Sonnabend
26. Januar 1929
Unterhaltung und Wissen
Beilage des Vorwärts
Max Bernard!: Matuscheks Tod Wunder der Fernübertragung
Der Silfsbeamte des städtischen Registratur- Ratasteramtes Nepomuk Johannes Matuschet wurde heute morgen in seiner Wohnung tot aufgefunden. Ein Ober- Mag ftratediener, den man dem nicht zum Dienste erschienenen Hilfsbeamten in die Wohnung gesandt hatte, fand Genannten mit einer schweren Kopfverlegung tot über einer Schreib. maschine zusammengebrochen vor. Die Ermittlungen find im Gange, nach einem Chauffeur, mit welchem Matuschet angeblich am Abend in Streit geraten sein soll, wird gefahndet. Ertrunten ist am Sonntag..
Der Hilfsbeamte des städtischen Registratur- Katasteramts Neromul Johannes Matuschet hatte sich einen Nebenerwerb geschaffen. Borerst nur das Werkzeug. Eine Schreibmaschine. Eine richtige Schreibmaschine, Gelegenheitsfauf, billig. Wenn die Uhr Feier Schreibmaschine, Gelegenheitskauf, billig. Wenn die Uhr Feier abend schlägt und Matuschets Kollegen im Amt Tinte, Feder und Atten verräumen und hastig nach ihren Hüten greifen, dann lächelt er verklärt vor sich hin. Nicht weil des Tages Fron geleistet ist, sondern weil nun seine eigene Herrentätigkeit beginnt. Weil er Seimarbeit.
Gemeinsame Sitzung auf 325 Kilometer Entfernung
Am 8. Januar fand zwischen Berlin und Breslau ein| Berlin , wie in Breslau gesprochen und in beiden Städten auch ungewöhnlich interessanter Versuch statt, der diefen Tag für immer zu einer Merkwürdigkeit in der Geschichte der elektrischen Nachrichtentechnik stempeln wird. An diesem Tage fand nämlich eine gemeinsame Sitzung der elektrotechnischen Vereine beider Städte statt, obwohl die Versammlungslokale 325 Kilometer voneinander entfernt waren und nur ein ebenso langes Fernsprechtabel als Verbindung diente. Der Versuch ist, das soll hier gleich vorausgefchickt werden, in vollem Umfange gelungen.
Selbstverdiener wird, alleiniger Geschäftsinhaber. Er übernimmt außerordentliche Fortschritte gebracht, die nicht zum feinsten Teil betrieben merden fonnten. Infolgebeffen waren sowohi Bortrag
Erfindung. Schon sein Großvater war so praktisch veranlagt gewesen.
Matuschek hat noch keine Aufträge. Aber das macht nichts. man fann ja vorerst auch so Briefe schreiben. Mit Durchschlägen fogar. Kann Kopien sein fäuberlich ablegen, in Mappen ordnen, fignieren und numerieren
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o ja, es ist schön, Herr zu sein.
An feinen Bureauvorsteher hat er einen Brief getippt. Eine An seinen Bureauvorsteher hat er einen Brief getippt. Eine Gratulation zum vierzigjährigen Dienstjubiläum. Soll er plagen vor Neid über die prächtigen Buchstaben, die wie gestochen sind.
Da entdeckt er, daß das Komma wie ein Bunft aussicht. Aber wirklich wie ein Punkt. Das geht nicht. Das geht natürlich nicht. Soll er vielleicht die Schwänze mit Bleistift nachziehen?
Die ganze Freude ist weggeblafen.
