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N. 46. Iohrgavg Mittwoch. 6. FeS�ar il 929
Sind die Theater feuersicher? Schließung des Admiraltheaters angedroht.
Vi« Vestrebunzeu dcrVerltaerVaupollzet. ein- ?rhöhlo Aeuersicherhell ia den Berliner   Thealern herbeizn. führen, ssllen jehl in stärkeren. Mähe als bisher verwirklichl werden, nachdem man ein streng» Vorgehen zur Durchführung der seuerpolizelücheu Bestimmungen mit Rücksicht aus die m>. günstige finanzielle Lage der Bühnen hinausgezögert und nur die Abstellung kleinerer Mängel gefordert hatte. Die Kontrollen, die ständig bei den Berliner   Bühnen in gewissen Zwischenräumen durch Beamte der Baupolizei vorgenommen werden, lxcken keinen Zweifei darüber gelassen, daß verschieden« Theater im Punkt« der Feuersicherheit nicht auf der chöh« sind, und daß eine generelle Aenderung durch Umbauren notwendig ist. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die älteren Aertiner Theater, bei denen die baulichen Zustiuvdc nicht mehr mit den modernen Erfordernissen in Einklang zu bringen sind. Mit Rücksicht aus die verschiedenen Brände in der letzten Zeit, besoickere aus den großen Theaterbrand in Madrid  , soll jetzt im Interesse der Sicherheit des Publikum» und der Schmrfpieler, sowie des Personals hier Wandel geschaffen werden. A!» erste Bühne wird da» Admiralsthealer. da» Domizil der Hallerrevue, herankommen, hier sind verschieden« Umbauten vorzunehmen; zum Beispiel wird von der Boupo'izei, ebenso wie von der Feuerwehr d!« Anlag« neuer Treppen und eines neuen Borlzonges gefordert. Außerdem verlangt man die Ein- richtung«nes großen Raumes hinter der Bühne, um bei einem Brand« bei offener Szene dem Personal, den Schauspielern,«ine bester« Retiungsmöglichkeit zu bieten. Die sofortige Incmgriss- nähme der notwendigen Umbauten wird gefordert unter der An- drohung, sonst das Theater zum 1Z. Februar zu schließen. Di« Tatsache, daß gerade das Theater im Admiraispalast als erste Bühne von dem polizeilich angeordneten Umbau betrosten wird, ist damit
zu erklären, daß das Haus ursprünglich lediglich als Lortragssaal und Versammlungsraum erbaut worden war, und der früher« Eispalast nur die Kongestion für tleinere Auf­führungen hatte, so daß nicht alle eigentlich für»in Theater not- wendigen Sicherung«,« ßnahrnen vorlzanden waren. Klein« Aende- rangen und Berbesserungen warm bereit» im Lauf« der Zeil   auf Veranlassung der zuständigen Behörden vorgenominen worden. Da ober im Theater im Admimlspolast feit dm letzten Jahren in den Revuen groß« Massenszenen aus die Bühne gebracht wurden und noch dazu die großen Dekorationen und Ausstattungen erhöhte Feuergesährlichkeit mit sich brachten, hat die Baupolizei schließlich sich zu einem energischen Vorgehen«ntschtosten, um kein« Unterlasiungs- sünden zu begchen. Weiche welterm Bühnen in Berlin   noch auf Grund der feuer- polizeikichm und baupolizeilichen Bestimmungen umgebaut oder ver- bessert werden müssen, ist bisher nicht bekannt, und wird von den seweiligm Berhältnisten abhängen. Aber auch hier wird durch ständig« Kvntrollm seitens der zuständigen Behörden ein Augen- merk darauf gerichtet, daß die Feuersicherheit gewährleistet bleibt O In der kommunalpolitischen Pressekonferenz sprachen gestern über die Angelegenheit des Admiruispalast-Tlzeater« und über die Feuersicherheit in Berliner   Theatern die bei der städti­schen Baupolizei beschäftigten Oberbauräte El o u t h und Schäker und der Oberbranddirektor Gempp. Die geltende Theaterpolizei- Verordnung soll verbestert werden, doch dürsten die Verhandlungen sich noch längere Zeit hinziehen. Oberbranddirektor Gempp er­klärte, daß besonders die alten Theater«ine schwere Gefahr bedeuten. In einer von Ihm verfaßten Denkschrift weist er daraus hin, daß von 20 Theatern Berlin  , nur elf mit imprägnier- ten Dekorationen ausgerüstet sind.
