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Nr. 116

46. Jahrgang

Technik

Ein technisches Museum.

Anläßlich einer Besichtigung der AEG.- Fabriken Brunnenstraße wurde den Teilnehmern auch das dort untergebrachte technische Museum gezeigt. Wir geben aus dem reichhaltigen Anschauungs­stoff zwei Bilder wieder, die einen interessanten Einblick in die Ent­widlung elektrischer Maschinen ge= statten. Das obere Bild zeigt vier Maschinen. Maschine 1 ist eine Dy­namo für Lichtzwecke, 110 Volt, Edison- Type. Erwähnenswert sind die besonders hohen Magnetschentel sowie der auffallend tief gelegene Anter. Die Maschine, die im Jahre 1880 gebaut murde, rührt aus dem Betriebe des Städtischen Elektrizitäts­merfes Lübed her. Maschine 2 ist eine Dynamo für Lichtzwecke, 100 Amp. und 110 Volt, Type AEG. 200. Außenliegende Riemscheibe. Deltropfgefäße und Wasserkühlung. Das Gewicht dieser 1889 von der Deutschen   Edison- Gesellschaft für an­gewandte Elektrizität gebauten Ma­schine beträgt 2000 Rilogramm. Die Dynamo ist während 25 Jahren im Betriebe der Maschinenfabrik Eß­ lingen   gelaufen. Maschine 3 zeigt eine Dynamo für Lichtzwecke, 100 Amp. 110 Volt, Type AEG. 200. Innenliegende Riemscheibe, Deltropf­gefäße und Wafferkühlung. Die Ma­schine wurde 1889 von der Deutschen  Edison- Gesellschaft für angewandte Elettrizität gebaut, wiegt 2000 Kilo­gramm und arbeitete 21 Jahre lang im Betriebe der Firma J. Bienert, Dresden  - Blauen. Die mit Nr. 4 bezeichnete Maschine ist ein Motor, 20 PS und 110 Bolt, Type AEG. 200. Außenliegende Riemscheibe, Delring­schmierung. Die Maschine wiegt 2000 Kilogramm, entstand 1889 und lief mährend 25 Jahren in dem Be­trieb der Berliner   Dampfmäscherei Att.- Ges. Das untere Bild zeigt

Baujahr

1893

5PS 400 kg

Leistung Gewicht

fünf Elettromotoren von annähernd gleicher Leistung. Das Baujahr, die Leistung und das Gewicht der fünf Motoren sind aus der Unter­schrift zu ersehen. Die schmere Form der ersten Maschinen erklärt sich vor allem aus der in den Anfangsjahren des Elettromaschinen­baues vorherrschenden Bemühung, einen möglichst hohen Sicherheits­grad zu erreichen. Die elettromagnetischen Kenntnisse waren no nicht groß genug. Man wollte sich gegen alle Möglichkeiten schützen. Der Umstand, daß derartig konstruierte Maschinen, in einem uns heute überraschend hoch vorkommenden Maße überlastbar waren,

galt damals als einer der größten Vorzüge. Aus der äußeren Form der Motoren sind nicht alle Verbesserungen zu ersehen, die in den 35 zwischen der ersten und der letzten Type liegenden Jahren vor­genommen wurden. Jedes Maschinenteil wurde in der Form, meist

1901

5 PS 170kg

3

1910

1923

SPS 120kg

5,5PS 118 kg

1928 5.5PS 70kg

auch im Material vereinfacht. Der innere Aufbau der Motoren ist von Grund auf geändert. Der auffallend starke Kontrast zwischen der ersten Maschine( 1893) und der zweiten( 1901) ist darauf zurüd­zuführen, daß diese Entwicklung in die Anfangsjahre des Elettro­maschinenbaues fiel. In den letzten Jahren sind meniger äußerlich erkennbare Aenderungen zu verzeichnen, doch werden in jeder neuen Motorentype eine Unmenge von theoretischen und betriebswissen schaftlichen Erfahrungen verwertet.

Kohlensäureschnee und Trockeneis.

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Wenn man heute von Eis und seiner praktischen Verwendung für Kühlzmede spridyt, pflegt man nur an Bassereis zu denken. Es hat sich so eingebürgert, daß wir an anderes Eis überhaupt nicht denken. Nur zu wenige wissen, daß es auch anderes Eis gibt, daß eigentlich viele bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Körper eisförmig werden können. Begünstigt wird das durch den Umstand, daß das Wasser megen seiner bemerkenswerten Wärmeeigenschaften es hat die größte sogenannte fpezifische Wärme von allen Körpern, d. h. es tann unter sonst gleichen Umständen im gleichen Körperinhalt die größte Menge Wärme aufnehmen in der Lage ist, außerordentlich große Wärmemengen und umgekehrt auch Kältemengen zu bilden. Die Kühl- und Kälteindustrie war deshalb bis vor furzer Zeit allein an Wassereis gebunden.

