SotmaSeud 25. Februar �929
Unterhaltung unö
Beitage des Vorwärts
Otto ghrhari&achau: ZMlTSi.ilßtiiod
Wo bt« Amper durch das Rohrland geht, zwischen Binsen und den weißblühenden Nehren des Schilfs, sägt das Eis. Die Luft rüttelt förmlich vor Kälte. Wenn einer fo warm angezogen ist, wie ich, satt zu essen, zu irmfen, zu rauchen und daheim eine gut geheizte Stube hat, müßte er eigentlich zufrieden sein. Aber so gern ich sonst mit dem Winter raufe, heut werd' ich nicht froh. Der Himmel ist bis zum Rand mit Traurigkeit erfüllt. Hinter allem spürt man die Not. Vorhin sah ich ein paar Vagabunden auf der Landstraße t�peln, der eine hatte halbe Schuhe und der andere keinen Mantel an. Dabei haben wir fünfundzwanzig Grad Kälte. Man kann ja mcht jedem helfen, man tut was man kann, aber— helf uns Gott ! — es laufen zu viel auf den harten Straßen herum. Menschen— Brüder, für die der Himmel grauer ist wie für mich. Wir wollen nr nicht weiter darüber reden... Hinter dem Amperwald—, bei den Brüchen mit den Kümmer. erlen und den frrstumsponnenen Rotweiden, die wie große, weihe Korallen find— beginnt das Moor. Abends, wenn die Sonne u ntergeht, schimmern sie rot, und ringsum dampft dann das Moor rue Blut.•■ Wer will es noch glauben, daß dort im Sommer eine hohe, grelle Sonne stand, unter der sichs tausendfältig regte? Wo sind lie blauen Tag« hin? Ich weih um einen Goldmorgen, da stand l as Gebirge so nah. daß man im Wetterstein und im Kurwendei i'de Felswand sah.— Seit Wochen sind die Verge wie versunken. l'ider wenn einer die Macht hätte, dort hinten die' grauen, dicken Schleier zu heben, läge es da— tiefblau, sonnig und strahlend. Wie ein Märchen... So trüb verrinnt jetzt jeder Tag. Man geht und denkt und sinnt, man geht den Tag zu Ende. Wie eben jetzt. Genau so. Was haben die Birken bloß für Laub geschlagen? Hunderte ran schwarzen Vögeln müssen die schwachen Zweige leiden. Steif r"d stumm, mit aufgeplusterten Federn erwarten die müden Krähen die Rächt. Falloub Ist das. Ich weiß es ja. Sie tragen nicht umsonst die Farbe des Todes. Heute morgen fand ich viele Krähen im Schnee. Der Frost botte ihre ruppigen Mäntel mit Ornamenten bestickt, so schön, wie sie kein Bischof hat. Ihre verkrampften Füße starrten gen Himmel, inid eine hatte sich eine feine weihe Blüte gepflückt. Eine seltsame Totenblume, die sie wie bewundernd weit von sich hielt. Als etwas r inderfeincs! „Hunger!" dachte ich.„Die weiße Not!" Aber wie ich dann drüben am Waldrand die srischgestreuten Dunghaufen mit dem Kinderblut dazwischen sah. wußte ich, was es war:„Gift!"
