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Landarbeiternot vor dem Landtag.

Sozialdemokratische Abrechnung mit den Landherren.

Der Bandtag fegte am Freitag die zmeite Lefung des Band­wirtschaftsetats fort. Abg. Brandenburg( Soz.):

Neue Borschläge zur Behebung der Agrarfrise haben die bür gerlichen Barteien nicht gemacht. Sie begnügen fich mit ihren alten Hausrezepten. Der deutschnationale Redner hat den fnolligen Sag hingehauen: mir fordern eine andere Handelspolitik und eine andere Handelsbilanz; das hört sich gut on, verpflichtet zu nichts und sagt auch nichts.( Sehr wahr! lints.) Es ist völlig unrichtig, daß die große Mehrzahl der Landwirte sich in Berzweiflungsstimmung be­findet.

Große und vernünftige Teile der deutschen   Landwirtschaft find entschloffen, mit eigener Initiative an der Ueberwindung der Agrarfrise zu arbeiten; nur diefe Landwirte verdienen auch die Hilfe des Staates.

Es hat sich an der Landwirtschaft schwer geracht, daß man die Scheinblüte der Inflation für echt gehalten, die Abjagregue lierung unterlassen und die viel zu hohen handelsun. foften ein Jahrzehnt long geduldet hat. Aber noch ist es nicht zu spät zu bessern, wenn nur die Rechte sich nicht jeber per­nünftigen Einsicht verschließen und einen Heilmann deshalb nicht für voll nehmen mill, meil er noch feinen Mist gefahren bat. ( Sehr gut! bei den Soz.)

Die Abmanderung aus dem Often niment immer starter zu, und die Landflucht hat in großem Umfang fchon gang Mitteldeutschland   ergriffen. Nicht einmal die gegen märtige rise hält die zunehmende Berödung des Landes arf. Die neuen Riesenbetriebe der Industrie in Mitteldeutschland   sind zum großen Teil mit ehemaligen 2 andarbeitern befeßt. Die wich tigste Ursache diefer Erscheinung ift

das wachsende Cohnelend der Landarbeiter.

( Gehr wahr! bei den 603) Der verheiratete erwachsene Bond­arbeiter hat famt Deputat einen Sambenlohn unter 50Pfennig Mit Frau umb 18jährigem Hofgänger erreicht der Bandarbeiter Inapp den Lohn des Industriearbeiters. Das find die Lariflöhne, aber in pielen Bezirken wird Interlohn bezahlt. Die mir vor. Tiegende Abrechnung einer Landarbeiterfamilie zeigt, daß fie mit Frau, Tochter und Schmiegerjohn samt Deputat

45,14 Mart brutto in der Woche in fechzigstündiger Arbeitszeit nerdient.( Härt, hört! bei den Goz.) Daher ist auch die Band­arbeiterschaft prattisch eintammensteuerfrei( 3uruf rechts: Wir auch!) Ich femme die vielen Großgrundbefizer, die das Finanzamt um die Einkommensteuer betrügen.( Sehr gut! bei den Soz.) Ich meiß, daß diese Herren Jahr für Jahr seit 10 Johren ,, 20 Broz der Substanz zufchen" ein Wunder, daß diese Eubstanz noch immer vorhanden ist.( Heiterfeit linfs.) Aber ich meiß auch, daß namhafte Gelehrte seit Jahren die nerfäßlich. reit höherer Bandarbeiterföhne predigen. Go fagt Profeffor Arebbe, daß

