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Beilage

Mittwoch, 5. Dezember 1928.

Curt Biging:

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärts

Der See der 1680 Inseln.

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Eine Faltbootfahrt in Lappland  .

In Ivalo   es besteht aus ein paar Holzhäusern, einer art Touristenherberge und einer Apotheke machte ich mein Klepper. boot fahrtbereit. Tagelang war das Wetter schlecht, es wehte die Morjanka, der Wind aus Südosten, der Rebel auf den Bergen bringt und viel Regen im ganzen Land. Gegen Abend famen die Müden in hellen Haufen, man mußte die Gazefenster gut geschlossen

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Schären auf der Westseile des Inarisees.

A halten. Su mittag lärte sich das Better auf, die Sonne schien, aber mich fröftelte; fchon feit zwei Tagen stedte mir etwas in den Gliedern, aber ich mußte endlich losfahren, ich fonnte nicht emig hier fizenbleiben.

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Die Fahrt den stillen Jvalofluß hinab war einfach. Untiefen und Sandbänke erfannte man schon von weitem an der Färbung des Wassers, und der eintönige subarktische Wald auf beiden Ufern lentte die Aufmerksamkeit nicht sonderlich ab. Ulferschwalben, die gelegentlich die steilen Kieswände am Fluß durchlöchert hatten, zogen hin und her, selten nur sprang ein Fisch. Der Fluß fließt träge, ich mußte mich über den Reiseführer" wundern, in dem behauptet mird, alle Flüsse in Lappland   seien reißend.

Der Jnarisee.

Endlich tat sich der Südteil des großen Inarisées, der 1400 Quadratkilometer groß ist und 1680 3nsein hot, vor mir out Rilometerweit erstreďte fich vor der Flußmündung von einer Sinfel aus eine Sandbant, dicht unter dem Boot leuchtete der Boden mie Gold. Es war, als wenn man über Metall führe, und in der Tat wird weiter oben im Flusse Gold gewaschen.

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KIAMOS

im völlig geschloffenen Zelt ohne Schwierigkeiten lesen und schreiben.| Minuten ftredte fie lange Finger über den Zenit, ähnliche Finger Mann fonnte es menigstens versuchen, mehr als drei Zeilen finnische Grammatik brachte ich in diesem Zustand nicht zufammen.

Am dritten Tag fühlte ich mich fräftig genug, die Fahrt fort zusetzen. Ich brachte das Boot zu Wasser, brach das Zelt ab, lub ein und fuhr los. Doch schon nach zwei Kilometern hatte ich genug; ich hatte meine Kräfte überschäßt. Lehmiger Sandstrand erleichterte diesmal Landung und Auspaden, ich suchte Hola, brachte es mit Birkenrinde schnell zum Brennen und tranf einen schönen glühend­heißen Tee.

Bom Umgang mit Zieren.

Beim Zeltaufbau störte mich ein Tier, das ich für eine Ruh hielt. Es tam im Trab an und riß die ganze Bescherung um. Gerade wollte ich ihm mit dem Holzhammer eins auf die Nase geben, da merkte ich, daß diese Kuh ein Bulle war. Er ging auch sofort zum Angriff über, aber als ich hinter einen Baum sprang, machte er ein dummes Gesicht, sah mich verwundert an und ging seiner Wege. Leider tam er am nächsten Mittag wieder, als ich gerade im besten Schlummer war. Ich hatte gerade noch Zeit, aus dem Zelt heraus zu springen, da frachte auch schon die ganze Herrlichkeit zusammen. Als der Bulle Anstalten traf, noch gründlicher aufzu räumen, vertrieb ich ihn mit Steinmürfen. Aber ich hatte den Ge schmack an diesem Lager verloren, der Umgang mit Rindoieh ist selten erfreulich. Ich tochte mir, zum erstenmal seit Tagen, eine richtige Mahlzeit, rauchte zur Feier der Genesung eine Zigarette und machte mich zur Weiterfahrt fertig, als die Sonne im Westen stand.

