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Nr. 95 46. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Der Witterungsumschwung.

Rhein  - und Elbufer schwer bedroht.

Als die zurzeit am schwersten gefährdeten Stromufer gelten in Deutschland   die des Rheins und der Elbe  . Während es den

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Fahrt nach Saßniß feit Sonntag im Eise fest. Zurzeit ist nicht zu übersehen, wann die beiden Schiffe vom Eise Lostommen werden. Trelleborg   fein Schiff zur Verfügung.

Dienstag. 26. Februar 1929

Schul hat bis vor Jahren dem Roten Jungsturm angehört, Röber ist nach eigener Angabe erst vor etwa acht Tagen durch formlose mündliche Erklärung aus der Kommunistischen Jugend aus< geschieden.

Die Ermittlungen nach dem Berbleib der bisher nicht aufge fundenen Mord waffe, fomie nach der etwaigen Beteiligung des gleichfalls vorläufig festgenommenen Steinsetzers Kaiser, nehmen ihren Fortgang

Anschein hat, als ob die Gefahr an der Elbe   im Augenblid noch Montag und Dienstag steht daher für die Berbindung Sani- Selbstmord eines Reichsgerichtsrats.

nicht so groß ist, weil hier und im Nordosten und Often Deutsch  lands erneut Frostmetter eingesetzt hat, sehen die Dinge am Rhein  recht bedenklich aus, weil im Rheinland   vorwiegend Regen­wetter bei einigen Wärmegraden herrscht. Nach Mitteilung der Haupteismachtstelle reicht die Eisdecke am Oberrhein von Philippsburg   bis Mannheim   in einer Länge von 37 Kilometern. Bon Mannheim   ab ist die Lage unverändert. Die Mosel   ist letzte Nacht an einigen Stellen aufgebrochen. Das Eis treibt bei Trier  start ab. Auch am Niederrhein   ist die Lage im großen und ganzen unverändert. Im Gebiet der Mainmündung tam cs zu verbreiteten Niederschlägen, hauptsächlich Regenfällen. Bei Emmerich   ist Montag früh 9 Uhr das Eis in Bewegung ge­kommen und hat sich um 50 meter vorgeschoben. Die dort liegen­den Schiffe befinden sich in einer schwierigen Lage, da die Trossen wie Bindfaden reißen. Der Wasserstand des Oberrheins ist gegen Sonnabend wenig verändert. Die Mosel   stieg bei Trier  von 0,35 am Sonnabend auf 1,82 Montag vormittag.

Immerhin ist die Lage am Rhein   heute als noch verhältnis mäß g günstig zu bezeichnen. Im Schwarzwald   ist wieder Frost eingetreten und hat die Schneeschmelze aufgehal­ten. Das Eis des Rheins ist bereits morsch geworden, und man hat Bedenken, überhaupt noch Sprengkolonnen auf das Eis zu schicken, das sich jeden Augenblick in Bewegung setzen kann. In Baden ist das Eis bereits in 70 Meter Breite geborsten und in Bewegung. Die Voraussetzungen für einen schnellen Eisabgang für den Fall, daß von Holland   aus die Eisdecke aufgebrochen wird, ist also gegeben. In Holland   sind vier Eisbrecher schon bei der Ar­beit. Man hofft, bis Dienstag durch den, auf holländischem Gebiet befindlichen Eis pfropfen hindurchzukommen und dann mit dem Aufbruch auf der Strecke Wese- Orson beginnen zu fönnen. Ge­lingt dies, dann dürfte jede Gefahr für die untere Rheinstrecke unterhalb Duisburg   beseitigt sein.

Biel   gefährlicher als im Rheingebiet sieht es trotzdem im Elbegebiet aus. Die Elbe ist von Hamburg   bis über Dresden   hinaus zugefroren Stellenweise erreicht das Els eine Buchtigkeit von 1.40 Metern. Es sind aber auch Eis: barrieren von 3 Meter Starte festgestellt worden. 15 Eisbrecher mühen sich, eine Rinne zu brechen; sie haben bisher Lenenberg erreicht und tommen täglich etwa acht bis zehn Kilometer vorwärts. Die Elbstrembaunermaltung hat in awischen sämtliche Wasserbauamter in Alarmzustand versezt. In Magdeburg  . von wo aus die Hi'fsmaßnahmen geleitet wer Den, stehen 1000 mann Reichswehr   und 300 Supo Teute berent. In der Nähe von Wilsnad werden Bionier abteilungen mit Bontons und Feldtüchen, Feldtelegraphenobteilun gen und Beleuchtungsfahrzeuge stationiert.

