Neues im alten Stadtbild.
Im Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin sprach Ministerialdirektor Kießling über„ Neue Baugedanken im alten Dan. zig", die durch Lichtbilder besonders' anschaulich gemacht wurden. Nach einem furzen Ausblick auf die schwierige politische Lage Dan zigs ging der Vortragende auf die Landesplanung der Gegenwart ein. Als Beispiel für die Bautätigkeit Danzigs in den letzten Jahren führte er einen neu entstandenen Stadtteil an.
Der Bortragende erhielt vor zwei Jahren den Auftrag, die Leitung des staatlichen und städtischen Hochbaues in Danzig und des Städtebaues zu übernehmen. Gleichzeitig war er staatlicher Dentmalspfleger und geriet auf diese Weise mitten in den Streit des Alten mit dem Neuen. Nach einem furzen Ausblick auf die schwierige politische Lage Danzigs ging der Bortragende auf die Landesplanung des gesamten Gebiets und auf die Zukunft von Oliva ein, verspricht, wenn dort nicht städtebauliche Fehler, die man in 3oppot gemacht hat, wiederholt werden. Als Beispiel für die Bautätigkeit Danzigs in den letzten Jahren führte er einen neu entstandenen Stadtteil an, zu dessen Abrundung er während seiner Tätigkeit in Danzig wesentlich beigetragen hatte. Der Gegensatz des Alten zum Neuen sezt schon hier ein. Es ist zwar zu verstehen, daß der mit baugeschichtlicher Gelehrsamkeit beladene und sich in die vergangenen Bauformen versenkende Architekt dem Zauber einer Stadt wie Danzig besonders zum Opfer fällt. Aber wer die Fühlung mit der Gegenwart nicht verloren hat, dem sollte gerade ein altes Wunderwert wie Danzig offenbaren, wie hoffnungslos es ist, ihr Antlig, ihre melancholijche Schönheit und womöglich ihre Runzeln in unserer Zeit nachzuahmen. Da der Rhythmus der alten Danziger Straßen in der Aufweisung ihrer langen, schmalen Fassaden beruhe, die wir heute für feinerlei Zwecke mehr gebrauchen fönnen, jo tomme es hier zum wirklichen Konflikt mit unserer Zeit. Das Gedeihen Dan zigs ist nicht vom Schicksal seiner Altstadt zu trennen. Seiner Lage und seiner wirtschaftlichen Konstruktion nach bleibt der alte Kern auch die Lebenszelle der Stadt. Er fann nicht umgangen werden, um aus der Reihenfolge Langgaffe, Langenmarkt und Langgarten, diese Via triumphalis, wie sie der Historiker rühmend nennt, ein Freilichtmuseum und eine Straße für Schüßenfeste zu machen. Aber wir sollen bei alledem nicht vergessen, daß gerade unsere Zeit für die museumsartige Erhaltung alter Dinge sehr viel mehr übrig hat als frühere Epochen, und daß ein Teil des wirtschaftlichen Interesses Danzigs auch in seiner Eigenschaft als weltberühmte Sehens. mürdigkeit liegt. Eine große Anzahl schöner, alter Straßen bilder liegt abseits vom Strome der Zeit und könnte ungestört erhalten werden, wenn es nicht Danzig an den finanziellen Mitteln zu einer solchen Denkmalspflege großen Stils fehlte. Der Redner stellte es als eine nationale Angelegenheit Deutschlands hin und als eines nationalen Opfers wert, wenn das Mutterland an der Sorge um ein deutsches Städtebild in verbanntem Gebiet teilnehme und sich zum Beispiel zum Paten des Langen Marktes oder der Frauengasse machte.
das einer der schönsten Kurorte der Welt zu werden
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Internationaler Varietéverband.