Aus den Abendncbeln des Flusses steigen drei Krähen. Schwer schlagen die Schwingen die Luft. Es ist sicher nicht leicht, durch die zähen, eisigen Nebel zu fliegen. Sie streichen ohne Hast über mir hin. aber bald bleibt«in« zurück, taumelt und stürzt dann jäh in den aufstäubenden Schnee hinab. „Arrh— arrh!" Die andern fliegen weiter als hätten sie nichts gehört. Eine Welle hackt der Bogel still im Schnee. Er versteht nicht. was mit ihm los ist. Wieder lüftet er die Schwingen, schlägt und schlägt und schlägt, daß die Schneelristalle fliegen.— Aber er ist kaum ei» paar Meter weitergekommen. Krähen sind merkwürdige Geschöpf«. Wesen zwischen uns und unerforschlichen Tiertiefen, deren Klugheit mir oft unbegreiflich ist. Ihr Denken gleicht dem der Menschen. Die da sinnend über ihren Leiden sitzt, hat plötzlich die ganz« Tragik ihres Schicksals erfaßt: ..Gift!" „Fort von hier! Nicht sterben!" Die Füße trommeln in tollem Takt, die Schwingen brausen, wie ein Lappen vor dem Sturm fegt sie umher. Umsonst!... Endlich begibt sich das qualvolle Kreisen. Mit ausgebreiteten Flügeln stürzt sie in den Schnee. Den Kopf aber hat sie steil erhoben — erdentrückt— als fühlte sie schon den schweren Zug der Erde. Es ist dunkler geworden. Eis bellt. Lichter zucken am Rande der Weite. Da Schwingenfchlag! Hoch im Nebel ziehen Krähen. Die Scharf. hörige wirkt sich auf, stößt den Schnabel vor und ruft:„Arrh— arrrh! Freunde! Brüder!" Schwingenschlag und Schottenflucht. „Freunde! Brüder!!" Leer ist der Nebel... Reglos wie ein Mensch, der es nicht fassen kann, hockt sie da. Jetzt sinkt der schwere Schnabel auf die Brust. Weich wehen die Flügel. Sie fällt auf den Rücken. Füße zucken. Augen löschen aus... Die Nacht steht da. Ein dunkler Fleck im hellen Schnee— hier wieder einer und dort ein anderer, ein dritter, vierter— zehn— hundert, wenn du suchst Tausende im ganzen Land. Ich weiß schon, daß sie schädlich sind. Sie fressen die Fischbrut, die Saat, und schädigen den Jäger. Man muß sie kurz halten. Ja. Aber stellt euch das vor— Freunde! Brüder!— wenn sie ganz unerwartet dichk. über euch hinwegslögen: Hunderte. Tausende von Krähen! Eine ungeheure, dichte, schwarz wirbelnde, lebendige Wolke in der Luft!
660'Millionen&fund diäse
Als vor etwa zwei Iahren die Bürger des französischen S'ädtchens Vimoutiers Mari« Harel ein Denkmol setzten, die sich im 18. Jahrhundert durch ihre Erfindung des Comembertkäfe um die '-anzosssche Käseindustrie große Verdienste erworben hatte, wurde d.ie>cs.Lüseberrkmal" viel belächelt. Aber Marie Harel — sie nannte ihren Käse nach ihrem Geburtsort Camembert— hat ihr kleines Denkmal verdient, dem, der Camemberttäfe und seine ungezählten Abarten haben sich über die ganze Welt verbreitet und nehmen im Kiifewelthandel heute«in« der wichtigsten Stellen ein. Welche Rolle der Käs« überhaupt im Welthandel spielt, zeigen ein paar Zahlen: Im vergangenen Jahr« wurden volle 330 Millionen Kilogramm Käse auf der Erde verzehrt-, der Verbrauch hat sich gegen das Vor. j-chr um ein« volle Million Kilogramm vermehrt. Don diesen Läsemassen ist der größte Teil in Großbritannien und Deutschland verbraucht worden; das britische Inselreich hat sogar fast die