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Gonniag 2. Dezember 192S

Unterhaltung unö �Vissen

Beilage des Vorwärts

Oer moderne Seni. Bon Di. C. Suglifh. «m Himmel geschchco Zeiche» vni» Wvicher.- tWaltensteins Loger.) _ Astrologie ist die grohe Made. Es soll Leute geben, die die Äerne um Rat fragen, wenn sie eine Gans einkaufen wollen oder wenn sie ein Hühnerauge haben. Run gibt es aber auch Astrologen »on Beruf, da» heißt. Verwandte des Sem aus SchillersWillcn- ftein", die für eine hinreichende SunHne das Schicksal aus den Sternen wewfogen. Jedesmal«n Jahresanfang indessen haben diese Weisen die Spendierhofen an: fie künden flammendes, ohne bleich nach der Münz« zu fragen. In diesem Jahr haben sie es nun besonders eilig. Vor«in paar Tagen fand in einer stark besuchten Prioatoersammlung in Berlin ein Vortrog statt, in dem«in moderner Seni einer gläubigen Zichörerschar die Creigniise kündete, die dos Jahr 1SZ9 uns armen Erdenwürmern bringen wird. Zunächst ist cm ein« durchgreifend« wirtschaftliche Besserung nicht zu denken. Diese tritt erst im Jahr« 1932 ein. Wir wollen den Daumen halten, daß die Herren Astrologen sich mcht bemüßigt sehen, im entscheidenden Augenblick«ine klein« Verschiebung vor- zunehmen! Einige wollen besorcher» schwarze Zeichen in den Sternen erkannt haben. Homburg und London prophezeit moi, den Unter- gang, aber es ist nicht unbedingt sicher, daß diese Katastrophen schon im nächsten Jahr eintreten. Die Hamburger und Londoner dürfen also einstweilen ihr« Aatsuppen und ihren Plumpudding in Ruhe ilerzehren. Mit den Astrologen wetteifern neuerdings die Bibel- forscher mit okkultem Einschlag. Sie wollen ebenfalls die Zu­kunft schauen und sogen für die nächsten Jahr« die in der Bibel angedeutete Schlacht bei harmagadnn voraus. 1933, behaupten sie, beginn« das Reich de» Antichrist. 1948 aber find« dos Weltgericht statt.(Bei schlechtem Wetter im Saal« zu erhöhten Eintrittspreisen.) Die internationalen politischen Beziehungen werden das ganze Jahr über gespannt sein. Das kaim schließlich auch die kleinst« Sienographin am Auswärtigen Amt voraussagen, aber die hat keine ..Autorität". Di« Finanzen werden sich ebenfalls nicht bessern. Im Gegenteil: Bankkrach«. Kursschwankungen usw. seien an der Tages- ordnung. Ein heiteres, liebenswürdiges Jahr, wie man sieht! Di« Steuerschraube soll unfinnig angezogen werden, eine Voraussage, die bei dem beginnenden Öcwes-Occhr nicht schwer zu machen ist. Sehr schlin»n soll es um Frankreich stehen. Auch Spanien und Griechenland gehen angeblich schweren Krisen entgegen. In Italien ist mst einem baldigen Sturze Mussolinis zu rechnen. Für Rußland wird, wieder einmal, der lintergong der Sowjetregierung prophezeit. Uns interefstert natürlich in erster Linie Deutschlonb Was wird hier werden? Di« Astrologen sagen: ema merkliche Besserung tritt erst um die Wende von 1930 ein. 1929 soll es zu einem großen Match zwischen Monarchisten und Republikanern kommen, über dessen Ausgang sich die modernen Senis sehr im unklaren zu sein scheinen. Während nämlich die einen behaupten, die Demokratie werde triumphieren, orakeln die anderenmit absoluter Sicherheit" über die Rückkehr der Monarchie. Es ist also ganz wie in'Kein ichönen Sprichwort:Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich da, Wetter oder es bleibt, wie es ist." Positiver find folgende Angaben, doch mag allen Börsenspekulanten