Kommunistische Bildfälschung.
Durch die Arbeiter Illustrierte Zeitung .
Bor einigen Tagen wiesen wir darauf hin, daß die ,, A33." ein Bild brachte mit der Unterschrift Der Trauerzug des Ringvereins 3mmertreu bei der Beerdigung eines seiner Mitglieder. Nach dieser Beendigung erfolgte der Angriff auf die in ihrem Lokal friedlich versammelten 3immerer." In dem dargestellten Trauerzug war deutlich eine Fahnendelegation des Roten Fronttämpferbundes erfemmbar.
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Jetzt veröffentlicht die Gauführung des RFB. eine verlegene Erflärung, daß des Bild der 33" von einer Beerdigung im Februar 1927(!!) stammt, und daß es nicht Mitglieder des Ringvereins Immertreu", sondern des Spar- und Geselligkeitsvereins Alt- Rigdorf darstellt, der mit dem RFB. in freundfchaftlichen Beziehungen steht.
Rot- Front hat sich selber mit dieser Erklärung gerettet, aber die tommunistische Redaktion der A33" dafür um so tiefer in die Tinte getuntt. Denn mit dieser Erklärung ist bewiesen, was der aufmerksame Beobachter schon bei den verschiedensten An
lässen feststellen fonnte,
daß in der„ 33." ein dreiffer Bilderschwindel getrieben wird, daß dort bet ganz anderer Gelegenheit entstandene Photos durch fälschende Unterschriften in das verwandelt wurden, was der kommunistischen Agitation gerabe in den Kram paßt. Solange diese Bildfälscherei sich gegen die Sozialdemokratie, ihre Minister. Bolizeipräsidenten ufm. richtete, haben die Kommunisten fie gedeckt. Nur jegt, wo infolge ein Unaufmerksamkeit Rot- Front der Fälfchung zum Opfer fiel, gestant man die faubere Methode zu. Um jo mehr verdient dieser Fall, notiert zu werden!
Ende dieser Woche beginnen wir mit dem Abdruck des Werkes
" Als die Firma verkrachte."
Es stammt von Nathan Asch , einem jungen amerikanischen Dichter, und spielt in der Wallstreet , der berühmten Bankenstraße von Nero York.
Es handelt sich bei dieser Dichtung nicht eigentlich um einen Roman in der üblichen Form. Der Verfasser schildert vielmehr in Einzeldarstellungen, wie ein bestimmtes Ereignis auf die davon betroffenen Menschen wirkt. Asch beschreibt diese Menschen nicht, sondern er läßt sie reden und handeln und enthüllt dadurch ihren wahren Charakter.
Das Ereignis ist die Bankerotterklärung eines Bankhauses. Wir erhalten durch den Dichter tiefe Einblicke in die sozialen Verhältnisse einer Welt von Angestellten. Und da diese Welt in Nero York nicht sehr verschieden ist von der in Deutschland , so trifft vieles von dem, was wir über die Schicksale der in dem Buch erwähnten Personen erfahren, auch für das Leben der gleichartigen sozialen Schicht bei uns zu.
Dabei ist das Werk nicht etwa eintönig geschrieben, sondern spannend vom Anfang bis zum Ende und mit jenem tragischen Humor umgeben, der noch in die schwersten Stunden der Menschen dringt.
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Eigelb mit Geffen. Straffreie Beschimpfung der Republik . Für die Art, wie die Justiz der Republif den Schutz gegen Beschimpfungen versagt, liegen wieder markante Beispiele vor: Der frühere Lehrer Wintler hatte in einer Rede die Reichsfarben als Schwarz- Rot Hühnereigelb beschimpft und mar vom Landgericht Naumburg zu der geringen Strafe von 100 m. nerurteilt worden. Auf seine Revision hob der erste Straffenat des Reichsgerichts dieses Urteil auf und wies die Sache zur nochmaligen Berhandlung an die Borinstanz zurüd. Das Wort Hühnereigelb, so lautet die falomonische Begründung, sei an sich einwandfrei. Zu einer Berurteilung reiche es nur aus, wenn ihm burch entsprechende Gesten" die Form einer Beschimpfung ver liehen werde. Das Landgericht soll nun prüfen, ob Winkler das Hühnereigelb mit oder ohne Gesten verzapft hat. Heil dem Mann, der beim Reden die Hände in die Taschen behält!
