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BERLIN Donnerstag 7. März 1929

Der Abend

Erfchetattäglich außer Sonntags.

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Nr. 112

B 56 46. Jahrgang.

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Regierungssieg in Merifo.

Die Aufständischen auf allen Fronten im Rückzug.

Die mexikanische Regierung gibt bekannt, daß die Auf­# tändischen auf allen Fronten im Rückzuge be griffen sind.

Deutschland und die Minderheiten.

Zu Stresemanns Rede in Genf .

Genf , 7. März..

Die mexikanische Gesandtschaft in London veröffent­licht ein Telegramm aus Mexiko- Stadt , wonach die Ne gierung von allen Divisionen 2oyalitäts. erflärungen erhalten habe. Um den Feldzug gegen die Aufständischen schnell und wirksam durchzuführen, sei Mit halbstündiger Berspätung ist der Bölkerbundsrat heute vor­bie Mobil ma chung angeordnet worden. Alle Militär- mittag furz vor 12 Uhr zu einer neuen öffentlichen Sizung zu und Zivilgruppen verurteilten den Aufstand und hätten sammengetreten. Das japanische Ratsmitglied Adatschi, das der Regierung freiwillig ihre Unterstütung angeboten. entsprechend dem geftrigen Auftrag dem Rat heute vormittag Vor­In Londoner politischen Kreisen wird der Erfolg der Aufschläge über die Zusammensetzung und das Mandat des Bericht erstatterfomitees über das Minderheitenproblem machen sollte, teilte zu Beginn der Sigung mit, daß er noch nicht in der Lage sei, seinen Bericht vorzulegen. Er bitte deshalb um Absezung des Bunttes von der Tagesordnung der Bormittags sigung und werde feinen Bericht erst in der Nachmittagssigung porlegen.

Calles

reurde als Kriegsminister mit der Niederwerfung des Aufstandes beauftragt.

standsbewegung sehr vorsichtig beurteilt. Man weist vor allem darauf hin, daß der Erzbischof jede Unterstützung der römisch- katholischen Kirche für die Aufständischen ab­gelehnt habe.

Amtlich wird aus Megiko erklärt, daß die Aufständi­schen durch den auf Monterey ausgeübten Drud ge. zwungen waren, den Rückzug nach der amerika. nischen Grenze anzutreten, wobei sie zweifellos auf die Regierungstruppen stießen, die von Laredo ans auf Monterey unterwegs waren.

Zusammenbruch der Revolte in Veracruz . Megito, 7. März.

Der Zusammenbruch der Revolution in Veracruz scheint unmittelbar bevorzustehen. Nach einem hier ver öffentlichten amtlichen Bericht hat in Vecacruz zwischen Streitkräften unter dem Befehl des Generals Aguirre und Truppenabteilungen, die ihn im Stich gelassen haben. ein blutiger Straßenkampf stattgefunden, der erst ein Ende nahm, als das Konsularkorps zur Ber­hinderung weiteren Blutvergießens eingriff.

Es wurde schließlich ein Waffenstillstand vereinbart, der die Bedingung enthielt, daß General Aguirre die Stadt verlasse. Es wird angenommen, daß er auf einem Schiff entkommen sei.

Veracruz wieder in Händen der Regierungstruppen.

New York , 7. März.

Die Stadt Veracruz befindet sich wieder in den Hän den der merikanischen Regierungstruppen.

Galles bezeichnete in einer Zuschrift an die ,, New Port Times" die Anfstandsbewegung als eine Bewegung

Im weiteren Verlauf der öffentlichen Sigung murben mehrere Berichte über wirtschaftliche Fragen und Opiumfragen entgegen. genommen.

alles Notwendige und war für die, die es angeht, vollkommen ver­ständlich. Dabei war sie in der Form so maßvoll, daß jeder, der sich heftig gegen sie ausgesprochen hätte, sich damit vor aller Welt ins Unrecht gesetzt haben würde. Dementsprechend waren auch die Ant­worten in der Form höflich und verbindlich. Der Gegensatz der Mei­nungen und der Interessen und mit ihm der vollzogene Rollen. tausch tam doch deutlich genug zum Ausdruc.

Diese Entwicklung hat nun auch dazu geführt, daß Deutschland in der Frage des Minderheitenschutzes führend in Erscheinung treten fann. Daß die Erfüllung der Führeraufgabe viel Takt und Klugheit fordert, liegt auf der Hand. Durch ein plumpes Bor­gehen könnte viel mehr geschadet als genützt werden. Die Förde= rung irredentistischer, auf Losreißung gerichteter Bestrebungen würde Deutschland in die Rolle des Friedensstörers bringen und die bedrohten Staaten zu Schutzmaßnahmen herausfordern, die zu einer noch stärkeren Bedrückung der Minderheiten führen würden. Der deutsche Außenminister hat wohlgetan, daß er von derartigen