geraten werden, um Himmels willen vorderhand kein« Aktion zu unternehmen: Ein Mutiger Krieg zwischen Japan und den Dereinigten Staaten von Nordamerika soll zur Folg« haben, daß der Vertrag von Versailles ausgehoben wird und daß Deutschland einige" Kolonien wieder- bekommt. Schau! Schau! Den armen Hausfrauen weiden erneut« Preissteigerungen auf Grund dieser Weltwirren angekündigt. Post- und Eisenbohntarif« steigen, die Arbeitslosigkeit nimmt trotz großer Jndustrieaufträge au» dem Ausland in besorgniserregender Weise zu. Auch über die Schicksale verschiedener bekannter Stoatsmämwr orakeln die Astrologen. Was hirtdenburg anbetrifft, soll das Früh- jähr für ihn besonders kritisch sein, und zwar infolge ungünstiger lltatureinflüss«. Reichskanzler Müller-Franken hat nichts Gutes zu erwarten. Se« behauptet:Sollte der Reichskanzler sich in den kommenden parlamentarischen Wirren im Sattel halten können, wirb er die unglücklichst« Zelt seine» Lebens durchleben müsien. Der Krieg in Innen- und Außenpolitik wird sein Schlachtfeld auch in die häuslichen Gefilde»erlegen. Sensationsprozess«, wahre Monster» von Ehescheidung sslondaien werden Publikum und Preß« wochenlang in Atem halten. Seni ist galant. Di« Schuld an diesen internen" Katastroph«n schiebt er nicht Eva in die Schuh«. Der Mann ist, wenigstens im nächsten Jahr, die Wurzel alles Hebels. Letzten Endes aber ist das Jahr 1923 nach Aussage der Astro- logen ein Erfinder, und Entdeckerjahr. und in dieser Hinsicht soll es geradezu einen Wendepunkt bedeuten. Der Füllfederhalter mit Motorvntrieb, die heizbar« Unterhose, die auf telepathischem Weg in Tätigtest gesetzt« Schreibmaschine: das werden vermutlich die Errungenschaften des Jahres 192S sein, heil uns! Das Museum der �ewigen Wanderer". Ueber die kürzlich gemeldete Gründung eines Zirtusmuseums in Leningrad werden jetzt interesiante Einzelheiten bekannt, die aus einem Lriefwechs«! zwischen dem deutschen Zirkusbesitzer Stosch- Sarrasani und der Museumslettung stammen. Sarrasani hatte als erster seine Mitarbeit am Zirkusmuseum angeboten, worauf die Museumsleitung erwiderte, daß sie dies« Mitarbeit freudig begrüße als ein Glied in der Kette der immer wachsenden kulturellen Der- b:ndung zwischen Westeuropa und S o wj e t ru ß l a n d". In dem Museum am Leningroder Stoatszirtus" sollen gesammelt werden: Bücher, Broschüren, Journale über Zirkus, in ollen Sprachen, serner aste und zeitgenössische Bilder, Gravüren. Lithographien, Photo- xraphien, Skulpturen, Plastiken, Plakat«, Fliegend« Blätter, Asfichen, Annoncen. Modelle, Zeichnung«»! das ganze«rbeitsmaterial des Artisten soll in historischer Folge gezeigt werden: Turnapparate. Jongleurgeröte, Kostüme, Masken, Perücken. Ein« besondere Ab- teilung soll der Entwicklung der Pantomimen und Ausstastungs- stücke gewidmet sein, eine andere der Geschichte einzelner artistischer Fächer,«ine Porträtgaleri« berühmter Artisten soll nicht fehlen. Die Museumsleitung erwähnt in ihrem Brief« an Sarrasani . daß der Zirkus viel« Jahrhundert« lang nicht nur der Beachtung des Historikers, sondern sogar der Feder des«Rezensenten für unwürdig gehalten worden sei, daß es daher heut« ganz besondere Schwierig- keiten mache, da, wahre Lebensbild des Zirkus und seiner Leute wiederherzustellen. Das Leningroder Muieum sollda« Herrn, die Schule, und der Stolz der ewigen Wanderer, de, Zirkusvolte» der -----------*