Berlins   künftiges SchneUbahnnetz. Derkehrsdepstation genehimgt fünfjährig?« Vauprogramm. DaS vou der neuen Berliner   Berkehrsaesell- schnft aufgestellte Schnellbahnbauprogram« für dl««Schste« fünf Jahre wurde gester« in der Deputation für da« Verkehrswesen vom Stadtrat Renter vorgelegt und nach eingehender Er» nrternug einstimmig genehmigt. Zu dem Ban» program» wird nun der Magistrat und«ach ihm die St-dtverorduetenv-rsammlnng Stellung zu nehme» haben. In derselben Sitzung der Derkehrsdeputation wurde auch die Rotwendigtest einer besseren Verbindung de» Fern- bahnnetze» besprochen, vi« Deputation, die hier nur Wünsche außer» kann, sprach sich für Zusammenlegung der südlichen und der nördlichen Fernbahnhöfe au». Anzustreben sei«in« durch- gehend« Rordsüd-Fernverbindung. ähnlich der längst bestehende« Oftwest-Fernverbindung. Umsteigepunkt für Lerbindun. gen Ostwest und Rordsüd müßt««in neuerÄreuzungsbahn- Hof werden, der am jetzigen Lehrter Bahnhof   anzulcgen wäre. Auch«ine Verringerung der jetzigen fünf Fernbahnhöf« W Stadtbahn auf etwa drei Fernbahnhöf« wird für nötig geholten Dem Gedenken der Tlqtlonalverfammlvng. die vor zehn Jahren in Weimar   eröstnet wurde und da« Berfossungswerk schuf, ist ein« Feier gewitmek, die am Sonnabend, dem g. Februar, um 20 Uhr, im Plenarsaal« de» Reichstage» stattfindet. Es sprechen von den Weimarer   Parteien Reichsminister a. D. Genost« David und die Mitglieder d«s Reichstages Ernst L e m m« r und Helene Weber  .
Den Vorsitz führt Reichstagspräsident Genoste Lade. Di«T y- -p o g r a p h i a", der Gesangverein unserer Berliner   Buchdrucker und Echristgießer, unter der Leitung von Dr. Hugo S t r« l i tz« r und ein Quartett von Mitgliedern der Städtischen Oper werden mit- wirken. Di« Veranstalter sind da» Reichsbanner Schworz-Rot-Goid. der Deutsche Republikdnisch« Reichsbund und die Vereinigung Re­publikanische Press«.__ Betrug im Kohlenhandel. Zw«! wichtige Gerichtsurteile. Schuh deu Verbrauchern! Segen betrügerische Kohlenhändler ist seht in zwei Fällen von Berliner   Gerichken ein warnendes Urteil gefällt worden. Da der Konsument so gnt wie gar keine Möglichkeit hat, sich gegen llebervorteilung zu schützen, so wird er den Gerichten für exemplarische Lestrofuag der Betrüger besonder» dank­bar sein. Ein W träger W.. der bei«in«? Firma H. in Echönebepg an­gestellt war. hatte an einen Haushalt 5 Zentner Briketts abzufahren. Beamta der Brennstoff-Uebermachnngsstell« wogen un- verwertet seinen lebten Kasten nach und stellten ein Unterge- wicht von 1t Pfund fest. Da die neu« Lieferung zu asten Borrajen dinzuaepackt wanden war, so ließ sich nicht mehr herou-- stisden, ob auch in den früheren Kästen etwas an dem norge- schriebenen Gewicht gefehst hatte. Trotzdem erkannt« das Amts. gericht Berlin-Mitte gegen W. auf S Tag« Gefängnis mit der Begründung, baß der Kohlenveidraucher, der Privatmann geschlitzt wenden müsse. Den Hausfrauen fehl« meist die Möglich- keit. die geliefert« Meng« nachzuwiegen. Sie feien daher bei solchen Machensch-stsn ständig der Gefährde» Betrogenwerdens ausgesetzt. Das erheblich« Untergewicht lasse den Verdacht gerecht- fertigt erscheinen, daß ee sich nicht um einen Einzelfall, fondern um ein planmäßig wiederholtes Manöver Handel«.
