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Rr. 10146. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Mehr Fürsorge für Erwerbslose!

Stadtverordnetenversammlung fordert Erhöhung der Unterstützungsfähe.

Die in der Stadtverordnetenversammlung feit Monaten schmebenden Berhandlungen über die Frage einer mirt fameren Fürsorge für die Erwerbslosen sind jetzt zum 2 bschluß gelangt. Gestern wurde das Ergebnis der Ausschuß beratungen über die Anträge der Kanununisten vorgelegt und nach rodymaliger Debatte endlich Beschluß gefaßt. Der kommunistische Redner sagte seine Agitationsrede auf, mit der feinem Erwerbs­fofen geholfen ist. Für die sozialdemokratische Fraktion, die den Ausschußbeschlüssen zustimmte, sprach Genosse rich. In der Ab­stimmung unterstützten schließlich auch die Kommunisten die ihnen nicht weit genug gehenden Beschlüsse des Ausschusses, die dann ein ftimmig angenommen wurden. Die Beschlüsse fordern vom Magistrat hauptsächlich eine großzügige Arbeitsbeschaffung ein­schließlich Notstandsarbeiten und eine Erhöhung der Unterstügungs fäße der von der Berliner   Rotaftion betreuten Erwerbslosen. Wegen der Bluttat in Bantom brachten die Deutschnationalen einen Dringlichkeitsantrag ein. Sie stritten sich mit den Kommu­niften darum, mer die Straßen unsicherer macht, die Jungrotfrontler aber die Jungftahlheimer.

Der Selbstmord eines jugendlichen Schülers ber Drogistenfachschule aus Scham über eine ihm quittierte Arrest strafe gab der sozialdemokratischen Graftion Beran Infjung, den Magistrat zur fragen, ob er über bas Ergebnis feiner Infjung, den Diagistrat zur fragen, ob er über das Ergebnis feiner Unterjudung Ausfunft geben und die in Aussicht gestellte Wenderung der Strafarten alsbald durchführen molle. Genosse Schulze wandte sich zunächst gegen die sensationelle Aufmachung von Schülerfelbft morden" in gewillen Blättern. Man solle doch erst genügend recherchieren, che man fofort der Schwile oder den Behrern die Schuld zuschiebt; im übrigen bestehe aber bei einer solchen Behand fung diefer bedauerlichen Bortonmuiffe die Gefahr für die Schüler fraft, daß fie folche Beridte mie Karl- Man- Geschichten lefe und sich zur Nachahmung nerleiten laffen. Die Eltern seien durch­aus nicht schulbins; das Streben, die Kinder unter allen Umständen die höhere Schule absolvieren zu lassen, führe oft dazu, des völlig unbegabte Kinder zum höheren Schul­belum gezmungen werden. In solchen Kindern entstehen dann leicht Spannungen, die gemalam Entlastung suchen.

Die Sozialdemofraten feien Geguer der Arreststrafe in den Schulen, weil sie zur Erziehung völlig ungeeignet und mir rin Rudiment aus her 3eit bes Militärs und Safernenlebens ift. Bu begrüßen fei, daß fich die fozialdemokratische Frattion einig ist mit dem Stadtschulrat, der durchaus gegen die Arreststrafe sei. Bir behalten uns die Einbringung eines Antrags auf Abschaffung der Arreststrafe vor. Stadtschulnat Genosse Nydahl erklärte, daß alle Bemühungen der Schulverwaltung, die Eltern zur Beeinflussung des Echülers zu veranlassen, ohne Erfolg waren. Die Schulverwaltung merde die Aufhebung der Arreststrafe durchsetzen.( Bravo bel den Sozialdemokraten.) Eine Anfrage der Kommunisten wegen der mangelhaften Berkehrsverhältniffe im Bezirk Reinickendorf  - Oft be­antwortete Stadtrat Genoffe Reuter. Er gab zu, daß die Berkehrs­verhältnisse in allen Bezirken noch nicht einem Ideal entsprechen. Man muß aber fagen, daß in der legten Zeit allerlei zur Berbesse­rung des Berliner   Berfehrs getan murde. Bebouerlich sei, daß bei einem Wagenpart von insgesamt 3600 Tagen noch etwa 800 28agen mit offenen Plattformen vorhanden und im Betrieb sind. Es ist aber praktisch einfach nicht möglich, alle Magen fofort umzubauen, ganz abgesehen davon, daß das dazu benötigte Stapital einfach nicht mit einem Male greifbar ist. Ebenso wird es noch einige Seit dauern, bis neue Wagen befchafft find, denn 300 Wagen, die jetzt erst wieder bestellt wurden, fosten immerhin 15 millionen Mart. Was die

