Einzelbild herunterladen
 

Gonvaöend ü 5. Februar 1929

Unterhaltung unö ANissen

Vellage des Vorwärts

SS

wniaien: Die Innere Sckreiion

ittnagramm in Red« de« Senossen Wussoff zur ErSffming d»r.Rot«» Ecke" ein« Kauszenossenfchoft. Voriitzender:Genosse Miussoff hat das Wort." Miusioff(sein kastaniensarbenes Haar von der Marmorstirn �urülkftreichend):Genossen! Meine Vorredner haben sich mit der maleriellen Kultur beschäftigt. Ich aber möchte, so zu sogen, über die geistige Kultur sprechen. Ueber die Atmosphäre des täglichen Leben», in der wir alle insgesamt leben, lieb« Genossen. Wohl rufen alleEin neues Leben! Ein neues Leben!" Doch gestattet mir die Frage wo ist dieses neue Leben? Die erstaunlichsten Dinge geschehen auf unserem Erdball: heroische Ereignisie, Wunder der Natur und Technik, historisch« Vor- gange, Verschärfung des Klassenkampfes. Der Mensch entdeckt den Nordpol , überfliegt den Atlantischen Ozean , er erfindet den sprechenden Film. Am Dnjepr werden Elektrizitätswerke gebaut, Motore in Gang gesetzt-»» mit einem Worte, man dringt bis zum Monde vor und in unserer Haus- genossenschaft herrscht indes Fäulnis, Zersetzung, Wühlen ver­zeihen Sie in der schmutzigen Wäsche des Nachbarn. Man denkt nicht daran, wie sich's wohl für die bewußten Bürger der ersten sozialistischen Republik der Welt gehört«, sich in derRoten Ecke" semer Hausgenossenschaft zu versammeln, um, sagen wir, wenigsten» einmal In der Woche Irgendeine dringliche Frage zu bearbeiten, wie Z. B. das Problem der inneren Sekretion und der Vitamine." Ein« Stimm«:Ganz recht! Einmal in der Woche wäre es schon angebracht." Miusioff:Da seht chr's. Ich bin recht erfreut, daß mein Antrag van den bewußtesten Gliedern unseres Funktionärbestandes unter- stützt wird. Und Genosien, was in aller Welt soll das heißen? Kaum treffen zweie oder drei« Im Hofe zusammen, so beginnt der Klatsch.Hoben Sie schon gehört?" Und nichts gibt's außer Klatsch, kein geistiges Leben. Man schämt sich geradezu. Ich will folgendes Beispiel anführen. Eine zwar nur kleine, doch sehr bezeichnend« Tatsache. Da komme ich gestern au» dem Dienste heim. Steige die Treppe hinauf, und vor mir her gehen zwei Mitglieder der Hau». genossenschaft. Natürlich klatschen sie miteinander. Ich will sie nicht nennen. Handelt es sich ja nicht um die Personen. Diese scheinen übrigen» nicht anwesend. Wenn Sie wollen, kann ich sie sogar nennen. Ich bin«ine gerade Natur. Ohne Ansehen der Person, so zu sagen. Die Wahrheit ins Gesicht. Mit einem Worte Bürger Kabasioff aus Nr. 9 steigt Mi Treppe hinauf und mit ihm Bürger Nikokafeff und sie klatschen. Nicht der Nikolajefs natürlich au» Nr. 42, sondern der aus Nr. 8, Boris Fedorowitsch, van dem Sofja Pawlomna aus Nr. z in der vorigen Woche ein Kind abgetrieben hat, Sukin(vom Platze):Sie lebt bereits feit zwei Jahren nicht mehr mit ihm." Miusioff:Do sind Sie schlecht berichtet. Sie lebt doch mit ihm! Sie können Glafira Petrowna fragen. Wieso lebt sie nicht mit ihm,