Hälft« des Käses, der im Lauf« des letzten Jahres in den Welthandel kam, auigekauft. Deutschland steht im Käsewelthandel mit einem Anteil von 69 000 Tonnen Käse an zweiter Stelle, doch verbraucht es eigentlich viel mehr, da große Mengen von Käse ja auch im Lande leibst erzeugt werden. Der Brauch, den KA« zum Nachtisch zu essen, reicht weit zurück. Als Zwischen, und Nachgericht stand er schon aus der Tafel der allen Römer, und in den mittelalterlichen Klöstern verstand man die .Len'tellustg trefklicher Käse, die an Fasttagen den immer sehr be< liebten Schluß der Mahlzeiten bildeten. Daß man den Käs« gern z-un Schluß des Essens auftrug,— Brillat-Saoarin nennt einen Nachtisch ohne Käse eine„einäugige Schöne"— geschah deshalb, well er als verdauungsfördernd galt, weshalb ihn auch Shakespeare einmal als„Verdauungspuloer" bezeichnet. Diesen alten Volks- glauben hat die Wissenschaft bestätigt: wenn Käse gut schmeckt, so bewirkt er«ine Vermehrung der Magensastbildung, und daher kommt es, daß durch Käsegenuß die Verdauung der vorher verzehrten Speisen gefördert werden kann. Als Regel für all« darf das aber natürlich n.ichr gellen. Personen mit empfindlichem Magen vertragen gewisse Käse, wie zum Beispiel Hartkäse oder manche alte, stark durchgereifte Käsearten, gor nichl gut und werden daher den bereits gefüllten Magen durch einen Käsenachtisch besser nicht noch mehr belasten. Andererseits«itznen sich, wie der Fbrscher Pirquet fest. stellte, milde Käse auch zur Nahrung für Darmkranke. Gervais sogar sür— Säuglingsnahrung. Prof. Rubner empflehlt die Beigabe von Käse zum Essen, weil dadurch die mit dem Käse zugleich vcr- zehrten anderen Siahnmgsstofft(namentlich der Stickstossgehalt der Speisen) besser ausgenützt werden können, so etwa dann, wenn Milch oder Tciggerichte(Matkarvni) mit Käs« zusammen gegessen werden. Jeder Käse erhält seinen ihm eigenen Wohlgeschmack erst dann, wenn er ein« gewisse Reifezeit durchgemacht Hot: zu junger Käse schmeckt deshalb dem Kenner ebensowenig wie zu aller. Mancher Käse muß aber gar sin paar Jahre alt werden, eh« er reif ist. Der italienisch« Pormesanktise erlangt seinen feinen Geschmack erst durch ein- bis vierjährige Lagerung, Chesterkäse läßt man gern drei Jahre lagern, und den m Amerika so beliebten Pineapplekäse 'üiätzen viele erst, wenn er volle fünf Jahre hindurch gelagert hat. E n- in den letzten Iahren ausgetauchie Erfindung macht es übrigens möglich, jungen Käse mit Hilfe der Elektrizität schon binnen 24 Stunden„all" zu machen. Gleichwohl hat sich das Derfahren. bei dem der Käs« unter einer Spannung von 10000 Boll einem Wechselstrom von 0.2»mpöre ausgesetzt wirb, nicht recht«m- gebürgert, weil der Geschmack de» eleltrischeu Käses dem des lauge