Bei Kroll am Blaz der Republik hielten die Mitglieder des Internationalen Varietéverbandes ihre Generalversammlung ab. Da es sich diesmal um eine Jubiläumstagung handelt der Verband feiert in diesem Jahre sein zwanzigjähriges Bestehen, waren nicht nur die Berliner , sondern auch eine große Zahl auswärtiger Barietédirektoren erschienen. Direktor Fechner, der Borsitzende des Bezirks Berlin , begrüßte die Anwesenden, sodann er öffnete Direktor Marg die Sigung. Auf der Tagesordnung standen die Themen Luftbarkeitssteuer, Polizeistunde und Gewerbeordnung zur Erörterung und die Referenten Direktor Milos, die Landtags abgeordneten Karl Perfchte und Jacob Mollath, Berlin , erstatteten au diefen Fragen eingehenden Bericht; Direttor Milos fonnte an Hand eines reichen Materials aus der Praxis seinen Bortrag besonders wirkungsvoll gestalten. Regierungsrat Dr. Krause von der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung sprach zum Schluß über das aktuelle Thema der Aufhebung der gewerbsmäßigen Artiftenagenturen. Betanntlich erlischt im Jahre 1930 laut Reichsgesetz die Konzession der gewerbsmäßigen Stellenvermittler und man plant die Schaffung eines paritätischen Engagements. nachweises, der in der„ Enfa"( Engagementsnachweis für Artisten) ja bereits feinen Vorläufer gefunden hat. In diesem Punkte geht man aber noch nicht einig, da die Direktoren für das Fortbestehen der Agenturen plädieren und man befürchtet, daß dann an Stelle der verschwindenden deutschen Agenten ausländische Bermittler hier in Deutschland ihr Arbeitsgebiet erweitern würden. Anläßlich der Jubiläumstagung erschien eine 400 Seiten starte Jubiläums nummer der Verbandszeitschrift„ Das Organ" mit einer Reihe Zuschriften prominenter Persönlichkeiten, unter anderem eines versöhnenden Zurufes des Oberbürgermeisters, den ewigen Zanfapfel Luftbarkeitssteuer" im Interesse einer gemeinsamen Fremdenwerbung fünftig auszuschalten.
Bildhauer Wendt gestorben.
Eine Feier, die zu Ehren des fiebzigjährigen Malers Franz Lippisch bei Lutter u. Wegner veranstaltet wurde, fand um die Mitternachtsstunde einen tragischen Abschluß: Als die Festteilnehmer gerade mit einem Ehrenzug für den Jubilar beginnen wollten, brach der Bildhauer Ernst end, der wenige Minuten zuvor in einer Festrede von dem ,, tragischen Beg, der zum Tode führt", ges fprochen hatte, ohnmächtig zusammen und verfchied, ohne zu ermachen, am Herzschlag. Bend ist in Berlin vor allem als Schöpfer des Brunnens mit dem Geldzähler auf dem Pappelplaz, des Tores om Nikolaifriedhof und der Linosbronze in der Nationalgalerie betannt. Lippischs bedeutendstes Wert nennt sich„ Flößer Tod". Ties in Friedenau .
Das ehemalige Garagengrundstüd der Firma Karl A. Mein in Friedenau , Hauptstr. 81/82, gegenüber dem Rathaus Friedenau, das sich später im Eigentum des Autohändlers und Reeders Bittor Schuppe befand, ist von der Firma Hermann Liek zum Zwecke der Errichtung eines großzügigen, modernen Warenhauses erworben worden. Schon vorher erwarb Hermann Tiek die angrenzenden Grundstücke in der Freege- und Hedwigstr. und hat später noch das große Frontgrundstüd Hauptstr. 80 erworben, so daß die Gesamtausdehnung der im Befiz der Firma Hermann Liek vereinigten Grundstücke mehr als 6000 Quadratmeter umfaßt, bei einer Front allein in der Hauptstr. von etwa 130 Metern. Da in dem Haupt grundstüd nur gewerbliche Räume vorhanden sind, die bereits fast fämtlich geräumt sind, ist mit einem nahen Bautermin zu rechnen. Die Bauleitung wird in den Händen des eigenen Baubureaus liegen, die schon fertiggestellten Baupläne find von dem bekannten Archi. tetten Johann Emil Schaudt entworfen.
Funt Deutschland- Giam.
In diesen Tagen wurde von der Transradio 2. B. eine ynmittelbare Funtoerbindung zwischen Deutschland und Siam eröffnet und dem allgemeinen öffentlichen Berkehr übergeben. Auf dieser Verbindung werden gewöhnliche, dringende, zurückgestellte( LC.-) und Preffetelegramme befördert. Die Bort gebühr für gewöhnliche Telegramme beträgt 2,05 Mart, für Breffe telegramme 85 Pfennig. Der fostenlose Leitnermert lautet: via Transradio".
unt Berlins erfolgreiche Arbeit.
