Vorläufig nur noch Strafdrohung, aber fein Vollzug. München , 22. Januar. ( Eigenbericht.)
Auf sozialdemokratische Anfrage gab in der heutigen Sigung des Haushaltsausschusses Justizminister Gärtner eine Erklärung über die Stellung Bayerns zur Todesstrafe ab. Er formulierte den Standpunkt der bayerischen Regierung dahin, dass die Todesstrafe a13 absolute Strafe beseitigt werden soll. Auch für Mord sollten mildernde Umstände anerkannt werden. Grundsätzlich solle aber die Todesstrafe als Straf drohung erhalten bleiben. Seit der Anregung des Reichs justizministeriums an die Länder, den Vollzug der Todes= strafe bis zur endgültigen Regelung des neuen Straf. rechts auszusehen, wurde in Bayern fein Todes. urteil mehr vollzogen. Es konnten alle Fälle der Begnadigung empfohlen werden.
Bauernschulung in Preußen
Eine Dentschrift des preußischen Landwirtschaftsministeriums Der preußische Landwirtschaftsminister Dr. Steiger hat jest eine Dentschrift über das landwirtschaftliche Bildungs= mesen veröffentlicht, die Ministerialbirektor Arnoldi in einer Pressekonferenz erläuterte. Ausgehend von der vorjährigen Krise in der Landwirtschaft wird in der Denkschrift als Grundlage wirt schaftlicher Betriebsführung die Notwendigkeit betont, den landwirtschaftlichen Nachwuchs in gründlicher Betriebsausbildung zu schulen.
Die Dentschrift sieht in der Boltsschule den Grundstock des landwirtschatflichen Bildungswesens, hält aber die Fortbil dungsschule für den eigentlichen Vermittler der prattischen Landwirtschaftskunde. Im lezten Jahr murden die etwa 13 000 Fortbildungsschulen von rund 273 000 männlichen Schülern besucht, möhrend noch 1924 die Zahl der Schüler mur 98 000 betrug, ein Zeichen, daß auch auf dem flachen Lande der Bildungshunger groß ist. In der Denkschrift setzt sich der Minister für die Einführung der gesetzlichen Fortbildungsschulpflicht ein, fordert jedoch für diesen Fall eine gefeßliche Regelung für die Unterhaltung der Schulen, damit die Belastungen für die Gemeindever. bände sich in erträglichen Grenzen halte. In diesem Zusammenhang wird auf das Mißverhältnis hingewiesen, daß der preußische Staat heute für jeden gewerblichen Berufsschüler 20 M. im Jahre zuschießt, während der Zuschuß für den ländlichen Fortbildungs. schüler nur 5 M. beträgt..
Dirigenten, Sänger und Virtuosen
Orchester.
Die Schallplatte, heute gangbarftes Mittel der Musikreproduktion, findet neue Aufgaben in der Möglichkeit, Musikstücke zu verbreiten, von denen wir noch nicht gehört, sozusagen, sie überspringt den Konzertsaal. Wir lernen nun Kurt Atterbergs dreifähige C- Dur- Sinfonie kennen, die durch den internationalen SchubertPreis anläßlich der Jahrhundertfeier ausgezeichnet worden ist; wir haben die Wahl, sie auf C.- oder D.- G.- Blatten*) zu hören, hier pon den Philharmonitern unter Leitung des Komponisten, dort vom ersten englischen Konzertorchester unter Leitung von Thomas Beecham gespielt. Mit Schubert hat diese Sinfonie wenig zu tun; als Wert einer Gattung, die von den heutigen Kompo= nisten vernachlässigt wird, sicher gesetzt und gut flingend, übrigens nicht ohne Züge persönlicher Prägung, verdient sie Aufmerksamkeit. Ein anderes Bild: Richard Strauß als Sinfoniedirigent an der Spize der Berliner Staatskapelle; das Bild, leider der Bergangenheit angehörend, wird durch eine eindrudsvolle Wiedergabe der Fünften von Beethoven ( D. G.) in Erinnerung gerufen. lan" steht überraschenderweise auf der Platte zu lesen Beethovens Coriolan- Ouvertüre ,, Duvertüre zu der Oper Corio. - erscheint neu bei El.; Don Leo Blech dirigiert, in sehr guter Ausführung. Und Prof. Schrefer bringt bei D. G. die zweite Suite aus Bizets Prof. Schrefer bringt bei D. G. die zweite Suite aus Bizets Arlesienne"; wie die Coriolan- Ouvertüre Musik zu einem Schau spiel, das sie mit gutem Grund überlebt. Das Meistersinger Vorspiel, unzähligemal schon reproduziert, gibt es jetzt auch bei Tr. Das Tr.- Berfahren hat in den letzten Monaten bedeutende Fortschritte gemacht, die Platte, vom Orchester der Städtischen Oper bespielt, flingt ausgezeichnet. Nur an einem ersten Dirigenten, mertwürdig genug, hat es gefehlt.