gelagerten eben doch nicht gleichkommt. Als große Aus. nähme kann es vorkommen, daß ein Käseesser einmal einen „Giftkäse" verzehrt, irgendeine Käseart. die das sogenannte „Käsegist"(Tyrotoxikon) enthält. Die chemischen Eigenschaften dieses Käsegistes sind bis jetzt noch nicht erforscht, es kann jedoch, wenn auch äußerst sellen, auch vorkommen, daß Käse durch pflanzlich« Giftstofte, die mit dem Diehfutter in den Körper des betrefsenden Tieres und damit auch in seine Milch gelangten, leicht durchgiftet wird,' und daher gesundheitsschädlich wirkt. Nun sind das aber seltene Ausnahmen; dagegen haben Untersuchungen kürzlich erwiesen, daß sich in den Rinden mancher Küsesorten, des Gorgonzola zum Beispiel, mitunter giftige Bestandteil« finden und man deshalb gut tttt. solchen Käse, die an sich natürlich gänzlich ungiftig sind, vor dem Genuß immer von der Rinde zu befreien. Jeremias Gotthelf , der Schweizer Dichter, hat seinerzeit darüber gespottet, daß der Emmentaler Käse den Deutschen mir dann schmeckte, weim er recht große„Augen" Hab«.„Bon Jahr zu Jahr muh man daraus sehen," meint er,„dem Emmentaler die Augen mehr aufzureißen, weil die Deutschen sie immer größer verlangen." Die diesen Käse durchsetzenden großen Köcher sind nun aber auch wirklich das Kennzeichen eines gut zuberelleten Emmentaler Käses, besonders dann, wenn sie mit„Tränen" gefüllt sind, mit einer ge- ringen, den Käse weich und gut erhaltenden Feuchtigkeilsmenge. Zur Bildung seiner Augen braucht der Emmentaler Käs« ganz eigener Bakterienformung, die sogenannte Propionsäurebakterien (Bsctcrium acidi propionici), die, indem sie Milchsäure in Propion» säur« verwandeln, im Käse gleichzeitig«in« Gasbildung verursachen. Durch diese Gase, die aus der noch teigigen Käsemasse zu entweichen suchen, entstehen nun die Augen, deren Menge und Größe man durch Beigab« von Salz beeinflussen /ann. Käseliebhaber sind nicht nur die Menschen, auch viele Tiere, aber unter ihnen finden sich auch Schädlinge. Auf allem, trockenem Hart» käse siedeln sich die Käsemilben an, die die Rinde mit einem weiß- lichen, pulverigen Belag überziehen; Weichkäse dagegen wird durch die Ääsesliege bedroht, die, um ihrer Nachkommenschaft einen futter- reichen Brutplatz zu sichern, ihre Eier am liebsten in gut ausgereift«, möglichst weiche Käse legt. Daß auch Fische gern Käs« fressen, weiß jeder Fischer; wenigstens kann man Aale. Rotaugen und Döbel mit einem Käse als Köder leicht an die Angel locken. Und den Genuß eines Stückchens Emmentaler Käs« mutz auch manch« Forelle mit Freiheit und Leben büßen. Die Käse, die uns gut munden� sind ohne Ausnahm« tierische Käse. Sie werden, wenn auch in verschiedenster Zubereitung— denn es gibt auch gekochte, geräucherte und geröstete Käse—, aus der Milch von Tieren hergestellt. In einigen Tropenländern kennt mau aber auch Pflanzenkäse, die sogar nicht schlecht schmecken sollen. Zu den käseliefernden Pflanzen gehört ein in Venezuela und Kolum- bien einheimischer Baum(Galaktodendron utile), den die Ein- geborenen Kuhbaum oder Milchbaum nennen, weil er einen kuh- milchartigen, sehr wohlschmeckenden Saft ausfließen läßt, aus dem mau einen sehr beliebten Käse bereitet. Di« Peruaner stellen aus der Okapflanze(Osalls tuberosa) einen Käs« her, der, ungeachtet seines etwas fauligen Geschmackes, viel gegessen wird; außerdem bereitet man in exotischen Ländern Käse aus Bohnen, Sojabohnen und den Samen einer afrikanischen Pflanze(Larlcia akricana), womit die Liste dieser Pflanzenkäse aber wohl noch nicht erschöpft ist, da sich in den Tropen noch so manche ander« milchsaftführende Pflanze zu Käfebereitung oignea dürft«. �: i,,".....
