Di« Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Alto- Holgegner hielt am Dienetag im Fraktionesaal der Partei im Reichstag ihre Versammlung ab. die recht gut besucht war. Da der erst« Vorsitzende, Reichsminister Seoering, am Kommen oerhindert war, eröffnete und leitete der zweite Vorsitzende, Reichstagsabge- ordneter Tempel, die Versammlung. Den Tätigkeits- und Kassenbericht erstattet« der Geschäftsführer Dr. S. Drucker. Danach hat sich die im Sommer 1927 gegründete Arbeitsgemeinschaft erfreulich entwickelt. Das Arbeiteprogramm ist in Form eines Ausrufes hinausgegangen und aon der Parteipresie und dem größten Teil der Ecwerkfchaftspresi« abgedruckt worden. Es war und ist keineswegs beabsichtigt, eine neu« Organisation zu schaffen, sondern es soll ein Kartell von.sozia- listischen Organifationen sein mit der Ausgabe, den oerderolichen Alkoholismus in der Arbeiterschaft energisch zu bekämpfen. Neu hinzugekommen sind in der Zwischenzeit der T o u r i st e n v e r e i n „Die Naturfreunde" und der Derein sozialistischer Akademiker. Die erst« Gewerkschaft, die sich sofort angeschlosien hotte, wer der Bergarbeiterverband. Leider sind inzwischen von Gewerkschastsseite keine weiteren AnscWüsie vollzogen worden Diese und die auch noch immer abwartend sich verhaltenden Arbeiter- s Portorganisationen zu gewinnen, wird Aufgab« der Zukunft sein. Im ganzen sind 19 Korporationen der Arbeitsgemeinschaft angeschlossen und 74 Einzelmitglieder. Die Auhenarbeft hat sich de- sonders mit dem kommenden Schankstättengesetz beschäftigt. Die Reichstagssraktion und die Mitglieder des volkswirtsckiastlichen Ausschusses haben diese Arbeiten sehr gefördert. Einzelne im Völkerbund vertretene Regierungen haben vorgeschlagen, einen Sachverständigenausschuß für Alkoholprobleme einzusetzen. Dieser Aktion hat sich der Ausschuß angeschlossen. Unsere G«o«rkschafts- und Volkshäuser werden fortwährend bearbeitet, auch den Konsum altoholsreier Getränke.zu fördern. Di« chilfe der Arbeiterpresse wird donkbar anerkannt, aber die neu« Korrespondenz müßt« noch mehr benutzt werden. Dem Reichsausschuß für sozia- listische Lildungsarbeit sind Fachreserenlen zur Verfügung gestellt worden. Scharf« Kämpfe sind gegen die bürgerlichen Alkoholgegner zu bestehen. Die Arbeitsgemeinschaft ist der Reichshauptstelle gegen den Alkoholismus angeschlossen. Die Arbeit, die sie hier geleistet Hot, erstreckt sich sogar auf verschiedene Mi- nisterien. Die Gründung von örtlichen Arbeitsgemeinschaften schreitet fort, es gibt solche in Berlin , Magdeburg , Weißenfeis, Dort- mund und Neumünster . Die Finanzen sind befriedigend. In der sich anschließenden lebhasten Aussprache wurde allseitig die erfolg. reich« Arbeit des Genossen Dr. Drucker anerkannt. Es wurden eine gan.ze Anzahl wertvoller Anregungen zur praktischen Kleinarbeit' gegeben. Besonders«indringlich wurde vielseitig der Wunsch geäußert, die Konsumgenossenschaften möchten sich ln dem Verkauf alkoholhaltiger Getränke größte Zurückhaltung auferlegen. Am besten sei es, sie stellten ihn ganz ein. Bei der Vorstandswahl wurde der alte vorstand einstimmig
wiedergewählt. Es gehören ihm an: Karl Severing (erster Vorsitzender), Hermann Tempel (zweiter Vorsitzender). Beisitzer: Siegfried Aushäuser. Professor G r o t j a h n, Regierung.