Bei der Kreisvertreterversammlung des 16. Kreises Köpenick einigte man sich auf den Genossen Poltsdorf als Delegierten zum Parteitag. In der Diskussion wurden Stimmen laut, prinzipiell teine Rücksichten auf die Person des jeweils auf gestellten Genossen zu nehmen, sondern sich nur von seiner Be fähigung leiten zu lassen. Von einer Festlegung des Delegierten in feiner Stellung zur Wehrfrage wurde abgesehen. Der Wahl voraus ging ein Referat ,, Der Baiteitag in Magdeburg ", das für den ver hinderten Genossen Wendt, M. d. R., Genosse Friedländer hielt. Der Referent setzte sich sehr entschieden dafür ein, daß in Magdeburg nicht nur die Mehrfrage zur Debatte stehen darf. Man könne die Wehrfrage nicht losgelöst von der politischen Lage beurteilen. Troz sehr scharfer Kritik stellte sich der Referent zusammenfassend auf den Standpunkt der letzten Berliner Funktionärversammlung: Der Magdeburger Parteitag hat die Pflicht, eine Debatte herbeizuführen und aus ihr heraus Richtlinien abzuleiten, die auch für die Minister verbindlich sind. Zum Behrprogramm befannte er sich ziemlich einschränkungslos und schlug nur einige Wortänderungen in der Formulierung vor. Das Bewußtsein der Richtigkeit der sozia listischen Idee müsse in Magdeburg als Großes und Einheitliches
hervortreten.
Partei folle für Abschaffung der Reichswehr eintreten und nur die Bolizei als militarische Macht belassen. Die Mehrheit der Versammlung war nicht dieser Ueberzeugung und stimmte auch gegen einen Antrag, den§ 3 des Behrprogramms vollständig zu streichen. Nachdem auch ein Ergänzungsantrag des Genossen Kemnitz von der Versammlung abgelehnt war, beschlossen die Delegierten, von einer endgültigen Stellungnahme zunächst ab= zusehen und den Delegierten für den Parteitag freie Hand zu lassen. Schließlich wurde Genosse kemnitz gegen den Genossen Maderholz, der die Abschaffung des§ 3 verlangt hatte, uls Delegierter gewählt.
Kemniz vertrat die Auffassung, daß die Sozialdemokratische Partei den wehrpolitischen Schutzmaßnahmen der deutschen Republi? nur so weit Interesse entgegenzubringen hat, als die von ihr vertretene arbeitende Klasse Gefährdung oder Benachteiligung erfährt.
Neukölln.
Die Vertreterversammlung des 14. Kreises beschäftigte sich am Dienstag in den Passagefestsälen mit dem Vorstandsbericht, Neuwahlen und Anträgen zum Bezirks- und Reichsparteitag. Dem Geschäftsbericht, den der Kreisleiter Landtagsabgeordneter Har nisch gab, ist zu entnehmen, daß die Aufwärtsbewegung der Bartei auch im letzten Jahre anhielt. Neukölln hat heute 6343 Mitglieder, die abgefeßten Beitragsmarken zugrunde gelegt, sogar 7500. Die tatsächliche Zunahme betrug 560 männliche und 182 meibliche, insgesamt 742 Mitglieder. Auch die Maimahlen brachten uns troß schärfster Gegenagitation der Kommunisten Erfolge. Bir fonnten 40,3 Proz. aller abgegebenen Stimmen als sozialdemofratische buchen. Das Organisationsleben war sehr rege und zeigte fich in all unseren Wahlversammlungen und Demonstrationen. Bir sind zwar die überaus stärkste politische Organisation am Orte und in Berlin , das darf uns aber nicht abhalten, im neuen Jahr mit noch größerer Kraft die abseits stehenden Massen zu erfassen. Genosse Eichstädt konnte als Kassierer von einer erfreulichen Entwicklung der Kassenverhältnisse berichten. Bom Bildungsaus schuß gab Genosse Stadtrat Schneider einen Ueberblick über die geleistete Arbeit, die mehr Schulungsarbeit für die Partei war.