wenn er ihr im November ein halbes Dutzend Seidenstrümpfe aus Batum mitgebracht hat?" Sukin:Strümpfe hat er ihr wohl mitgebracht, doch lebt er nicht mit ihr." Miusioff:Er lebt mit ihr!" Sukin:Sind Sie etwa dabei gewesen?" Mmssosf:Sie können ihre unpassenden Witze für sich behalten. Wir sind hier nicht im Zirkus. Ich erklär« mit Bestimmtheit, daß sie mit ihm lebt und übernehme es. den Beweis dafür zu erbringen." Dom Platz« aus schreit Sukin etwas Unverständliches. Vorsitzender:Ich bitte den Redner nicht durch Zwischenrufe zu unterbrechen!" Etne Stimm«:Er soll es beweisen!" Miusioff:Ich werde«s auch beweisen. Erstens wenn Sie wisien wollen, hat sie im Lauf« dieses halben Jahres das zweite Kind von Nikolajefs abgetrieben. Doch da» ist nicht wichtig. Zweitens, wenn es schon darauf ankommt. Hot meine Frau mit eigenen Augen die Wäscherin Sosja Pawlownas zugleich mit deren Kombinationen die fiidecos verzeihen Sie Unterhosen des Boris Fedorowitsch waschen sehen." Sukin:Und woher kennt ihre Frau die Unterhosen des Boris Fedorowitsch?"(Gelächter, Lärm, Zwischenrufe.) Borsitzender:Genosien... Veno..(Lärm.) Miusioff:Ich bitte... den Dummkopf..."(Unverständlich.) Sukin:Den hör« ich eben reden."(Lochen.) Miusioff:W«nn Sie wissen wollen..." Sukin:Lebt seit zwei Iahren nicht..."(Unverständlich.) Eine Stimme:Boris Fedorowitsch lebt mit der Miusiowschen Dunjka, und das nicht wisien kann nur ein vollendert..."(Lärm, Lachen.) Miusioss:Und wenn Sie wisien wollen ich habe selbst durch die Wand hindurch gehört. Ich habe durch das Schlüsselloch gesehen... (Lärm.) Man läßt mich nickst reden... Ich bin gezwungen..." Vorsitzender:Genoss..."(Lärm, Zwischenrufe.) Stimm«:Er soll erzählen, was er gesehen hat." Miusioff:Er..."(Unverständlich.)Soweit es verbeckt war, vom Schrank... konnte ich nicht..."(Lärm.) Dunjka, und das nicht wissen kann nur«in vollendeter..(Lärm, Geschrei.) Miusioff:Sie sind ein Lump und Verleumder! Ich habe geendet!" Borsitzender:Genosien! In Anbetracht der vorgerückten Stunde wird die Debatte geschlossen. Und ich stelle hiermit den Antrag des Genossen Miusiosf aus Zusammenkunft einmal in der Wache in der Roten Ecke" zwecks Bearbeitung der dringlichsten Fragen zur Ab- stimmung." Eine Stimme:Weshalb eimnal in der Woche? Viermal in der Woche'"...... Vorsitzender:Es wird beantragt, sich viermal in der. Woche zu versammeln. Wer ist dafür? Die überwiegend« Mehrheit. Die Sitzung ist geschlossen." ssU,,« txm Rutssschri, llberseß:.)

