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Nr. 597 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

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Mittwoch. 19. Dezember 1928

Die Brandkatastrophe in der Schönleinstraße

Ein Toter und 32 Verletzte.

Die furchtbare Brandfatastrophe in der Schönleinstraße 5.| eine der schwerften, die jemals in der Hauptstadt zu ver. zeichnen war, hat das erste Todesopfer gefordert! Der Inhaber der Möbelfabrit im 2. Stodwett, der sich durch einen Sprung aus dem Fenster feines Bureaus in Sicherheit bringen wollte, Paul Hawligty aus der Biktoriaftraße 3 zu Tempelhof , ift gestern nachmittag um 15 Uhr seinen schweren Berlegungen im Urban- Krankenhaus erlegen. Hamlisty hatte bei dem Sturz schwere Knochenbrüde und innere Berreißungen erlitten, so daß alle ärztlichen Bemühungen vergeblich waren. 3m Urban- Krantenhaus liegen noch neun Schwer. und 23 meniger Schwerverletzte danieder. Der Zu­ftand zweier junger Mädchen, die Verbrennungen am ganzen Körper erlitten haben, gibt zu ernsten Besorgnissen Anlaß. Es besteht faum Hoffnung, die beiden jungen Menschen am Leben zu erhalten. Der Suftand der übrigen Schwerverleßten ist unverändert. Die große Bahl der Leichtverlegten, bie durchweg start bandagiert sind, werden ebenfalls noch mehrere Tage im Krantenhaus verbleiben müffen. Die Namen der Verletzten find: Emma Eljert, Neukölln, Reuter­ftraße 6, leicht verlegt; Meta Freier, Sobrechtstr. 26/27, leicht verlegt; Klara Fischer, Berlin , Schönleinstr. 31, schwer verlegt; Wilhelm Gnadt, Berlin , Steinmetzstraße 1, leicht verletzt; Frizz Hoffmann, Tempelhof , Biftoriaftr. 5, leicht verletzt; Walter Hoffmann, Berlin , Bergmannstr. 26, leicht verletzt; Dora Hoffmann, Neukölln, Berliner Str. 83, leicht verlegt; Gertrud Hoffmann, Neukölln, Weisestr. 50, leicht verlegt; Hermann Hunneshagen, Berlin , Pallasstr. 12, fchmer Derlegt; Margarete John, Reuföln, Johann- Huß- Str. 9, leicht ver­legt: Gerda Jopp, Ireptom, Graegstr. 12, felcht verletzt; Hertha Kube, Berlin , Plantagenftr. 9, leicht verlegt; Elfriede Krause, Neukölln, Jonasftr. 25, schwer verlegt; Hertha Borges, Neukölln, Reuterstr. 11, fhmer verlegt; Margarete Null, Reutölln, Siegfriedfir. 21, leicht terlegt; Albert Mohr, Neukölln, Hohenzollernplay 3, Leich verletzt; Margarete Mayer, Reutölln, Bißmannstr. 13, leicht verlegt; Gustav Meste, Reutöln, Jägerstr. 11, leicht verlegt; will name, Berlin , llrbanftr. 63, leicht verletzt; Kurt Neumann , Berlin , Kochhannfir. 42, leicht verlegt; Margarete Selmie, Reuiöln, Bodestr. 20, leicht verlegt; Erna Spielberg, Neukölln, Reuterstr. 13, fchwer verlegt: Paul Stier, Berlin , Gubener Str. 58, leicht verlegt: Fri Trohli, Berlin , Alexandrinenstr. 30, schwer verletzt; Edith Timm, neuföln, Hermann far. 63, schmer verletzt: Luise Schmidt, Berlin , Steinmenftr. 66, leidt perlegt; Charlotte Schönemann, Neukölln, Brinz- Hanbjery- Str. 19, feicht verlegt; Charlotte Schulze, Reutölln, Brinz- Handjerg- Str. 39, feicht verlegt; Elenore Fallot, Neukölln, Staijer- Friedrich- Str. 66, leicht verlegt;& lare Walsdorf, Echöneberg, Belziger Str. 62, schmer Perfekt; Pauline Wichmann, Reutöln, Reuterftr. 92, leicht verlegt. Unter den Schwerverletzten befindet sich auch der Kaufmann Friz Irogti aus der Alexandrinenstr. 50, der Inhaber der Firma Dr. Baeder u. Co. ist.

An der Brandstätte.