Heizung der Wagen

betreffe, so fet festgestellt, daß ein Oberflächenverfehrsmittel, mie es die Straßenbahn ist, wohl faum bei 20 bis 25 Grab Rätte annehmbar heizbar ist. Der Luftzug, der den

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Der Aufruhr das Schiefen Calm

Roman einer Revolution. Don Gerhart Herrmann Mostar  Wieder preschten die Worte des Rittmeisters Trühschler von Falkenstein durch die Stille: ch fordere zum zweiten­mal auf, den Platz zu räumen. Gewehre in Anschlag!" Die glizernde Mauer quer über die Brüde hatte plög­lich viele winzige, schwarze Löcher. Die Raupe auf dem Blaz zudte, bäumie sich, wollte fortkriechen

Heder- Calm hielt sie mit einer meiten Armbemegung zurüd Sie gehorchte, totenstumm, ohne Verstehen. Ein flirrender Aufschlag: dem Schmied, der starr dastand, war

der Hammer entglitten.

Abraham Calm riß mit Gemalt die zitternden Lippen ouf. Brüder," mollte er hinüberrufen zur Brüde ,,, fchießt nicht auf eure Brüder!" Die Berte entstellten sich in der gewürgten Kehle, wurden zeterndes Betteln: Meine Herren Soldaten. Se wern doch nich schießen... Ste mern doch nich schießen, Herr Leutnant

"

Blöglich aber. vom Rlang der eigenen Worte bezmun­gen. überzeugt, lächelnd, ruhig. gläubig, zu den Seinen ge wandt: Se wern nich schießen! Nee, die schießen nich uff uns!"

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Bum legtenmal: Blag räumen! Sonst legt an!" Calm stand auf seiner Tischplatte, flatternde Hände auf geredten Armen. Se chicken jo niche! Wo mern se denn fchießen! Ich rufe de Republik   aus!"

Der schwarze Leib unter ihm antwortete nicht. ,, De deutsche Republit! Hoch de deutsche-" ,, Gebt Feuer!"

Knallend trat ein riesiger Schuh auf das weite Blait, auf das erstarrie Tier in seiner Mitte. Calm sah, wie das Fleisch unter dem Hieb des Abjages nach allen Seiten fprigte, fchwarz, gelb, feucht, mit roten Fezen darin. Die Zur, auf der er stand, stürzte zur Erde. Ein gellender Schrei

Freitag. 1. März 1929

Hilfe für die Feuerwehr!

Alle Barteien des Rathauses, mit Ausnahme der Kommunisten, brachten einen Dringlichteitsantrag folgenden Worte fautes ein:

Der Magistrat wird ersucht, au prüfen, wie meit bis zur erfolgten Nasprüfung der von den Fachorganisationen gestellten Anträge auf anderweite Eingruppierung der Feuerwehrbeamten diefen eine laufende angemessene Ge­fahrenzulage gezahlt werden fann und darüber der Stadtverero­netenversammlung jobald wie möglich eine entsprechende Borlage zu machen.

ganzen Wegen bestreicht und das fortgesette Deffnen der Türen fühlt die Luft im Wageninnern immer wieder ab. An der Verbesse rung der Berkehrsverhältnisse in Reinidendorf werde ständig ge­arbeitet. Genosse Schäfer betonte, daß der Spizen- und der Aus­flugsperfehr von und noch Reinickendorf   einfach nicht mehr durch die Straßenbahu bewältigt merden tann. Schon jent fahren auf der Girede nach Tegel   stündlich 58 Wagen, so daß eine Berlegenheiten der Beamten. stärkung der Wagenfolge laum noch möglich sein dürfte. Notwendig ist daher eine Berlängerung der Untergrundbahn