-� Präsident Dr. Grützner, Husemann(Bergarbefteroerbandl, Marie I u ch a e z(Arbeiterwohlfahrt). Th Kretzschmar(Arveiter- Samariterbund), Dr. Kurt Löwen st ein und Toni P s ü l>. Neu hinzugewählt wurden als Beisitzer Genossin Wurm und Genosse S o l l m a n n. Geschäftsführer ist Dr. S. Drucker, Berlin SO. IV. Micha eikirchplatz 4. Neuer Kinderhort in Kreuzberg . Die Betreuung der Kinder in horten überläßt man heule nicht mehr der Tätigkelt von vereinen. Es mehren sich in Berlin die Kinderhorle, die von der Stadt eingerichtet und betrieben werden. Der Verwaltungsbezirk Kreuzberg erhielt vor anderthalb Iahren seinen ersten städtischen Kinderhort im Schulhaus« Waldemarstraße 77. Der zweite städtisch« Kinderhort des Bezirtes ist jetzt im Schulhause Görlitzer Straße 51 eingerichtet worden. Am Dienstag wurde er mit einer kleinen Feier eröffnet, an der. Mitglieder des Bezirksamtes, der Vezirksversainm- lung, der Stadtverordneten, Vertreter der Schulverwalkung. der Iugendwohlsahrt usw. teilnahmen. Bürgermeister Genosse Dr. Herz wies auf den Plan hin, den Bezirk nach und nach mit einem Netz von Kinderhorten auszurüsten. An der Verwirklichung wird gearbeitet, aber sie wird nicht so rasch möglich sein, wie man es wünschen mächt«. Nicht nur die Geldknappheit bringt Erschwerungen, es fehlt auch an geeigneten Räumen. Im Schulhaus« Görlitzer Straße- 51 hat man für den Kinderhort ein freundliches Heim zu schaffen verstauten, das den Kleinen ein« Stätte der Freude und des Glückes fein wird. Seine Majestät das Kind soll hier herrschen, sagte Bürgermeister Herz, und Liebe zum Kinde wird in diesen Räumen wallen. Stadtrat Genosie Zachow, der Dezernent für die Iugendwohlsahrtspslege, erläutert« die Einrichtungen des neuen Hortes. Für alles Nötige ist gesorgt worden. Ein Raum zur Anfertigung von Schularbeiten, ein Raum zum Spielen, ein kleinerer Raum für Lesesroudige sind vorhanden. Zu den N«benräum«n gehört auch«in eigenes Braus«- bad, das für den Kinderhort eingerichtet werden mußte, well diesem Schulhous eine Brausebadanlag« fehlt. Schulrat Bauer überbrachte Glückwünsche der Schulverwaltung. Das Leben im Hort werde, hofft er, zu», Gemeinschaftssinn erziehen. Di« Gäste be° sichtigten dann die Räume, di« mit ihren heiteren Farben sehr an- heimelnd wirken.
Sind sie's oder sind sie's nichi? Oer verdächtige Golddollar Ench Sasses. Di« Ermittlungen gegen die Gebrüder Saß werden un- >!rmüdlich fortgesetzt. Bei der Krimmalpoli.z«i haben sich eine Reihe von Zeugen gemeldet, die die Brüder in der kritischen Zeft in der Gegend der Disconto-Filiale gesehen haben wollen. Mehrere dieier Leute glauben die Saß' mit Bestimmtheit wiederzuerkennen. In d.-r Nacht zu Millivoch gegen Uli Uhr wurde Franz Saß nach der Kleiststrahe gebracht, um bei derselben Beleuchrung einem der Zeugen gegenübergestellt zu werden. Der Zeuge will ihn bestimmt«rtenne». Bei der Durchsuchung in der Wohnung wurde ein roteingebundener„Salin g", Handbuch für Börsenkunde und Wertpapiere, gefunden. Das Buch ist, wie sestgestellt wurde, im Februar d. I. von Erich und Franz in der Amelungschen Buchhand- lung in der Kanistraße gekauft worden. Weiter fand man eine An- zahl Ansichtspostkarten von Prag und es ergab sich, daß Max Sog kurze Zeit vor dem großen Bankeinbruch nach Prag gereist war. lieber die Gründe, die ihn zu der Reise veranlaßt««, schweigt er sich aus. Als verdächtig wird auch der Besitz eines G o l d d o 1 l a r s angesehen, den man bei Erich fand. Er behauptete, daß er die Münze am 39. Januar, also am Tage, da der Einbruch entdeckt wurde, an der Ecke der Rettelbeck- und Kle'ststraße gesunden habe und will damit ausdrücken, daß die Dieb« ihn verloren bäften. In dem Tresorfach einer Dame befand sich u. a. auch ein Golddollar. Die Dam« kann ober nicht sagen, ob der bei Erich gefunden« der ihrige ist. Noch nicht bekannt sind die Eigentumsverhältnisse dreier goldener Uhren, di« ebenfalls vorläufig beschlagnahmt sind. Die ein« Uhr trögt die Nummer 31 236/79, di« zweite die Nummer 152 39Z, di« drifte ist ein« Damenarmbanduhr mit Kettenband.