Russische   Eisbrecher unterwegs.

In einer soeben in Siel hier abgehaltenen Besprechung amischen Bertreten des Reichsverkehrsministeriums, des Reichstanalamts, der beteiligten Dienststellen, der Reichs­marine und des Berbandes deutscher Reeder murde beschlossen, 3weischwerste ruffische Eisbrecher zu chartern, um den Berjuch zu machen, den Nordostseefanal jobald wie möglich wieder zu öffnen und für starke Schiffe einen Beg durch die meit fiche Ostsee freizumachen. Es handelt sich um die russischen Eisa brecher Jerma d"( 9500 Tonnen) und Iriver"( 2800 Zonnen), die bereits von Leningrad   ausgelaufen sind und in den nächsten Tagen in Kiel   erwartet werden. Soweit möglich, werden die Ets­brecher auch Schiffen in Seenot Hilfe bringen.

Fährverkehr Saßnih- Trelleborg lahmgelegt. Wie die Reichs bahndirektion Berlin   mitteilt, figen die beiden fährschfie Breußen auf der Fahrt nach Trelleborg   und Drottning Victoria" auf der

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Der Aufruhr der Schiefen Calm

Roman einer Revolution. Don Gerhart Herrmann Mostar  

Er setzte sich, stüßte die Stirn müde in die Hand. Es

ist nicht alles glatt gegangen im Parlament. Ich hätte eben

Verkehrsstörungen durch Schneeverwehungen.

Schneeverwehungen haben in Schleswig- Holstein   viel fach zu erheblichen Störungen im Eisenbahnverkehr geführt. Die Beide von Husum   abgehenden Frühzüge blieben stecken, ebenso ein Strecke Heide- Husum war Montag vormittag völlig gesperrt. zur Freilegung entsandter Schneepflug. Erst nach dreistündiger Arbeit gelang es, die Züge freizubekommen. In Dithmarschen   ist geworden. Neuer starker Schneefall hat in Schlesien   ganz be­der Autobusverkehr durch Schneeverwehungen vielfach unmöglich trächtliche Berfehrsstörungen durch Schneeverwehung auf Land­ftraßen und Schienenwegen hervorgerufen. Die Landstraßen sind straßen und Schienenwegen hervorgerufen. Die Landstraßen find zum Teil völlig verweht. Kraftwagen und mit Kohlen beladene Pferdeschlitten mußten aus dem zusammengewehten Schnee heraus­geschaufelt werden. Infolge des starten Schneefalls im Reichs­Schneepflüge eingesetzt werden. Einige Züge blieben vorübergehend bahndirektionsbezirk Magdeburg   mußten auf fast allen Streden

steden.

Panfower Bluttat aufgeklärt.

Der verhaftete Karl Schulz überführt und geständig.

Der unermüdlichen Arbeit der Polizei ist es im Laufe des gestrigen Nachmittags gelungen, den Mord an dem 18jährigen Primaner Herbert kleier aus der Harzburger Straße 6 in Pankow  , der bekanntlich am Freitag voriger Woche am Clausthaler Platz in Pankow   hinterrüds erfchoffen wurde, restlos aufzuklären. Der Haupttäter ist ein 24jähriger Arbeiter& arl Schulz aus der Kissingen­ftraße 3 in Pankow  .

Schult, der sich bereits seit Sonnabend in Gemahrsam befindet, bat die Bluttat beute eingestanden. Er ist nach dem Geständnis völlig zusammengebrochen; es war daher noch nicht möglich, über die eigentlichen Motive zu der Tat genaues zu er mitteln. Schultz hat bis von Jahren dem Roten Jung­sturm angehört.

