Ergang
Rr. 41 46. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts greitas. 25. Januar 1929
Bruder und Freund erschossen.
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Der Nedlitzer Soldatenmord.
Eine Partie Stat nach der Zat.
Im meiteren Verlauf des Soldatenmordprogeffes vor dem Potsdamer Schwurgericht blieb der Angeklagte, der frühere Obergefreite Dumberth, babei, baß er seinen Kameraden Gelfert in finnloser But erschlagen habe. Bier Tage nach dem Im Westen Berlins , in der Passauer Str. 4,| öffneten, in der Nähe der Tür. Er hatte einen 6uß von Morde begab sich der Angeklagte in die Wohnung des Oberlandspielte sich gestern abend eine furchtbare Tragödie hinten in den Kopf befommen, der ihn fofort getötet hat. jägers Lemm nach Fahrland und machte den Beamten darauf aufab, die in ihren Zusammenhängen noch ganz unge. Allem Anschein nach wollte er flüchten. Der Freund Tibor lag im merksam, daß der Mörder eventuell in Fahrland zu suchen sei. Der klärt erscheint. Der 18jährige Manasse Fried. Schlafzimmer und hatte einen Schuß in die Stirn. Staatsförster Börger aus Neufahrland war einer der ersten, ber länder ericho nach einem vorangegangenen Manasse benahm sich bei der Polizei vollkommen falfblütig und die Beiche gefunden hat. Als er im Badehaus den Angeklagten Streit in der Wohnung seiner Eltern seinen 17. schilderte die Tat so überlegt, als ob er in der Zwischenzeit sich fragte: Bermiffen Sie nicht Ihren Kameraden?", erhielt er als jährigen Bruder Waldemar, der das Wilmers die Einzelheiten genau zurechtgelegt hat. Er war in einem LaboAntwort: Den habe ich seit gestern nicht mehr gesehen, er wird dorfer Gymnasium besucht, und tötete unmittelbar ratorium beschäftigt, wurde dort aber entlassen. Er arbeitete dann wohl in der Kaserne sein. Am Abend nach der Lat spielte Dumdarauf dessen Freund, den 17 Jahre alten Labo- für einen Illustrationsverlag und wollte das Berbrecher berth einen Stat in der Waldschenke. Die Sachverständigen ranten Tibor Földes aus der Nürnberger Str. 1 leben in der Münzstraße und am Schlesischen Bahnbetunden, daß die Schädelperlegung eine der furchtbarsten durch zwei Schüsse. Der Täter stellte sich selbst der hof studieren. Zu diesem Zwed hat er sich einen Revolver an- gewesen sei, die sie gesehen. Der Schädel stellte einen einzigen Kriminalpolizei; er wurde ins Polizeipräsidium geschafft. Tibor Földes ist der Sohn des betannten gewesen sei, die sie gesehen. Der Schädel stellte einen einzigen eingeliefert. Die Schreckenstat, die in der ganzen Schriftstellers Földes, der den pazifistischen Roman Trümmerhaufen dar und die Rekonstruierung war äußerst schwie Gegend großes Aufsehen erregte, soll sich nach den Golf geschrieben hat. Die Leichen wurden von der Polizei be- rig. Als der Potsdamer Gerichtsarzt Dr. Geifeler den präparierten bisherigen Ermittelungen folgendermaßen abgeschlagnahmt und ins Beicherschauhaus gebracht. An dem Latort wird Schöbel hochhebt, blickt der Angeklagte zur Erbe. Morgen vormittag spielt haben: morgen ein Lotaltermin abgeholten werden, um die Einzelheiten Rebliger Wald, wo die Tat von dem Angeklagten noch ein begibt sich das Gericht in Poftautomobilen zum Tatort nach dem genauer au Bären. mot demonstriert werben soll.
"
Wie wir weiter erfahren, flament bas Chepaar Friedländer aus Ruland. Die Leute waren früher lange Zeit in Petersburg an fäffig und mußten vor etwa 7 bis 8 Jahren ins Ausland füten. In der Ballouer Straße eröffneten sie einen Mode jalon, ber zuerst fehr schlecht ging und einige Zeit geschlossen werden mußte. Nach der Wiedereröffnung des Geschäfts, das unter der Bezeichnung Modesalon Rosa Friedländer firmierte, ging es den Beuten finanziell etwas beffer. Die beiden Stinber, ber 18jährige Manaffe und der 17jährige Baldemar, standen hos feit längerer Belt miteinander auf gespanntem Fuße.