MfredweiwOStpreußiScherfflumor

Bei jeder Tanzaeiellschaft warnst wohl irgendeiner das bc- rühmtest« Pillkaller Ballgeipräch aui:Freilein, tanzen Sie Jazz? Nein, später." So wie dieser Witz in Ostpreußen erfunden ooer wahrscheinlich passiert ist, macht sich der Ostpreiihe in unzähligen Anekdoten. Me hier von Mlnd zu Mund gehen, über seine geistige und körperlich« Schwersölligteit. über seinen breiten Dialekt und vor allem über die Gerissenheit und Pfiffigkeit feiner Bauern in gutmütiger, manchmal sehr drostifcher Weise lustig. Die größte landwirtschaftliche Zeitung Ostpreußens mit dem anheimelnde» NamenGeorgine" sammelt feit Iahren nun die ihr ans Stadt und Land eingesandtenWahren Geschichtchen", und der ostpreu- ßische Humor zeigt darin ein« wirklich nicht gewöhnliche Entiattung Ob Russeneinsall, Inflation oder Krifenzeit, irgend etwas zube- ichabbern" und zubekunkeln" hat d«r Ostprcuße immer, und mit nicht bösartigem, doch oft bissigem Spottquiddert" er gern einen guten Witz hervor, so beim Schnlche Grog, der von Maria bis Christi Himmelfahrt da» Nationalgetränt, der ostpreußische Maitrank bleibt. Tin zweiter weniger bekannter Dialekt miß ist der vom To- membert. Wenn man in Tapiau in einer Kneipe fragt:Haben Sie Camembert?" so antwortet der Kellner prompt:Nein, nur Jnsterburger Beer." Nicht nur in der Politik hängt der Ostpreuhe an seinen Gc- wohnheiten fest. Im altentrautsten" Seebad Neukuhren ist es strikt« Gewohnheit der Königsberger Stammgäste(manche gehen seit 40 bis 50 Jahren dort von Mai bis September an den Strand), zur bestimmten Stund« auf dem Seesteg zu wandeln. Auch die Kinder werden mitgeschleppt. Ein Junge, der viel lieber sein Abonübrot statt des Abendrots haben möchte, atmet erleichtert ans, als endlich der Sonnenball ins Me«r gewnkt ist. Doch wie er sich mit den Eltern zum Nachhausegchcn wendet, steigt�vor ihm der rote Bollmond empor, und ihm entring« sich der«euszer:Er- oarmuno, da is je all wieder" Fast klassisch geworden ist fa der Üohengrin-Witz des Mannes ans Plembischken bei Bartenstein :Du, Frau, wat seggt de Kü­rassier tom Ganter?"') Biel belächelt wird auch hier die tatsächlich wahre Geschichte von einem bekannten Kovallerieoberst, der sich nach dem Kriege. aber völlig fremd der Landwirtschast, eine ostpreußiiche Klitsch« kaust und sich zum ersten Mal« einen Bullen vorführen läßt. Nach längerer Betrachtung sagt der.Herr Oberst:Na, nun lassen Sie ihn mal traben" Dem Ostpreußen sind allzu höflich« und liebenswürdig« H«ute zuwider. So kündigt auch sin Gutsbesitzer seinem Inspektorin aller Frsundschaft", weit er.zu liebenswürdig war. Der Inspektor versucht noch einmal in verbindlichster Form seinen Herrn zu überzeugen, daß man auch mit Liebenswürdigkeit ein Gut ver­walten könnte. Ntsckjt to moaks! Do schlägt der höflich« Inspektor mit der Faust auf den Tisch und bedient sich dee Spruches des Götz von Betfichingen.Nei. nei. mein Gutst«. jaz, is zu spät. Jazz, wallen Hie sich einschmeicheln, wo»?" Kurz und treffend über die geistigen Beziehungen der oft- preußischen Bevölkerung in ihrer großen Mehrzahl, insbesondere der ländlichen, unterrichtet folgend« Anekdote:..Ein höherer Mi- msterialboamter umerhält sich aus einer Dienstreise in da» ihm ) Gänserich.

