England und die Reparaiionskohle. Besorgnisse im Unterhaus geäußert. London . 24. Januar. Die denkschen Kohlenliefervngen auf Repara- tionskonlo werden in England als sehr bedeutsam angesehen. Man kann damit rechnen, dah die britischen Vertreter im SachverslSndigenaueschutz bezüglich der Sachlieseningen einschneidende Abänderungen des gegenwärtigen Sachiiefe- rungssysiems verlangen werden. Der Wettbewerb, den die deutsche Industrie aus allen wesentlichen Weltmärkten den englischen Erzengnissen macht, erscheint in England also ebenso wichtig wie die Sicherung einer Quote im endgültigen Reparationsabkommen, das Englands Schuldenverpslichtungen an die vereinigten Staaten deckt. Deutschland soll nicht nur aus einer sinanziellen vasis gebunden werden, die ihm geringe Erleichterungen gegenüber den bisherigen Verpflichtungen bringt, sondern Hand in Hand damit soll eine wesentliche Beschränkung der deutschen Aussuhriadu. st r i e erfolgen. Im Unterhaus stellte Sir Element Kinlochcooke die Frage, ob die Regierung in Anbetracht der ungünstigen Wirkung, die die deutschen Kohlenlieierungen auf Reparationskonto auf die britische Kohlcnindustrie ausübe, die britischen Vertreter im Reparations-Aus- suhrausschuh beaustragen wolle, für eine Aenderung der Be> dingungen einzutreten, unter denen sich die Reparationslieferungen von Kohle zurzeit vollziehen. Schatzkanzler Churchill erwiderte, die britischen Vertreter in dem genannten Ausschuh seien unabhängige Sachverständige und ihre Ernennung sei nicht unter der Voraussetzung erfolgt, dah sie Instruktionen von ihm erhalten sollten. Der Abgeordnete Evans fragte, ob der Schatzkanzler im hin. blick auf die e r n st e Lage der Kohlenindustrie sich nicht dazu ver- stehen wolle, bei diesem unabhängigen Ausschuß vorstellig zu werden. Churchill erw'derte, man müsse diesen kompetenten Herren zu« tramen, dah sie all« Fragen, die die ihnen vorliegende Materie betreffen, berücksichtigen würden. Die Regierung übernehme für alles, was getan werde, die voll« Verantwortung. Der Ausschuh werde lediglich Vorschläge unterbreiten, die Entscheidung liege bei der Regierung und alle konstitutionellen Formen würden selbstver» ständlich gewahrt werden._ Außendebaiie in Warschau . Der po'nische Sozialist für die Minderheitsvölker. Im Sejm -Ausschuß für Außenpolitik betonten der ukrainische Abg. Lewizki und der jüdische Abg. Reich übereinstimmend, daß die Behauptungen Zaleskis Über die günstige Lage der Min- derheiten in Polen den Tatsachen leider nicht entsprechen. Le. wizki klagte besonders über die Unterdrückungsmethoden der Poli- zeibe�orden: der Bruder eines Ukrainers, der vor einiger Zeit das Attentat auf den Präger Konsul verübte, sei ehemaliger pol- nischer Polizeispitzel gewesen. Der Redner des Regierung sblockse Walewfki hielt eine anckideutsche Rede, m der er schr viel von Chauvinismus und Polense indlichkeit der deutschen Politik redete. Die G r o e n e r- Denkschrift spielte dabei natürlich ein« große Rolle. Der Stand- punkt der reichsdeutschen Sozialisten in dieser Angelegenheit sei nach seiner Meinung zumindestens überaus zweideutig. Auf die Angrisse Walewskis gegen die deutsche Sozialdemokratie erw'dcrte der Sozialist R j e d sk a l k o w s kl. Cr' erklärfef daß die' deutschen Sozialisten den Panzerkreuzer be» kämpft hätten, das aber nicht weiter aus Kosten der Koalitions- regierung hätten tun