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Einen Parallelfall liefert das Amtsgericht Prenzlau . Es hat die Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Stahlhelmführer Oberstleutnant Düfterberg abgelehnt, der von der ,, auf Eidbruch und Berrat" beruhenden Republit gesprochen hat. Das Amtsgericht fann hier feine Beschimpfung", sandern nur einen Tadel sehen. Wenn jemand den Richtern, die fo erfannt haben, Eidbruch und
licher reagieren und fich zweifellos als beschimpft betrachten.
adapi Theater und Film. undo
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„ Das Geld auf der Straße" im Komödienhaus.
Rudolf Bernauer und Rudolf Desterreicher. Mit der SorgEin amüsanter Abend, dies Abenteuer in drei Akten von lofigkeit der Jugend beschließt Peter Luz, den Kampf ums Dasein aufzugeben. Reinen Pfennig hat er mehr, morgen wird er auch feine Wohnung mehr haben. Was tuts? Er wartet einfach auf bas Glüd, es liegt auf der Straße, man braucht es nur aufzuheben. Achtlos wirft er einen Rieselstein fort, er zertrümmert eine Ballonscheibe und heraus tritt zwar nicht das Glüd, sondern ein grollender Banfierstochter, für die der Sänger eben die große Herzens Kammerfänger. Und hinter ihm, blond und schön, Dodo, die enttäuschung geworden ist. Peter Luz hält das Glüd nun schon halb im Arm. Dodo hat sich heute mit einem Industrieritter verloben follen, der ihr, aber nicht dem Papa gleichgültig ist. Sie ist geflohen, unter Hinterlassung eines Abschiedsbriefes. Jetzt tut es ihr leid, und Peter Lutz erbietet sich beim gestrengen Bapa das Terrain zu fondieren und die Tochter ins väterliche Haus abzuliefern, falls er den Brief noch uneröffnet vorfindet. Siehe da, es gelingt, auf atmend nimmt die Familie die verlorene Tochter in Empfang, und Lug bilbet ben Mittelpunkt der Gesellschaft. Hier hebt er zum zweiten Mal das Glüd auf. Diesmal ist es eine versehentlich erwischte Börsendepesche. die ihm eine 100 000- Mart- Spefulation einbringt und ihn zum umworbensten Gast des Bantiers macht. In einer entzüdenden Schwipsszene sprengt er Dodos mühsam erreichte Berlobung mit dem Industrieritter und führt sie nach mancherlei nach mancherlei Schwierigkeiten selbst heim: das Glüd liegt auf der Straße. Das ist ein richtiges Boltsstück mit Romantik von heute, ein Märchen, wie es sich die moderne Sachlichkeit ausdenft, ein luftiges, flottes Spiel poller Spannung, überraschender Einfälle und gut gefehener Typen. Dazu eine Regie( Rudolf Bernayer), die feinen toten Bunft auffommen läßt. Im Barfett perbreitet sich die aufgeräumteste Stimmung. Georg Alerander, der Péter Luz, der Tausendsassa, der das Geld auf der Straße findet, überbrückt mit seinem charmanten Spiel alles, was man am Stück titschig empfinden tönnte. Das Publitum geht freudig mit ihm mit und vergißt, daß Maria Baubler nicht ganz die richtige Dodo ift. Da ist ferner der geschäftstüchtige Banfier des Ludwig Stössel , der selbst in Seelennot an seinen Profit denkt und eine Familienunte, ein Universalmießmacher, den Felig Bressart zum Quietschen tomisch
Neuinszenierung in der Republit- Oper.
