Beilage
Freitag, 15. Februar 1929
Wann kommt das Hörspiel?
Von Felix Scherret
Hundert Jahre dauerte es, bis die Oper ihre fünstlerische Form fand. Der Film, fünfundzwanzig Jahre nach seiner Entstehung, ist noch im Zustand des Experiments, denn wieviel Filme, die totsächlich aus dem Erlebnis des Auges geschaffen wurden, liegen bis jegt vor? Man darf also nicht refigniert ausrufen: Wo bleibt das Hörspiel?" Der Rundfunk ist faum aus der frühesten Kindheit heraus. Er hat noch feine endgültige Gestalt angenommen. Ber
[ uche liegen vor, nichts weiter.
Zuerst der optimistische Glaube, ein für die Bühne geschriebenes Drama fönne einfach im Rundfunt übertragen werden ohne Striche, ohne grundlegende Aenderungen. Hatte sich der Film nicht auch an der Literatur vergriffen? Aber man übersah ein wichtiges Moment, der Film übernahm nicht das fertige Kunstwert, sondern nur den Stoff, den er für seine Zwede neu formte, während der Rundfunk
,, Im
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärt
Westen nichts Neues"
graphiert. Seine Soldaten unterhalten sich darüber, wie ein Krieg eigentlich entsteht.
kommen, wir denken an den„ Soldat Suhren" von Bring, an Die Kriegsbücher, die seit Jahr und Tag in Deutschland heraus- Sperrfeuer und sind mit der Todesangst allein in der blutbeschmierten Welt. Remarque ist ein grausamer Wachrüttler, und in seinem. den Streit um den Serganten Grischa von A. Zweig, in Krieg" Buch findet man oft Gesprächsfeßen, als habe er damals mittens. von Renn und an das Buch„ In Westen nichts Neues von E. M. Remarque, alle diese Bücher find nicht ohne Zusammenhang mit der heutigen Zeit. Sie sind mehr oder weniger romanhafté Randbemerkungen zu weltpolitischer Situation, die zuletzt im„ Kriegsächtungspaft" ihre Formulierung gefunden hat. Der Krieg ist für den gegenwärtigen Imperialismus ein schlechtes Geschäft geworden. und wurden zu großen, weithinschallenden Erfolgen. In diese psychologische Atmosphäre gemittern nun dieje Kriegsbücher
Im Westen nichts Neues " brachte der Propyläen- Berlag in Berlin heraus. Remarque zeigt in diesem Buch die Freundschaft junger Leute, die in den letzten Jahren in den Krieg geschickt und Er
,, Meistens so, daß ein Land ein anderes schwer beleidigt." „ Ein Land?" fragt Tjaden. Das verstehe ich nicht. Ein Berg in Deutschland kann doch einen Berg in Frankreich nicht beleidigen, Oder ein Fluß oder ein Wold oder ein Weizenfeld."
Bist du so dämlich oder tust du nur so?" knurrie Kropp . Das meine ich doch nicht. Ein Bolt beleidigt das andere." „ Dann habe ich hier nichts zu suchen," erwiderte Tjaden,„ ich fühle mich nicht beleidigt."
das sprachlich endgültig geformte Drama mitt kompletter Ausrüstung Die glänzend beschriebene proletarische Hauptfigur ist der Landwehr. dich Dorfdeubel fommt es noch dabei nicht an."
aufführte. Es fehlte nur das Bühnenbild, und gerade dies mar von entscheidender Bedeutung in bezug auf Tempo, Bausen und Betonung der Borte. Das Bühnendrama wendet sich an den Ge: sichts- und Gehörsinn, das Hörspiel nur an das Ohr. Dadurch sind ganz andere Voraussetzungen gegeben. Durch fluge Bearbeitungen erzielte man schließlich Erfolge. Hartlebens Rosenmontag" ist in de: Umformung viel mehr auf das rein Akustische gestellt, als es etma Kaisers, Gas" oder Leffings Minna von Barnhelm" vor drei
Jahren waren. Trotzdem Surrogat, Ersatzmittel an Stelle des originellen Kunstwerks, das schon bei der Ausführung die technischen Bedingungen des Rundfunks berücksichtigt. Die Sehnsucht nach dem Hörspiel gemann allmählich feste Umrisse.
Alles, was bisher auf diesem Gebiet vorliegt, ist Versuch, mandmal ein vorsichtig tastender, problematischer, manchmal ein glücklicher Zufallstreffer. Man muß bei diesen Dingen zuerst zwischen Inhalt und Form unterscheiden. Inhalte finden sich, wenn die Grundrisse der künstlerischen Form vorhanden sind, andererseits fann sich aber auch der Inhalt die Form schaffen, Vorgänge, die bei jeder Kunst zu beobachten find.