Bie wir bereits mitteilten, war am vergangenen Sonnabend in Bankow   ein Mann nerhaftet worden, auf den die Personal­beschreibung der Tatzeugen genau paste. Die Untersuchung ergab zunächst wenig Belastendes und man hatte schon die Entlassung des Festgenommenen in Ermägung gezogen. Inzwischen sette die Polizei ihre Nachforschungen aber fort und dabei gelang es, erneut eine Anzahl von Indizien zu sammeln, die sehr zurungunsten des Berhafteten sprachen. Die meiteren Ermittlungen der Polizei unter Zeitung der Stommiffare, Dr. Braſchwiß und Heller führten bann

zu weiteren Berhaftung des 21jährigen Bäders Gerhard Röber und des Arbeiters Kaiser, die dringend im Berdacht standen, an der Bluttat beteiligt zu sein. Das von den Berhafteten angetretene Alibi mißlang. Trozdem leugneten sie hartnädig, mit der Tat in Berbindung zu stehen. Bis Schulz, der den tödlichen Schuß abfeuerte, unter der Bucht des gegen ihn gesammelten Be­meismaterials die Aussichtslosigkeit weiteren Leugnens einsah und das Geständnis ablegte Die Polizei ist eifrig bemüht, in das Dunkel über die tatsächlichen Hintergründe, die Schultz zur Tat ver­leiteten, Licht zu bringen.

Ueber die Zugehörigkeit der Festgenommenen zu Parteien oder sonstigen Organisationen ist folgendes festgestellt: Raiser ist Mitglied Roten Frontfämpferbundes,

des

Bütend schüttelte er die Hände vor ihrem Gesicht. ,, Nichts will ich streichen, zum Donnermetter nochmal! Berstehst du mich denn gar nicht?"

,, Nein. Ich verstehe nicht, daß du mich für das Mißlingen deiner Staatsfünfte verantwortlich machst."

,, D, du bist ja so klein!" sagte er müde, mit abtuender Handbewegung.

Er tat ihr plöglich leid. Du hast recht, mir follten bas laffen.... Was gedenkst du zu tun?"

zu lassen."

Zunächst tommt es darauf an, die Dessauer nicht heran ,, Und das wird gelingen?" Ich hoffe."

"

Friederike legte die heiße Hand auf sein Haar. Wir

da sein sollen. Sie haben den Dessauer zum Regenten haben können uns ja gar nicht verlassen. Wir sind ja aneinander

wollen."

Friederike warf den Kopf gegen ihn, die Arme zurüd. gebunden. Nicht wahr?" ,, Und du hast..."

,, Ich habe den Landtag aufgelöst."

Sie reckte sich auf. lächelnd, ihrer selbst gewiß. ..und mich zur Regentin erflärt?"

Seine Hand strich auf der Stirn nervös hin und her. Er hatte plöglich Sehnsucht nach irgendeinem seiner Land­mädchen in Hohenergleben draußen, das ihn mit fühlen, harten Arbeitshänden demütig streicheln würde. Bitternis wuchs in ihm gegen dies ewig treibende, ruhelose Beib da... Das ist augenblicklich unmöglich. Wir müssen froh sein,

wenn wir so über die Sache hinwegkommen." ,, Was heißt das: so?"

,.Ohne vom Bolf verjagt zu werden."

Sie zuckte verständnislos die Achseln. Er sah sie an in verhaltener Wut. Jch," sagte er betont, ich habe ja ins Parlament gewollt. Du hättest mich nicht hindern sollen." Friederite lächelte schmal und verächtlich. Bist du der Mann von uns beiden oder ich?"

"

Trosegt stand auf. Das hat doch alles feinen Sinn- diese Streiterei!" Er ging ein paarmal hin und her. Wenns zwei Menschen nur um die Macht geht, mags angehen. Oder nur um die Liebe. Aber uns gehts eben um Macht und Liebe zusammen Das ist es."

"

Sie lächelte noch immer verächtlich wie vorher, aber in ihren Augen stand Schmerz. Soll das eine Absage sein?" ,, Nein doch. Es soll dir nur zeigen, mie schwer das ist. Man kann eben nicht zugleich kalt und heiß sein."

Was willst du denn streichen: die Macht oder die Liebe?"

Er schwieg. Die Angst des Weibes, das sich gegeben hat und fürchtet, nun verlassen zu werden, zwang ihren Kopf bittend an den seinen. ,, Es es bleibt beim alten zwischen uns?"

,, Ja, ja." ,, Alles?" ..Alles."