oper um den Besitz einer Aufführung reicher, mit der die große Berlin ist um eine bedeutende Wagner- Gestaltung, die RepublikLinie von„ Fidelio“ und„ Don Giovanni " fortgesetzt wird. Es ist spürten, die dämonisch treibende Kraft Klemperers , die diesen der künstlerische Geist des Hauses, wie wir ihn am ersten Tage Holländer- Abend in solche Höhe reift. Der fliegende Holländer " stilistischen Unausgeglichenheit, des noch taum bewußten Ringens um es war, zwischen Rienzi " und Tannhäuser ", eine Oper der nach Besänftigung ist; sie war es so sehr im Künstlerisch- Aesthetischen neue Formen, des inneren Sturmes, dessen Toben zugleich Sehnsucht fiches Dokument, nimmt es als drängendes Bekenntnis revolutionärer wie im Menschlichen. Klemperer nimmt das Werk als menschJugend und gibt ihm alle Heftigkeit, gibt es mit der unwidersteh lichen Rücksichtslosigkeit seiner Mufifernatur, die mir faum je mie diesmal einer großen Aufgabe mahrhaft tongenial gefühlt haben. Urfaffung der Partitur, wie sie 1844 unter Wagners persönlicher Es ist mehr als Aeußerlichkeit, daß der Dirigent auf die Leitung im Berliner Schauspielhaus erflungen ist, zurückgreift, die Urfassung auch mit allen Härten und gelegentlichen lebertreibungen der Instrumentation, die der Komponist später verbessert, berichtigt, gemilbert hat. Das Gesamtblid, wie wir es erhalten, mag einseitig, nicht eben freundlich sein, aber es ist start, zwingend, von überwältigender Wirkung. Dülbergs Mitarbeit wird entscheidend. Für das Holländer- Schiff und die romantisch- realistische Welt, deren Ton es angibt, hat er mit einem Minimum an Theatralit eine ebenso überraschende wie überzeugende Lösung gefunden. Unter stützt wird er, vor allem in den Chorszenen des dritten Aktes. durch Die Regie Jürgen Fehlings, der freilich, alles in allem, burd die Musik in der Entfaltung seiner Kräfte eher gehemmt als ge fördert scheint. Friz Krenn als Holländer, groß in Ton und Geste, bleibt ein wenig einseitig im Sinn der ganzen Anlage. Aber Moje Forbach gibt eine Senta von feltener Intensität des Erlebens. Ihr ebenbürtig ist der Erik Eyvind Laholms, eines wie fich zeigt, Bedeutendes versprechenden neuen Mannes. Und Martin Abend= roth schafft als Daland Atmosphäre und den wirksam kontrastierenden Hintergrund, vor dem das Holländer- Drama fich erfüllt. K. P.
gibt. Einen Sondererfolg erspielt sich Josef Danegger als Zenfurstreit um, Hans im Schnakenloch Opernfänger. Er hat das echte Ausſehen und jogar die große
Stimme eines Lohengrin von den Brettern. Er entzündet das Bublifum mit seinem Kehltopfgrößenwahn und seinen fleinlich egoistischen Interessen. Das Partett fargt nicht mit Beifall.
„ Liebe im Schnee." Primus- Palaft.
Dgr.
Das Schneetreiben draußen war für diesen Film gerade das rechte Uraufführungswetter. Wedte der Film die hellste Begeisterung für den Winter, so wurde diese durch die schneenermehten und vereisten Berliner Straßen und den stodenden Berkehr ziemlich schnell wieder gedämpft.
Und genau wie mit der Schneeherrlichkeit ergeht es einem mit dem ganzen Film, eine ungetrübte Freude ist er nicht. Der Inhalt ist legten Endes belanglos. Er erzählt von einem eifersüchtigen Ehemann, der seine Frau so ganz für sich gewinnt, als er sie eifer süchtig macht. Das hat der Regisseur Mar Obal ganz nett ge fchilbert, aber er reicht nicht an den Charme der Amerikaner heran. Die sind nun einmal die anerkannten Meister in der Inszenierung der ehelichen Krachs für die Filmleinwand. Mar Obal hingegen findet teinen Ausweg aus dem schon immer Dagewesenen. Auch die Schauspieler tommen unter seiner Regie nicht zu irgendeiner Ausdrucksform von erheblicher Bedeutung. Livio Bavanelli ift der übliche elegante, fesche Ehemann, Maria Baudler ist die durchaus nicht unbekannte lustige, teffe Frau, während Georg Alexander mal wieder seinen Trottel von Liebhaber spielt. Dabei ift Maria Baudler sonst besser zurechtgemacht herausgestellt worden. wa Banja mirtt zu flatterhaft, sie betont ihre Jugendfrische zu start. Wunderbar hingegen haben die Photographen die tausend wunder einer verschneiten Gebirgslandschaft erfaßt. Man hat solche verschneiten Einsamkeiten oft gesehen und tann sie sich doch nicht übersehen. Zudem zeigen die Stiläufer interessante Absprünge und Umfprünge.
Die Terte sind gesucht derb. Doch ist es gerade teine Reklame für die Feinheit eines Lustspiels, wenn es auf ein Gemieher des Publitums spekuliert. e. b.
Henter gesucht!
