Der Abend
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Nr. 130
B 65 46. Jahrgang.
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Der Amtliche Preußische Pressedienst feilt mit:
Am Sonnabend nachmittag hat unter dem Vorsitz des Reichstanzlers eine Ministerbesprechung stattgefunden, an der außer den Reichsministern auch der preußische Ministerpräsident Braun und die zuständigen preußischen Ressortminister, Finanzminister Höpker- Aschoff und Landwirtschaftsminister Steiger, teilgenommen haben. In der Sihung wurden die geplanten Hilfs. maßnahmen für Ostpreußen durchgesprochen und Einigfeit darüber erzielt, daß zu ihrer Durchführung dem Reichsrat ein Gefehentwurf zugeleitet werden soll. Auf Wunsch des Reichs präsidenten ist noch beabsichtigt, am Mittwoch eine weitere Sitzung unter Teilnahme der preußischen Ressortminister unter seinem Borsitz stattfinden zu lassen, in der dem Reichspräsidenten über die be. fchloffenen Maßnahmen Bericht erstattet werden wird.
Der an Reichsrat und Reichstag gehende Gefehentwurf wird zum Teil eine Fortiehung der schon bisher laufenden Maßnahmen innerhalb eines umfangreichen Programms bringen. Die preu.. Bischen Hilfsaffionen für Offpreußen werden fortgesetzt und weiter ausgebaut, ohne durch ein befonderes Gesetz geregelt zu werden.
13 Opfer eines Flugzeugabsturzes. Bei der Notlandung in einen Zug gerannt.
Bei Newark im Staate New Jersey mußte gestern ein Ford- Flugzeug notlanden. Dabei rannte das Flugzeug gegen einen haltenden Zug. Bon den Insassen wurden 13 getötet und einer schwer berlegt.
Ergänzend wird aus New York gemeldet, daß es sich um ein Riesenfordflugzeug handelte, das mit drei Motoren und 15 Personen zu einem Rundflug über New Jersey und New York aufgeftiegen war. Schon beim Start der Maschine bemerkte man, daß die Motoren nicht ganz einwandfrei arbeiteten und der Apparat schwer ablam. Als sich die Maschine in etwa 200 Fuß Höhe befand, sette plöglich einer der drei Motoren aus, und der Führer schickte fich an, zu landen, Der Abstieg ging auch soweit glatt vonstatten, bis der Apparat plötzlich über den Eisenbahnanlagen der Jersey Central Railroad ins Banken geriet. Auf den Schienen stand ein Güterwagen, und dem Führer gelang es nicht mehr, diesen zu überfliegen, um auf dem dahinterliegenden freien Gelände die Notlandung vorzunehmen. Das Flugzeug raste mit aller Gewalt gegen den Güterwagen und wurde vollkommen zertrümmert. Der Führer und Begleiter, die sich im offenen Führersitz befanden, wurden herausgeschleudert und blieben etwa 20 bis 30 Meter meiter schmer verletzt liegen. Die sich in der Kabine aufhaltenden 13 Personen, darunter eine Frau, wurden buchstäblich zermalmt. Der Anprall war so start, daß selbst der schwere mittlere Motor herausgeschleudert wurde und wieder auf die Passagiere fiel.
Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine der größten amerikanischen Transportmaschinen, die im Kolo= nialflugdienst Verwendung finden sollte. Die Maschine machte eine der letzten Rundflüge vor ihrer endgültigen Indienststellung. Sie war ausgerüstet mit drei Wright Whirlwindmotoren.
Alle Mühlen stehen still!
Streit der Berliner Mühlenarbeiter.
Die feit Januar bestehenden Cohndifferenzen in der Berliner Mühlenindustrie konnten auf friedlichem Wege nicht beigelegt werden, so daß die Mühlenarbeiter heute früh in den Streit eingetreten sind. Der Streit erstreckt sich auf Dampfmühle, Hermannsmühle, Humboldtmühle, Salomonmühle, Schüffmühle und Bittoriamühle, mit etwa 420 Streifenden.