Der Verlauf der Grippe.
90 Todesfälle.
Die Mutter des Täters, Rosa Friebländer, ist im Haufe affauer Straße 4 Inhaberin eines Modesalons; im zweiten Stod wert des Gartenhauses befindet sich die Wohnung der Familie. Gestern nachmittag weilte der 17jährige Waldemar Fried länder mit einem früheren Schulkameraben, der zurzeit in einem Laboratorium lernt, dem 17jährigen Tibor Földes, allein in der Wohnung. Die jungen Leute unterhielten sich und vertrieben sich zwischendurch die Zeit mit Klavierspielen. Gegen 17 Uhr erschien Der 18jährige Bruder Manasse, der zurzeit ftellungslos ist, in der Wohnung und unterhielt sich mit den beiden Freunden. Wegen einer ganz geringfügigen Ursache entstand zwischen den Brüdern Streit, der den unerwartet schredlichen Ausgang nehmen follte. Manaffe F. warf in einem Wutanfall den Rotenständer um, so daß Noten und Bücher auf den Fußboden fielen. Als sich Manasse auf die Aufforderung bes jüngeren Bruders weigerte, die Noten wieder an Ort und Stelle zu legen, fam es zu einem Wortwechsel, aus dem sich eine Brügelei entwickelte. Plöglich eilte Manasse ins Nebenzimmer, holte eine Mehrlabepistole und schoß vor den Augen des danebenstehenden Freundes, der die furchtbare Tat nicht mehr verhindern fonnte, den Bruder nieder. Bei dem Versuch, dem Revolver helben, her sich wie ein Rafender gebärdete, die Waffe zu entreißen, wurde auch der junge Földes von zwei Kugeln getroffen und födlich Einfaß murde auch der junge Földes von zwei Kugeln getroffen und tödlich verlegt. Der Tumult und die Detonation der Schüsse maren von den Hausbewohnern nicht unbemertt geblieben. Sofort nach dem furcht baren Geschehen lief Manasse aus der Wohnung und stellte fi der Bolizei Auf die Selbstbezichtigung des Täters eilten fofort mehrere Beamte nach der Baffauer Straße 4. Den Eintretenden bot fich ein schrecklicher Anblic; Waldemar Friedländer und fein 17jähriger Freund Tibor Földes lagen in großen Blutlachen auf dem Fußger Freund Tibor Földes lagen in großen Blutlachen auf dem Fußboden. In einer Ede des Zimmers murde die Waffe gefunden, aus her bie töblichen Schüffe abgefeuert worden waren. Während Balbe mar Friebländer bereits tot war, stellte der Arzt der nächsten Rettungsstelle, ber zu Hilfe gerufen worden mar, bei göldes noch schmache Lebenszeichen fest Er wurde in bas Bilmersdorfer Krankenhaus gebracht, wo er jedoch turz nach feiner Einlieferung an den Folgen der schweren Schußverlegungen gestorben ist. Tibor Földes ist der einzige Sohn seiner Eltern. Die Kriminalpolizei ist
damit beschäftigt, bie Aussagen bes Berhafteten, ber bis jest teine
genügende Erklärung feiner Tat zu geben vermag, eingehend zu prüfen.
Hinterrücks erfchoffen?
