Rr. 612 ♦ 45. Lohrgang
1. Beilage des Vorwärts
SsnnaSenö, 19. Dezember 49�5
Tragödien der Wohnungsnot. Verfeindet � geschieden.- Mit Dolch und Revolver.
Aor de« SdtfffengcridiU Seöin-VUite Tvitte sich der Straßen- Händler Erich Schmidt meqe» gefährlich«!.0srperverl«ßung zu r�rantmorte». Schmidt bitte ein Nttentat auf ssine gescksiedene Eheirav verübt. Er hatte vor n!er wahren aebeirotet, aber die Sorge für sich und die beiden Aiicher sxiizer sangen Freu überlasien, die in die Fabrik gehen mußte, vm Geld zu verdienen. Aum Donk für die Opfermilliakeit inißhandelt« er aber noch feine Frau, so daß diese sich schließlich scheiden ließ. Das Ehepaar mi�ßt« aber in de? gemeinsamen Wobmmg weiter beieinander Hausen. Tlls dann Schmidt zirr Verbüßung einer Strafe wieder im Eetängnis gewesen war. nerweigerte die Ehefrau ihm bei der Nüc?. kehr die Wiederavfnrchlne in die Wohnung. Sie hatte auch inzwischen«in Kind ins Waisenhaus gegeben und einen Freund ae runden. Darüber geriet Sctpnidt in Mit und Eifersucht. Er drohre seiner Frau, ihr den chal» abzuschneiden. Wie er vor Eericht angab, plant« et zunächst, sein« Frau mit Salzsäur« so zu entstellen, daß kein anderer Mann sie mehr ansehen würde. Er wallte ihr damit bemerken, wie lieb er sie noch immer habe. Diesen Plan bracht« er nicht zur Ausführung, aber eines Abends nach einer Kneiperei drang er in die Wohnung seiner Frau ein und drohte ihr wieder mit dem lhalsaMchneiden. Die Frau ilüchtete, brach dann ober aus der Straß« zusmnmen. Wie ein Verserker stürzt« sich Schmidt auf sie. Er hatte eine Rasier- klinge in der chand und zerschnitt damit die Arme der Frau. die diese zum Schuß vor den chc-ls hielt, derart, daß sie nach heute orbeitsunsähig ist. Der Angeklagte benahm sich gestern vor Gericht auch sehr ausgeregt, so daß Sanitätsvat Dr. Leppmami zur Begutachtung hinzugezogen wurde. Dieser schildert« die Tat des Ange klagten als eine typische Affekthandlung eines ciier- süchtigen Schwächling?. Mit Rücksicht daraus kam der Angeklagte mit vier Monaten Gefängnis davon. » Zu einem blutigen Familien st reit kam«s gestern abend im.Hause Kopenhagener Straße Der Zsjährig« Gustav T. feuert« im Verlauf eines Streites auf feine süngeren Brüder Alb« rt und Waldemar fünf Schüsse ob. die sedoch ihr Ziel verfehlten. Dann stürzte sich der Wüterich mit einem D o l ch m e s s« r auf d>» Wehrlosen, die in dem chandgemenge so schwere Brust- und Ricken st ich« erlitten, daß sie ins Dir- chow- Kranker. Haus gebracht werden mußten. Die ganze Angelegenheit entrollt ein erschreckendes Bild der furchtbaren Wohnungsnot. Die drei Brüder, der Aljöhrig« Gustav, der 34jährige Waldemar, d-e verheiratet sind, und der ledige 33jährige Albert T. teilten gemeinsam ein« aus zw« Stuben und Küche bestehende Wohnung, die im ersten Stockwerk des Seitenflügtls. liegt Mutter starb vor einiger Zeit, so daß - die Söhne die Wahnung öl? erbberechtigt' zugesprochen erhielte«. -R st dem häusliche« An« den war es aber bald' k>vtck><f und Zgnt und Streit waren an der Tagesordnung. Schließlich'kam'6z zu einem offenen Bruch und die Brüder sahen sich mehrmals vor dem S ch! e b s ma n n wieder. Die jüngeren Brüder, des ewigen Streites müde, wollten endgültig«ine Trennung herbeiführen und die Woh. nung gegen zwei einzi mmen.gr Wohnungen tauschen. Hierauf ging Gustav T. aber nicht ein.'Dos Derhöltnis wurde dadurch noch gespannter und gestern abend kam es zu dem blutigen Streit. Gustav T. war mit feinen Brüdern wieder in heftigen Wortwechsel geraten. Plößlich entfernt« er sich unter Drohungen und holte aus einer Schublade eine Pistole hervor. Durch die verschlossen« Zimwertür feuerte er vom Korridor aus fünf Schüsse I a b, ahne jemand zu treffen. In höchster Wut schlug er dann die
Füllung ein und drang mit gezücktem Messer aus seme Prüder ein. Er versetzt« den jungen Leuten mehrer« ti»fe Stiche, in d* Brust und den Unterleib, so daß sie schwer verletzt zusammenbrach e n. Hausbewohner, durch den Lärm und die Hilierufe aufmerksam geworden, riefen das Uederfollkom- mando herbei, dos für die Ueberfuhrung der Verletzten ins Dirchow-Kronkcnhaus sorgte und den Rohling nerhafiete.