Durch den Tod des ungarischen Staatshenters Karl Gold, der Berrat vorwerfen würde, so würden die Herren gewiß empfind im Laufe von 40 Jahren 140 Hinrichtungen ausgeführt hat, ist dieser Bosten jetzt frei geworden, und es haben sich um ihn 13 Anwärter beworben, darun r frühere Hentersgehilfen, Totengräber, Anatomen und Fleischergesellen, die der festen Ueberzeugung find, alle Eigen schaften zu befizen, die für die Stelle gefordert werden. Der Staatshenker muß nach den Angaben der Regierungsbehörden über eine gute Gefundheit und ein untadeliges Borleben verfügen; er darf sich während der Kommunistenherschaft nicht das geringste haben zuschulden tommen laffen und soll natürlich auch Begabung für feine Arbeit mitbringen. Wenn die Auswahl unter den Bewerbern getroffen ist, dann soll der neue Henker vor der Ausübung seines Berufes noch einen sechswöchentlichen Unterrichteturfus bei einem Profeffor der Anatomie nehmen.
Der Matin" gibt Einzelheiten über eine Borlage, die die Regierung demnächst in der Kammer einbringen will, monadh das Funtmesen neu geregelt werden soll. Die Rorlage sieht eine Regierungszenfur über alle funtprogramme vor. Das Funkwesen werde einem besonderen Dienstzweig unterstellt werden. Außerdem bestimmt die Vorlage, daß die Reklame im Funtprogramm nur ein Zehntel der Zeit ausmachen darf. Weiter ist eine Steuer für Befiger von Empfängern in Höhe von 10 bis 80 Franten vorgesehen.
Magnet Fremdenlegion. Böchentlich melden sich 100 bis 200 junge Reichsdeutsche.
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In Mezz tann man, wie der Korrespondent der TU. aus Saarbrüden mitzuteilen weiß. jeden Sonnabend nor mittag 100 bis 200 junge Deutsche aus allen Gegenden des Reiches vor dem früheren deutschen Bezirkskom mando sehen, die zum Teil freiwillig, größtenteils jedoch durch Berber verleitet, sich zum Eintritt in die Fremdenlegion melben wollen. Teilweise ist der Andrang so start, daß nur kräftige und gefund aussehende Leute Aufnahme finden.
Städtische Oper. Die Erstaufführung der Ballade Die Burg des Blaubart" von Bela Balazs , Musil von Bela Bartet, findet am Mittwoch, 16. Januar, abends 7, Uhr, ftatt. Den Blaubart fingt Ludwig Hofmann, die Judith Maria Najdl. Musikalische Leitung: Hans Levy- Diem. In fzenierung: 3ffay Dobromen.
Martha Krull spricht Donnerstag, 20 Uhr, im Harmonium- Saal, Steg lizer Straße 35. Balladen und Romanzen von Goethe, Schiller, Heine, Keller, Hebbel , Geibel, Lenaut.
Jean Cocteaus Orpheus gelangt nach ber erfolgreichen Uraufführung im Theater am Schiffbauerdamm am Sonnabend, bem 19. Januar, als Rachtvorstellung zur Wiederholung.
Im Leifingmuleum foricht Donnerstag. 20 Uhr, Georg Richard Struje über Leffing- Lieber aus brei Bahrhunderten. Belänge von Bach. Haydn , Braun u. a fingen Luise Boribmann von Rogomsth. Julius Elemann, Lubwig Fräntel. Am Flügel B.
Dr. Ernit Cohn- Biener an den Sonnabend- Nachmittagen im Auftrag der Führungen in der China - Ausstellung der Akademie der Künfte hält Sumboldt- Hochschule. Einleitender Lichtbildervortrag Sonnabend, 5 Uhr, Realgymnafium Dorotheenstraße 12.
