Der Flugplatz Brih.
Seberlaffung auf 99 Jahre an die Versuchsanstalt für
Luftfahrt.
2m 5. Juni 1928 hatte die Stadtverordnetenversammlung den Magiffrat zum Abschluß eines Vertrages mit dem Deuffchen Reich für einen Flugplaß der Deutschen Ber fuchsanstalt für Luftfahrt ermächtigt. Diesem Bertragsangebot glaubte der Reichsverkehrsminiffer nicht vorbehalflos zustimmen zu können. Die neu eingeleiteten Verhandlungen mit dem Reich haben nunmehr zu einem Ber fragsentwurf geführt, der nach ausführlicher Kommiffionsberatung die Zustimmung des Magiftrats gefunden hat.
Die Stadt überläßi von dem ehemaligen Rittergut Brig elma 95 Hettar als Fluggelände, weitere 11 Settar als Baugelände und 5% Hettar als Erweiterungsgelände. Die lebenlaffung erfolgt für bie Swede der Deutschen Berfuchsanstalt für Luftfahrt oder tedniidh miffenfchaftlicher Stellen, die Versuchszweden gleicher Art dienen. Das Reich zahlt einen Bachtpreis von 31000 m. jährlich und erhält das Recht, die Gelände innerhalb der ersten zehn Jahre angulaufen, bleibt jedoch verpflichtet, auch nach dem Anfauf die Gelände während der Frist von 99 Jahren mur zu Luftfahrtzmeden Bu verwenden. Die Ueberfaffung felbft erfolgt auf 99 Jahre, mobei die Stadt nach 50 Jahren tündigen fann, dann allerdings für die Gebäude und Anlagen den Schäßungswert ersehen muß. Im übrigen übernimmt es die Stadt, der Deutschen Bersuchsanstalt einen vollkommen eingerichteten Flugplatz zu übergeben. Die Golpa feitung der Elettromerfe wird in der Weise perlegt, daß die un gehinderte Bemuzung des Fluggeländes möglich ist. Es werden nach den Entwürfen von Prof. Bölzig eine breite 3ufahrts straße und eine Gürtelstraße innerhalb des Geländes an gelegt, welche mit den Bauten der DBL. harmonieren. Die Budower Chauffee und der Marienfelder Weg werden ausgebaut. Das Ge fände für ein Anschlußgleis für die Neuköllner Kleinbahn wird überlaffen, sowie der gesamte Anschluß an Baffer, Gas, Kanalisation und elektrischer Kraft von der Stadt bereitgestellt. Mit dem Flug plaz selbst wird die neu geplante Omnibuslinie Marienborf- Briz- Niederschöneweide- Johannisthal -Adlershof eröffnet werden und die Straßenbahnverbindung entsprechend verbessert. Auch für den Wohnungsbedarf der Bes amten, Angestellten und Arbeiter der DVL wird im Rahmen des Brizer Besiedlungsprogramms gesorgt. Alles in allem ist es gefungen, eine mefentliche finanzielle Mehrbelastung gegenüber den von der Stadtverordnetenversammlung bereits beschlossenen Beträgen zu vermeiden.
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Donnst., d. 28.2
Städt. Oper
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Maskenball
Staatl. Schausph.
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A.-V. 51 20 Uhr
Fledermaus Karlu. Anna
Staatl. Schiller- Theater, Charlth.
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Unfall eines Zeppelin- Mannes. Ingenieur Walter Scherz an Unfallfolgen gestorben.
In Friedrichshafen ift am Dienstag nach wochenlangem qualvollen Leiden der Ingenieur und Naviga. tionsoffizier des Graf Zeppelin ", Walter Scherz, ein alter 3eppelinmann, gestorben. Scherz, der fast 20 Jahre lang dem Luftschiffbau angehörte, der in den Kriegsfahren zahllose Heeres und Marineluftschiffe mit eingeflogen hat, gehörte auch zur Besagung des Z. III, dessen Ablieferungsflug Friedrichshafen Safehurit er mitmachte Auch an den bisherigen großen Flügen des Graf Zeppelin nahm er ohne Ausnahme teil. Bor wenigen Wochen hatte er einen tragischen Unfall, dessen Opfer er mun ge morden ist. Bekanntlich werden von Friedrichshafen aus mit einem Riesenfreiballon wissenschaftliche Aufstiege zur Meffung der Motorenleiftung in großen Höhen, der meteorologischen Berhältnisse usm gemacht. Diese Aufstiege wurden ehrenamt ich von Kapitän Flem ming oder von Ingenieur Scherz durchgeführt, ohne daß es bei den beschränkten finanziellen Mitteln möglich gewesen wäre, die Gefundheit oder das Leben dieser Pioniere der Wissenschaft zu versichern. Bei einem der letzten Aufstiege des Ballons hatte sich die für die Landung so wichtige Reißleine im Innern des Schachtes verfangen. Scherz fletterte in dem mit Wasserstoffgas gefüllten Ballon durch den zur Führung der Leinen bestimmten Schacht empor und fonnte erst nach langer Arbeit die Leine flar bekommen. Dabei atmete er jedoch soviel Gas ein, daß er schon menige Stunden später schwer erfrantie. Trog aller ärzts licher Bemühungen war es nicht möglich, das Leben des Ingenieurs, der an der Vergiftung langsam dahinfiechte, zu erhalten.