Im Grunde tann man drei Formtristallisationen feststellen, allerdings Kristallisationen, die sich erst im Anfangsstadium ihrer Bildung befinden. Es sind dies: Das Milieubild, die Ballade mit dramatisch dialogifierten Höhepunkten und das durchkomponierte Funkdrama, Formen, die auch der Berliner Sender in mehr oder minder geglückter Gestalt brachte.
Bor ungefähr zwei Jahren setzte plötzlich eine Hausse an Milieubildern ein. Ein Beispiel dafür: Berliner Höfe," ein Quer. dafür: ,, Berliner schnitt, zeitlich und örtlich durch eine Mietsfaserne. Ein formal geglückter Bersud). Bor einer Lautfidiffe, gebildet aus den typischen Geräuschen eines Hofes, um den eine Menge von Familien wohnt, spielf das Geschehen. Von diesem Hintergrund lösen fich ein paar Stimmen ab, verdichten sich, verschwimmen, geben anderen Platz. Tatsächlich entsteht die gewünschte Bision. Das Hörbild scheiterie nur an dem Inhalt. Man scheute sich, Wahrheit zu bekennen und stilisterte die Vorgänge auf den Geschmack bürgerlicher Bewohner des Westens, die, mit Gott und Belt ausgefähnt, einen gesunden Mittagsschlaf absolvieren. Immerhin mar hier eine Form gefunden,
cine Form akustischer. Reportage, die ausgebaut werden kann, eine Art von. Wirklichkeitsbericht, aber ein Bericht ohne Handlung.
Mit seiner Inszenierung von Goethes„ Goetz von Berlichingen " Mit feiner Inszenierung von Goethes„ Goetz von Berlichingen " fduf der Berliner Rundfunkregisseur Alfred. Braun cine neue Form des Hörspiels: die Ballade mit dramatisierten Höhe: punkten, die sofort von Arnold Bronnen in seiner Bearbeitung der kleiftschen Novelle ,, Michael Kohlhaas " und von Ger hard Pohl in seinen Funfdichtungen übernommen wurde. Zwei Menschen unterhalten sich und wenn die geschilderte Situation dramatisch geeignet erscheint, feit die Handlung ein. Die Unterhaltung fann auch durch eine Borlesung ersetzt werden. Es ist nicht zu leugnen, daß man akustische Effekte dadurch erzielt, aber das Ganze bleibt eine Lösung des Problems, die nur zeigt, daß der Berfajfer mit dem Stoff nicht fertig geworden ist und daß er über teine Gestaltungstraft verfügt, fich überhaupt die Aufgabe zu leidt vorstellt. Eine Erzählung zwischen dramatisch aufgebauten Szenen erübrigt das Bemühen, neutrale Vorgänge, die besonders schwer in einer merdenden Kunst zu formulieren find, glaubwürdig heraus. zuarbeiten und lebergänge zu schaffen. Diese Form ist also nur eine Bequemlichkeitslösung, eine Eselsbrücke, die aus der Verlegen heit führen soll, sie bedeutet letzten Endes ein künstlerisches Armuts zeugnis, und naturechte Schilderungen wie bei Gerhard Buhl verdecken nicht die großen tompofitorischen Mängel. Ganz unmöglich find aber Walter Mehrings Funtdichtungen, die in diejem Busammenhang erwähnt werden müssen. Bei Walter Mehrings ,, Bilder aus Afrife" ist die Lautkulisse nur akustisch empfunden, während der Vorleser rein visuelle Borgänge in Bersen schildert. Es bleibt das durchkomponierte Funkdrama, das bis jetzt wenig erfreuliche Resultate gezeitigt het. Anfäße find vorhanden, jedenfalls in formaler Beziehung. Der dramaturgische Leiter der Norag in Hamburg , Bodenstedt, verfaßte vor längerer Zeit ein fedjs teiliges Funkdrama ,, Der Herr der Welt", das sich fümmerlich von dem aus Abenteurerromanen reichlich bekannten und vertitschten lebermenschentyp ernährte und am Schluß völlig verfandete. Das Fiasto des Inhalts darf aber keineswegs die geglüdte formale Lösung des ersten Teils vergessen lassen. Bodenstedt baute hier vor einer Lautfuliffe, die unauffällig und vollkommen ungezwungen den Wechsel des Schauplages( beffer Hörplages) ermöglichte, das Geschehen auf. Charakteristische Geräusche orientierten den Hörer darüber, wo sich die Handlung abspielte. Sie verlief pausentos, und Dieses Moment tarf feineswegs übersehen werden.
