Unterhaltung unö AAjssen jsz*
Otto Stielen: ZJtllS Er war Metallarbeiter und kam eines Tages dahinter, daß das Leben eigentlich im Grunde genommen gar keinen Sinn hatte. Es freute ihn einfach nichts mehr. Wenn er an der surrenden Maschine stand, den feinen, scharfen Metallstaub in der Nase, im Munde, im Barte, in den. Augen, überall... und Gußstück um Gußstück abdrehte und fertigmachte: Klinken, Armaturen, Flanschen und Holländer, Tag für Tag immer die gleichen Dinge, fragte er sich, wofür plage ich mich eigentlich'? Und wenn er nach einer langen Woche am Samstag ein paar Gulden aus die Hand bekam, davon er nun mit seiner Frau und dem Kinde wieder eine ganze lange Woche leben sollte, um wieder ein paar Gulden für die nächste Woche zu erarbeiten— und das ging nun schon zehn Jahre lang so von Woche zu Woche—. fragte er sich wieder und wieder: wofür denn, h«, wofür denn? Ist das ein Leben? Wenn er in der Frühe aufsteht, noch ganz müde vom Tage vorher, sich geschwind wäscht und den Kasfee aus- trinkt, nur rasch, rasch, denn die Frau muß noch die Wohnung auf- räumen und reimnachen— und um acht Uhr soll sie schon bei der Frau Direktor nähen!—, da freut es ihn schon nicht mehr! Und wenn er mittags von der Fabrik, die am anderen Ende der Stadt liegt, nach Hause kommt, abgemottet, die Lungen voll Staub, und das Esten hinunterschlingt, das die Frau rasch aus den, Gasherd zurechtgemacht hat, nur rasch, rasch, denn um halb Zwei geht die Fabrik schon wieder an, soll es ihn da freuen? Und dann am Abend, wenn man endlich drei, vier Stunden übrig hätte zu was anderem, da ist man wirklich schon zu müde dazu. Die Frau, die den ganzen Tag genäht hat und sich den Rücken krummgesesten und gekocht hat und die Wohnung geputzt, ist auch müde und macht ein verdrossenes Geslcyr— und das Surft, das da auf seinem Schemel sitzt, die alle Pupp? im Arm, und auss Schlafengehen wartet, ist auch müde und still, well die Ellern so müde und still sind und kein« lustigen Gesichter machen. Nein, das ist kein Leben, das hat keinen Sinn! Er möchte Ruhe haben von alledem, nichts mehr wisten davon. Bester wird es nicht werden, ändern kann er es auch nicht, wozu also dann noch die ganze Plackerei? Bloß dabei alt zu werden? Und seit er sich in diese Gedanken hineingefponnen hat, ist alles nur noch schlimmer und schlechter und«lender geworden, als es ohnehin schon war. Darum wird er nun Schluß machen mit all dem Zeug! Und wie er einmal im Bette liegt und nicht, einschlagen kann, weil ihn alles ärgert, woran er denkt, fällt ihm ein: bester heute als morgen, und: am allerbesten setzt gleich! Also steigt er aus dem Bette,' tappt in die finstere Küche, dreht den Gashahn von Herd auf und schleicht sich wieder ins Zimmer zurück. Denkt: von der Küche her wird es hübsch langsam kommen, das Ende, und die zwei, die schon sest schlafen, werden es gar nicht merken. Und morgen füh lst alles aus.... .- So spintisiert..er: noch ein wenig tmd wartet,-ob es nicht bald riechen würde,.ddh-schone•teure Gas, das er dann mcht einmal mehr zu bezahlen braucht. Nein, die Gasrechnung, die ihn immer schon fieärgirt hat, wird ihn nichts mehr kümmern, und die anderen Rech- nungen auch nicht. Das freut ihn fast ein bißchen..., sollen die anderen auch was haben davon... seine Schuld ist es mcht... ausgenützt haben sie ihn lange genug, alle mitsammen... Uebrigens, die Möbel und das bißchen Kleidertram bleiben ja ohnehin übrig, die kann dann nehmen wer will. Er braucht ja dann nichts mehr... Diese Rechnung da war ganz in Ordnung... Damit wird es ihm allmählich immer dunkler und schwmnmer- licher im Gehirn, und alles fängt an. so ganz sonderbar zu werden. Und