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Rr. 569 45. Jahrgang­

5. Beilage des Vorwärts

Ein Hungerrevier neben dem andern.

Das Elend der Neuroder Bergarbeiter.

Der Niederschlesische Kohlenbezirt, der allgemein das Balden. burger Revier genannt wird, besteht aus zwei Zeilen: aus den Kohlenschächten, die unmittelbar um Waldenburg und Gottes, berg herum, also im eigentlichen Baldenburger Bergland liegen, und aus den Schächten, die 30 bis 40 Kilometer von Baldenburg entfernt. im Eulengebirgs3uge des Kreises Neurode fich befinden.

Das Waldenburger Hungerland mar der Deffentlichkeit schon ror dem Kriege bekannt. Nach dem Kriege ist seine Notlage nor cilem dadurch verschlimmert worden, daß die Preise für die zum Peben notwendigen Gebrauchsartifel beträchtlich gestiegen find. Die Preise, wie sie in Neurode verlangt werden, liegen in vieler Beziehung höher als in den übrigen Großindustriebezirken Deutschlands . Ift schon das Waldenburger Bergland in der Preis. und Qualitiätsfrage als fehr teuer und schlecht zu bezeichnen, jo fieht es im Neuroder Kohlengebiet geradezu troft los aus. Ein Biertel­rfund Wurst z. B., das man in Waldenburg für 30 Bf. befommt, toftet in Neurode 40 Bi. Das macht also auf ein Pfund bereits 40 Bj. Breisunterschieb aus. Das Fleisch ist in Neurode immer 10 Bf. und mehr teurer als in Waldenburg. Aehnlich steht es mit dem Gemüse, mit der Kleidung und anderen lebenswichtigen Artikeln.

Wie man Lohntarife ,, wegfallen" läßt.

Ein plumper Unternehmertrid.

Die folgende Erflärung eines Unternehmerverbandes spricht so deutlich für sich selbst, daß sich jede Bemertung dazu erübrigt: Hagen , 1. Dezember.

Gonntag, 2. Dezember 1928

Arbeiter und Angestellten- Betriebsräte!

Nächter Arbeitsrechtlicher Informationsabend für Betriebsräte am Dienstag, bem 4. Dezember, abends 7 Uhr, im Saal 3 des Gewerkschaftshouses, Engelufer 24/25. Es muß immer wieder darauf aufmerffam gemacht werden, haß diefe bende eine außerordentlich wichtige Informationsmög lichkeit für alle freigabertschaftlichen Betriebsratsmitglieder bilben fann. Die Information erfolgt nicht in einseitigen instruktiven Bor trägen, sondern bestimmte arbeitsrechtliche Probleme von Wichtig

Barum das so ist, und ob das fo sein muß, sollten die Behörden und daher reafte Beteiligung nur angelegentlichst empfohlen merben einmal etwas genauer untersuchen.

Die Löhne der Bergarbeiter im Neuroder Revier liegen um über 16 Broz niebriger als die Löhne auf den im eigent, lichen Baldenburger Gebiet befindlichen Gruben. Wer weiß, mie elend die Lage der Bergarbeiter im Waldenburger Revier ist, fann Daraus ermeffen, daß es im Neuroder Kohlenrevier furchtbar aussehen muß und daß infolgedeffen hier für den Nachwuchs das fchlimmste zu befürchten ist.

Angesichts dieser erschütternden Tatsachen ist es zu vermindern, dah bei allen Hilfsmaßnahmen für den hungernden Bergarbeiter Niederschlesiens von dem Neuroder Elend fast gar nicht gefprochen wird. Bei den öffentlichen Sammlungen zugunsten der hungernden Bergarbeiterfamilien denft man immer nur an das engere im Waldenburger Bergland liegende Grubenreviér. Sowohl die Behörden wie die weitesten Kreise der Bevölkerung milfsen daher darauf aufmerksam gemacht werden, daß zu dem Hungerrenier der Waldenburger Bergarbelter auch die ausgemergel ten Reuroder Bergarbeiter gehören, die noch viel schlechter daran find als ihre Waldenburger Arbeitskollegen.

feit merden durch die Teilnehmer selbst aufgeworfen und unter fachkundiger Leitung zur Besprechung gestellt. Die Teilnahme ist

toftenlos.

Gesundung im Textilarbeiterverband.

