Aired Thieme: Der Karrenschieber
Der kleine Oberförper stemmte sich gegen den Karren. Die dünnen Beine stießen hart gegen den Schnee und suchten einen Salt. Auf der Deichsel waren die Hände zu sehen. Sie waren blaugefroren und von der Kälte geschwollen.
Tedde schob feinen Karren. Ueber eine Stunde lang war er schon auf dem Weg. Der Meister hatte gesagt, der Weg wäre nur eine halbe Stunde lang. Tedde mußte immer daran denten. Er hielt seinen Kopf gesenkt und sah nur unter sich den weißen, glitzernden Schnee.
,, Sieh mal, Ottie, den armen Eleinen Kari," sagte eine fettige Stimme zu einer Frau Tedde sah gar nicht auf. Ihm lag nichts an Mitleid. Im Umkreis seines gesentten Blides sah er neben sich auf dem Trottoir Füße in dicken Belzschuhen und den schweren Saum von Beizmänteln. Er sah das und dachte nichts dabei.
Nun war schon die zweite Stunde hingegangen. Tedde schob und schab feinen Karren, Ueber den Schiewendamm wat er weg und den Mühlensteg war er auch hoch. Das war fauer gewesen.
Warum hatte ihn der Meister angelogen? Tedde fragte es fich und fand teine Antwort. Ein Chauffeur schrie ihn an, daß er auf den Weg achten solle. Tedde sah ihn dumm an. Er schob dann feinen Rarren weiter, als ginge ihn das gar nichts an.
Um großen Teich fuhr er vorbei. Da liefen viele Leute Schlittschuh. Sie waren gut angezogen und waren fröhlich. Die Kinder schyrien vor Lust und jagten sich. Eine Mufit spielte grell und blechern und sagte den Eistängern einen für Tedde ganz unbefannten Tatt.
breitung von in einer Geheimdruderei hergestellter Schriften gegen die Regierung zum Tode durch Erschießen verurteilt.
Am 22. Dezember 1849, also nach 8 Monaten Einzelhaft, murden die Verurteilten frühmorgens in geschlossenen Wagen zum Richtplag gebracht. Keiner von den Berurteilten mußte, was ihm
mein Meister gesagt, daß der Beg mur eine halbe Stunde lang ist. bevorstand. Auf dem Semenoffplag blieben die Wagen stehen. Erft Ich bin nun schon zwei Stunden unterwegs
Der fremde Mann schwieg, der Schuhmann mußte nichts zu fagen und hinter dem Pfeiler saß eine Frau und hielt den fleinen Jungen auf dem Arm und schwieg auch.
Ein Arbeiter, breitbrüstig und starf, trat ein. Teade tannte ihn gleich wieder. Es war Mag Bär. Er trat auf Ledde zu, gab ihm die Hand. Ledde sah ihn groß an und wunderte sich, wo der Mag auf einmal herfam.
Du, der Alte ist wütend auf dich, Er will dich rausschmeißen." Der Arbeiter spie erregt aus. Dann fuhr er fort: So ein Schinder" und schimpfte weiter.
Der Polizist wartete. Der fremde Herr stand schweigend dabei, als wäre das alles nicht zu begreifen. Die fremde Frau trat näher. Der leine Junge legte unschuldig und scheu seine Hände auf Teddes Der Heine Junge legte unschuldig und scheu seine Hände auf Teddes Hand und sagte leise:
Du."
Er murde gesehen. 3mei müde, graue Augen tasteten sich nach den Kinderblicken. Gedanten tnüpften sich aneinander. Die Er innerung baute die Bilder des Bergangenen. Tedde richtete fich auf. Er faßte die fleinen Kinderhände, langsam, ganz feierlich. Du, hat es dir weh getan!?"
Tedde sah das bunte Treiben, ſtemmte sich hinter seinen Karren Dostojevski auf dem Richtplatz
und schob ihn teuchend meiter. Neid? Nein, er mar schon zu müde, um die fremden Fröhlichen zu beneiden. Er dachte nur an die Zeit und hatte das beängstigende Gefühl, daß sie ihm gligernd und eilig unter seinen Füßen wegrutschte.
