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Morgenausgabe
Nr. 601
A 304
45.Jahrgang
Böchentlich 85 Bt. moretfid) 3.60 R tm voraus zahlbar. Boftbezug 4,32 R einschl. Bestellgelb. Auslandsabonne ment 6,- pro Monat
Der„ Borwärts eridheint womentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel„ Der Abend", Illuftrierte Beilagen Ball und Zeit" und Kinderfreund". Fernez Unterhaltung und Wissen". Frauen ftimme". Techni?" Blid in bie Bücherwelt" und Jugend- Berwärts"
Vorwürts
Berliner Boltsblatt
Freitag 21. Dezember 1928
Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
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England und Rheinlandmanöver.
Borstoß der Arbeiterpartei.- Gin zynischer Kriegsminister.
Im Unterhaus stellte Oberst Wedgwood( Arbeiterpartei) bie Frage, ob bei den nächstjährigen mano vern im Rhein land für die Bermeidung der Teilnahme brittischer Trup pen an franzöfifchen Uebungen Sorge getragen warbe.
Kriegsminister Worthington Evans erwiderte: Nein. Benn britische Truppen wieder eingelaben werden, an diesen Manövern teilzunehmen, so wird diese Einladung im Lichte der dann herrschen.
den Berhältnisse geprüft werden."
Riley( Arbeiterpartei) fragte, ob der Kriegsminister nicht auch glaube, daß eine derartige Beteiligung britischer Truppen barauf angelegt se', in Deutschland Berstimmung hervorzurufen. Diese Frage wurde verneint
Hierauf fragte Kenworthy( Arbeiterpartei): Behandelt der Herr Minister, diele ganze Angelegenheit als einen Scherz?" Rennie Smith( Arbeiterpartei) fragte: Rann der Kr'egsminifter sagen, ob diefe Sonderaftion mit den freundschaft Itchen Verpflichtungen, die wir Deutschland gegenüber einge gangen find, in Cintlang steht?" Worthington Evans erklärte, diese neuen Fragen hätten nicht Das Geringste mit der Beteiligung an den Manövern zu tun. Darauf entgegnete Kenworthy( Arbeiterpartei): Der Herr Minister nimmt diese Angelegenhelt nicht ernst. Sie ist ebx
ernst."
Wedgwood( Urbe terpartei) fragte, ob der Minister, ehe er feine stimmung zu einer derartigen Beteiligung geben merde, feine Rabinettstollegen z Rate siehen merba
Worthington Evans ermiderie: Alle Ermägungen werden in Betracht gezogen werden, wenn die Einladung im nächsten Jahr
wiederholt wird.
Wedgwood fragte: Warum ist das nicht beim letzten Tale gefchehen? Diefe Frage blieb unbeantmotter
Die Arbeiterpartel macht der fonfervativen Regierung des Zeben schmer, aber diese hat es nicht beffer perdient. Der außenpolitische Sturmt upp, bestehend aus einer
Gruppe erstklassiger Debatter und Fragesteller, wie: Wedg wood, Kenworthy, Rennie Smith, Ben Riley, Thurtle und andere, läßt feine Sigung vergehen, ohne die zuständigen Minister, meist Chamberlain und Locker- Lampson, mit äußerst peinlichen Fragen zu bombardieren. Da diesen Fragen fast immer durch eine bedenkliche Handlung der Regie rung veranlaßt sind, wissen sich die Minister meist nur so zu retten, daß fie ausweichend oder gar nicht ant
worten.
Diesmal war der Kriegsminister Worthington Evans die Zielscheibe ihrer Kritil. Er ist es nämlich gemesen, der im vergangenen Sommer die Einladung zur Teil nahme britischer Truppenteile an den französischen Rhein landmanövern angenommen hat, ohne fich beim Aus wärtigen Amt zu erkundigen, ob Bebenten vorliegen. Die ersten Antworten, die er gestern erteilte, waren zynisch, die lehten waren nur noch fläglich. Wenn Herr Worthington- Evans nicht soviel Tattgefühl besitzt, um von selbst ein zusehen, daß britische Teilnahme an französischen Manövern auf deutschem Boden mit dem Geist von Locarno ( und nicht zuletzt mit der doppelseitigen Garantenverpflich tung, die England seit Locarno übernommen hat) unvereinbar ist, dann täte er gut, fich beim Foreign Office über Inhalt und Sinn des Rheinpattes zu unterrichten.
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Die alte Marine.
Ein Buch über die Ursachen des Zusammenbruchs. Von Wilhelm Dittmann .
Wiederum erregt in der Deffentlichkeit ein Buch allge meines Aufsehen, das die Marineverhältnisse im Weltkriege und beim Zusammenbruch 1918 behandelt. Dieses Buch verdankt seine Entstehung den Verhandlungen des parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Reichstages über den Zusammenbruch. Als ich dort im Januar 1926 meine Rede gehalten hatte, die damals sofort unter dein Titel„ Die Marinejuftizmorde von 1917 und die Admiralsrebellion von 1918" im Buchhandel erschien, beschloß der Ausschuß, die Marineverhältnisse im Weltkriege durch Sonderfachverständige zu flären. Während aus den Kreisen der höheren Marineoffiziere Admiral v. Trotha zum Son derfachverständigen ernannt wurde, betraute der Ausschuß aus den Mannschaftskreisen den ehemaligen Matrosen Richard Stumpf , einen christlichen Arbeiter aus Nürnberg . und aus den Kreisen der mittleren Vorgesetzten den früheren Decoffizier, späteren Marinesekretär Emil Alboldt mit diesem Amt.