Sozialdemokratie führt- und wird Führerin bleiben.
Deutschnationale und Kommunisten der Berliner Stadt. verordnetenversammlung wetteifern in Angriffen gegen die Stadtverwaltung. Sie gefallen sich in einer„ Opposition", durch die sie bisher nur die nach dem Zusammenbruch von 1918 notwendig gewordene Wiederaufbauarbeit erschwert haben. Gestern sagte ihnen unser Genosse Dr. Lohmann, was fie verdienten. Er eröffnete die Beratung des Stadthaus haltsplans für 1929 mit einer großen Rede, in der er den Erfolg der Berliner Kommunalpolitik der hinter
uns liegenden Zeit feststellte. Für die Sozialdemokratie, die stärkste Partei des Hauses, nahm er in Anspruch, daß sie diese Kommunalpolitik richtunggebend beeinflußt hat. Ihr ist es zu danken, daß trotz aller Quertreibereien der deutschnational- tommu nistischen Bundesbrüder die Wiederaufbauarbeit vorwärts schritt. nur Unwissenheit oder Böswilligkeit kann, sagte Lohmann, angesichts dieser Erfolge noch von„ kommunaler Mißwirtschaft" reden. Deutschnationale und Kommunist en ergehen sich in Angriffen und Schmähungen gegen eine Leistung, an der sie feinen Anteil gehabt haben.
Bor Eintritt in die Tagesordnung gab der Vorsteher Genosse Haß eine Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion betannt. Sie beschäftigt sich mit dem dieser Tage von den Zeitungen eines Drogistenlehrlings, gemeldeten Selbstmord der nach der Anfrage wegen Nichtbesuchs der Fachschule mit Arrest Dann bestraft und dem polizeiliche Vorführung angedroht war.
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sprach zum Etat Genosse Dr. Lohmann:
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wenn
Die kommunale Leistung, die der vorliegende Etat im Gegensatz zu den Etats der letzten Jahre darstellt, bedarf keiner rühmenden Borte, fie spricht für sich selbst. Der geringe Fehlbetrag, der, ge messen am ordentlichen Haushalt mur fnappe 2 Prozent ausmacht, tann von jeder Stadtverwaltung verantwortet werden. Das große Loch im Haushaltsplan, das bei dem Ausbleiben eines gerechten Finanzausgleiches vorhanden war, ließ sich nur durch radikale Abdrosselungsmaßnahmen zustopfen. Ein grundsähliches Wort zur Etatsaufstellung überhaupt: Der Kämmerer hat für sich in Anspruch genommen, daß er den Haushaltsplan ohne Betrug" und ohne Geheimpolitit" aufgestellt habe. Das ist ihm durchaus zu glauben, wenn man bei näherem Studium auch erkennt, daß sich auch vielleicht unbewußt bei der Schägung der Einnahmen hier und da Reserven sich ergeben werden, die später verwendet werden fönnen. Gewiß, ein Haushalt ohne Reserven ift ein Defizithaus half von vornherein. Aber was im Etat 1928 an Höherschätzungen bei den Einnahmen vorgenommen wurde, hat sich als vertretbar und richtig erwiesen. Wenn sich beim vorliegenden Haushaltsplan das gleiche zeigen sollte, so wird die Stadt Berlin schließlich noch eine Reihe von Aufgaben erfüllen fönnen, die zwar nach unserer Mei nung notwendig sind, im Voranschlag aber nicht berücksichtigt werden fonnten. Genosse Dr. Lohmann bezeichnete es dann als eine ganz außerordentliche Leistung, daß bei einem Einwohnerzuwachs von etwa 2 Prozent eine zwölfprozentige Steigerung der laufenden Ausgaben hingenommen werden kann. Das zeigt, daß die Politik der Stadt auf jedem Gebiet richtig und weitblickend gewesen ist.