nun meint er auch das Gas zu spüren, wie es in dunklen, blauen Fluten kommt und sich sachte über ihn legt, und er wundert sich gerade bloß ein klein wenig mehr, daß es so angenehm ist und weich und gar nicht übel riecht. Und dqnn wird es ganz dunkel um ihn her und er spürt gar nichts mehr und gleitet nur leicht und sachte und langsam in einen tiefen, schwarzen Abgrund. Dann ist er tot. Schwebt in einer blaßsarbenen. weichen Flui, die sehr angenehm ist und die ihn wiegt und schaukelt und sich mit ihm hebt und fortströmt, erst sehr rasch, dann ober langsam und iinmer langsamer, bis endlich eine tiefe Ruh« und Stille eintritt. Das ist ein merkwürdiges Gefühl, da» Totsein; man liegt ganz still und unbeweglich da, und es geht einen alles nichts mehr an. Aber es ist nicht aus. Etwas, das ihn sehen macht mit ge- schlostenen Augen, und hören mit toten Ohren. Nur daß ihn gar nicht» mehr ärgert, was er sieht und hört, und daß ihm gar nichts mehr wehe tut. Es ist, als ob er aus sich herausgestiegen wäre... Zu allererst ist eine große Neugierde da: was wird nun mit ihm geschehen? Gleich ist er hoch über der Stadt mit den vielen Dächern und Kirchtürmen, und dann geht es iinmer höher und höher hinauf, end- los lang«. Immer glaubt er, jetzt und jetzt müsse doch endlich sckon der Himmel kommen, aber«s ist wieder nichts, oder es ist eine dick« weihe Wolke, die sich plötzlich vorschiebt und durch die er nur schwer und mühsam durchkommt. Er klammert sich an eine Wolke und rastet. Warum sich plagen? Er hat so viel Zeit! Und der Himmel wird ihm schon nicht davon- laufen! Und überhaupt: wenn er es recht bedenkt, hat er eigentlich nicht viel Lust, da hinaufzukommen Er würde doch nur«inen recht schäbigen und komischen Engel abgeben mit seinen harten schwieligen Händen und dem struppigen, verwildert«» Bart. Und erst das wallend« weihe Engelsgewand! Nein, da paßt schon der blaue Arbeitskittel bester zu Ihm als das luftige Zeug. Und wie er sich vorstellig dort oben zu stehen, eine Palme in der Faust und mit seinen zerstörten Lungen, die voll Metallstaub kl«b«n, ewig und ewiglich und ohne auszuhören immer Halleluja zu singen, wird ihm ganz ängstlich und bang vor der ewigen Langeweil«, die dort oben derrlcheN muß, daß er doch lieber umdreht und auf den Himmel verzichtet. Blieb« asto nur die Hölle. Dazu hat er aber keine Lust. Di« kennt er auch schon— von der Erd« her! Also dreht er um und tut einen gondelnden Gleitflug zurück zur Erde hinunter. Dort ist es inzwischen schon Tag geworden. In den Straßen- schluchten laufen Leute und die Wagen rasseln mit lautem Gepolter. Auf einem großen Platz, den er gar nicht kennt, ist ein solches Durcheinander, daß er sich ordentlich in acht nehmen mußte, um nicht niedergesahren zu werden. Dann ist er in seiner Straß«, vor dem Haus, darin er wohnt. Ein? Gruppe dunkelgekleideter Menschen steht da, die alle düstere
£eben muriick Mienen machen und miteinander flüstern. Er hört gar nicht hin, denn er weiß schon, wovon sie sprechen. Drinnen im Zimmer steht das Bett, das man in die Mitte der Wand zwischen die beiden Fenster geschoben hat, so daß das Fußende gegen die Küchentür schaut. Die Wände sind nackt und leer, alle Möbel fort. Es ist recht kahl und düster... Er selber liegt lang ausgestreckt im Bett, und hat seinen blauen Sonntagsanzug an. Den Kopf hat er weit hintenllbergeworfen, so daß die Zlugenhöhlen gegen die Zimmerdecke starren. Aber die Augen selbst sind fest geschlosien und die Lider so steif, daß sie niemand aufbringen könnte. Nur die Nase starrt spitz und wächsern in die Luft... Von irgend woher dringt«in leises Weinen. Dos kommt aus der Zimmerccke dort, die so sonderbar