Gründer im Großen.
Riesenbetrugsprozeß gegen den„ Bankdirektor" Lange.
NO
Gegen den ehemaligen Landwirt und Baufdireffor" Paul Cange begann vor einer Sonderabteilung des Schöffengerichts Berlin- Mitte unter Vorfil von Landgerichtsdirektor Marfur ein neuer umfangreicher Betrugsprozeß. Die von Staatsanwaltschaftsrat Dr. Seidenfpinner vertretene Anflage wirft Lange 3 wölf Betrugsfälle vor. Lange mar Borsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Landwirtschaftsbant, die vor einigen Jahren als ein Schwindelunternehmen sich erwies und zusammenbrach. Mit den übrigen leitenden Berfonen dieser Bant wurde auch Sange zu
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Gefängnis verurteilt. Der Angelagte hat fchon ein febr umfangreiches Strafregister, der er bauerno faule Handels gesellschaften ins Leben gerufen hat. Darunter be fanden sich eine deutsch - polnische Handelsgesellschaft, eine Operetten Theater und Stetsch- Gesellschaft und viele andere Gründungen auf den verschiedensten Gebieten. Im Jahre 1921 erwarb er bei Zingst ein Gut mit 12 000 Morgen und machte damit die verwickeltesten Schiebungen, die schließlich in der Deutschen Landwirtschaftsbant endeten. Ein früherer Opernsänger, Knöbel- Golbach, besaß in Heringsdorf ein Grundftüd, das fogenannte Weiße Schloß". wollte darauf Geld aufnehmen und geriet dabei an eine Gruppe von Grundstidsvermittlern und Hypothekenschiebern, dieselbe Gruppe, die zum Teil auch in die Waldenburger Affäre vermidelt ist und gegen die bei der Staatsanwaltschaft I feit vier Jahren ein umfangreiches Strafverfahren wegen Schiebungen mit Grundschuldübertragungen geführt wird. Der Darlehnssucher munde non dieser Gesellschaft gründlich geprellt. Da trat plöglich Lange in Erscheinung und erflärte, daß er der richtige Mann für die Finanzierung der artiger Geschäfte fei. Er ließ sich eine zweite Grundschuld eintragen, um mit dieser das Geld herbeizuschaffen. Rnöbel- Golbach ist, ohne einen Pfennig erhalten zu haben, um seinen Grundbesig gebracht worden. Aehnlich wie die gleichgesinnte Finanzgruppe", die mit der Stadt Waldenburg gearbeitet hat, ist auch Lange mit der Städtifcheu Spartaffe in Belgard in Pommern umgesprungen. Er hatte sich erboten, ein Darlehen von 200 000 m. zu beschaffen und erhielt zwei Wechsel, den einen über 200 000 m., den anderen über 36 000 m. Der zweite Wechsel war für die Zinsen bestimmt. Lange hatte ihn aber für sich verbraucht. Geld hat er der Stadt Belgard nicht befchafft und diese hat mit Mühe und Not ihren 200 000- M.- Medjel zurüderhalten. Weiterhin wird Bange auch des Rautionsschwindels in zahlreichen Fällen und der Bechprellerei beschuldigt. Lange hatte auch verschiedene große Restaurationsbetriebe, darunter Fiametta" in Halensee übernommen Die Garderoben, Berkaufsstände ufw. hatte er gegen Kaution verpachtet, die Einlagen aber dann für sich verbraucht. Ant einem Betrugsfall ist der 28jährige Kaufmann Wolffram v. Haunenstein beteiligt und angeflagt. Dieser Angeklagte war Offizier gewesen und wurde schon mit 21 Jahren„ Bankdirektor". Unternehmungen verschiedenster Art standen in engster Verbindung. mit der Deutschen Landwirtschaftsbant. Die Bernehmung der Angeklagten über thre verwidelten und ineinandergeschachtelten Handelsgründungen wind bis in die nächste Woche sich hineinziehen. Der Prozeß selbst wird mehrere Wochen dauern.
Seine
Berantwortl, für die Redaktion: Bolfgang Schwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Borwärts Berlag 6. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Buch derderei und Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin C 68, Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.
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