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Sonntag

13. Januar 1929

Unterhaltung und Wissen

Beilage

des Vorwärts

Pariser Revolutionstage 1849

Aus unveröffentlichten Briefen des Dichters Georg Weerth  

Paris  , 16. Juni 1849.

Dies war wirklich der Fall. Die Montagne der Nationalver­jammlung forderte nämlich das Bolf geradezu auf, zu den Waffen zu greifen, um die Majorität zu stürzen und die Schande des An­griffs auf Rom   und das Berbrechen der Verlegung der Konstitution zu rächen. Ich sah ein, daß ich diesmal nicht unmittelbar nach, fondern unmittelbar vor einer Revolution in Baris eintraf. Meine Ahmung ging in Erfüllung, mein politischer Instinkt hatte mich nicht getäuscht.

d'Eau zu laufen. Es ist unterdes 11 Uhr geworden. Eben wollen Es war 6 Uhr morgens, als wir auf dem Pariser Bahnhof an- wir unsern Weg antreten, da tont das Signalhorn der Jäger von langten. Alles war von Soldaten besetzt. Schon seit Tagen Vincennes  , lauter Scharfschüßen, mit Spiztuzel Büchsen, die auf fürchtete man eine Emeute, und die umfassendsten Maßregeln 800 Schritt treffen. Die Straße ist von ihnen voll, sie laden, sic waren getroffen. Sofort fuhr ich in die Stadt hinunter; sie fah versperren uns den Weg, und mir mit Mühe gelangen mir auf diesmal ganz anders aus als im Februar 1848, wo ich unmittelbar den Karuffelplatz. Hier entfaltet sich die Kavallerie, der Platz selbst nach der Revolution hier eintraf, und mitten in der Nacht über und der ungeheure Hof der Tuilerien ist zu einem Lager geworden; lauter Barrikaden steigend, nur mit Mühe und Not, nach langem die Reiter sizen auf, sie ziehen die Säbel, und Jäger und Kavallerie, 11mherirren, in die miserabelste Sneipe gelangte. Diesmal rollte gefolgt von mehreren Regimentern Linie, sezen sich nach dem Tuile mein Wagen lustig dem Boulevard bonne Nouvelle zu. Alle riengarten in Bewegung, um von da in die Rue de Paix zu rüden, Straßen waren ruhig, mur Arbeiter eilten vorüber, eine Zeitung in welche die Verbindung zwischen den Boulevards und dem Palast her hand, mährend dem Gehen lesend es war, als ob die Blätter der Nationalversammlung bildet. Die Truppen hatten hier einen etwas ganz Außerordentliches enthielten. herrlichen Posten. Hier mollten sie den Zug des Boltes abwarten und hier ihn sprengen. Die Sache murde sehr ernst. Der Kampf war herausbeschworen. Die Montagne fonnte nicht mehr zurüd, und das Gouvernement nicht weniger. Die Revolution und die Contrerevolution baten sich die Stirn; die Freiheit Frankreichs   und das Schicksal von ganz Europa   follte entschieden werden. Durch die verschiedenen Truppenforps aufgehalten, erreichten wir erst nach die verschiedenen Truppenforps aufgehalten, erreichten wir erst nach vielen Umwegen die Boulevards, und stoßen hier auf die Spize der Volkskolonne, die sich vom Château d'Eau aus bereits in Be­wegung gefeßt hatte und mit festem Schrist, in Reihen von 20 Mann, leider aber ohne Waffen, der Nationalversammlung entgegenrüdte. Die Läden schließen sich; die Häuser werden verrammelt, es ist, als hätten fich mit einemmal alle Schlupfwinkel der ungeheuren Stadt geöffnet; Männer in Blusen, im Frack, in der Uniform der Nationalgarde stürzen zu Taufenden aus allen Seitenstraßen und schließen sich dem Zuge an, der immer toloffaler dahinschwankt; jetzt ein Racheschrei aus 20, 30tausend Kehlen; jetzt Lotenstille. Weiber mit gelöften Haaren stürzen ihren Männern nach und suchen sie zurückzuhalten; Mädchen umschlingen meinend ihre Freunde. Unaufhaltsam werden alle in den Strudel mit fortgeriffen. Dächer, Bäume, Treppen usw. füllen sich mit Menschen. Hier blizen Meffer und Dolche, die einzigen Waffen, die man bei sich trägt; die herr lichsten Kostüme und die scheußlichsten Lumpen wogen im bunten Gemisch durcheinander. Vive la République! Vive la Con­stitution!" so braust es vorüber. Paris   hat sich erhoben, und der Geist der Revolution blidt aus den Tagen der Vergangenheit in diese emige, unverwüstliche Stadt, die das Unglüd ihrer Schwester Rom   rächen mill Paris   und Rom  : dies sind die Pole, in denen sich diese schreckliche Bewegung des 13. Juni dreht.