Die innere Kraft der städtischen Verwaltung ist in einem weit höheren Maße gewachsen als ihr äußerliches Wachstum. Ich darf es für die Etatsmehrheit dieses Hauses und für die Sozialdemokratische Partei in Anspruch nehmen, daß fie diese Politik richtunggebend beeinflußt haben und daß wir auf dieses Ergebnis stolz find. Wir dürfen auch für uns in Anspruch nehmen, daß wir mit der Steigerung der Wohlfahrtsausgaben der Not und dem Elend in der Stadt gesteuert haben, wobei allerdings nicht verfannt werden darf, daß hier die Unterlassungen einer weniger sozial dentenden Bergangenheit gutgemacht werden mußte. Hierbei darf ein offenes Wort über die grundsägliche Zusammenarbeit der Etatsmehrheit im Berliner Rathause gesprochen werden. Bir Sozialdemokraten haben niemals einen Hehl daraus gemacht, daß uns in den Fragen der öffentlichen Wohlfahrt wie auch in denen der öffentlichen Wirtschaft Weltanschauungen frennen. Wir haben die Gegensäge nie zu vertleistern versucht, jie sind da, wir haben mit ihnen zu rechnen. Aber wir haben uns stets in der Etatsmehrheit volle Entschlußfreiheit gesichert. Die Sozialdemokratie darf für fich in Anspruch nehmen, daß fie auf diefer Grundlage das Bestmöglichste für die Maffen der schaffenden Bevölkerung, die sie zu vertreten hatte, erreicht hat. Es ist allerdings nicht uninteressant, zu sehen, wie von der einen Seite unserer politischen Gegner aus dieser kommunalen Tätigkeit und aus den Etatszahlen Leichtsinn und Verschwendung", von der anderen Seite ,, erbärmlich niedrige Leistungen" festgestellt wurden. Wir Sozialdemokraten glauben allerdings, daß beide Vorwürfe dem politischen Neid über die tatsächlichen Leistungen entspringen.( Widerspruch rechts und links.) Wir wissen, daß Deutschnationale ebenso wie Kommunisten den Boden für ihre demagogische Agitationspolitit verlieren würden, wenn sie
Funkwinkel.z
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Der Berliner Rundfunk bringt nie am Abend zwei Stunden Unterhaltungsmusit. Beshalb mutete man also den Hörern zu, an diesem Abend ihre Aufmerksamkeit zwei Stunden lang auf ein religiöses Chormert zu fonzentrieren? Hermann Suters Romposition der franziskanischen Lobgefänge ist fraglos ein wertvolles, im musikalisch- technischen Aufbau fogar ein außerordentlich gelungenes Wert. Die glanzvolle Führung der Stimmen beweist, daß Suter ein Chorkomponist von hohem Rang war. Aber den Funkhörern ist mit solchen funftästhetischen Erwägungen nicht geholfen. Für sie sah die Praxis so aus: sie hörten als Einleitung eine außerordentlich fromme Betrachtung über Franziskus von Assisi , über diesen Bruder der Pflanzen und Tiere, der so leicht in schönster, einfachster Menschlichkeit zu erklären gewesen wäre. Ein wenig verstimmt durch diese Frömmigkeit der Unzeit die allfonntäglichen religiösen Morgenfeiern bieten übergenug an Erbauung erlebte man den Beginn des Wertes. Dieser wirkte gewiß nicht unerfreulich. Die schöne Mufit wurde von ausgezeichneten Künstlern zum Vortrag gebracht. Gefürzt wäre das Ganze vielleicht fogar für eine große Schar ein Genuß geworden. So aber dürfte es die meisten gelangweilt und ermüdet haben. Ueber ,, Die Kleinen Helden des Films" die Komparsen sprach Hermann Roßler. Er betrachtete nicht, mit einer rosenroten Brille die Romantit des Films, sondern er sah und schilderte seine graue Birklichkeit: den bitteren Kampf der Statiften um ihr tägliches Brot. Für viele von ihnen dürfte das Leben sogar noch dunkler, noch härter fein, als Rößler es darstellte; denn die fleinen Lichtblicke, die er zeigte, treffen ja nur in das Dasein weniger Glücklicher. Dr. Siegfried Kadner , Studienleiter der Humboldt- Hochschule, gab einen Zyklus„ Die Gegenwart und die Welt der Primitiven" mit einem sehr anschaulichen volkstümlichen Vortrag über die Ent widlung der Böller in den ersten Kulturstufen.