£ügen der Filmkamera Wenn der Trickfilm früher ein« Filmgattung für sich war, so bedient sich heute fast jeder modern« Spielfilm irgendwelcher Trick« verfahren, und die Trickphotographie ist zu einer unentbelirlichen Helferin des Spielleiters geworden. In den wenigsten Fällen hat der„Cowboy" die Schluchten gesehen, über die er tollkühn hinweg- setzt, und die herrlichen Schlösser und Paläste, die uns mit Bewunde. rung erfüllen, sind meist in der Werkstatt des Spielleiters entstanden, der sich dabei mannigfacher Tricks bedient. Eine groß« Roll« spiell zunächst der Glaslsintergrund. Bon der gewünschten Gegend wird der untere Teil im Atelier aufgebaut. während der obere Teil von geschickten Künstlern an Hand von Photo- graphien auf Glas gemall wind; die beiden Teil« werden so an- geordnet, daß die Trennungslini« im Film nicht zu sehen ist.— Ein gang olltägliches Hilfsmittel ist weiterhin die Verwendung von Modellen, besonders damr, wenn es sich um die wirkliche Zerstörung von Gegenstärdden hanidell. Zur Darstellung einer Seeschlacht etwa werden Holzmodell«, mit Schisssphotographien beklebt, in einen Wasserbehäller gefetzt; hinter den Schiffen werden kleine Pulver- mengen zur Explosion gebracht, und die wenige Schritte davon aufgestellt« Kamera nimmt die naturgetreu wirkenden Schlachten- bilder auf. Auch die gefährlichen Fahrten aui steilen Abhängen be- ruhen meist auf einem sehr einfachen Trick. Ein Auto aus der Flucht soll einen möglichst steilen Berg hinunterfahren; je steller der Abhang ist, desto aufregender wirkt das Wagnis. Und doch fährt der Wagen gang gemächlich auf ebener Landstraße— nur die Kamera wind so stark geneigt, daß die an sich harmlose Böschung fast senkrecht durch das Blickfeld läuft. Hatte man bis vor nicht allzu langer Zeit daran festgehalten, die Kamera stets auf- einem festen Stativ aufzubauen, so ist man neuerdings dazu übergegangen, die Kamera auf einem gut federn- den„Aufnahmewagen" anzubringen, der dem Darsteller überall hin zu folgen vermag. Dadurch wird das Blickfeld bedeutend ver- größert, und das laufende Bild gewinnt an Bewegtheit und Mannigfaltigkeit. Um die Befchränkcheit des Raumes z» überwinden. schnallt sich der kurbelnd« Spielleiter, besonders bei der Aufnahme von Tangszenen, die Kamera vor die Brust, schreitet mitten durch die tanzenden Paare und dreht dabei die gewünschten Bilder. Der Zuschauer hat dann bei.der Vorführung den Eindruck, als befände er sich mitten unter den Tanzenden. Ein airderer Kunstgriff ist das Rückwärtskurbeln. Man sieht einen Mann, der auf eine hohe Mauer zurevnt, an ihr hochspringt und sich hiniiberschwingt. In Wirklichkeit ist der Mann von der Mauer heruntergesprungen und dann rückwärts fortgelaufen: num hat bei der Aufnahme zuriickgekurbeli! Oder«in Auto rast einem Menschen entgegen, die Person wird niedergeworfen, überfahren und setzt im nächsten Augenblick ihren Weg unverletzt fort. Aber die Sache geht viel harmloser vor sich. Wenn die Ausnahm« beginnt, stehen sich die Personen und das Fahrzeug gegenüber; dann bewegen sich beide rückwärts, während der Photogroph das Filmband zurück- kurbelt. Bei dem„Zusammenstoß" selbst ist das langsame Kurbeln ein wirkungsvoller Trick: die langsam gekurbelt« Szene erweckt durch schnelles Drehen bei der Vorführung den Eindruck einer in wenigen Augenblicken zusammengedrängt« Handlung. Weit schwieriger sind die phototechnsschen Tricks der Doppel- belichtung. In dem Film„Die zehn