Dienstag
26. Februar 1929
Unterhaltung und Wissen
Mädchen der Freude
Sie waren beide unfagbar glücklich. Er war Borarbeiter in der| 3ug und dann fuhr sie sich mechanisch mit dem Ramm burch bas Fabrit, fie betreute bahelm zmei pausbädige Kinder und nähte schimmernde haar, nahm den Mantel, ging zum Bett, tüßte bie Burfen. Wenn sie abends beim Schein der traulichen Lampe im Kinder und verschloß leise die Tür. Zimmer faßen, er an seiner Pfeife fog und sich im Stuhl behaglich streďte, sie an einem nieblichen Kleidchen für das Jüngste arbeitete und im Nebenraum die beiden Kinder schließen, strömte durch den Raum ruhiges, zufriedenes Glück. Zuweilen sahen die großen ein ander an und lächelten.
Da tam eines Tages das Unheil über sie. Die Fabrik schloß thre Lore und der Mann irrte stundenlang umber oder hocte grübelnd in der Stube und während die Frau an tröstenden Worten Später holte er von der Dachykammer den alten Familienkorb und verstaute darin langsam Kleider, Schuhe und Wäsche. Sein Antlig war weiß wie Stalt und fein Blid starr, als ihn der Wagen bes Agenten zugleich mit anderen Entlassenen zur nächsten Bahnstation führte. Sein junges Beib stand wie eine Säule am Rande bes Dries und preßte die Kinder fa fest an sich, daß diese leiſe mimmerten.
Monate gingen über das Land und der Briefbate brachte Geld. Dann fam nichts mehr und die Frau trug Großmutters Kette zum Händler und kaufte Brot und Fleisch für die kleinen und Holz für Den Dien Tage vergingen, bis dem jungen Weib vom Ortsvorstand mitgeteilt wurde, daß ihr Mann verunglückt sei und in der großen Stabt oben im nördlichen Westen im Spital liege und sich nach ihr und den kleinen sehne.
Der Händler schätzte die alten Möbel und reihte bedächtig einige Geldscheine auf den Tisch. Zwei Tage fuhren sie. Und im Stranten haus sprach ein Arzt mitfühlende Worte und erklärte fachgemäß die Lodesursache. Auf Kosten der Gesellschaft sei der Mann beerdigt
worden.
Die Kleinen meinten vor Hunger und die Quartierfrau drohte mit der Kündigung, als die junge Mutter nach mochenlangem per geblichen Suchen müde und vom Regen durchnäßt spät am Abend heimtam. Als die Kleinen schliesen, schlich das Weib zum Genfter und starrte hinaus in das schmußige Grau der nächtlichen Großstadt Die Kleinen harten Hunger, das schüßende Dach drohte einzustürzen und dort draußen, wo die vielen Lichter brannten, floß das Geld in Strömen, brehten sich geschmückte Frauen und feine Herren, lachten und tollten, freuten fich ihres Lebens.
Da tam die Wut.
Die Frau ging zum Spiegel. Das ihr widerfahrene Zeid der Segren 3aiz hatte sie schön, interessant gemacht, ihre buntlen Augen fachen wirtungsnall aus dem schneeweißen Geficht, ihr Körper war meich und biegfamt und der Schritt elastisch.
Die Kinder hungern, raunte es in ihr, als sie mit Etel dem Spiegel den Rüden fehrte.
Sie feste fich an den Tisch und stemte die Fäuste an die heißen Schläfen. In ihren Ohren summie es und auf der Tischplatte tanzten und lockten viele didmanstige behäbige Männer, die teine Arbeit, aber Brot für ihr Fleisch geben wollten. Die Kinder hungern, rqunte es in ihr und sie sah sich und ihre Kleinen auf der Straße stehen, ohne Heim und Bett und in der Ferne tauchte ein 2fyl auf, mo viele schmußige Menschen in einem düsteren Raume mie Heringe Busammengepferdit waren und bei Tag stand sie auf dem Trottoir und bat die Borübergehenden um ein Almosen.
Ihr Ausdrud murde hart, um ihren Mund spiefte ein troßiger
drohte zu erstiden. Immer wieder fuhr ihre Hand über das tolte Die Tränen waren schwer und groß, die das Weib vergos. Sie Fensterglas und ihre Augen suchten vergeblich den Wagen, der ihre das Aufnahmegesuch an das Institut schrieb; sie wollte zahlen, die Kleinen entführt hatte. Es war ihr eigener Wille gewesen, als fie winder sollen zu brauchbaren Menschen erzogen werden und ver gessen, daß eine Mutter um sie trauere. Damals vor Wochen, als sie an die Behörden Gesuche richtete, schrieb sie mit schwarzer Tinte. dunklem, rotem Herzblut geschrieben. Sie vergrub ihren Kopf in Die Bitte den Kindern später zu sagen, sie wären Baiser, war mit den Händen. Und als ihre wäfferigen Augen sich von der Straße abwandten und ihre Blide über das leere Bett schmeistent, trachten in ihrem Innern Welten zusammen.