Auf der Brandstätte in der Schönleinstraße, die während des gonzen Nachmittags von einer großen Schor Schauluftiger belagert tar, gingen die Löscharbeiten der Feuerwehr ununterbrochen weiter. Noch um 16 Uhr brannien das dritte und nierte Stodmert fomie der barüberliegende Dachstuhl lichterioh. Erst volle zwei Stunden später fonate die Gefahr als beseitigt gelten. Die Aufräumungsarbeiten pehen in dem ausgebrannten Fabrifgebäude wegen der außerordent. lich großen Einsturzgefahr nur sehr langsam vonstatten. Um 7 Uhr abends wurden die Arbeiten vorläufig eingestellt, ein Löschzug übernahm die Brandmache, da mit allen Möglichkeiten gerechnet merden muß. Die Brandstätte selbst bietet den Anblid troftloser Berwüftung. Bon dem ftattlichen vierstödigen Fabrikgebäude stehen rur noch bie Umfaffungsmauern, alles übrige, Maschinenan'agen, fertige Möbel, Pianos, Bertbänfe usw. find ein Raub der Flam. men geworben. Am schlimmsten find die Berheerungen im zweiten

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Soldat Suhren.

Roman von Georg von der Bring.

Copyright 1927 by J. M. Spaeth Verlag. Berlin .

Er schweigt und spielt mit seinem großen Taschenmesser. Nach einer Weile sage ich: Siehst du auch Figuren im Bachen? Als Kinder fahen wir immer Figuren. Ich war einmal auf Besuch bei meinen beiden Freunden auf dem Lande, es war Sommer, und wir Kinder mußten um 9 Uhr in die Kammer. Da wir aber noch gar nicht müde waren, legten wir uns auf die Fenstenbänte und versuchten in den Baumwipfeln Figuren zu sehen. Ich erinnere mich an eine riefige Eiche, der Himmel bahinter mar noch hell und schien an machen Stellen durch ihre Zweige. Einmal bildeten diese einen Hirsch, einmal eine Fledermaus. wir sahen es alle brei. Eines Abends aber erfannten wir Bismard, und jogar mit Bfeife."

Mein Kamerad entgegnet: ,, Als ich ein Junge war und noch sehr fle'n, durfte ich manchmal mit meinem Vater auf den Kahn. Ich weiß nichts mehr aus dieser Zeit, nur daß wir immer hinter einem Balde von Schilf anferten, und meines Baters Pfeife sentrecht über meinem Kopfe hing. Es war Abend, die Sonne stand wohl tief, und ich sah, daß sich die Schilfhalme hin und her beugten. Es waren bann Schatten da, und diele Schatten ängstigten mich immer. Sie prangen wie toll an den Halmen auf und ab mie fieine Mäuse oder Bajferflöhe. Ich erschrat und hob meine Augen nach der Pfeife meines Alten empor, bie wie eine Glode über mir hing, requngslos und ganz schwarz. Dan wird es bunfel. und plöglich springt ein Fisch über die Wasser fläche. noch einer und bann ist meine Furcht vorbei, troß der Dunkelheit, die niederfinft."

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Nach einer Weile fährt er fort: Mein Bater ist ein guter Mann. er gehört zu einer Sette, die unter den Fischern Derbreitet ist. Er ist blond, daß man es nicht merten wird, menn er einmal graues Haar bekommt. Als Junge war ich wild und jähzornig, und er ermahnte mich oft, mich zu bän­bigen. Wenn ich bie Fische ausnahm, hadte ich mit meinem Meffer wie ein Beseffener zu und schleuderte in meiner But das Ausgeschnittene über Borb. Mein Bater aber wurde

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Die Ursachen der Explosion.

Stodwert, dem Hauptbrandherd, wo ein taum beschreibliches Durch einander herrscht. Die Gerüchte, daß unter den Trümmern noch Lote liegen, haben bisher glüdlicherweise feine Bestätigung gefun den; da aber ein großer Teil der Trümmer noch nicht fortgeschafft ist, bleiben die Gerüchte vorläufig unwiderlegt. Die Wohnungen des an das Fabrifgebäude angrenzenden Seitenflügels sind durch Feuer- und Wasserschaden start in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Mehrzahl der Mieter mußte ihre Wohnungen verlassen und bei Bekannten Unterkommen fuchen. Insgesamt wurden etwa 200 Feuerwehrleute bei dem Brande beschäftigt, von denen einige auch Brandwunden erlitten.

Die Ursache der Explosion.

