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Beilage

Montag, 31 Dezember 1928.

Lachender Fünfziger.

Der beißende Arbeiterfreund.

Das neue Jahr läßt uns einen Jubilar begrüßen, der in der fozialistischen Arbeiterschaft ungezählte Freunde hat: der Wahre Jacob" fann auf fünf Jahrzehnte femes Wirkens zurücbliden, auf ein halbes Jahrhundert närrischen Beitschenfnallens, biffiger Satire, jonnigen Humors. Zur Welt gekommen in dem ersten und bös

Der Flug des deutschen   Imperialismus.

( W.J. 1902)

artigften Jahren des Schandgefeßes gegen die gemeinnügigen Be strebungen der Sozialdemokratie, hat er den Arbeitern den bitteren Meinfrieg gegen brutale Gewalt und schleichende Niedertracht er leichtert, indem er fie trok aller Nöte la chen lehrte. Mo nur ftummes Zähnefnirichen und ergrimmtes Faustballen. dem 3orne Ausdrud geben ließ, da löfte die spottende Geißel des ges die Spannung, da gab es befreiende Heiterfeit, wenn der jatirische Pfeil den martialischen Feind der Arbeiterflasse an einer vermundbaren Stelle traf..

Was unser after Dieß im Jahre 1879 mit frischem Bagemut ins Leben rief, hat sich durch 50 Jahre treu bewährt. Bo immer in der Geschichte der politische Wiz eine Rolle im Leben der Völker spielte, war er ein Zeichen dafür, daß weite Schichten zu den bestehenden Gesellschaftsinftemen in Opposition geraten waren. Je mehr sich die Oppofition ausdehnte, desto einflußreicher wurde die Starifatur, die Galtre, ber pofitifche 28th in Morro Bith. So mutbe and ber Bahre Jacob Don Anbeginn feines Daseins getragen von der Oppositionsstellung der Arbeiterflasie zum Staat der Bismorde und der Junker, der Zollern und der Zöllner. Aus den Kreisen der Intelleftuellen, der Geistesarbeiter stießen immer neue Kräfte hinzu, die im Lande junterlichen Raftendünfels und militaristischer Aufge blasenheit fich auf die Seite der Arbeiter stellten als der Träger der Butunftsidee. So spiegelt sich im Wahren Jacob  " der volkstümliche Humor der fämpfenden Arbeiterschaft ebenso wieder, wie der ge­fchliffene Big ringender Geistigkeit.

Es find nicht immer leichte Lebensjahre gewesen, die der heutige Jubilar zu durchmesson hatte. Schon in feinen Kindertagen mußte er von der fühlen Baterfante, mo Diet ihn aus der Taufe ge hoben, nach dem Schwabenlande flüchten, bem fein geiftiger Bater und Herausgeber war aus Hamburg   auf Grund des Sozialistengesetzes ausgewiesen und mußte sich eine andere Heimstätte im deutschen  Batertande suchen. In Stuttgart   fand er fie und dort blühte auch der Wahre Jacob" auf, von dort erteilte er Stiche und Hiebe an alle, die in aufgeblähter Midnigkeit den Bormgrich der Arbeiter und des Sozialismus aufzuhalten sichten; von dort strahlte er sein be freiendes Lachen aus auf alle fämpfenden, darbenden, zukunft Sjuchenden Broletarier.

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Kein Wunder, daß Polizei und Staatsanwalt der wilhelminischen Epoche das Schellengeläut des Jacob" nur mit griesgrämigem un mut vernahmen, daß sie den loderen Burschen mit ihrer Zuchtrute zum Schweigen zu bringen fuchten. Es ist ihnen nicht gelungen. Der Jacob tam als froher Kamerad zu den Arbeitern, und die Arbeiter hielten ihrem heiteren und schlagfertigen Freund die Treue.

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Märsbetrachtung der Alexandriner. Faule Zeiten! Märzbeschäftigung is ich!"

Ne, Arbeiter brut scheußlich vernünftig!"( W. J." 1904) Bange, lange Jahre ist der Wahre Jacob  " das verbreitetfte politische Bigblatt Deutschlands   gewesen. In den Arbeiterhäusern der Groß. stabt wie in den Hütten der Kleinstädte, ja selbst in den Wohnungen der Landproletarier war er ein ständiger und beliebter Gaft, dessen Wiedererscheinen mit Sehnsucht erwartet wurde.

