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Nationalismus und Wissenschast!

Wenn der Uitriettschiiß erioni!"

Der bekannt« Film die..Seeschlacht von Coronet" enthält ein bemerkenswertes Bild, das wenn auch unfreiwillig den ganzen Wohnsinn des Kriege», die grenzenlose Primitivität und Inkonsequenz der Befehlshaber darstellt: Erst findet ein richtiges S ch e i b« n s ch i e b« n" statt, wie es der englische Kommandant sehr richtig nennt. Mitleidslos werden die deutschen Schiffe bom- bordiert, bis nur noch wenige Ueberlebende vorhanden sind und die Kreuzer sich in sinkende Wracks verwandelt haben. Dann aber, wenn derEhre" Genüge geschehen ist, heiht die Parole, die Ber- mundeten und Lerstümmelten in besonderen Schutz AI nehmen und die paar unverletzten Ueberlebenden zu retten. An dieses Bild wurde man erinnert, als man dem Bortrag des Kapitäns zur See Spieß in der Treptower Sternworte beiwohnt«. Der Herr Kapitän ging den entgegengesetzten Weg: Im ersten Teil seines Vortrags berichtete er von den wissenschaftlichen Erfolgen desM« t e o r", jenes kleinen Schiffes, das in zweieinhalbjähriger Arbeit in der Durchforschung des Atlantischen Ozeans Hervor- ragendes geleistet hat. Dies« wissenschaftliche Arbeit, so betonte der Kapitän wiederholt, solle nicht nur dem engeren Boterlond, sondern der ganzen Welt zugute kommen; es solle die Völker einander näherbring«» und si« auf dem großen Gebiet kultureller Forschung und wissenschaftlicher Untersuchung sich die Hand reichen losstn. Im zweiten Teil des Vortrags aber oerwandelte sich der Wissenschaftler plötzlich in einen wütenden Gegner seiner eigen«» kulturellen Forderungen. Er konnte gar nicht erwarten, oll« Kulturtaten, für die er so warm eingetreten war, durch einen neuen Krieg schleunigst wieder zu vernichten. Die fremden Nationen, die ihn und seine Besatzung weit herzlicher begrüßt hatten, als die internationale Höflichkeit es erforderte so hatte der Herr Kapilän im ersten Teil mit stolzer Freude erzählt, verwandelten sich plötzlich inFeinde" undUnterdrücker", und er selbst Herr Kapitän Spieß war zumMahner" geworden, der dem deutschen Volke im Namei» der Auslandsdeutschen zurief. es solle dieFremdherrschaft" abschütteln, die Kolonien zurückerobern und so zuneuer Macht und Herrlichkeit" emporschreiten. Nichts mehr von wissenschaftlicher Zusammenarbeit, von friedlichen Kul- turtaten. Es schien, als habe der Vortragende dos eigentliche Thema, unter dem sein Vortrog angekündigt war, restlos vergessen... Herr Kapitän Spieß führt den Doktortitel, er hat jahrelang wissenschaftlich gearbeitet. Man sollte annehmen, daß er durch diese Denkarbeit so geschult sei, selbst die grenzenlosen Widersprüche und Inkonsequenzen seiner Ausführungen einzusehen. Wie kann man eine Ktiltur schaffen wollen, wenn man gleichzeitig ihre Vernichtung will? Der Vortrag war«in trauriger Beweis dafür, daß ein Aka- demiker, dem all« Möglichkeiten der Weiterbildung, der geistigen Horizonterweiterung geboten sind, politisch auf dem Standpunkt j