bis dahin unbekannie Land Ostpreußen im'Abteil mit einem Ost- preußen. Cr sragt diesen, was es in Ostpreußen Besonderes gäbe und was ein gebildeter Europäer unbedingt von Ostpreußen wisien müsse. Er erholt folgend« Animo rt:Wenn Sie nach Ostpreußen kommen, müssen Sic unbedingt etwas vom BullenWiirter" wissen. Eventuell auch etwas von Kant . Wenn Sie aber außer �Winter" auch noch den BullenAnton" keimen, dann können«ie auch Kant weglasien." Ebenso sind die Agrarier aber immer noch die Zielscheibe des Witzes. Arbeitslose schippen Schnee vor einem Restaurant in einer Kreisstadt, da» gerade mehrere Landwirte, meist wohlbeleibt, nrr- lassen.Kiek mal, Karl, dein vollgefräicnen Ograrier!"Jau, Minsch, aber där da is doch ganz dinn"Wal. Koari , ick segg di, där is to suul tom Fräten!" Sehr derb und zu ehrlich ist auch der folgende Witz von der herzigen Rittmeisterssrau: Der Rittmeister o. D. Ou. erzählt in Gegenwart seiner Frau einigen guten Bekannten, er wäre als junger Leutnant zu einem Turnkursus»ach Berlin kommandiert, dort bei einem seucht-sröhlichen Zusammensein mit Kameroden ge- frcflt, wo er herstammte, und als er geantwortet, er sei Guts- besitzerssohn aus Ostpreußen , hätte ei» Kamerad gesagt:Natür- lich, Gutsbesitzersohn aus Ostpreußen ! Sic müssen wissen, meine Herren, daß. wenn in Ostpreußen einem Gutsbesitzer ein Sohn gebore» wird, man diesen eine Weile beobachtet und ihn, bekommt er Borsten, In den Schweinestall, bekommt er aber Haare, in das Kadeltenkorps bringt." Darauf Frau Ou. mit größter Ruhe: Dich hat man nicht lange genug beobachtet!" Daß die Jugend auch schon dem Humor der Väter in seiner offensten und gröbsten Form huldigt, kennzeichnet wohl die Unter- Haltung eines Onkels mit einem Dreikäsehoch, dem e» schwerfällt, dasSchw" auszuspreck�n. Onkel:Aünterchen, sag mal Schwein!" Gllnterche:Zu wem?" Und was kann für die Trostlosigkeit mancher ostpreußischen Gegend kennzeichnender sein als das Präsidentenwort zu einem Beamten, der gern wiederin» Reich" wollte:Aber, mein Basier, seien Sie doch zufrieden. Aus dieser Stadt können Sie n i« straf- versetzt werden." Doch die Kultur ist keineswegs im Rückstand« hierzulande ge- blieben, dies werden jedem Leser derGeorgin«"-Anekdoten die Vitamin"-Garlinen der Frau Piepereit und dieLegalität" und Brutalität" der Hühner de» Herrn B. in Bauxtkorallen jederzeit beweisen. Auch den Ostpreußen tröstet in jeder Lebenslage sein eigener Humor, der selbst in der gegenwärtigen Zeit schwerster politisch« und wirtschaftlicher Rot nicht versiegt. Alfred Hein (Königssberg).

3)äs große Schlafen Im Schlamm Di« Wasserfrösche. Viren nächtliche» Konzert die halb Humor- volle, halb ärgerlich« Schlafunterbrechung für den städtischen Sommerfrischler bedeutet«, schlafen im Schlamm. Ihr« grünen Ge­stalten sieht man nicht mehr am Teichufer eittlanghuichen und bei der geringsten wirklichen oder auch nur vermuteten Gefahr in» Wasser springen, nein, sie schlafen und da» sogar recht lange, am längsten von ollen Fröschen. An Nahrung hoben sie tüchtig vorgelegt, sie