dürfen, deren positiven Wert für die Frie- denspoliti? und auch für das Verhältnis Deutschlands zu Polen selbst Außenminister Zaleski anerkannt habe. Der Fortbestand der gegenwärtigen deutschen Regierung sei viel wichtiger als der Bau des Pan.zerkreu.zers. Die polnischen Sozialisten befänden sich zur polnischen Regierung in Opposition, ständen aber der Außen- Politik Zaleskis loyal gegenüber und bedauerten nur, daß diese Außenpolitik völlig ohne Kontakt mit dem Parka- m e n t und der ösfentlichen Meinung gemacht werde, und dadurch selbst Grund zu Mißtrauen im Ausland biete. Die polnische Außen- Politik schädige sich durch die inneren undemokratischen Methoden. Was die Minderheitenpolitik Polens anbetreffe, fo hätten die Redner der Minderheiten durchaus recht. Die Grund- sätze, die Zaleski nach innen und außen immer wieder vertrete, niüsie er zuerst im Inneren des Landes durchführen, wenn sich die Lag« der Minderheiten tatsächlich und nicht nur auf dem Papier bessern solle. Abg. K a p e l i n s k i(radikale Bouernp. Wyswolenje-Be- freiung) erhob den Vorwurf, daß sich das Vertehrsministerium mir deshalb so energisch für den Bau einer Eisenbahndirektion in Eholm einsetze, weil die Leitung des Baues der Vaugesellschaft Tor anvertraut sei, die ausschließlich aus dem früheren Verkehrs- minister Romozky und seiner Familie besteh«. Romozky sei elf Monate hindurch gleichzeitig Verkehrsminister und Verwal- t>mgsrat der Baugesellschast- Tor gewesen, und das fei auch im Warschauer Handelsregister eingetragen. Der Bau der Eisenbahn - drektbn In Eholm verschlinge mindestens fünfzig Millionen Zloty. Dieser schwere Vorwurf wurde sofort durch Vermittlung des Vorsitzenden der Kommission dem Vizeministerpräsidenten Bartels zur Kenntnis gebracht, der den stenographische De- rirf-t rn't der Red? Kapelinskis dem früheren Minister Romozk zu- stellen ließ, um Ausklärung zu fordern.
Baden und die Reichsbahn. Stellungnahme des Landtags. Karlsruhe . 24. Januar.(Eigenbericht.) Der Badische Landtag nahm am Donnerstag zur B e- fetzung der Lerwaltungsratsstellen der Reichs- bahn Stellung. Der Landtag billigte die Haltung der Regierung, die gegen die„Uebergehung der Vertragsrechte des badischen Lan- des" Verwahrung einlegte. Di« Tarifpolitik der Reichsbahn wurde scharf kritisiert, da durch sie die oberbadische Industrie und die badrschen Rheinhäfen schwer geschädigt würden. Di« Bemühungen der badischen Regierung, die Reichsbahn zu einer Aenderung ihrer Tarispolilik zu veranlassen, wurden vom Landtag einmütig gut- geheißen._ der deukschöslerreichischen viiekerschuhfrage ist in dem neuen obstruktionssreien Unterausschuß des Nationalrate, eine Annäherung nicht erfolgt: Die Regierungsparteien wollen die Mieterhöhung größtenteils den Hausbesitzern zuwenden, die Sozioldemo- kratcn nur der Bouför*derung. Somit hätte laut Verein- barung das Volk zu entscheiden. Aufsehen macht eine Art Kompromißvorschlag des Leiters der Hypothekenanstalt Dr. Phi- lipp: lg Proz. der Erhöhung den Hausbesitzern, aus dem Nest lebens- längkiche, der Erhöhung fast gleiche Zuschüsse an die Wohnungs- üchaber.
Zwei Entthronie.
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Wilhelm zu Amanullah : ,Oaß Gie persönlich um Ihren Thron kämpfen, beweist nur, daß Sie nicht aus wirtlich feinem Fürstengefchlecht sind wie I&Ö! Elsaß -Debatte in Paris . Oer Kamps um den Autonomismus.