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nadyft stieg ich in einem Hotel gegenüber der Börse ab, im Herzen der Stadt, und erquidte und reinigte mich von meiner nächt­lichen Fahrt. Um 7 Uhr fegte ich meine Wanderung durch die Stadt fort. Es murde schon lebendiger; vor allen Dingen machten die Zeitungsverkäufer Geschäfte, denn alle radikalen Blätter ent­hielten die wütendsten Artikel, die direkt zum Erheben der Messer aufforderten und zu einer Demonstration eininden, die sich vom Château d'Eau aus über die Boulevards, zu dem Balast der Nationalversammlung bewegen follte. Vor dem Bureau der Vraie République", ein rotes" Journal, war die Straße gesperrt von Leuten, die die ersten Tammern taufen wollten. Bon 7-9 Uhr veränderte sich die Physiognomie der Stadt nur wie gewöhnlich. Paris   erwachte und fing an zu arbeiten. Es gibt feine fleißigere Stadt auf der Welt! Die Läden öffneten sich, die Wägen rollten, die Trottoirs füllten sich mit Fußgängern alles schien den ge­wöhnlichen Gang gehen zu wollen. Es mar das herrlichste Better. Die Sonne funkelte aus dem schönen, blauen Himmel herab; fran zösisch- heiteres Tageslicht" lag über den hohen Häusern, dem Tuile riengarten, der Seine und über der ganzen immenſen Stadt.

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Der Zufall will es, daß ich einige Bekannte treffe, die zu unserer Partei gehören. Sie waren in alles eingeweiht. Schon vor zwei Tagen hatten die Arbeiter losschlagen wollen. Die Montagne ( die äußerste Linke) Ledru- Rollin   an der Spike, hielt sie aber zurüd. Am Mittwoch sieht man ein, daß die Geschichte aber mir mit den Waffen zu schlichten ist, und man verabredet die friedliche Demonstration, welche den Barrikadenkampf im Gefolge haben sollte. Das Zögern der Montagne während der vorigen Tage schien mir sehr schlimm; auch die friedliche Demonstration war in meinen Augen Unsinn. Das Gouvernement zählte 150 000 Mann Soldaten in und um Paris   und war entschlossen zu allem, würde daher auch Die Demonstration perhindern gemig, ich verstand die Geschichte nicht recht; ich war der Ansicht, daß man gleich bewaffnet auftreten müsse, die Demoralisation des Militärs war dann im so gewisser nur einige Mitglieder der Montagne waren derseiben Ansicht, fie wurden aber überſtimmt

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Es wurde 10 Uhr. Wir gehen ins Balais National( früher Balais   royal). Unter den Bäumen spielen die Kinder; die Blumen duften, und alles hat den friedlichsten Anstrich. Auf einmal rückt die Artillerie der Nationalgarde in den Garten; lauter Männer aus den höheren Klassen der Gesellschaft. Sie stellen sich im Kreise auf und erklären sich für die Montagne und gegen das Gouvernement. Ledru Rollin   tritt hinzu; der Ruf: Vive la République! Vive la Constitution!" erschallt und im Nu begeben sie sich an den Ort der Bersammlung an das Château d'Eau.