Das Leben wurde mun leer, farblos, freudlos und mir dann, menn das Weib zur Post ging und mit zitternden Händen ben Geldbrief durch den Schalter schob, fladerte es blißartig in ihren Augen auf. An diesen Tagen schien die Sonne wärmer und freundlicher als fonit.
Manchesmal, wenn sie am frühen Morgen nach House tam, fegte sie sich auf den Bettrand und streichelte die Dede aber faß halb abgefchmintt vor dem Spiegel, die Augen suchend in die Ferne gerichtet. Da sah sie das teine Häuschen. Sie schwebte zum Fenster und gewahrte in der Stube ihren Mann, wie er sich im Lehnstuhl behaglich streckte und mit dem Rauch seiner Pfeife blaue Ringe in die Luft zeichnete. Im Nebenzimmer stand das fleine meiße Bett. Die Rinder schlummerten. Das Herz drohte ihr zu zerspringen, als Die Kinder schlummerten. Das Herz drohte ihr zu zerspringen, als sie sich selbst vergeblich suchte, Sie öffnete den Mund und wollte rufen Kein Ton. Sie podhte ans Fenster. Kein Laut. Der Mann fchien nichts zu sehen und zu hören. Der Schwamm entglitt ihrer Hand, der Kopf neigte sich zur Seite und halb abgeschminkt vor dem Spiegel sigend umfing fie der erlöfende Schlaf.
Oft laß sie bei Tag am Fenster und beobachtete das Treiben auf der Straße, wo die Menschen geschäftig hin und her eilten.... Gab es tein Zurück zu diesen ihren Mitmenschen? War sie für immer ausgestoßen? Hatte sie nicht auch ein Anrecht auf anständige Arbeit, so wie die da unten? Warum durfte sie nicht am 2bend ihre Kinder herzen und zur Ruhe wiegen?
Aus irgend einer Ede der Shrbe erschallte ein häßliches Ge lächter und eine dünne Stimme, die zeitweilig zu einem drohenden Drfan anmuchs, pipfte und gröfte ein Lied non den Ausgestoßenen, die mit ihrer schmarzen Seefe nie mehr zurüd dürfen in das Bara dies, wo die reinen, schneeweißen Seelen wandeln. Das sei die Grenzlinie, gezeichnet vom Gesetz der Moral und unauslöschbar. Jene, die doch das Lor durchschritten haben, und in das Land der Reinen eingedrungen sind, blieben für immer gezeichnet.
Als der Gesang verflungen war, lachte das Weib hell auf. Sie stierte wie irr vor sich hin, setzte sich automatisch zum Spiegel und begann mit schwerer Hand ihre Lippen rot zu bemalen.
Am Abend, als sie auf der Straße ging, begegneten ihr zwei Frauen. Die eine wies mit dem Finger auf sie und sagte halblaut zu ihrer Nachbarin gewendet: Eine Dirne". Da lachte abermals das junge geschminkte Weib Ilnd ihr Blid fand fein Ziel.
fontios.
Josef Bav.
Selbstmord des Dichters Protruschkow
Schnee lag über den Aeckern, und ein fester, stahlgeschirrter Wind rasselte durch die Straßen von Petrograd . Im Often baute sich eine eisige Band auf; es fror einem das bißchen Bort im Munde, Brotruschtom erwachte mit einem stechenden Schmerz am Hinter topj; ein fürchterliches Zucken lief den Rücken hinauf und riß die Rervwurzeln, war dann minutenlang vorüber, dann kam es wieder, nm jich noch ungeheurer einzufressen, giftgrün und am ganzen Körper entzündet.
Mutter Gottes, ich gab meine Sünden hin, die du erbatest, and sechs Bachslerzen dazu für ein billiges Dasein und riab mir nie nie mund nor deinem Kruzifig. Die Splitter beiner Schwelle schwären in meinem Gebein. Halt die Glocken an, die von der Beter Bauls- Kathedrale heraufdröhnen, fie schmeden wie angefäuerte Milch und stechen wie Fäulnis in die Ohren. Dein Schoß ist schlaff und dein Geschlecht verbraucht non den vielen Gebeten. Wir sind an genagelt in dieser Wüstenet, höllische Architektur zu deinem leblos versauten Himmel, der wieder einfällt in dieses Nest aus Dreck und grauem Plunder!"