Die ausgelüstete Ehe. Von Faye Men'man(New �ork).

Ja, einen neuen Anzug muß ich mir anschaffen," wiederhol e Mr. Purdy, während er sein Spiegelbild interessiert betrachtete. Dieser hier, den ich trage, sieht wirklich zu verheiratet aus." lind bist du vielleicht nicht verheiratet?" fragte ihn sein« Frau mit sanfter Stimme. Natürlich," gab er hastig zu,aber das ist doch wirklich noch kein genügender Grund für einen Mann, ein so salopp geschnittenes, unmodernes Gewand zu tragen. Und überdies. Kind, wollte ich dich auch schon seit längerem fragen, warum int dein Haar nicht nach der. neuesten Mode trägst? Weißt du. ich meine, diese kurzen Locken und die Haare ins Gesicht hinein kurz geschnitten." Ach, diese Frisur würde mir täglich anderthalb Siunden rauben." Was liegt aber denn an ei» bißchen Zeit?" fragte der Gatte eigensinnig.Mir gefällt die Frisur und deshalb solltest du sie dir machen... Weißt du, da fährt jeden Tag«in junges Mädchen mit mir im selben Stadtbahnzug. Sie trägt ihr Haar nach der neuen Mode und, glaube es mir, es steht ihr ganz ausgezeichnet. Heute morgen wurden wir miteinander bekannt, und denke dir, was sie mich fragte, ob ich ein verheirateter Mann sei?" Und Mr. Purdy lächelte in der Erinnerung animiert vor sich hin. Mrs. Purdy schwieg, als ob sie nicht weiter neugierig wäre. Aber ihr Gatte schien daraus zu brennen, irgend jemanden, und sei es auch die eigene Frau, von seiner Eroberung wissen zu lassen. Und ich fragte sie dann," begann er wieder...... sehe ich denn wie«in verheirateter Mann aus? Und sie darauf: Ein wenig!" Worauf ich dann aber schlagfertig erwiderte: Was noch lang« kein Grund sein muß, einer zu sein." Mrs. Purdy schwieg noch immer. Di« meisten Frauen an ihrer Stelle hätten jetzt manches zu sagen gewußt, aber Mrs. Purdy hott« für solche Fälle ein eigenes Motte und das lautete: Halt deinen Mund! Aber vielleicht heute zum erstenmal erfüllte Mr. Purdy diese Schweigsamkeit der Gattin mit Unzufriedenheit. Das Fatale mit euch verheirateten Frauen", eröffnete er den Kampf,ist es eben, daß ihr euch in eurer Ehe zu fest verankert glaubt. Ihr glaubt, der Gatte müsse euch in unbedingter Ergeben- heit am Schürzenzipfel hängen, und es fällt euch nicht ein, daß er «in anderes Mädchen hübsch finden könne. Ja, ja, der Ehe täte es einmal gut. zeitweise ausgelüftet zu werden." Halte mir bitte diese Wollsträhne, ich will sie aufspulen." er- widerte Mrs. Purdy ruhig. Ja, auslüften," rief der Gott « mit erhobener Stimm«, während er aber gehorsam dem Wunsch seiner Gattin Folge leistete.Dos ist es, was unbedingt nötig wäre." Mrs. Purdy hott« ihre Arbeit zusammengerollt und verließ mit einenr freundlichen Nicken gegen den Gatten, der ihr verdutzt nachsah, da» Zimmer. In ihrem Schlafzimmer stellte sich die kleine Mrs. Purdy vor den Spiegel, betrachtete sich nachdenklich von allen Sellen und sagt« endlich zu sich selber:.Kitty, Killy, Gefahr scheint im Verzug. Jetzt heißt es vorsichtig fein. Es wäre ja wirklich schade, solch«inen guten Gatten durch Leichtsinn zu verlieren." Sie setzte sich dann vor ihren Toilettentisch, nahm«in Mode- journal zur Hand und begann sich angelegentlich in die Rubrik zu vertiejen, die die Aufschrift trug:Ratschläge zur Erhöhung der weiblichen Schönheit." Einen Monat später betrat Mrs. Purdy. da« heißt eine viel eleganter«, gepflegtere Mrs. Purdy eines Vormittags denselben Stadtbahnzug. in dem ihr Gatte ins Bureau fuhr. Sie tat ober, als bemerke sie die Anwesenheit ihres Gatten absolut nicht, ignorierte auch völlig das ihm gegenübersitzende jung« Mädchen, sondern schritt resolut auf eine Bank zu. aus der ein äußerst gewinnend aus- sehender junger Mann Platz genommen hatte. Und als dieser Jüngling sich im Laus« der Fahrt ihr mll einigen Worten zu nähern suchte, war Mrs. Purdy überraschend schnell bereit, aus die Kon-