Bir sind alle eher Augen- als Ohrenmenschen. Ein Funtdrama, bas länger als zwei Stunden spielt, läßt die Aufmerksamkeit er müden. Berglichen mit einem Bühnendrama ist die Aufführungs. zeit kurz und je fürzer, um so beffer. Es fehlt also die Notwendig teit, Bausen einzuschalten. Ferner muß man bedenken, daß jede Pause und bie Stimme des Anjagers, die den neuen Platz der Handlung anzeigt, bie Illufton zerstört, genau so wie die Stimme des Erzählers zwischen den dramatischen Szenen der Funkballade Der Hörer muß von dem ersten bis zum legten Bort oder Geräuld in die Welt des Hörspiels eingespannt bleiben. Von den drei Einheilen, die der Franzose Boileau für das Bühnendrania aufstellte, ist eine für das höripiel abfolut notwendig: die Einheit der Zeit, der in der Zeit kontinuierliche Ablauf der Handlung, denn Sprünge inz der Zeit unterbrechen Spannung und Aufmerksamkeit. Ferner
Jeder
mann Stanislaus Katcinsky, der Praktiker der Realität, der gute Kamerad, der Mann, der hinter die Dinge sieht und bei einem großen Gespräch über den Nutzen des Krieges einmal äußert: größere Kaiser braucht mindestens einen Krieg, sonst wird er nicht berühmt." Sein Gegenspieler ist der Unteroffizier Himmelstoß, der Briefträger, der in den Kasernen die Rekruten bis aufs Blut schindet, um sich vor der Front zu retten. Aber auch Himmelstoß wird menschlich, als er den ersten Sturmangriff erlebt.
Remarque schildert die Wirklichkeit und das ist die Hölle des Krieges, die todfichere 3ertrümmerung der deutschen Front durch den Hunger und die technische Ueberlegenheit von der anderen Seite. Das Buch selbst ist eine Hölle, in der Gasangriffe, Trommelfeuer, Schlachten und Blufftröme zusammenfrachen. Wie ist die Front geschildert! Wir erleben die Todesangst, die Kameradschaft, den Blutrausch, die Verbrüderung mit der Erde, Frauen geistern in das Buch, Männer sterben, junge Soldaten, halbe Kinder noch, trepieren schreiend. Remarque ist ein großartiger Schriftsteller und baut einen so dramatischen Rahmen, daß an vielen Stellen das ganze Buch gesprengt wird. Jeder Frontsoldat wird seine eigenen Gedanken, Gefühle und Erlebnisse wiedererkennen. Er vergißt die Kurzschüsse der eigenen Artillerie und auch die ekelhaften Ratten nicht, die sich an den Leichen der Gefallenen mästeten. Er beschreibt den Urlaub in die Heimat, den mir alle erlebt haben( die emigén Heimtrieger führen auch heute noch an den Stammtischen und zum Teil in der Politik das große Wort), das alles und noch piel mehr schildert Remarque und weiß mit entseglicher Klarheit zu gestalten.
Manchmal hören die Soldaten des Krieges im Traume noch das Bimmern der Sterbenden vor den Linien, ein andermal marschieren sie teuchend von der Ruhe in die donernde Front, Maschinengewehre hämmern, Minen pauten dumps. Dann liegen die Träumenden im
mirken die Stimmen vieler Personen vermirrend, da sich die meisten Sprechstimmen ähneln, auch hier ist Konzentration notwendig, eine Konzentration des Geschehens, mie sie etma ber Funfdramatiker Gunold in feinem Hörspiel Herzschlag der Welt" erreichte.
Entwidlungslinien für das Hörspiel aufzuweisen, ist schmer, meil technik nehmen wird. Etwas ist aber heute schon mit Bestimmtheit man noch überhaupt nicht weiß, melche Entmidlung die Rundfunk zu sagen: das Hörspiel muß sich vollständig von dem Borbild des Bühnendramas lösen, genau so wie es der Film in letzter Zeit getan hat. Beide Kunstgathungen beherrschen souverän den Raum, find nicht an einen bestimmten Plaz gebunden, die Hörkulisse fann ftändig wechseln.