Es war Dezember, man schrieb Ende des Monats, die Glocken läuteten den Tag ein.
Es ist gut," fagte sich Protrusalom, daß man einmal Menschen im Geruch und unter der Nase hat, die Wiederholungen des eintönigen Lebens sind. Man verdirbt sich den Magen, wenn man sie lange in der Umgebung hat, zumal sie wie Fische sind, naß. schleimig, talt in den Händen. Ich sagte schon, daß sie mir nicht schmecken, so abgestanden und schwimmschlapp mit verrosteten Kie men sind sie. Aber man braucht sie manchmal, man sehnt sie herbei; jei es, daß man nach Bochen weltverlorener Abgeschlossenheit wieder einmal den Mund öffnen möchte, um die Schwere und Leichtigkeit seiner eigenen Worte zilchend auf der Zunge zu haben und um fie einzulegen in die vielleicht meniger trostlose Welt des förperlichen Gegenüber; sei es aber auch, daß man die, die uns Feinde wurden, einschluden möchte, weil sie das Elend der Welt noch größer machen wollen und den Rest Seligkeit verkürzen für einen Berst Dreckboden der Ewigkeit. Vielleicht tun sie recht damit, vielleicht liegt ihrer schamlosen Geschäftigkeit ein tieferer Sinn, eine tragische Symbolit des Gebrechens der Zeit zugrunde, daß man hände in den Taschen, Gewehr bei Fuß, zusehen und das Unternehmen sogar noch begrüßen müßte. Solange wir uns noch in Lust und Liebe blähen, sind wir zufrieden und friechen durch diesen verfaulten Blunder, gläubig,
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Beilage
des Borwärts
Die Magd soll tommen. Tee. Einen Liter Rum!" Das Mädchen sprang die Treppe hinauf und huschte ins Zimmer. Sie war gut gewachsen und stand wie ein Heiligenbild im Licht des ermachenden Tages. Ihr Kleid war aus einfachem Kattun, das die jungen Brüste sehen ließ in spiger figur, und sie mar, wie es schien, noch unberührt.
Brotruschkom erbrach sich.
Was war das Leben? Eine Schaufel Dreck. Cine Leidbaracke. Hinter dem Ausgelöschtsein liegt das andere Geben. Du brauchst nicht zu fragen, ob es schöner ist, es ist das Nichts, das Unbekümmert, Erde wie andere Erde. Aus totem Aas wächst das Wiederdas Leblose, das Nirgendwie. Man ist Fleisch vom anderen Fleisch, verdreckte Himmel reinigt den Sarglosen. Dreimal in die Sonne erstandene. Die verlorene Revolution zeugt das Siegreiche. Der geſpien, jegeln wir heiter hinüber.
Brotruschtow stand wie ein Baum. Dann schoß er. Die Kugel schlug pfeifend durch den Schädel und riß ihn bodenwärts. Er stand dann nicht mehr wie ein Baum, auf und stolperte über den langjam erfaltenden Beib. Der Himmel falutierte. Ein eiszerbiffener Wind riß das Fenster auf und stolperte über den langsam erfaltenden Beib, Im Often ging die Sonne hoch; ich frage euch nur: Für wen? Walther G. Oichilemsti.
Meine Tante und die Goldene Traube Paris , Mitte Februar.
,, Meine Tante" gibt ihre Decken und Mäntel heraus. Meine Tante" heißt im Bolksmund das Bariser städtische Pfandbureau. Alle Wege in Paris führen zu ,, Meiner Lante". Decken und Mäntel, die weniger als 50 Franken mert sind, werden jetzt ausnahmsweise den Entleihern ohne Gegenforderungen zurückerstattet. Jeder soll sid wärmen. Aber die meisten, die sich wärmen möchten, haben nie eine Decke oder einen Mantel zu„ Meiner Tante" gebracht.