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Operngesang.
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Leo Slezat singt die Rom - Erzählung aus„ Tannhäuser " zwei große D.- G.- Platten; sehr eindringlich, innerlich belebt, mit großem, warmem Ton; ein bißchen ungenau hie und da, wie er wohl immer gewesen. Aber die Schallplatte, die Bleibendes bieten will und soll, verpflichtet zu endgültigen Leistungen. Mit fünstlerischem Gewissen betreut Wilhelm Rode , den mir als bedeutenden Wagner- Sänger schätzen, den Flieder- Monolog aus den Meister fingern"( D. G.); und Lotte Lehmann gibt im Monolog der Ariadne" durchaus Vorbildliches( D.). Richard Lauber er innert in zmei Arien aus Hoffmanns Erzählungen "( D.) daran, daß Der bäuerliche Nachwuchs soll seine eigentliche Fachschulung aber er einmal( es ist noch nicht lange her) als seriöser Opernsänger eine meiterhin auf den sogenannten Winterschulen erhalten, die in große Zukunft hatte. Hervorzuheben find ferner ein paar italienische enger Tuchfühlung mit der Praris auch die mirtschaftlichen Be- Opernaufnahmen: Nino Piccaluga zeigt in Arien aus Buccinis ratungsstellen für den Bauern abgeben sollen. Die Entwicklung Manon Lescaut " und aus Giordanos Andrea Chenier "( die wir dieser Schulen, deren Träger bisher die Landwirtschaftskammern bald in Berlin hören sollen) tenoralen Glanz, Bravour und startes waren, stagnierte in den letzten Jahren. So bestehen auch in Temperament( B.). Amelita Galli Curci und Giu57 Landkreisen, darunter auch in Ost havelland, teine berieppe de 2uca bringen das große Duett aus dem zmeiten Aft ortigen Schulen. Die Dentschrift fordert auch hier eine stärkere Traviata" Violetta und Germont Bater Unterstützung des Staates.
Zu der Frage der Bauernhochschulen, deren Borbild der Minister in den dänischen Instituten gleicher Art sieht, heißt es in der Denfschrift ,,, daß dem deutschen Bauernstand neben einer Fachbildung auch die geistige Beweglichkeit fehle, und daß er den neuen Berhält niffen gegenüber ungerüstet, die Gestaltung der Dinge in Boll und Staat den anderen überlasse." Diese Feststellung trifft allerdings den Nagel auf den Kopf und hier tönnten Bauernhochschulen unter der Lei ung staats- und verfassungstreuer Lehrer noch ein weites und tankbares Arbeitsfeld finden.
Die Junggesellin.
Phantastisches Schicksal eines französischen Deserteurs.
Bor den Pariser Geschworenen hatte sich dieser Tage die aus den Arbeiterkreisen stammende Ehefrau Couise Landry wegen Ermordung ihres Ehegatten zu verantworten; fie wurde freigesprochen, weil man annahm, daß sie im Affeft gehandelt hatte.