Traumhaft verlegen sah Tedde auf. Ein kleines Kind war den
Eltern fortgelaufen und trippelte mitten auf dem Fahrdamm. Tedde dachte ganz mechanisch, daß das Auto, welches mit Supengeheule angesaust tam, im nächsten Augenblick über den kleinen Jungen wegfahren wünde. Es regte ihn zunächst gar nicht auf.
Die erschrecte, angsterfüllte Kinderstimme tam schrill durch den falten Wind. Es ruft dich! dachte Tedde. Wie obwesend, von einem ganz fremden Zwang erfüllt, ließ er seine Karre stehen, sprang zu. Er stieß das Kind mit Gewalt über die glatte Straße. Sah, daß es über den Kantstein stolperte und auf den Fußsteig fiel. Dann fühlte er sich selbst stürzen. Dumpi schlug es an seinen Stopf.„ Es ist gerettet," dachte Tedde und fühlte sich dumpf und
schwer aus sich heraus fallen. Wie von weit her hörte er noch das Jauchzen der Fröhlichen von der Schlittschuhbahn und dann war
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Ein
es auf einmal schwarz, ganz schwarz um ihn. Als er wieder erwachte, standen viele Leute um ihn. Schußmann drängte die Neugierigen beiseite. Ein Arbeiter nahm ihn auf und trug ihn in ein Gasthaus. Tedde wunderte sich über alles und tonnte fich nichts erklären. Gin fremder Herr sah ihn besorgt und fragend an, als müßte Tedde ihm ganz etwas Besonderes mitzuteilen haben.
Was möchtest du, mein Junge?" fragte der Schuhmann, der on behutsam über den Kopf streichelte und ihn erst ganz wieder Ach," sagte Ledde, und fing an zu meinen, marun hat mir
zu fich tommmen lassen wollte.
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( nach neuen Forschungen)
Man schreibt uns: Daß Dostojewsti wegen Teilnahme an einer revolutionären Verschwörung zum Tode verurteilt und in letter
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hier wurde den Unglücklichen das Todesurteil, das sofort vollstreckt werden sollte, vorgelesen. Die Todeskandidaten es waren ihrer 20 Mann baten um Erlaubnis, voneinander Abschied zu nehmen, was ihnen verweigert murde. Die Verurteilten mußten dann ihre ste Zivilkleidung ablegen und lange weiße Mäntel mit Kapuzen mit zwei Genossen wurden an Pfähle angebunden. Dostojewski fahen aus wie Kleider von Inquifitoren anziehen. Betroscheffsfn rechnete aus, daß er nur noch 5 Minuten zu leben habe. Er verteilte die Zeit so: 2 Minuten für den Abschied von seinen Kameraden, 2 Minuten für seine legten Gedanken und eine Minute, um sich zum letztenmal umzusehen Die Sonne leuchtete auf die Kuppel einer benachbarten Kirche. Der Dichter konnte den Blick von den Sonnenstrahlen nicht abwenden. Er hatte das Gefühl, daß diefe Strahlen seine neue Natur seien und daß er sich gleich mit ihnen vereinigen würde Die Soldaten legten auf die Angebundenen an ein Offizier ein Taschentuch schwenkte und die Hinrichtung aufgehoben noch ein kurzes Kommando und alles wäre vorbei gewesen, als wurde. Die Verurteilten wurden in die Festung zurückgeführt. In seiner Zelle angelangt, sang Dostojewsti mit lauter Stimme unaufhärlich vor Freude, daß ihm das Leben geschenkt worden war. Dostojewski wurde zu 4 Jahren Zuchthaus in Sibirien „ begnadigt". Am Weihnachtstage wurde der Dichter in Retten gelegt und mußte den Weg nach Sibirien antreten, wo er sein unsterbliches Werk, das seinen Namen weltbekannt machen sollte, Memoiren aus einem Dr. B. Totenhause", schrieb.