Inmitten der 50 Jahre seines Daseins hat es eine furze Spanne Seit gegeben, während berer der Wahre Sacob" feine Banderung ba bie Sande einstellen mußte. Es war die Zeit der schlimmiten

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Inflation, als der Bezugspreis für die Einzelnummer auf 20 Mil­lionen Mark angewachsen war. An dieser Zeit war in den Arbeiter­haushalten jeder Pfennig oder jede Million" auf das allernot­wendigste berechnet, und die Ausgaben für das nur irgendwie Ent behrliche wurden eingeschränkt. Da stellte auch- es mar der 12. Ottober 1923- der Wahre Jacob" sein Erscheinen ein, aber in feiner Abschiedsnummer fündete er seine Wiederauferstehung an. Seit dem Sommer 1927 erscheint, der Wahre Jacob  " wieder. Er hat das 3mischenspiel des republikanischen Bigblattes Lachen links  " abgelöst und sich wieder femer olten   Tradition gewidmet: ein schelmischer Mit- und Borfämpfer der sozialistischen   Sache zu sein und gleichzeitig ein Hausfreund in jeder sozialistischen   Familie.

So wünschen wir diesem lachenden Gefellen, diefem beißenden Freunde der Arbeitertlaffe ein langes und erfolgreiches Leben! Möge er die Schelle weiter schwingen gegen die Reaktion auf mirt schaftlichem wie auf fulturellem Gebiete. Der 3orn der Gegeißelten wird ihm ein Anjporn fein, noch fräftiger feine ftachlichte Miffion zu erfüllen!

Bilanz 1928- Voranschlag 1929.

,, Das Jahr 1929 hat 365 Tage. Multipliziert man die Jahres zahl mit der Anzahl der Tage, so ergibt sich die Summe der Ochsen, die auch im neuen Jahr jene 3iffer der fommunistischen Schwin velcién über die Sozialdemokratie gläubig hinnehmen wird, die dem Betrag der für diese Schwindeleien gezahlten russischen   Rubel ente Gehalt- voll.

Die Stenotypistin trug bei der Arbeit im Bureau eine Schirze mit einer fo winzigen Tasche, daß in ihr faum ein fleiner Finger Plaz gefunden hätte.

Am Lezten des Monats tam der Chef auf sie zu und fragte teuffelig: Bas tun Sie eigentlich in das Täschchen hinein, Fräu­

lein?"

,, Mein Gehalt, Herr Müller, fagte das Fräulein.

Falsch verstanden.

Die Rechenaufgabe.

Der Abend

des Vorwäre

Spadausgabe des

Gustav, wenn zwei Hühner in adht Tagen 14% Eier legen, wieviel Eier legen dann vier Hühner in 16 Tagen?"

,, Die Aufgabe ist nicht richtig, Herr Lehrer! Eier dürfen doch feinen Bruch haben!"

Vom Herz des Bürgers.

Ich habe immer gefunden, Ottilie, daß der Winter sein Gutes für die armen Deiwels von Arbeitslosen hat! Die Selbstmordziffer finft! Ins eiskalte Waffer zu gehen, überlegt sich doch mancher!" Edel sei der Mensch...

" Der erste Buchhalter," sagte der Chef, hat heute Ueberstunden zu machen, Fräulein! Aber angemiefen wird nichts! Ich möchte nicht gern ungerecht sein gegen die anderen Angestellten!" Das Panorama.

Im kleinen Badeort X steht auf der Spitze eines Berges eine Tafel mit der Inschrift:

Dieses Panorama murde durch Gottes Natur und den hiesigen Berschönerungsverein geschaffen."( Aus dem Wahren Jacob  ".)

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Wenn heute, am 1. Mai, eine Revolution ausbrechen

sollte, so hoffe ich, daß Sie mich beschützen we den!" Durchlaucht, wir stehen alle hinter Ihnen!"( W.." 1904)

Die Arbeitnehmer Tamen zu den Arbeitgebern, um zu verstehens in einer besonders gut ausgestatteten Jubiläumsnummer handeln.