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Die Verwendung von Wassereis, namentlich auch im Haushalt, ist durchaus teine besonders reinliche Angelegenheit. Legt man es in Kühl- oder Eisschränke, so entsteht Schmelzwasser. Und da die Kühlschränke beim Deffnen immer dem Einströmen warmer Luft ausgesezt sind, die innerhalb des geschlossenen Schranks sich abkühlt und ihre Feuchtigkeit abgibt ,,, niederschlägt". Dadurch werden aber auch die gekühlten Waren- und das sind fast immer Lebensmittel­unansehnlich und schmierig, daher verwendet man im Haushalt

Wassereis recht ungern.

Beim Transport von Lebensmitteln wie Fleisch, Fischen, Butter, Milch ist man aber auf eine Kühlung in den Eisenbahnwaggons an­gemiefen. Man hat dann den großen Nachteil, außerordentlich große Massen des schweren Eises mit transportieren zu müssen, die viel Raum und Fracht fosten. In Amerika   ist man deshalb auf einen Ausweg verfallen, der technisch sehr interessant ist. Das Wassereis wurde dabei verlassen und man ging zu einem Körper über, dessen Eigenschaften vielen aus der Schule her bekannt fein dürften, nämlich die Kohlensäure. Dieser Stoff wird handels­üblich in starken Stahlflaschen geliefert, die ihn in start zusammen gepreßtem Zustande enthalten. Deffnet man das Bentil einer solchen Flasche und läßt die Kohlensäure daraus entströmen, so dehnt sie fich infolge der Drudoerminderung von 50 Atmosphären auf 1 Atmo sphäre start aus. Sollte sie bei diesem schwachen Drud gasförmig bleiben, so müßte man ihr plöglich ungeheure Wärmemengen zu führen. Da das mun beim freien Ausströmen nicht der Fall ist, ent­nimmt sie diese Wärmemengen sich selbst, wird dann aber start ab gefühlt und fann dann nicht mehr gasförmig, sondern nur noch als fefter Körper bestehen. Es entströmt also dem Bentil ein weißer Schnee: Kohlensäureschnee  . Dieser hat eine außerordent lich tiefe Temperatur, mindestens 78 Grad. Läßt man ihn frei an der Luft Itegen, so verdampft der Schnee langsam. Langjam deshalb, weil die Kohlensäure scheperer ist als die umgebende Luft. Sie bleibt

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deshalb über dem Schnee liegen und schützt ihn gegen Wärme­zustrahlung und weitere Verdampfung.

Diesen Schnee tann man auch zu Blöcken pressen. Er wird dann fast durchsichtig, wie Wassereis. In dieser Form kommt er in Amerika   in den Handel. Die ganze amerikanische Eiscreme= industrie und ihr Versand beruht auf diesem Kohlensäureeis, dem Trockeneis, wie es heißt, weil es nicht schmilzt, sondern ver= dampft, und deshalb kein Schmelzwasser hinterläßt. Mit Trockeneis fann man Eiscreme in Postpaketen versenden. Eiscreme hält sich in dieser Verpackung viele Tage lang, und man hat nicht selten von New York   nach San Franzisto folche Sendungen in der heißesten Jahreszeit auf den Weg gebracht, wo sie in harten Blöcken antamen.

Für den Haushalt kommt das Trockeneis leider weniger in Frage, weil es gasförmige Rohlensäure entwickelt, die nur in ganz geringen Mengen im Raume vorhanden sein dürfen. Man dürfte es im Kühlschrank auch nur in der Weise verwenden, daß man die Lebensmittel den verdampfenden Gasen aussetzt. Bettet man sie in Stohlensäure ein, so würden sie unbedingt gefrieren, was für die meisten Lebensmittel feineswegs erwünscht ist. Der große Vorteil des Kohlensäureeises ist, daß es infolge seines größeren Kältegehalts