Wie fich die Einzelheiten bes Stampfes abgespielt haben, läßt sich mit Gewißheit nicht sagen. Der Mörder behauptet, er hätte in der Notwehr gehandelt. Seine Darstellung ist aber sehr ummahr scheinlich, zumal er teine Spuren eines Stampfes an feinem Störper trägt. Bielmehr scheint es, als ob er beibe hinterräds er. schoffen hat. Waldemar lag, als die Polizeibeamten die Wohnung
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Der Aufruhr das
Schiefen Calm
Das Hauptgefundheitsamt teilt mit: Sn bie Berfiner Krankenhäuser wurden am 23. Januar 1929 insgesamt 186 Grippe frante eingeliefert. Bon diefen hatten 39 Lungenentzündung. Die Grippetranfmeldungen bei der Allgemeinen Ortstrankenkasse Berlin am 23. Januar 1929 halten sich mit 1411 um die Durchschnittszahl ber letzten Tage. Der Einsatz eines Teiles der vorgesehenen Reserven in Krantenbetten hatte zur Folge gehabt, daß in den letzten Tagen alle angemeldeten Grippetranten in die Kranten bäufer aufgenommen werden konnten. Seit Einsetzen der gehäuften Grippeerfrankungen find jetzt etwa pier Wochen bergangen. Die folgenden Zahlen belehren darüber, in melchem Umfange bie städtischen Krankenhäuser Grippefrante aufgenommen tamen 1785 Erfranfte in Krankenhausbehandlung, 319 von ihnen haben. In der Zeit vom 15. Dezember 1928 bis 10. Januar 1929 mit Lungenentzündung, vom 11. bis 15. Januar wurden 649 Rrante eingeliefert, barunter 147 mit Lungenentzündung, vom 16. bis 20. Januar 629, bavon 184 mit Lungenentzündung; 90 Inbes. fälle an Grippe und Bungenentzündung wurden in der Zeit vom 15. Dezember 1928 bis 10. Jamaz 1929 gemebet. Bom 11. bis 15. Samar 56 unb vom 16. bis 20. Januar 50.
Bezirksausschuß für sozialistische Bildungsarbeit Berlin !
Heute Freitag, 19, Uhr, im neuen Vortragssaal des Parteivorstandes, Lindenstraße 3, 2 Hof, 2 Tr. links: Zusammenkunft sämfl. Mitglieder der Kreisbildungsausschüsse Vortrag des Genossen Alexander Stein Über:„ Die Praxis der sozialistischen Bildungsarbeit", sozialistischen Dezernenten der Volksbildungsämter und die sozialistischen Bürgermeister sind ebenfalls eingeladen. Der Film ,, Freie Fahrt" wird gezeigt.
Die
Befinden Seiner Durchlaucht erfundigen?" fragte er gemürgt.
"
Es war nichts vor Bebeutung. Seine Durchlaucht sind vollkommen wiederhergestellt." Rügelgen beschloß, die bittere Bille lieber ohne Zeitfolter zu verabreichen.
Ich möchte Ihrer Art zu dirigieren nicht zu nahe treten, Herr Rapellmeister. Aber sie hat leider Seiner Durch laucht nicht gefallen."
Obgleich Wagner nichts anderes erwartet hatte, fant er Roman einer Revolution. Don Gerhart Herrmann Mostar etwas in sich zusammen; der Kopf wirkte jetzt noch größer und merkwürdiger.
,, Ja, ja, gemiß, aber es wird auch wiederfommen Eigentlich fomisch, sich vorzustellen, daß die Schmerzen jo herumfriechen im Gehirn, einmal hier und einmal dort sind, wie- nun eben wie ein Tier- wie ein Wurm etwa oder ein Käfer, wie ein Käfer noch eher, meil es so fribbelt. Der Bergleich trifft schon am besten. Sagen Sie: wann wird meine Frau zurüd sein?"
Ich fann es nicht sagen, Hoheit. Je nachdem, wann der Fuchs gefangen wird."
Sagen Sie ihr bitte, auch den Kersten, daß ich niemanden mehr sprechen will, niemanden. Kersten liegt mir immerzu wegen der Vertretung für den Justizminister in den Ohren. Und wenn geredet wird, dann läuft der Schmerz immer noch schneller herum."
"
Sehr wohl, Hoheit. Ich darf mich wohl empfehlen." Rein Rügelgen, Sie nicht. Sie sind da nicht gemeint... Sie sind ein sehr leiser Mensch, lieben auch nicht so wilde Dinge wie Fuchsjagden, und Sie laffen mich ja auch in Ruhe. Aber die andern was wollen sie immer
von mir.