Wieder mußte ich genau nach dem Kompaß fahren; die Karte 1: 4000 000 ist nur bedingt brauchbar, man fennt sich unter den zahllosen Inseln und Gruppen nicht mehr aus. Der Bind hatte aufgefrischt und warf lange, große Bellen, die sich oft überschlugen, aber mich glücklicherweise von hinten padten und vorwärts trieben Im Windschutz einer großen Insel murde das Wasser still; außer dem ließ der Wind in der Nacht nach, der See lag glatt wie eine Glastafel im gespenstischen Zwielicht der nordischen Nacht. Im Norden stand die Sone hinter golden leuchtenden Wolfen, die Wälder ragten tautlos und feierlich, schemenhaft ragten Felsen gen Himmel Es war ein unwirtliches Stück Welt ringsumher, eine Landschaft, wie man sie sonst nur im Traum erlebt. Bloß die Mücken, die mit dem Abflauen des Windes wieder auf der Bildfläche erschienen, er innerten daran, daß man nicht träumte.

Einem Sturm entronnen.

Dann tam bie Halbinsel, an der ich nach Westen abbiegen mußte. Nach ein par Kilometern lag die Bucht von Inari   vor mir im geisterhaften Morgenlicht, es war ein halb zwei Alhr. Ganz weit hinten fauchte etwas Helles auf, die Holzkirche von Inari  , dahinter ragte der scheinbar tafelförmige Otsamo- Berg. Ich mußte, daß ich an der Flußmündung Sandstrand treffen mußte und freute mich schon darauf, noch eine halbe Nacht nach bequemer Landung schlafen zu fönnen.

Trotz der Sonnenwärme und der strammen Baddelarbeit fröstelte mich. Deutlich war ein Fieber untermegs, meine Augen tre tränten so, daß die Schären und Inseln vor meinen Bliden tanzten. Ich mußte genau nach dem Kompaß fahren, um die nordwestlich gerichtete schmale Durchfahrt zwischen dem Festland und der amahlattinsel nicht zu verfehlen. Allmählich mar die Sonne weiter gemandert, schien mir gerade ins Gesicht, das Waffer blendete, und ich mußte höllisch aufpassen, denn oft genug tauchten Felsenriffe vor mir auf, die mir bestimmt das Boot zerrissen hätten, wenn ich in boller Fahrt dagegengerannt märe. Mir war hundeelend zumute, das Fieber tobte sich richtig aus. Doch ich fonnte nicht landen, über­all Felfen, gegen die die Brandung schlug; ich mußte sehen, in den Don Bergen geschützten Mahlattifund zu tommen, wo ich in Wappenschmerzen in Storkow. ruhigerem Fahrwasser beffer eine Landungsstelle fuchen tonnte.

Eine tnappe deutsche Meile vor der Flußmündung sah ich nach oben. Von Südwesten fam eine schmarze Wolfenmand, in wenigen

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Halb im Traum stieß ich haargenau auf die Durchfahrt und fuhr noch etliche Kilometer weiter. Aber gegen Mitternacht wurde empfindlich falt, die Sonne stand im Norden hinter der bergigen Insel, ich mußte an Land, ich konnte die Paddel nicht mehr halten. Bie idy es fertig gebracht hatte, das Boot zu entladen und dann auf die Uferfelfen zu schleppen, ohne es zu zerreißen, und wie ich hre bas Belt aufgefchlagen habe, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur

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Baum mit Fischköpfen, die gekocht als Kraftfuller

fürs Vieh verwendet werden.

streckten sich von Nordwesten entgegen, und als sie zusammenstießen, setzte der Sturm aus Südwest ein. Im Handumdrehen war die glatte Oberfläche des Sees eine tochende Masse. Die Brecher schlugen übers Boot; ich mußte schleunigst den Bug gegen den Sturm wenden, um nicht zu tentern. In drei Kilometern Entfernung sah ich einen

Terlassenes Lappenicanderlager im Walde.

