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Nr. 4346. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Gonnabend, 26. Januar 1929

30000 Wohnungen werden gebaut Bernehmung des jungen Friedländer.

Das große Wohnungsbauprogramm der Stadt Berlin   beschlossen.

Don

freisinns beim Wohnungsbau gibt es nicht mehr!( Bravo bei den Soz.) In der Abstimmung wurde die Borlage nach dem Ausschuß beschluß angenommen. Dann wurde die

Aussprache über den Etat

Die Stadtverordnetenverfammiang tam gestern| stände der Borfriegszeit mit den Sünden des damaligen Kommamal­zu einem endlichen Beschluß über das por sechs Wochen vom Magistrat porgelegte große Programm zusäßlichen Wohnungsbaues in den Jahren 1929 bis 1932. Außer den jährlich 20 bis 24 000 ohmumgen, die mit Hauszins steuermitteln gebaut merben tönnen, sollen aus Mitteln der Stadt noch 30 000 Wohnungen, auf einen Zeitraum vier Jahren nerteift, gebaut werden. In der Debatte erinnerte unser Genoffe Gutschmidt daran, daß in der Berliner   Stadtverord netenversammlung der erste zu einer solchen Wohnungsbau. tätigkeit der Stadt aufrufende Antrag von der sozial­demokratischen Frattion ausging und schon im Jahre 1924 gestellt wurde. Gutschmidt schlug den Deutschnatio. nalen eine Rede ihres Dr. Steiniger um die Ohren, ber im Frühjahr 1925 sich mirtlich nicht als besonderer Förderer städtischer Wohnungsbautätigteit er. mies. Herr Dr. Steiniger zog es vor, au biefer Festnagelung zu schweigen.

Die Berfammlung fehte zimnächst die zweite Beratung des Wohnungsbauprogramms 1929 bis 1932

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fort. Bekanntlich ersucht der Magistrat die Stadtverordneten um die Ermächtigung, neben den aus Mitteln der Hauszinssteuer zu er bauenden Wohnungen noch jährlich 7000 bis 8000 Wohnungen mehr zu erstellen. Der Magistrat und die Finanz- Deputation sollen zur Durchführung des Programms Bauanleihen aufnehmen, Miet-, Bacht oder Rugungsverträge abschließen dürfen, Bürgschaften für Hypotheken dritter Bersonen übernehmen und Zufahdarlehen, 3ins Der Ausschuß. über und Wietsentungszuschüsse gewähren tönnen. Der Ausschuß. über deffen Berhandlungen Genoffe Krille Bericht erstattete, hatte be schlossen, eine gemiste Deputation einzusetzen, die die ge­nannten Funktionen ausüben soll. Nach den Rednern der Deutsch  nationalen, der Demokraten und der Kommunisten, die bereits am Donnerstag sprachen, tam Stadtverordneter Pfigner( Wirtsch.- B.) zum Wort, der für startere Heranziehung privater Bauunternehmer eintrat. Der Redner des Zentrums, Treffert, predigte Sparfamkeit, dann könne man mehr Wohmmgen bauen.

Genoffe Gufschmidt

Der jugendliche Attentäter aus der Passauer Straße, Manasse Friedländer, der seinen Bruder Waldemar und dessen Freund Tibor Földes durch Revolverschüsse in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag getötet hatte, wurde am Freitag dem zuständigen Polizeiamt Charlottenburg   zugeführt und dort eingehend über seine Tat und ihre Motive vernommen. Friedländer   blieb trotz der Borhaltungen der Kriminalbeamten dabei, daß er sich in Notwehr befunden habe. Gegen ihn spricht allerdings, daß der Anlaß zu dem Streit recht geringfügiger Natur gewesen ist und daß er sich von seinem Bruder Baldemar und dessen Freund Tibor, die ohne Waffen maren, unmöglich eingeschüchtert und angegriffen fühlen konnte. Hinzu kommt, daß die Leichenschau die auffallende Tatsache ergeben hat, daß seinem Bruder Waldemar der tödliche Schuß von hinten in den Kopf dedrungen ist, während Tibor Földes durch einen Brustschuß von vorn getötet