Mordgerücht m Schönholz. Geheimnisvoller Tod einer Siebzehnjährigen. Auf dem Gelände der alten Schießstände in Schön- holz bei Pankow machten spielend« Kinder gestern«inen schau- rigen Fund. In einer Ertwertiefung sahen fie ein junges Mädchen regungslos liegen. Auf dem Oberkörper der Leblosen lag ein« Mehrlad«- Pistole. Die Kinder lieien in Heller Ausregurrg zum nächsten Polizeirevier, das mehrere Beamte an den Fundort enr sandle. Da noch dem Befund mst der Möglichkeit ewcs Verbrechens gerechnet werden konnte, wurde"gleichzeitig die Mordkommission benachrichtigt, die alsbald erschien." Wie testgestellt wurde. ist der Tod durch euren Schutz in die Schläfe eingetreten. Aus der Waste, die auf der Leiche erstdeckt wurde, war«in Schutz abgefeuert worden. Da bei der Toten keinerlei Papiere gminben wurden, die über ihre Personalien Austchlnß gaben, nahm die Kriminalpolizei die Erwittelungen nach dieser Richtung sofort aus. Noch gestern abend konnte festgestellt werden, dotz es sich um die lijöhrigc Lieselotte F r ö b e l Handell, die bei ihren Eltern in der Schön holzer Strotze 1 zu Pankow wohnte. Das junge Mädchen hatte sich gestern irüh aus der elterlichen Wohnung e nt- f e r n t. von dieiern Ausgang ist sie dann nicht mehr heimgekehrt. Mer Wahrscheinlichkeit hat Lieselotte F. aus noch unbekannten Gründen stldst Hand an sich gelegt.
�Sonderbare Wohlfahrtspraxis.� Zu der mit dieser Ueberschrist verössenilichten Zuschrift eines Lesers sim„Vorwärts'', Nr. 579, Morgenausgabe, vom«. Dezembers. die am Vorkommniise in der Wohlsohrtspileg« des Verwaltungsbezirkes Wilmersdorf hinwies, schickt uns das Landes wohlfahrts- und.Frgendomt Berlin ein« Erklärung. Daß der «oange.lischen Wohlfahrtshilf« amtlich Unterstützungsakten zur Begutachtung der Würdigkeit eine? Antragstellers überfandt werden, sei unwahr. Di« Unterstützungsakten gehen nach ihrer Ausnahme, sogt di« Erklärung, grundsätzlich oen zustandigen Wohlsohrts- und Fugeno- kommisfioneu zur Prüfung und Begutachtung zu. Bei der im ..Vonjwrts" erwähnten Bewilligung eines Geldbetroges, den jene Zuschrift aus 309 M angab, handelt es sich, sagt die Erklärimg, nicht vm«ine einmalige Unterstützung, sondern um ein gegen Sicherheit gewährtes..D.?.« he n-vö« 250 Mark, das in vereinbarter Frist zurückgezahlk�iperdän muß. Dlesa-Erklärung«nthäst�ich eines Urteils darüber, daß zu dem Antrag auf Gewährung eines Darlehens die.zuständige Kommission nicht gehört worden ist. Auch wenn«» sick» um«in Darlehen Handell, wünschen dir K ommissinnen nicht übergangen zu werben, zumal bei«ine.n> Darlehen in dieser nicht geringen Höhe. Die Angelegenheit wird übrigens noch in der Bezirksvcrfommlung Wilmersdorf zur Sprache kommen. da di« sozialdemokratisch« Fraktion«in« darauf bezügliche Anfrage eingebracht hat.___ Raubüberfall bei Potsdam . Ein schwerer Roubüberioll wurde gestern irüh gegen 3 Uhr aus der Glienicker Brück« bei Potsdam an einem Potsdamer Zigarren- Händler verübt. Der Händler wurde von sechs jungen Bursche»