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Sonnabend

9. März 1929

eine starke Lauge und wirkt als solche äzend, daher ist beim Arbeiten mit ihm größte Borsicht geboten. Alle Laugen bilden mit Säuren Berbindungen, die man Salze nennt. So ist etwa das Kochsalz das Salz der Natronlauge und der Salzsäure, der Kalkstein ein Salz der bildung sehr begierig Kohlensäure aus der Luft an; um dies und die Kaltlauge mit Kohlensäure. Der gelöschte Kalf zieht unter Salz­damit verbundene Erhärtung zu verhindern, läßt man ihn vor Ge­wird mit Sand vermischt und dient dann als Mörtel zur Bindung brauch in der Kaltgrube unter Wasser stehen. Der Kalkschlamm der Mauersteine. Das Hariwerden des Mörtels beruht nämlich nur auf der Aufnahme der Luftkohlensäure durch die Kalklauge unter Bildung des festen Salzes. Der Sand soll die Masse lockern und der Luft Zutritt in alle Teile verschaffen. Vielfach stellt man in Neu­bauten eiserne Körbe mit brennendem Kots, sogenannte Rotsförbe, auf, um durch diese Verbrennung den Kohlensäuregehalt der Luft zu vergrößern. Beim Zement hingegen beruht das Erhärten nicht auf der Aufnahme von Kohlensäure, sondern wahrscheinlich in der Bil­dung verschiedener Aluminiumverbindungen.

Forschungsarbeit deutfcher Ingenieure

Das Förderhöhenverhältnis der Kreiselpumpe für ideale und wirkliche Flüffigkeit betitelt sich ein Aufsatz von Dr.- Ing. Wilh. Schulz in Nr. 307 der Forschungshefte". Es ist ein altes Gebiet, auf dem sich diese Untersuchungen bewegen, berichtet doch schon Crelles Journal  1826 von Saugjchwungmaschinen. Die vorliegende Arbeit ist ein Teil aus einer Reihe von Versuchen, die von der T. H. Braunschweig   vor­gesehen sind. Die Arbeiten beziehen sich zunächst darauf, unter Zu grundelegung hydrodynamischer Methoden für die ideale Flüssigkeit die spezifische Schaufelarbeit zu berechnen, wenn das Rad bei be­liebiger Schaufelzahlen und Radienperhältnissen mit logarithmisch­spiraligen Schaufeln versehen ist. Die Versuche und Berechnungen ergaben, daß das Förderhöhenverhältnis für ideale Flüssigkeit mit den Schaufelzahlen wächst bis zu hohen Werten, um darüber hin aus bei weiter zunehmenden Schaufelzahlen nur wenig zuzunehmen. Für wirkliche Flüssigkeiten ergaben sich, bedingt durch die Reibung, geringere Werte. Steile Schaufeln find wegen Verschlechterung des Wirkungsgrades zu vermeiden und bei stark rückwärts gekrümmten Schaufeln sollte die Zahl von 5 bis 6 nicht überschritten werden.- Ein ebenso interessantes wie wertvolles und wichtiges Gebiet, auf dem noch viel Unflarheit, trog aller technischen Fortschritte, herrscht, behandelt Dr.- Ing. Rob. Wolff in Nr. 308: ,, leber die Schmierschicht in Gleitlagern und ihre Messung durch Interferenz." Es dürfte auch jedem Laien klar sein, daß bei allen Höchst- und Dauerleistungen von Motor und Maschinen, die dabei verwendeten Lager in hohem Maße an den Erfolgen teil­haben. Der Lagerfachmann aber weiß, daß der Schmierschichtdicke in den Lagern eine große Bedeutung zukommt. Die bisher bekann ten Berfahren zum Messen der Delschicht waren zu ungenau. Das vom Verfasser angegebene und in der Versuchsanstalt

Göttingen   der Deutschen Reichsbahngesellschaft ausprobierte neue Meßverfahren beruht auf Lichtinterferenz bei einem Spalt aus der Welle des zu untersuchenden Lagers und einer am Lager­metall angebrachten Schneide. Die einfache und zuverlässige Kon­ſtruktion gestattet dennoch ein genaues Messen. Kein Fachmann wird dieses Heft aus der Hand legen, das, mit Skizzen und neuen Formeln belegt, soviel Neues und Interessantes bietet, ohne Borteil daraus gewonnen und nicht zuletzt der Verkehrssicherheit und damit dr Allgemeinheit gedient zu haben. Ing. E- f.

Bücher der Technik.

Siegfried Giedeon: Bauen in Frankreich  , Bauen in Eisen, Bauen in Eisenbeton. 127 Seiten, 139 Abbildungen. Verlag Klint­hardt u. Biermann, Leipzig   und Berlin  .

Der Kampf um die zweckmäßige Form spiegelt sich in dieser Arbeit wider. Wir lernen Frankreichs   revolutionäre Architekten tennen und werden durch die Baukunst eines Jahrhunderts geführt. Der Verfasser zeigt an zahlreichen Beispielen, wie französische   Bau­meister versuchen, die moderne Wohnung zu schaffen, bei der Eisen und Eisenbeton die bevorzugten Baustoffe sind. So entstehen Wohn­bauten, die sich in ihrer Form lösen von der kompakten Steinbau­weise. Die Wohnungen werden leicht, luftig. Die Landschaft wächst in sie hinein. Die sehr guten Bilder müssen besonders hervorgehoben werden.

