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2. Beilage
Se Donnerstag, 13. Dezember 1928
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Zum Kapitel Familienmord.
Das Verbrechen des Lehrers Dröge .
Der Lehrer Dröge in Heffen bei Wolfenbüttel öffnete am 15. november vorigen Jahres im Einverständnis mit seiner Geliebten, Frau Alußmann, den Gashahn im Schlafzimmer deren Kinder. Die beiden kleinen Mädchen ffarben. Dröge und Frau Klußmann blieben am Leben Sie wurden am nächsten Morgen fast erftidt, im bewußtlofen Juffande aufgefunden. Auch die Schußverlegung, die er feiner Geliebten in der Nacht zugefügt hatte, war nicht tödlich. Sich felbst zu töten, gebrach ihm die Kraft.
Die Anflage lautete auf gemeinschaftlichen Mord an den Kindern; wegen versuchten Mordes an der Geliebten war teine Anklage erhoben. Das Braunschweiger Gericht verurteilte Dröge vor wenigen Lagen zu 5 Jahren Gefängnis, Frau Klußmann zu 4 Jahren wegen Totschlags. Die psychiatrischen Sachver ständigen Dr. Magnus hirschfeld Berlin und Dr. Grütter Das Gutachten wurde zu einem interessanten Beitrag zur Psychologie des Familienmordes; auch der Fall Dröge selbst war das. Lehrer Dröge war Mitglied christlicher und nationaler Berbände, Stahlhelmführer und auch kandidat der Deutschnationalen Partei im Landtag; er war bei seinen Rollegen beliebt und am Drte angesehen. Um so stärker empfand er den Biderspruch zwischen seiner Stellung im öffentlichen Leben und dem Entwürdigenden seiner ehelichen Berhältnisse. Er hatte ein Junges Mädchen geheiratet, das ihm geistig nicht gemachsen war; er glaubte, zu dieser Ehe verpflichtet zu sein. Sie wurde zum Martyrium für die Frau, zur Quelle der Qual für den Mann. Weil fie ihm nicht entgegentam, griff er zur Beitsche. Seine Beranlagung zur Graujamfeit, die er durch Lektüre speiste, führte zum Sadismus. Niemand hatte eine Ahnung, was im ehelichen Schlafzimmer vor sich ging. Die Frau litt und schwieg. Nachts Sadist, am Tage Erzieher von Kindern. Auch diese prügelte er mehr als üblich. Als er seine Frau in der Nacht vom 12. zum 13. November wieder einmal in der unmenschlichsten Weise mit der Reitpeitsche mißhandelte, verließ fie ihn am nächsten Morgen und ging mit ihrem fleinen Töchterchen zur Mutter. Bergeblich versuchte Diöge sie zur Rüdfehr zu bewegen. Sie forderte schriftlich Trennung in Frieden und Unterhalt; andernfalls drohte sie bei einem Scheidungsprozeß von Briefen Gebrauc Bu machen, die sie in der Hand hatte.
Dröge mar verzweifelt. Er sah seine Stellung vernichtet, seine Eristenz ruiniert: gläubiger Christ, Erzieher von Kindern und rat Sadift. Bo sollte er Rat holen? Nur bei seiner Geliebten, der Frau
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waren im Besitz der Frau Dröge... Der Lehrer forderte von seiner Geliebten 40 Mart und taufte sich eine Bistole. Sie versuchte, ihn von seinen Selbstmordabsichten abzubringen, riet ihm, mit dem Reftor zu sprechen. Er tat es, suchte auch den Kreisschulrat auf; traf ihn nicht zu Hause. Jezt stand sein Entschluß, aus dem Leben zu scheiden, feft. Das war am 15. November. Als Frau Klußmann sah, daß fie am Ende ihrer Ueberredungsfunft war, erflärte fie, mit ihm gemeinsam sterben zu wollen; die Kinder nehme sie aber mit in den Tod. Davon wollte er nichts hören, die Kinder sollten am Leben bleiben. Schließlich gab er nach.
Frau Klußmann schrieb Abschiedsbriefe. Mutter:„ Ich muß Dir einen großen Schmerz antun." An bie Schwester: Es ging nicht anders. Bette die Kinder mir zu Seiten." In Abwesenheit der Kinder legten sich beide in der Küche eine Matrage zurecht. Dröge 30g im Schlafzimmer der Kinder den Gtöpsel aus dem Gasrohr. Dann legte er sich mit Frau Klußmann holte er die Bistoie und schoß Frau Klugmann in die Brust; als er zur Ruhe. Das Gas strömte zu hoch aus, es blieb wirtungslos; fo die Waffe gegen sich richtete, versagte sie. Am nächsten Morgen fand
man beide halb erstickt; die Kinder maren tot.