Das Unglüd ist Gegenstand eingehender friminalpolizeilicher Untersuchungen. Die Katastrophe foll nach den bisherigen Ermitt Lungen durch die Fahrlässigkeit eines jungen Mädchens( einer Bier­zehnjährigen?) entstanden fein. Sie war in einem Raume angeblich bamit befchäftigt, Delzelluloidabfälle unter einem Prägestempel zu Blatten zufammenzupreffen. Um eine Bindung herzustellen, wird der Stempel erwärmt. Das geschieht mit Hilfe einer Gasflamme, die mit einem Rohr herangeleitet mind. Die junge Arbeiterin hatte nun zum Entzünden der Flamme nicht ein Zündholz, fondern einen Streifen Zelluloid verwendet, der in ihrer Hand fofort aufflammte. Sie warf es, als das Feuer ihre Finger traf, weg und unglücklicher weise fiel der brennende Zelluloidipan in einen kaften mit anderen Abfällen, der auf dem Tische stand. In ihrem Schreden warf das Mädchen den Kasten vom Tisch, der dabei auf mehrere Säde fiel, die mit Abfällen gefüllt waren und zur weiteren Berarbeitung be reit standen. 3m Nu gab es eine ungeheure Stichflamme, von der alle in dem Raume beschäftigten Arbeiterinnen getroffen und größtenteils fchwer verlegt wurden.

Die Brandkatastrophe hai in der Umgegend unter den Bewoh nern die größte Aufregung bernorgerufen, und gegen die Behörden werden sehr scharfe Borwürfe laut. Immer wieder mich die Frage aufgeworfen, wie es trop der behördlichen Aufsicht möglich war, daß ein Fabrikationsbetrieb, der mit derartig gefährlichen Chemikalien arbeiten muß, in einem Gebäude untergebracht jein durfte, das, wie die schwierigen Löscharbeiten gezeigt haben, in feuerpolizeilicher Hin ficht teineswegs den Vorschriften entsprochen hat. Vor allem die Tatsache, daß es den Arbeitern und dem Berjonal nicht gelingen fonnte, ins Freie zu gelangen, da die Fabrifireppe schon gleich zu Beginn des Brandes zufanumenstürzte, wird als Beweis dafür an. gefehen, daß von der Bau- und Feuerpolizei nicht mit der genügen den Borsorge in diesem Falle vorgegangen worden ist, und daß man nicht auf die Erfüllung aller Vorschriften geachtet hat.

Die hohe Feuergefährlichkeit des 3elluloids, dessen Namen man auf Zelltorn verdeutschen wollte, stammt aus seiner Herstel fung, bei der Bellstoff( 3ellulofe) mit Salpeter und Schwefelsäure nitrieri( peritidstofft) und dann mit Stampfer behandelt wird. Davon bleibt ein Teil in dem Broduft, nämlich dem Bulluloid, ent haften, das ja auch ziemlich start nach Kampfer riecht. Eben diese Dampfe find es, die äußerst leicht Feuer fangen, und der Roh staff, auf den es übergreift, ift felbft äußerst brennbar. Nun mird Belluloid in der Industrie fehr viel vermendet. Wenn auch seit der Bubifopfmode jene balbkreisförmigen Tragfämme von den einen und größeren Mädchen nicht mehr getragen merben und wenn auch die Herstellung von anfnöpfbaren Herrenfragen und Manschetten aus Belluloid start zurückgegangen sein dürfte, so find dafür andere Gegenstände aus diesem schmiegsamen und leicht zu bearbeitenden Stoff in Aufnahme gekommen. Zelluloid spåne aber, die beim Drechseln und Fräsen von Zelluloid abfallen, find ein vial vermen detes Rohmaterial, bas, in Spiritus gelöft, nach Belieben gefärbt umb tann geformt oder auch auf Stoffe zur Herstellarg einer Art von Kunstleder aufgetragen wird.

dann brummig, so sehr er fonnte, und er fonnte nicht fehr. Er sagte: Bir fangen nicht mehr Fische, als mir brauchen, um zu leben. Wir nehmen ihnen das Leben aus mit Schmerzen, schnell, und ohne zuviel zu schneiden. Das Aus genommene aber tommt an Land, man verbirgt es vor den Fischen, um sie nicht zu vermirren. So fagte er auf Platt, und einen Augenblid lang schämte ich mich, aber nicht länger."