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Wieviel Bakterien gibt es in der Luft? Sehr genaue Zählungen des Batteriengehalts der Luft sino in Paris durchgeführt worden und man fam dabei zu wichtigen Ergebnissen, über die Rudolf Seiden in Reclams Universum" berichtet. Im Winter gibt es am wenigsten Batterien. Auf einer beleb ten Straße wurden in je einem Kubikmeter Luft in den perschiedenen ter 514, im Herbst 1540, im Sommer 1670, im Frühjahr 2175. Noch größere Beränderungen des Batteriengehalts als durch die Jahreszeiten werden durch die Tageszeiten hervorgerufen. Auf einer belebten Straße stellte man im Juli die folgenden Zahlen feft: um 7 Uhr morgens nach Sprengung 398 Batterien, um 10 Uhr bet stärkerem Berfehr 4300, um 12 Uhr mittags 7400, um 2 Uhr nachmittags 5200, um 2 Uhr nachmittags 10 300, nach erfolgter Sprengung um 3 Uhr nachmittags 5200 und um 7 Uhr abends 10 800. Man sieht daraus, wie sehr die Batterienziffer bei Erodenheit und
Jahreszeiten die folgenden Batterienmengen gezählt: im Win
startem Verkehr ansteigt. Die Zählung in einer belebten Straße an Bakterien auf den Rubikmeter Luft. Dagegen findet man in Barteinem heißen Sammerabend ergab eine Refordzahl, nämlich 575 000
Minute begnadigt worden ist, weil Bar Nikolaus I. beschlossen hatte, Leben zu schenfen, um ihm starte Eindrücke, die er dichterisch verdem Dichter einige Sefunden vor der Bollstreckung des Urteils das werten tönnte, zu vermitteln", ist allgemein bekannt. Aber die Einzelheiten des grausamen Spiels, das mit dem Dichter aufgeführt murbe, maren bis jetzt wenig bekannt, da die zaristische Zensur seinerzeit es verstanden hatte, jede Beschreibung des aufregenden Vorfalls im Reime zu unterdrücken. Erst der soeben in Moskau erschienenen Arbeit des Literarhistorikers Leonid Großmann Dostojemstis Lebensweg" verdanken wir die aufschlußreiche Schilderung eines Falls, wie er in der Weltgeschichte mohl einzig dasteht. Der idealistisch und schwärmerisch veranlagte junge Dostojewsti schloß sich im Jahre 1848 einer Geheimgesellschaft an, an beren Spize der Revolutionär Petroscheffsty stand. Die Geheimpolizei des Zaren erhielt Meldung von ihren Zusamenfünften. Einer der Revolutio= näre, ein Italiener namens Antonelli, der von allen als ein harmanlagen sehr geringe Mengen; fo zählte man morgens um 8 Uhr Lofer Schwärmer mit roter Weste" betrachtet, in Wirklichkeit aber ein gefährlicher Spigel war, denunzierte feine nicht sahnenden Kameraden bei der Polizei. In der Nacht zum 22. April 1849 wurden 34 Mitglieder der Petroscheffsty- Gesellschaft, darunter auch Dosto iemiti , auf Befehl des Generaladjutanten Grafen Orloff verhaftet. Der Dichter murde aus dem Schlafe geweckt und in die Peter- PaulsFeftung gebracht. Der 27jährige Dostojewski murde von einer Geheimkommission in Abwesenheit( denn bei solchen Prozessen wurden hie Angeklagten bei der Gerichtsverhandlung nicht vorgeführt!) wegen eines Briefes der von frevelhaften Ausdrücken gegen die orthodoxe Kirche und die Zarenmacht erfüllt war" und wegen Ver
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in der Sonne 101, im Schatten 159 Batterien, wodurch die abtötende Wirkung des Sonnenlichts auf die Keime bewiesen wird. Viel stätter mit Batterien gefätigt als die Luft im Freien ist die Luft in geschlossenen Räumen. Das zeigen etwa die folgenden Zahlen: in einem Restaurant um 11 Uhr vormittags 40 000, 12% Uhr mittags 60 000, in einer Weinstube 10 Uhr abends 450 000, in einem Warenhaus 30 000 bis 4 Millionen, auf einem Bahnhof mittags 2 Millionen, 3 Uhr nachmittags 9 Millionen, in einer startbesuchten Gemäldegalerie 14 Millionen. Glücklicherweise sind die meisten Bakterien ungefährlich für den Menschen.
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