deufiche Nationalpolifit auch deutsche Landarbeiterpofifit fein mar Brofesor Seedorf- Göttingen vermeift darauf, daß hohe Löhne noch nicht ein hohes Lohntonto bedeuten. Im Nods programm des Landbundes wird die Angleichung der Land. arbeiterlöhne an die Löhne der Industriearbeiter für gleich dere Arbeit gefordert.( Sehr mahr! rechts.) Jetzt stimmen Sie zu! Aber derselbe Herr von Rohr, der 1927 den Abstand der Landarbeiter Löhne non den Industriearbeiterföhnen für unerträglich erklärt, hat auf der diesjährigen Tagung des Bommerschen Landbundes ge­fordert, daß die Angleichung der Löhne durch rücksichtsinse herablegung der Industriearbeiterlöhne erfolge ( hört, hört! links.) Wahrscheinlich hat er das bei Mussolini   gelernt, bei dem er Bettionen in deutschnationaler Gesinnung nimmt.( Sehr gut! lints.) Fortgesetzt heht die agrarische Presse gegen den Kom­frattbruch der Bandarbeiter. Aber v., Rohr hat 1927 gefagt, die Arbeitslojen würden von selbst aufs Land zurüdfehren, menn die Landwirtschaft ausreichende Löhne zahlte.( Hört, hört! und Sehr wahr! links.) Jetzt fordert in Mitteldeutschland   der Landbund fogar Abbau der Landarbeiterlöhne. Angeblich fann die Land­mirtschaft höhere Löhne nicht zahlen.( Sehr wahr! rechts.) Sie merden eines Tages höhere Löhne zahlen, aber erst, wenn die besten Arbeitsträfte vom Lande meg gela ufen find.( Sehr gut! links.) Sie zahlen ja fchon jetzt den ausländischen Wanderarbeitern höhere Löhne, meil diese sonst gar nicht tämen. Sie heben gegen die Arbeitslosenversicherung als angebliche Prämie auf Fautheit. Sie wollen die Versicherung für die Landarbeiter noch nerfchlechtern, und dann wundern Sie sich über die Landflucht. Wir haben jezt in Mitteldeutschland   7000 arbeitslose gemeldete deutsche  Landarbeiter. Vielfach behalten die Bauern bereits Knechte und Mägde in Koft und Logis, zahlen aber feinen Lohn, sondern ver. meisen auf die Arbeitslosenversicherung! Die Feinde der Ar beitslosenversicherung verstehen es sehr gut, sie auszumutzen und gratis Arbeitsträfte zu haben. Gewerkschaftliche und politische Bertrauensleute der Arbeiter werden auf dem Lande vielfach über­haupt nicht eingestellt. Deutsche   Frauen und Mädchen können in der Bandarbeit häufig die 156 Arbeitstage nicht erreichen, die zur Erlan gung der Arbeitslosenversicherung nötig sind, weil man Polen  bevorzugt beschäftigt. Wenn Sie die Landarbeit immer mehr zum Saisongewerbe machen, dann zahlen Sie gefälligft auch Sai­jonarbeiterlöhne!( Sehr mahr! links.)

Gegen Beschimpfungen und Beleidigungen der Landarbeiter, felbst gegen standalöse Mißhandlungen von Frauen, ja schwan­geren Frauen, hat der Landbund nie das Geringfte unternommen. Der Bandwirtschaftsminister hat verfügt, daß Landwirte, die deutsche Bandarbeiter mißhandeln, Banderarbeiter nicht mehr zugewiesen erhalten. Wir sind dankbar für diesen Erlaß, menn er uns auch nicht meit genug geht. Aber die Deutschnationalen haben auch bei diefer Etatberatung die 2 ufhebung dieses Erlasses gefordert; fie solidarisieren sich mit den Lumpen, die ihr Herrentum im Brügeln austoben. Die Wohnungsverhältnisse auf dem Lande find vielfach grauenhaft. Die Unfallnerhütungsfontrolle ist minimol, die Unfallrenten minzig. Aber unseren Antrag auf Einrichtung von Bandinspektionen haben Sie abgelehnt, wie überhaupt der Haupt ausschuß auch diesmal alle unsere Anträge abgelehnt hat, die den Bandarbeiter sozialrechtlich und arbeitsrechtlich mit dem Industriearbeiter gleichstellen wollen. Sie haben gestimmt gegen den Kinderschuß, gegen den Schwangerenschuß, gegen Aufhebung der 3mangsarbeit der Bandarbeiterfrauen, gegen Einbeziehung der Bandarbeiter ins Arbeitsschußgefeß, ins Berufsausbildungsgesetz. Können Sie sich da mundern, menn mir uns zu Ihren Wünschen in Zukunft genau fo stellen, wie Sie zu den berechtigten Forde rungen des Millionenheeres deutscher Bandarbeiter?( Sehr gut! bei den Soz.) Wir danken dem Minister für sein Versprechen, den Landarbeitern eine Bertretung in den Landwirtschafts­tammern