In einer gut besuchten Berliner Funktionärverfamantung des Deutschen Tertilarbeiterverbandes sprach der Gauleiter Roste über die legten Vorgänge in der Ortsverwaltung. Er bewies bie spingende notwendigkeit einer guten und festgeidoffenen Organisation, um den brutalen Herrenstandpunkt der Unternehmer zu erschüttern. Er mies nach, daß es nur zur Gesundung der Organisation führen tonn, wenn zerstörende Clemente aus ihr entfernt werden. Reicher Beifall lohnte feine trefflichen Ausführungen. Gegen nur wenige Stimmen wurde ein Untrag angenommen, der der Ber. bandsleitung, einschließlich des Hauptvorstandes, danfend das poliste Bertrauen aussprach und die erfolgten Ausschlüsse als durchaus richtig und notwendig bezeichnete. Des weiteren wurde einstimmig beschlossen, daß ein Drtsstatut geschaffen wird, damit ähnliche gemerfidaftsschädigende Vorkommnisse wie die lezten Mit­gliederversammlungen gezeigt haben, vermieden werden.

Eine Gefundung zeigte fich auch in der bedeutenden Zu­bilden und von ihnen hiernach auch nur ein verhältnismäßig ge nahme an Mitgliedern und dem erfreulichen Steigen des ringer Bruchteil für eine Ueberschreitung des Lohnes in Frage fomumen fann, entbehren Angaben, noch denen 25 bis 30 Broz Kaffenbestandes, so daß die Entschädigung für das Beitragstaffieren aller Ausgesperrten sich zurzeit ebenio oder zum Teil beffer aufgebeffert werden fonnte, rüdwirkend vom 1. Oftober d. I ständen als zur Zeit der Arbeit, jeder tatsächlichen weihnachtsunterstügung erhalten. Damit diese Unter­ab. Auch sollen die invaliden und orbeitslosen Mitglieder eine Grundlage und sind geeignet, die öffentliche Meistügung reichlich sein kann, werden Sammellisten ausgegeben

nung irre zu führen."

Dies war ja der 3med der Uebung zur Begegnung der Gefahr, daß die in der jüniten Woche widerrechtlich Ausgesperrten fich trotzdem mit Frau und Kinder fatt effen könnten.

Bertrauen zur Führung. Entschließung der Düsseldorfer Metallarbeiter.

Düsseldorf . 1. Dezember.

und die Mitglieder gebeten, sich an diefer Samuniung zu beteiligen; jede andere Sammlung ist aurüdzuweisen. Die arbeits.jen und invaliden Mitglieder werden erfudit, sich bis zum 15. Dezember im Verbandsbureau zu melden. Die Verbandsbücher find vorzulegen.

Neuer Reichstarif der Graveure und Ziseleure.

Der Arbeitgeberverein für das untere Lennetal teilt mit: Die Arbeitgeberverbände Hohenlimburg , 2etmathe und Altena baben sich aufgelöst. Die diesen Berbänden bisher angeschloffenen Firmen haben vor einigen Monaten den Arbeitgeberverein für das untere Lennetal ge. gründet. Der Standpunkt dieses Vereins(!), daß die bis dahin ungefündigten 2ohntarife in Hohenlimburg und Altena von selbst in Wegfall gekommen find, wird von den In einer Berjammlung der im Deutschen Metall­Gewerkschaften bestritten. arbeiterverband organisierten ausgefpertten Metallarbeiter Wir werden dieserhalb die Feststellungsflage ein reichen und haben die nötigen Schritte schon in die Wege geleitet. in der die bisher getroffenen Maßnahmen der ge­am Sonnabend vormittag wurde eine Entichließung gefaßt, Arbeitsgerichte unserem Standpunt nicht Rechnung tragen soll. famten Organisation gebilligt und dem Berband und feiner nicht das geringste zugeftändnis machten. Erst nachdem in Beip­fen, haben mir unter voller Aufrechterhaltung unseres Rechtsstand. Berhandlungsführung vollstes Bertrauen für die 30- ig.06 Proz. der Graveure und 3ijeleure in den Streit ge punttes die unserer Ansicht nach nicht mehr bestehenden Bohn funft und die fommenden Bethandlungen ausgefprochen wird Nur die Organisation habe in diesem Kampf die geeigneten tarife für Hohentimburg und Altena zum 31. De Maßnahmen zu treffen, und jede Einwirtung Außenfiehender sei zember 1928 gekündigt. abzulehnen.

Montag Berhandlungen im Werftarbeiterstreif

Dard) die Raffenausfperrung im Ruhrgebiet ist der Streit der 50.000 rbeiter der Seeldilfswerften, der sm 1. Oftoher began und nun schon neun ochent lang dauert, in der Deffentlichfeit meniger beachtet worden. Am Montag, mit Beginn der zehnten Streitwoche, will der Schlichter Dr. Stenzel mit den Parteien in Hamburg in neue Schlichtungsverhand tungen eintreten, zu denen auch der Schlichter für den Bezir? Bommern und der stellvertretende Schlichter für den Bezirt Bremen hinzugezogen werden, da der Streif auch die Werften in ihren Bezirken umfaßt.

