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BERLIN  Freitag 1. Februar 1929

Der Abend

Erideint taglio enter Sonntags. Fugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis Leibe Ausgaben 85 Vf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW68, Lindenstr.3

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46. Jahrgang.

66 Unzeigenpreis: Die einfaltige Nonpareillezetts

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Militärputsch in Litauen  ?

Woldemaras angeblich verhaftet.- Widersprechende Meldungen.

Warschau  , 1. Februar.( Eigenbericht.)

Im Laufe des gestrigen Tages- find aus Kowno   über Wilna   folgende Meldungen eingelaufen: Der Rücktritt bon Plechavizius hat eine sehr schwierige Lage ge­schaffen. Bei Woldemaras ist eine Delegation mit Ple­chavizius an der Spike erschienen, die eine Reihe von Forderungen vorlegte, u. a. die Liquidierung des Konflittes mit Polen  , die Kündigung des Handelsvertrages mit Deutschland  , die Wiederherstellung der Pressefreiheit und die Wiedereinführung der Verfassung. Woldemaras versicherte Plechavizius schein bar, diese Forderungen erfüllen zu wollen, lie

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Diklator Woldemaras

ihn

Staatspräsident Smetona  aber, ebenso wie die übrigen Delegierten, berhaften, faum daß sie das Gebäude des Ministerrates verlassen hatten.

Keudell und der Steuerstreif.

Enthüllungen im Reichstag.  - Sozialdemokratie für die Beamten.

In der fortgeführten allgemeinen Aussprache über die Besetmaige llebergriffe höherer Beamten, sondern auch gegen solche der amtenverhältnisse des Reichsfinanzministe Steuerzahler zu schützen. Der Abg. Dr. Röhler habe als Minister riums in der Freitagsigung des Ausschusses für den Reichshaus Auffaffungen vertreten, die sich mit den seinen decken. Aber genügt halt hielt u. a. Dr. Serg( Snz.) eine Rede, die besonders in ihrem legten Teil politische Bedeutung hatte und voraussichtlich noch weitere Erörterungen nach sich ziehen wird.

F

Dr. Herz wandte sich zunächst gegen den demokratischen Abg. Bernhard, der angeregt hatte, Beamte des Buch und Betriebs. prüfungsdienstes aus der allgemeinen Gehaltsstala der Beamten­schaft herauszuheben und sie so zu bezahlen, mie eima die Brinat mirtschaft die Dienste solcher Kräfte entlohnen mürde. Dr. Herk wies darauf hin, daß es unmöglich jei, einen einzigen 3weig eines bureaufratischen Apparates nach den Leistungen im Einzelfall gu entlohnen. Tate man bas, fo fönnte man schließlich auch an der Tätigkeit der Beranlagungsbeamten nicht vorübergehen.

Herz wandte sich dann: gegen die Art und Weise, wie der Staatssekretär Bopih in der gestrigen Sitzung geglaubt habe, die Autorität von hohen Beamten hochhalten zu müssen. In einer der früheren Sigungen hatte der Abg. Seppel einen geradezu unerhörten Spezialfall zur Sprache gebracht. Staats­setretär Bopiz mußte erflären, daß das Reichsfinanzministerium dem betreffenden Landesfinanzamtspräsidenten die Mißbilligung über sein Verhalten ausgesprochen habe, fügte aber sein lebhaftes Bedauern an, daß er gezwungen worden sei, öffentlich solche Zu­rüdmeifung eines hohen Beamten befannizugeben. Demgegenüber betonte Dr. Herß, daß diese Haltung des Staatsjefretärs das dent­bar ungeeignetste Mittel sei, die Zufriedenheit und Arbeitsfreudig. teit der mittleren und unteren Beamten zu stärfen. Die gesamte

viel, ob ein hoher oder ein unferer Beamter in Frage stehe. Unter ordnung unter nicht zu billigende Maßnahmen des Borgesezten tömte imb dürfe nicht verlangt werden. Durch die Stellung des Staatssekretärs werde die Autorität der hohen Beamten und damit der Staat sicherlich nicht gestärkt.

Zu der Kownoer Garnison   ist es zu heftigen 3uBeamtenschaft verlange Entscheidung nach Recht und Billigkeit, gleich­fammenstößen gekommen. Plechavizius hat nämlich berstanden, während der Zeit, da er als Stabschef fun gierte, die berantwortlichen Posten mit seinen Ver­trauensleuten zu besehen. Das Offizierstorps hat sich auf Seiten von Plechavizius gestellt, nur die Schaulis. Verbände und die Organisation des Eisernen Wolfes" stehen noch zu Woldemaras.

An den Ministerratssitzungen nimmt der Minister präsident Smetona nicht teil, der an den Umiturz­vorbereitungen Plechavizius' beteiligt gewesen sein soll. Die Soldaten Plechavizius' begrüßen den Staats. präsidenten in enthusiastischer Weise. Jeden Augenblick fann zwischen den Anhängern Woldemaras und Plecha vizius ein Zusammenft of erfolgen, wobei die An­hänger Plechavizius, die sich in der Mehrzahl befinden, zweifellos fiegen werden. Woldemaras hat sich mit dem Gesamtkabinett in dem Gebäude des Ministerrats ein. geschlossen, daß von den letzten Regimentern, die Woldemaras treu geblieben sind, geschützt wird.

