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Eine Stunde vor Berlin  .

Erlebnisse in Frankfurt   a. d. Oder.

Frankfurt   an der Ober zeigte bereits in der wilhelminischen Zeit eine besondere Note. Drei Regimenter, zwei der Infanterie, eins der Artillerie, darunter ein Leibregiment", bildeten mit vielen Stäben die Garnison. Als Sitz der Regierung war es Behördenort erster Gattung, und in der Zusammenlegung der Bevölkerung machten sich die hohen Militärs und dito Beamten deutlich bemerkbar. Die Barole: deutsch, treu und pensionsberechtigt prägte sich im Stadtleben aus, und verhältnismäßig spät tam erst die Arbeiter­bewegung hoch, nachdem die Industrialisierung fortgeschritten war. Anjang des Jahrhunderts hatte die sozialdemokratische Bartei in Frankfurt   die Märkische Boltsstimme", die aber bald nach dem größten Tertilorte, der Weberstadt Forst, verlegt wurde. Nach dem Kriege hat Frankfurt   a. d. D. wieder eine sozialdemokratische Zeitung

bekommen.

Die Arbeiterbewegung hat auch in Frankfurt   Fortschritte ge­macht. An der Spiße der Regierung steht als Präsident der Sozial bemotrat Barthels. Aber daneben ist der wilhelminische Geist in Reinfultur geblieben, ja er hat sich durch den völkischen Einschlag noch mehr in den Bordergrund gedrängt. Hohe Koftgänger der Republit, alte Offiziere und fönigliche Beamte bilden noch heute einflußreiche Kreise. Die Tradition" wird hochgehalten: deutsch, tönigstreu und pensionsberechtigt.

.Es ist der alte Rot."

auf. Die Erinnerungen wurden mächtig. Nach mehr als 30 Jahren fand ich alles wieber, was zur tünstlerischen" Ausschmückung der Rafernenforridore gehörte: Die Schlachtenbilder mit ihrer giftfüßen Romantit, schöne Sprüche und schließlich auch noch die alten Hohen­zollernbilder. So entnahm ich im 11 Jahre der freien deutschen  Republit die immerhin neuzeitliche Lehre aus dem Besuche, daß auch die Hohenzollernlegende zu den heiligsten Gütern der Tradi tion" unserer Reichswehr   gehört. Und daß die Beschriftung der Traditionskorridore die Bezeichnung Königlich" aufweist, versteht sich am Rande. Ob wohl Herr Wehrminister Groener auch einmal solche Kasernenteile aufsucht, wo alte fönigliche Tradition" hoch­gehalten wird? Bielleicht! Bielleicht sieht er es auch nicht, wenn er wirklich so etwas vor Augen bekäme, denn die Mentalität des ehemals föniglichen Generals würde sicher nicht Gefühle des Auf begehrens gegen solche Erscheinungen zeitigen, wie sie sich einem sozialistischen   Republikaner   ausdrängen, der schon Republikaner war, als Deutschland   noch tief in der Monarchie" steckte. Die sagte der sächsische August, als er von republikanischen Bürgern bei einer Bahnfahrt angehintmelt wurde? Shr seid mir scheene Rebubligaaner!" Bomit auch diefe Angelegenheit durchaus treffend beurteilt ist.

Deine Dienstzeit beim preußischen Kommiß, die ich in eben dieser Garnison hinter mich brachte, hatte mir beim Befuche Frant­furts in diesen Tagen etwas Erinnerungsgefühle gemischt mit Neu­gier nach dem teuren in der republikanischen Reichswehr  " geweckt. Und so machte ich denn in der freien Zeit bis zu meinem Bortrage am Abend einen Besuch in der Artillerietoferne auf dem uhnen. Freilich ist Frankfurt   riesig gemachsen, und besonders die Gegend an den Rafernen ist als mächtiges Siedlungsgebiet mit zum Teil wundervollen Baulichkeiten aufgeschlossen worden. Was ich aber beim Besuche der Rafernen tennen lernte, war noch alte gute Zeit. Borher hatte ich Gelegenheit genommen, mich mit Reichswehrangehörigen über die heutigen Zustände zu unterhalten, wie sie sich von dem alten Schliff" in der wilhelminischen Kaserne abheben; da mußte ich erfahren, daß eigentlich in der Dienstart und im Berhältnis der Behrangehörigen ohne Charge zu den Vor­gelegten überhaupt teine Beränderung, überhaupt tein Unterschied mehr zu finden sei. Es ist der alte Rogz" sagte mir ein Kanonier mit sechsjähriger Dienstzeit, und ich tonnte mich überzeugen, daß das Stramm stehen und das Grüßen durch Erheben der rechten Hand an die Ropfbedeckung" genau so stramm ausgeübt wurde, mie es uns vom Stellvertreter Gottes, dem Unteroffizier der alten Armee beigebracht worden war.

Die Zradition" in der Kaserne.