Die Angeklagte hatte furz vor dem Kriege ihren Mann, Paul Grappe, geheiratet, Er murde bei Kriegsausbruch eingezogen, desertierte aber im Mai 1915 und kehrte zu seiner Frau zurück und legte Frauenfleider an. Das Ehepaar nahm dann als eine Frau Joly, Stickerin und als eine Frau Susanne Landgart in Paris eine andere Wohnung. Grappe oder Frau Susanne Landgart spielte die Frauenrolle schließlich so gut, daß er
gefanglicher Ausgeglichenheit( EL.).
Instrumentalisten.
in stimmlicher und
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Bianisten: Liszts 3weite Ungarische Rhapsodie immer und immer wieder die zmeite, nun mit Orchesterbegleitung, erscheint bei D.; von Karol Szriter mit Elan und Birtuofität gespielt. Technisch unfehlbar mit faszinierender Präzision spielt Rachma= ninoff Liszts Bank der Gnomen"; dazu eine eigene Etüde( El.). Und Walter Gieseting bewährt mit einem langfamen Walzer Don Debussy alle Feinheit seiner feltenen Anschlagskunst( Br.). So meit ist nun die Technik der Reproduktion, daß der Klavierton in allen Nüancen zur Geltung fommt. Immerhin Chopins Welt vermag sich durch die Blatte noch nicht ganz zu erschließen. Aber eine neue Folge von Chopin - Platten, die D. G. herausbringt, enthält viel Gelungenes: so zwei Nocturnen, von Raoul v. Koczalsti, dem polnischen Chopin - Spezialisten, und die As- Dur Ballade, von Leonid Kreuzer, den wir als vielseitigen Künstler fennen, gespielt.
Geigerisch Außerordentliches gibt Joseph Szigeti in einem Brasilianischen Tanz von Darius Milhaut und vor allem seltsame Ergänzung einer Bourree", einer Art Tanzstüd, Don Bach für Solovioline( C.). Bom ausgezeichneten Amar HindemithQuartett gibt es zwei einzelne Streichquarette non Mozart , ein Menuett und ein Andante, zu hören( B.). Sehr gut; noch beffer wäre gewesen, die ganzen Werke D- Moll und D- Dur bringen. Ein Meister der Orgel, der Franzose Edouard Come feines Landes, Gigout und Boelmann, befannt( C.). Bei den neuen Aufnahmen der Wurlizer Orgel( Tr.) intereffiert vor allem der Reichtum an Klangeffetten, durch den sie sich für den ,, meltlichen" Gebrauch, - den allerweltlichften: im Filmtheater empfiehlt.
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Harald Paulsen gesungen; gespielt, daß man sich's immerhin besser vorstellen fönnte, von Paul Godwin und seinen Jazzsymphonitern wie heute jede Tangtapelle fich nennen darf. Auf dem durchschnittlich höheren Stand der amerikanischen Jazzkapellen ist hier öfters hingemiesen worden. Dem Liebhaber ist die Br.- Produt tion besonders zu empfehlen, die jeden Monat neue Auswahl bringt. Colonial Club Orchester, mit narkotifierenden Klängen; Es genügt, als Beispiele wieder ein paar Namen zu nennen: das Charly Straights Orchester mit meidem elegant temperiertem Ton; die Washingtonians mit der Spezialität des Grotesfen; Bennie Goodmans Boys, die die Karikatur auf die unwahr scheinlichste Spize treiben. Und immer wieder Paul Whiteman , von dem neuerdings C. ein paar besonders charakteristische Auf nahmen sind und Jad Hylton phantasiert über die Schlager der Saifon( G.). Neue Tangplatten ferner bei D.( Dajos Bela ), P. ( Barnabas v. Gezy), Tr.( Geza Komor), D. G.( Ben Berlin ), E ( Marek Weber ).