Im letzten Augenblick ist die Meldung von der Ver­haftung Woldemaras eingetroffen.

Amtliche Dementis.

Die litauische Gesandtschaft in Berlin   bementiert kategorisch die Meldungen, daß der vor einigen Tagen aus dem Staatsdienst entlassene Generalstabschef Blecha vizius einen Putsch unternommen habe. Er sei nicht ver haftet worden. Ebenso selen die Meldungen über die Ver. Haftung Woldemaras nicht zutreffend.

Königsberg  , 1. februar.

Gerade in jetziger Zeit und gerade bei der Finanzverwaltung sei eine solche Stellung um so falscher, als an die Arbeitstraft und Arbeitsluft aller Beamtengruppen der Reichsfinanzverwaltung ge­radezu unerhörte Anforderungen gestellt werden. Es müsse alles ge­schehen, die Beamten der Reichsfinanzverwaltung nicht nur gegen

Wer verhaftet wen?

Plechavizius

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Woldemaras Schließt diese Tür nach außen oder innen? Davon hängt ab, was unfre zwei beginnen. Denn je nachdem steht auf der einen Seite Der Festgesette, gegenüber der Befreite. Jedoch, es fann auch grade anders fommen: er festzunehmen scheint, wird festgenommen!

Keine Spuren der Bankräuber.

Gibt es feinen einbruchsicheren Trefor?

Die fieberhaften Nachforschungen der Berliner   Kriminalpolizei  | Selenzelle wird alsbald einen elektrischen Kontakt lösen, der wiederum nach einer Spur der Bankräuber vom Wittenbergplatz find bisher ganz ohne Erfolg geblieben. Als sicher scheint nur festzustehen, daß einer der Einbrecher felbft Mieter eines Safes gewefen ist, jedenfalls nur zu dem 3wed, um den geplanten Einbrudh gut vorzubereiten.

Sat man nicht wieder und wieder mit einem gewissen stillen Gruseln von der fabelhaften Technit gelesen, mit der ein moder. ner Bantirejor gegen alle Eventualitäten geschüßt mird? Etwa so: Wenn der Einbrecher auch nur mit dem Nagel eines Fingers an dem Mechanismus des Türschlosses rührt, feßt sich ein Läutemert in Be megung, so laut, so schrill, so freischend, daß es nicht nur im Haus, sondern straßenmeit zu hören ist. Außerdem wird aber aud Wie dem Vertreter der Telegraphen- Union von amt felbständig eine Berbindung mit der Polizei hergestellt, die im ficher litauischer Stelle mitgeteilt wird, sind die in der Augenblid mit einem Ueberfallfommands anrüdt. Wenn der Ein deutschen   Presse aufgetauchten Meldungen über die Verbrecher aber trogdem in die Stahlkammer einbringen follte, ent haftung des zurüdgetretenen Generalstabschefs Plecha wickeln sich, ohne daß er auch nur ahnt, woher fie tommen, aus bizius und 16 anderer Offiziere frei erfunden. einer geheimen Teufelsfüche giftige Dämpfe, die ihn in Tau elend erstiden. Gleichzeitig wird automatisch die Polizei alarmiert, der alles höchst einfach nichts weiter zu tun übrig bleibt, als den Kadaver des erft dten Einbrechers aus dem zwar eröffneten, aber so gerissen sein und mit Gasmasten arbeiten sollte, dann wird, wenn er das Schloß ungestraft berührt, die Tür ungestraft geöffnet hat, der winzige Blig seiner Taschenlampe genügen, um ein äußerst lichtempfindliche Gelengette zur Reattion zu bringen. Die

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einen Hebel löst, der abermals eine Schleuse löst, aus der sich un­geheure Wassermassen in den Tresorraum ergießen, die nunmehr aber endgültig den Einbrecher erfaufen laffen. So und ähnlich hat man es wieder und wieder gelesen.

Und die Wirtlichfeit? Ein Einbrecher legt einen drei Meter langen Gang, durchbohrt eine Stahlplatte und ist alsbald im Trejorraum, aus dem er flaut, was ihm gefällt. Alles höchst ein­fach und unkompliziert. Säutemert, giftige Gafe, Selenzelle und Wasserschmall gibt es offenbar mur in Amerifa.

14 Grad Kälte in Berlin  .

Der Donnerstagabend und die Nacht zum Freitag haben Ber­ lin   wieder strenge Kälte gebracht. In der Innenstadt wurden heute morgen. 14, Grad gemeffen und in den Außenbezitten fogar bis 18 Grad unter Null. Die Ursachen dieses plöglichen Temperatur­fturzes liegen in der Hauptsache an der Zufuhr falter Luftströmun gen aus dem Osten. In ganz Rußland  , Polen  , Ungarn  , dem Baltan und dem deutschen Reich herrscht woltenloser Himmel, eine Erscheinung, die um diese Jahreszeit recht felten ist. Vorerst ist

Der Kranke und der Amisschimmel nicht bestohlenen Tresor zu schleifen. Wenn nun aber der Einbrecher mit einer Unterbrechung der starten Froſtperiode nicht zu rechnen.

Das Urteil von Sonnenburg

Berichte 2. Seite

lleber Frankreich   lagert schon seit Tagen ein Tiefdrudgebiet. Doch ist es noch fraglich, ob mir in dessen Bereich tommen, was dann allerdings zu einer mesentlichen Wenderung des Mitterungscharat. ters führen dürfte.