üherfalleir und mit Schlagringen siearbestet. Als die Räuber ihr*. lerne Barschaft von 50 Mark abgenommen hotten, nersuchten fi«, den Zigorrenhaodler in die Hovel zu werfen. Mit aller Kraft setzt« sieh dieser zur Wehr und daraus bearbeiheien ihn die Burschen mit Fützen und ließ«» ihn blutüberströmt liegen. Drei der TÄer konmen verhostet� werden. Sie sind bereit? durch längere Freiheitsstrafen vorbestraft. Der Überfallene Zigarrenhändler hat schwere Verletzungen an den Füßen und am Kaps davongetragen. Oer Llmtausch beginnt! Ter uachmeihnochtlichk Publikumsandrang in den Geschäften entbehrt, wie man so sogt, der soliden Basis. Was sich da pakot- beladen schiebt und drängt. Schuhe probiert oder Krowatteu wählt und das Verkoufspersonol, genau wie an den Grvßtagen Weihnacht l'char Kauf wut. ständig in Atem hält, das ist das Heer der Tau scher. Es ist ehe» nicht so leicht, dey Geschmack oder die richtige Schuhnummer zu treffen(bei letzterer diktiert wohl die liebe Eitelkeit gerne eine Nummer zurück und erst die Verminst in Ge- stall schmerzender Füße weist der Trägerin den richtigen Weg), und wer schlau und nicht allzu romantisch veranlagt ist, der legt Vorsicht? halber den Kaufzettel gleich'der Weihnochtsgob« bei. Mit engei hafter Geduld walten die Verköuserinnen ihre? schweren Amtes und harren tapser aus. wemi das Neuwählen oder, besser gesogt. Neu wühlen losgeht und die Kundin oft absolut nicht darüber ins Reine kommt, ob der gestreift« Pullover nicht doch viel schlanker macht äis der gemusterte, ob dos Doublearmlrand in Kettenform schicker ist als der glatt« Reif und ob das kariert» Halstuch nicht rescher ist als das einfarbige. Bei den Herren geht der Tausch bedeutend rascher. Wenn die blaue Krawatte absolut nicht gefällt— meist nimmt man es nicht so genau und reiht sie dankbar dem bestehenden Fundus ein—, dann wählt man eben die bevorzugtere rate, und wenn der .Haarsilz zu klein oder zu groß geraten ist, dann zählt man noch Adam Riese eines vor oder eines zurück. Dos ganze Ehrenamt des Tauschens ober vertraut man. wenn es sick; machen läßt, mit Bor liebe der Gattin, Schwester oder Mutter an, der es bei ihrem Tausch- rundgong auf einen Tausch mehr oder weniger nicht mehr ankommt. Der Dienst am Kunden zeigt also auch in diesen Tagen aus Hoch- ftequenz: wenn der Umtausch kaum narüber ist. setzt der Silvester- rumniel ein und dam» Großkampstag: Inventur!