eines Sechsjährigen stehen kann. Nur jemand, der politisch voll« kommen unreif und ungebildet ist. der kein« Zlhnung von wirtfchost- lichen und weltpolitischen Zusammenhängen hat. kann heute noch für«inen Krieg schwärmen, der ausgerechnet dazu dienen soll, unsere Kolonien zurückzuerobern. Es war symbolisch, daß die Lichtbilder, die diesen Teil der Ausführungen illustrierten und die knegerisch« Stimmung des Vortragenden unterstreichen sollten, zum große» Teil Äinderbilder waren. Da besichtigten kleine Jungen da» Schisf und bestaunten andächtig die salutierenden Matrosen und die schönen Unisormen der Ossiziere, da schwangen klein« Mädchen einen Reisen mit schwarzweißroten Fähnchen. Und der Herr Kapitän und Doktor Spieß freute sich selbst wie«in Kind, erzählen zu dürfen, daß einkleinerKnabes!) beim Abschied aus Windhook ihm dieMahnung an das deutsche Volk", die Kolonien zurück» zuerobern, mitgegeben habe. Er war selig wie ein kleiner Junge, berichten zu tonnen, daßdie deutschen Jungen draußen" sich er» zählten,«inst komm« die Zeit, da das Denkmal vom letzten Süd« wester in Windhook lebendig werd«. Es feuere einen Flintenschuß ab, und daraus stiegen die toten Helden au» ihren Gräbern und marschierten an zu einem neuen Weltkrieg, der natürlich mit Deutschlands glänzendem Sieg ende. Herr Kapitän Spieß erzählte diese Schauermär die einem schlechten Kolportageroman zu ent- stammen scheint, mit solchem Brustton der Ueberzeugung, mit einer solchen stolzen Genugtuung, daß man sich nur immer wieder fragen muß, welche Verwirrung der Begriffe in seinem Gehirn vorhanden sein möge! Wem, also derFlintenschuß" ertönt, dann sollen olle diejenigen, die bisher einmütig in kultureller Arbeit zusammen- standen(der Herr Kapitän hatte im ersten Teil auch eine ganze Anzahl von Bildern gezeigt, auf denen Deutsche, Hereros, Brosi- lianer, Engländer. Buren, freundschaftlich sich begrüßten), schleunigst einander totschlagen und die mühsam geschaffenen kulturellen Werte zertrampeln und vernichten. Eine schöneMahnung an das deutsch « Volk", die sich Herr Doktor Spieß da ausgesucht hat! Eine wahre Weihriachtsbotschäft. eine Botschaft des Heils... Wäre dieser Vortrag in einem Knegeroerem oder in einer deutschnotionalen Mitgliederversammlung abgehalten worden, so könnt« man darüber zur Tagesordnung übergehen. Da er aber im Rahmen der Mitgliederoersmnmlungen der Freunde der Treptower Sternwarte stattfand, so muß darüber doch einiges gesagt werden. Denn es geht nicht an, daß man einen wissenschaftlichen Vortrag ankündigt, der sich derartige nationalistische Entgleisungen erlaubt und unter wissenschaftlichem Deckmantel eine Kriegshetze schlimmster Art betreibt. Die Treptower Sternwarte wird sich nicht wundern dürfen, wenn die Berliner Arbeiterschaft, dl« sich dort weiterbilden, nicht aber reaktionäre Hetzreden anhören will, in Zukunft den Ver- onstaltungen mit Mißtrauen und Reserve entgegensieht.