Diese Loslösung vom Bühnendrama zeigt sich aber nicht mur in der Szenenanlage, sondern auch in der Diologführung. Nebenin der Szenenanlage, sondern auch in der Dialogführung. Nebenfächliches, das auf der Bühne zu der Charakterisierung der Bersonen fächliches, das auf der Bühne zu der Charakterisierung der Bersonen oder zur Erhöhung der Wirklichkeitszeichnung, der Illusion dient, muß ausgeschaltet bleiben, jedenfalls in einem Hörspiel, das nicht nur Milieubild ist, sondern auch Handlung bringt. Der Dialog hat nur Wesentliches wiederzugeben, muß fester verzahnt sein als im Theaterstück. Die Menschen erhalten dadurch eine Art von farifaturistischem Charakter in bestem Sinne des Wortes, sie werden gewiffermaßen zu Typen, fie erhalten holzschnittartigen Zuschnitt. Am besten ist die logische Verknüpfung der einzelnen Schaupläge ( Hörplätze), denn sie erleichtert dem Hörer das Verständnis. Im Film, besonders im amerikanischen und im russischen, merden die Menschen durch Haltung und Geste erschöpfend charakterisiert, im Rundfunk müssen sie es durch Ton, Stimmfärbung und Wortwahl werden.
llebrigens fei hier eine Nebenbemerkung gestattet. Der Rundfunt fann vielleicht den fünstlerischen und wissenschaftlichen Dialog Don neuem beleben. Dr. Hagemann, der Intendant der Bera liner Gendegesellschaft, hat sich daran versucht, bekannte Dialoge der Weltliteratur vor das Mifrophon zu bringen mit feinem allzutbedeutenden Erfolg, vielleicht, weil den meisten Hörern diese Dinge zu fern liegen. Aber Dialoge, die Fragen behandeln, die uns angehen, die unser Leben im tiefsten berühren, wären gut am Blaze. Auch hierzu find Anfäße vorhanden, jedenfalls formaler Art, Unterhaitungen etwa zwischen Künstler und Kritiker, zwischen Theater leiter und Regisseur, zwischen Dichter und Berleger, wären vers heißungsvolle Auftakte, wenn nicht jeder der Beteiligten sein Sprüch lein wie auswendig gelernt herbeten würde. Hier muß improvisas lein wie auswendig gelernt herbeten würde. Hier muß improvisa terische Charakter gewahrt bleiben, das Ganze foll wie eine ungezwungene Unterhaltung wirken.
Doch das find formale Fragen. Schließlich fommt es aber auch auf die Inhalte an. Das Bühnendrama fann allein ein zwischen menschliches Geschehen behandeln. Einbeziehung von Natur und Technif in seinen Darstellungsbereich verläuft muur in Rebensägen, und vielleicht ist hier einer der Gründe für die fintende dramatische Produktion der Gegenwart zu finden. Film und Funkdrama tönnen dagegen ihren Darstellungsrahmen viel weiter spannen. Selbstver dagegen ihren Darstellungsrahmen viel weiter spannen. Selbstver ſtandlich gilt auch für sie die Handlung zwischen zwei Menschen, ihr geistiger Kampf als vollwertiger Inhalt, aber darüber hinaus find fie imftande, den Menschen in feinen Beziehungen zur Natur und zur Leonit zu gestalten. Daß dies im Film viel zu felten und zur Lednik zu gestalten. Daß dies im Film viel zu felten geichieht, zeigt, daß der Filmproduktion jeder Sinn für fünitierische und meltanschauliche Dinge abgeht, und das Hörspiel befindet sich erft in den Anfängen feiner Entmidlung.
Schließlich haben alle formen, bie bisher in fchichternen
..Dir soll man num was erklären," sagte Albert ärgerlich.„ Auf ,, Dann kann ich ja erst recht nach Hause gehen," beharrte Tjaden und alle lachten.
Im Westen nichts Neues" ist ein wichtiges Buch, wenn es auch in der Hauptsache ein Buch der Jugend ist, die keine Jugend hotte und in den Massengräbern der Front den Glauben an die Zutunjt lästernd verscharrte. Der Jahrgang 1899 hat bei Remarque das Wort, und das ist derselbe Jahrgang, von dem Erich Kästner i seinem Herz auf Taille" singt:
Wir haben die Frauen zu Bett gebracht, Als die Männer in Frankreich standen. Wir hatten uns das viel schöner gedacht. Wir waren nur Konfirmanden.
Dann holte man uns zum Militär, Bloß so als Kanonenfutter.
In der Schule wurden die Bänke leer, Zu Hause weinte die Mutter.
Dem Buch Im Westen nichts Neues " werden noch andere Striegsbücher folgen. Sie sind heute für die großen Berlage ein gutes Geschäft. Wir hoffen aber, daß endlich ein proletarischer Sol dat unter den Schriftstellern ist, der über die Massengräber, und Trommelfeuer hinaus ein Ziel sieht: die befreite und sozialistische Menschheit. Remarque stellt seinem Buch folgende Zeilen voraus:
Dieses Buch soll weder eine Antlage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu be richten, die vom Kriege zerstört wurde auch wenn sie feinen Granaten entfam.