-W
Rügelgen fühlte mitleidig, daß er ablenten mußte. Bielleicht darf ich an dem Porträt Eurer Hoheit weiter malen, das ich begonnen habe?"
Ja, Kügelgen, tun Sie das!"
Ich danke Eurer Hoheit. Darf ich meine Malgeräte
holen?"
Er ging, froh, etwas Alexander Carl Genehmes und zu gleich einen Bormand gefunden zu haben, sich für turze Zeit zu verabschieden: der Kapellmeister Wagner erwartete ihn wahrscheinlich schon lange.
Richtig jag der fleine Mann im Borzimmer des Rammerherrn, bleich und nervös: Darf ich mich nach dem
Rügelgen rührte diese sichtbare Enttäuschung. Im Bertrauen darf ich Ihnen sagen, daß ich persönlich mit Ihrer Leistung vollauf zufrieden war." Er log, Bagners pathe tische Art lag dem verhaltenen, im legten Grunde fehr fimplen Rügelgen nicht.
Und Herr Baron tönnten gar nichts für mich tun?" " Leider nein. Seine Durchlaucht haben sich entschloffen, die vakante Stelle anders zu besetzen."
Wagner stand auf. Ich hoffe," fuhr der Kammerherr fort, Sie laffen sich durch diesen Fehlschlag nicht entmutigen. Es gibt größere Wirkungsstätten als Bernburg .
Gewiß. Ich danke Ihnen, Herr Baron . Aber wer weiß, ob man anderswo nicht auch bei meinem Anblick in Ohnmacht fällt." Die träftige Stimme mar heiser von
Bitterfeit.
Rügelgen fühlte plößlich die Pflicht, hier offen zu fein, zu dem Mufiter zu sprechen aus der Gemeinsamkeit ihres Künstlertums heraus auch dem Maler waren Enttäuschungen nicht fremd.
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Bitte, fezen Sie sich noch einen Augenblid, Herr Wagner. Wenn Sie mir versprechen, die Aufklärung, die ich Ihnen geben will, streng vertraulich zu behandeln Wagner nickte stumm
Sie werden erfahren haben, daß der GesundheitszuStand Seiner Durchlaucht fchon feit längerer Zeit recht sehr zu wünschen übrig läßt. Obgleich das Nervenleiden nach übereinstimmender Ansicht der Aerzte sich bald beheben dürfte, ist der hohe Herr natürlich im Augenblid von einer starten frankhaften Reizbarkeit gegen allerlei Eindrücke, besonders optischer Art."
tim Sehr wohl. Ich verstehe."
,, Das Berhalten Seiner Durchlaucht läßt sich nun nur ertlären aus einem zufälligen Erlebnis, das der Herzog am
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Die verschwundenen Frauen.
Alle Rechforschungen ergebnislos.
dem Berbleib jener unglüdlichen Frauen, die vor einigen Wochen Die Berfiner Kriminalpolizei forscht noch immer vergeblich nach plöglich und spurlos verschwanden. Es handelt sich zunächst um die 50 Jahre alte Frau Elisabeth Laster, die aus Breslau stammt, jedoch amerikanische Staatsbürgerin ist. Frau Laster ist hochgrabig nerventrant; fie tam mit ihrem Manne von Buenos Aires nach Berlin und begab sich hier am 10. Dezember n. 3. in das Sanatorium Hubertus" in Schlachtensee . Zwei Tage später be fuchte ihr Mann sie in der Anstalt und fuhr dann nach Amerita zurüd. Am 11. Januar erschien Frau Laster nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr im Bureau des Sanatoriums und sagte, daß sie in Moabit wohnende Berwandte befuchen wolle und entweder nod) am selben Abend oder am nächsten Tage zurückkehren werde. Man dachte an nichts Arges, weil sie ihr ganzes Gepad, auch ihren amerikanischen Baß und ihr Geld zurückließ. Die Frau fehrte aber weber zurück noch ließ fie etwas von fich hören. Jetzt vermutete man, daß sie nach Breslau oder Hamburg gefahren sei, weil sie auch in diesen beiden Städten Verwandte hat. Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei ist sie dort aber ebensowenig gewesen wie in Moabit . Irgendeine Spur ist bisher nicht gefunden. Die Bermißte ist 1,58 Meter groß, hat volle Figur. Augen und trug hellgraue Bastenmüße, schwarzen Mantel mit bunklen Bubitopf und brünettes Gesicht, zwintert nervös mit den Stuntsfragen und-manschetten, bunkelblaues Kleib,( chwarze Schuhe unb Ueberschuhe und einen Spazierftod.