tief und dunckel ist. Dort sitzt, ganz verkrümmt und niedergedrückt, die Frau und weint schluchzend in ihre Schürze hinein. Und neben Ihr hockt das Kind. Es hat sich ganz in den Rock der Mutter verkrochen. Hütt ein Stück Brot in der Hand und starrt mit ängstlichen und verschlimmerten Augen ganz still gegen das Bett hin. Sie leben also noch und es hat bloß ihm allein getroffen! Das freut ihm fast ein wenig und ist ihm doch wieder nicht recht. Denn wenn er nicht mehr da ist, wovon werden sie leben? Sie werden es jetzt nur noch schlechter haben. Wer wird sich um sie kümmern? Jetzt ist das Unglück erst recht los! Man wird ihn begraben und dann sind sie beide ganz allein... Nun liegt er aufgebahrt in der Leichenhall« an» denkt an die beiden, die er zurückgelasien hat und für die er mm gar nichts mehr tun kann. Da wird ihm sehr bitter zumute. Aber man läßt ihn auch hier nicht zur Ruhe kommen. Der Sargdeckel wird zugenagelt, der Sarg selber wird auf vier knochige
Sbarld Qarrick als ßeist SEu seinem ISO. Todestage am 20. Januar David Garrick, Englands größter Schauspieler, ist durch Lichten» bergs meisterhafte Schilderung seines Spiels die erste klassische Dar- stellung einer Schauspielerperjönlichkeit in unserer Literatur, auch bei uns früh gewürdigt worden, und unser« großen Menschendar- steller haben'sich ihn zum Lorbild genommen. Einzigartig und nie wieder erreicht war die Verwandlui�ssähigkeil dieses Meisters der Maske; man behauptete von ihm, daß er durch das bloße Fortlassen seiner Krawatte sich in einen anderen Menschen verwandeln konnte. Die Geschichten, die von ihm erzählt werden, behandeln denn auch hauptsächlich die Verwunderung seiner Zeitgenossen über diese Seite seiner Begabung. Die berühmteste dieser Anekdoten ist die, die von seinem Erscheinen als Geist F i e l d i n g s berichtet wird. Der berühmte Verfasser des.Tom Jones"' war gestorben und sein Verleger wollte ein Bildnis des genialen Dichters bringen. Aber Fielding hatte sich nie malen lassen, und so ging der Verleger zu H o. garth, der ein Freund des Dahingeschiedenen gewesen war, und bat ihn, Fielding au» dem Gedächtnis zu malen. Das wollte aber Hogarth unter keinen Umständen tun. Als der Maler am Abend ollein in seinem Atelier war, klopfte es plötzlich an seiner Tür. Ber » wundert über den späten Besuch, rief er Herein, aber al» sich die Tür öffnete, fuhr er entsetzt zurück: das war Fieldingl Der Geist— denn nur ein solcher konnte es sein— trat aus Hogarth zu und reichte ihm die Hand. Das Gespenst forderte ihn mit hoh'er Stimme auf. eine Skizze von ihm zu machen und rief mit Grabesstimme: .Rasch, rasch, Hogarth, denn Ich mutz bald in meine Wohnung zu» rück!" Bei diesen Worten sank der erschrockene Maler in Ohnmacht. Das Gespenst nahm jedoch ganz gelassen die dastehende Flajche mit
Schultern gehoben und auf den Friedhof hinausgetragen und in eine leere Grube gesenkt. Und nun weiß er, jetzt erst kommt das schwarze Ende! Und da fällt ihm plötzlich ein: verdammt noch einmal, es war doch dein« Pflicht, für sie zu leben: und das ist der Zweck und Sinn deines Lebens, und kein anderer, daß du für die Deimgen lebst, für deine Kinder, die dann wieder für die ihrigen leben werden! Aber nun ist es zu spät! Er möchte rufen, schreien: hall... ich habe es mir anders überlegt... aber nun bringt er den Mund nicht auf. Und während die Erdschollen schon dick und schwer auf den Sargdeckel niederpoltern, reißt er olle Kraft zusammen und stemmt sich mit den Armen und Beinen wütend geg«n die harten Bretter, die ihm den Weg ins Leben zurück verwehren wolle», bis sie sich biegen und nachgeben und endlich platzen und krachend aufspringen.