zu geben Hoffentlich beschränkt sie sich nicht auf ein poor Ron. zeffionsschulzen. Wir protestieren gegen jede Erhöhung des Ausländerfontingents. Die deutsche Landwirtschaft hat tein Recht. Banderarbeiter anzufordern, solange fie nicht alles tut, um den Abstrom der deutschen   Arbeiter vom Bande zu verhindern. Bir fordern Staatshilfe für das Ringen ber beutschen Bandarbeiter

um Gleichberechtigung im Wirtschaftsleben. Der Minister hat recht, daß die republikanische Verfassung den Bandarbeitern meitgehende Rechte gegeben hat. Er hat doppelt recht, wenn er auf unsere Interpellation geantwortet hat, daß,

wenn die Landarbeiterschaft selbst sich diese Rechte nicht zunutze macht, die Staatsregierung ihr auch nicht helfen fann. Wir werden diese Aufforderung, mit allen Mitteln gegen die Miß stände und Ungerechtigkeiten zu fämpfen, fomeit mie möglich ver. breiten. Nur dari die Regierung der Landarbeiterschaft nicht in den Arm fallen, sondern muß ihr helfen, aus der freistant­lichen Berfassung eine Birtliteit zu machen. Die Band arbeiterschaft ist entschlossen, sich ihren Aufstieg zu ertampfen, um die Sklaverei in der deutschen   Landwirtschaft endlich zu über minden.( Lebhafter Beifall bei den Soz.)

Abg. Wende- Winzig( Dnat.): Die meisten sozialdemokratischen Reden friefen jetzt von Liebe für die Landwirtschaft. Erst der Bor redner   hat seiner Feindschaft gegen die Landwirtschaft ummerhillt Ausdrud verliehen.( Dho! bei den Soz.) Die Not der Landwirtschaft ist die Folge der vertehrten Wirtschaftspolitif der

CHI

Sozialdemokratie. Ber von der Sozialdemokratie ißt, stirbt daran. ( Lachen links.)

Abg. Obendiet( Komm.) führt Klage über Mißachting des Roa litionsrechtes der Bandarbeiter, besonders der Betriebsräte.

Abg. Hoff( Dem.) polemisiert gegen das Getreideeinfuhrmonop Die Forderung, die Dames- 3ahlungen einzustellen, ist unerfüllbar. Deutschland   hat schon einmal einen internationalen Bertrag ge brochen, den über die Neutralität Belgiens  , und das ist ihm schlecht genug befommen.( Großer Lärm rechts, Bölkische und Deutschnationale verlassen den Saal)

Abg. Schmidt- Breslau  ( Wirtschaftsp.): Der Berdienst des Zwischen. handels an den Lebensmitteln ist heute schon so gering wie mur dentbar. Wenn die Landwirtschaft sich mirklich mit den Konsum­vereinen einließe, mirde sie sich zum 3 utreiber der Sozial­demokratie erniedrigen.

Abg. Biester( D.- Hannon.): Der Feind der Landwirtschaft ist Berlin  . Berlin   ist nur ein unruhiges Wespennest, das ausgeräuchert werden muß.( Lebhafte Heiterkeit.) Nach einer Reihe weiterer Redner wird die Beratung auf Sonnabend früh 10 Uhr vertagt.

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