ſie ſich an den Ort der

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Doch wozu dies schildern? Man muß so etwas erlebt haben, um die furchtbare Bichtigkeit jener zwei Stunden zu begreifen, Die Montagne hatte erklärt, in zwei Stunden würde alles entschieden sein. Es sollte entschieden werden aber die Tyrannei sollte dies­mal siegen, nicht die Montagne. Als nämlich der Zug die Rue de la Paix erreicht hat, fom­mandiert General Changarnier sein Borwärts", und das Militār rüdt in die Flante der Kolonne. Ein schrecklicher Wirrwarr beginnt jest, die Bordersten stürzen auf ihre Knie, reißen die Kleider von der Brust, und rufen dem Militär zu, sie zu durchstechen, sie fönnten nicht anders; das Gouvernement habe die Konstitution verletzt, man wolle die römische Republik unterdrücken, man solle nur jetzt auch sie morden, sie seien wehrlos, man solle die Wehrlosen ehren imd die Republik   umsonst! Das Militär hat bald die eine Hälfte des Zuges von der andern getrennt. Wir waren noch sehr weit von dem Ort des Zusammentreffens entfernt; aber wie eine Schlange dem Ort des Zusammentreffens entfernt; aber wie eine Schlange rechts und links zudt und sich zusammenbiegt, wenn man sie mitten durchschneidet, so zuckte auch der Angriff des Militärs im Nu bis in die letzte Reihe des Zuges nach. Die Kolonne löft sich jetzt an allen Eden, der Angriff ist geschehen. Aux armes", zu den Waffen" heult es aus vielen tausend Kehlen; alles stürzt nach Hause, um die Gewehre zu ergreifen, und die Boulevards, die eben noch eine Menschenmasse von vielleicht 200 000 bis 300 000 Menschen zählten, sind in der Zeit von 10 Minuten fast so gut wie verödet. Im Innern der Stadt, die wir gleich darauf im Galopp durch

Bir eilen durch andere Straßen nach der Rue de Lille, m einige Freunde abzuholen und dann ebenfalls nach dem Château| eiften, um das Palais National zu erreichen, wo man Waffen aus­

m. Sostschenko  : Bilanz Salfaß wieder zurüd.

n einige

Salzen Sie nur ruhig," sagte die Hausfrau und stellte das Die Gäste schwiegen bedrüdt. Der Hausherr behaglich die Suppe und blidte von Zeit zu Zeit freundlich auf feine Gäfte. " Da tommt schon der zweite Gang." rief er vergnügt aus. stür- Schauen Sie sich das Fleisch nur an. Was glauben Sie, daß es loftet? Wieviel Kilo sind es denn?"

Zu den Feiertagen lud Buchhalter Gerjuschlin einige Kollegen zum Festessen ein.

Der Hausherr begrüßte die Gäste im Borzimmer mit mischer Freude, war ihnen beim Ausziehen behilflich und schleppte sie unverzüglich ins Wohnzimmer.

,, Hier," stellte er den Gast seiner Frau vor, ist mein bester Freund und Kollege."

Dann sagte er jedesmal, indem er auf seinen Sohn zeigte: lind das ist mein Junge, Ljoschta! Ein gescheiter Bub, muß ich schon sagen."

Ljoschka zeigte die Zunge, und der Gast nahm einigermaßen verlegen seinen Platz ein.

Als alle versammelt waren lub der Hausherr mit recht feier ficher Miene seine Gäste zu Tisch.

Also legt mur los!"( prach er. Greift nur zu! Kommt vom Herzen. Baßi es euch mit schmecken."

Einige Zeit hörte man nichts als träftiges Löffelflappern.. Ja, begann Gerjuschkin, es ist schon so. Wes ift fo teuer, was man angreift, toftet wahnsinniges Geld. Heutzutage fann man fich überhaupt nichts mahr leisten."

Nicht zum Erschwingen," fagte die Hausfrau, indem sie traurig ihre Suppe Schlürfte.

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Rehmen  

befferes

Birtlich unerschwinglich," bestätigte der Hausherr. Ste zum Beispiel die Suppe ist doch gar nichts dran, Wasser. Aber rechnen wir einmal aus, was diefes Waffer tostet." Hm, hm, sagten die Gäste unsicher.

Ja, ja," sagte der Hausherr, oder was anderes, zum Beispiel Salz eine Kleinigkeit, das Geld zieht es einem doch aus der Tasche."

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Jawohl, fagte Ljosdjfa und verzog das Geficht, da gibt es Gäste, fangen an zu salzen hören gar nicht auf."

Ein junger Mann mit 3wider, der gerade vorher seine Suppe sejalzen hatte, schob erschroden das Salafaß von fich

Ein Kilo neunzig Defa," sagte die Hausfrau betrübt. Rechnen wir es nur aus: Ein Kilo tostet einen Goldrubel rechnen wir rund zwei Kilo. Da tommt auf einen Menschen. Wieviel sind wir tenn?"