über Seestraße hinaus, dann aber auch die Schaffung einer Ber bindungsbahnstrede zwischen dem Norden und dem Westen, insbesondere Charlottenburg   und Spandan Stadt­rat Genpffe Reuter erinnerte daran, daß seit etwa zwei Jahren intensiv an dieser Nord- West- Bahn_gearbeitet werde, daß aber der Bahnbau nicht schneller als der der Straßenbahn vorangehe. Ueber die notwendige Beseitigung der schienengleichen Ueber: wege an der Ostbahn in Biesdorf   entspann sich eine leb­hafte Debatte, in der namens unserer Frattion Genoffe Kaming ( prach, der sich nicht mir für eine Höherlegung des Bahntörpers, jondern auch für eine weitgehende Berbesserung des Eisen bahnverfehrs einfegte..

In Erledigung einer Anzahl tommunistischer Anträge wegen Arbeitsbeschaffung und Erhöhung der Unterstützungen für Ermerbs fofe berichtete Genosse rich über die umfangreichen Ausschuß beratungen. Der Ausschuß empfahl der Bersammlung, zu beschließen: Der Magistrat soll unverzüglich eine Borlage unterbreiten, die eine großzügige Arbeitsbeschaffung einschließlich der Motstandsarbeiten norsieht. Die Unterstüßungsiäge der von der Berliner   Notation betreuten Erwerbslosen jollen erhöht werden. Nach den Rednern der Kommunisten, des Zentrums und der Deutsamationalen sprach Genosse Urich. Er verwahrte die sozialdemokratischen Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, gegen den Borwurf der Kommunisten, sie( die Soz!) feien gegen offenen Bagen auf 3 Shunden gemesen. Die Sozialdemokraten die Berkürzung der Arbeitszeit des Straßenbahnperfonals of hätten eine angemessene Arbeitszeitverkürzung von Fall zu Fall für richtiger gehalten. Wenn die Kälteperiode aufhört, wird wieder viel Arbeit da fein und deshalb ist vom Magistrat die Einbringung einer Arbeitsbeschaffungsvorlage gefordert morben, damit bei mär merer Witterung fofort die 3urüdführung der Erwerbs Infen in die Produktion möglich ift. Genosse Urich erinnerte an das Borgehen gemisfer Wirtschaftsführer, die

von den Arbeitern den Berzicht auf Lohuerhöhengen verlangten, damit die Wirtschaft wieder in Gang tomme; in Birt. lichkeit haben die Arbeiter nicht nur feine Lohnerhöhungen erhalten, sondern die Lebensmittelpreise feien fortgelegt ge­stiegen, Arbeit fei aber auch nicht beschafft worden. munisten brachten ihre ursprünglichen Anträge wieder ein, fie wurden aber abgelehnt, worauf dann die Ausschußbeschlüsse angenommen wurden.

Die Rom  

Nach der debattelosen Erledigung einer Anzahl Borlagen mandte fich die Versammlung der Beratung eines deutschnationalen Dring lichkeitsantrages zu. Veranlassung gab ihnen die

Erschießung des Primaners in Dantow

durch ein Mitglied des Rotfrontkämpfer- Bundes. Der Antrag for­dert Berbesserung des polizeilichen Schutzes und der Straßenbeleuchtung in Bantom und Erstattung der Beerdigimgstoften an den Bater. Der Kommunist Cange sagre, mer sich in den Klaffentampf begebe, dürfe sich nicht wundern, wenn Opfer fallen.(!) er die Jungen als Stahlheimer auf die Straße schide und nach der Polizei schreie, menn fie abgewehrt werden, lei ein wahrhaft täglicher Gefelle! Von Mostau erhoffte der Redner, daß es so ichießt, daß fie( die Rechte des Hauses) das Aufstehen vergeifen". Der Vorwärts" habe Kommunistenhege ge­trieben und die Bolizei braucht diese Heze. Der Dringlichkeits­antrag wurde gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.

Iriß seine Träume entzwei, ein gequälter, todesängstlicher, schriller Schrei

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Nichts mehr.

Er stand auf, ohne die Schmerzen in den Gliedern zu fühlen. Sah sich um. An der Tür des Regierungsgebäudes tlebte etwas Blutiges, Gelbschleimiges. Der Platz mar leer. Gelb wieder wie eine runde Sonne, in deren Mitte er ein­fam verbrannte. Aber immer noch Flecken darin, schwarz und rot. Er tapste darauf zu wie auf Inseln der Rettung. Schrie auf: Menge! Jumer!...

