Einzelbild herunterladen
 
  

Tagung des AfA- Bundes.

Ausbau der Angeftelltenversicherung.

Der Af Bundesausschus trat biefer Lage in Berlin  zu feiner zweiten Sigung zusammen. Er nahm zunächst den Be­richt des stellvertretenden Borfizenden Stahr über die Kon­stituterung der 13 Af Bezirtstartelle entgegen. Die Bezirkskonferenzen nahmen, wie aus dem Bericht hervorging, überall einen sehr befriedigenden Verlauf, was auf eine fräftige Aufwärtsentwicklung der freigewerkschaftlichen Angestelltenbewegung [ dießen läßt. Das Hauptthema der Beratungen war der Aus. bau der Angestelltenversicherung.

Göring   vom AfA- Bund berichtete über den Stand der Ber­handlungen: Die Denkschrift, die das Direktorium und der Bermal­tungsrat der RfA. auf Grund der im Dezember vergangenen Jahres angenommenen Reichstagsentschließung ausarbeitete, ist zusammen mit dem Minderheitsgutachten der Af2- Vertreter im Ber­waltungsrat der RfA. vom Reichsarbeitsminister dem Reichstag unterbreitet worden. Das Gutachten der Af- Vertreter bejaht im Gegensatz zu dem der Verwaltungsratsmitglieder vom Deutsch nationalen Handlungsgehilfenverband und der übrigen Hauptaus­fchußverbände die Möglichkeit eines Ausbaues der An­gestelltenversicherung ohne Beitragserhöhung.

Für Herablegung der Altersgrenze legen dem Sozialpolitischen   Ausschuß des Reichstags zurzeit mehrere Anträge Dor. Wie der Antrag des AfA- Bundesvorsitzenden und Reichstags: abgeordneten Aufhäuser, so fordern auch die Demokraten ( Bd2.), daß bis zum Ablauf des Jahres 1935 auch der Bersicherte, der das Alter von 60 Jahren vollendet hat, Ruhegeld erhält, sofern und folange er arbeitslos ist und feinen Anspruch auf versicherungsmäßige Arbeitslosenunterstützung oder Krisenunter­stüßung hat. As arbeitslos gilt auch, mer lediglich zur gelegent lichen Aushilfe beschäftigt ist. Der Antrag des deutschnationalen Abgeordneten Lambach tritt zwar auch für Herabseßung der Altersgrenze ein, macht sie aber von der Bedürftigteits. prüfung abhängig. Es ist zu hoffen, daß sich für die Forde rungen des AfA- Bundes, die sich nicht nur auf eine Herabseßung der Altersgrenze beschränken, sondern auch eine Erhöhung des Grundbetrages, der Steigerungssäge usw. verlangen, im Reichstag eine Mehrheit finden wird.

Der Bundesausschuß billigte die Arbeit der AfA- Zentrale für den Ausbau der Angestelltenversicherung und erwartet von der gefeßgebenden Körperschaft Berständnis für die Lage der deutschen  Angestellten.

Im meiteren Verlauf der Tagung Sprachen dann noch Ministe­rialrat Joachim vom Reichsarbeitsministerium über Wirtschaft und Gemertschaft in Somjetrußland und Professor Dr. Denide über den Stand der Reparationsverhand= tungen.

Notgesetz für ältere Angestellten. Entschließung des Sozialpolitischen Ausschusses.

Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstags hat am Donnerstag die Abstimmung über das Rotgefeß zum Suz der älteren Angestellten vorgenommen. Die Abänderungsanträge der Deutschnationalen und der Deutschen Bolts, partei murden abgelehnt, die im Morgenblatt erwähnte Borfage des Unterausfchuffes unperänbert angenommen.