sind Kanmbalen. die kleine Gras- und Laubfrösche verspeisen. Diese, denen wir fälschlicherweise die Gab« des Wetterpropheten angedichtet hoben, sahen, sobald sie das Laichgeschäst Im Wasser beendet hatten. den ganzen Sommer auf den schonen grünen Bäumen und zwar bei gutem Wetter auf der Oberseite und bei schlechtem Wetter an der Unterseite der Blätter. Zu sehen bekommen wir sie selten, sind sie doch durch ihre schöne grün« Färbung unserem Auge gegenüber vor trefflich geschützt. Und wenn wir im Freien endlich einen Laubfrosch ausgespürt haben, dann Hot er ganz sicher keine gilmstorallüren und läßt sich bewundern, sondern rettet sich vor unserer Aufdringlichkeit durch einen großen Sprung, der ihn ganz bestimmt für uns wieder ins Unsichtbar« entführt. Doch bevor das grüne Laub in buntem Regen zu Boden raschelt, verläßt der Laubfrosch die gastkicheu Bäume. Aus dem Erdboden sucht er noch Löchern, um sich dort zum Winterschlaf zu verkriechen. Loubsrösche hält man bekanntlich gerne und auch mit sehr gutem Erfolg« in Terrarien. In den großen Terrarien, die den Schauaquarien angegliedert sind, werden olle Winterschläfer, da di« Besucher sehr zu Recht immer etwas zu sehen Hoden wollen, durch Wärme wachgeholten. Läßt man in Zimmer» terrarien, die man nicht gleichmäßig warm holten kann oder will. die Tiere ihrer Natur gemäß einen Winterschlaf halten, so muß man sie vorher sehr gut füttern, damit sie im Frühling wieder erwachen. Di« Unken, die von allen Menschen, die infolge einseitiger Berus »- bclostung und dem Naturentwöhntsein, die in der Schule pslichl- gemäß genossen« Naturgeschichte verlernt haben, zu den Fröschen ge- zählt werden, können wirklich nette Hausgenossen sein. Sobald das Tageslicht erloschen ist und der Kulturmensch sich siir sein Zimmer d«r künstlichen Leleuchwng bedient, rufen die linken. Dos Männchen erhebt sein« Stimme zu diesem eigenartig melancholischen Ruf, den die Wissenschast als einen dumpsen Glasglockentlang bezeichnet, während dos Weibchen meckert. Etwas wehmütig stimmen diese Rufe«inen empfindsamen Menschen gewiß, warum aber auegerechnet der Unkemnrs Unglück bedeuten soll, bleibt«in In seiner Begrüiümng Nicht zu erforschender Aberglaube. Im Winter ist die Unke ver- stummt, denn sie. die sonst in und an stehenden Gewässern lebt, schläft daim in Crdlöchern oder im Schlamm. Dabei ist zu bedenken, daß, selbst wenn das Wasser eine Eisdecke trägt, der Aufemhalt im Wasser immer wärmer ist. als auf der Erde, zumal, falls dies« keine dicke Schneedecke als Schutz trägt. Der schön« Feuersalamander steht von jeher unter der Ungunst fälschlicher menschlicher Anschauungen. Früher hielt man ihn für unverbrennlich und sah ihn daher als«in Löschmittel bei Feuer an. Jetzt, wo der tierhungrig gewordene Sladtmensch selbst recht plump kriechende Lebewesen als Zimmer- genossen liebt, steckt man ihn, ein reines Landtier, in ein Aquarium. Cr hat aber gar nichts mit dem Wasser zu tun, das Weibchen legt nur im Frühjahr seine Eier dort ab, aus denen sofort die Jungen schlüpfen. Darum sagen etliche, der Salamander ist ein lebend ge- bärendes Tier, während andere Wissenschaftler sagen, zu dem Bor- gang des Lebendaebären gehörte auf jeden Fall ein viel festeres Berbundensein zwischen Muttertier und Nachkommen. Mc» kann den Salamander, sobald man für genügend Feuchtigkeit sorgt, im Terrarium chalten. Halt tnqn ihn.zu wayn. verschrumpelt er,, wird matt und stirbt. Ist aber durch, die Feuchtigkeit der Boden- muffig geworden oder hat etwas zu- viel-verabreichtes-Futjer gesäuert, dann bekonnnen die Tiere Pilze, die ihnen das Schwanzend« oder die Gliedmaßen abfressen. Faßt man den Feuersalamander scharf an, und er gerät in Erregung, sondert er das giftige Salamandrin ab. Weiß Man ihn jedoch z» behandeln, hat man selbst in Terrarien seine Freude an ihm und kann sogar von trächtig eingestmgenen Weibchen etliche Junge großziehen. Die Kamm- und Teichmolche, bei denen di« Märnichen im Hochzeitskleid so fabelhaft schön aussehen. verlassen bereits im Herbst da« Wasser, um sich zwischen Steinen, Mov» und Wurzel wert zum Winterschlaf zu verkrieche::. Man hat von diesen ungeschickten Landgängern nach recht ungüirsligen Winten, völlig verschrumpelte Exemplar« gefunden, in die doch die Lebens- geifter zurückkehrten, sobald man sie ins Wasser tat. Der Flüßaal, der nicht mit dem Seeaol zu verwechseln ist, schläsl im Winter im Schlamm. Wenn er wach ist, ist er immer sehr hungrig und da er nur ein Nein«» Maul hat(Fische mit kleinem Maul werden nie vom Leben besonders begünstigt), muß er zum Aasfresser werden. Auch liegt im Winter die Schleie im Schlamm, im Zustand halber Er- storrung. Der Schlamm Ist stets ihr Element und sie buddelt sich so fest in ihm ein, daß dann», ihr selbst zum besondere» Glück. verwöhnte Fischseinschmecker sie verschonen. Dos Flußkrebswnbchen trägt sein« Eier, die es bereits im Herbst gelegt hat, au» instinktiver Angst vor den Unbilden der rauhen Jahreszeit, den ganzen Winter unterm Schwanz. Die Krebse sind streitbare, nervös« Kerle, di« sich bei ihren ritterlichen Duellen oft ganze Gliedmaßen abzwacken, ohne die sie freilich weiter leben. Der Flohkrebs schläft in Saud und Schlamm, er ist im Winter schwer zu finden und wenn er sich im Frühjahr herauswagt und möchte selbst auch etwas vom Leben habe», dann ist er das Flfchfutter nach vieler Mäuler Behagen. Ebenso schlafen die Ruckenschwimmer(die nicht zu den Tapeten- flundern, sondern zu der Familie der Wasserwanzen gehören) im Schlamm. Sobald sie erwachen, machen sie sich über die Fischbrut her. Wie ja eben das ganz« Tierleben ein ewiges Fressen und Ge- fresienwerden ist, ei» Zustand, den wir Menschen miterhabenen Frieden in der Natur" bezeichnen. Erna B ii s l n g.