Er rief nochmals. Sie hörten ihn nicht, hoben ihre Röpfe nicht vom Pflaster, grüßten ihn nicht mit den roten Fahnen, die plöglich alle irgendwo trugen, auf der Brust oder Stirn, die immer größer wurden, flossen auch eine Frau hatte den roten Wimpel- Jilmer trug ihn statt des Hauptes auf dem Halse

Da begriff er jäh. Sah die Kürafiere auf der Brüde, die Gewehre noch in Anschlag. Sah in Nebengaffen die flüchtende Menge. Sah irgendwo Kniephades lange Ge­ftalt, die ihm mit flatternden Bewegungen wie in Irrfinn wintte. Er folgte nicht. Er war sich jählings selbstverständ­lich in allem, mas er tat.

Calm hob den Kopf. Shm schien, daß er sehr groß merde, daß feine frumme Gestalt machie und fich dehne: daß er größer werde als die Soldaten vor ihm. Es war ihm, als feien es fehr weite, schöne, tapfere Schritte, mit denen er auf die Brüde zuging. Seine Stimme flang ihm laut und ballend. eine Glode, ein Geläute:

ir sterben, wir leben für die deutsche Republi!!* Seine beiden Hände schmuren. Sein Bart flaggte. ,, Schießt! Cs lebe die Republit!"

Er sah ruhig in die fünfzig Löcher, die fünfzig dunklen Nefter, aus denen fünfzig giftgebiffige Tiere auf ihn zu­furren, ihn zerfressen würden. Er war jest auf zwanzig Schritt heran. ,, Los! Schießt, ihr Lumpen!"

Blöglich begann er zu zittern: hinter der Front, zu Roß, hielt der Rittmeister von Folfenstein. Deffen Mund war offen, aber fein Kommando fam. Sein junger Leib warf sich luftig auf dem Pferd hin und her. Seine Augen fniffen sich vergnügt zu. Seine Zähne schimmerten weiß: er lachte der Rittmeister lachte... Calm begriff noch nicht. Wollte nicht begreifen. Schießt!" Seine Stimme bettelte fast.

Der Antrag ging ohne Debatte an den Ausschuß für die Ange­

Akademiker beschimpfen die Reichsfarben

Und laffen es sich 300 Mart Geldstrafe foften. Vor dem Erweiterten Schöffengericht in Berlin­Schöneberg standen am Donnerstag, dem 28. Februar, der ver­antwortliche Redatieur Dr. Klinkenberg und der proflische Arzt Dr. Karlemiti aus Naumburg   a. d. S., der sich als früherer Obersteabsarzt und Mitglied des Stahl­helms bezeichnete. Gegenstand der Anflage mar nach einem Strafantrag der Republikanischen Beschwerdestelle Berlin   ein Artitel in der katholischen Wochenzeitschrift ,, Das deutsche Bolt" nom 23. September 1928, der eine schwere Beschimpfung der Reichsfarben enthielt. Der Erste Staatsanwalt Köhler hatte gegen den verantwortlichen Redafieur 200 M. und gegen den Bera faffer des Artikels 300 m. Gelbftrafe beantragt. Das Gericht er tannte genau nach dem Antrage des Staatsanwalts.

Wenn

Es muß im Ausland, das ja alle diese Dinge diel genauer beobachtet als man in Deutschland   ahnt, einen besonders troftlosen Eindruck von den Zuständen in Deutschland   erwerken, deutsche   Akademiker, die sich mit besonderer Liebe als Vertreter deutscher Bildung fühlen, die Hoheitszeichen des deutschen Boltes verächtlich machen. Solchen Burschen täten ein paar Wochen hinter schwedischen Gardinen zur Selbſt besinnung mot.

Achtköpfige Familie ohne Heim.

Durch Laubenbrand obdachlos geworden. Von einem schweren Ingid murde gestern die aus a cyt Köpfen bestehende Familie des Maschinisten Hermann Sch. be­traffen.