Hinsichtlich der Weiterberatung der noch vorliegenden Anträge zum Ausbau der Angestelltenversicherung wurde geltend gemacht, daß es nicht angängig sei, die Entwicklung der Angestelltenversicherung polllommen losgelöst non der Invalidenversicherung zu beraten, es muffe vielmehr erwünscht sein, das Ziel der Bereinheit ligung der Sozialversicherung im Auge zu behalten. Deshalb wurde eine Entschließung angenommen, an der sich alle Parteien mit Ausnahme der Kommunisten beteiligten. Danach merden die noch vorliegenden Anträge zur Angestelltenversicherung dar Reichsregierung mit der Maßgabe zur Berücksichtigung über: wiesen, dem Reichstag baldigst eine Vorlage zu machen. Also ist damit zu rechnen, daß demnächst Invaliden und Angestelltenverfiche rung in gemeinsamer Beratung weiter behandelt werden. Für die Kommunfften ist es bezeichnend, daß fie gegen die vorliegende Entschließung ftimmten, also bereit paren, die Interessen der Arbeiter in der Innafidenversicherung preis zu geben, nur megen der Agitation bei den Angestellten!

Dem Leben wiedergegeben. Der zum Tode verurteilte Göh aus der Haft entlassen.

München  , 28. Februar.( Eigenbericht.)

In dem Wiederaufnahmeverfahren des im Jahre 1919 Dom Augsburger Boltsgericht wegen angeblichen Mordes an feiner Braut zum Tode verurteilten Mechanifers Göz wurde am dritten Verhandlungstag in der elften Nachtstunde das Urteil gesprochen. Göz hat belanntlich von der lebenslänglichen Zuchthaus­ftrafe, zu der er von der Regierung Hoffmann seinerzeit begnadigt murde, 9 Jahre verbüßt. Das Biederaufnahmeverfahren ist in der Hauptsache von der Liga für Menschenrechte betrieben wor den, da der Angeklagte all die Jahre hindurch jede Mordabsicht in Abrede gestellt hatte. Die Verhandlung ergab ein für den Ange flagten wesentlich günstigeres Bild als die Berhandlung vor dem Boltsgericht. Selbst der Hauptfachverständige, Universitätsprofeffor Molitor, erklärte, daß ein vorbedachter Mord nicht vor liege. Er hielte es auch für durchaus möglich, daß 3yantali zu Abtreibungszmeden verwendet wurde, Das Schmurgericht fällte folgendes 11 rteil: Der Angeklagte Göz wird megen Bethilfe zu nerfuchter Abtreibung und fahrläffiger Tätung zu drei Jahren Ge­fängnis verurteilt. Er ist fofort aus der Haft zu enflaffen, da die Strafe als verbüßt anzusehen ist. Bon den Kosten des Berfahrens trägt der Angetlagte ein Drittel, die Staatsfasse zwei Drittel.

Dieses Urteil belastet in erster Linie den Staats: anwalt Emminger, der seinerzeit durch Anwendung nicht einwandfreier Mittel der 3eugenbeeinflussung 1919 vom Bolksgericht das Tobesurteil erwirkte. Ueber die von Göz zu ftellen­den Entschädigungsansprüche wegen der unschuldig verbüßten Zucht hausftrafe ift nöheres noch nicht bekannt.

Eine George Grof- usftellung. umbelannte Aquarelle und Zeichnungen aus den lesten 8ahren, wird Sonntag, den 3. März, 12 11hr, bet Bruno Caffirez eraffnet.

Lucia Jberlan widmet ihren britten Bortragsabend Die Lebenden ber englischen und amerikanischen   Dichtung. Er findet heute 20.15 Uhr

fm Meistersaal ftatt.

hes Intenbarten bes grantjurter, Schauspielhauses, Beichert, wurde ber Der neue Infendant des Frankfurter   Schauspielhauses. Zum Nachfolger Direttor des Städtischen Schauspielhauses in Leipzig  , Erwin Kronacher, Berufen.

Chaplins Jufland craft. Ele cantbeit Chaplins Baf fib nach meiteren Melbungen aus 20s Angeles burd das hinzutreten einer Unterleibsgrippe berflimmert. Die Serate hezeichnen fein Befindent als ernft.

Das Leben eines Spekulanten.