Bas macht der franzöfifche arbeitsloje Broletarier ohne Kälteschuh? Im Sommer läuft er nachts abdachlos durch die Straßen, um sich unter irgendeiner Seine- Brüde, vor einem Hauseingang, auf den Sugangsstufen der Untergrundbahn oder auf einer Straßenbant sein Nachtquartier zu nehmen. 200 Menschen haben jede Nacht unter dem Eisenbahntunnel im Barijer Borort Manterre Platz. Aber bei dieser Kälte? Das Nachtasyl ist voll. Paris hat drei Ajyle. Außerdem gibt es noch ein jübliches Asnl für jüdische Arbeitsloje. Ber tommt, muß vor 7 1hr abends durchs Tor sein und darf nicht par 6 Uhr früh wieder hinaus. Gerade die stundenmeije Beschäfti gung in der Nacht bei der Entladung der Wagen im Barijer Bauch, der Markthalle, wird dadurch für alle diese Menschen unmöglich. Jezi hat der Polizeipräsident angeordnet, daß jeder nachts in ein Polizeibureau tommen darf, ohne daß er nach seinen Papieren gefragt wird. Die Polizisten, verteilen gratis eine Taffe warmen Kaffee, 200 Kots. Brennstellen sind außerdem in ganz Baris aufgerichtet. Die Bour geoisie überbietet sich in Liebenswürdigkeiten für die Armen. Einige Firmen haben 5000 Franken zur Linderung der Kältenot gespendet Ihre Inhaber dürfen nun auf das rote Band der französischen Chren legion hoffen. Denn ihr Name ging durch alle bürgerlichen Zeitungen.
Der Markthallenarbeiter, die am schlechtesten bezahlte und an meisten ausgebeutete Barijer Menschenschar, läuft jetzt zerrissen und verjetzt durch die Straßen auf Lederstückchen oder Bapierteilen, durd deren sich dauernd pergrößernde Löcher der eisigste Wind pfeift Nachts geben sich alle die Armen, die Hallenarbeiter, die Tage löhner und die Beschäftigungslosen außer in den Asylen ein Stell dichein im billigsten Bariser Hotel, das den ironischen Namen Grappe d'Or"( Goldene Traube") führt. Das stinkt von Läuser und Wanzen und Menschenschweiß von Männern und Frauen. Da fizen sie in zwei Stockwerfen reihenweise auf Holzbänken av schmußigsten Tischen. Sie schlafen fitzend. Von Zeit zu Zeit wirt man durch das Jucken der Tiere gewedt. Dann fragt man fich, halt schlafend, halb wach. Drei Franken zahlt jeder für die lebernachtung in der„ Goldenen Traube". Dafür gibt es auch einen halben Liter Rotwein. Warme Getränke sind unbekannt. Fräulein Charles, dir Besitzerin des Hotels, die in einem Barijer Vorort eine schöne Bille haben soll, verdient mindestens 900 Franken allabendlich durch ihren Hotelbetrieb.
In der Goldenen Traube" sammelt sich das Menschentum, das faut ausschreiend eine Gesellschaft anflagt, die eine Kindesabtreibung straigefeßlich verfolgt. Denn die meisten, die hier fizzen, verdanter irgendeinem veralkoholisierten Uebermut ihrer unbekannten Mutter ihr fümmerliches Dasein. Hier sammeln sich alle, denen„ der Dani des Baterlandes" solange gemiß war, bis das Baterland dessen gemif mar, daß es sie nicht mehr brauchte. Dumpf, müde, abgearbeitet latschen sie allabendlich zur„ Goldenen Traube" und sind doch noch gfüdlich gegenüber den Tausenden, die draußen in der Kälte ihr einziges Asnl in der Nachbarschaft des Kältetodes finden. In all dem hat sich seit Jahrhunderten im Umkreis der Kirche Notre- Dame nich das mindeste geändert.
Kurt Lenz.
Brotruschkom hatte die Nacht durchzecht, um seinen Leib auf noch einmal dreiviertel Sonne und den Rest Brot für uns zu haben. Die einäugige Prinzessin Eboli
qulodern. Das Herz saß faul und einsam in der Brust.