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6. Löcher im LichÜ .. item, da nach den mir vorliegenden Protokollen der vor dem Ämtsgericht Harzgerode   stattgehabten Derhand- lungen dem Dergrat Zincken keines der Vergehen, deren er angeklagt wurde, nachgewiesen worden ist, im Gegenteil sich seine vollkommene Unschuld und seine dem Staate geleisteten vorzüglichen Dienst« herausgestellt Haben, so wird er hier« mit rechtens freigesprochen"', schloß der Obergerichtsrat Handt sein- Urteilsverkündung, die alter Vorschrift nach in der Landeshauptstadt Bernburg   erfolgte. Der Advokat Oehlke packte seine Papiere zusammen. Der Freispruch war zu erwarten gewesen; der provisorisch« Leiter der Anhalt-Dernburgischen Justiz, der Baron von Troseak. war der Ansicht, daß über Recht und Unrecht Zinckens lediglich nach Maßgabe der Zu- oder Abnahme der Silberförderung entschieden werden könne. Und daß die Erträgnisse der Silbergrube von Alexisbad   sick seit Einfuhr des Koch-Zinckenschen Systems bedeutend gehoben hatten. hätte Oehlke nicht erst nachzuweisen brauchen die Herzog- liche Kammer stellte das feit langem fest. Der Angeklagte hatte nicht einmal zur Urteilsverkündung anwesend sein müssen. Während Oehlke noch im Zimmer war. ging der Ober- aerichtsrat bereits zur nächsten Sache über der letzten, die verhandelt wurde; es war schon kurz nach sechs Uhr. Sine blast« müde Frau glitt stumm in die Anklagebank. Da ihre Arme fast ohne Fleisch, ihre Brüste welk waren, ließ eine weit vorgeschrittene Schwanger'ckaft ihren Leib häßlich gedunsen erscheinen. Ein älterer Arbeiter von untersetzter Statur, desten hageres Gesicht eine schön geschwungene Rase und helle Augen intelligent machten, trat als Zeuge auf. Der Richter blickte flüchtig in die Akten. Er wollt« di« Lappalie kurz machen.,.. »Zeuge Arbeitsmann Christian Hampel. wandt« er sich
an den Mann.Sie sind in der Waldauer Zuckerfabrik de- schäftigt. Sie haben im Herbst vorigen Jahres«inen Drei- viertelkorb Rüben von der Arbeit mit nach Haus« gebracht."' Jawohl. Es war mein Deputat. Sie standen mir zu."' Gut, gut, dos tut nichts zur Sache. Ehefrau Anna Hampel geborene Bunge. Schwiegertochter des Zeugen! Sie haben gegen Weihnachten desselben Jahre» die Rüben ver- kauft." Es war die große Teuerung damals, Herr Gerichts- rat." sagte der Vater...Ihr Mann ist krank. Sie hat«in Zwei-Groscken-Vrot dafür getauft. Für ihre Kinder." Sie sind nicht gefragt." stellte der Richter lästig fest. Auch das tut übrigens nichts zur Sache. Sie durften die Rüben nicht verkaufen. Deputat« sind nur für den eigenen Gebrauch." Ob man nun Rüben ißt oder ein Zwei-Groschen-Brot, das ist doch gleichgültig!" Aber reden Sie doch nicht immer dazwischen!" sagt« Handt in leidend»m Ton.Mit dem Verkauf schädigen Sie naturgemäß die Fabrikbesitzer. Das wußten Sie doch. Das versteht doch jedes Kind" Aber der Ardeiter verstand das durchaus nicht.Schädi­gen? Den? Der beinahe Millionär ist? Mit einem Drei- vierteltorb Rüben schädigen? Sie hätten mal die Rot da- mals bei uns sehen sollen" Der Richter winkte mit der Hand ab.Sie geben also zu. Angeklagter Hanip'l, die Rüben verkaust zu baden?" Die Frau nickte stumm. Der Alte sagte:Aber sehen Sie sie doch an. Herr Rickiter, sie ist doch hochschwanger, ich bitte Sie recht herzlich" ..Sie sind doch hier als Zeuge und nicht als Verteidiger!" unterbrach ihn Handt noch immer eher in klagendem und gekränktem als in zornigem Ton. wie das seine Art war. Für einen Verteid'ger haben wir armen Leute kein Geld. Wenn man natürlich Berqrat ist" Maul halten!" fuhr Handt setzt auf. Oehlke grinste stolz. Der Richter wandt« sich, wieder in ruhigem Ton. an die Angeklagte:Sie sind biermit rechtens verurteilt zu zwei Tagen und drei Nächten Gefängnis. Die Straf« ist heut« abend anzutreten." Aber Herr Richter, wie soll sie denn in ihrem Zu- stand" Wachtmeister Kühn«, führen Sie die Leute hinaus! Di« Frau ging mit gelenktem Koos. Sie schluckt« nur einmal leise. Der Arbeiter verschwand mit einer müden Geste, die sagte: Ich verstehe das nicht.