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die fommunalpolitischen Leistungen Berlins anerfemmen wollten. Eine der schwersten Sorgen bei jeder Haushaltsberatung ist die Notwendigkeit der gerechten Berücksichtigung der Bezirke. Die eigentifierung; wir freuen uns aber, daß durch eine planmäßige Jnanartige foziale Struktur der einzelnen Bezirke spottet jeder Schemagriffnahme der einzelnen Projekte die notwendige Berücksichtigung erfolgt ist. Daraus ergeben sich die praktischen Folgerungen aus dem Sinn des Gesetzes über Groß- Berlin.
Zu den vorbeugenden Maßnahmen in der Gefundheitspflege gehört nicht zuletzt die Beschaffung gesunder Wohnräume, kurz die Bekämpfung der Wohnungsnot. aus Das erste zusätzliche Wohnungsbauprogramm beginnt die Stadt aus eigener Kraft durchzuführen. Ein weiteres großes Wohnungsbau projekt für die nächsten vier Jahre steht in Borbereitung. Damit rücken wir zum erstenmal der Wohnungsnot tatsächlich zuleibe. Nachdem sich Genosse Dr. Lohmann eingehend mit der Forderung der bürgerlichen Parteien nach stärkerer Beteiligung des bau auseinandergesetzt hatte, betonte er mit besonderem Nachdruck, privaten Kapitals und der privaten Bauwirtschaft beim Wohnungsdaß die Vereinheitlichung der Verkehrsunternehmungen in der neuen Verkehrs- Aktiengesellschaft eine besonders erfreuliche Entwicklung der tommunalen Arbeit darstelle. Aus dem Neben- und Gegeneinander der verschiedenen Verkehrsbetriebe ist jetzt ein einheitlicher Betrieb geworden, der den Bedürfnissen des Verkehrs in der Reichshauptstadt gerecht werden kann.
Uebergehend zu der Kritik des Schulwesens betonte der Redner, daß der Neubau von Schulen Schritt halten müsse mit der Siedlungstätigkeit der Stadt. Es darf gesagt werden, daß das trotz der hohen finanziellen Lasten im großen und ganzen gelungen ist. Unsere besondere Aufmerksamkeit werden wir dem Ausbau der Berufs= schulen und der Ausdehnung der Berufsschulpflicht zu= wenden. Aus der Förderung großstädtischen Schulwejens ergeben sich für den Schulfachmann wie für den Kommunalpolitiker wertvolle Hinweise dafür, was eine fortschriftliche Schulverwaltung in gärender Zeit auch bei größter finanzieller Beschränkung an versuchsfreudiger, aufbauender Arbeit zu leisten vermochte,( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Das
tommunalpolitische Prinzip,
zu dem wir Sozialdemokraten uns bekennen, heißt hier wie überall: Bereinheitlichung der Kräfte, planmäßige Organisation, Schaffung großer leistungsfähiger Gebilde! So wie sich dieser Grundsaz bei der Bereinheitlichung des Verkehrswesens durchgesetzt hat, so ist er auch anzuwenden bei der Zusammenlegung der anderen städtischen Gesellschaften, besonders bei den Gas- und Elektrizitätswerten. Diejenigen Barteien, die sich diesen Grundfäßen entgegenstemmen wollen, werden einfach überrannt werden. Um jedem Mißverständnis zu begegnen, darf ich mit aller Schärfe betonen, daß wir Sozialdemokraten die Einengung fommunaler Wirksamkeit in Berlin auf das entschiedenste bekämpfen, daß wir die Drosselungspolitit aller möglichen und unmöglichen Behörden ablehnen, und daß wir die großstadt und berlinfeindliche Einstellung gewisser Instanzen genau so beflagen wie der Kämmerer. Um so höher ist die Leistung der Stadtgemeinde zu veranschlagen, die, ganz auf sich selbst gestellt, eingeschränkt durch die wirtschaftlichen Nöte der Nachkriegszeit und gehemmt durch politische und steuerliche Maßnahmen das alles erreichte. Die Gesundheit der ffädtischen Finanzwirtschaft zeigte fich in der Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit der Stadt. Die Finanzleute des Auslandes haben das demagogische Geschrei der Rechtspresse über ,, uferlojes Schuldenmachen", über Berschwendung und rote Mißwirtschaft für das genommen, was es war und ist. Sie haben als Antwort darauf eine Dollaranleihe in fürzester Frist überzeichnet zu Bedingungen, die einzig dastehend in der Geschichte öffentlicher Anleihen der Nachtriegszeit ist. Der laufende Haushalt balanziert auch im tommenden Jahre
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ohne Steuern und ohne Tariferhöhungen.