fortgesetzt. Der Demokrat Merten polemisierte gegen den Finanz­ausgleich, das heißt die Zumeisung von Mitteln durch Reich und Länder; er nannte ihn ungerecht. Solange bei dem Finanzausgleich die Gemeinden und Berlin   notleiden, solange müssen sie die ihnen Die Gewerbesteuer jei jo hoch, daß ein ehrlich deklarierender verbliebenen Steuern anspannen, um zu ihrem Recht zu kommen. Gewerbetreibender fich taum noch behaupten kann. Merten bezeich- worden ist. Böllige Marheit über diese Widersprüche in dem Lat­nete die meltliche Schule nicht als das Ideal der deutschen   Ge- befund und den Angaben des Täters wird erst die bereits ange­meinschaftsschule. In bezug auf die außerordentlich forcierten Berordnete Obduktion der Leichen durch die Gerichtsärzte bringen. Die fehrsbauten mahnte der Redner zur Borsicht. Der Redner jagte schwergeprüften Eltern des jugendlichen Täters stehen allerdings auf gründliche, mohlwollende lleberprüfung ber Etaiposten zu dem Standpunkt, daß ihr Sohn Manasse schon seit längerer Zeit ein Stadtverordneter Schwarz( Din. Bp  .) erflärte sich mit den Aus feltsames und verschlossenes Bejen zur Schau getragen habe und führungen des Kämmerers zufrieden. An eine Steuererhöhung sei daß seine unfelige und psychologisch unbegreifliche Tat nur auf nicht zu denken. Handel und Mandel bluteten genug, für eine eine momentane Geiftesstörung zurüdgeführt werden Ausdehnung der Gewerbestener auf städtische Gesell fann. Sie haben den Berliner   Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt schaften und konsumvereine trete er, Redner, jederzeit ein. mit der Berteidigung ihres Sohnes beauftragt. Im Einverständnis Mit dem Kämmerer fagte der Redner: Richt Wohnungsbau um jeden Preis!" Zurückhaltung in der Grundstückspolitik sei mit den Eltern wird die Berteidigung auch vorläufig von der nötig. Beim Ausbau des Berkehrswesens muß sich das Geld ver­Stellung eines Hajtentlassungsantrags Abstand nehmen, da mit der zinjen. Schwarz meinte dann, daß er sich Möglichkeit gerechnet werden muß, daß der junge Friedländer, nach­dem die natürliche Reaktion nach der Tat bei ihm eingetreten ist, Selbstmord verüben fönnte. Nach Abschluß der polizeilichen Bernehmungen wird F. als Untersuchungsgefangener nach Moabit  übergeführt werden.

republikanische Beamte" nicht vorstellen fönne

hört, hört! bei den Soz, und in der Mitte.) Früher hätte er jeden falls nichts vou monarchistischen" Beamten gehört.( Lebhafte Heiterfeit.) Wo bleibt die nom Oberbürgermeister propagierte Re form von Groß- Berlin? Hat er nor dem Willen der sozialistischen Würdenträger ben Degen eingezogen?( Bewegung.)- Schließlich tamen noch die Redner der Wirtschaftspartei, Kinscher, und des Zentrums, Lange, zum Bort.

Im 9.15 Uhr fündet der Borsteher noch Reden der Stadtverord neten Danide( deutionöllischer Fraktionsmisomasch) und Fran Wiegmann( USBD.) mit je einer halben Stunde Redezeit an. Danide erhält das Wort, die im Saal befindlichen 30 Stadtverord neten folgen lebhaft jeinen Ausführungen, sofern sie nicht in freund­schieden die Mehrheit!

stellte namens der sozialdemokratischen Frattion mit Genughumg fest, schaftlichen Brinatgesprächen beisammen figen. Und das ist ent

daß

feine der bürgerlichen Barfeien die Ausschaffung der öffentlichen Hand beim Wohnungsbau verlangt