In weit größerem Maßstabe schwindelte die Firma Ludwig Wersch« u. Co. au» der Körner st rah« 16 zu Steglitz  . Für sie waren zwei Waggons mit zusammen 700 Zentnern Koks angerollt. Sie sollten für die Z-ntraÄieizung emes Berliner.Hauses angefahren werden. Als di« U Überwachung»- bea inten die Wiegekarten des Verbrauchers prüften, stellt« es sich heraus, daß sie über83 3 Zentner iaut«t«n, die dem Adnchmer auch in Anrechming gebracht werden sollten. Die Firma mußt« den Gewichtsunterschied von 133 Zentnern zuge- stehen. Sie versuch:« ihn zunächst damit zu erklären, daß der Transparttvagen bei der Fatzrt zum Bahnhof nicht leer gewesen sei, sondern noch einen Rest con etwa 60 bis 70 Zentnern enthalten habe. Die weitere Disscrenz sollte dadurch entstanden sein, daß die Wageniadunz starkem Regen ausgesetzt gewesen sei. Äohlensacht'er- stäiDige erklärten das für im möglich: Im gleichen Sinne ougerte sich das meteorologisch« Institut. Da die Firma vor einigen Wachen wegen des gleichen Delikte» bereits zu einem Monat Ge- fängnis verurteilt worden war, errannt« fetzt das Amtsgericht Berlin-Tempelhof auf Monat« G e s ä n g n t s. Letzten Endes ist auch hier wieder der Privannamr, der Mieter der Leidtragend«. Sachverständige erklärten, daß bei fystematischer Wiederholung dieser Gewichtsschiebungen unredlich« Firmen einen jährlichen Ueberschuh von 7S OVO bis 80 000 Mark gegenüber anständig arbeitenden Händlern erzielen.
Die Tänzerin mit dem Volch. Ver?tevlöllner Ueberfall aufgeklärt. Mit lebensgefährlichen Stichwunden wurde, wie schon möigeteilt, In der Nacht vom 2. zum 3. Februar der 31 Jahr« alte Ardeiier Arthur R e i f s m a n n aus der Pr!nz-Hondjery-Str. 25 auf« gefunden. Blutüberströmt und besinnungslos fand man ihn im Flur des Hauses Prinz-Handjery-Str 66, und brachte ihn nach dem Buckower Krankenhaus, wo er noch sehr bedenklich daniederliegt. Relsfmann hatte zwei tief« Stiche von 18 und 12 iftenti- meter Länge in den Rücken erholten. Die Neuköllner Krimi- n a l p o t i z« I, di« unter Leitung von Kriminalrat Schorn die Er­mittlungen ausnahm, fand bei der Durchsuchung de» Grundstückes im Keller die mörderisch« Wofs«, einen langen noch b l u t- befleckten Dolch. Durch Zeugenvernehmungen gelang es jetzt auch, die Täter die in diesem Fall Täterinnen sind, zu ermitteln und sestzunehmen. In einem Lokal in der Straße wurde am Sonnabend abend ein Bockbiersest veranstaltet. An»hm nahm Reisfmaim teil und unabhängig von ihm zwei Mädchen,«ine!8 Jahre alte Käthe Eckloch und ihre 17 Jahre alte Freundin Else Neu mann. Während de» Tanzes stieß Neiffmann ver- sehentlich gegen eine papierne Karnevalsmütze, die die Eckloch auf dem Koos« trug und brachte sie dadurch in Unordnung. Mit Cchimnf- reden, die gar nicht dem nichtigen Vorfall entsprachen, fiel das Mädchen über Reifsmann her und war nicht zu beruhigen. Ron einem jungen Manne, der noch nicht ermittelt werden konnte, ließ sich die Wütende schließlich den Dolch geben und drohte, sie werdeden Hund kalt machen". Die gefährliche Waffe gab sie einstweilen der Neumann in Verwahrung. Als nach Schluß des Lokales all« Gäste fortgingen, brach die Eckloch auf der Straß wieder einen Streit mit Reiifmann vom Zaun, nahm aus den Händen der Freund!» den Dolch und sprang plöblich ihrem Gegner wie«ine Katze auf den Rücken. Zweimal stieß sie mit dem Dolch zu und eroriff dann mit ihrer Helferin di« Flucht, D e Mädchen, di« in ihren Wohnungen festgenommen wurden, mürben wegen versuchten Morde» dem Amtsgericht Neukölln«in. geliefert.