Genosse Bartowsti aus Kasan , Genoffe Sworytin auf schisto pal und Genosse Anatolijsch aus Sergatich, Sowjets nabe aneinander fiegender Gouvernements des großen Rußland , maren beisammen. Sie schmaßten dummes Zeug und hatten Getreide genug für ihre Dörfer. Es ging ihnen verhältnismäßig gut und ihren Landsleuten, die fie nach Betrograd Ichidten, um um einige erbärmliche Rube! betrogen zu werden. Sie waren rafiert, hatten Schnaps im Bauch und Labat in den Taschen. Ihre Seelen waren jungfräulich, müdh tern, noch unbefledt vom Salz des Lebens, abmohl ein jeber feine sierzig, fünfzig Jahre auf den Schultern hatte, und haben mohl taum jemals Gorgen gehabt und noch feinen Schmerz unter ihren Bein mandhemben. Die Oftobertage gingen ohne besondere Erschütte zungen an ihnen sorüber, die neuen Machtheber waren vernünftige Beute, mit benen man sich über weitere Mitarbeit gut verständigen und einigen tonnte. Go blieb man, was man war: Beamte, und wird es wohl immer bleiben. Die Natur schafft fchon Gortfegungen, Im Organischen wie im Uniformen, fte läßt sich nicht durch Resoutionen aus der Ruhe bringen. Go fann man wohl Jahrhunderte und Lebensläufe überspringen wollen, um den umgekehrten Weg mieder zurückgehen zu müssen. Aber dicle Dienstjahre sind lehrreich und haben sonst keinerlei Bedeutung. Der Mensch, so wie er ist, mub wieder eingeschaltet werden; die Maschine der Natur wie die bes Menschen hat zu funktionieren und mind, menn es nottun, penMoniert,
Was ist das Leben? Fragst du noch? Frage ich? Eingeschlossen in das schnusigite Hotelzimmer Betrograds; die Belt hört am eigenen Körper auf, was daneben, herunter, darüber ist, zählt nicht und ist nur Staub zwischen den Rädern."
Wieder griff ein stechender Schmerz Brotruschtoms Hintertopf wie eine Sange. Das Licht seiner Augen fiel nach innen zurüd. Der Wind ris an den Fensterladen. Es murde hell auf den Straßen.
Der
Das ist wir?" stöhnte Brotruschtop burd) bie Zähne. Raum schmerzt an den Gliedmaßen, er hat vier Eden vier Mände, bas find vier mal vier, gleich einem sechzehnfachen Schmerz, der bie Haut mund reibt. hat man nicht Gott gedient und Säue gehütet in feiner Jugend? Fraß nicht die Fabrit den legten Biffen Freiheit in feiner Jugend? Fraß nicht die Fabrit den legten Biffen Freiheit aus der Seele? Mar man nicht ein tapferar Golbat ber Revolution, bie ciferne Mauer, daran fich die Kugeln der Berdammten die Zähne ausbrachen? hat man nicht Frauen gehabt und geliebt, sie geausbrachen? hat man nicht Frauen gehabt und geliebt, fie ge schmängert und Stinder verreden laffen? lles, mas jenseits von put und böse war, hob uns in die reinere Buft bes Bergeffens. Wir und böse war, hob uns in die reinere Buft des Bergeffens. Wir würfelten oft um den Badder Leben, ihn zu retten für das Himmel. reich. Wir schrieben unsere Ramen mit dem Blut der Erhängten, der Erschossenen, der Berfaulten in das Buch des Todes, und es schrieb sich gut damit. Wer darf uns sagen, daß wir böse waren von Jugend auf? Uns ist der Teufel zu Häuptern gefeßt, gut so, gut so, et, der Wildgehörnte, Flammenschweifige ift bas Omega in Gottes Alphabet. Alle Buchstaben sind ble Grammatit feiner Gebete,
Was würde mohl Schiller sagen, wenn er erführe, daß die Brinzessin Choli, die er in seinem„ Don Carlos " in jo ner führerischen Farben geschildert hat, in Wirklichkeit nur ein Aug befaß? Und dod) läßt sich diese Tatsache nicht abstreiten. Wie Erice Grupe- Börcher in der Leipziger luftrierten Zeitung" berichtet, ha man aus dem Studium der spanischen Archive und vor allem aus bisher unbetannten Bildern des Hofmalers Bantoja de la Cruz und anderer ben Machmeis geführt, daß die historische Prinzessin Ebon nur ein Auge belas. Sie suchte diesen Schönheitsfehler nicht durch ein Glasauge zu erlegen, mohl meil berartige Schönheitsmittel hamals nur sehr unpolttommmen hergestellt werden tonnten, fanbers fie verdedte das fehlende Auge durch ein schmarzes Samthera, bas an zwei schmalen Samtbändern unter der Friseur herabhing. Durch diese schwarzen Linien murde die Form ihrer schönen hohen Stirn eigenartig betont, und auch das schwarze Herz über der Augenhöhls fcheint der Wirtung ihrer Reize teinen Abtrag getan zu haben. denn fie murbe die Geliebte König Bhilipps II. und hinterging ihw mit feinem Geheimsekretär Antonio Perez. Dieses Liebesabenteuer der räntefüchtigen Prinzessin, das lange Zeit am ganzen Hofs bekannt war, benor es dem König hinterbracht wurde, führte dann zu jener geschichtlichen Standalaffäre, die mit der Einterferung der beiden Schuldigen endete. Berez gelang es, nad) Frankreich zu ent tommen, aber die Prinzessin fhmachtete mehr als 11 Jahre im Gefängnis.