hat. Das fet eine Wandin ng zugunsten unserer Grund­sätze. Der Redner erwähnte die früher von den Sozialdemokraten eingebrachten Anträge zur Förderung des Wohnungsbaues und wie damals die bürgerlichen Barteien gegen diese Anträge, die nebenbei der Magistratsvorlage ähnlich jahen, sprachen und stimmten. Jest nennen fich alle möglichen Baugenoffenschaften, und gesellschaften gemeinnütig", ohne es in allen Fällen zu sein. Aber auch die Behörden gehen ganz willkürlich por. So sei in neuester Zeit einer gemeinmügigen Genossenschaft vom Finanzamt die Gemeinnüßigkeit aberkannt worden, meil die Genossenschaft zu hohe Löhne und Gehälter bezahle! Ein Behördenvertreter mußte bann allerdings feft stellen, daß die Löhne und Gehälter nur wenig über den geltenden Tarif gingen oder sogar nur die Tariffäße ausmachten. Eine andere Genossenschaft nannte sich auch

gemeinnükig, obwohl vier Fünffel des Genoffenschaftsfapitals fich in Händen zweier Bauunternehmer befanden. Maffenhaft siten in den Aufsichtsräten Bauunternehmer und Hand merismeister. Gutschmidt polemisierte dann gegen einen hemofrati schen Anirag. Für die Sozialdemokratie stehe der Wohnungsbau durch die öffentliche Hand an erster Stelle, ein Zurüd in die Zu

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Der Aufruhr der Achiefen Calm

Nach einer persönlichen Bemerkung des Stadtverordneten Lange ( KPD  .) murde schließlich der Etat dem Haushaltausióuß überwiesen.

Balneologische Jubiläumstagung.

Reichsminister Wissell hält die Festansprache.

Die zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Balneologischen Wissenschaft von den Bädern und ihren Gesellschaft( Balneologie" Heilmirtungen) am Freitag im Reichsarbeitsministerium zusammen­getretene balneologische Tagung, die aus ganz Deutschland   und dem übrigen Europa   beschickt ist, wurde von einer zahlreichen Zuhörer fchaft, unter der sich neben Bertretern der Reichsministerien, der Länderregierungen, der Stadt Berlin   auch zahlreiche Bertreter aus ländischer Behörden befanden, namens der Reichsregierung durch eine Ansprache des Reichsarbeitsministers Wissell er öffnet. Der Reichsarbeitsminister betonte die große und wachsende missensgaftliche und mirtschaftliche Bedeutung des deutschen   Bädermesens und stellte deren enge Ber| bundenheit mit der deutschen   Sozialpolitik fest. Im Jahre 1927 seien im Bereiche der ihm unterstehenden Sozialversicherung und der Kriegsbeschädigten- Bersorgung bereits 320 000 Kuren in Bä­Dern gemährt worden.

,, Giebt's in Dänemart mehr!" Friederike wurde immer ungeduldiger.

,, Gewiß, Durchlaucht. Außerdem läuft die Grenze gegen Anhalt- Cöthen durch die große Aue, und die diploma­tischen Beziehungen zwischen Seiner Durchlaucht und seinem Herrn Better in Cöthen   sind derzeit nicht so günstig, daß ein Grenzüberritt--"

Hören Sie auf, Kersten!" In der Stirn der Herzogin stand eine Streitfalte. Es war immer gefährlich, die dänische Königstochter an die Enge dieses Staates von insgesamt Roman einer Revolution. Von Gerhart Herrmann Mostar   48 000 Seelen zu erinnern, der in zwei Stunden durchritten war. Sie sprang, sie warf sich fast auf ihr Pferd. Also ich bin der Fuchs. Brittwig, Sie dürfen mir das Tuch anheften! Eine halbe Stunde habe ich Vorsprung. Auf Wiedersehen, meine Herren!

3. Der Ritter vom Pfuhl

Drunten, an der Saale  , als auch die besten Läufer der Bernburger   Gaffenjugend erschöpft zurückgeblieben waren, blies Trosegt das Sammelsignal. Die dreißig Rotfräcke sprangen von ihren Pferden, die den Galopp noch nicht ver geffen tonnten und leise auf der Stelle stampften. Fuchswahl!" rief Kersten.

"

" Wie wählt man hierzulande den Fuchs? fragte die Herzogin, deren herbe Stimme immer etwas schrillte, menn fie luftig war. Sie war die einzige Frau der Kavalkade. ,, Durch das Los, Durchlaucht!"