2V Bergarbeiter tot! «Schwere Eisenbahnkatastrophe in Illinois . peorla Olli not«), 20. Februar. vier wagen eine» Auge». dersOOBergarbeik-rz« einem 15 Melleu ents ernten Kohlenbergwerk beförderte, entgleisten während der Fahrt wahrscheinlich infolge Schlenenbrvch» und gerieten tu Brand. Räch den ersten Meldungen wurden etwa 20 Per- fönen getötet. Fünf Leichen wurden bereits unter den Trüm- irrern geborgen, ebenso 12 Schwerverlehle. Ambulanzen und Aerzte in Privataulos haben sich zur hltseleistung an die Unglück»- stelle begeben. Zu dem schweren Unglück wird weiter gemeldet, daß die genau« Zahl der Toten noch nicht festgestellt werchen konnte. Etwa 2 00 Personen wurden verletzt, einig« wahrscheinlich tödlich. Bier Wagen mit 259 Insasien des Zuges, der 11 Wagen mit 999 In- lassen umfaßte, stürzten noch der Entgleisung eine 25 Fuß hohe Böschung hinab.
Gängerbesuch im Krankenhaus. Freilustkonzert bei 25 Grad Kälte? Aus dem Neuköllner Krankenhaus in Bnckower» sichren wir ein Dorkommni». da« sich dort am vorletzten Sonntag ab- gespielt hat. Der Neuköllner Männerchar. Mitglied des Arbeitersängerbundes, besucht« zwei im Krankenhaus liegend« Sängergenossen und wollte ihnen selbstverständlich ein paar Lieder singen. Die erforderlich« Genehmigung hafte er«ingeholt und' er- halten, Koch sollte mir km Freien gesungen werden�- An d?m Tage maß man draußen TZ Grad Kälte! Die beiden Kranken waren in zwei verschiedenen Pavillons untergebracht. In dem einen Pavillon wurde den Sängern nach Rücksprache mit der Oberschwester erlaubt, im Flur zu singen. Dem drinnen liegenden Süngergenossen und anderen Kranken sowie den z» Besuch gekommenen Angehörigen war's eine Freud«, dem Gesang zuzuhören. Dann gingen di« Sänger zu dem andern Pavillon. Die Gesangsvorträg«(Volks- lieder, kein« Tendenzlieder, denn die stnd im Krankenhaus nicht er» laubt) wurden auch hier von den Zuhörern freundlich ausgenommen. Aber ein uniformierter Beamter des Krankenhauses trat dazwischen und verbot, im Flur zu singen. Im Freien hätte der Ehor singen dürfen, das war erlaubt— bei 23 Grad Kältet Di« Zuhörer gaben ihrer Entrüstung über diesen amtlichen Eingriff kräftigen Ausdruck. Um einen Konflikt zu vermeiden, hörten di« Sänger auf und verließen das Krankenhau». Der Beamte hatte gewiß im Auftrag« einer„höheren Stelle" ge. bandelt. Mao glaubt aber zu wissen, daß ein bürgerlicher Gesang- verein bei einem früheren Besuch des Krankenhauses onde-'s behan- delt worden ist. Der Direktor soll sogar persönlich diesem Berein leinen Dank für Besuch und Gesang ausgesprochen haben. Daß im Neuköllner Krankenhaus einem Arbeitergesangoerein Schivierizkeiten gemacht werden, ist nicht das erstemal. Im Bezirk Neukölln hat das Dezernat für Gesundheitswesen der Stadtrat Dr. S ch m i n ck e. Er ist Mitglied der Kommunistischen Partei und wurde als ihr Kandidat zum Stadtrat gewählt. Ein Glück ist'», daß er nicht Sozialdemo- trat ist. Denn dann würden die Kommunisten und ihre Press« sicherlich ihn al» den„Schuldigen" anprangern und ein wütende» Geschrei erheben. Gegenüber Sazialdemakraten tun nämlich die Kommunisten so, wie wenn ein Stadtrat Jeden Beamten und Ange- ftcllten seiner Verwaltung als Aufpasser überwachen könnte. Es versteht sich von selber, daß auch Stadtrat Schmincke da» nicht kann. Bürden ihm seine kommunistischen Freunde dos oerzeihen?