Mehr Unterstützung als Lohn!" Bersuchte 3rreführung der öffentlichen Meinung.

In den Kreisen der Satten, die den Aussperrern nahe stehen, murden die schwersten Bedenken darüber laut, daß infolge des Ber­zichts auf die Bedürftigkeitsprüfung sich 23 bis 30 Prozent Der Ausgesperrten jegt ebenso gut oder gar noch beffer ftänden als vordem bei der Arbeit. Das ein. fachste Mittel, um die Schmerzen dieser Betrübten zu stillen, wäre, einen Zeil von ihnen einmal vier Wochen fang auf die Ration der Föchst unterſtüßten Ausgesperrten zu feßen. ein die Humanität unferes Zeitalters läßt eine foide Grausamkeit gegen die folichen infläger nicht zu. Man sette eine interministerielle Kommission ein, um den Beschwerden derer, die falsches Zeugnis gaben, nachzugehen. Der Preußische Pressedienst berichtet über das Ergebnis der Untersuchung:

Der Bielefelder Textilschiedsspruch.

Dortmund , 1. Dezember.

In Lohn- und Mehrarbeitszeitsfreif der Lertifiniftrte in Bielefeld wurde ein Schiedsspruch gefällt, der die ab 1. Dttober 1927 gültige Lohntafel wieder in raft legt. Der Edlohn des über 24 Jahre alten hilfsarbeiters in der Orts flaffe I erhöht sich auf 61 Pf, die tibrigen Tariflöhne erhöhen fich in dem gleichen prozentualen Berhältnis. Die bisherigen fazialen Zulagen bleiben bestehen. Die Regelung gilt ab 1. Dezember 1928 und ist bis zum 31. Dezember 1929 unfündbar.

Ueber die Mehrarbeit wurde ein Abkommen getroffen, monach erforderlichenfalls über die 48- Stundenwoche hinaus mit zu stimmung der Betriebsvertretung drei weitere Arbeits. tunden gegen einen Auffchlag von 25 Broz zu leisten find. Darüber hinaus fann eine meitere Mehrarbeit bis zu drei Stunden in der Woche mit Zustimmung der gesetzlichen Be triebsvertretung gefordert werden. Wenn diese Zustimmung ver weigert wird, foll eine Schiedsstelle endgültig entscheiden. Die Er­flärungsfrist läuft bis zum 6. Dezember 1928.

Kündigung der Zellfloffabrik Walsum.

Waifum, 1. Dezember.

Infolge der Auswirtungen der Aussperrung in der Metall. industrie sieht sich die Zellstoffabrik Balfum 2- G. veranlagt, ihrer etwa 800 Arbeiter zählenden Belegschaft am 3. Dezember fündigen, so daß am 17: Dezember das Arbeitsver hältnis abgelaufen fein würde. An diesem Lage soll, falls die Aussperrung noch nicht beendet ist, die Fabrik stillgelegt werden. Die fozialen Rechte der Arbeiter werden aber aufrechterhalten bleiben, so daß die Belegschaft gewissermaßen bis zur Wieder aufnahme der Arbeit beurlaubt ist.

Für die Graveure und 3iseleure sind die Lohn und Arbeits­bedingungen neu geregelt worden. Der Metallarbeiterverband harte den Reichstarif zum 1. Ronemher gekündigt und neben der Ver­fürzung der Arbeitszeit von 48 auf 46 Stunden eine günstigere Ferienregelung und 2ohmstaffelung, fowie eine Abänderung der tarifs lichen Schlichtungsbestimmungen gefordert. Die ersten zentralen Berhandlungen verliefen völlig ergebnislos, meil die Internehmer

treten waren, zeigten die Unternehmer mehr Entgegenfommen. Es murde nochmals zentral verhandelt und nach stundenlangen Aus einanderiegungen fhließlich ein neuer Reichstarif ab. geschlossen, der gegenüber dem alten Zarif folgende Ber. befferungen vorsieht:

Der Lohn der Gelernten beträgt vom 2. Gehilfenjahr bis zum 22. Bebensjahr anstatt 80 Broz. 85 Broz. des gelernten Arbeiters über 24 Jahre und der des 22 bis 24 Jahre alten Handwerfers nicht mehr 90, sondern 95 Broz. Der Lohn der Hitsarbeiter murde von 80 auf 85 Broz. der Handmerterföhne erhöht. Bei der Urlaube. festlegung gilt on Stelle des 1. Mai in Zukunft der 1. Aprif ols Stichtag. Für die länger als 5 Jahre im Betriebe tätigen Arbeiler murde eine neue Urlaubsregelung geschaffen, wonach sie einen bis zu zmei Tagen höheren Urlaub als bisher erhalten. Die Bestimmung über das tarifliche Schlichtungswesen wurde dahin abgeändert. daß nach dem Scheitern der zentralen Tarifverhandlungen die gefeßliche Schlichtungsinitanz nicht mehr endgültig entscheiden foll, fondern daß die Arbeiter dos Recht der endgültigen Entscheidung über einen Schiedsspruch erhalten.