Für die Sozialdemokratie ist das eine Borbedingung ihrer Suftimmung zum Etat überhaupt. Wir treten ein für eine soziale Staffelung der Grundsteuern und für eine richtige Anwendung der Wertzuwachssteuer. Die Vermehrung der Einnahmen wird sich nur in engen Grenzen halten fönnen, wenn wir feine Erhöhung der Steuern und Tarife wollen. Dementsprechend wird auch eine wesentliche Vere mehrung der Ausgaben unmöglich. Wir sind darauf gefaßt, daß die Rommunistische Partei auch diesmal wieder mit einem Bündel papierner Steuern, mit unrealisierbaren Anträgen und Borschlägen tommen wird. Aber den Kommunisten ebenso wie den Deutschnationalen bleibt nichts anderes übrig, weil sie eben die praftische fommunale Arbeit betritteln müssen, an der fie feinen Anteil haben. Bestehen bleibt die kommunale Leistung, für die die Sozialdemokratie zu ihrem Teile die Berantwortung zu übernehmen bereit ift. Bestehen bleibt trotz alledem die gewaltige fommunale Ceistung des neuen Berlin.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Von den Deutschnationalen sprach Stadtverordneter Dr. Steiniger davon, daß seine Gesinnungsfreunde in den ver gangenen Jahren mit Sachlichkeit und Freude an der Gestaltung Berlins mitgearbeitet hätten.( Heiterkeit.) Der Etat des Kämmerers jei aus der Wahlpsychose heraus geboren und er habe den Grundsatz: Um Gottesmillen feine neuen Steuern, feine neuen Gebühren. Der Redner zog für die Wahlperiode der Stadtverordnetenversammlung das Fazit und fam nach den bei ihm bekannten rethorischen Mäßchen zu dem Ergebnis, daß man nun, nach der Zeit des Experimentierens mit der Einheitsgemeinde endlich einmal dazu kommen müßte ,,, aus Berlin eine vernünftige Stadtverwaltung zu machen". Im Auslande erwede es unzweifelhaft den Eindruck besonderer Wohlhabenheit, menn Berlin seine Fremdenveranstaltungen weiter mache, wenn 2 Millionen für den Ausbau der Freibäder( 1) ausgegeben werden. Die vom Magistrat geforderte Ermächtigung zum Bau von Wohnungen( im Wohnungsbauprogramm 1929 bis 1932) nannte Herr Steiniger die Errichtung einer Diftatur, die die Deutschnationalen nicht genehmigen fönnten, meil es nicht ihre Diftatur sei, segte er lächelnd hinzu. Bor leerem Hause fam dann der Kommunist Ceeh zum Wort. Der Etat trage das Rennzeichen, die besigenden, leistungsfähigen Kreise zu schüßen, und alle Basten den arbeitenden Schichten aufzupaden. Zum Wohnungsbau bemerkte Leeß, daß die Kommunisten nicht Wohnungsbau jeden Breis, sondern Schaffung von Wohnungen für Arbeiter, Angestellte und Beamte fordern. Die Debatte wurde dann unterbrochen, um zunächst die zweite Beratung des
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Wohnungsbauprogramms 1929 bis 1932 vorzunehmen. Die Beratung wurde nach furzen Ausführungen je eines deutschnationalen, demokratischen und kommunistischen Redners vertagt. Die Debatte über den Etat geht heute abend um 5 Uhr weiter.
Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin. Sonntag, den 27. Januar, nach mittags 4 Ubi, im Staatlichen Schiller- Theater: Luftspiei von Halen. clever„ Ein besserer Hen". Karten zum Preise von 1,50 M. einschließlich Garderobe und Brogramm in allen belam ten Verlaufsstellen.