Mein Gott, wie umständlich!" Friederile machte eine fünstliche Atempause, um ihre ausgelaffene Lüge herauszu bringen. Bei uns in Dänemart bestimmt die Königin den Fuchs!"

"

Wie Durchlaucht befehlen!" beeilte sich Kersten. Wollen Durchlaucht nur wählen!"

Friederike blidte suchend über die devot schweigenden und starrenden Kavaliere. Einen Augenblid lang sah fie auf den jungen Freiherrn von Trosegt, der als einziger anschei nend Uninteressierter seinem Pferde mit etwas baurisch schweren Bewegungen das Halfter ordnete. Dann aber trat fie plöglich mit einem Fuß in den Steigbügel und rief, zum Aufspringen bereit: Alio ich wähle mich!" bereit: ,, fo

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Erstaunt, bereits halb verlegt, bemerkte sie, daß der er martete Jubel ausblieb. Meshalb schweigt Ihr denn alle? Macht's euch teine Freude, eure Herzogin zu fangen?" ,, Durchlaucht wollen bedenten

Gar nichts will ich bedenken, Herr von Kersten! Heute gibt's nichts zu bedenken!"

Durchlaucht fennen das Gelände nicht," tastete sich der in feinem Formentult getroffene Ministerpräsident meiter. Es gibt da viel Sumpf

Gie galloppierte schon auf ihrem Braunen, den sie immer etwas zu breit und zu fnochig wählte, den Weg hinab. Sie ritt sehr gut, in einer derbmännlichen Haltung, troß des Damenjattels. Das weiße Tuch, das ihr Brittwig an die Schulter geheftet hatte, flatterte ihr nach wie ein silberner Falte. Das Robust- Mittelalterliche ihres Wesens wurde wieder sehr deutlich.

Tja," sagte Kersten und fragte sich hinter dem Ohr, als er sie nicht mehr fah. Tja. Somit wäre ich also auch in Ungnade. Bin gespannt auf meinen Nachfolger, Ihr Herren. Durchlaucht wird noch manchen Minister verbrauchen!" bis sie den findet, der Anhalt- Bernburg   zum Kaiser­reich macht!" ergänzte der spottlustige Brittmi. Bielleicht bietet ihr das deutsche Bolt die Krone an!" peruitte Minhoff die politischen Borgänge.

Der eine Gerbig protestierte. Raum, men sie auf seinen Nedern Fuchsiagden abhält!"

Uebrigens," fiftelte der immer gut unterrichtete Millhoff, der barauf rechnete, in Bälde zum Vertreter des ertranften Justizminifters bestellt zu werben, haben Sie schon gehört, mit wem sie wegen des Ministerpostens unterhandelt? Sta...?"

Mithoff loftete die Spannung aus. Sie erraten es nicht, meine Herren. Sie unterhandelt mit Herrn von Bis mard  - Schönhausen  ."

Bas? Mit dem Randaleur des preußischen Landtages? Bill sie uns also einen Preußen hersezen?"

Gerbis fuchte abzulenten. ,, Gegen melches feindliche Aus land ist eigentlich der Wartturm da hinten gebaut?"

Die Hohenerglebener Warte? Lediglich gegen die annoch

Obergefreiter Dumberth schwer belastet.

Lofoltermin im Redliker Wald.

Am Freitag vormittag traf das Boisdamer Schwurgericht im Nedlitzer Wald bei Potsdam   ein, um einen Lotaltermin an der Mordstelle abzuhalten. Es fand zuerst eine Besichtigung des Bootshauses statt, in welchem der ermorderte Obergefreite Herbert Gelfert gewohnt hat. Im tief verschmeiten Wald wurde die Tat von dem angeklagten Obergefreiten Ludwig Dumberth ohne die geringste Erregung demonstriert. Die Berliner   Morskommission umer Führung von Kriminalkommissar Lipit, der seinerzeit die Er mittlungen geführt hat, war auch zu dem Lokaltermin erschienen. Um 11 Uhr traf das Gericht wieder in Potsdam   ein.