Prof. H. H. Houben läßt von seinem großen Werke über Berbotene Literatur", das ein kritisch- historisches Lerilon über verbotene Bücher, Zeitschriften und Theaterſtüde, Schriftsteller und Berleger darstellt, jezt einen zweiten Band folgen( im Karl- Schüne mann- Verlag in Bremen ). Aus Dokumenten, Aften und Briesen breitet der Forscher da eine Fülle interessanter und unbekannter literarischer Schicksale aus. In die jüngste Gegenwart führt der Fall von Schickeles Hans im Schnafenloch". Das elsässische Drama hatte im Jahre 1917 schon vier Wochen in Berlin volle Häuser gemacht, als beim Oberkommando in den Marten ein von General Ludendorff unterzeichrotes Schreiben einlief: zuschriften an ihn hätten aus vaterländischen Gründen Einspruch gegen die Auffüh rung des Stüdes erhoben, das eine Verherrlichung des deutsch feindlichen Elsässertums darstelle. Das Oberfommando solle den intendant Graf Hülsen. Er telegraphierte dem Polizeipräsidium: Fall prüfen. Der Sachverständige dieser Behörde war der Generalmuß nach Brüfung wegen Milieus und Kriegsdiskussion Bedenken beitreten. Offizielles Berbot beantragen erschiene mir inopportun nicht still verschwinden?" An Ludendorff sandte Hülsen die erbetene wegen Gegensatz Oberkommando- Polizeipräsidium. Könnte Stüd Inhaltsangabe mit dem Gesamturteil:„ Der Ton ist durchaus anständig und ergreift weder für Deutschland noch Frankreich Partei. Jeber fut halt das, was er als anständiger Mensch glaubt tun zu müffen. Troßdem führt das Stück unbedingt zur innerlichen Ab. fehr vom Kriege, und ich begreife fehr wohl, daß verantwortungsvolle Stellen die Frage aufwerfen müssen, ob es nicht besser gewesen wäre, die Aufführung jetzt zu unterlassen."
Ein Bersuch, die Theaterdirektion zur freiwilligen Absetzung des Stückes zu bewegen, war erfolglos, auch deshalb, weil die Aufführung einen täglichen Ueberschuß von 700 M. ergab. Der im Polizeipräsidium zuständige Zenfor, Oberregierungsrat von Glase napp, wies darauf hin, daß auch die auf streng nationalem Standpunkt stehenden Berliner Blätter politische Bedenken nicht geäußert hatten. Das Nichtverbot habe, wie Glasenapp ausführlich darlegte, das Richtige getroffen. Nach seiner Ueberzeugung würde das Verbot für Berlin mehr Unzufriedenheit und Schaden als Nutzen bringen und der Stellung des Polizeipräsidiums, die Geschmacksfragen nicht zu berücksichtigen, vielmehr nur die Interessen der öffentlichen Ruhe und Ordnung mahrzunehmen hat, nicht entsprechen. Diefer vernünftigen Ansicht fonnte sich Hülfen nur anschließen und Hauptquartier mitteilen. daß es von einem nachträglichen Auffüh berichtete demgemäß. Das Oberkommando mußte dem Großen rumasverbot Abstand nehme. Da aber erfolgte die Antwort Zudendorffs, daß nach der Inhaltsangabe gegen die Aufführung vom Standpunkt der Kriegsführung noch starte Bedenken bestehen, sofern nicht die beanstandeten Stellen durch die Zenfur restlos be feitigt werden.
Die Berliner Polizeibehörde verharrte tapfer bei ihrer Ansicht. Der Zensor sah sich nun aber gezwungen, aus dem Text alle Stellen ausmerzen zu lassen, die als zur innerlichen Abkehr vom Kriege führend" gedeutet werden tönnten. Der Fortfall dieser Stellen wurde dem Hauptquartier gemeldet und dem Bolizeipräsidium auf gegeben, von nun an teine selbständige Entscheidung über Berfe mit triegspolitischem Einschlag mehr zu treffen. fondern sie ausnahmslos vor der Freigabe dem Oberkommando zur Nachprüfung vorzulegen. Ein Verbot war damit zunächst abgewandt, aber der Sieg der Zensurbehörde war mir scheinbar. Das Oberkommando verfügte, daß Hans im Schnafenloch" zwar bis zum Schluß dieser Spielzeit( 29. Juni 1917) gegeben, daß eine Wiederaufnahme in der kommenden Spielzeit aber nicht mehr wünschenswert erscheinen fönne. Die Direktion würde dann mit einem Berbot zu rechnen haben: Schon im Hinblick auf die einmütige, von rein deutscher Ge finnung getragenen Erklärungen des elsaß - lothringischen Landtages ist eine Aufführung des Bertes mit seinen deutsch franzöfifchen Konflikten jest weniger als je am Blaze." So verschwand der elfäffische Hans mit der 99 Vorstellung von der Bühne. Noch in September 1918 widersprach die Benfurbehörde einer Aufführung, da die Gründe zum Berbot ihre Bedeutung voll beibehalten hätten.
S
Berantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin : Anzeigen: Th. Glode. Berlin . Berlag: Borwärts Berlag 6. m. 5. S., Berlin . Drud: Borwärts Buch . bruderet und Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW 68, Lindenstraße 3.
Sierau 1 Beilage.