-

Bon Hans Bauer.

,, Aufopferungsbereit": Um Fräulein Mizonne, die Tochter eines föniglichen Rates heiraten zu fönnen und durch sie der Be­achtung des vornehmen belgischen Patriziates für wert befunden zu werden, wechselte er seinen Glauben und wurde Katholif: wie sich das versteht, ein gläubiger.

Es ist in der B. 3. am Mittag" in Fortsetzungen die Bio­graphic Alfred Löwensteins, des aus seinem Flugzeug gestürzten belgischen vielhundertfachen Millionärs erschienen und ich habe einen Wunsch. Ich möchte diese Biographie, fo wie fie geschrieben ist, einem Auditorium streng tapitalistisch eingestellter Menschen vor lesen, und am Schluß möchte ich sagen dürfen: Nun erklären Sie Wenn Löwenstein Feste gab, wurden die Eingeladenen in sich bitte einmal Wie ist Ihre Meinung?.... Billigen Dußenden von Brunfautos abgeholt. Seine Frau trug Juwelen, Sie, daß dieses Leben sich solchergestalt hat vollziehen dürfen oder die einen Wert von 20 Millionen repräsentierten. Für die Küche billigen Sie es nicht? Halten Sie ein System für richtig wurden per Flugzeug Gänse aus Toulouse  , Forellen aus Schott­oder nicht, das solche Möglichkeiten finanziellen Aufstiegs bietet?.... land, Austern vom Schwarzen Meer herangeholt. Der Kaviar mußte Borin, bitte, hat nach Ihrer Meinung die Leistung dieses Krösus aus Astrachan   stammen. Löwenstein pflegte auch der Jagd. Seine bestanden, was hat er der Allgemeinheit genügt? Hundemeute war ein Superlativ an Reinraffigkeit und seine Pferde bezog er aus Irland  . Einmal wollte er seinen Gästen etwas ganz befonderes bieten. Er ließ 50 Pferde für sie bereitstellen, denen fleine, durch Attumulatoren gespeiste Glühbirnen auf den Kopf ge­jetzt wurden. Borher hatten die Förster feines Baldbezirtes eine Anzahl Füchse fangen, an ihnen brennende Fadeln befestigen und die Tiere wieder in das, mas man so Freiheit nennt, feßen müffen. Es war ein gespenstischer Anblid, den der nächtliche Bald bot, aber gespenstischer noch dürften die Herzen gewesen sein, die diesen An­blid geschaffen hatten.

Löwenstein war flug. Das ist eine positive Qualität, und oft genug fann sie die Welt vorwärts bringen. Der tluge Politiker fann das Zusammenleben der Menschen reibungsloser gestalten, der fluge Technifer fann Erfindungen machen, die den Lebensstandard erhöhen, der fluge Schriftsteller fann Fabeln erfinnen, die den Beser ergößen. Nun, Löwenstein war ein fluger Geschäftsmann, und die Wirkungen dieser besonderen Klugheit waren dieser Art: Es gelang ihm in jungen Jahren, fidh mit einer gewichtigen Persönlichkeit der Brüffeler Börse, mit dem unvereidigten Börsenmatler Stallaert zu affoziieren und Einblid in das Getriebe hinter den Börsenkulissen zu erhalten. Er befam heraus, in messen Händen sich gewisse Attien dieses oder jenes Unternehmens befanden, das von diesem oder jenem Ronkurrenzunternehmen aufgefogen werden sollte, und ward dafür mit Aufsichtsratsposten belohnt Er verstand

sich darauf, die Aktien des Para- Hafens zu lancieren, und es fielen 60 Millionen allein aus diesem Geschäft für ihn ab Löwenstein hatte alle erdenklichen vorteilhaften Eigenschaften. Er war sparsam, fleißig, aufopferungsbereit. ,, Sparsam": Seine für das nördliche Frankreich   bestimmten Rundschreiben verschickte er nicht von Brüssel aus, sondern von Lille  . Fleißig": Auch während der phantastischen Festlichkeiten, die auf seinem Schloß Melton- Momtran stattfanden, selbst im orgiafti­fchen Rausch solcher Fressereien und Saufereien, dachte er an seine Geschäfte, und öfter als einmal stahl er sich aus den Räumen des Festes in sein Arbeitszimmer, um die neuesten Telegramme zu öffnen und sich über die allerletzten Kursnotierungen zu informieren und seine Dispositionen zu treffen.