Leffing- Feier im Staatstheater.
Hamburger Dramaturgie einige Stücke vor, die ihm helfen, der Der Generalintendant Leopold Jeßner liest aus der radaufustigen Galerie, dem snobistischen Parkett und der aufge blasenen Kritik Bitterkeit und Liebenswürdigkeit zu sagen. Da Jeßners Vortragstunft nicht schlechter als diejenige seiner guten Sprecher ist, gewinnt er mit Hilfe Leffings Beifall und Zustimmung
der Kiugen.
Es verkündet am Vorlesepult der ehrwürdige Krausned den Lessingschen Trost, daß mir im Tode einen gütigen Engel zu ermarten haben. Fürchtet euch nicht vor dem flappernden Stelett mit der Sichel! Nur die Stümper sahen den Tod als solch scheußliches Gespenst. Ihn erwarten die Weisen als den freundlichen Herrn der Ruhe, der dem Schüßling mit sanften Händen das Auge schließt. Da Krausneck diese berühmten Säße nicht priesterlich und dogmatisch anspruchsvoll herredet, sondern väterlich und sogar gut gelaunt, eröffnet er einen anmutigen Weg zu dem durchleuchteten Ingenium, das wir in diesen Tagen so aufopfernd verehren.
All dieser Weihrauch ist zu ertragen, da er noch nicht ranzig ist. Aber genug der profefforalen Beredsamkeit, die so gut gemeint und so gelehrt eingefädelt und disponiert wird! Diese pathetische Archivstaubsaugerei mag sie auch noch so taktvolle mie von dem Fest= redner des Staatstheaters, dem Professor Frig Strich aus München , betrieben werden mirbelt nur noch akademische Mias men auf. Es gibt, Gott sei's geflagt, an deutschen Universitäten nicht genügend germanistisch gebildete Driginale, die ausreichten, um dem Lessingschen Originalgenie eine stets verwandelte, eine stets wieder ursprünglich erquidende Weihe zu bereiten.
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Der Philota s" wird aufgeführt. Die ästhetischen Festredner preifen um 8.20 Uhr den Soldatenfreund Leffing und den friderizianischen Geist im sächsischen Pastorensohn. Sie führen um 8.30 Uhr den friegführenden Patrioten Leffing ins Dunkel zurüd, damit der Friedensapostel hörbar merde. Sie verklären fünf Minuten später den Deutschen Lessing und sind schwißend bemüht, am Schlusse dieses gelehrten Toasts auch dem Weltenbürger Leffing seine Rechte einzu Magister überanstrengen fich auch bei der Betrachtung des Philotas. räumen. All diese in das Geschlinge ihrer Philologie vermidelten Es ist ein tragischer, sprachlich sehr tonzentrierter Einafter. Es ist eine pathetische Satire auf das Heldentum. Das friegerische Besen ist das Wichtigste. Es wird eine viehische Seite der Menschennatur gezeigt, die patriotische Mordlust, die nur moralisch gemilbert ist, da
hilotas sich selber erst ersticht, bevor er von den Seinen das Blutopfer verlangt. Der Philotas ist ein Monstrum an Größe und Größenwahn. Zum Glück hat das letzte Bort nicht der verrückte Held, sondern der Staatsmann, der den wahnsinnigen Helden zum Teufel wünscht. Es ist ein interessantes Stüd und so, wie es am Staatstheater aufgeführt und von der Bhantasie des modernen Regiffeurs Jürgen Fehling in psychologische Etappen aufgeteilt murde, mirkt es überraschend und fesselnd.
Müthel hört als Philotas die verführenden Jenseitsstimmen, die ihn toll machen. Er mird wirklich zu einem gespenstischen Helden. Granadh gibt dem viehischen, gutgläubigen Feldwebeltum alle Bormiertheit, die notwendig ist. Balter Frand endlich als König, der den ganzen Unfinn dieses Heroismus durchschaut. Man bangt bei der Philotas" Aufführung wieder um die primitivsten Kräfte der Vernunft. Es wird deshalb ein modernes Stüd lebendig. Max Hochdorf .