Aber über diese Verschleierung ist der Roman trotzdem Anflage und Bekenntnis. Anklage gegen die Ketegsmacher und Bekenntnis. 1 zum Krieg gegen den Krieg.
fäßen vorhanden sind, ihre Existenzberechtigung, wenn sie fich in Akustischen verantean. Alle find jedoch mehr oder minder geglückte
Abmandlungen des Bühnendramas, die tatsächlich originella Schöpfung fehlt.
Eine Form wäre denkbar, in der die menschliche Stimme nur die Rolle eines Orchesterinstrumentes unter anderen Instrumentca spielt, in der Geräusche und Töne die Hauptrolle, übernehmen. Etwa das Stampfen der Maschine, an sich ein indifferentes Geräusch, dos aber durch wechselndes, sich steigerndes Tempo eine Katastrophe an tünden kann und tatsächlich in der Katastrophe die Formate findet. Das Creszendo eines Orfans oder ähnliche Dinge und die Reaktion des Menschen darauf. In diesem Fall beginnen Maschine und Natur die Handlung an sich zu reißen und es eröffnet sich die Möglichkeit,
daß darüber hinaus die entfesselte Straft der Materie die Handlung individuellen Menschen, zeigt es überhaupt in seinen idealer übernimint. Ist das Bühnendrama die höchste Ausprägung des Schöpfungen bei den Griechen, bei Shakespeare , bei Kleist oder Schiller den überspannten Willen einer Persönlichkeit, die schließlich an der Durchschnittlichkeit der Welt zerbricht, aber menigstens für furze Zeit seine Welt beherrscht hat, so würde die Hörspielsinfonie die Abhängigkeit, die Hilflosigkeit des Menschen gegenüber der Natur oder der eigenen Schöpfung, der Technik aufdecken.
Es
fönnte, ein beinahe religiös fundiertes Hörbild- Milieubild entſtehen, Ueberhaupt müßte der Symbolwert charakteristischer Geräusche bei jedem Hörspiel stärker berücksichtigt merden.
Bor einiger Zeit lief in Berlin ein amerikanischer Fihre Stürme" mit Lilian Gish und unter Regie des Schweden Sjös ström. Hier lebte mirklich das Gefühl für die Naturverbundenheit des Menschen. Die Landschaft, etwa eine fturmgepeitschte Sand fläche oder Bäume im Wolkenbruch unterstrichen nur die Borgänge zwischen den Handelnden, lieferte die orchestrale Begleitung. Diese Visionen können aber lückenlos ins Afustische übertragen werden. man arbeitet beim Hörspiel zu viel mit Musik bei der Untermalung und zu menig mit Geräuschen.
Der Film leidet heute unter dem Mangel guter Manuskripte. Dramaturgen, die von der Literatur oder vom Theater fommen, schreiben Szenarien, ohne daß sie irgendein großes Augenerlebnis haben, ohne daß sie die Borgänge lebend vor sich sehen Es fehlt der große Filmdichter, und es fehlt der große Funkdichter, der aus einem otustischen Erlebnis heraus das Funtdrama gestaltet. Was bisher an Hörspielen vorliegt, ist nichts meiter als Drama. hurgen oder Regisseurarbeit. Film und Funkorama maren ur sprünglich eine Teilung des Bühnendramas. Aber diese selbständig gewordenen Teile haben eine eigene fünstlerische Struftur ent midelt, die mit dem Theater nichts mehr zu tun hat. Vielleicht fist aber die Bühne dem dramatischen Dichter zu tief im Blut, so daß fie mit ganzer Gefühlsstärfe faum ein rein visuelles ober afuftisches Erlebnis erfaffen und gestalten fönnen.
3ie fehr ein afuftischer. Borgang ein Eigenleben führen fanm, zeigt bis jetzt faum ein frunforama und eine Funtmufit, wohl aber Meifels Begleitmufit zu Eisensteins Banzerfreuzer Potemfin" und Eisensteins ,, Banzerkreuzer 3mar ganz ausgeprägt in der Szene, in der„ Potemim" der Ade miralsflotte entgegenfährt. Hier wird sogar der filmische Vorgang von der Musit bei weitem übertroffen. Denn, während auf dem Bild die Maschinen ihren gleichförmigen Tact stampfen, wächst und vermindert sich im Orchester ihr Rhythmus je nach der Stimmung der Mannschaft. Tatsächlich ist hier tine durchaus charakterisierende Mufit, auf Geräuschen aufgebaut, entstanden, und vielleicht führt pou hieraus ein Weg zum Funtoram