Paris , 24 Januar.(Eigenbericht.) Heute nachmittag begann in der Kammer vor üderfülltem Hause die große Debatte über da» Elsaß zu der nicht weniger als elf Interpellationen eingegangen sind. Der Ministerpräsident wird nach den Interpellanten das Wort zu einer langen Rede ergreifen, deren Hauptinhalt, wie versichert wird, eine Fülle von Anklagen gegen die Autonomisten bilden soll Poin- carö habe, so heißt es, für diese Gelegenheit bereits fett Iahren Material gesammelt und er will keinen Zweifel über die Verant- worllichkeit der Autonomisten lassen. Der Ministerpräsident soll end- lich die geplanten Sondergesetze für das Elsaß verteidigen. Man hegt die Hoffnung, daß Poincare Proben einer etwas klügeren Denkweis« ablegen möge, als sie seine Verehrer von ihm erwarten. ' Als erster der Interpellanten bestieg heute der sozialistische Ab- geordnete-» w.s'- i. Grumbach........ die Tribüne. Grumbach erklärte sogleich, es wäre besser gewesen, man hätte diese Debatte, während welcher das Haus feine volle Ruhe und Würde bewahren müsse, frühes angesetzt, denn die Tatsachen. mit denen man es heute zu tun habe, rührten weder von gestern noch von 1924 her. Er habe immer gesagt, er könne die von Poincare betriebene Bersöhnungspolititnichtver stehen: so würden nur die Autonomisten ermuntert. Diesenigen, die heute von der Unterdrückung des Elsaß redeten, hätten anscheinend die Ver- gangenheit vergessen. Die Autonomisten redeten heut«, das Elsaß habe im November 1918 sein« Freiheit verloren: dabei habe R i ck l i n einst im Reichstage selbst erklärt, die ganze Presse- und Versammlungsfreiheit sei vor dem Kriege im Elsaß abgeschafft wor- den. Hat man vergessen, daß H i n d e n b u r g alle elsässischen Familien deportieren lassen wollte?! Hat man die B e g e i st e- rung der Elsässer im Augenblick des Waffenstillstandes vergessen? Es war eiste Begeisterung, die vielleicht ihresgleichen in der Ge- schichte sucht. Heute aber will man die Welt glauben machen, das Elsaß werde unterdrückt. Sicher seien Fehler begangen worden. Aber auch in seinen Fehlern sei Frankreich gut gewesen Die Schwie- rigkeiten hätten am Tage des Einzuges der französischen Truppen begonnen. Millerand habe damals nicht verstanden, daß die regionalistische Idee im Elsaß nur zu Mißverständnissen führen könne. Er habe ein Ausnahmeregim« eingerichtet, das die schlimmsten Folgen zeitigte. Bereits im Oktober 1919 habe dann mich der Abgeordnete Wetterle auf die Keime einer Föderalistischen Partei hingewiesen. Hier liegen, so erklärt« Grumbach, die U r- spränge des Autonomismus. Wenn auch Unzufriedene aller Art heute als Mitläufer mitspielen, einig« verdienen, daß sie verstanden werden. Man muß zuerst die Frage der Naturalisierung einer Lösung zuführen, dami für das Los der Arbeitsinoa- liden, der Beamten, der Eisenbahnarbeiter sorgen. Man muß den Grundsatz der Zweisprachigkeit im Gerichtswesen respektieren, aber im Unterricht muß das F r a n z ö- fische den Vorzug erhalten. Jeder Elsässer muß so gut fron- zösisch wie deutsch sprechen. Man könne serner ruhig mit dem Vatikan Verhandlungen wegen Einführung der Laiengesetze im Elsaß beginnen. Die Welt muß wissen, daß das Elsaß französisch ist. Nach Grumbach sprach der Abgeordnete Brom (Kath. Dem.). Er erklärt« sich erstaunt darüber, daß gewisse Anhänger der Zweiten Internationale sich als Vorkämpfer des elsässischen Patriotismus gebürdeten. Eine sozialistische Zeitung im Elsaß habe D e l c a s s e der Vorbereitung des Krieges beschuldigt.„Dieselbe Anklage," rief hier Poincare dazwischen,„schleudert die autonomistische Presse jeden Tag gegen die smnzöstschc Regierung." Vrom beschwor zum Schluß Frankreich , es möge sich Mühe geben, das E l f a ß z u o e r st e h e n. Durch das Elsaß könne Frankreich Deulschland erreichen und umgekehrt. Als der Abgeordnete Brom seine Rede beendet hat, erhebt sich Poincarö, um zu protestieren gegen die Beschuldigung des Abgeordneten Brom , als seien die Elsässer einem System der Verfolgung ausgesetzt. Er könne im Gegenteil Beweise dafür liefern, daß Geschworene vmu Colmarcr Prozeß fortgesetzt den stärk- sten Angrissen ausgesetzt gewesen seien. Der elsässische Abgeordnete Walter, der keiner Partei angehört (aber den Autonomisten nahesteht), erklärt, das Elsaß sei ohne V o rb e h a l t in die jranzösische Familie zurückgekehrt. Allmählich