,, Der Patriot."

Gloria Palaft.

Emil Jannings   als 3ar Paul, den wir in Deutschland   bereits non der Darstellung Kortners her im gleichnamigen Drama Alfred Staumanns fennen, scheint das größte Ereignis der letzten ameri­tanischen Filmsaison gewesen zu sein. Um fo mehr, als der beste der beutsch- amerikanischen Manuskriptverfasser, Hans Krain, das bereits erprobte Drama dem Film geschickt zugrunde gelegt hat und Ernst Lubitsch   den Meistergriff, ben er bereits in feiner Dubarry" gezeigt hatte, noch einmal auf modernere Beise wider. holt hat. Die photographische Leistung bas sei schon vormeg bemerti scheint taum noch zu überbieten, so vollendet und augen­schmeichlerisch ist sie.

Der historische Film im Sinne des Dramas und der Regie, hier tonangebend sind, ist mehr personeller und anekdotischer Art. Schidsal ber Maffe, das hier nur gelegentlich im Hintergrund auf­Die Russen hätten den Stoff ganz anders angepact und das gezeigt wird, in den Vordergrund gerüdt. Lubitsch   will interessante historische Porträts geben( ganz gleichgültig, ab fie der historischen Wahrheit völlig entsprechen) und mit amüsanten, mandhnal cuch ironischen Details aufwarten. Manchmal ist er in die Kleinarbeit fo verliebt, daß der Faden der Handlung locker wird, aber er ent­schädigt reichlich dafür. So ist das Ganze in seinen Loderungen und Spannungen, in seinen Kontrasten( wenn der Bar ausfährt, müssen alle Türen und Fenster geschlossen sein, Neugierige werden erschossen der Thronfolger dagegen zeigt sich inmitten der Masse, die ihm zujubelf), in seinem reichen fulturhistorischen Milieu cine prachtvolle Gemäldegalerie. Blut und Feuer bekommen die Bilder durch Emil Jannings  , der alle Seiten feiner Darstellungskunst in den 3aren hineinlegt. Er ist in seiner Auffaffung nicht nur ein Büterich, der jäh aufbraust und dem Mißhandlung und Tötung nichts bedeuten, er zeichnet ihn nicht bloß mit den Zügen des be­ginnenden Verfolgungswahnsinns, der ihn mit tödlicher Angst erfüllt, er weiß auch Reste ehemaliger Menschlichkeit in ihm lebendig zu erhalten. Im Berkehr mit Frauen, vor allem aber in

9

seinem Vertrauen zu Bahlen, der alle Macht in Händen hat, tehrt er sie heraus. Hier fann er gefühlvoll und jovial werden. Wenn freilich Pahlen   unter diesem Eindruck Tränen vergießt. angesichts feiner Aufgabe, diese Bestie beseitigen zu müssen, so heißt das die Sentimentalität bis zum Kitsch ausdehnen. Auch die Ehrfurcht der verstorbenen Würdenträger vor dem Thron, von dem sie den dahin geflüchteten Despoten nicht herunterzureißen magen; ist schlechtes Theater. Jannings fann uns gewiß fein Mitgefühl für diese Hohn­Theater. Jannings kann uns gewiß fein Mitgefühl für diese Hohn gestalt des Gottesgnadentums beibringen, aber sie gewinnt ent ichieben durch die reiche Palette, mit der er fie charakterisiert. Neben ihm weiß sich Lemis Stone wohl zu behaupten. Freilich ist sein Graf Pahlen   etwas falt und starr, ganz im Banne fcines patriotischen" Pflichtbewußtseins. Seine ruhige Entschlossenheit wirft als Gegengewicht gegen den unruhigen Jaren um so stärker. ( In Wirklichkeit brachte Bahlen nicht das heroische Opfer eines ganz überflüffigen Selbstmords, sondern behielt bie Zügel der Regierung nach der Erledigung des Zaren zunächst fest in der Hand.) Ein entzückendes Frauenbildnis gibt Florence Bibor, die verzweifelt über den Treubruch ihres Geliebten Bahlen den Zaren vergeblich gegen ihn aufputscht.