In der Laubenfalonie Seideinig an der Fischer­Straße in Lichtenberg   befigt Sch. eine größere, aus mehreren Räumen bestehende Wohnlaube, in der er mit seiner Frau und feinen sechs Kindern auch während der Wintermonate wohnie. Infolge Ueberheizung eines Ofens geriet plöglich das Löschversuche bereits zu spät. Die Bewohner mußten das bremende Heim schleunigst verlassen, und als die alarmierte Feuerwehr ein­traf, gab es nichts mehr zu retten. Die Barbe brannte mit den gesamten Hab und Gut der Bewohner nieber. Die Heuermehr mußte fich darauf beschränken, die benachbarten Lauben, die eine Zeitlang durch Funkenflug ftart gejährdet waren, zu schützen. Das Bezirks amt wird sich sofort der Obdachlosen annehmen und ihnen eine geeignete Unterkunft schaffen.

Gebält in Brand. Als die Gefahr erfannt wurde, waren

Der Borfall follte für alle Bewohner von Wohnlauben erneut eine Warming sein, beim Heizen der Defen die größte Borsicht zu beachten. Schon eine eine Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit fann zu den schwerwiegendsten Folgen führen.

Mit der Bekämpfung eines gefährlichen Feuers war die Feuer mehr gestern in der Friedrichstraße 37 beschäftigt. Dori be findet sich auf dem Hof eine Bolsterwertstätte, in der aus noch unbekannter Ursache der Brand entstanden war. Die Wehr, die mit zwei Zügen anrüdte, fonnte das Feuer nach einstündiger Tätigkeit niedertämpfen. Die Rauchentwicklung war so stark, daß die Wehrleute mir mit Sauerstoffapparaten versehen gegen den Brandherd vorrüden fonnten.

Die Soldaten sahen ihn an, wie er frumm, schiefbeinig, großtöpfig über das Pflaster troch. Taten ihrem Führer nach: in lautem Gelächter zerbarst die Mauer. Die Sonne zappelte verzweifelt in den wippenben Banzern...

Sie lachten... sie schoffen nicht auf ihn... sie lachten über ihn

Abraham Calm fchrie auf, marf sich hin, floh dann über den Blaz, seine langen Arme schienen sich mit seinen furzen Beinen zu verwirren, er sah aus wie eine flüchtige Spinne Das Gelächter proffelte auf ihn nieder wie tausend Steine.

IL

13. Der Weg zurüd.

Böttchermeister Kniephade trat aus seinem Hause, hielk die Torglocke mit der Hand fest, daß sie nicht läutete, und schloß die Tür behutsam. Die Rücksicht auf die Wöchnerint brinnen wäre nicht nötig gewesen: das Geschrei des vierzehn Tage alten fleinen Kniephacke gellte bis auf die Straße.

Aber der Bater lächelte nid) t. Sobald er auf der Straße

stand, sentte er den Kopf, so daß die Augen gerade ein kleines Stüd Bflafter vor den Schritten jahen, und hob ihn auf dent ganzen Weg nicht wieder. Der führte zuerst über den Markt. Aber obgleich niephade nicht nach rechts und nicht nach links blidte, oder gerade weil er das nicht tot, fah er doch mit den angstuolien Augen feiner Phantasie alles, mas es da zu fehen gab: die Kugelbeschädigungen an den Häusern, die zertrüm merte Pumpe nor dem Gasthof, deffen wasserschöpfende Mago mit erschossen worden mar, das an die Tür des Regierungs­gebäudes gesprigte Hirn Illmers, das eine hohe Dbrigleit als marnendes Menetetel hatte tleben lassen. Und auf der Brücke war die Suggestion nicht so ftart, daß er fast fichen geblieben wäre, als ziehe sich eine unübersteigbare Mouer Don schimmernden Küraffen quer hinüber aber er über­wand sich, und seine hageren, hohen Beine gingen weiter, mit ganz genau gleichmäßigen, großen Schritten; auch die steile Lange Gaffe nahm er, als fei fie eine Ebene; seine Arme hingen steif am Körper herab, nur seine großen Hände schlen­terten in den Gelenten. Hier war er hinuntergeschritten, vor vierzehn Tagen, mit hochgeworfenem Kopf, einer unfer hunderten, fingend, und so leicht, jo leichter trat jetzt noch gleichmäßiger: es durfte nicht schwerer fein, wieder hinauf zu gehen, es durfte nicht.

Fortfegung folgt.)