Sie gab sich zufrieden. Ich will dann reisen... Du wirst es schon durchkämpfen. Ich will immer an dich denten." wirst es schon durchkämpfen. Ich will immer an dich denten." armte ihn wild. Die Nachschauer der Hingabe schüttelten sie. Als sie in der Tür stand, lief fie noch einmal zurüd, um­

Du!"

Er strich über ihr Haar, füßte sie lässig auf die Stirn. Ihre Augen jahen ihn an mit dunkler Frage, so, wie man sein Schicksal ansieht.

Als sie gegangen war, als er sie dann unten in den Wagen steigen fah, recte er sich auf. Er hatte gelernt, heute, für immer. Jener andere, mit dem sie ihm verglich, hatte einst für die Bernburger Gräfin den Kopf verloren. Er würde ihn nicht verlieren. Nie mehr.

Der Wagen fuhr durchs Tor. Das Donnern der Räder vergrollte im Sand.

Sein Denken blickte wieder in das unklar schwelende Ge­schehen dieses Abends, dieser Nacht, hellte es auf. Hin- und hergehend kämpfte er, in langem Kampf, das Dunkel nieder. Der Steuerinspektor aus dem Harz  , der um ein Uhr nachts auf schweißnaffem, todmüdem Pferd im Schloßhof ein ritt, sah noch Licht in Trosegts Zimmer.

Er wurde sofort vorgelassen:

Folgen einer schweren Nervenfrankheit.

Auf tragische Weise hat am gestrigen Montag früh der be­fannte Reichsgerichtsrat a. D. Georg Bick, der als einer der be­fähigsten deutschen   Richter galt, seinem Leben ein Ende gemacht.

Bewohner des Hauses Philippstr. 21 machten, als sie die Bodenräume aufsuchen wollten, die grausige Entdeckung, daß an der Klinke der Bodentür sich jemand erhängt hatte. Sie erkannten als­bald den Toten als den im selben Hause wohnenden Reichs­gerichtsrat a. D. Bid, der auf diese Weise Selbstmord verübt hatte. Man sette den Bruder des Toten in Kenntnis, der ebenfalls polizei. Durch die Untersuchung des Gerichtsarztes wurde einwand­in der Philippstr. 21 wohnt, und dieser benachrichtigte die Kriminal­frei festgestellt, daß der Tod durch Erhängen eingetreten ist. Die Wirtschafterin des Reichsgerichtsrats, der Junggeselle war, und im 48. Lebensjahre stand, bekundete dann auch, daß er seit langer Zeit schwer nerventrant war, wozu noch ein schmeres 3uderleiden kam. Reichsgerichtsrat a. D. Georg Pick  , der wegen seiner besonderen Eignung im Juli 1927 an das Reichs. gericht berufen wurde, wo er eine Kammer für Arbeitsrecht hatte, war nach kaum einjähriger Wirkung an dieser Stätte pensio­niert worden, weil er infolge Ueberarbeitung einen pölligen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, der seine restlose Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatte. Der Richter ist ein Opfer seiner faum zu überbietenden Gründlichkeit und Sachkenntnis geworden; er beschäftigte sich mit dem ihm zur Urteilsfindung übergebenen Fällen so intensiv, daß er sich vollkommen aufrieb und zwölf vis vierzehn Stunden am Tage, nur durch kurze Erholungspausen unterbrochen, arbeitete. Der tragische Tod des in den Kreisen der Berliner   Juristen beliebten und geschätzten Mannes wird außerordentliches Bedauern hervorrufen.

Charlottenburger   Häuser gefahrenfrei.

Die am Montagfrüh vorgenommene Besichtigung der Häuser in der Hebbel   und Fritschestraße durch Sachverständige der Baupolizei, des Oberpräsidiums und des Polizei­präsidiums und Bertreter des Wohnungsamts Char­lottenburg hat zu dem Ergebnis geführt, daß nach sachverständigem Urteil eine Gefahr für die Bewohner dieser Häufer augenblicklich nicht besteht. Die Sachverständigen haben die bisherigen Maß­nahmen der Baupolizei gebilligt. Die Boupolizei hat vor etwa vier Bochen die Räumung von vier Wohnungen angeordnet, nicht, weil eine augenblickliche Gefahr für die Mieter bestand, sondern um die Wiederinstandsetzung dieser Wohnungen durchzuführen. Diesen Mietern sind vom Wohnungsamt Erfahwohnungen angeboten wor den, die aber abgelehnt worden sind. Obwohl für die anderen Woh­nungen feinerlei Gefahr besteht, hat das Wohnungsamt sich bereit erklärt, auch den Inhabern dieser Wohnungen, wenn es von ihnen

gewünscht wird, andere Wohnungen anzuweisen.

