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Mittwoch 19. Dezember 1928 10 Pfennig «» ttnlfdlt«« Sansarfinfs»«. 10 Pfennig. Steflamfj«!» 5.— marL „St lein««njtigea" da,(fug». druckt» Wort 20 Psrnni,(juläftig«w« feUgtdnuft» Wort«),|«bts mtUtr» Wort 12 Dfenütg. Etellrngeluche da» eri» Bort 15 Pseaoig. lebe» w-t>«re Wort lO�lfcnxtg. Won» Oder 1b Tuchftadeo lObloi für inet Won«. SibtiUmorO Zeil« 60 Pfennig, gomillenonjelge« für Kbonnentcii Zeile 40 Wennig. Bnjelgen. •nRaljiB» im k)auptg«lchäil Cinben. Kratz« 3, wochentögi. oon 3 ,'2 di» 17 Udr.
Jentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Redaktion und Verlag: Berlin SN 68. Lindenstroße 3 kernlvrechdr: TÖN dost WZ— Lg? Tetegrannn.Sdr.: Seztaldeinokrai verlt»
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Das Spiel mit Menschenleben. Sozialdemokratie fordert verstärkten Arbeiterschuh.
Die Brandstelle in der Schön lein Straße.
Die Feuerwehr bei der Löscharbeit.
3m L a u d l a g haben die sozialdemokratischen Zlbgeordneien krau kianaa. Oll» Meier, Adolph hoffmann und Maderhol, olgenden Antrag cingebrathl: „Die furchtbare vrandkatastrophe am IS. Dezember t92S in Berlin , der eine Anzahl Arbeiter und«rbelterinaen zum Opfer lesallen ist, von denen sicher die Mehrzahl sür die Dauer ihre» -eben»— soweit sie überhaupt mit dem Leben davonkommen— lesundheitlich und in ihrer Existenz schwer geschädigt bleiben werden, «igk Ovis neue die Notwendigkeit ausreichender amtlicher Sontroll« der Arbeitsstätten. Die Zahl der Urzeit amtierenden«raste der Gewerbeaufsicht reich« dazu bei »eilem nicht au». Zur Preuhen stehen rund 400 Beamte sür rund l60 000 revijionspslichtige Betriebe zur Verfügung. 3a dieser Zahl ohlen noch die ebensail» revisionspfiichtigen Werkstätten der Heimarbeiter. Dazu kommt, dah die Beamten noch durch zahlreiche, nicht wmiltelbar dem Arbeilerschuh dienende Bebeuarbeilen stark be- chiet sind. Znsolgedeji-n ist eine ausreichende gründliche Kontrolle �r Betriebe und Werksläten nicht möglich. Diese Tatsache führt ur Bichtbcachtung der Arbeiterschuhgesehe. deren raurige Zolgen immer wieder ein erheblicher Teil der Arbeiterschaft u spüren bekommt. Der Landtag wolle daher bcschlichen, das �taatsministerium zu ersuchen, durch verschärfte Auwcn- �vag der Schuhbestimmungen und Vermehrung �rAussichtskräfteder Arbeilerfchaf« den notwendigen Schuh hres Lebens und ihrer Gesundheit zu sichern, unter besonderer Se. ücksichtigung der Bestimmungen zum Schuhe der 3ugcnd. � ch e u. auf den sie nach der Verfaffung» nach den Arbeilerschuh- �i�hen und moralisch Anspruch hat. Ein drittes Todesopfer. Die furchtbare Katostroph« m der Schönleinstrabs bat im Laufe gestrigen N-cht ein drittes Menschenleben gefordert. Auch die bjährige Arbeiterin Margarete Mayer aus der wifzmannstra&e 13 �lag ihren Verlehuugeu. Das Grauenoolle an der Katastrophe ist, ost es sich bei den Schwerverwundeten, wie man letzt erst hat fest- können, in der Mehr.zahl. um 1 A*, 1 5< und 1 6 j ä h r l g e Mädchen handelt, die. bi- zur Unkenntlichkeit entstellt, mit ver- "hllen Gliedmaben und Gesichtern eingeliefert worden waren. In der Fabrik von Baecker u. Co. ist fast ausschließlich von 3ugeud. �chen gearbeitet worden, und um so schwerer sind deshalb di« vor- «ltungen. die man den verantwortlichen Behörden über die man- °lndc Kantrolle auf Innehaltung der gewerbe. und feu-rpolizeichen Stimmungen machen mutz. Das Befinden van fünf weiteren Schwerverletzten 'bt nach wie vor zu schweren Besorgnissen Anlaß. Mehrere ihnen liegen noch immer bewußtlos danieder: leider ist damit u rechnen, daß sich die Zahl der Todesopfer noch erhöhen wird. stich bis weniger schwer Berletzten befinden sich noch sämilich im 'rbankrankenhaus, ihre Entlassung ist vorläufig noch nicht abzusehen.