habe sich durch das systematische Nichtver stehen der sozialen Probleme ein Unbehagen herausgebildet. Man habe geglaubt, daß das Elsaß , wenn es wieder sranzösisch werde, auf den b e r e ch- tigten Partikularismus verzichten werde, der Jahrhunderte hindurch zur Befriedigung der großen französischen Patrioten geachtet worden sei. Doch habe das Elsaß niemals auf seine Muttersprache verzichtet. Di« große Mehrheit der Bevölkerung, gleichwohl, ob es sich um Katholiken oder Protestanten handele, sei der Laien- gesetzgebung feindlich gesinnt. Die elsässischen Autonomisten seien nicht Agenten des Auslandes. Die Bedrohung mit einem Druck hätte bei den Elsässera niemals Erfolge gehabt, selbst nlchk unter der deutschen Herrschaft. Frankreich hätte eine Reformpolitik treiben sollen, aber es habe nicht gehört. Der Abgeordnete nennt den Prozeß von Eolmar skan-' d a I ö s. Niemals hätten die Unterzeichner de» M a n l f e st c s de» Heimatbündee aufrührerische Reden gehatten. We Unter- zetchner, soweit.sie Beamten seien, seien entlassen worden. (Poincar* ruft dazwischen: Sie werden wieder w ihre Aemter eingesehl). Die Ausführungen des Abgeordneten über den Colmarer Prozeh rufen eine leidenschaftliche Auseinander» fetzung zwischen ihm und dem Abgeordneten Brom einerseil» und dem Abgeordneten Grumbach andererseits hervor. Der Ab» geordnete Watter erklärt, mit einem Programm, das sich gegen die Regierung, aber nicht gegen die Nation richtete. sei seine Partei in den Wahltamps«ingetreten und macht zum Schluß in längeren Ausführungen geltend, daß man den regionalen Charak- ter des Elsaß respektieren und deshalb die Laiengesetze verwerfen müsse. Nach dieser Rede wurde die Fortsetzung der Debatte auf morgen v ert a g t. Kanaltunnel leicht und billig. Vorzüglicher Boden.- Kostenvuntt: 500 Millionen Mark. pari», 24. Januar. (Eigenbericht.) Der frühere Arbeitsminister L« Trocquex gab in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des vom einstigen Botschafter in Lon» don gegründeten französischen Kanattunnel-Komitees im»Jntran- sigeant" einige interessante Erklärungen über die Möglichkeit des Tnnnelprojektes. Le Trocquer erklärt«, dem Vau eines Tunnels unter dein Kanal ständen kaum technische Schwierig- leiten im Weg«. Bereits bei L o r a r b« i t e n die in den Jahren 1873— 1880 auf französischer Seite unternommen wurden, sei man dicht unter dem Meeresgrund auf eine Schicht grauer Kreide gestoßen, diese sei wasserundurchlässig und eigne sich vor- züglich für die Arbeiten. Der Tunnel würde eine Länge von un- gesähr 5 3 Kilometern erhalten. Seine Kosten werden mit etwa 3 Milliarden Franken(500 Millionen Mark; Red.) veraii- schlagt. Le Trocquer erklärte hierzu weiter, nach einem im Jahre 1919 ausgestellten Voranschlag werde sich dieses Kapital mit Leichtigkeit zu 5 bis 6 Prozent jährlich verzinsen, hierzu sei sogar nur die Zahl der heutigen Englandreisenden zugrunde gelegt. Man dürfe aber doch annehmen, daß sich die Zahl nach Fertigstellung des Tunnels erheblich vergrößern werde. Militärische Gegenargumente lächerlich. London , 24. Januar. (Eigenbericht.) Im Oberhaus machte Lord Newton am Donnerstag den Porschlag, daß das Projekt des Tunnels unter dem Kanal durch ein gemeinsames englisch -sranzösisches Komitee studiert werden soll. Lord Newton betonte, daß wohl noch niemals ein« größere Ausgabe mit so nichtigen Gründen jahrelang erfolg- reich sabotiert worden sei. Der Redner machte sich des ferneren über die militärischen Erwägungen lustig, die bisher gegen das Projslt ins Treffen geführt wurden und stellte fest, daß es für ein« feindliche Macht einfacher fei, London vom Aeroplan aus in Trümmer zu legen, als die Truppen durch den Aermelkanal - Tunnel in England eimnarschieren zu lassen, da sie hieran von einem einzigen Fahrtartenkontrolleur in Dover ver- hindert werden können. Der braunschweigische Skaalshaushaltsplan für das Rechnungs- jähr 1929 weist einen Fehlbetrag im ordentlichen Haushall von rund 4!4 Millionen Mark auf. In welcher Weise dieser Fehlbetrag zu decken ist, wird im wesentlichen von der noch ausstehenden Regelung des innere« Finanzausgleichs abhängen.