Erinnerungen stiegen auf, als ich in Begleitung eines schweig famen und nur sehr einfilbige Antwort gebenden Wachtmannes durch die korridore der Stajerne ging. Im Abteilungsbureau, wo ich die Erlaubnis erwirfte, mies man imich mit besonderer Wärme auf die Traditions batterie( 3. Batterie) hin. Alte Bilder stiegen

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Die erste Frau im Reichsjuftizministerium.

Srau Rechtsanwalt Dr. v. Erffa  

Erlebnisse im Wartefaal.

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Nach der Versammlung fuhr ich wieder gen Berlin  , vorher wollte ich aber im Bartesaal der Reichsbahn noch eine Stärtung einnehmen. Ich hatte nicht viel Zeit bis zur Abfahrt des Zuges. Im Wartesaal der Holzflaffe mar es ziemlich duster. Von pier brannten nur zwei Lampen. Einige schlafende Proletarier, eine Familie ,, aus dem Osten" und zwei Beamte, die an der Schenk­thefe lehnten, ließen diese Aufenthaltsstätte so wenig einladend er scheinen, daß ich lieber den Wartejaal der Bolster? lasse auf fuchte. Hier strahlende Helligkeit, weißgedeckte Tische und befferes Bublifum". Etwas eilig trat ich an das Büfett und bat um eine Tasse Kaffee, die ich gleich im Stehen trinken wollte. Wortlos deutete das junge Mädchen auf ein Plakat, das an der Wand hing. Darauf stend: die Unterhaltung dem Büfettpersonal ist verboten, da es sonst entlassen wird. Abgesehen von dem Deutsch dieses Anschlages, ist diese Art der Gästebehandlung eine Unverschämtheit. Mit welchem Recht verbietet der Bahnhofsgastwirt dem Fahrgast, wenn Gile nottut und kein Kellner zu sehen ist, sich nach gewissen Dingen am birb Büfett zu erkundigen? Da der Kellner auch in meinem Falle nicht betrof gleich da war, ersuchte ich, mir eine Tasse Kaffee zu verabfolgen. rreg Mit derselben wortlosen Gebärde deutete das junge Mädchen auf beron ein anderes Blafat hin, auf dem stand, daß Waren am Büfett nicht ur s verabfolgt werden. Sie fügte nur etwa folgendes hinzu: Sie Erzie fönnen nur beim Kellner bestellen, was Sie zu haben wünschen Huffa Auch wenn ich dem Grundlage der Sparsamfeit folgen möchte und höher das Bedienungsgeld einsparen möchte, fann ich es nicht. Der Gast der mirt hat eben eine andere Auffassung. Er bestimmt, Sie bekommen dren nichts, wenn Sie es direkt faufen wollen. Gehen Sie doch in den ung Bartesaal der Holzlaffe. Da ist es zwar dunkel und wenig jauber, lage aber Sie dürfen da am Büfett hoden und unmittelbar faufen, was bell Sie wünschen.

murde als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin ins Reichsjustiz ministerium berufen. Die junge Juristin ist vom Minister Koch­Bejer mit der Bearbeitung von Fragen der Strafrechtsform betraut worden. Sie ist die erste Frau, die im Reichsjuſtiz­minifterium einen Referentenposten erhält.

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geht einmal das Geld zur Neige ander p

Gaft und Bahnhofswirt.

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Bieber stand mir die goldene Tradition" Frankfurts   leibhaft por Augen. Das Berhältnis des Refruten zum Borgesezten wurde nen als Mufter für das Verhältnis des Gastes zum Bahnhofswirtschafts Ind  pächter genommen. Der Bahnhofsvorstand sollte jolche Ungehörig teiten eigentlich beseitigen. Es muß auch dafür gesorgt werden, daß den Büfettangestellten der Bahnhofswirtschaft in Traditions  " Frankfurt   nicht Bestimmungen aufgepreßt werden, die freier Menschen unwürdig sind. Freilich: ob es viel organisierte Gaste wirtsgehilfen im Bahnhof Frankfurts   gibt?

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Und so fuhr ich bedrückten Gemüts in die Reichshauptstadt zurüd, wobei mich nur die eine Ueberzeugung wieder ins völlige republikanische Gleichgewicht brachte: daß so etwas in Berlin   nicht möglich ist... Vaschtehste!

Sadowsky vom Untersuchungsrichter entlassen. Zu den Ber gängen in der Wohnung der Bitwe Jenny Goldschmidt erfahren wir, daß der beschuldigte Karl Sadowsky, der am Mitt woch dem Untersuchungsrichter vorgeführt wurde, von dem Richter entlassen worden ist. Das Verfahren gegen ihn geht aber weiter. abter Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin   und Um gegend.( Nachdr. verb.) Ziemlich mild und start moltig mit einzelnen Niederschlägen und westlichen Winden. Für Deutschland  : In Norddeutschland Fortbestand des milden Wetters, auch im Süden run Milderung, überall Neigung zu Niederschlägen.

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Berantwortlich für die Redaktion: Eugen Brager, Berlin  : Anzeigen: Th. Glode Berlin  . Berlag: Berwärts Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts Bud bruderei und Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   S 68. Lindenstraße 3 usi Sieran 1 Beilage.

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