Die anschließenden Verhandlungen über die Nefestlegung der Löhne, endeten damit, daß ab 1. Januar eine Zulace pon 3 f. fe Stunde gewährt wird. Das Lohnablommen fanft his zum 31. März 1929 und der Reichsmanteltarij bis 31. Des zember 1929.

Gesellenausscüfje. Die näfte von der Fre gemericafti fen Jugendzentrale einberufene 3ufammenkunft der freiwerfftofio organisierten Mitglieder der Gesellenausschüße der Innurren der Handwerkskammer ist am Mittwoch, dem 5. Dezembr 1928, 20 Uhr, in Saal 3 des Generfschaftshauses, En, 15. Auf der Tagesordnung steht ein Bertrag: Aufgaben unser Berufsberatura", Referent: Genaste Eisner, und der Buft lingsfragen. Erfdeinen aller Gefellenausi tußmitglie er it t Cinlaß nur gegen Borzeigung des B: bondsbuches und Einladung.

Das Hamburger Gewerkschaftstougrek- Profafoll ist bei der Mers lagsgesellschaft des Algemeinen Deutschen Gemertschaftsbunies, Berlin S. 14, Inselstr. 6a, erschieren. Organisations weis geb. 4,50 M., brosch. 3,75 M.

,, Die in der Preffe mitgeteilten Einzelfälle non lleberschrei tungen des früheren Lohnes find derart, daß jeder Sachfenner fie als Ausnahmefälle erkennen muß; denn die Ueberschreitung ist dadurch bedingt, daß die Unterstügungsempfänger neben den öffentlichen Unterstügungen und etwaigen der Gewerkschaften noch öffentlich- rechtliche Rentenbezüge auf Grund von Kriegs­beschädigung, unjätten oder sonstiger Erwerbsbeschrän: Berlängerung des Metallarbeitertarifs in Arnsberg Gastwirtsbetriebe für die Mitglieder des Zentralverbandes der fung haben. Solche Fälle fönnen naturgemäß nur verein. zelt porfommen.

Abgesehen hiervon fann die Summe ber Bezüge den Lohn fiberhaupt nur bet den Organisierten überschreiten, aber auch unter diefen ist nach der Höhe der öffentlichen Interſtügun. gen und der der Gemerfidhaften eine Ueberschreitung überhaupt nur möglich, wenn der Ausgesperrte verheiratet ist und mindestens zwet kinder hat und verhält nismäßig gering entlohnt mar.

Hagen , 1. Dezember."

Der Verband von Fabrikantenvereinen im Regierungsbezirt Arnsberg und benachbarten Bezirken hat mit den drei Metall­arbeitergemerfschaften vereinbart, den bisherigen Bezirks­rahmentarifvertrag für Arbeiter, der auch die Arbeitszeit und Urlaubsregelung enthält, unverändert bis 31. mai 1930 zu verlängern. Er fann von da ab mit monat

Da die Organifierten nur die Minderheit der Ausgesperrten licher Frift gekündigt werden.

RESID

wird regnen!

.

zum

Gesperrte Gaffwirtsbetriebe. Wegen Zarifbruchs und Nit anerkennung des öffentlichen Arbeitsnachweises wurden fet ene Hotel, Restaurant und Caféangestellten gesperrt: Konuttorei und Café Hennings, Elfäiser Straße 96. Norden: Café Mothes, Bada ftraße 67; Schultheiß- Restaurant, Inh. Lewin, Schönhause: Allee 135; Reftaurant Baul Labe, Brunnenstr. 119, Ede Usedom­ftraße. Often- Lichtenberg: Aligator , Rüftriner Tiap 10; Palais Morigplak, Inh. Schubert, Dranienstr. 59( nicht Vierhaus am bes Oftens, Inh. Pfeilstifter, Warschauer Straße 34/35; Café Am Morigplay). Süden- Neuföln: Café Elite, Inh. Mangelsdorf Kott. buffer Straße 6: Café Dieon, Inh. Pieper, hajenh: ide, Ede Gräfe straße; Deutsches Wirtshaus, Inh. Willi Ulrich, Reuföln, Berg­

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