Die Arbeitgeber der Würde wegen blieben stehen,

Da fragte der Führer der Arbeiter: Warum fizen die Herren nicht?"

Der Bahre Jacob" ist zur Feier feines fünfzigjährigen Bea erschienen. Außerdem widmete der Verlag 3. H.. Dieng Nachf. dein Geburtstagstinde eine Festschrift, die eine Geschichte des Blattes und zahlreide aus den verschiedenen Jahrgängen ausgewählte Bei spiele des treffsicheren Biges bringt, der den ,, Bahren Jacob auss

Darauf der Syndikus: Wir verbitten uns solche Anspielungen!" zeichnet.

Die Kämpfe im Urwald.

50000 Indios graben das Kriegsbeil aus.

Südamerika   ist noch nicht wieder zur Ruhe gekommen, Bolivianische Truppen follen von neuem in das Chacogebiet, das Grenzland van Paraguay  , vorgeftaßen fein. Was sind nun die bewegenden Kräfte, die diese Borstöße auslöjen? Hann man hier von einem Nationalismus im europäischen  Signe sprechen? Diese Fragen beantwortet hier ein Kenner des Candes

In Europa   mie in Südamerika   ist der Rationalismus zwar das gleiche Mittel zum gleichen Zwed, das Mittel, wirtschaftsegoistische Intereffen mit dem Schleier eines romantischen Idealismus zu ver beden, und je niedriger die politische Schulung eines Bolkes, desto leichter ist es, diesen Schleier zu erhalten. Das erklärt zum Teil der fo unbegreiflich erscheinende überspannte Nationalismus der lateine so unbegreiflich erscheinende überspannte Nationalismus der latein ameritanijchen Staaten. Aber ganz tönnen wir ihn nur neriteben, wenn wir uns daran erinnern, wie die Bevölkerung in Südamerita zujammengesetzt ist: in Bolivien   z. B. zu 34 Proz. aus reinrafii. gen Indianern und zu 32 Broz. aus Mischlingen. Der Natio. nalismus folcher Bölfer ist nach europäischen   Begriffen nicht 3u1 ver­stehen.

Der Indianer ist friegs- und fampfluftig. Er tennt nicht die Schreden eines europäischen   Trommelfeuers und braucht fie auch nicht zu fürchten, denn die Technik ist noch ganz rüdständig, die Nervenbelastung minimal. Aber mofür er sonst Monate und Jahre arbeitet und spart, eine Flinte und Patronen, erhält er jetzt im Kriege umsonst. Er braucht nicht mehr

für Hungerlöhne in die Minen zu gehen, sondern erhält Berpflegung und Sold, und wo das nicht, dann einen Freibrief zum Plündern. Hat er Glück, findet er beim Plündern auch Frauen, hat er viel Glück, so findet er vielleicht auf einer ein­famen Farm jogar eine Weiße. Und für solche Biele lohnt es sich schon, ins Feld zu ziehen.

Krieg? Der Tod ist für den Indianer als Kind der Natur ein sehr persönliches Ding. Er vermeidet es, sich unnüz der Gefahr auszusetzen, und angreifen wird er nur, wenn er der Stärfere und der Angriff mit einem Mindestmaß von Gefahr verbunden ist. But perbiffene Fronten, wie wir sie in Europa   hatten, wird es dort nie geben, denn die Wälder fund groß und Rückzug im Zweifelsfalle immer das Richtigere. Wird er gefangen und gibt man tein Par don gut, so wird er seine lezte 3igarette rauchen, lachend noch ein­mal ,, Viva Bolivia" rufen und dann eben diese Welt verlassen.

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Kriegsziele? Nationale Belange? Davon versteht er nichts. Er haßt je den Weißen, denn der Weiße regiert ihn als eine Herren­Schicht. Der Indio, er tennt seine Geschichte.

Die Spanier famen 1531 als Gäste und zerbrächen die Macht der Infas, feiner Väter. An den Ufern des Titifatafees erzählen noch heute grandiose Ruinen von einer hohen, blühenden Kultur

bieles uralten Boltes. Schon 1533 fiel auf Bizarros, des spanischen  Eroberers, Befehl der Kopf des legten Infa Karjers Atahualpa  . Blutige Aufstände waren die Folge, fie wurden unterbrüdt. Das mächtige Infareich, das die heutigen Republiken Kolumbien  , Ecuador  , Peru  , Bolivien  , Chile   und Nordargentinien umfaßte, wurde spa­nisches Kolonialland.