Diese Art historischer Filme, die keine Zusammenhänge gibt, ist soziologisch überholt. ist soziologisch überholt. Aber in solchen Höhepunkten, wie sie Jannings und Lubitsch darftellen, natürlich unendlich reizvoll. Das amerikanische   Geld hat deutscher   Filmkunft einen Welterfolg ermög­

licht.

Altruffische Malerei in Berlin  .

D.

Jai Berbindung mit der Ausstellung Denkmäler altruffischer Malerei" im ehemaligen Stunstgewerbemuseum hat die Deutsche Ge­sellschaft zum Studium Osteuropas   eine Reihe von Vorträgen vor­ftellung gezeigten Werten aftreligiöser ruffischer Stunft gedacht sind gefehen, die als Ergänzung und Erläuterung zu den in der Aus

In dem ersten dieser Borträge sprach am Mittwoch der russische  

Kunsthistorifer Brofeffor Igor Grabar   aus Moskau   über Die Entdeckung der altrussischen Zonenmalerei". Der Gelehrie, dem has persönliche Berdienst gebührt, diefe 3tonenmalerei, alte Heiligen

j

Gelesen hat Löwenstein wenig. Soweit sogar ein Mann seiner Gelmmg nicht ohne ein Minimum an Bildung austommen tann, teilte ihm seine Frau die Eindrücke mit, die sie von den von ihr für wichtig gehaltenen Schriftstellern gewonnen hatte und damit fam Löwenstein dann eine ganze Weile hin.

Dieser Mann war ein Genie: eines des rechtzeitigen Abstoßens und rechtzeitigen Ankaufens von Wertpapieren und Attien, ein talen­fierter Tuznießer der Kursschwankungen, ein geschickter Manipulator. mit Obligationen, ein aufgewedter Hineinschlüpfer in Aufsichtsrats­posten. Es war eine Spezialbegabung, die er besaß, und ihr Krite­rium ist dies, daß sie nur unter dem Kapitalismus   Geltung hat. Es lassen sich Leute denken, die die fabelhaftesten Folterknechte für In­quifitionszwecke abgeben und anerkannte und angesehene Meister ihres Faches werden würden. Schade, die Inquifition ist abgeschafft, und solche Talente verfümmern heutzutage unverstanden. Viel­leicht verdorren in späterer Zeit, die den Rapitalismus abgeschafft hat, einmal jene Löwensteinnaturen. Einstweilen versehen ihre Bio­graphien uns noch in Wut und schlechte Laune.

bilder aus allen Teilen Rußlands   aus der Zeit vom 12. bis 16. Jahr­hundert dem Schicksal der Vernichtung entrissen zu haben, hat jetzt ein bisher so gut wie unbekanntes Gebiet wertvoller frührussischer Malerei dem allgemeinen Intereffe zugänglich gemacht. Er ge­mährte in seinem Vortrag vor allem Einblicke in die Bemühungen, die nötig feien, um die Jahrhunderte alten Bilder, die spätere Ge­nerationen des öfteren übermalt und verändert haben, in einwand­freier Form wieder freizulegen. Das sei gerade deshalb von Be­deutung, meil in der Jonenmalerei sich schon eine erste von by­zantinischem Einfluß teilweise unabhängige russische Nationalkunst offenbare. Der Redner schilderte weiterhin die techmischen Schmie rigkeiten, mit denen man bisher bei der Restaurierung zu kämpfen hatte, bis man neuerdings mit Hilfe von Röntgenapparaten ein ein­wandfreies Arbeiten ermöglichen konnte.