Gewissermaßen steden noch mehr Fehler in dem Teufelszeug. Er tippt die ganze Klaviatur der Schreibmaschine herunter: In ester Instanz nichts gefunden. Nur das verdammte Komma, auch
gehört. Der Vortrag wurde zwar in Berlin gehalten, aber die Diskussion fand sowohl in Berlin wie in Breslau statt, und es gelang, eine vollkommen einwandfreie Verständigung zwischen den Diskussionsrebnern zu erzielen. Dazu war es natürlich notwendig, daß in beiden Städten Mikrophone aufgestellt wurden. Aus diesen gelangte die Energie nach einer fleinen Borverstärkung in das Rabel , das sie nach Breslau oder Berlin weiterbeförderte. Am Ende des Kabels war ein Berstärter größten Ausmaßes angebracht, der so viel Energie lieferte, daß zwei Riefenlautsprecher damit wie Diskussion in beiden Städten tadellos zu hören. Bei solchen die auch im Rundfunt nicht unbekannt ist: die sogenannte akustische Rückkopplung. Die von dem Lautsprecher in Brestau z. B. ausgestrahlten Schallwellen treffen auf das dort stehende Mitrophon, werden durch dieses nach Berlin übertragen, dort strahlt sie der Lautsprecher aus, fie treffen auf das Berliner , Mikrophon, werdeir verstärkt nach Breslau zurüdübertragen, tommen dort abermals verstärkt in den Lautsprecher, treffen von neuem das Microphon fügiger Laut zu einem fürchterlichen Geheul steigert, mie man es usw. Es tann auf diese Weise vorkommen, daß sich ein geringauch erlebt, wenn der Lautsprecher zu nahe am Empfänger ſicht, wo dann die Audionröhre die Rolle des Mitrophons spielt. Bum Schuß vor folchen gegenseitigen Beeinflussungen waren zwischen Lautsprechern und Mitrophonen große Schallschirme ausgestellt, und außerdem wurde von der Post die Berstärkung in der gerade nicht benußten Richtung soweit herabgefeßt, daß die Verständigung zwar nicht aufgehoben, aber die Selbsterregung sicher vermieben wurde. Das Gelingen dieses interessanten Versuches eröffnet sehr weite Berspettiven. Konnte man schon dem Randfunt nachrühmen, dah er das geistige Leben in den kleinen Städten und auf dem Lande gewaltig steigere, indem er dem Landbewohner dasselbe bicie, was der Großstadtbewohner hat, so gilt das in gleichem Maße nunmehr auch für das Vereinsleben abseits der Großstadt. Gerade für die dort bestehenden Bereine mit wissenschaftlichen oder ähnlichen Zweden ist es ja außerordentlich schwer, fich interessante Bortragsstoffe oder Redner zu beschaffen, und die in den Kleinstädten oder auf dem Lande tätigen Aerzte, Juristen, Theologen usw. werden dadurch nur allzir leicht von der lebendigen Fortentwicklung in ihrem Berufe abgeschnitten. Das fann in Zukunft anders werden; denn es wird immer möglich fein, daß solche Bereine fich an einen mertvollen Vortrag, der in einer Großstadt stattfindet, anschließen. Aber noch ganz andere Dinge find möglich. Die Kabelübertragung ist ja nicht das Wesentliche dabei. Sie fönnte ebenfogut durch eine drahtlose Uebertragung erlezt werden. Nun besteht ja seit einiger Zeit ein transatlantischer Telephonie- Verkehr auf langen Wellen. Es ist tein Grund, einzusehen, warum eine solche liebertragung nicht ebenfogut auf den Tele. phonie- Sender übernommen werden fönnte, wie wir es so oft im Rundfunt erleben. Es wäre dann z. B. möglich, daß deutsche Vereine oder deutsche Wissenschaftler an Kongreffen und Bereinssigungen. die in Amerita stattfinden, teilnehmen, nicht nur durch Zuhören, sondern auch durch Eingreifen in die Diskussion. Dr. Ing. Heinz Krüger.
In der Entwicklung der Fernkabeltechnik haben ja die letzten Jahre veranlaßt waren. Die einen Auf den Nachttisch hat er die Schreibmaschine montiert. Mit entfernten Sender ist nur möglich, wenn das Kabel selbst der Musit Uebertragungen in zwei Richtungen tritt eine Schwierigkeit auf, Draht, damit sie nicht herunterfällt. oder Sprache teine Verzerrungen hinzufügt, also vollkommen rein freiheit zu schenken, öffnet er die Nachtschranktüre. Das ist seine überträgt Die Post hat für solche Zwecke in ihrem sehr stark im Ausbau befindlichen Fernkabelneß die sogenannten Kernvierer zur Verfügung gestellt. Das sind zwei Aderpaare, die in der Achse des Kabels liegen und von der Masse der übrigen Drähte durch einen besonderen Bleimantel abgesondert sind. Allerdings bedürfen solche Drähte noch einer besonderen Herrichtung, um Sprache