versation einzugehen. Sic tonnte oder wallte vielleicht deshalb nicht bemerken, daß ihr Gatte plötzlich lustlos seine Zigarre au» dem Fenster warf und sich zu seinem hübschen Gegenüber schweigsamer verhiell als an anderen Tagen. .Kennst du Professor Chiimut?" fragte Mrs. Purdy ihren Gatten am Abend dieses Tages.Ehipmunt?" erwiderte der Gatte «in wenig verdrießlich.Chitmut," erwiderte seine Frau ruhig. Ick? dachte, er müsse unbedingt einer deiner Freunde sein, weil cr genau dieselben Ansichten vertritt wie du." Welche Ansichten?" brummte Mr. Purdy. Run, die über die Ehe. Erinnerst du dich denn nicht mehr an deine Worte, jede Ehe soll von Zeit zu Zeit ausgelüstet werden. Er. der Professor, sagt ganz dasselbe. Er sagt, daß ein harmloser Flirt, wenn man auch verheiratet sei, für die Ehe ein Stahlbad sei, daß cr die Stumpfheit der Gatten beseitige, daß..." Er ist ein Esel, dein Proscssor," rjes Mr. Purdy ärgerlich aus. Und deshalb", fuhr Mrs. Purdy unerschütterlich ruhig;» sprechen fort,habe ich mich entschlossen, für die hundert Dollar, die Pater mir als Geburtstagsgeschenk schickt, mir ein neues elegantes Straßenkostüm anzuschaffen, da Professor Chitmut meint, es sei die Pflicht jeder Frau, ihrem Gatten zuliebe nicht auf die Be- wunderung der ganzen übrigen Männerwelt zu verzichten." Mr. Purdy murmelte unverständliche Worte vor sich hin, aber selbst einem nicht allzu aufmerksamen Zuhörer wäre es klar ge­worden, daß es alles eher als Vcifollsäußerungcii waren, was er da so unklar von sich gab. Alexander," begann nun sein« Frau wieder, während sie träumerisch vor sich Hinlächelle,ich treffe da seit einigen Tagen einen reizenden jungen Mann in der Stadtbahn und ich fange bei- nahe an zu glauben, daß er sich für mich interessiert." Der Teufel hole den Professor mit dem komischen Namen, der euch Weibern einen solchen Unsinn in den Kopf setzt," schrie Mr. Purdy.Wie oft in der Woche hörst du dir denn sein Geschwätz an?" Nur zweimal, also nicht einmal die Hälfte so oft, als du in deinen Klub läufst," Kitty," sagte der Gatte da in plötzlichem Entschluß,ich will mir heute nachmittag einmal den Spaß machen, mein Bureau zu schwänzen, und dich in die Vorlesung deines spaßhaften Prosessors begleiten." Es tut mir wirklich leid. Liebster, auf deine Gesellschaft vrr - zichten zu müssen, aber zu den Vorlesungen des Professors Ehitnnit haben nur Damen Zutritt." Mit einem höhnischen Auflochen vorließ Mr. Purdy das Zimmer und warf die Türe krachend hinter sich ins Schloß. Am nächsten Morgen aber präsentierte er siä) in einem neuen Anzug, tadellos gepflegt wie ein unverheirateter Man», seiner cr- staunten Gattin. Kitty." sagte cr in schier demütigem Tone,ziehe dir dein schönstes Kleid an, denn ich bitte dich, heute morgen mit mir in die Stadt zu fahren.Wozu denn?" fragte Mrs. Purdy mit ge- wohnt ruhiger Stimme. Ich möchte dir gerne etwas Schönes kaufen." Ich brauche wirklich nichts, mein Lieber. Alle meinen mo- mentanen Bedürfnisse kann ich von den 199 Dollar bestreiten, die mir Voter schickte."Run. irgend etwas, das dir Freud« macht, wird sich schon noch finden lassen, Eile dich jetzt nur, damit wir rechtzeitig meinen gewöhnlichen Zug erreichen." ,�ich kann nicht mehr zur, rechten Zeit fertig werden. Liebster. Fahre du nur ruhig in die Stadt, ich hole dich später von deinem Bureau ab." Rein, weiß du," erwiderte Mr. Purdy In höchster Verlegenheit, ich lege großen Wert darauf, gerade mit meinem gewöhnlichen Zug zu fahren, weil... weil..- nun zum Teufel, weil ich will, daß jeder in diesem verdammten Zug erfahre, daß... daß wir beide verheiratet sind."

Gedanken über Film und Mufik.

Von Max Stilnger.