Hatte meine Beröffentlichung bereits die öffentliche Aufmerksamkeit auf die alte Marine gelenit, jo stand sie vor Jahr und Tag wieder im Mittelpunkt fritischer Betrachtun gen, als der Sonderfachverständige Stumpf fein Tagebuch eines christlichen Arbeiters" unter dem Titel ,, Barum die Flotte zerbrach", im Buchhandel erscheinen ließ. Und jetzt reiht sich als dritte sensationelle Veröffentlichung über die alte Marine den genannten Bublifationen ein Buch an, das der Sonderfachverständige Emil Iboldt unter dem Titel Die Tragödie der alten deutschen Marine" foeben herausgegeben hat und das fein vor dem Ausschuß abgegebenes mündliches Gutachten in erweiterter Form der politischen Deffentlichkeit unterbreitet.
Die einzige einigermaßen treffende Antwort, die der Kriegsminister auf die geftrigen Anfragen hätte geben tönnen, wäre gemejen: Ich tann nicht einsehen, warum unsere Teilnahme an Monobern auf deutschem Baben unseren freundschaftlichen Verpflichtungen Deutschland gegen über widerspricht, wenn die Anmefenheit unserer Truppen auf diesem Boden vom Auswärtigen Amt mit dem Das Buch Alboldts ist eine vernichtende Anflage gegen Geifte von Locarno für vereinbar gehalten mird." Mit einer das absolutistische Paschafystem auf den Schiffen der alten jolchen Erwiderung hätte der Kriegsminister wenigstens den Marine. Aus ihm spricht der Marinefachmann, der den Schein ber Logit auf feiner Seite gehabt aber er hätte ganzen Betrieb der Kaiserlichen Marine" aus der Praris damit zugleich bas( charffte Urteil über die Gesamt- fennt, der jahrzehntelang der heimliche Vertrauensmann ber haltung seiner Regierung in der Räumungsfrage gelboldt lief all das Material zusammen, das im Reichstag Dedoffiziere und Marineunteroffiziere in Riel mar. fällt.
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Gestern an Dr. Simons übermittelt.
Der Reichspräsident hat auf die Beschwerde des Reichsgerichtspräsidenten gegen die Reichsregie rung in einem Schreiben geantwortet. Das Schreiben ist gestern dem Reichstanzler zugegangen, der es mit einem Begleitschreiben an den Reichsgerichtspräsidenten weitergeleitet hat.
Die Antwort auf die Beschwerde wird veröffentlicht werden sobald das Schreiben in den Händen von Dr. Simons ift.
In der Bresse murde gestern die Bermutung ausgesprochen, daß der Reichspräsident in feiner Antwort den Standpunkt einnehme, daß das Reichstabinett forrett gehandelt habe. Angesichts der Sachlage war eine andere Stellungnahme des Reichspräsidenten nicht zu erwarten.
Rücktrittsgesuch eingereicht.
Der Reichsgerichtspräsident Dr. Simons bat gestern Breffevertretern in Leipzig mitgeteilt, daß er sein Rücktrittsgesuch ein
gereicht habe.
Dr. Simons gab für biefen Gdyritt folgende Erklärung:„ Es ist richtig, daß ich unter dem 16. Dezember gleidhzeitig mit der Eingabe,
zur Sache felbft au entschelden, da die Entscheidung bringlich war, und weil ich es vorzog, den schwerwiegenden Schrift der Untersagung eines Hoheitsaftes der Reichsregierung dem Staats gerichtshof felbst vorzubehalten. Obwohl ich bei der schwerfälligen Geschäftsordnung des Staatsgeridtshofes an diesen gebunden bin, bis dahin die Sache noch nicht entscheidungsreif gemacht werden fonnte, habe ich Termin auf den 15. Dezember ange lebt und alle Beteiligten veranlaßt, auf Innehaltung der norge schriebenen Frift zu verzichten. Diesen Berzicht hat auch die Reichsregierung ausgesprochen, ohne mir mitzuteilen, daß sie ihre Entscheidung vor dem 15. Dezember treffen müffe Der Tatbestand der Ernennungen ist vielmehr erst nach träglich am 14. Dezember telegraphisch und telephonisch mitgeteilt worden. Meine Hoffnung, im Termin bis 15. Dezember eine fachliche Berständigung zwischen den Parteien herbeizuführen, murbe dadurch und durch die Ablehnung einer Mitteilung der Gründe des Vorgehens der Reichsregierung unmöglich gemacht.
Der Staatsgerichtshof hat einstimmig in diesem Berfahren eine were tranfung erblidt und den befannten Beschluß ge faßt. Da meine Geschäftsleitung diefe Lage mit veranlaßt hat, babe ich daraus die Folgerung gezogen, von dem Borfiz zurüdzutreten.