Es ist ganz dunkel um ihn her. Aber endlich begreift er: es ist noch Nacht, er sitzt da aufrecht im Bett«, die Decken liegen irgend- wo abgestrampelt auf dem Boden... und er hat all das Schreckliche nur geträumt. Augenblicklich hat«r Angst: dos ausströmende Gas.».? Und er tappt eilig und noch ganz verwirrt und schlaftrunken vom Zimmer in die Küche hinaus und findet endlich, nachdem er lange gor nicht gewogt hatte, ein Zündholz anzuzünden, daß der Gosfchlauch mit dem Hauptrohr, dos ordentlich abgedreht ist, gor nicht ver- bunden war. Und er schleicht leise und vorsichtig in das Zimmer zurück, bleibt ein bißchen vor dem Kinderbett stehen, dos er mit den Augen mr Dunkeln sucht, rafft dann seine Decken vom Boden auf und legt sich wieder nieder. Tastet nach der Hand der Frau, die ruhig neben ihm liegt und schläft, und kann sich vor lauter Frohsein und Glück- seligkeit und Plänemachen: wie er es anstellen wird, daß sie alle drei von nun an bessere, frohere und freudigere Abende hobeu, lange, lange nicht einschlafen.
Wasser, bespritzte ihm da- Gesicht und sagte, als Hogarth wieder zu sich gekommen war, in freundlicherem Ton:.Erschreckt dich der Anblick de» Todes so sehr, daß du nicht«in wenig zum Ruhme deines früheren Freundes beitragen kannst?" Nun griff der Künst- ler, durch diese Worte etwas beruhigt und ermutigt, zum Bleistift und warf nach dem vor ihm sitzenden Modell«in« Porträtskizze Fiel- Vings auf das Papier. Als er damit fertig war. besah der unHeim- liche Gast die Zeichnung und sagte:.Es ist gut." Dann setzte er noch hinzu:„Nun gib auch dem Schatten deine» Freundes die Hand, ehe er auf ewig von dir scheidet". Hogarth zögerte, aber das Ge- spenst packte seine Rechte und drückte sie so krästig, daß der Maler bei sich dachte, die Gespenster könnten doch keineswegs so ganz nn- körperliche Wesen sein. Während dieser Gedanke ihm durch den Kops ging, sah er plötzlich, wie das Gesicht Fieldings allmählich verschwand und an seiner Stelle die Züge Garricks hervortraten. Als der oerwandelte Schauspieler nun in«in helleres Lachen aus- brach, mußte auch Hogarth über den ihm gespielten Streich lächeln. Der Verleger hatte die Hilfe des großen Verwandlungskünstlers in Anspruch genommen: er ließ die Skizze Fieldings in Kupfer stechen. da sie. alle Freunde für überaus ähnlich erklärten und nach Ihr sind alle späteren Porträts des Dichters angefertigt worden.
Eine Meisterleistung osrikanischer Hochtouristik. Drei jungen Engländern, die im früheren Deuftchoftafrika wohnen, ist es ge- glückt, den rund 6000 Meter hohen Gipfel des Kenia zu erklettern. der höchsten, Vation genannten Spitze des gleichnamigen� Gebirgs- stockes, die trotz der Nähe des Aequators mit ewigem Schnee de- deckt ist. Der Kenioberg wurde vorher nur einmal, und zwar nn Jahre 1899 von dem Cupländer Sir Halford Nackinder, erfriegen. Wi« schwierig die Partie ist, geht aus der Tatsache hervor, daß die drei Engländer für die letzten 200 Meter des Aufstiegs nicht weniger al» Über zwei Stunden brauchten,
£)er Siegesssug d Lille , Mitte Januar lSZS. Am 13. Februar 1916 erhängte sich Adolphe vegeyter, ver Komponist unserer„Iillernationale". Er erhängte sich in seinem Zimmer zu Lille , Ru« de Balencienne», Elle Debailleul, aus Gram über die Hetzereien, denen er von feiten seines Bruders Pierre Degyzter ausgesetzt war. und aus Aerger darüber, daß die deutschen Soldaten— 1916!— ihn zwingen wollten, Militärsäcke für das deutsche Heer herzustellen. Am 23. Januar dieses Jahres sind es gerade 70 Jahre her, daß Adolphe Deiieyter geboren wurde. Sein Bater hatte acht Kinder, Und da muhte ein jedes schon frühzeitig in di« Fabrik gehen. Adolphe und Pierre waren beide Musiker, und Metallarbeiter. 