Gebote" z. B. sieht man, wie die Israeliten das Rote Meer trockenen Fußes durchschreiten und wie die verfolgenden Truppen Pharaos unter den Wellen begraben werden. Der Filmstreifen, der diese Szene darstellen soll, wird einmal teilweise belichtet, wenn das Wasser in«inen Behälter' flutet; indem man dies« Aufnahm« zweimal macht, erst unter Dorwärts-, dann unter Rückwärtskurbeln, wird der Eindruck erweckt, daß sich die Wasser teilen und nachher wieder zufammenfluten. Darauf wird der Film an den vorher abgedeckten Stellen belichtet und die Durch- marschszen«(ohne Wasser) aufgenommen.— Oder wir sehen einen' Mann an einen Seil über einen schauerlichen Abgrund gleiten. Der Beginn dieser schwindelnden Fahrt und das Landen am Ziel j sind„echt": den Abgrund aber ließ man«ine Puppe überqueren, i Jedoch: sehen wir den Mann nicht in allernächster Näh« in'„Groß» ausnahm«" wie er mit zitternden Händen und angstverzerrtem Gesicht, an dem Seil entlangtastet, hinter ihm die Dächer der Hochhäuser, und tief unten die winzig kleinen Menschen und Fahrzeuge in den Straßen! Wieder ein« gelungene Täuschung: der selbsttätig be- tt iebene Apparat flog allein über den Abgrund und der am Seil hängende Schauspieler wurde in aller Seelenruhe im Atelier aui- genommen. Durch Uebexeinonderkopiereri der beiden Negative wird dann der Posilivsilm gewonnen, der uns den waghalsigen Darsteller vorführt. Das ollmähliche Erscheinen, Verschwinde!: oder Umwandeln einer Person beruht meist darauf, daß man dos Objektiv der Kamera langsam schließt, während man die Person kommen, gehen oder durch ein« andere ersetzen läßt, und dann das Objektiv langsam wieder öffnet. Oder wenn wir auf der Leinwand eine Werkstatt sehen, in der sich die Hobel und Hämmer von selbst bewegen,«a die Nägel angesprungen kommen und die Späne fliegen, ohne daß eine Person in der Werkstatt zu bemerken ist, so wird diese Täuschung einfach dadurch erreicht, daß man zwischen den Eingelousuohmen ein« größer« Pause eintreten läßt. In dieser Zeit werden die Werk- zeug« in ihrem beschreibenden Gang ein wenig vorwärts gerückt: wind dann der Film in der üblichen Weite gedreht, so scheinen die Werkzeuge von unsichtbarer Hand geführt ihre Tätigkeit auszuführen. Th. Kühlein.
Der mintergrüne Eseu. Den langen Winter hindurch, unter der dicksten Schneedecke, behält der Efeu seine grünen Blätter und steht nicht viel anders aus als im Sommer. Die Fähigkeit, der Kälte solchen Widerstand zu leisten, verdankt der Efeu, wie die jüngsten Untersuchhngen des amerikanischen Forschers Prof. Gail bewiesen haben, der eigentümlichen Erscheinung, daß der Saft seiner Blätter nicht einfriert. Im Sommer ist der in den Efeu- blättern enthaltene Saft«ine wassevdünne Flüssigkeit: sobald aber der Herbst kommt und der allgemein« Laitbsall beginnt, geht in den Blättern des Efeus eine Umwandlung der Stärke in Zucker vor sich, während sich gleichzeitig auch Oel bildet, wodurch der Saft immer dicker wird, bis er schließlich im Januar und Februar, wenn die Kälie ihren Höhepunkt erreicht hat, fast so dick wie Sirup ist und in diesem Zustand« nicht leicht einfrieren kann. Im Verlauf der Untersuchungen, die drei Jahre fortgeführt wurden, hat sich gezeigt, daß der dünne Saft, den die Blätter im Sommer enthalten. sehr leicht einfriert, womit es auch wohl zusammenhängt, daß-di« Eseublätter im Frühling, wenn die Verdünnung des Saftes schon angesetzt hat, auch maner ziemlich tälteanpsindlich sind.