Reichsbahn und Ferienkinöer. Eine Torifermäßigullg. Durch die Nruardmnrg der Personentarif» im Zusammenhang mft der Verminderung der Zahl der Wogenklassen ist auch eine Neuregelung der Torisbestimmungen über die Fohrpreise zur Unter- bringung hilfsbedürftiger Kinder auf dem Land« und den Heimen nötig geworden. Bis zum 0. Oktober d. I. hotten die Kinder b«! Besörderung in Personen- und Eilzügen den vierten Teil des Fahrpeftes vierte-' Klaffe und in Schnellzügen außerdem den vollen Schevllzugszuschlag zu bezahlen. Noch Durchführung der Tariferhöhung mutzten für die Fahrten dieser Kinder seit dem 7. Oktober in Personenzügen der vierte Teil de? Fahrpreises' dritter Klaffe und in Eil- und Schiltll zügen außerdem der volle Eil? oder Schnevzugszuschlap.emrichi-'t werden. Nunmehr sind die Torisbestimmungen mit sofortiger Wirkung dahin g e ä n d e rt worden, daß künftig bei Besörderung in
iersonen- üitd Eilzügen nur der vierte Teil des Fahr» Preises dritter Klasse und in Schnellzügen außerdem müde? halbe Schnellzugszu ichlag erhoben wird. Durch die'« Ermäßigung nähern sich die Fahrpreise wesentlich denen vor der Tariferhöhung. Wintersport im Gebirge. Der Arbeiter-Turn- und Sporibund teilt aus Leipzig täkephonisch mit. daß im Gebirge Neuschnee gefallen ist und die S p o r t v e r h aU n i s s e die denkbar günstigsten sind. Die Veranstaltungen in Sankt Johann-Georgenstadt erleiden feine Unterbrechungen.
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Soldat Suhren.
�Xoman von Georg vorr der Bring. Copyrijlit 1927 by X M. Spaeti Verlag, Berlin . „Uni wenn du sagst/ fährt der andere fort, zum Deko« rierten gewandt,„daß«r lieber herumrennt, als dem Ge- neral semem Rehrücken zuspricht, so heißt es soviel, daß er weiß, warum. Er sucht sich einfach Land. Denn— ich frage — was soll er machen, wenn sie ihm nach dem Kriege >Me Güter abnehmen?—, Soll er vielleicht nach Maze- äonien auswandern und eine Schenke aufmachen mit neun Betten?— Ich frage dichl Denn er ist genau so gut wie du und ich." Der Dekoriert« lächelt: „Wer will ihm denn seine Güter abnehmen? Das wird er sich schön veroftten." „Da ist nichts zu verbitten, das wird ganz einfach ge wacht? Perlicka-Perlacka!" „Wer macht denn das?" „Wer das macht? Berlicka-Perlacka?— Das mach unser Kaiser, genannt S. M., diewell er in der Winterschlachl selber gesagt hat. daß jeder Soldat nach dem Kriege sein eigenes LaÄ> haben soll als Belohnung. „Seinen Doar le rn�rite, meinst du," lächelt der Dekorierte. „Danach mag dein Sinn stehen, meiner nicht." versetzte lser Steifnackige kühl,„ich halte mich lieber an Grund und Boden. Bin nämlich selber vor dem Auto gestanden, als S. M. es allen versprach. Es hielt am Rathaus in Lyck, als wir durchzogen. Gerade stürzte der Kasten zusammen, er brannte nämlich, und in diesem Äugenklick sagte er es." „Wer von euch beiden hat denn Land? Ich frage euch. — Sieh an. keiner? We Soldaten, die keinen Fetze» beut- lchen Boden habe»—. und das sind neunzia Prozent— oll'n Land bekommen. Macht euch das klar!' Ich denke: Stimmt das. was der sagt? Und wenn ja st es gut für mich?— Lber ich habe keinen Boden besessen llch kann mir nicht vorstellen, was für ein Gefühl es fein izag. wenn man ihn besitzt. Immerhin möchte ich wohl -inen Garten haben. „Dafür kämpf« ich nicht." sagt der Dekorierte,„sondern >ofür. daß die Schweine nicht in unser Land kommen." �
Grimm funkelt in seinen ehrlichen Augen. Doch der andere fragt voll Spott: „Und mit dem Ding im Knopfloä) bist du zufrieden?— Perlicka-Perlacka?— Brav ober Schaf?" „Ganz zufrieden," versetzte der Dekorierte stolz und er- regt. „Belohnen kann mich niemand dafür, wenn ich meine Knochen hingebe, denn das Baterland verteidigt man um- sonst." „Denn es ist eine Ehre, ohne Frage," lenkt der andere ei». „Dennoch ist es ein Kaiserwort, und ein Koiserwort gilt. Wir müffen es schon nehmen, das Land. Es steht uns nun einmal zu." „Ich will nichts geschenkt!" widersteht der Dekorierte hartnäckig.„Du sagst Ehre, aber du verstehst nicht, was es ist." So streiten Sie weiter über die Ehre, und der Prinz drüben hebt immer noch Erde aus. Dann kommt Eisen- bolz, der aber kein Essen bringt, sondern mich ablösen soll. Er interessiert sich nicht für die Ehre, hockt sich im Nu zu den zweien, und der Skat beginnt wieder. * Jetzt mache ich mich auf den Weg ins Quartier. Weil ich Hunger spüre, wähle ich einen Richuveg. renne an einer Mühle vorbei und sodann quer durch die Obstgärten. Hier ist der freie Wind» der in den Zweigen rauscht. Hier hängt noch ein Apfel, nur einer im ganzen Garten, und die Blätter umstrudeln ihn, und der Zweig schwankt. Im Trabe reiße ich ihn herunter, laufe und beiße hinein. Er ist sauer. AU die anderen sauren Aepfel haben schon die Soldaten gegesien. Und im Laufen überfällt mich der Gedanke, daß der Bauer, dem diese Apfelbäume gehören, fort ist�— und der Gedanke tut mir so weh. daß ich am Zaun stehenbleibe und den grünen Apfel ins Gras werfe. Wohl— ich weiß, daß ich ganz unschuldig daran bin. daß dieser Dauer fort ist, und daß ich seinen letzten sauren Apfel vom Zweig riß— viel» leicht der Unschuldigste von allen.— Nie will ich mich ver- messen. Gott , Boden zu besitzen, denn er geHort nicht den Menden , die wie Aepfel aus Blüten wachten und sodann ins Gras geschüttelt werden nach kurzer Zäit. Doch wird es mir der Bauer nicht mißgönnen, daß ich an feinen Zaun wich lehne, mein graues Zeug ein wenio grün färbe, mich gar Hinauffchwinge und verweile. Mir ist. als säße ich am Rande der Welt, von Brausen umhüllt. Ich kann nicht leicht scheiden vom Obstgarten.
Draußen aber, auf dem Wege, sehe ich den Soldaten Wbering herankommen. Er Hot die Hände auf dem Rücken. geht geneigt und beobachtet den sandigen Weg, auf dem die Äanrnschatten tanzen. Erst als er dicht unter mir ist, rufe ich ihn an. In demselben Augenblick bereue ich es schon, denn man sieht dach an seinem zerfurchten Gesicht, daß er allein sein will. Er blickt mich an. als kenne er mich nicht, bleibt aber stehen. Da fasse ich mir einen festen Mut und frage: „Wofür kämpfen wir, Albering? Sage es um Gottes willen I" Und nun erkennt mich der Kamerad, lächelt zu mir her- auf, schüttest seinen Strohkopf und sogt: „Bist du es. Sichren'? Springe herunter— aber zertritt nicht den Käfer dal" Die Slangenlräger. Man erblickt den undeutlichen Umriß eines Haus«s. darüber den Brunnenarm, der schräg in eine lila Wend wölke ziest. Da ist sie, ein buntes Gespinst, schwebt hin in die Nachtbreiten und zerschmilzt langsam in Grau. Die Leute kommen schon zurück. Es ist der erst« Zug, Mann hinter Mann, sie streifen dicht an uns vorbei» und jeder von ihnen trägt einen Balken auf der Schulter. Das sind Balten fürs Drahwerhau. die wir mitnehmen sollen in die vorderste Linie. Diese Nacht wird dort geschanzt. Der 3. Zug wartet noch, die Wolke zieht sich weit aus einander wie Rauch und zergeht alsbald. Dann höre ich jemand flüstqrn: „Für den dritten Zug lassen sie die schwersten liegen — wenn wir doch einmal zuerst drankämen!" „Das nächste Mal bestimmt" neckt ein anderer. Wir schreiten vor. Nun ziehe ich nach fckmeller Wohl einen Balken aus dem Stapel, hebe ihn auf die Schuster und renn« dem Bordermann nach. Der aber ist schon in der Dunkelheit verschwunden. Hinter mir flucht jemand. So ist es immer: wann einer den Unfug macht, zu laufen, muffen es olle tun. Frontwäris geht der Marsch. Bor uns im Norden lagert twch eine letzte HeXligkeii und grenzt den Horizont scharf ab. Man sieht in der Ferne etwas wie Büsche, die beim Näherkommen sich auf Stämmen erheken und zu Bäumen werden. Hinter ihnen dehnt sich wieder die rätselvolle schwarze Eben«, über der jetzt ein Stern wie eine Krön? funkest. (Fortsetzung folgt.)-Z