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Klees, der erwacht ist, erzählt: Als Knabe hatte ich eine Freund, der war graufam. Eines Tages ipielen mir in den Anlagen bei der Kirche, da schlägt er eine Hummel tot und zerlegt sie. Sodann zieht er mit einer Nadel die Honig blase heraus, die er aufißt. Jeden Nachmittag tat er es, und immer zwang er mich. mitzugehen und ihm zuzusehen." Und er fügt wie ein alter erfahrener Lehrer hinzu: ,, Es gibt nichts Grausameres, als Knaben."

Albering hat seinen Gedanken weitergesponnen, er er. zählt: Möglich, daß mein Bater schon grauhaarig ist, man tann es nicht feststellen. Uebrigens jagte er bies: Alles Leben ist heilig. Du lebst, und ich lebe, mir wollen tun, was recht ist, also ist unser Leben heilig. Die Fische tun auch, was recht ist, soweit sie es wissen, darum sind auch sie heilig. Wir aber wiffen genau, was recht ist, darum müssen wir danach tun.­

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Ich war schon ein flügger Waffervogel und fragte: Wie es befannt geworden. Albering?

Er sagte: Wir wissen es aus der Heiligen Schrift, der Herr Jefus hat es offenbar gemacht und feine Gebote ges geben, die für uns Gottvater ausgemünzt hat. Insbesondere Sie zehn, die du tennft"-

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So darf ich feinen Filoh ausschneiden?" fragte ich. Man darf es" fagte er- sagte er denn Jesus selbst hat mit Fischern gelebt und ihnen gute Fänge gegeben. auf daß fie nicht hungerten. Heilig ist das Leben, am meisten aber das der Menschen. Also darf man Fische ausschneiden, aber nicht mit Lust, sondern mit Besinnung. Klees flüstert: Aber auf diese Frage: Darf man Menschen töten?" ,, Hast du es vor, Tierlein?" fagt Albering.

Welch eine Redensart von dir," zürnt mein Nachbar. Sodann macht er fich platt und friecht durch die Eingangs höhle, um sich auf den Bostenstand zu begeben. Kaum ist er fort. so steht man sechs Beine von Offizieren vorbeigehen, die hellen Schäfte des Rittmeisters an der Spize.

Belluloidbrände haben oft genug in Fabriten und Berf­ftätten gemütet und schmere Menschenopfer gefordert. Bir erinnern uns eines furchtbaren Unglüds, das im Jahre 1908 ober 1909 in einer Wiener Fabrit 17 Menschenleben durch Zelluloid­brand vernichtete. Dieses Unglüd veranlaßte damals unseren Ge­noffen Mag Winter, Zelluloidbetriebe in der Brovinz zu besich­tigen, fo auch in dem nordböhmischen Industriebezirk Gablonz an der Neiße , mo in dem Ort Grünwald einige Zeit vorher ein Zellus foidbrand gleichfalls Todesopfer gefordert hatte. Winters Veröffent fichungen über die vielfach ganz ungenügenden Sicher heitsvorkehrungen führten dann zu ihrer Berschärfung, und es sind seither, soviel mir uns erinnern, im Bereiche der Arbeiter­schuhporschriften Alt- Desterreichs und seiner Nachfolgeftaaten Men­chenopfer durch Zelluloidbrände mohl vermieden geblieben.

Zur Entlastung des Halleschen Tors. Von Linden und Hollmannstraße nach Atte Jakobftraße.

Was wird aus den Plänen, die unerträglich gewor denen Berfehrszustände am Halleschen Tor 31

beffern? Die Tiefbaudeputation des Magistrats hat vor längerer Zeit einen Entwurf ausgearbeitet, der auf dem zu erweiternden Blücherplaß einen Kreisverkehr vorsieht. Dieser Borschlag müßte Intoften verursachen, daß er wahrscheinlich auf viele Jahre hinaus megen des notwendigen Anlaufs wertvoller Grundstücke so hohe unausführbar bliebe. Mit geringeren Mitteln ließe sich ein anderer Blan verwirklichen, der vom Bezirksamt Kreuzberg vor­geschlagen worden ist und auch schon die Zustimmung der Bezirks Dersammlung gefunden hat. Wie bereits vor Monaten im ,, Bor: märts" dargelegt murde, sollen östlich und westlich der Belle- Alliance­Brüde zwei von der Friedrichstadt tommende und füdwärts bis in das Gelände von Tempelhof führende Entlastungsstraßen einen Teil des Berkehrs aufnehmen und dem Halleschen Tor fernhalten. Die östliche Entlastungsstraße fann einen schon vor dem Kriege geplanten Straßendurchbruch von der Ede der Linden, und der Hollmannstraße zur Alten Jakobstraße benutzen und dann in der Zoffener und der Friesenstraße ihre Fortsetzung finden. Dieser Straßendurchbruch soll in absehbarer Zeit hergeſtelit werden, so daß hiermit ein Teilstüd der äftlichen Entlastungsstraße zustande fame. Da aber inzwischen das Verkehrsbedürfnis sich weiter gefteigert hat, hielt das Bezirksamt Kreuzberg für nötig, den Straßendurchbruch statt der früher vorgesehenen Breite von 23 Meter eine Breite von 32 meter zu geben.