Sportforum A.-G. erhält den Sportpalast. Unter recht erheblichem Andrang fand am gestrigen Mittwoch- vormittag vor dem Amtsgericht Berliu-Schönederg auf Antrag des Bezirksamts Tiergarten und der Schweizerischen Bolksbant die Zwangsversteigerung des Berliner Sportpalastes statt, der sich de- kanntl ch seit längerer Zeit In erheblichen finanziellen Schwierig- ketten befindet. Di« ougemeIMcn Forderungen bezifferten sich schätzungsweise insgesamt auf 8,4 Millionen Mark, und an erster Stelle standen eine Forderung des Finanzamts Tiergarten in Höhe uon'200 099 Mark für Steuern usw., sowie 2,6 Millionen Mark Hypothekenlosten der Sportforum A.-G., einer von Schopiro zum Erwerb de» Sportpalastes gegründeten Gesellscltast, der die Hypothekcnforderung der Schweizer Voiksbank durch Vereinbarung abgetreten worden Ist. Schopiro ging im Verlaus der Angebote auf 2 4 Mill-onen Mark heraus. Weitere Gebote erfolgten nicht. Der Richter verkündete dann,' daß der gusckilag am Mittwoch, dem 2 7. Februar, vorniittags 9?l Uhr erteilt werden wird. wob-i es sich lediglich um eine Formalität handelt. D'e Sportforum A.-G/ beabsichtigt, den Sportpalast noch wie vor sportlittvn Zw-ttei, dienstbar zu machen, und ihn sogar über seine b'sheriae Berwendnna hinaus auszubauen. Es sollen nämlich im Sportpalast Tennis- Pili sie eingerichtet werden, um den Tennissport bei jedem Wetter ausüben zu können, und d'e Anlagen auch wöbvend de» Vormittag? unb während de» ganzen Tages ausmisten zu können. Im Sommer lallen serner im Sportpalost Antsmvbllousstellunaen ver- anstaltet werden. Ein Umbau für Garagenzwecke kommt auf keinen Fotk in Frage.
Auf Eisfchotten in den �hein getrieben. Zehu Menschen in größter Lebensgefahr. Duisburg , 29. Februar. Ai� fzem für den Bzzckehr.jttigegebenen Eis des zugefrorenen Rheins?«» der R u h r.o t-O o m bi e r g s>r Brüche lösten sich heute abend plötzluh Schollen und trieben strchnAbwMs. Ban den zahl-.. reichen Personen, die sich zu dieser Zett auf dem Eise befanden. tonnten sich die meisten an die Ufer retten. Ein« Gruppe von vier bi» sechs Personen und eine von vier oder fünf Personen wurde jedoch mit dem Eise rheinabwärt» entführt. Ein Mann versank im Wasser. Einer letzten Nachricht zusolg« sind all« Personen gerettet worden.