Exotische SDelikaiesscn Die Ansichlen über da», was als eßbar anzusehen und als be- sonders wohlschmeckend zu schätzen sei, gehen innerhalb der verschiede- nen Böller unseres Erdballs erstaunlich weit auseinander. Auf' der Tafel der Chinesen und Japaner erscheinen die seltsamstenLecker­bissen": asritanischc Stämme verzehren mit Borliebe Heuschrecken und sogar Termiten und Skorpione. Verspürt der sischende Samoaner Hunger, so nimmt er«inen Fisch, besreit ihn von den Flosienstocheln und verzehrt ihnmit Haut und Haaren". Eine Ho lothuri« oder Seegurr«(Stachelhäuter von Wurmfarm mit leder- artiger Haut) ist ihm auch willkommerr: er besreit diese von der Haut und dem Inhalte und da» dabei übrigbleibend«, weißroteFleisch" ist derartig kalkhaltig, daß es knirscht. Jedoch auch im Urwalds kann man Hunger bekommen, aber hier ist gleichfalls für«in kräftiges Mahl gesorgt, dem zuzuschauen stark« Nerven erfordert. Di« Rkadc de» größten und seltensten Bockkäfer» Samoa » lebt In vermoderten Baumstämmen, die ja seder tropische Urwald sehr zahlreich aufweist. Bei der Stärke eine» Daumen» erreicht diese Made ein« Läng« von über 10 Zentimeter, und durch Ihr zahlreiches Austreten wird der stärkste Stamm in kurzer Zeit zerstört. Entdeckt der Samoaner einen solchen heimgesuchten Stamm, so läßt er alles stehen und liegen, um sich mit Axt und Haumesser de« verlockenden Gerichtes zu»ersichern. Dies« Tier« werden nun mit wahrem Behagen bei lebendigem Leibe verzehrt: nur der winzige Kopf bleibt auf dem Schlachtfeld«.