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den Spiznamen„ La Garconne"( Junggesellin) betam. Er mette ,, non" macht uns mit Komponisten feines Instruments und„ Das Schicksal derer von Habsburg."
besuchte eifrig die Bars und lernte zahlreiche Freundinnen kennen, mit denen er sich auf dem Montmartre und im Bois de Boulogne trai. Nach der Behauptung der Angeklagten hatte er im Laufe der Jahre die Bekanntschaft von über 3000 Freundinnen gemacht; man fand bei ihm mehrere hundert Liebesbriefe. Das Mannweib verfiel aber bald dem Trunt. Während Liefer ganzen Zeit arbeitete seine Frau in einem Hüttenbergwerk. Im Jahre 1925 kam die Amnestie, Grappe legte jegt die Frauenkleider ab und lebte unter seinem alten Namen mit seiner Frau weiter. Es fam aber zwischen den Eheleuten zu dauernden Streitig teiten, da Grappe vom Alkohol nicht abließ und seine Frau wieder holt schwer bedrohte.
Am 21. Juli 1928 waren die Eheleute mit ihrem tranten Kind, das fie in einem Kinderkrankenhaus hatten untersuchen laffen, zurückgekehrt. Grappe verließ trop der Bitten seiner Frau die Wohnung und lehrte nach einigen Stunden schwer betrunken wieder heim. Die Frau brachte ihn ins Bett und bat ihn flehentlich, wegen des franken Kindes keinen Lärm zu machen. Blöglich erwachte der Trunkenbold, brüllte wie ein Löwe und stieß Drohungen gegen die Frau aus. Louise Landry griff in ihrer Angst nach einem Revolver und gab auf ihren im Bett liegenden Mann einen Schuß ab, der fofort tödlich wirkte. Sie erklärte vor Gericht, fie habe geschossen, um ihr Kind zu verteidigen. Das Kind ist während der Inhaftierung der Angeklagten gestorben. Die als Zeugen vernommenen Hausbewohner stellten dem Erschossenen das schlechtefte Zeugnis aus. Die Mutter der Angeklagten schilderte den Leidensweg ihrer Tochter und erklärte, Grappe habe eines Tages in ihrer Gegenwart seine Frau zu Boden geworfen und aus gerufen, er werde sie töten, um frei zu sein. Der Staats anwalt verlangte die Berurteilung der Gattenmörderin. Die Geschworenen erfannten jedoch auf nichtschuldig, da die Frau im Affett gehandelt habe.
40 Tote auf der Wahlstatt.
Geistliche Mufif.
Eine große, schöne Sache bei El.:,,Cum spiritu sanctu" aus Bachs H- Moll- Meffe, berühmte Spizenleistung des Philhar monischen Chors unter Siegfried Ds; wieder werden wir an einen Besiz erinnert, dessen die Berliner Musikwelt sich nicht mehr freuen darf. Aber an das freundliche Bild der Wiener Sängertnaben, wie sie auf der Bühne des Schauspielhauses standen, erinnert uns mun eine P.- Platte: Engelchor aus Mendels johns ,, Elias" und„ Ave verum" von Mozart , diefer Knabenchor hat taum seinesgleichen. In das Gebiet der jüdisch- geistlichen Musik führt D. mit einer Folge von Aufnahmen, die Chemla winower mit seinem verstärkten Synagogenchor geliefert hat; nun als einft meilen legte deutsche Keduscha" In Soloftüden mit Chor und Orgel läßt der Oberkantor Hermann Fleischer( B.) sich hören, übrigens mit großer, gut gebildeter Baritonstimme. Jüdische Mujit, zum Teil hebräisch gesungen, aber fie hat wenig ursprünglich Jüdisches mehr, obgleich sie eigene Komponisten hat. Wie den befannten Louis Lewandowfty; doch der hält im Stil etwa zwischen Mendelssohn und frühem Wagner, er wahrt die mittlere Linie des neunzehnten Jahrhunderts, dem er angehört. Aber im Monodischen Gingen des Rantors Joseph Rosenblatt ( E.) ,, Ribono shel olom" shel olom"- in den ausbrudsvoll fagenden Lauten dieses gutturalen Tenorbaritons, der in hohen Kopftönen faft bis in Sopranlage fteigt, flingt ein Gefühlston, ein Boltston, der die Ampaffung an die abend ländische Mufit nicht vollzogen hat.