War die Tat Mord oder Totschlag? Weshalb hatte sich Frau Klußmann, die eben erst Dröge vom Selbstmord abbringen mollte, entschlossen, mit ihren Kinder ihm in den Tod zu folgen? War sie ihm hörig? Befinden sich beide in einem normalen Geisteszustande? Dr. Magnus Hirschfeld meinte: es bestünden berechtigte Zweifel. Er und Dr. Grütter waren sich aber darin einig: die Psychologie des Familienmordes ist eine andere als die des Mordes über haupt. Hier geht der Mörder darauf aus, dem anderen das Leben zu nehmen und selbst am Leben zu bleiben. Dort ist das Ziel nicht Bernichtung der anderen, sondern Selbstnernichtung; die Tötung der anderen ist ein Teil der Selbstvernichtung. Die ganze Tat stellt sich als erweiterter Selbstmord dar. Kann beim Selbstmord von einem fühlen Abwägen des Für und Wider die Rede sein. Befindet sich ausschließt? Der Statsanwalt fonnte sich diesen Erwägungen der der Selbstmörder nicht stets in einem Zustande, der Ueberlegung Sachverständigen nicht verschließen und ließ die Anflage auf Mord fallen. Hat sic überhaupt erhoben werden sollen?
Die fünftägige Arbeitswoche.
Der Sonnabendbetrieb lohnt nicht mehr.
JAB. Die Frage der Fünftagemoche steht in den Ber Rlußmann, fonnte er das. Als junger Seminarist hatte er sie tenneneinigten Staaten mit im Vordergrunde der sozialpolitischen hnu gelernt; in feiner unglücklichen Ehe, bei ihr, der geschiedenen Frau, Betrachtungen. In einer Rede wies der Borsitzende des Mutter zweier Rinder, Trost gefunden; auch Verständnis für seine a meritanischen Gewertschaftsbundes darauf hin, daß eigenartigen Neigungen. In Briefen sadistisch- masochistischen Inhalts bereits zahlreiche amerikanische Gewerkschaften mit den Arbeitgebern schweigten die Liebenden, wenn sie sich nicht trafen. Diese Briefe Tarifverträge über die Durchführung der Fünftagewoche abge.
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Der WeihnachtsKarpfen
Jetzt ist die Zeit, da die beliebten Weihnachts- und Silvester
Der Abend
Shalausgabe des Vorwärts
schlossen hätten. Zuerst sei die Fünftagemoche nur versuchsweise ein geführt worden, aber auf Grund der Erfahrungen fönne man schon sagen, daß fie sich bewährt habe. Sie habe den Arbeitern neue Ruhe und Erholungsmöglichkeiten gegeben, die dazu beitragen, ihre berufliche Leistung zu steigern und darüber hinaus auch noch die foziale und fulturelle Bedeutung des Arbeiters zu fördern geeignet find.
Auch einer der führenden Beamten des arbeits. statistischen Amtes der Vereinigten Staaten hat sich zu dieser Frage geäußert und unter anderem gesagt: Wer glaubt, die Berlängerung der Arbeitszeit und die Ber ringerung der Löhne sei ein Heilmittel gegen unsere industrielle rise, lebt noch in den An. schauungen des 16. Jahrhunderts, wo die ganze Menschheit vom frühen Morgen bis zur späten Nacht arbeitete und trotzdem nicht in der Lage mar, genügend zur Befriedigung der michtigsten Bedürfnisse zu produzieren.
Heute stellt sich das Problem gerade im umgefehrten Sinne. Wir müssen versuchen, unsere ganz beträchtliche Produt tion in Umlauf zu bringen. Die amerikanischen Schuhfabriken bringen jährlich 730 000 000 Paar Schuhe auf den Markt. Der amerikanische Markt ist jedoch nur in der Lage, 330 000 000 Baar aufzunehmen. Diefelben Zustände zeigen fich in zahlreichen anderen teiten nicht überwunden werden. Die amerikanische Industrie fönnte Industrien. Auf dem Bege des Exports fönnen diese Schwierig. morgen die Fünftagemoche einführen, ohne daß das Land dadurch einen Pfennig verlore. Zahlreiche In a dustrielle haben schon erkannt, daß es sich nicht lohnt, die Fabiten. an den wenigen Stunden des Sonnabends in Betrieb zu sezen.