Hundertfünfzig Jahre später! Die 3deen der franzöfifchen Revo. ❘lution faßten Fuß auf dem Boden des Neulandes. 1821 erfämpfte

sich Beru die Freiheit. Nur in Hochperu ,,, Alto Peru, dem heutigen Bolivien  , saßen noch Spanier. Vier Jahre darauf fam Simon Bolivar  , dem Benezuela und Kolumbien   die Freiheit verdankten. Er beftegte die Spanier und erzwang ihren Abzug. Bolivien   wurde selbständige Republik  .

Aber die Herrlichkeit der Infos fehrte nicht wieder. Die Indios blieben Sflaven. Und heute noch hassen sie den

Weißen und den Mischling mit dem instinktiven, uralten Haß als den Räuber ihres Landes. Sie verfluchen die ,, wirtschaftliche Er­schließung", weil sie durch sie ihre Freiheit verloren. Und wenn sich nach durchaus glaubwürdigen Berichten trotzdem 50 000 und mehr freiwillig zu den Waffen meldeten? Nationalismus? Nein! aur Freude an der scheinbar wiedergewonnenen Freiheit, A be no Bürben sie laufer thallen, es gäbe einige tausend Freiwillige mehr. teuerlust. Sindlich names Bergnügen am Knall per Gewehre. Nicht die Ausdehnung der Grenze im Gran Chaco   ist das Ziel ihrer Wünsche, sondern Patronen, ein Gewehr, Sold und Beiber.

Den Bölfern felbst liegt der Nationalismus. in europäischem Sinne fern. Anders bei den Regierungen. Diese sind zum großen Teil Grponenten wirtschaftlicher Jntereffen. Aber diesen wirtschaftlichen Nationalismus auf einen Generalnenner bringen zu wollen, ist auch falsch. Er entspringt, wie zum Beispiel in Merito, dem berechtigten Abwehrgedanfen gegen die Ueberfrem­bung des nationalen Belizes   durch amerikanisches Kapital. Ueber 80 Broz. aller Industrien, Munen und erschlossener Dellager sind in ausländischen, meist nordamerikanischen Händen. Ein auf die Dauer unhaltbarer Zustand. denn das Land wird ausgepowert. Silber. Gold, Petroleum gehen ins Ausland, die Werte sind ver­loren, die Aktionäre verzehren ihre Millionengewinne jenseits der Grenzen. Die Anficht: Je größer die fremden Kapitalinveſtierun­gen, um so besser für die Bevölkerung" ist hier durchaus irrig, denn die einzigen materiellen Borteile, die dem Lande bleiben, sind Er­träge aus den Frachten, Löhne, Zollabgaben und Steuern. Das bietet feinen Ausgleich für die Milliardenwerte, die jahraus, jahrein dem Lande entzogen werden. Anders liegen die Verhältnisse z. B. in Chile  . Der chilenische Nationalismus ift bewußt militaristisch und imperialistisch. Sein Erpanjionsbedürfnis richtet sich in erster Linie gegen Peru  . Aber da das amerikanische   Kapital in Beru und Chile   gleichmäßig verteilt ist, sind den Militaristen die Hände gebunden. Doch auch in Chile   ist die Berteidigung gegen die mirt. schaftliche und politische Abhängigkeit von den Bereinigten Staaten ein Faktor der Militärpolitif geworden: Aber es gibt feine Einig­teit der lateinamerikanischen Staaten. Wie die Grenzzwischenfälle zwischen Bolivien   und Baraguan zeigen, find die primitiven Kriegs und Rasseinstinkte im mittleren Südamerika   heute noch stärker als die Furcht vor dem großen Nachbar im Norden.

Wer weiß das?

A. Richard.

China   hat die ausgedehnteften Rohlenfelber ber Welt

Nach den neuesten statistischen Feststellungen gibt es zurzeit in Deutschland   72 Menschen, die das 100 Lebensjahr überschritten haben. Beitaus der größte Teil davon, nämlich 46, find Frauen.