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der Bortriegszeit und während des Krieges durch den fört fchrittlichen Abgeordneten Dr. Strupe in Kiel über die Mißstände bei der Marine zur Sprache gebracht wurde. Alboldt mar der Gründer und erste Borsigende des Deckoffizierbundes, der sofort nach der Revolution ins Leben trat und der sich damals rüdhaltlos auf den Boden der Republik stellte. Unsere Parteigenoffen dürfte es interessieren, daß der heutige Demofrat Emil Alboldt ein jüngerer. Bruder unseres in der Berliner Partei gut befannten und seit Jahrzehnten tätigen alten Genossen Alboldt ist.
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Im Untersuchungsausschuß suchten der frühere Vizeadmiral und heutige volfsparteiliche Abgeordnete Brüninghaus und der Sonderfachverständige Admiral v. Trotha wiederholt Alboldts Sachkenntnis in 3weifel zu ziehen; fie wurden aber jedesmal von Alboldt in glänzender Weise abgefertigt. Es war direkt ein Genuß, wie der frühere Untergebene die beiden früheren Borgesezten gerade in marinetechnischen Fragen, Geschwindigkeit, Geschoßmirfung ufm., der Unmissenheit überführte. Alboldt war Stüdmeister gewesen, tannte die Geschüßbedienung aus der Praxis und hatte die Wirkung der englischen Marinegeschütze auf die deutschen Schlachtschiffe fofort nach ihrer Rückkehr mit eigenen Augen, mit den Augen des Fachmannes, gefehen. Im Ausschuß mühten sich die beiden Admirale vergebens, den Eindrud der Alboldtschen Ausführungen abzuschwächen. Sie perfuhren dabei nach der Manier des Ballenbiegers Tirpitz: fie redeten an der Wahrheit vorbei. Wie, dafür nur ein Beispiel: Admiral D. Trotha behauptete vor dem Ausschuß:
Bon ben englischen Treffern fameran Ralibers ist in der Stagerratidlady fein einziges Banzergeschoß bis in die lebens wichtigen Teile unserer Schiffe eingedrungen."
Aboldt entgegnete darauf:
„ Dagegen fteht fest: Auf dem Deriflinger" wurden die stärksten Panzer, nämlich die beiden hinteren 30,5 Zentimeter- Zürme, beiden Fällen trepierten biefe Granaten erst in den Türmen felbft und entzündeten dort die vorhandene vorhandene Bereitschafts- Bulbermunition. und es ift ganz sicher mar besonderen Glüdsumständen ( bie non 2 ermuteri murben) zuzuschreiben, daß nicht... beide Ramunern aber eine von ihnen und damit bas Schiff auffing Und genau so mar es auf dem Seydlig in der Stagerratschlacht. In allen diesen Türmen wurden babei felbstverständlich die gesamten Bejagungen getötet und bie Türme felbft und damit ein starter Teil der Gefechtstraft dieser Schiffe auf Monate außer Betrieb gefeßt."
in der ich namens und im Auftrage des Staatsgerichtshofes für das Heute fällt Geverings Schiedsspruch! urch je ein schmeres englisches Gestoh glatt durchschlagen; in Deutsche Reich um Genugtung für die Bereitelung des Termins Dom 15. Dezember durch die Reichsregierung gebeten habe, um Meine Berabschiebung eingetommen bin. Es ges chah, weil ich bie Berantwortung dafür trage, baß nicht alsbald nach bem Cingang bes Antrags Babens auf Erdaß einer einstweiligen Berfügung gegen das Reich wegen Offenhaltung der am 1. Januar 1929 frei perbenden Stellen im Berwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn ich als Borsitzender des Deutschen Staatsgerichtshofes, mozu ich nach meiner Auslegung feiner Geschäftsordnung befugt war, eine entsprechende Berfügung erlassen habe. Die Reichsregie nung gewann dadurch die Frist, bie fie benügt hat, um die Stellen ten 8 bejegen Ich habe die Berfügung underfaffent, weil bas et gegen fle Berwahrung eingelegt und gleichzeitig ge beten hatte, 20 im Laufe des Monats Dezember
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Die gemeinsame Zufamentunft der Arbeitgeberber bandsvertreter der nordwestlichen Gruppe und der Ber treter der drei Metallabeiterverbände, an der Reiche inneuminister Severing Sebering zur Verfündung seines Schiedsspruches für die westdeutsche Elsenindustrie urfprünglich am Freitag nachmittag 4 Uhr eingeladen batte, ist einer telegraphischen Mittellung bes Misters an bie beiben Parteien zufolge, bereits am Freitag vor gen Teile der Schiffe. Marinetechnische Balen hätten im mittag 10 Uhr im Dortmunder Rathaus angesent Der Spruch wird Freitag somittag belauntgegeben. interfuchungsausschuß des Reichstages biele verfanjulierten
Mer den Abmiral n. Trotha angesichts biefer Tatsachen ber Büge geihen mallie, bem mürbe er entrüftet erwidern, für ihn feien eben Geldhugtürme feine lebenswichtt