Bettine v. Arnim und die schlesischen Weberaufstände

In dem handschriftlichen Nachlaß Bettine von Arnims, der am 28. Februar bei Henrici in Berlin   zur Bersteigerung gelangt, be= finden sich eine ganze Reihe von Entwürfen und Briefen, die die Stellung Bettinens zu den schlesischen Weberaufständen und zu dem Revolutionär Schlöffel, der beim badischen Aufstand Reichsfinanz­minifter murde, beleuchten.

Auf Bettinens Beranlassung schrieb Schlöffel eine Schrift über die Not der schlesischen Weber, hielt über dasselbe Thema mehrere Borträge in Hirschberg und wurde darauf megen Hochnerrats und fommunistischer Gesinnung verhaftet und angeklagt. Bettine per­wendete fich beim König für ihn, mendet sich an den Prinzen von Breußen, den nachmaligen Kaiser Wilhelm I.  , und erreicht Schlöf. fels Freispruch.

Um tatkräftig für die schlesischen Weber einzutreten, legte Bet­tine eine eigenhändige Statistik über Arbeitslosigkeit und Verdienst der schlesischen Weber an, deren Richtigkeit sie sich pon den Ge­meindevorständen beglaubigen ließ. Durch ihr öffentliches Auftreten für die Befferung der sozialen Mißstände erhielt sie von vielen Seiten umfangreiches Material, das sie, wie aus einem erhaltenen

Entwurf hervorgeht, zu einem Armenbuch" verarbeiten wollte, dessen Herausgabe allerdings durch die neuen Aufgaben, die ihr die Revolution brachte, später unterblieb.

Weiße Adler über dem Thüringer Wald  . Der außergewöhnliche Winter mit seinen mannigfachen seltenen Erscheinungen hat auch dem Thüringer Wald   feltene Gäfte zugeführt: 3wei bis drei prächtige große weiße Fischabler, die feit turzem mit mächtigem Flügelschlag über den verschneiten Höhen und Tälern des nördlichen Thüringer   Waldes freuzen. Die stattlichen Bögel mit dem seltenen weißen Gefieder und dem majestätischen Flug wirken in der weiten, stillen Schneelandschaft wunderbar har­monisch und phantastisch schön auf den überraschten Beschauer und lassen an weiße, wenig belebte Polarschönheit denken.

Nahrungsmangel und Hunger wird die Vögel wohl zur Reise nach Thüringen   veranlaßt haben. Der Name deutet auf Fische als Hauptnahrung, die aber mohl in den fest zugefrorenen Gewässern der heimatlichen östlichen Rüftengegenden nicht mehr ausreichend zu erlangen war. Deshalb trieb es die Tiere nach den Wäldern des Binnenlandes, die ihnen Schuß und mit ihrem Wildbestand Nahrung zu bieten scheinen. Einer der weißen Adler hat sich die Stadt Eisenach   als Futterplag ausersehen. Hier fann man ihn auf einem hohen Dachfirst, über allem Straßenlärm thronend, täglich figen und Umschau halten lehen. Mit seinem weißen, ein wenig gefprentelten Gefieber hebt er sich fast gar nicht von dem perschneiten Dach ab und wirft wie eine architektonische Berzierung. Vorüber fliegenden Tauben und anderem Kleintier stellt er eifrig nach, und bie Sleintierzüchter in der Stadt sind sehr auf der Sut, ihren Berbestand vor dem schönen Räuber zu schüßen.

M. D.

jährige Vorstand der Münchener   Gezession, ist am Mittwoch nach Habermann gestorben. Bon Habermann, der Gründer und lang längerem Zeiden gestorben. Der Künstler war am 14. Juni 1849 in Dillingen   geboren, tam noch feinen Studien in die Bagerie und be­gann später, im Jahre 1897, mit der Schaffung seiner modernen. Frauenbildniffe, die feinen Namen begründeten.