Der Schlichtungsausschuß hatte einstimmig, also mit den Stimmen der Unternehmervertreter, einen Schiedsspruch gefällt Allein die Unternehmer lehnten diesen Schiedsspruch a b. Die Berbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches scheitert daran, daß die Müllereibetriebe nicht zu den lebenswichtigen Betrieben zählen; offenbar im Hinblick auf die verhältnismäßig geringe Zahl der beschäftigten Arbeiter.
Die Nachverhandlungen führten auch nicht zur Berständigung, so daß den im Nahrungsmittel- und Getränkearbeiterverband organisierten Mühlenarbeitern fein anderer Weg blieb als der Streit.
„ General Motors " Herr in Rüsselsheim .
Die Herrschaft von General Motors über Opel ist Tatfache geworden. Dr. Fritz Opel , der Sohn von Wilhelm Opel , und Mister P. Sloan find seit gestern in Berlin . Sie haben der Deffentlichkeit Erklärungen abgegeben über den Bertrag, der am Sonnabend in Rüsselsheim endgültig unterzeichnet wurde.
nominell
Der größte Teil der Opel - Aktion es sind 60 Millionen wurde für 120 Millionen Mark an die General Motors Co. in Detroit verkauft. Herr Sloan nennt den Vertrag
-
Auf, nach Braunpreußen!
Die braunschweigisch en Deutsch nationalen fuchen Anschluß an Preußen, nachdem die jahrelange Miß wirtschaft der Stahlhelmregierung ihre Nachfolger zu Steuererhöhungen zwingt.
PREUSSEN
Braunschweig
2008
Steuern
Braun: 3hr seid mir schöne Partifulariffen."
eine Intereffengemeinschaft" zwischen Opel und General Motors . Rechtlich und kapitalmäßig ist General Motors in Rüsselsheim der Herr; denn in einer Generalversammlung der Aktionäre hätte er die unbeschränkte Macht.
Aber General Motors setzt nicht einfach seine Detroiter Diref=
Die kommende Reparationsbank.
Lamont oder Gilbert als Leiter.
,, New York Times " bringt in einem Bericht ihres Pariser Vertreters einen ausführlichen Plan der Organi sation der Reparationsbank, als deren Leiter Lamont oder Gilbert in Betracht kämen. Das Blatt bezeichnet die Reparationsbank als Friedensinstrument und sagt, die Feder des Bankiers, mit der die Schecks für die internationalen Zahlungen ohne Störung des Devisenverkehrs gezeichnet sind, werde sich mächtiger erweisen als das Schwert der Generale.
Das Verhandlungsstadium. Bertinar meldet dem ,, Daily Telegraph " aus Paris : Die optimistische Ansicht, die in der Presse während der letzten Tage vorherrschte, war wahrscheinlich auf den Umstand zurückzuführen, daß zum erstenmal die amerikanische Delegation, die bisher die Wage zwischen beiden Parteien mehr oder weniger auf gleicher Höhe hielt, auf eine Uebereinstimmung mit derfranzösischen
toren nach Rüsselsheim . Er produziert auch nicht einfach seine amerikanischen Wagen in Rüsselsheim , um sie in Europa zu vers kaufen. General Motors steckt in die Rüsselsheimer Anlagen seine Technik und vor allen Dingen sein Geld. Die Familie Opel , die ganze bisherige Opel- Direttion, wird praktisch der Angestelltenstab von der amerikanischen General- MotorsGesellschaft, wobei es diese für richtig hält, die gut eingeführten Opel - Wagen weiter zu produzieren und die Absazorganisation von Opel neben der eigenen in Deutschland aufrechterhalten zu lassen. Mit der Technik und dem Kapital von General Motors soll von Rüsselsheim her der deutsche und europäische Absatzmarkt, esonders auf dem Balkan , erobert werden.