2,30 Frqnken pro. Tag. verdienten sse alz Metallarbeiter. Zlbends, nach der Arbeit, trafen sich die Genossen oft in den kleinen Cafes von Lille und sangen gemeinsam revolutionäre Lieder. Adolphe begleitete seinen Bruder und sein« Schwester zu deren Gesang aus einer Flöte. Schon mit 19 Jahren hatte er das Flötenspiel gelernt. 1886 wurde 2ldolphe arbeitslos. Es war ein Streik ausgebrochen und man setzte ihn als gefährlichen Revolutionär auf den Index. Da fang er dann auf öffentlichen Plätzen und komponierte ver- schieden« kleine Gedicht«. Man war gewohnt, bei Familienfestlich- kellen und Wohltätigkellsveranstaltungen, wofür man in den Fa- briken Reklame n rächte, singen und spielen zu lasten, und dazu wurde Wolphe sehr oft gebeten. Er spielte und sang(er hatte eine wunderbare Stimm«) Walzer- und Bostonweisen und andere Tanz- musik neben den kleinen fröhlichen und den sozialistischen Liedern. Für vier Musikanten gab es zu jener Zeit hundert Franken pro Abend, und wenn die ganze Nacht gespielt wurde, so entsprechend mehr. Im 2lpral 1888 hatte Delory die Werke des topforen allen Koinrmrnekämpfers Eugön» Pottier gelesen, darunter di«„3 Itter- nationale". Dclary war der Generalsekretär der Sozialistischen Partei im Nord-Departement, er war später Bürgermeister von Lille und Abgeordneter. Er machte im Mai 1888 seine Freimde Louis Labarre und Paul Bergot auf die.�Internationale" ausmerk- sam, die Pottier im Juli 1871 als Verbannter in Amerika gedichtet hatte. Bergot und Labarre gingen sogleich zu Adolphe Degeyter, der damals in Lille , 10 Place Jernig, wohnte, um ihn zu bitten, die
er„Unternanonale" „Internationale" zu komponieren. Adolph« spielt« nach vier Tage« bereits„Wacht auf, Verdammte dieser Erde" bis„Die Internatio nale erkämpft das Menschenrecht" auf dem Harmonium seines Freundes Polydore Cosioret, der heute in Dunkerqu« wohnt. Bei ihm steht noch heut« dieses Harmonium, auf dem di«.Lntormtti». nale' zum erstenmal ertönte. Adolphe schuf sie erst für eine Stimme. dann für vier Stimmen. Eine Woche später sangen Adolph« De- geyter und Eassoret unser Arbeiterlied zum erstenmal öffentlich in einem kleinen Ense in der Ru« d'Arras zu Lille . Auch. Delor? hörte sie, und er ließ sogleich in der Druckerei Boldodue tausend Exemplar« davon herstellen. Adolphe ließ die„Internationale" ohne seinen Bornamen drucken, weil er gerade in der Spinnerei Wall ort «in« neue Beschäftigung gefunden. hatte und diese nicht sofort wieder verlassen wollte. Delory brachte die tausend ersten gedruckten Erem- plare der„Internationale" cmf den sozialistischen Kongreß von Troyes 1888, wohin er von Lille aus delegiert wurde. Mit stür- Mischer Begeisterung erklang da zum erstenmal in der sozialistischen Welt unser Lied! Erst 1899 wurde es zum erstenmal in Varls durch die mächtig« Stimme von Henry Chesquiär» auf dein I«- moligen Parteitag der französischen Sozialisten im Salle Japy ge. jungen. Die Pariser Druckereibesitzerin Hayard hatte schon vorher von Delory die Erlaubnis erhallen, die.Internationale" zu veröffent- lichen. Adolphe Degeyter verlangte keinen Pfennig dalür. Er fchenkt« feine Autorrechte der Sozialiftischen Partei, und diese schenkte sie der Oeffentlichkeit weiter! Nicht so Pierre Degeyter ! Im Jahre 1903 wurde er durch einen Arbeitsunfall arbeitslos. Und da plötzlich fiel es ihm ein, er könnt« doch aus der Schöpfung feine« Bruders Geld schlagen. Da wandt« er sich an Frau Jeon Baptist« Clement, die Gattin des soziatistischen Dichters, fünfzehn Jahr« später(>), und vertausie ihr im Jahre 1903 ein sogenanntes„Originalmanuskript" der„Inter nationale" für 200 Franken.(Siehe die kommunistische„Huniatiite" vom 5. Mai 1923.) Seitdem feiern die Kommunisten Herrn Pierre Degeyter als den wahren Schöpser der„Internationale". Sie ließen diese traurig« Figur, die im Pariser Borort St. Denis wohnt, noch Moskau laufen und ihr von den Russen, deren Nationalgesang die .Internationale" wurde,«ine Villa schenken, weil Pierre Degeyter seinen Hut an allen Straßenecken ofienlMt. Kurt Lenz.