Kommunistische Strolche.

Seitdem die Kommunisten nicht mehr tagtäglich demonstrieren fönnen, haben sie sich darauf geleat, Rollkommandos einzu­richten, die alleingehende Reichsbannerleute über­fallen. So munden am Freitagabend drei Reichsbanner­tameraden in der Manteuffel- Ede Waldemarstraße von sechs uniformierten Rotfrontleuten überfallen und schwer mis­handelt. Als Schlagwerkzeuge wurden Trommelstöcke benutzt, durch die der eine Reichsbannerfamerad eine so stark blutende Kopf­wunde davontrug, daß er zur Rettungsmache am Görlizer Bahn­auszugehen, das Material zu liefern, mit dem das Demonstrations­hof gebracht merden mußte. Die Rotfrontleute scheinen darauf verbot noch recht lange cufrechterhalten werden kann.

12. Die lachenden Panzer.

Als der Lohgerber am nächsten Morgen vom Harz heim­tehrte, griff Trosegt zu; am Stadttor wurde Hecker- Calm verhaftet.

Calms Gedanken waren die ganze Nacht Traumwege gegangen. Er begriff die Werklichkeit des Vorgangs nur un­flar, empfand ihn nur wie einen dumpfen Schlag. Sarah sah dem ganzen mit erstaunten, nicht einmal erschreckten Tier­augen zu; auf des Baters Geheiß fuhr sie den Wagen wort­los nach Hause.

Es war eine sonnige Frühe geworden. Der Weg zum Gefängnis führte durch die Stadt. Kinder sammelten sich und liefen hinter dem fleinen Trupp her. Das war man gewöhnt; auch, daß sich Weiber und ein paar neugierige, müßige und jagte die Kinder fort und schritt selbst hinter dem Zuge. Kniephacke gesellte sich dazu, Menge, an jeder Ede drei, vier andere Männer; das Gesindel wich scheu hinter sie.

Männer hinzufanden. Aber dann kam der Schmied Illmer

Der Wache wurde das Gefolge unerträglich, sobald das Gekreisch, das Getrappel der Kinder fehlte. Sie beschleunigte den Schritt. Aber hinter ihr geschah nichts. Alle Stimmen blieben stumm; nur die Schritte wurden immer zahlreicher, trommelten auf das Kazentopfpflaster als einziges Geräusch dieses fonnigen Morgens; gewannen zulegt, als es jenseits der Saalebrücke die gerade, steile Lange Gasse hinaufging, einen langsamen, schweren Taft, tausend Füße wurden ein Calm und seinen Wächtern her. Das häßliche, verkrümmte Stücklein Mensch zwischen den hohen Gedarmengeſtalten schien zu zittern. Die Wachen jahen sich nicht einmal um. Aber als das schwere Tor des Gefängnisses hinter ihnen zu gefallen war, atmeten sie auf.

Klang, als wandle eine einfame, riesige Baute hinter Heder­

worden; eine Weile war es, als trabble ein riesiger Käfer Das Pauken draußen war still, wieder zum Trappeln ge­vor dem Gefängnis hin und her; Hecker- Calm fonnte es von seiner Zelle aus, die unter dem Dach nach dem Hof zu lag, deutlich hören. Dann wachten Stimmen auf, wurden ein Brummen, das zu ihm aufschlug, als fliege der Käfer mit schwerfällig surrenden Flügeln am Hause emvor. Nun schien er mit dumpfem Aufprall zur Erde zu fallen; es wurde stumm; dafür klopfte taktmäßiges Marschieren heran: das Militär..

Der Gefangene zitterte; er fonnte fein Blut sehen; er, der Lohgerber, der sich sogar vor dem Anblick des Kälber­schlachtens drüdte...

( Fortsetzung folgt.)