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Albendausgabe

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45. Jahrgang

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Der Borwärts erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend", Juuftrierte Beilagen Boll und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Biffen". Frauen ftimme". Technif"," Blid in ble Bücherwelt" und Jugend- Borwärts

Ale Donnerstag

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

6. Dezember 1928

10 Pfennig

Die etsipaftige

onpereffe

5 Blennig. Reflamezeile& Reis martleine Engeigen" bes fettg brudte Bart 25 Biemmis Gaufäffig zwet fettgebrudte Borte), tebes wettere Bogl 12 Bfennig. Steffengefuse bas erfte Bort 15 Bfennig, tebes weitere Bork 16 Bfennig. Borte über 19 Buchstaben blen für awet Borte. Arbeitsmark Selle 60 Bfennig. Famillenanzeigen she Abonnenten Zeile 40 Blematg. Anzeigen annehme im Hauptgeschäft Binden Straße 3, wochentaal van 8 bis 17 Uh

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Kommunistischer Hokuspokus.

Der Schwindel mit den ,, Kampfleitungen".

Effen( Ruhr), 6. Dezember.( Eigenbericht.) Der Beschluß der Revierkonferenz am Sonntag hat bei den Belegschaften allgemeine Zustimmung gefunden. In Mülheim ( Ruhr ) wurde der Refolution mit 1200 gegen 6 Stimmen zugeftimmt. Die Funktionärfonferenz in Düsseldorf nahm die Resolution mit 600 gegen 20 Stimmen an. 3n Essen war das Verhältnis 280

gegen 12 Stimmen.

Die Arbeitsaufnahme vollzieht sich überall reibungs 10 s. 3rgendwelche Maßregelungen sind bisher nicht gemeldet. Im allgemeinen geht die Arbeitsaufnahme schneller vor fid), als angenommen werden konnte. Bis Ende der Woche dürften 90 Prez. der Belegichaften wieder in Arbeit ffehen.

Die Mitteilungen der kommunistischen Preise von Erfolgen der Agitation der Kommunisten sind aus der Luft gegriffen. Die Ber­fuche der Kommunisten, die Ruhrarbeiter gegen ihre Gewerkschaft sufzuputidjen, werden von den Belegschaften überall zurüd. gewiefen. Die sogenannten Kampfleitungen beffehen nur in der Pantale der fommunifichen Berichterstattet.

Die bombastischen Aufrufe, die die sogenannten Kampf­leitungen im Ruhrrepier während und nach dem Stampfe erlassen haben, sollen bei den kommunistischen Lesern der Thälmann . und Stalintreuen offiziellen KPD.- Preise den Eindruck crweden, als ob irgend etwas hinter ihnen steckte. Besser als irgendein jozialtemp. trafisches Blatt führt das in Offenbach erscheinende Bolfsrecht", Organ der dortigen kommunistischen Stadtverordnetenfraktion, diesen tommunistischen Hotuspotus ab. In diesem Blatte wird bie an sich nicht überraschende Mitteilung gemacht, daß die irre­führenden Berichte nicht etwa in gutem Glauben gegeben werden, jondern daß sie ganz bewußt in dieser Weise aufgemacht werden". Zum Beweise dafür meist das Boltsrecht" darauf hin, daß zwei fehr fähige, vom tommunistischen Preisedienst mit der Bericht erstattung beauftragte Genossen, die sich bemühten, der Lage ent­prechende Stimmungsbilder aus dem Ruhrgebiet zu geben, turzer hand abgelegt wurden mit der Begründung, daß fie bas Günstige nicht genügerd herausgestrichen" hätten. Bie es in Wirklichkeit im Ruhrgebiet aussah, barüber berichtet das Bolksrecht" eine Fülle von Einzelheiten, von denen wir einige hier zitieren:

Die von der Partei bzw. der Gewerkschaftsopposition ein berufenen Belegschaftsversammlungen, in denen die Kampfleitun gen" gewählt wurden, waren fast durchweg nur von einer ver chwindenden Minderheit der Belegschaft besucht. Bielfach fanden sie, wie z. B. in Dortmund , ganz unfontrollierbar statt, hicht, die jo gewählten Kampfleitungen" als Vertretung der Gesamt­belegschaft auszugeben!

so

Der Krupp Betrieb jetzt sich aus einer ganzen Reihe von Einzelbetrieben zusammen. Die Kommunisten verteilen sich hier auf einige wenige Betriebe. In diesen Betrieben organisierte man don uns aus Belegschaftsversammlungen, in denen einige hun. dert Marn erschienen. Hier wurde dann die Kampfleitung ge­wählt. Ju gleicher Zeit haben die Belegschaftsversammlungen der anderen Betriebe flattgefunden, in denen 6000 bis 7000 Arbeiter anvejend waren, die völlig unter der Führung der Reformisten ſtanden. In diesen Bersammlungen fonnte nicht einmal ein Bertreter der Opposition zu Bort tommen. Das hinderte die Partei aber nicht, in der Breise die Sache so darzustellen, als ob die von einigen hundert Mann gewählte Kampfleitung die Kampfleitung der Krupp Belegidhaft sei, aljo 22 000 Arbeiter hinter sich habel In Dortmund wurden von uns an einem Tage eine ganze Reihe von Belegschaftsverianunlungen einberufen. Der Besuch diefer Bersammlungen war außerordentlich schlecht. Für die Belegschaft eines Betriebes von 6000 Mann murde ein Saal festgelegt, der 120 Zeute faßt und in dem 30 Mann erschienen. Aus einem Betrieb mit 5000 Acbettern erschienen ganze 20 Mann. Beide Bersammlungen wurden dann zusammengelegt mit den Ver­sammlungen anderer Belegschaften, so daß schließlich zirta 400 bis 600 Ausgesperrte zählen. Eine Diskussion fand überhaupt nicht flatt. Nur der JAH. Vertreter richtete einige Borte an die Versammlung. ber 25 000 21rbeiter ausgegeben wird. Hier wurde dann eine Kampfleitung" gewählt, die als Bertretung

Dagegen war eine von ter Gewerkschaften ein berufene Belegschaftsversammlung der Union Werte in Dortmund , die zirka 6000 Arbeiter zählen, von zirka 3500 Arbeitern

Wahl einer Kampfleitung forderte unter Hinzuziehung aller Arbeiter schichten. Der Betriebsratsporjigende Dittmann, ein Reformist, trat diejer Resolution scharf entgegen mit der Begründung, daß fie nicht gewillt feien, eventuell Faschisten in die Leitung des Kampfes bringen. Er brachte eine Gegenresolution im Sinne der Ber­bandsleitung ein. Die teformistische Resolution wurde mit allen

Fartlegung auf ber 2. Geite.)

25 Jahre Motorflug.

M

Am 17. Dezember werden es 25 Jahre, daß die Brüder Bright| Bord ablösten. Fünf Zeugen wohnten diesem entscheidenden Ber­einen der fühnsten Träume der Menschheit verwirklichten, indem fie in Kitty Hamt, im amerikanischen Bundesstaat Nordfarolina, mit einem einmotorigen Doppeldecker in die Luft aufstiegen. Sie unter nahmen am selben Tage vier weitere Flüge, bei denen fie fich an nahmen am selben Tage vier weitere Flüge, bei denen sie sich an

fuch bei. Das historische Flugzeug der Brüder Orville und Wilbur Wright ist im Wissenschaftlichen Museum in London aufgestellt. Unsere Bilder zeigen links die Begrüßung Orville Brighis in Berlin 1908, oben ist das Flugzeug dargestellt.

Der Kriegsinvalide muß warten.

Die Wohnung als Baustelle.