Eine Aftion für die Einführung der 5- Tage- Woche ist von dene amerikanischen Möbelmacherverband beschlossen morden. An verschiedenen Orten wird in der Möbelbranche schon jetzt fegt nur 5 Tage pro Boche gearbeitet. Die 2öhne betragen in Chitago laut Tarif 12 Dollar pro Tag. Auf einer Fabrik in Chilago wurden 150 Dollar Bochenlohn gezahlt. Bei der Bewertung dieser Löhne muß man sich vergegenwärtigen, daß der Dollar eine sehr starte Kauftraft hat. 3m, allgemeinen gibt ber Amerikaner sein Geld leichter aus als der Europäer, er erhält aber beträchtlich höher als der der Ungelernten in Europa . auch mehr dafür. Selbst der Lebensstandard der Ungelernten liegt
FUNK UND
AM ABEND
Donnerstag, 13. Dezember.
16.00 Prof. Dr. Nadler, Königsberg i. Pr.: Die Literatur der Auslandsdeutschen. 16.30 Künstlernachwuchs, Staatl. akadem. Hochschule für Musik. 1. Schubert:
Konzertstück für Violine und Klavier D- Dur: Adagio Allegro( Werner Lewysobn, Violine: Germano Arnaldi, Klavier). 2. Schubert : a) Sehnsucht; b) Im Frühling; e) Frühlingssehnsucht( Ilse Hermann, Sopran). 3. Brahms : a) Ueber die Berge; b) Der gordische Knoten: c) Ihr Schwestern zwei( Ilse Herrmann, Sopran und Gertrud Freimuth, Alt). 4. Wolf: a) Die Nacht; b) Verschwiegene Liebe; c) Heimweh ( Gertrud Freimuth, Alt).-5. Brahms: Variationen für Klavier über ein Thema van Paganini .( Am Flügel: Germano Arnaldi.) 17.30 Unterhaltungsmusik der Kapelle Emil Roósz.
19.00 Dr. Wilhelm Müller, Zürich : Vom Stillen Ozean in die permanische Kordillere.
19.30 Hans- Bredow- Schule, Volkswirtschaftslehre: Chefredakteur Georg Bern hard : Entstehung und volkswirtschaftliche Bedeutung des Geldes. IV.: Das moderne Geld.
20.00 Abendunterhaltung. Mitwirkende: Lina Lossen , Lothar Müthel . 21.00 Konzert für Violine und Orchester op. 29 von A. d'Ambrosio. Alma Rosé , Violine und das Berliner Punk- Orchester. Dir.: Bruno SeidlerWinkler.
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21.30 Johann Christian Bach ( 1735-1782). Dir.: Dr. Ludwig Landshoff. 1. Arie aus der Kantate ,, Amor Vincitore"( Philippine Landshoff, Sopran). 2. Andante und Menuett. 3. Rezitativ und Rondo ( Philippine Landshoff). 4. Ouverture in D- Dur: Allegro assai Andante Allegro assai ( Berliner Funk- Orchester).
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karpfen wieder in großen 22.30 Funk- Tanzunterricht. Geleitet von Reinhold Sommer.
Mengen eintreffen.
Anschließend bis 0.30 Tanzmusik. Kapelle Gerhard Hoffmann.
Königswusterhausen.
16.00 Berufsberatung. Dipl.- Ing. Emil Ehrhardt: Der Beruf des Kraftwagenführers.
16.30 Nachmittagskonzert von Berlin .
17.30 Dr. Hermann Rüdiger: Die sudetendeutsche Kulturlandschaft. 18.00 Alois Melichar : Einführung in die moderne Musik: Krenek .
18.30 Gertrud van Eyseren, Cesar Mario Alfieri: Spanisch für Fortgeschrittene. 18.55 Min.- Rat Kahl: Die forstlichen Verhältnisse in Elsaß- Lothringen in der Zeit von 1871-1918.
19.20 Georg Hausdorf: Das Schaufenster früher und heute( I.): Die Dekoration,
20.00 Dr. Werner, Mahrholz: Die Krisis des deutschen Buches( I.). Anschließend bis 0.30 Uebertragung von Berlin .
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