Amüfiermufit.
Das Beste was das Jahr an Mufit sehr leichter( nämlich un beschwerten) Gattung hervorgebracht, das Schlagendste erscheint jest auf einer D.- B.- Blatte: der Kanonenfong aus Kurt Weills Drei
Primus- Palaft.
Dieser Stoff, der die Tragödie des Habsburger Houses, von dem Drama in Meyerling angefangen, über die Ermordung der Kaiserin Elisabeth bis zu dem Attentat auf Franz Ferdinand und dem einsamen Tod des alten Raisers behandelt, wäre, als pathetische Hojund Staatsaftion behandelt, ein Baroddrama nach dem Geschmac des 17. Jahrhunderts geworden. Aber heute sind wir abgekühlt und empfinden die Tragödie eines Dienstmädchens unter Umständen stärker als die Liebes- und Morbereigniffe faiserlicher Geschlechter. In Wirklichkeit gibt diese Bilderfolge, die Rolf Raffé mit viel Uniformen und an ihren historischen Schaupläßen inszeniert hat, feineswegs die Tragödie eines Landes oder Boltes, sondern nur eine Familiengeschichte wieder. Der alte Franz Joseph tönnte ebenso gut Seniorchef eines Banthouses sein. Er ist dargestellt ganz vertnöchert durch sein spanisches Hofzeremoniell, ohne Gefühl für die Herzens. wünsche seines empfindsameren Sohnes. Nach den üblichen Ausschweifungen seiner Jugend zur Pflichtehe mit der langweiligen Stephanie verurteilt, fucht Kronprinz Rudolf Erfaz in der Liebe aur jungen, schönen Betsera, und da er feinen Ausweg findet, begeht er mit ihr Selbstmord.( In Wirklichkeit wurde er ermordet.) Es wird gar nicht versucht, den weiteren Inhalt des Films zu gestalten, sondern es werden die Ereignisse einfach aneinandergereiht. Geschichte, wie sie sich der kleine Moritz vorstellt.
Künstlerisch ist von dem Film nicht viel zu sagen: Frig Spira als Franz Joseph sieht aus wie eine Puppe aus dem Wachsfigurenfabinett; er ist nur noch Mechanismus. Den Kronpringen stellt 21fons Fryland gequält und gedrüdt dar, nur in den Szenenmit der Betfera taut er auf, aber wenn sein uffiger Beibfiater Bratfisch ihn erheitert. Die anderen historischen Persönlichkeiten sind mehr nder meniger nach der Natur gezeichnet: Erna Morena als immer noch schöne Kaiferin Elisabeth und Leni Riefenstahl als Betsera versuchen die ihnen anvertrauten Rollen individuell zu be
Ueber das Ergebnis der soeben beendeten zweimonatigen Wahl- grofchenoper". Leider ohne Bert Brechts Borte, leider nicht von Erzherzog Leopold( Wölfling ), der inzwischen alle Stufen des Lebens
fampagne für den Gouverneurposten des Hidalgo- Staates wird berichtet, daß im Berlouf bes Wahlkampfes 40 Berfonen getötet unb 100 verlegt worden. Das Ergebnis der Wahl steht noch aus.
Columbia; D. G. Odeon; B. Barlo