hellen Streifen am Ufer, wenn ich auf einem Bellenberg   tanzte, im ellental sah ich nur die Bäume. Etwa eine Stunde brauchte ich bis zum Ufer; im Windschutz des Baldes wurden die Wellen etwas Pleiner, aber das Wasser war in der Bucht, in die ich jetzt einlief, so flach, daß sie sich immer noch überschlugen. Zwanzig Meter vom Ufer entfernt mußte ich aussteigen, um nicht auf Grund zu stoßen Ich zog die Gummistiefel bis an die Hüfte hoch und sprang über Bord. Der weiche Schlic gab nach, dazu packten mich die Wellen und schon lag ich lang im Weffer, durchnäßt bis zum Kragen. Aber ich bekam das Boot aufs Land.

Der Sturm heulte, ein richtiger Theatersturm mit allen erforder lichen Nebengeräuschen und der Regen drosch wie ein Trommel mirbel, als ich endlich naß wie eine gebadete Rage ins Zelt frod 3mei Nächte und einen Tag dauerte das Unwetter, und fast ebenss lange mährte es, bis meine Sachen trocken waren. Endlich zog das Better ab und ich desgleichen. Ich brauchte taum zu paddeln, die hohe Dünung marf mich von felbft in die Mündung des Flusses an den Strand von Inari  . Ich habe mich nicht erst rafiert, obwohl ich mie ein Räuber aussah. Ich bin in ein Haus gegangen, das sich hinterher als eine Art Herberge entpuppte mas man hier so Herberge nennt und habe eine Mahlzeit herunterbefördert, die ausgereicht hätte, eine ganze Familie satt zu machen. Dann habe ich mein 3elt aufgebaut und habe geschlafen wie ein Bär bis in den hellen Morgen hinein.

WAS DER TAG BRINGT.

Die gute Stadt Stortom hat fein Stadtwappen, also auch teine Stadt" flagge, mit der man sich dem Zwange, an Festtagen Schwarzrotgold zu flaggen schlau entziehen könnte. Die Storfomer haben es sich aber Geld fosten lassen, indem sie Herrn Katule von Stredoniz, einem bekannten Generaloitar, f. 3t. Rechtsbeistand des Fürsten   zu Schaumburg- Lippe   im Lippischen ,, Thron" streit und mit arbeiter des vor Fürsten  , Grafen   und anderen hohen Herren sich verneigenden Lofalanzeigers", um Rat über die Anbringung des Storches im Wappen angingen. Der Ausjpruch des Wappenfundigen lautete auf gespaltenem Schild mit Storch und Adler, dazu brei. türmige Mauertrone. Der erste Bogel ist sicher das eigentliche Wappentier einer Stadt, die Storfom, heißt, aber ber Adler foll an­

RUND­FUNK

AM ABEND

Mittwoch, 5. Dezember.

Berlin  .

16.00 Prof. Franz Pahl: Deutsche   Pioniere der Technik. IV. Ernst Abbe   und Karl Zeiß  , die Pioniere der deutschen   optischen Industrie. 16.30 Jugendbühne. Für die Größeren.

17.00 Chopin  . 1. Ballade f- moll. 2. Zwei Walzer: a) Des- Dur op. 69,

Nr. 1; b) cis- moll op. 64, Nr. 2. 3. Berceuse op..57. 4. Zwei

Präludien: a) As- Dur; b) b- moll.

( Prof. Franz Lukasiewicz).

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5. Mazurka fis- moll op. 59, Nr. 3

17.30 Unterhaltungsmusik Kapelle E. Roósz. 19.00 Geh. Justizrat Prof. Dr. Ed. Hellfron: Rechtsfragen des Tages.

deuten, daß diese Storchenstadt in der Marf Brandenburg liegt( denn der Storch allein hat sich schon im Wappen der holländischen Kapitale im Saag niedergelassen) und die Mauerkrone zeigt an, daß es sich um das Wappen einer Stadt handelt. Diese Belehrung ist nun aber nicht ganz nach dem Geschmack der Stadtväter gewesen, die, vielleicht um den Storch als Förderer der Hebammentätigkeit sich besonders geneigt zu machen, auf eine Mithausung des brandenburgischen Ablers teinen Wert legen. Eine Stadtwappenfommission" ist eine gesetzt, um die richtige Wahl zu treffen.