Acht," zählte Ljoschka.

Also acht. Ein Viertel Kilo pro Person sind gleich 25 Gold­fopefen pro Mann.

dazu."

Geh," sagte Ljoshta getränkt, mancher Gast nimmt Senf

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Selbstverständlich, das habe ich ganz vergessen, Senf muß man auch dazu rechnen, und die anderen Sachen macht vielleicht schon einen halben Rubel pro Person aus." Einen halben Rubel," brummte Bjoschta; aber als Bamel Iwanowitsch das Glas einhaute, da war es wohl mehr als ein halber Rubel."

Stellen Sie fidy nur vor, sagte der Hausherr, da fommen afte zu uns und einer haut, natürlich ganz zufällig, den Spiegel ein Da ist uns das Mittagessen hoch genug gefommen. Bir haben es noch ertra ausgerechnet.

Und der Hausherr schmieg, in Erinnerungen verfunten. Debris gens," sagte er dann, auch dieses Essen ist nicht gar so billig. Das fönnen wir gleich heraushaben."

Er nahm einen Bleistift und begann zu rechnen, indem er alles Aufgegeffene faut vorzählte.

Die Gäste saßen still und rührten sich nicht; nur der junge Mann, der vorhin so unvorsichtig seine Suppe falate, nahm jeden Augenblid den 3wider herunter und putzte ihn mit der Serviette. Run ja," sprach endlich der Hausherr, so über fünf Rubel mird es schon jein."

liefern wollte, herrschte jetzt die fürchterlichste Gärung. Hier und da setzte man schon die Brecheifen. an, um das Straßenpflaster in Barrikaden zu verwandeln. Die Barrikadenfämpfer des Februar, des Juni und aller früheren Revolutionen treten mit geladenen Musketen in die Straßen. Alles rüstete sich zum Streite, und jeder war davon überzeugt, daß die kommende Nacht eine der blutigsten sein würde, welche je für die Freiheit herangebrochen.

Aber das Schicksal hatte es diesmal anders beschlossen. Die Torheit, daß die Montagne das Bolf zwei Tage lang am Los­fchlagen verhinderte und dadurch dem Gouvernement   Gelegenheit gab, alle Streitfräfte zu entwickeln, machte nicht nur der friedlimen Demonstration ein Ende, sondern auch allem weiteren Rampfe. So wie sich nämlich das Volk von den Boulevards verlief, rüdte ihm auch das Militär nach und besetzte in Zeit von einer halben Stumbe alle nötigen Positionen Sämtliche Straßenecken starrten von Bajp netten. In dem ersten Stodmerte fast eines jeden wichtigen Ed­hauses hatten sich die Jäger von Bincennes, die afrikanischen Schüßen mit Gewalt einquartiert und beherrschten von da aus fämt­liche Zugänge. Jedem Bersuch, eine Barritade zu beginnen, folgte aus einem Hinterhalt ein Schuß und der unwiederbringliche Tod eines Unglüdlichen. Gegen 3 1hr nachmittags war auch die leiseste Idee eines Widerstandes zunichte.

Um diese Zeit erfolgte dann auch der Angriff auf ein Balais, in dem sich die gange Montagne versammelt hatte, um von dort aus den ferneren Verlauf der Infurrettion zu dirigieren. Sie wurde zerstreut, und die Führer und Häupter der Bewegung steden nun bereits in den Kellern der Tuilirien, oder in sonstigen Gefängnissen, oder sind auf der Flucht. Ledru- Rollin   foll nach Lyon   geeilt sein, um den Aufstand der Provinzen zu organisieren.

Die Polizei zog dann den ganzen Abend durch die Straßen und nahm Verhaftungen vor; der reaktionäre Teil der Nationals garde fraternisierte mit dem Militär und überließ sich der bestia­lischen Freude seines leichten Sieges, indem er die Pressen der revolutionären Journale zerbrach und ähnliche Heldentaten verübte, zu denen sich das Volf selbst in furchtbarsten Augenbliden seiner Giege nie verleiten ließ. Mit dem Hereinbrechen der Nacht mar fast jede Spur einer geschlagenen Insurrektion verschwunden. Paris  leuchtete von Millionen Lichtern; mit Singen und Lachen trieb man sich durch die Straßen, so. tanzt man auf Gräbern;- nur in der Stille der Wohnungen fnirschte dieselbe Bevölkerung vor But, die sich immer wieder Luft macht, troß aller Anstrengungen jener momentan Mächtigen, die in solchen Insurrektionen mur das Spiel einiger Unzufriedenen sehen und nicht begreifen wollen, daß eine Zeit herangebrochen ist, wo die alte Gesellschaft fich löst und zwei Klassen einander gegenübertreten im Todestampje: die Bourgeoisie und das Proletariat.