Im Laufe des Nachmittags traten mehrere Kameraden im Schmurgerichtsprozeß gegen den Obergefreiten Dumberth auf, die den Angeklagten schmer belasteten. Die Beweisauf­nahme ergab, daß der Angeklagte sich schon vor der Tatein Alibi genau zurechtgelegt hatte. Danach scheint er die Tat mit voller Heberlegung ausgeführt zu haben. Die Oberschwester des Potsdamer   Kameradschaftsheims hat dem An geffagten für mehrere hundert Mart Waren in Kommission gegeben, die er in der Militärschwimmanstalt verkaufen sollte. Sein Konto war start belastet, und am 1. Oktober, am Mordtage, vormittags um 10 Uhr, mahnte die Oberschwester telephonisch um Bezahlung. Dumberth erklärte: Ich komme mittags bezahlen. Um 3. Uhr er­schien er im Kameradschaftsheim und bezahlte 140 M. Schulden. Es war das Geld des ermordeten Gelfert, welches er dem Toten drei Stunden vorher abgenommen hatte. Die Borgesetzten schil­dern den Verstorbenen als einen äußerst sparsamen und ernſten Menschen. Dagegen war der Angeklagte ein Schuldenmacher, aber ein vorzüglicher Sportsmann.

Die Berhandlung wird sich bis zum Montag aus­dehnen. Die Braut des ermordeten Geifert erschien in Trauer. Auch sie schildert den Verstorbenen als treuen und ehrlichen Mann.

unerforschten Gebiete des Herzogtums Anhalt- Bernburg  ," trähte Millhoff und schielte nach dem noch immer mit seinem Pferde beschäftigten Trofegt. .?" Unerforschte Gebiete Jaja, mein Lieber! Dort stehen die Wigwams unserer Hugh! Von welchem Stamm bitte?"

Indianer!"

"

Bom edlen Stamm der Trosegt- Indianer. Sie halten an ihren alten Sitten fest troß 1815, haben immer noch Leib­eigene und ichinden sie, haben sich neulich erst wieder energisch gegen den Bau einer Schule in Hohenerrleben gewehrt

,, Natürlich," verteidigte sich jetzt der jeder Cauferie ferne Trosegt in fachlichem Ton: Wo sollen wir unsere Ochsen­knechte hernehmen, wenn jeder Bauernlümmel gebildet wird?"

,, Hat er recht," schnitt Kersten lachend die Entgegnung des Barons Brittwig ab, der sich gern mit humanitären Ideen brüstete, und die halbe Stunde ist um. Also auf die Gäule, meine Herren!"

Die Kavalkade sprengte los, vorläufig noch geschlossen auf dem Wege, bis die große Aue erreicht war. Der junge Trosegt setzte sich fortan an die Spiße, ohne die mißbilligen­ben Blicke der anderen zu beachten, und brachte etwa hundert Meter zwischen sich und den Trupp. Seine falten, hellblauen Augen blickten scharf auf den Weg, auf die Hufspuren darin. Schon an der ersten Biegung, wo ein schmales Band Wald in die Wiesen lief, stuzte er; ließ dann sein Pferd noch fünf­hundert Meter meiter laufen, setzte über den Graben ins noch faum aufgrünende Gras und sprang ab. Halfter geriffen!" rief er den hohnlachend Vorüberfegenden zu und grinste über­Legen hinter ihnen her. Erft als sie sich meit in der Ferne zu zerstreuen begannen, nur minzige, sommerrote Falter fchienen, allzu früh taumelnd über schwarzschollene Felder, faß er wieder auf und ritt bis zur Begbiegung. Was er vorhin gesehen hatte, war jetzt von hundert Hufen verwiſcht; der tiefe Abdrud zweier Pferdefüße, die auf einen Sprung nach links gedeutet hatten. Aber er war seiner Sache sicher; gemächlich trabte er am Walbrand entlang.

Schon nach halbstündigem Reiten sah er den Fuchs: die Herzogin faß an einen Baum gelehnt, ihr Tier grafte. As sie den roten Frac sah, lief sie zu ihrem Pferde, saß auf, preschte davon; er gab die Sporen und sprengte nach; ganz nebenbei, ungemußt, hatte er den herbsinnlichen Eindruck des burchs Gras rennenden fräftigen Frauentörpers aufge nommen; seinem Denten ging es nur um die Jagd. ( Fortsetzung folgt.)

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