Je mehr Geld General Motors in Rüsselsheim hineinsteckt, je mehr Opel an Wagen in Europa verfauft, desto größer wird der Brofit für General Motors sein. Leztlich ist das Vorgehen von General Motors viel weniger ein Schlag gegen die deutsche Automobilindustrie als ein Schlag gegen Ford, der Europa ebenfalls erobern will. Die Taktik von General Motors geht dahin, nach Opel in Deutschland etwa auch ,, Citroen in Frankreich und ,, Fiat" in Italien auf die gleiche Weise zu taufen wie Opel und mit dem Ansehen der führenden Firmen einen Vorsprung vor Ford zu erreichen, der seinen Namen in Europa erst einführen muß.
Dr. Frizz Opel soll auch über die Gründe gesprochen haben, weshalb der Vertrag mit General Motors gemacht wurde. Der entscheidende Grund scheint der zu sein, daß Opel fürchtete, von General Motors oder von Ford und General Motors zusammen troß seiner hochentwickelten Produktion in Deutschland und Europa über den Haufen gerannt zu werden. Jedenfalls betonte Opel , daß er für den Ausbau seiner Produktion und seines Absages in Deutschland nicht genug Rapital betommen hätte, und vor allen Dingen sei das von deutschen Banten angebotene Kapital zu teuer gewesen. Diese Gründe scheinen durchaus plausibel, wenn man die gewaltige Kapital- und Organisationskraft bedenkt, mit denen General Motors und Ford ihren Borstoß nach Europa durchführen können. Mit Ford fonnte Opel nicht zusammengehen, weil Ford nur seine eigene Produktion durchführt, also blieb nur General Motors .
Wird Deutschland bei dem Geschäft gewinnen? Auch darüber haben sich Sloan und Opel ausgelaffen. Fritz Opel sagte, daß der Bertrag mit General Motors die Opel A.-G. befähigen wird, dent deutschen Automobilkäufer wie der deutschen Baltswirtschaft gleich wertvolle Dienste zu leisten. Durch die eingegangene Berbindung dürfte Rüsselsheim zu einem der wichtigsten Faktoren für die Erschließung des deutschen und außerdeutschen Marktes werden". Sloan sagt, daß sein Geschäft mit Opel Deutschland zweifellos eine vermehrte Beschäftigung seiner Arbeitskräfte und einen gesteigerten Bebarf von Material für die Autoindustrie bringen werde.
,, Es gibt Geschäft genug für alle"( there is business enough for all), fügte Mister Sloan von General Motors noch hinzu, und das ist wahrscheinlich richtig, auch für die deutsche Arbeiterschaft.
Delegation hinzuschreiten scheint. Die französischen Forderungen fönnen in zwei Buntte zusammengefaßt werden: 1. Frankreich müßte außer dem, was es braucht, um seine englischen und amerikanischen Schulden zu bezahlen, 15 Milliarden Papierfranken erhalten, die nicht durch späteren Diskont vermindert werden. 2. Der Teil der deutschen Annuität, der den eigentlichen Reparationen entspricht, müßte eine Art von Friorität genießen, da er durch die bedingungslose Zahlung Deutschlands gedeckt sein würde, während die weitere Zahlung für die Zurückzahlung der interalliierten Schulden bestimmt werden. Pertinax meldet weiter, die deutsche Delegation habe bisher keine Neigung gezeigt, die in der französischen Preffe genannten Summen anzunehmen. Dr. Schacht habe sich jedoch seit seiner Rüdfehr aus Berlin in seinen Ansichten gemäßigter gezeigt. Beispielsweise bestehe er nicht mehr wie früher darauf, daß die Bera pflichtungen Deutschlands nicht über 37 Jahre ausgedehnt werden dürfen. Zweifellos werde die deutsche Delegation jedoch sehr zähe sein. Unter diesen Umständen werde eine Anstrengung gemacht die britische Delegation zu veranlassen, die 3800 Millionen Mark aufzugeben, die sie als Außenstände im Sinne der Balfour - Note ansieht.
werden, um