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Hier hast du die treuste Schilderung des 13. Juni. Für Paris  und für Frankreich   hat er den Belagerungszustand von 11 Departe ments mit sich gebracht, das Aufhören der meisten Feriheiten, den Sieg der contrerevolutionären Partei, den sich jetzt die Legitimiſten und Orléanisten streitig zu machen suchen werden. Für Frankreich  ist dieses Unglück indes nicht so sehr zu bedauern als für das übrige Europa  . Die Republik   steht fessenfest in Frankreich  . Das Bolt, erschöpft durch die gräßlichen Anstrengungen der legten 15 Monate, hat einige Zeit nötig, um fid) zu erholen, und so sicher wie es Louis XVI.  , Karl X.   und Louis Philippe   vom Throne stieß, wird es auch einst dem Bourgeoisregiment. eines Odilon Barrot  , eines Fauchez, Dujaure usw. ein Ende machen.

Das schlimmste ber dem Sieg der minifteriellen Seite in Frant­reich ist der Rückschlag, den er auf Italien   und Deutschland   haben wird. Beide Länder sind jetzt verloren. An eine Intervention der Republit zugunsten der Freiheit ist jetzt nicht mehr zu denken; im Gegenteil wird man den Weg verfolgen, den man jetzt vor Rom  einschlug. Italien   wird zertreten werden. Ungarn   wird sich schwerlich auf die Dauer halten fönnen. Deutschland  , unser armes Deutschland  , wird den Preußen und dem 3ar anheinfallen wie lange? ( Mitgeteilt von Rarl Werth.)

Und das Licht," sagte die Hausfrau empört, und die Heizung, und das Dienstmädchen?"

Der Hausherr schlug sich auf die Stirn: Natürlich, Elektrizität, Heizung, Bedienung Und der Raum, ja, auch der Raum muß gerechnet werden. Also acht Mann

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acht Quadratmeter. 40 Gold

topeken pro Quadratmeter im Monat, also im Tag etwas über eine Goldtopefe, das macht aus... Nein, im Kopf geht das nicht. Ljoschka, Papier."

Der junge Mann begann auf seinem Seffel unruhig herumzu rüden, stand plötzlich auf und ging ins Borzimmer.

Wohin denn?" rief ihm der Hausherr nach. Swan Betro witsch, was ist denn los?"

Der Gast antwortete nicht, zog frembe Galoschen an und ging hinaus, ohne Adien zu sagen.

Der Hausherr saß noch lange am Lisch mit dem Bleistift in der Hand, dann verkündigte er:

Ein Fünftel Goldtopele pro Manu tostet der Raum." Das hörten nur seine Frau und Ljoschta. Die Gäste waren fort. ( Aus dem Ruffschen überfest von A. Gerschenkton.)

Fürstliches, allzu Sürstliches

Die Braunschweigische Staatsregierung und ber Braunschwei gische Landtag hatten beabsichtigt, aus Anlaß des fommenden Leffing- Tages die berühmte Bibliothek in Wofenbüttel, die die frühere Rechtsregierung Herzog- August- Bibliothet genannt hatte, in Lessing  - Bibliothek umzubenennen. Sie ist schließlich durch) Bessing, der damals bort als Bibliothefar tätig war, berühmt geworden. Aber man hat nicht damit gerechnet, daß das frühere braunschwei­gische Herzoghaus für solche literarischen Würdigung fein Ber­ständnis hat. Es hat nämlich die frühere Rechtsregierung hatte ihm dieses Recht zugeftanden seine Zustimmung hierzu ver­weigert. Wie sollte auch dieses ehemalige Fürstenhaus Verständnis für die literarische Bedeutung Lessings aufbringen, durch den der Herzog August mit seiner sorgsam zusammengetragenen Bibliothef erft in der literarischen Welt betonnigeworden it?!