Der lungenfranfe Striegsinvalide M. bewohnt feit einigen| Schäden für notwendig erklärt und die Hauswirtin hierzu ange­Jahren mit Frau und drei Kindern in der Graunstr. 39 im Norden eine Barterrewohnung von zwei Stuben und Rüche. Schließlich ist man heilfroh, überhaupt ein Dach über dem Kopfe zu haben und sagt zu allen reichlich vorhandenen Schäden Ja und men,

miejen. Die Arbeiter riffen jezt die Fußböden auf, und wie Zunder fielen die morschen Bohlen auseinander. Torfmull murde angefahren und in der Küche zu einem Riefenhausen geschichtet, pom Flur zur Ride wurde eine halsbrecherisch anmutende Holz­barriere gebaut, durch die sich jeder, der in die Küche wollte, var­

türzen. Sturz nachdem die Arbeiter begonnen hatten, erschien die Birtin, sah sich die Bescherung an und verbot bas Beiter. arbeiten. Sie dachte, es hätte sich tioß um eine Ausbesserung

der Fußböden gehandelt, diese umfaffende Reparatur foste Tausende

So perging Jahr um Jahr, ohne daß sich natürlich etwas ausgesichtig hindurchzwängen mußte, um nicht in den Kellerraum zu beffert murde, und der Berfall schritt luftig vorwärts. Der Schwamm fras mehr und mehr um sich, die Dielen im Woh­nungsflur, in der Küche und hauptsächlich im Stiosett wurden morsch und morscher und begannen bei jedem Schritt zu federn; fchließlich wurde die Sache so gefährlich, daß sich die Leute aus Angst vor Einsturzgefahr einfach nicht mehr getrauten, das Riojett zu benutzen. Eo sft man der Hausgestrengen die ernstliche Gefahr bor Augen stellte, hieß es, sie hätte jest fein Geld, der Mann wäre

schwerfront und im übrigen feien es ja tie Pieter selbst, die durch Berwahrlojung der Wohnung diefen Zustand herbeigeführt hätten. Jeder Laie meiß natürlich, daß sich Schwamm nicht von heute auf morgen bildet, und daß es lange dauert, bis ein Fußboden derart

altersschwach wird. Nun blieb den Mietern nichts anderes übrig, als fich an das Gesundheitsamt und an die Baupolizei um Abänderung dieser unhaltbaren Zustände zu wenden. Bon diesen Stellen wurde denn auch die sofortige Beseitigung der

Die überflüssigen Nothelfer.

und bazu hätte sie jetzt nicht das Geid. Die Arbeiter gingen alio ført, und erst nach einigen Tagen gelang es den armen Menschen, bie hier in Schutt und Dred, in falter Zugluft und Nässe saßen, durchzusehen, daß die Arbeit wieder aufgenommen wird. Durch den offenen Reller, in dem jegt die Handmerter arbeiten, zicht feuchtfalte, moderige Luft herauf, und die altersschwachen Desen, die synedies wenig Wärme gehen, vermögen dagegen keinen Widerstand zu leisten.

Das Wohnungsamt fann den armen Menschen natürlich nicht helfen, denn sie befizen ja schließlich eine Bohnung, für deren menschenwürdigen Zustand allein der Hauswirt verantwortlich ist. Bitternd und fröftelnd geht der schwertranke Mann, der voll.

tommen erwerbsunfähig ist und bereits mehrinals Lungenentzündung hatte, zwischen den Schuttmoffen hin und her. In den Zimmern ist es hundefait, alles liegt drunter und brüber, Dom Keller fliegt der Staub der hämmernden Arbeiter heranf.

Zeugenverhaffung im Gerichtssaal. Frau und Kinder zittern ständig vor einer neuerlichen Erfrankung

Berichte 2. Seite

Des Mannes, dazwischen Streit und Werger und Has um ihr gutes Recht, um ein bißchen menschenwürdiges Dasein,

ann um oul Shiman

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