Der Tank als Schrott.

Bor einigen Jahren hatte das englische Kriegsministerium der Gemeinde Bregenham einen Kriegstant als Kriegsandenten ver macht. Aber auch dieser Ort ist, wie so viele andere Gemeinden in England, der Kriegsandenten überbrüffig geworden. Der Tanf wurde für 200 Mart als Schrott verkauft.

Das Schlangennest im Bambusrohr.

Auf einer Gummiplantage in Travabcore( Britisch- Indien) waren die Arbeiter mit dem Schneiden von Bambusrohr beschäftigt. Dabei wurde ein Rohr der Länge nach zwischen zwei Knoten ge­spaltet. Im Hohlraum, der einen Durchmesser von ungefähr acht Zentimetern aufmies, fand man ein Dugend junger Schlangen von einem Fuß Länge und außerdem zwölf Schlangeneier. Die Knoten waren vollkommen unbeschädigt, und nur in der Rohrwand befand fich ein fleiner Riß, der aber faum groß genug war, um eine schmale Meffertlinge einzuführen. Es ist ein Rätsel, wie es der Mutter­Schlange möglich war, ihre Eier in das Rohr zu legen, ebenso, wovon die jungen Tiere lebten und auf welche Weise sie aus dem Nest ge schlüpft wären, wenn nicht Menschen eingegriffen hätten.

19.30 Hans- Bredow- Schule, Politik. Politik. Prof. Dr. Ernst Jäckch: Amerikanische Der längste Tunnel Ameríkas  .

Weltpolitik. Von Washington   bis Hoover. I.

20.00 Sendespiele:..Der Tanz ins Glück", Operette in drei Teilen. Anschließend bis 00.30 Tanzmusik. Kapelle Gerhard Hoffmann.

Königswusterhausen.

16.00 Schwester Antonie Zerwer: Berufsberatung. Die Kinderpflegerin. 16.30 Uebertragung von Hamburg  .

17.30 Staatssekretär Prof. Dr. A. Müller: Die Ergebnisse der Enquêteunter­suchung über die Rohstoffgrundlagen der Elsenindustrie

18.00 Dr. Eberhard Preußner: Kunstlied   und moderne Dichtung( I.).

geschrittene.

nach, baß ich am nächsten Mittag schweißbebedt in meinem Schlaf 18.30 Lektor Claude Grander, Gertrud van Eyseren: Französisch für Fort­fed ermachte und schrecklichen Durst hatte. Drei Nächte und zwei Tage lang lag ich im Zelt, halb im Dujel, einmal schien die Sonne auf die rechte, dann auf die linte Zeltmand, und in der 3mischenzeit ar es etwas weniger hell, aber selbst um Mitternacht tonnte man

18.35 Ing. H. Guttwein: Werkmeisterlehrgang für Facharbeiter: Arbeits­lehre( III.).

19.20 Prof. Dr. Hans Mersmann  : Einführung in das Verstehen von Musik. Ab 20.00 Uebertragung von Berlin  .

Boraussichtlich wird am 28. Dezember in den Vereinigten Staaten   der längste Eisenbahntunnel Amerifas eröffnet, der 12 Kilo. meter lang ist und das Cascade- Gebirge etma 160 Kilometer östlich Don Seattle durchschneidet. Mit dem gleichen Tage wird die 110 Kilometer lange Strecke vom Dampfbetrieb auf den elektrischen Betrieb umgestellt.

Schnelligkeitsrekord eines Schiffes.

Das amerikanische   Motorschiff ,, Lerington" hat mit 34,5 Knoten in der Stunde einen neuen Schnelligkeitsreford aufgestellt, nicht minder mit der erreichten Kraftleiffung von 210 000 PS. Die ,, Lerington" ist ein Flugzeugmutterschiff.