Dr. Ing. W. von Langsdorff: LZ 127  . Graf Zeppelin. 80 Seiten, 66 Bilder. H. Bechhold Verlagsbuchhandlung, Frankfurt   a. M.

Eine genaue durch gute Bilder unterstützte Arbeit über den Aufbau des letzten Zeppelin- Schiffes. Darüber hinaus eine Werbe­schrift für das Großluftschiff. Sehr gut ist auch ein Kapitel über den Betrieb des Zeppelin. Eine lehrreiche, gut lesbare, empfehlenswerte Arbeit.

Hanns Günther  : Gold auf der Straße. Was aus Abfallstoffen werden kann. Geheftet 1,80 M., gebunden 2,50 M. Verlag

durch die Abkühlung auf 78 Grad im gleichen Raum gewiffer Died u. Co., Stuttgart  .

maßen viel mehr Kälte enthält, als Wassereis. Es ist übrigens in Blöcken auch fast doppelt so schwer wie Wassereis. Für den Kühl­marentransport ist das insofern sehr zweckmäßig, weil man nicht joviel totes Gewicht mitzuschleppen und so viel Raum braucht.

Während in Amerika   die Trodeneisindustrie schon verhältnis­mäßig ausgebreitet ist, gibt es in Deutschland   erst eine einzige Fabrik dieser Art. Solche Fabriken arbeiten hierzu lande deshalb unter verhältnismäßig ungünftigen Umständen, weil ein Kohlensäuresyndikat besteht, und meil solche Fabriken die Kohlen­fäure selbst herstellen müssen. Au das ist eine verhältnismäßig teure Sache, um so mehr, als der Absatz noch ganz unsicher ist. Immerhin dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, daß sich mich in Deutschland  das Trodeneis einführt.

Vom Mörtel.

Ing. F. Linte.

Wir sind es gewöhnt, Naturvorgänge auszunützen, ohne uns über die Natur der Vorgänge wissenschaftlich im flaren zu sein. Wer meiß etwa, auf welchen chemischen Grundlagen die Verwendung des Mörtels beruht? Zur Anfertigung des Mörtels wird zunächst alt gebrannt. Ralfstein ist ein Salz der Kohlensäure, beim Brennen wird die Kohlensäure( genauer: Die ihr entsprechende mafferfreie Verbindung, das Kohlendioxyd) ausgetrieben. Der gebrannte Stait verbindet sich beim Löschen das heißt beim Zusak von Wasser, sehr heftig, ja unter Wärmebildung mit diesem. Der gelöschte Ralf ist

Das Büchlein behandelt das Problem der Abfallverwertung, das für unsere Wirtschaft von der größten Bedeutung ist. Der Berfasser führt seine Leser in Kohlenzechen und Eisenhütten, in und Metallindustrie und erläutert an diesen Beispielen die Wich Stahlwerte und Hochöfenanlagen. Er gibt Einblicke in die Schmuck­figkeit der Verwendung von Abfallstoffen. Auch die Beseitigung des Hausmülls und der Abwässer wird kurz behandelt. Mit Recht Sparmaßnahmen stehen. Das Endziel ist die Zeit, in der das betont Günther, daß wir heute errst am Anfang dieser gewaltigen schwarze Industriegebiet nicht länger schwarz sein wird und die Flüffe ihr kristallenes Balser wieder erhalten.

Prof. Dr.- Ing. G. Comonoffoff: Diesellokomotiven. 304 Seiten, 401 Abbildungen, 3 Tafeln. Preis in Leinen geb. 32 M. BDI.­Verlag, Berlin   NW. 7.

Der BDJ. Berlag hat sich durch die Herausgabe von technischen Werken, durch die auf bestimmten Gebieten bisher geleistete 2r­beiten zusammengefaßt werden, ein großes Verdienst erworben. Lomonoffoffs Buch über die Diesellokomotive gehört zu diesen Wer­fen. Jeder Ingenieur, der auf dem Gebiet der Diesellokomotive arbeitet oder sich für diesen jungen Zweig der Technik interessiert, findet hier eine flare Uebersicht über das bisher Geleistete und ob jettine Kritiken der vollendeten und der vorgeschlagenen Diefel­lokomotiven. Das Buch Lomonoffoffs muß zu den klassischen Werten der Technik gerechnet werden.