Fahrlässigkeit der Firma? Die Brandkatastrophe in der Schönleinstraße wird heute von Kriminaldirettor Bogel und Kriminalkommissar Fleischer vom Landeskriminalamt Berlin auf ihre Ursache hin noch weiter unter- sucht. Es handelt sich vor allem auch um die Prüfung, ob nicht die Firma zuviel Best« von Zelluloid in den Räumen hat lagern lassen und sich dadurch einer Fahr- läfsigkeit schuldig gemacht hat. Di« Person des Mädchens, das das Gas mit einem Zelluloidstreisen statt mit einem Streichholz on- zündete und so den Brand unmittelbar verursachte, fonrn« durch die Zeugenvernehmungen noch nicht festgestellt werden. Die in dem Betriebe Beschäftigten kennen sich meistens nur dem Bornamen nach. Dieses Mädchen war vor nicht langer Zeit eingestellt und bei den Mitarbeitern dem Familiennamen nach nicht bekannt. Man vermutet jedoch, daß es die inzwischen verstorbene Arbeiterin Elfriede Kraus« aus der Ionasstratze war, die ja auch die schwersten Brandwunden davongetragen hat. Di« Städtische Baupolizei, gegen die in diesem Zu- sammenhange auch erhebliche Vorwürfe gerichtet worden.sind, er- klärt�auf Anfrage, daß für die Anbringung von Feuerleitern bei Fabnkbetrieben keine generellen Bestimmungen bestehen, und daß derartige Schuszoorrichtungen nur von Fall zu Fall gefordert werden. Das Fabrikgebäude Schönleinstr. 5 sei seinerzeit ordnungsmäßig von der Baupolizei abgenommen worden. Allerdings muß diese Abnahme schon vor mehreren Iahren erfolgt sein, denn die Granittreppen, die gleich zu Beginn des Feuers zerbarsten und jade Rettungsmöglichkeit abschnitten, sind damals ohne Bedenken genehmigt worden, während man jetzt schon seit langem erkannt hat. daß derartige Steintreppen nicht mit den modernen feuerpolizeilichen Erfahrungen und Forderungen in Einklang zu bringen sind. Di« Städtische Baupolizei sei bestrebt, nötigenfalls eine Umänderung derartiger Treppen zu verlangen, je- doch müsse hierbei auf die wirtschaftlichen Berhältnisse Rücksicht ge- nommen werden. Die Berantwortlichkeit für die Frage, warum denn dieser Betrieb trotz seiner feuergefährlichen Arbeiten nicht später einmal wieder kontrolliert worden sei, schiebt die Städtische Baupolizei der Feuerpolizei zu. Wie sich die Zuständigkeiten über die einzelnen Refforts und Aufgaben auch verteilen mögen, die Tatsache steht fest, daß hier von den Behörden nicht m!« der nötigea Eaerole vorgeganae« ist. und daß man sich dam!» begnüg» hat. dl« Vorschrift«» aus dem Papier stehen zu losseu. ohne sich
GmMoz:«n in Obcr»dröneiveide. Amanuliahs SelbsierhaMungkampl.
Berichte 2. Seite
darum zu kümmern, ob fi« auch durchgeführt werden. Wenn dieser Betrieb nämlich in der Zwischenzeit noch einmal durch die Aufsichts- organ« geprüft worden wäre, so hätte man auch feststellen müssen, daß die vergitterten Fenster, deren Eisenstäbe selbst dem ungeheuren Brand standgehalten haben, imhöchstenMaßege- f ä h r l i ch wirken mußten. Bei dieser Gelegenheit muß die Forderung ausgesprochen werden, daß derartige Gitter, die zu eiaer Todesfälle werden, allgemein zu beseitigen sind oder daß man sie wenigstens in der Mitte aufteilt, dqmit sie im Notfall nach außen geöffnet werden können.'. Lokaltermin an der llnglücksstelle. chsute mittag wird an der Unglücksstelle in der Schönleinstroße citz Lokaltermin stattsinden, und zwar wird eine Kommission oon Sachver ständigen und Vertretern der Bau-, Feuer- und G« w e r b« p o l i z« i, die mit der Klärung der Schuldsrage beauftragt ist, an der Brandruine sestzustellen versuchen, ob die bestehenden Bestimmungen baupolizeilicher und feuertechnischer Art genügend erfüllt gewesen sind. Die Kommission wird von Vize- Polizeipräsident Dr. Weih geführt, und an ihr nehmen der Leiter der Abteilung IV des Polizeipräsidiums, Regierungsrat Scholz, Polizeidirektor Bogel vom Landespolizeiamt, in dessen Händen die rein triminalpolizeilichc Untersuchung liegt, sowie Vertreter der Ge- werbe-, Bau- und Feuerpolizei und der Staatsanwaltschaft teil. Ferner wird Professor Brüning als Sachverständiger über die Feuergesährlichkeit des Zelluloids» sowie ein Gastechniker hinzu- gezogen werden. Auf der U n g l ü ck s st ä t t e S ch L n l e i kl st r. 5 hat sich bisher wenig geändert. Rauchgeschwärzt stehen die Mauern des Fabrikgebä»- des da. Das unbeschreibliche Durcheinander, das im Innern der Ruine herrscht, in der es noch hier und da schwelt, zeigt sich jetzt erst in seiner ganzen Furchrbarkeit. Ein Gang durch die Wohnungen des Seitenflügels bietet ein gleich trostloses Bild. In den Wänden klaffen' groß« Löcher, die von der Feuerwehr geschlagen wurden, um von dort- den Wasserstrahl in das wütend« Element zu lenken. Soweit die Möbel von den Bewohnern in der Eile nicht in Sicherheit gebracht werden konnten, sind sie durch SRauch. und Wassereinflüsse schwer beschädigt worden. Auch das Treppenhaus zeigt allzu deutlich di« Spuren der Katastrophe.— Die A u f- räumungsarbeiten, die gestern abend von der Feuerwehr «ingestellt wurden, um die polizeiliche Untersuchung nicht zu stören. wurden heut« vormittag fortgesetzt. In den Nachmittagsstunden fuhren drei Löschzüge vor, um die Aufräumungsarbeiten fortzusetzen. Nach den letzten Meldungen van der Brandstätte hat es nicht den Anschein, daß unter den Trümmern noch Verunglückt«, wie es bisher vermuter wurde, liegen. Das Unglückshaus ist weiterhin im großen Umfange