Reichstagsabgeordneter Genoffe Robert Schmidt referierte am Freitag im Ledigenheim in der Bappelallee vor den Delegierten des Kreises Prenzlauer Berg . Die wichtigste Frage, die den Magdeburger Parteitag beschäftigen mind, ist die Koalitionsfrage. Die Dames Last en bringen für die Arbeiterschaft eine starke Belastung. Von dem Einfluß der Partei auf die Reichsregierung wird es abhängen, ob ein Teil dieser Lasten von den Schultern der Arbeiterschaft genommen werden fann. Gogen die Vorschläge, größere Umsatzsteuern zu erheben, muß die Partei fich wenden. Eine zweite wichtige Frage, die auf dem Parteitag geflärt werden soll, ist die Stellung der So= zialdemokratie zur Wehrmacht. Der Referent vertrat den Entwurf der Programmtommiffion; in einzelnen Fragen wünschte er Aenderungen. Er wandte sich dagegen, daß den Soldaten das Wahlrecht gegeben wird. Die Angehörigen der Wehr macht stehen nicht im politischen Leben und können sich teine eigene Meinung bilden. Auch wird die Wahlagitation unter den Soldaten schwierig sein. Mit aller Schärfe verlangte der Referent, daß endlich einmal der Unterricht der S01Daten DON republikanisch zuverlässigen Staatsbeamten übernommen wird. In der Zur Wehrfrage lagen mehrere Anträge vor. Nachdem die GeDiskussion vertraten einige Genossen die Auffassung, die nossen Günther, Künstler, Wolfgang Schwarz, Abraham, Löwendienossen
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Flachsmann Soeben erschienen" als Erzieher Komödie von
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81 Uhr.
Der Vorstandsbericht wurde ohne Diskussion zur Kenntnis ge
nommen.
fen und Harnisch für einen 25bon, Emft Barth fur date Tante hung der Reichswehr eingetreten maren, wurden folgende Anträge angenommen:
Antrag Künstler- Löwenstein: 1. Abja 3 der Richtlinien im Behrprogramm ist zu streichen. 2. Die SPD . Neukölln lehnt die Bejahung der Reichswehr ab und fordert den systematischen Abe bau der Wehrmacht.
Antrag Wolfgang Schwarz: An Stelle der grundsätzlichen Ausführungen des Wehrprogrammentwurfs zu setzen: ,, In dem Bewußtsein, daß die Ideologie der Landesverteidigung zu Angriffstriegen mißbraucht worden ist,
in der Erkenntnis, daß die Landesverteidigung im überliefertent Sinne durch die Kriegstechnik im allgemenen und durch die ein feitige Entwaffnung für Deutschland im besonderen überholt ist, in der auf Erfahrung gegründeten Sorge, daß die bewaffnete Mad, t in sozialen Kämpfen gegen die aufsteigende Klaffe mißbraucht wird, rämpft die Sozialdemokratische Partei Deutschlands für die Abschafjung des Krieges aus dem Bölker- und Staatsrecht, für das Verbot aller Kriegsvorbereitungen und Zerstörung aller Kriegsmittel. Solange eine Reichsmehr besteht, ringt fie um ihre Umwandlung in ein dienendes Glied der demokratischen Republit und stellt hierfür folgende Forderungen( hier würden die Einzelforderungen folgen."
Zum Reichsparteitag wurde ein Antrag angenommen, in dem verlangt wird, daß alle Arbeiter, Angestellten und Beamten, für die freigewerkschaftliche Berufsorganisationen bestehen, verpflichtet find, sich diesen anzuschließen; ferner ein Antrag, statt der Wochenbeiträge wieder Monatsbeiträge einzuführen.
Der Vertretertag nahm dann noch zwei Entschließungen an; die eine gegen Abschluß eines Kontordats in Preußen, die andere gegen die Verunglimpfung des Genossen Emil Barth im Memoierenwert Hermann Müllers:„ Die Novemberrevolution".
Zu Parteitagsdelegierten wurden Genoffe Harnisch und Ge noffin Bohrmann vorgeschlagen.
Ein langjähriges Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, der Schriftgießer Emil Krause , Zehlendorf , Mittelstr. 11, ist am Sonntag im Alter von 73 Jahren verstorben. Die 74. Abteilung Zehlendorf der SPD. verliert mit ihm ein treues Mitglied. Die Einäscherung findet am Donnerstag, dem 24. d. M., abends 6 Uhr im Krematorium Wilmersdorf ſtatt.
( Schluß des redaktionellen Teils.)
Die Sowjetunion läßt dem altberithmten Weinbau im Rautasus und in der Krim besondere Pflege angedeihen und bringt diese Erzeugnisse auch auf den deutschen Markt. Die füdrussischen roten Tafelweine zeigen seinen Bordeaurcharakter, föftlich sind die süßen Dessertweine, die sich den allbekannten spanischen und portugiesischen Güdmeinen eben bilrtig zur Seite stellen. Erhältvertretung Ph. Brand u. Co., Berlin SW. 68, Lindenftr. 3.
Die Vorstandswahlen hatten folgendes Ergebnis: 1. Vorsißender Genosse Harnisch, 2. Vorsitzender Genosse Paul Feller, Schriftführer Arndt und Fechner, Kassierer Eich städt, Beifizer Brinkmann, Großmann, Günther, Friz Schulz, Waldheim, in allen einschlägigen Geschäften. Verkaufsstellen errichtet die GeneralWachawiack und Genoffin Siedel. Als Mitglied der Pressefommission des„ Vorwärts" wurde Genosse Stadtrat Waldheim wiedergewählt.
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