oder Musit große Neigung, hohe Töne zu verschluden, so daß schließlich eine berzerrungsfrei zu übertragen. Denn Kabel haben an sich eine Sprache herauskommt, die flingt, als wenn man in ein hohles Faß spräche. In der Fernsprechtechnik heißt dies der Kabelton, und er galt lange Zeit für ein unüberwindliches Hindernis des Fernsprechverkehrs.. Erst allmählich lernte man, damit fertig zu werden. Zunächst war es notwendig, um überhaupt auf große Entfernungen Sprache übertragen zu können, in bestimmten Abständen sogenannte Belastungskabel in das Kabel einzuschalten. Außerdem finden die aus dem Rundfunk fattsam bekannten Röhrenverstärker in der Fernsprechtechmit ausgedehnteste Anwendung, und die Fern sprechtabel selbst mit ihren dünnen Drähten von 0,9 millimeter Durchmesser wären gar nicht denkbar ohne diese Hilfsgeräte. Man fann rechnen, daß alle 75 Kilometer ein Kabel in ein Berstärkeramt eingeführt werden muß, soll eine Fernübertragung möglich sein. Für die Zwede des gewöhnlichen Fernsprechens richtete man natürlich die Spulen wie die Verstärker so ein, daß eine möglichst große Entfernung überbrückt wird, womit nicht einmal die größte Reinheit der Uebertragung verbunden ist. Aber beim Telephonieren merten wir meist gar nicht, wie verzerrt die Sprache antommt, und wir würden uns sehr wundern, wenn wir statt unseres gewohnten Telephonhörers einmal die Unterhaltung unserer Freunde durch einen Lautsprecher genießen könnten. Dann würde man erst gewahr werden, wie verzerrt die Sprache ist. Schadet das für das Fern. sprechen nichts, so ist es doch für den Rundfunt und ähnliche Ueter. tragungen ganz unmöglich. Hier muß die größte Reinheit gewahrt werden. Das tann man erreichen, indem man die Spule fleiner macht als gewöhnlich, damit die für die Sprache und Mufit sehr wichtigen hohen Töne besser durchkommen und indem man notfalls noch den Verstärker so einrichtet, daß die hohen Töne bevorzugt werden, denn gerade die Zischlaute geben einer Sprache erst das richtige Gepräge.
Beiftrich genannt.
Matuschef überlegt. Gin tüchtiger Beamber muß sich zu helfen missen. Da ist zum Beispiel ein Strichpunkt, ein Semifolon. Ein ganz überflüssiges nämlich. Er wird den Strichpunkt, alias Semifolon, aus der Tastatur seiner Schreibmaschine verbannen. Einfach ein Komma daraus machen.
Matuschef tippt feinen Namen und setzt dahinter den Strich punkt. Hält mit dem Daumen den Punkt über dem scharf ge fwungenen Schwanz zu: ein herrliches Komma!
Er wird den Puntt megfeilen. Auf der Stelle wegfeilen! Nun hat er die Nagelfeile abgebrochen, und sein Zeigefinger blutet rote Tropfen in die Stube. Dämmerung bricht schon herein, und noch immer harrt ein Berg schneeweißen Papiers( staatliches) der magischen Letternfchrift.
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Er geht zu seiner Wirtin. Die Witwe Jakubowska hört ihn mißtrauisch an. Wie eine Feile?" Ihr Mann war der Gefangenenauffeher Jakubowski gewesen. ,, Jawohl, so eine fleine schmale Eisenfeile ,, Nein!" Die Wirtin riegelt die Tür ab. Da läuft Matuschet die Treppe hinunter auf die Straße. Aus einer Kneipe stolpert ein Chauffeur seinem Wagen zu. Gewiffer maßen müßte ein Auto und ein Chauffeur doch eine Feile befizen. Wat? ne Feile?? Mann! Keile
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In Anbetracht des Umganges mit einer leblosen Materie find Chauffeure oft rohe Menschen.
Aber was tun, was beginnen?
Den Hilfsbeamten Matuschet grinft der winzige Punkt über dem Komma wieder an. Auch eines Hilfsbeamten Nerven sind keine Stride. Auch eines Hilfsbeamten Geduld fann reißen.
Er wird einen Hammer nehmen und den Punkt breit schlagen. Aber moher einen Hammer nehmen, mittels welchen man einen fleinen Puntt in einem feingliederigen Stahlgeäft totschlägt, ohne den komplizierten Unterbau zu beschädigen. Vielleicht nahm er beffer eine Säure, die den Schandfleck über dem Komma einfach auffraß. Irgendwie mußte er jetzt Herr werden über diesen Unfug und selbst wenn er diesen disziplinlosen Bunft mit den Zähnen vom Semitolon herunternagen müßte
Und das war die sehr einfache Erklärung, nach welcher man vergeblich fuchte. Die Mordkommission schüttelte das Haupt, und ein Berg staubiger Aften über den Tod des Hilfsbeamten Matuschet schwoll in den Registraturen an.