Die Sieger im Weltkrieg waren flug genug, im Zeichen fort­schrittlicher Ideen zu kämpfen, und diese Ideen haben dann auch, obwohl man sich nach dem Siege sehr beeilt hatte, Wasser in den Wein zu gießen, in den Friedensverträgen einen gewissen Niederschlag gefunden. Heute haben, die Sieger ein Interesse daran, ihren materiellen Gewinn nach Kräften zu wahren, sie sind ton ferpatio geworden und sind geneigt, die fortschrittlichen Be­stimmungen der Friedensverträge so weit wie möglich einschränkend auszulegen und so wenig wie möglich anzuwenden. Inzwischen aber Was sich gestern in Genf ereignet hat, ist ungefähr dieses: haben sich die einst Besiegten dieser fortschrittlichen Ideen und Be­Deutschland ist durch eine große, grundsägliche Rebe Strefeftimmungen bemächtigt, fie verlangen eine weitherzige Auslegung manns im Bölferbund als Anwalt der nationalen Minderheiten und weitgehende Anwendung. aufgetreten. Es hat vom Bolterbund verlangt, daß er mit dem Minderheitenschutz, wie er durch die Friedensverträge vorgesehen ist, Ernst machen soll. Dieses Verlangen wird von den Bertretern der Minderheiten, die mehr als vierzig Millionen Menschen in Europa umfassen, selbst gestellt, fonnte aber bisher im Völkerbund faum zur Geltung fommen, weil es feine Ratsmacht gab, die fich dafür einsetzte. So hat das Auftreten Stresemanns eine bedeutende Beränderung geschaffen. Die vierzig Millionen horchen auf. In Genf hat einer für sie gesprochen, und dieser eine war ein Deutscher. Mit Stresemann in einer Reihe tämpft nur der Kanadier Dandurand und bis zu einem gewissen Grade der Finne Pro- Bestrebungen deutlich abrückte, er befindet sich auch darin mit der cope. Die anderen find Gegner. Bolen fürchtet mit Unrecht, Bertretung der organisierten Minderheiten in voller leber­wie wir glauben eine Lockerung seines Staatsgefüges, wenn einstimmung. sich der Bölkerbund ernstlich um die Behandlung seiner Minder­heiten fümmert, Rumänien ist von der gleichen Sorge bewegt. Frankreich fühlt sich diesen Staaten verpflichtet und England schließt fich, seiner bisherigen Außenpolitit entsprechend, ziemlich vorbehalt Das vorläufige Ende wird die Einsehung einer Studientommission sein, die Stresemann verlangt hat und die man aus Gründen der Loyalität nicht verweigern tann. Aber selbstverständlich ist damit die Entwicklung dieser Angelegenheit nicht zu Ende.

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Strejemanns Rede mar flug und geschidt. Sie enthielt

die Militärdiktatur errichten wollten. ehrgeiziger torrupter Militärführer, die

Völlige Auflösung der Meuterer.

New York , 7. März.

Wie aus Megilo gemeldet wird, wird in weiteren Regierungs erflärungen befanntgegeben, daß sich der Feind in pölliger Auflösung befinde und überall von panischem Schreden erfaßt sei.

Außer anderen wichtigen Städten befanden sich auch Orizaba , Corcova und Jalapa wieder in den Händen der Bundes­truppen. Beiter wird die Wiederaufnahme des Eisen­bahnvertehrs mit Laredo in Tegas angefündigt.

Der Machtbereich der Aufständischen.

Der merilanische Batschafter in Washington , Manuel Tellez, teilte dem Staatsdepartement mit, daß die Aufständischen gegenwärtig lediglich die Staaten Sonora und Veracruz und einen Teil Chihuahuas beherrschten.

Kesselexplosion in Neukölln Urteil im Kühme- Prozek

Berichte 2. Seite

Es wird sicher noch ziemlich lange dauern, bis die Nationa­litätenfrage in allen Ländern so gut gelöst sein wird, wie in der Schweiz . Aber das deutsche Vorgehen wird diese Entwicklung fördern. Können die Beschwerden der Minderheiten nicht mehr in Geheimfomitees begraben werden, dann werden sich die Regierun gen vor Erzessen hüten, die für sie in Genf unangenehme mora­lische Folgen haben könnten. Damit wird den Minderheiten gedient sein. Aber auch Deutschlands Schaden wird es nicht sein, wenn es als Anwalt des Rechts und als Vorfämpfer eines großen zivilisato­rischen Fortschritts vor aller Welt in Erscheinung tritt.

Erdrutschkatastrophe auf Madeira .

100 Menschen ums Leben gekommen. Ener Meldung aus Lissabon zufolge sind dort Nach­richten aus Funchal auf Madeira eingetroffen, wonach fich infolge ungewöhnlich heftiger Regengüsse bei St. Vincent ein schwerer Erdrutsch ereignet hat. Zahlreiche Häuser sind unter gewaltigen Erd- und Fels­massen begraben wurden. Man befürchtet, daß etiva 100 Menschen ums Leben gekommen sind; die Zahl der Verletzten soll noch weit höher sein.

Einbrecher erschießt Pförtner.

Der Ringfampf im Hausflur.

Der Pförtner Riedel, Bleibtreustraße 31, wurde geffern abend von einem Einbrecher durch Bauchschuß so schwer verletzt, daß er bedenklich im Krankenhaus daniederliegt. Riedel, der zugleich Nachtwächter ist, bewohnt in dem stillen Hause mit seiner Frau zwei Zimmer im Erdgeschoß. Riedel pflegte am Tage zu schlafen, bis er abends seinen Dienst antritt. Gestern abend gegen 7% Uhr stand er auf, öffnete das Fenster und ging noch nach dem Keller, um dort etwas zu besorgen, ehe er in den Nachtdienst ging. Inzwischen kam die Frau von vorn nach dem Hinterzimmer und jah darin einen fremden Mann, der, als er sich überrascht fah, zum Fenster hinaus auf den Hof sprang. Weil bas Hous perichlojen mat, jo nerfuchte der Bebermaidte, über eine Tren