Stapellouf des Motorschiffs„Milwoutee'. Hamburg . 20. Februar. Auf der Werft von Blohm it. Boß wurde der jüngste Motor- schiffneubau der HaMburg -Amerika -Lini«.„M i l w a u k e e". seinem Element übergeben. Der Bürgermeister von Milwaukee , H o a n, hielt ein« Ansprach«, in der er u. a. sagte: vor nicht langer Zeit war es undentbar. daß Angehörig« der beiden Länder, denen wir angehöre», sa freundschaftlich gemeinsame Interessen bekundeten. Wenn sich die Entwicklung der menschlichen Beziehungen zwischen den Angehörigen der beiden großen Nationen wieder in friedlichen Bahnen abspiell, so Ist das ein glänzender Beweis für die Ent- Wicklung der internationalen Beziehungen überhaupt. Wir wissen, daß dieses neue schön« Schiff stets ein Bote des Friedens sein wird. Alle Bürger Milwaukees stnd hocherfreut, daß der Name unserer Stadt am Bug dieses Schiffes stehen wird. Kurz daraus setzte sich das 17 990-Tonnen.Schiss in Bewegung, begrüßt von Rufen und Tücherschwenken der Menge.
Todessturz aus dem fahrenden Zug. Neben den Gleisen der Berlin -Zossener Bahn wurde gestern zwischen den Stationen Marienselde und Lichten- rade von einem Streckenwärter di« Leiche eines Maurers gesunden. Der Tot«, der völlig erstarrt war, wies am Kopf mehrere Wunden auf. Der Beamte benachrichtigte die Polizei. die an Hand varaefundener Papiere feststellte, daß es sich um den Stadtoberin Ipektor Richard Hempel aus Lichten- rode handelte. Da ein Selbstmord ausgeschlossen er- scheint, bleibt nur di« Annahme übrig, daß Hempel das Opfer eines Unglücksfalles geworden Ist. Allem Anschein nach hat H. die Abteiltür vorzeitig geöffnet, dabei den Holt verloren und ist unbemerkt au» dem fahrenden Zug gestürzt. Es besteht die Vermutung, daß der Be runglückte mit seiner schweren Kopfverletzung h i li l o s zwischen den Gleisen liegen geblieben und dann erfroren ist._ Jungvolk ianzi im Kreise. Das Bezirkssugen dornt Eharlottenburg hatte am vergangenen Dienstag mft dem Märkischen Tanzkreis Berlin (Herbert Oetkc) ein D o l k s t o n z f e st veranstaltet und di« Kühnheit besessen, dazu den Marmorsaal des Zoo zu nehmen. Ob dos Jugend- amt die Kosten, die ihm daraus erwachsen, verantworten kann, soll seine Cache sein Gesagt muß werden, daß ihm tne Kühnheit zum vollen Gelingen half. Der kostbare Rabmen des Saales— blau, gelb und goid— oerband sich i» honneniichster Weife mit den bunten Gewändern der Mädels und der Jungen. Und das Ganz, war ein so überaus fesselndes lieb«« Bild, daß selbst die seudalen Herren Ober des Zoo anfangs au» dem Staunen gar nicht heraus kamen Und soviel Fachinger und Zitronenlimonaden wie an diesem Abend wird der Zoo sobald nickt ausgeschenkt haben. Zwei einsame Zt- garettenrnuckzer waren Gegenstand lebbalter Mißbilligung. E» war «in Fest ohne Alkohol und Nikotin, zu dem lich die Ätzend von rechts bis links zusammengefunden hatte. Herr Stadtrat