Das wohlgelungene Bild des Gerichtsphotographen zeigte ganz deutlich Nepomuk Johannes Matuschef in seiner letzten Sterbeftunde. Entgegen allen Vorschriften war sein Kopf in die Schreibmaschine getlemmt. Die Zunge war in die Walze gezwängt und hing diesbezüglich lang über den Papierhalter hinaus. In die linke Augen höhle aber bohrte sich der Stahlarm einer viermal gehärteten Letter. Die Wahrheit über den Tod des Hilfsbeamten Matuschef hing
der
Das besonders Interessante an diesem gemeinsamen Bereinsabend war, daß er doppelseitig war, d. h. es wurde sowohl in
0. Burgemeister: Utrechter Union
Das niederländische Bolt hat am 23. Januar die Erinnerung| sieben Provinzen, die alle am Aufstand beteiligt gewesen waren und an ein Ereignis gefeiert, das nicht nur für die niederländische, sich schon im alten Burgundischen Reiche eine gewisse Borrangsondern für die ganze europäische Staatengeschichte von größter Bestellung erobert hatten, zusammen, um den neuen Staat zu gründen deutung gewesen ist. Was an jenem dentwürdigen 23. Januar 1579 und ihm eine aus wenigen Paragraphen bestehende Berfassung zu also vor 350 Jahren im hohen Kapitelsaale des heute durch geben. Dank der gemeinsam erlebten Not der voraufgegangenen Restauration zu neuer Bracht erstandenen Utrechter Domes por Sahre wurde man in Utrecht sehr schnell einig. sich ging, war ein ausgesprochen revolutionärer Aft, durch den nicht allein ein neuer selbständiger Staat in Westeuropa geboren, sondern auch ein wichtiger Schritt zur bürgerlichen Demokratie getan wurde.
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Ein langjähriger erbitterter Freiheitsfampf gegen Spanien lag damals bereits hinter dem niederländischen Bolfe, ein Krieg, der freilich weniger ein nationaler als vielmehr ein Staffenstreit zwischen dem aufkommenden niederländischen Bürgertum und dem habs burgischen Feudalismus war. Bon feinem Vater, dem deutschen Kaiser und spanischen König Karl V ., hatte Philipp II . neben der spanischen Krone die schon im 15. Jahrhundert von den Habs. burgern durch Heirat erworbenen burgundischen Lande, darunter die heutigen Niederlande und das heutige Belgien , geerbt. Hätte der große Aufstand einen rein nationalen Charakter gehabt, mie
Dieses ausgesprochen revolutionäre Abfommen wurde die Magna Charta der niederländischen Unabhängigkeit. Die Utredter Union bildete geradezu den Höhepunkt des großen Freiheitstampfes der Niederländer, und Philipp II ., der menige Jahre später feine große Flotte, die Armada, die er gegen England ausgesandt hatte, durch die Stürme des englischen Kanals vernichtet jah, hat dieses Abkommen nicht mehr umzustoßen vermocht. Von diesen 23. Januar 1379 an datiert der beispiellose Ausschwung der Nieder lande in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, das Aufblühen des Handels, der Künste und Wissenschaften, jene einzigartige, mur mit der Blüte des alten Athen nach den Berserkriegen vergleichbare Glanzzeit, die man noch heute das„ Goldene Jahrhundert" nennt. Allerdings botte die Utrechter Union auch ihre Schattenseiten.
mie ein blutiger Fezen Fleisch mit üblem Brodem im Haule es die heutige niederländische Geschichtslegende darstellt, dann hätte Sie schuf teinen zentralistischen Staat, weil ten Nordniederländern
Witwe Jakubowska. Man tam nicht auf den Gedanken, daß der tödliche Stahlarm, der sich durch die Augenhöhle einen Weg ins Gehirn gebahnt hatte, gar fein gewöhnlicher Buchstabe war, sondern ein teuflisches Interpunktionszeichen...
In Eachen des ermordeten Hilfsbeamten Nepomuk Johannes Matu fchet, wird dem Saftentlassungsantrag des Chauffeurs Leopold Follriegl ftattgegeben. Die Leiche bes M. ist zur Bestattung freizugeben. Dem Eachverständigen, Herrn Obermechan ter Konrad Biebermann, wird aufgetragen, ein Gutachten über die Schreibmaschine Nr. 1593 anher ein sureiden. Es wird verfügt die Ueberweisung der Witwe Olga Jaku bowsta in ble Landesitrenanstalt zwecks Beobachtung ihres Geistes zustandes. In Sachen des aus dem Zucht..