Spielt er wie ein Gott? Oer Rausch des Schauspielers. Ein siettsames Nachspiel sollte die Premiere vonU. S. 4" vor dem Arbeitsgericht haben. Einer der.Hauptdarsteller, der Schauspieler G., hatte die Premiere und seinen Erfolg durch eine solenn« Kneiperei geseiert. Schließlich fuhr die kleine Gesellschaft in G.'s Auto nach dessen Villa in Kohlhasenbrück , wo weiter gezecht wurde. Der Chauffeur sollt« die Gast« wieder noch Berlin zurück- bringen und erhielt derweil in der Küche etwa» zu essen. Ein« Zeitlang herrschten eitel Freude und Frohsinn. Dann aber stört« eine schrille Disharmonie das Beisammensein. Ein lauter Wortwechsel alarmierte die Gäste in den Wintergarten, wo man den Mimen und seinen Chauffeur in Ringkämpferumschlingung vor- fand. Erst glaubte man, daß der temperamentvolle Schauspieler eine Theaterszene spiele, aber es war bitterer Ernst. Mit Mühe wurden die Kämpfenden getrennt. Der Chauffeur behauptet«, der An- gegriffene zu sein, deshalb werde er sofort seine Stellung verlassen. Nur das vereint« Flohen der Gäste bcwog ihn. dies« wenigstens noch nach Berlin zurückzufahren. Nun aber, vor dem Arbeitsgericht, wurde es bitterer Ernst. Das Gericht hatte das persönliche Erscheinen des beklagten G. angeordnet, aber er war nicht gekommen. Sein Kunst- und Alkoholrausch scheint an jenem Abend nicht unerheblich gewesen zu sein, denn nach der Aussage des Chauffeurs habe sich G. vor ihm aufgepflanzt und ihm pathetisch angeschrien:Spiele ich nicht wie ein Gott?" Als der Chauffeur, der nicht in der Aufführung gewesen war, hierauf keine bestimmte Auskunst geben konnte, brach dann der gekränkte Künstler- stolz fürchterlich durch und führt« sogar zu einem Fußtritt gegen den unglücklichen Chauffeur, dessen Folgen ein ärztliches Attest be- scheinigte. Nach Angabe der Gäste hat sich allerdings auch der Chauffeur, ein ebenso wie G. recht stattlicher Mann, keineswegs schwächlich gewehrt. Das Gericht ordnete schließlich für den nächsten Termin das persönliche Erscheinen G.'s unter Androhung der perfön- l i ch e n Vorführung an. Der Kläger hat ihm den Eid darüber zugeschoben, daß G. ihn nicht mißhandelt habe. Von der ?ll>le istung dieses Eides wird der Ausgang des Rechtsstreit« ab- hängen. Nicht allerdings wird durch diesen Eid die Frag« geklärt werden, »b G. wie«in Gott spielt. Im Theater mag er es getan haben, nach dem Theater sicher nicht.

Die Seuche des H'tSS. Oder: Blamierte Mucker von Ballenstedt . ' Die Schüler-Spielcrschar des Städtischen Wolterstorf-Gym- uasiums in B a l l e n st e d t führt gegenwärtig Max Iungnicksls MärchenspielDer Himmelsschneider" auf. Der Dichter veröfsent- licht aus diesem Anlaß einigeSteckbriefe" im Rahmen eines Geleitwortes. In diesen, Geleitwort heißt es u. a.: Der Herrgott: Ein Weißtopf, Langbart mit einem weißen Gesicht. Er sitzt in seinem Arbeitsstübchen mit einem Himmel- blauen Schrafrock und riesengroßen blauen Schlappen. Aus dem Rücken trägt er eine große goldene Trompete. Ein« liebevolle An- dacht und geisterdünn« Liebe umwickelt ihn." Daraufhin haben die Gemeindetirchenrät« in Ballen- stedt Einspruch erhoben, indem si« diese Darstellung des Schöpfers ebenso wie die Bühnenoorsührung Gottes an sich, und noch dazu in einer derartigen parodistffchen Aufmachung, bedauern. Wir legen gegen beides zugleich im Namen vieler, die gleich uns an einer so unpassenden Behandlung des Heiligen Anstoß genommen haben, hiermit entschieden Verwahrung ein." Aus diesen Einspruch antwortete Max Jungnickel mit einer Er­klärung, in der er darauf hinweist, daß der Herrgott, den er auf die Kinderbühn« gebracht Hab«, derHerrgottderBilder» b ü ch e r sei. die in Millionen Kinderhäichen seien. Das Spiel sei seit 1912 über fast alle Bühnen Deutschlands gegangen. Die Lichterfelder Gemeinde habe denHimmelsschneider" unter Regie eines Pfarrers im Kirchensaal gespielt.

