. Sudermann ist gestorben und Friz Engel hält den Nachruf auf den Dichter ohne Haß und ohne Liebe. Er will hier in denkbar fürzester Zeit eine objektive Würdigung geben. Der Tote steht außerhalb der Gunst und des Hasses der Barteien. Frik Engel ist wirklich fachlich, und was dann Albert Steinrüd aus den litauischen Geschichten liest, weist darauf hin. haß Sudermann doch mehr war als ein theatralischer Pathetiker. Alles, was in Ostpreußen  , Sudernianus Heimatland, geschicht, ist lebens­voll herausgearbeitet. Man glaubt, taum, daß der Berfasser der Ehre und des Blumenbeets" mit diesen Dingen identisch ist. S.

Professor Dr. Theodor Preuß. der 60 Jahre alte Leiter des Museums für Bötterkunde, wurde beim Ueberschreiten des Jahr­dammes in der Botsdamer Straße von einer 2 uio brosch te an

gefahren und zu Boden geschleudert. Der Berunglückte erlitt Rop f erlegungen und wurde über die Rettungsstelle Eichhorna straße in das Elisabeth- Krankenhaus gebracht.

An die republikanischen Hausbesitzer des Ruhrbezirtes läßt durch die Allgemeine Hausbesigerzeitung", das Organ der auf dem Boden der Weimarer Verfassung   stehenden Haus- und Grundbesizer, Verwalter und Eigenheimbefizer, die Geschäftsstelle Preußen der Vereinigung der Freien Haus- und Grundbesizer", Berlin   SW 68, die dringende Bitte ergehen, gegenüber Mietern, die aus Anlaß der Aussperrung mit Mieten in Mietrüdstand gekommen find, weitgehendes Entgegentommen zu zeigen und jede irgendwie geartete 3wangsmaßnahme gegen die ausgesperrte Mieterschaft zu gesperrten ein solches Entgegenkommen nicht erwarten dürfen, unterlassen. Von den ,, nationalen" Hausbefizern werden die Aus­

Das Rose- Theater gibt jezt die Ratten". Gerade hier, wo volkstümliche Kunst zur Masse spricht, wirft die Tragit unerfüllten Weibtums im Schrei nach dem Kinde noch echt und lebensmahr. Das ohnmächtige Aufbäumen der zertretenen Kreatur, wenn das polnische Dienstmädchen, die Pauline Tipperta, in Qual und Schande, zu Tode gehegt, zwischen Staub und Theaterplunder arm­feligste Mutterschaft feiert, das greift denen da unten im Zu schauerraum an Mart und Gebein. Und wenn die andere, die Kinderlose, das arme Menschenbündelchen gierig an sich reißt und fämpft und wühlt und stirbt, da rüttelt es aufwühlend an den Menschen. Die Darstellung war ausgezeichnet. Vor allem die Frau John der Ada Mahr war eine fehr gut abgerundete schau­spielerische Leistung. Dann Traute Rofe als Pauline Tipperta, Willi Rose   als der schüchterne Pastorensprößling Splitta. Sehr humorig und mit der nötigen großen Geste verförperte rich Wilde das verblichene Heldentum des ehemaligen Theaterdirektors Hassenreuther. Auch die Vertreter fleiner und kleinster Rollen boten unter sauberster Regie gute Leistungen. Warum nach jedem Aft endlos lange ganz unmotivierte Zwischenattmusit, darunter ein wuchtiges Schlachtengewitter? Sie zerriß bloß die Handlung und schuf unnötige Längen,

Scheidemann   fpricht beim Reichsbanner! Am Sonnabend, 24, November, Schwarz- Rot- Gold im Konzerthaus Glou" Mauerstraße, ein beranſtaltet der Ortsverein Kreuzberg   des Reichsbanners republikanisches erbstfest. Die gestrede hat der Reichstagsabgeordnete Genosse Philipp Scheidemann   übernommen. Ein reichhaltiges und gut zusammengestelltes Programm ist vorgesehen. U. a. wirkt der Männer Leitung des bekannten Kapellmeisters Billi Ruhn. chor Fichte Georginia" mit. Das Sinfonieorchester steht unter Beginn 20 Uhr. Marten à 1 M. nur bei den Funktionären des Reichsbanners und im Gaubureau Sebaftianstr. 37/38. t eine Abendtaffel

( Nachdr. verb.). Start wolliges, mildes Better mit Neigung zu einzelnen Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin   und Umgegend leichten Regenfällen. Für Deutschland  : Auch im Süden und Diten Milderung. Im ganzen Reiche Strigregen.

-

Laxin

Das ideale Abführ- Konfekt