Ein erratischer Block als Taturdenkmal Bei Ellhofermoos, einem kleinen Dorf des Bezirksamtes Lindau, befindet sich ein Kalksteinbruch, der bis herein in unser Jahrhundert ron der Bevölkerung der Gegend zur Gewinnung von Ralfstein ausgebeutet wurde. Zeitweise wurde das gewonnene material auch für Grabsteine weiterverarbeitet. Neue eingehende geologische Unterfuchungen haben ergeben, daß es sich hier um einen erratischen Block Fanbelt, und zwar um den größten, der bisher in Europa entdeckt wurde. Das ursprüngliche Volumen dieses Findlings wird auf 3000-4000 Rubikmeter gefchäßt. Seiner geologischen Zusammen. fegung nach stammt er aus dem Rätifon in Vorarlberg , die Gletscher. maffen der Eiszeit haben den Koloß also etwa 70 Rilometer nach Norden geschoben. Seiner außerordentlichen Größe halber wurde der Steinbruch mun von der Bezirksbehörde Lindau angetauft und als Raturdenkmal erklärt.
er auch das heutige belgische Flandern umfassen müssen. Aber dieser Teil von Niederland ist bis in die Tage der großen från zösischen Revolution gut habsburgisch geblieben, weil hier der Adel, mit dem in den nördlichsten Niederlanden schon die großen Bürgerfriege des 15. Jahrhunderts zwischen den Hoetschen( Adligen) und den Kabeljauschen( Bürgerlichen ) gründlich aufgeräumt hatten, noch bedeutend fester im Sattel faß. Wäre es andererseits nur ein Religionstampf gewesen, wie es die Legende der nieder ländischen reformierten Kirche behauptet, so hätten sich der Ut rechter Union nicht auch Gebiete mit starter tatholischer Be völkerung angeschlossen. Allerdings gewann der Kampf dadurch einen nationalen Charakter, daß der Adel spanische Truppen ins Land holte, und er wurde zugleich von der religiösen Ideologie beherrscht, weil eben der Abel aus Klaffeninteresse zur tatholischen Religion des spanischen Königs hielt, während die Bürgerschaft der großen Handelsstädte sich in der Reformationszeit dem Calvinismus angeschloffen hatte.
Ende 1578 beschränkte sich Philipp II . bereits im wesentlichen darauf, die südlichen Niederlande , das heutige Belgien , zu behaupten. Deshalb fonnte Anfang 1579 der große Schritt gewagt werden, die Unabhängigkeit der sieben nördlichen Provinzen zu proflamieren. Diese Provinzen waren Holland , Zeeland , Utrecht , Gelderland , Overijsel, Groningen und Friesland . Der neue Staat hat bis ins Zeitalter Napoleons den Ramen Republit der sieben Bereinigten Niederlande" geführt. Für die Proflamation diefer Republit traten im Januar 1579 in der alten Bischofstadt Utrecht Delegierte der
feit dem Kampfe gegen eine starte Zentralgemalt im alten Burgund jeder Zentralismus tief verhaßt mar. Sie veranterte auch die Demotratie noch nicht fest genug, so daß der große niederländische Staatsmann Ban Oldenbarnevelt schon 40 Jahre später auf Anordnung des Präsidenten oder, wie man damals fagte, bes Statthalters der jungen Republik aus dem Hause Oranien hin gerichtet wurde. Die Utrechter Union hat es immerhin noch er möglicht, daß die Dranier, die zunächst zweifellos große Berdienste um den Befreiungstempf gehabt hatten, sich fchon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu erblichen Bräsidenten oder Grd. statthaltern aufwerfen konnten und dadurch wieder den Weg zur Monarchie beschritten. Dennoch hat diefes Dokument der Utrechter Union die größte Bedeutung für die europäische Geschichte erlangt. Mit ihm beginnt die Kette der großen bürgerlichen Revolutionen, die bestimmt waren, das Aussehen unseres Kontinents völlig au verändern und den. Weg für die große Erhebung des Proletariats im 19. Jahrhundert zu bereiten.
Die Sprachen in Europa , Nach einer Berechnung des Brof. . Tesniere gibt es in Europa 120 Sprachen, die von etwa 461 MilDeutsche, das von 81 Millionen gesprochen wird. Dann folgen das lionen Menschen gesprochen werden. Am verbreitetsten ist das Deutsche , das von 81 Millionen gesprochen wird. Dann folgen das Russische mit 70, das Englische mit 47, das Stalienische mit 41, bas Franzöfifche mit 40, das Utrainische mit 34, das Bolnische mit 23, bas Spanische mit 16, das Rumänische mit 14, bas Ungarische mit 10 und das Serbo- Kroatische mit 9 Millionen. Das Hebräische ift afUmgangssprache aus Europa fast ganz verschwunden.