Sich selbst geopfert. Das Studenten-Orama im Hochgebirge. Das geheimnisvolle Verschwinden eines Studenten beschäftigte, wie wir kürzlich mitteilten, die Mordinspektion der Berliner Kriminal- Polizei. Ein 19 Jahre alter stuck, für. Wilhelm Baß aus der Melanchthonstraße und sein Freund stuck, phil. Joachim Schmidt aus der Agrikolastraße, die in Tübingen zusammen ein Zimmer be- wohnten, machten während der letzten Sommerserien mit der Studentin Lucia Grämlich aus Ulm eine Gebirgstour, auf der sie in einem Zelt zu übernachten pslegten. Am 3. August begab sich Baß allein auf ein« Kletterparti« und kehrte n i ch t w i« d« r z u r Ü ck. Er ist auch bis jetzt immer noch verschwunden. Zur Klärung wurde auf Veranlassung seines Daters Mordanzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Ermittlungen. die Kriminalkommissar Johanne» Müller in Berlin , Kriminalkom- missar Dracger in Tübingen und Kriminalrat Gennat in Paris , wo Lucia Grämlich jetzt an der Sorbonne studiert, anstellten, haben er- geben, daß keine andere Möglichkeit vorliegt, als daß B a ß S« l b st- mord begangen hat. Di« gestern in der Oeffenttichkeit aufge- tauchte Version, daß Baß noch seinem Weggang aus dem Zell auf seiner Tour ermordet und beraubt worden sei, war schon nach den ersten Untersuchungen hinfällig. Aus den Berichten der Ortsbehörden ließ sich dasür nicht der geringst» AnHall finden. Nach den ganzen Ermittlungen und Feststellungen hat Baß sich ohne Zweifel s e l b st geopfert, um den beiden anderen nicht weiter im Weg« zu sein. Dos wird auch durch Tagebuchaufzeichnungen be- stätigt, die ein Freund von ihm, ein Student Klatt. der Polizei zur Verfügung gestellt hat. Wie der Vermißte freiwillig aus dem Leben geschieden ist, läßt sich nicht sagen, bevor man nicht die Leiche gefunden hat. Höchstwahrscheinlich aber ist, daß er sich i n d i e I l l gestürzt hat, die die SO Meter tief« Schlucht durchströmt.

Oer Kinanzminister im Irrenhaus. Kloh seiner Senatswürde entkleidet. Pari», iz. Dezember. Klotz wurde am Mittwochabend in ein Irrenhaus gebracht, da man befürchtete, er werde aus dem Sanatorium flüchten. Der Senat wird am Freitag über seinen Verzicht aus den Senatssitz beschließen. Wird er. woran nicht zu zweifeln ist, aus dem Senat entfernt, wird. er sofort oerhaftet und ins Gefängnis gebracht werden. Klotz ist sich überhaupt über seine Lage klar: er unternahm einen Selbst- Mordversuch; der jedoch vereitelt wurde,

Revolutionäre Einheitsfront

Gin pressehaus in Berlin . Stiftung au« drahtlosen Mitteln. Vor kurzem ging ein großes Toben gegen den Reichsinnen- minister S e o e r i n g durch die gesamte Rechtspresse. Er hatte näm- lich in der Generalversammlung der AktiengesellschaftDrahtloser Dienst A.-G." u. a. den Antrag stellen und durchbringen lassen, daß von dem erziellen Monopolgewinn des Unternehmens 225 000 Mark ihm für gemeinnützig« Zwecke überwiesen würden. Die Deutschnationalcn und Lolksporteiler waren hierüber vollkommen aus dem Häuschen geraten. In ihrer Press« hagelle es Angriffe, und es fehlte auch nicht an allerhand höchst üblen Verdächti- gungen über die Zweck«, denen Severing diese Summe zuführen wolle. Man mußte beinahe aus den Gedanken kommen und das war wohl auch der Zweck der ganzen Uebung, als ob Severing, wenn er schon das Geld nicht gar in die eigene Tasche steckte, mindestens es doch der sozialdemokratischen Partcikasse zuleiten würde. Gestern hat nun der Reichskanzler Müller das Geheimnis der Seoeringschen Aktion gelüftet. Die Eingeweihten wußten schon lange, daß durch eine Vereinbarung Severing» mll dem ReichsverbandderDeutschen Presse diese 225 000 Mark in Erfüllung eines allen Versprechens Scheidcmanns für den Bau eines Pressehaus�s zur Verfügung gestellt werden sollten. Für die deutschnotionalen Journalisten ist da» ein böser Rcinfall. Sie hatten erst geschrien, daß Severing nicht der Wann sei, um Gelder zu gemeinnützigem Zwecken auch richtig zu verwenden, und jetzt müssen sie zu ihrer großen Beschämung sehen, daß den Journa­

listen ohneUnterschied der Partei Seoerings Großzügig- keit und gemeinnütziger Sinn zugute kommt. Es soll darüber gestern abend bei einigen deutschnationalen Journalisten sehr lange Gesichter gegeben haben.