de Roon Gegrüßte die Anwesenden, Eltern und Jugend: und die Leiterin der städtischen Iugendwohlsahrt, Stadträtin Weyl. Aber so ganz widerspruchslos kann man, was er. über, die.Herkunst der Tänze sagte, nicht hinnehmen. Er. meint«, die Jugend habe sie draußen aus dem Land gefunden und sie in die Stadt mitgenommen. Auf dem Lande werden alle diese naiven, gehüpften Uno gesprun- gencn Tönst: taüm noch geiunoen/ üüd" Mckll tft TITS' Äflttderer mitunter recht verblüfft, wenn man sieht, wie sich in einem kleine» 'äbgeleg�ften Nest, wo doch eigentlich das deutsche Dolkslum recht zu Hause sein müßte, zur Kirmes„Bar" und„Diele" und„Jazz- band" aüstun und auch so bezeichnen. Es war vielmehr Gertrud M e y e r, die um 1919 herum alle die alten Tänze sammelt« und bei Teubner herausgab. Ihr folgten Fritz I ö d e und Alice H i r s ch f e l d. Man kann also richtiger sagen: Ein Teil unserer Jugend findet Freude an diesen harmlosen Tänzchen: sie nimm: liebevoll auf, was das Land zum größten Teil bereits abgestoßen hat und ja nicht mehr haben will, und sucht es in der Stadt pietätvoll zu bewahren. Völkische Kreise versuchen damit die Existenz eines Volkstums zu beweisen, das sich zum weitaus größten Teil längst verflüchtigt hat. Uebrigens sind sehr- visl« ott«_ Volkstänze keineswegs deutschen, sondern schwedischen und auch"ndrwegischen Ursprungs._..-• Explosion in einer Oynamitfabrik« Füaf Tote ouS sehr viel Schwerverletzte. Pari». 29. Februar. Eine furchtbare Explosion ereignete sich, wie aus Marseille ge> meldet wird, in St. Martin bei Arle» in einer der Svc'ätö Anonyme. d« Produits Chemiques gehörenden Dynamitfabrik. Da» Nitro- glyzerinwerk flog in die Luft. Fünf Arbeiter war- den getötet. Bisher wurden drei' entsetzlich verstümmelte Leichen geborgen. Die Zahl der Derletzten ist noch nicht festgestellt, doch befürchtet man, daß sie sehr hoch sein. wird.
Warcnha«sbrand in Natibor. Im Warenhaus W. Zernlck brach am Mittwoch früh Feuer aus, das das ganze Gebäude ergriff. Auch der Dachstuhl des Nachbargebäudes geriet in Brand. Das Feuer ist wahrscheinlich durch Ueberhitzung der Dampfheizung entstanden.
Dezlrksblldnngsaueschuß Groß. Berlin . Nächste Theater- Vorstellung am Sonntag, dem 24. Februar, nach- mittags 3.15 Uhr im Staatlichen Schillertlzeater Chgrloitenbutg. Gespielt wird.Der Londoner verlorene Sohn' von Shakespeare . Karten, zu 1,59 M. einschließlich Garderobe und Pro- gramm sind noch bei allen Funktionären der Kreise und Abteilungen sowie in der Buchhandlung Dorwärts, Lindenstraße 2— Graphischen Hilfsarbeiterverband, Ritterstraße 1— Zigarrengeschöst Harsche Engelufer 24/25, in den Dorwärtsspeditionen— und� im Bureau de» Bildungsausschusie», Lindenstraße 3, 2. Hos II| Zimmer 11, zu haben. Die eleganteste Frau Rußland ». Die kommunistisch« Arbeiter» Iullustnsrte hat die Teilnahme der sozialdemokratischen M nister an dem Presseball, die sich in der sachlichsten und zurückhaltendsten Weis« abgespult hat, zu e ner besonders gemeinen Hetze gegen die Minister und die Partei benutzt. Die gebührende Slntwort erteilt diesen Leuten die neueste Nummer der Jllustr erten Republikanischen Zeitung. Man sieht dort die Frau de» S o w j e t m i n i st e r» L u n a r t s ch a r s k i. die bekanntl ch den Ehrgeiz hat. die elegoitteste Frau Rußland » zu sein, in einem pastellblauen' Seidenkimono mit leuchtend bunter Seldenstickerel und buNt-aoldener Bordüre in einer zum mindesten ungewöhnlichen und reichlich kapriziösen Haltung abgebildet. Man sieht den Berliner Sowjetdotschaftee K r e st i n s k i beim Empsangsabend der Presse. Man sieht die S o l» fetbotschasterln Kollontay sich in kostbarer Kleidung z u e Elntrittsvisit« beim norwegischen König begeben Kurz und gut, die Kommunisten sollten zuerst vor und in ihrem Stall kehren, ehe sie anderer Leute Häuser beschnüfseln.