Auch Frau Beffy Thoman, ebenfalls eine Zimeritanerin, die Ehefrau eines Großtaufmanns aus Dahlem , ist noch immer nicht gefunden. Alle Nachforschungen nach ihr find offſtändig ergebnislos gebiteben.
Flammentod einer Greisin.
Im Haufe Fischerstraße 29 am Mühlendamm ereignete fid gestern ein schweres Brandunglüd. Die 79jährige Bitme Karn line berge erfitt in ihrer Wohnung einen Ohnmachts. unfall und riß dabei einen unter Feuer stehenden elfernen Ofen um. Die Kleiber der Greisin fingen Feuer und sie erlitt am ganzen Körper schwere Brandwunden. Als Hausbewohner zu Hilfe eilten, war die alte Frau ihren Verlegungen bereits ertegen. Das Feuer, das den Fußboden und Möbel erfaßt hatte, konnte nach furzer Zeit gelöscht werden.
Tage zuvor gehabt hatte, und dessen Beuge ich war. Bom Fenster des Superintendenten Krummacher aus sah ich den herzoglichen offenen Wagen über den Kirchplaz fahren, als der Kutscher die Pferde plötzlich mit voller Gewalt zurückreißen mußte. Um ein Haar wäre nämlich ein Jude, der in der Mitte des Blazes stand und wohl das Herannahen des Wagens überhört hatte, überfahren worden. Auch als die Pferde zurüdgerissen waren, blieb der Mann, anscheinend vom Schred gefesselt, stehen und starrte Durchlaucht an. Er einen wirren Bart und war start verwachsen, mit zu langen Armen und zu furzen Beinen trotzdem muß ich sagen, daß feine Erscheinung auf uns, die wir am Fenster standen, nur grotest, ja sogar tomisch wirkte; aber Durchlauchts frante Nerven hatte wohl der Schred angegriffen, die Erscheinung berührte ihn unheimlich und er erlitt einen Nervenschod."
hatte starte, buschige Augenbrauen und düstere Augen, trug
Rügelgen nahm sich im stillen vor, diese Schilderung feinen Erinnerungen einzuverleiben, und lächelte dann herzlich.
Ich fann Sie versichern, Herr Wagner, daß Sie diesem Mann nicht im entferntesten ähnlich sehen, so wenig wie ich Ihnen." Rügelgen log wieder; der große Kopf, der furze Körper- das glich sich schon. Trotzdem scheinen Durch laucht durch Ihr plögliches Auftauchen in der Loge an jenen Borfall erinnert worden zu sein, vielleicht trug auch die unflare Beleuchtung zu seiner Sinnestäuschung bei- jedenfalls geschah, was Sie ja erlebten."
Auch Wagner mußte nun lächeln.
Ich habe Ihnen das erzählt, schloß Kügelgen ,,, dannt Sie wiffen, daß nur ein lächerliches Zusammentreffen winzigster und bedeutungslosester Umstände, wie es ja leiber so oft ist, an Ihrem Mißerfolg die Schuld trägt- und nicht Ihre Kunst. Dies Wissen um die Seichtheit des Schicksals wird Sie davor bewahren fönnen, an Ihrer Kunst zu zweifeln. Der schiefe Calm", wie die guten Bernburger den jüdischen Lohgerber nennen, dürfte teine Ahnung haben, was er da angerichtet hat. Also: Kopf hoch, Herr Wagner!"
Der schiefe Calm" Wagner entsann sich, daß schon während der Aufführung im Parkett von ihm die Rede gewesen war. Er dankte sehr herzlich und ging, indes Rügelgen seine Malgeräte zusammenpadte und nach einem Diener flingelte, der Staffelei und Leinwand tragen sollte.
( Forthegung folgt.)