Vir bcarühr» et srljr, bei llch ei» B-BB&tfkr. Bskirittt«emronift wie SKat Ettinger(iefatmt Mt«Im d»rch leim OptrnSukitt", 3mm',Clrmifle* unkiZrlMwaerrmchei»") m kiese»(«ichtisr« Preble» Safett. Durch da» Sehen tritt der Mensch in hie Welt, durch das Höven tritt die Welt in den Menschen"(Ofen. 17791851). Gibt es ein schöneve» Wort über die enge Derbundercheit und Zusammen. geHörigkeit dieser unserer edelsten Sinne? Gebärde und Laut haben dieselbe Wurzel, beide sind Ausdruck von Empfindungen und Erregungen. Schmerz und Lust drücken sich in beiden gleichermaßen aus, beide ergänzen und steigern«in- ander. Sie sind nicht untrennbar miteinander verbunden man kann stumm weinen und lautlos lochen: der Laut gar ist im Ton- Material schon völlig losgelöst und versellsstöirdigt. Wunderbar ist der Weg vonnatürlichem Ausdruck" zu Kunst"! Dos Theater ist die höchste Bereinigung«« dünsttery'chem Sehen und Hören. Wir kennen bis jetzt im Theater dos gesprochene und gesungene Wort und, von Musik begleitet, Tanz und Panto- miine. Im Film und Laut und Gebärde. Richard Wogners Idee vom Gesomttunsttverk hat in unserer Zeit jedensalls Wirkungen und Folgen gezeugt, die nicht oerschwinden werden: das Zusammen- wirken der Künste. Der Film soll und muß auch stumm sein können, dort wo er nichtAusdruck" ist. Warum kann die Mass« einer sportlichen Der« anstaltung stumm zusehen? Aber dort, wo der Film künstlerischer Ausdruck sein will, nmß er seine Ergänzung in Musik suchen: denn kein« Kunst ollein kann olle» sagen, auch die Gebärde nicht. Stummer Ausdruck muß auf die Dauer unerträglich werden. Das Bedürfnis nach Musik, das Gefühl für die Unzulänglichkeit des ganz stummen mm m» TWmrd» au«*

die Befriedigung dieses Bedürfnisses nicht dem Schöpfer des Films. dem Produzenten zugeschoben, sondern dem Reproduzierenden, dem Theatcrbesitzer, der mit dem Publikum in Berührung steht. Di« unglückseligen Folgen dieser Verkehrtheit waren einerseits, daß wahllos zuviel gemacht wurde, und daß andererseits dos Problem des Verhältnisses von Film zu Musik von Zlnfong an nicht richtig gesehen wurde. De jedesmalige Zusanuneustellung der Musik zum fertigen Film, also hinterher, sei es beim Verleih, sei«s beim Theater, ist viel komplizierter als der einzig richtige Weg: die Entstehung der Musik gleichzeitig mit dem Film. Das bisherige Ballspi-t zwischen Produktion, Verleih und Theater über Pflege und Fürsorge des vernachlässigten, unbequemen, aber nun einmal nicht mehr ans der Welt zu schassenden Musikstiefkindee wird in dem Maße immer mehr aushöre», als aus dieser Dreifaltigkeit eine Einheit wird. Der Weg, den die Filmkunst in dreißig Jahren zurückgelegt hat. ist einfach phantastisch. De Musik, die ihre Aufgab« vorläufig nur im Begleiien und Unterstützen sieht, hat sich auch gewandelt. Aus dem wahllosen Musizieren ist ein« feine, ausdrucksvolle, höchst- entwickelte Jllustrationstechnik geworden, die der Handlung, auch der imteren, bis in die letzten Details zu folgen versucht. Ihr Ma- terial entnimmt sie der Masse schon vorhandener Mosit, in der Auswahl unterstützt von fleißig zusammengestellten und mit ge- nauen Stinnnungoinholtsongaben versehenen Katalogen und Per- zeichnissen. Freilich schmeckt dies oft nach Kochrezept und Stim« mungszetteltasten. Jllustraiionsrezepte sind auch deshalb bedenklich, weil die Kapell­meister, di« Illustratoren, an gewissen Stellen zu demselben Stück, das sich nun einmal in dieser S'tuotianbewährt" hat. immer wieder greifen. Diese nun schon sattsam bilüixntcn Stimmungen verütsachcn jtaü«»eigertjngol Mr eme uuliebzame störende Ablenkung und