__ Kinderschreck in der Gchönholzer Heide. Ein WMling. der in der Schönholzer Heid« hinter Pankow  sein Unwe!«n treibt, wird von der Kriminolpolizei eifrig gesucht. Er lauert kleinen Mädchen auf. wenn sie auf der Straße spielen oder von der Eisbahn heimkehren, lockt sie in die Heid« und vergeht sick dort schwer an ihnen. Schon drei Kinder sind ihm in die Hände gefallen. Ein viertes, dos sich ihm zunächst auch schon angeschlossen hatte, wandte sich zuletzt wieder ob und lief nach Hause. Jetzt endlich hat man wenigsten« eine Beschreibung des Verbrechers. Er ist etwa 35 bis 40 Jahr« alt. etwa 1,70 Meter groß und trug zuletzt dunklen Paletot und dunklen Schlapphut. Mitteilungen über sein Auftauchen an die Dienststelle E. 4 im Polizeipräsidium.
Oehlke war mit dem Verstauen der Akten endlich fertig gowordei!. Er verabschiedete sich von Handt.Uff!" machte der erlöst,widerlich, dies landfremde Volk! Nie wird es unsere Gesetze begreifen!" Und dann zu Oehlke, sehr freund- lich:Mir sehen uns ja heute abend bei der Huldigung. nicht wahr?" Oehlke verneigte sich geschmeichelt und schlenderte seiner Wohnung zu. Vor seinem Hause standen zehn, zwölf Bürger. die sich erregt unterhielten. Höflich grüßend ging er an ihnen vorbei in sein im ersten Stock gelegenes Sprech- zimmer. Dort trat er sofort ans Fenster. Er lehnte nicht hinaus, er stand auch nicht so. daß man ihn von der abend- lichen Straße aus hätte sehen können: ein Vorhang verbarg ihn. aber das Fenster war offen, so daß er alles hören konnte. was die da unten sprachen. Oehlke rieb sich, nach seiner Ge- wohnheit fortgesetzt die Hände und grinste, als bilde seine Person den Mittelpunkt aller Aeußerungen. Das war ß«-- wissermaßen auch so, obgleich sein Name kaum einmal«r° wähnt wurde. Denn an seinem Hause, wie an vielen an- deren Häusern der Stadt klebten die drei Bekanntmachungen. die an der prickelnden Erregung der letzten Wochen schuld waren: zunächst die Bekanntmachung der Bürgerdeputation, die nicht von ihm unterzeichnet und doch die seine war: da- neben di« Bekanntmachung des Herzogs, die durch sein Scdreiben erzwungen war. und die mit den verheißungs- vollen Worten begann:Da Wir zur Berathung der Ver- fallungsfraqs Unseres Herzothums Volksvertreter zuziehen zu lassen beschloffen haben, so verordnen Wir..." Die Bürger waren eben bei der Besprechung dieser Zeilen angelangt. Allerseits zeigte man sich zusnieden. Jojo! Wer sin wurklich bester drane mit unsen Harzog als wie drimmne in Preißen! Da hat dar Keenig erscht Hunderfünfunachzich erschießen losten, ehe daß e sein Ver- sprechen jehalen hat!" Naja, mir han so amwer oo keene Barrikaden nich jebaut!" Weil Mersch äwend nich neetich ban? Weil mer äwen an so an juten Harzog han tun!" Awwer wasn se daderfor oo mit'n Keenich in Berlin  jemacht han! Se sin mit die Toten ans Schloß vorbei- jefahrn, un er hat uffn Balkon kommen misten un sich ver- neijen un de Hand an'n Kopp nehmen, siehste: so, vor jeden Toteii eenzeln, hundertfünfunachzig Ma: denke ma, an Keenichl' (Fortsetzukg folgt.)