Der Kampf im Zuchthaus.

Wir berichteten gefteen über den blufigen Kampf im 3nter burger Zuchthaus. Die Justizpreffeftelle in Königsberg teilt dazu noch folgende Einzelheiten mit: Das Gespräch zwischen Berneder und seinem Bermandien 2a d( nicht, wie zuerst gemeldet wurde, Lauf) fand in dem Bernehmungszimmer der Strafanstalt statt. Lad mar zu einer Unterredung mit Berneder zugelassen worden, weil er ihn auch im vergangenen Jahre zu Weihnachten besuchte und mit ihm in Briefwechsel geftanden hatte. Ueber die Beriönlichkeit des Sad ist noch nichts Näheres festgestellt. Er hatte zwei Bässe bei sich, non denen der eine offenbar dem Bernecker zur Flucht dienen sollte. Bas sich im Sprechzimmer zugetragen hat, weiß außer Lad niemand. Man hörte plöglich im Zimmer einen oder mehrere Schüsse fallen. Dann ftürzten zuerst die beiden Berbrecher aus dem Zimmer und der Hauptwachtmeister Zacharias hinter ihnen her. Auf dem Flur eni midelte sich ein Ringen zwischen Bernecer und dem Strafanstalts­machtmeister Naujot jowie zwischen dem Hauptwachtmeister Zacharias und Lad.

Albering hat sein Gesicht geneigt und zeichnet mit dem Meffer neben sich auf die Erde. Nach einer Weile sagt er leise: Freilich sind das alles Redensarten."

Weshalb sind es nur Redensarten?"

Er sticht sein Messer bis ans Heft in den Boden und flüstert, indessen sich das Licht von draußen in feinen Augen zu schaffen macht: Wir sind alle schwach und mimmeln in der erbärmlichsten Menschheit herum. Die meisten wissen es nicht und find glücklich. Sie sind chriftlich getauft, und der Pfarrer nennt sie Christen. Sind aber feine. Bir aber, die erkannt haben und tun nicht danach, sind meniger als sie, nämlich Unchriften."

So darf man aller Dinge nicht töten, meintest du?" ,, So meinte ich."

,, Um feinen Breis?"

,, lm feinen Breis; denn Jefus hat tein Ausnahmegebot gegeben, das für den Krieg der Bölfer Geltung hat. Sie

zaubern es einem vor. Es ist aber Lüge.

,, Als ich auf dem Seminar war, mohin mein Vater mich schickte, erzählte ich ihm einst von der herrlichen Schlacht bei Sedan . Ich baute ihm die ganze Lage auf ein Rübel mit toten Fischen war Sedan, rund um den Eimer lagen die deutschen Armeeforps, genau nach der Karte, auch von Fischen dargestellt, und ein Stör war darunter, das mar Mollte. Da fragte mein Alter: ,, Lernt man es euch jo?"- ,, Genau fo, Albering" fagte ich.

So ist es eine schlechte Schule und feinen Pfennig wert. Du bist tein Christ mehr mit deinem Fischspiel, das du da machst-schmeiße fie in den Eimer!"-

Er war zornig und hätte mich von der Schule ge nommen, wenn ich ihm nicht über gemejen märe, mit der Schnauze nämlich. Er gab auch mirklich keinen Pfennig mehr ber, fo daß ich Stunden geben und Almosen nehmen mußte, alles. weil ich den Ehrgeiz hatte, ein Lehrer zu werden.

Wurde es auch, ein richtiger Schulmeister, der das sagt, was fie alle fagen daß der Himmel heiter ist, daß die Franzosen manchmal feine Hosen anhaben. und daß die Kinder in der Schule die Hände falten müssen, sonst kommt ber Knupv L. Man nennt es: die Kinder fürs Leben erziehen. Und die Rinder machen dann Augen... Augen wie fleine Hasen... Schluß mit dem Gequaffel, laß uns lieber schlafen!" ,, Dann denkt man nicht," pflichte ich bei, und mir machen uns noch einmal lang.

( Fortfegung folgt.)