Oer Kommunist als Lehrer. Wegen 40 Sitzungen das Jahr arbeitsfrei! Darmstadt , 13. Dezember.(Eigenbericht.) Am Mittwoch nachmittag beschloß der Hefsische Landtag zum «rsken Mal«, die Immunität eines Abgeordneten auf- i zuHeben. Der kommunistische Landtagsabgeordn«te und Volk»- schull«hr«r Hammann verweigert« bei seiner Wahl im Jahre 1927 trotz Aufforderung den Dienst. Obwohl der hessische Landtag im Jahr« nur etwa ckOPicnarsitzungenhat und Hammaim 1 einem Ausschuh nicht angehört, hat er auch in der sitzungs- l freien Zeit keinerlei Dienst getan. Der hessische Minister I für Kultus- und Bildungswesen hatte ihm zu seiner Entlastung und I zur Ilebeinahrne seines Mandats einen Schulamtsanwärter als Ge> I hllfcu, der als halbe Krast bezahlt wird, beigegeben. Hammann hat I nun die Arbeitskraft des Junglehrers in rücksichts- I loser Weise ausgebeutet und ihm die ganz« Schul- i arbeit überlassen. Das Verhallen des kommunistischen Abgeord- neten wurde zu einem öffentlichen Skandal. Der Gemeinderat der Gemeinde, in der Hammann tätig ist, eine rein« Arbeiter- gemeinde, hat wiederhott an das Ministerium Eingaben ge< richtet, den Lehrer Hammann zu versetzen. Der Kommunist beruft I sich zu seiner Rechtsertigung auf die Grundsätze d«rD«mokratie I und der Reichsversassung! Der Landtag beschloß mll Rück- I ficht auf dos Ansehen des Parlaments, die Immunität des Abgeord- neten Hammann auszuheben und dem Minister für Kultus- und Bil-> dungswefen zu gestatten, das Dssziplinarverfahren«inzuleiten. Ham- I mann selbst beantragt« gegen den Minister für Kultus- und Bil- dungswesen, Adelung,«in Mißtrauensvotum. Dieser Antrag wurde gegen die Stimmen der Kommunisten abgelehnt.

Textilschiedsspruch für Ostfachfen abgelehnt. Der Schiedsspruch, der für die Textilarbeiter im Tarifgebict Osts ach se n eine Lohnerhöhung von nur 5 pro;, vorsah, ist von den Textilarbeitersunktionären einstimmig abgelehnt worden, da die Löhne der Textilarbeiter in O st j a ch s e u noch niedri­ger sind als in Westsochsen. Der Schiedsspruch sah eine Erhöhung der Löhne von nur 1% bis höchstens 3? f. in der Spitze vor. Da» Tarif.! gebiet Ostsachsen umfaßt rund 50 000 Textilarbeiter.

Vor der Entscheidung im Ruhrkonflitt. Der Rcichsminister des Innern Severing ist am Witt- j woch zuin Zwecke der wetteren Information in das Ruhrgebiet abgereist. Er kehrt am Montag zurück. In maßgebenden Kreisen der Regierung erwartet man, daß der in Aussicht genommene Schiedsspruch bis Ende der kom­menden Woch« gefällt werden wird.

Bolivien stürzt sich in den Krieg. Lugano , 13. Dezember.(Eigenbericht.) Solivien beschuldigt Paraguay beim Völkerbund in einem noch vor Empfang der Völkerbundsnote abgesandten Telegramm, im Widerspruch zu den abgeschlossenen Verträgen da» Fort in Ehaco er- richtet zu haben. Seine Geduld gegen das illegitime vorgehen Pa­ raguays sci erschöpft und es könne die Vermittlung Argentiniens nicht annehmen. Der Völkerbund fleht die Lage ernst, will aber erst die wirknug seiaor Note abwart».