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Beilage

Donnerstag, 21. März 1929

Tag des Buches

Die Rechnung der Arbeiterklasse

Eine große Anzahl kultureller und wirtschaftlicher Verbände| hat sich vor einigen Monaten zusammengeschlossen, um, dem Beispiel anderer Länder folgend, eine großzügige Propaganda für das Buch einzuleiten. Ein Ausschuß, dem die Vertreter dieser Verbände an­gehören, hat zunächst das Programm für einen Tag des Buches" ausgearbeitet, der am 22. März, am Todestag Goethes in ganz Deutschland abgehalten werden soll. Am Vorabend dieses Tages findet hier in Berlin eine öffentliche Rundgebung statt, die durch den Rundfunk über das gesamte deutsche Reichsgebiet und in die angrenzenden Staaten übertragen werden soll und so den Auftakt zum Buchtag bilden will.

Wie immer bei derartigen Veranstaltungen, bei denen ver­schieden geartete Organisationen mitwirken, sind sowohl die Motive wie die an den Buchtag geknüpften Erwartungen verschieden. Eines aber hat sich im Verlauf der Borbereitungen zum Buchtag sowohl aus den internen Beratungen wie aus den Erörterungen in der Presse als gemeinsames Ziel herausfristallisiert: der Wunsch, die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung auf die Buchtrise, die einen Teil der allgemeinen Kulturfrise bildet, hinzulenten und durch Propaganda für das gute Buch der geistigen Berflachung und Verödung entgegenzuwirken. Wenn die Veranstaltungen am 21. und 22. d. M. diese Aufgabe vollbringen, so werden sie bei allen Mängeln, die ihnen zunächst anhaften müssen, als pofitive Leistungen gewertet werden können.

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genossenschaftlicher Grundlage aufgebaut, den geistigen Bedürfnissen zehntausender proletarischer Leser zu dienen bestrebt find.

Diese Hinweise mögen genügen, um zu zeigen, in welcher Richtung gearbeitet werden muß, um die auf dem allgemeinen Büchermarkte herrschende Anarchie der Produktion und damit auch die bestehende Buchtrise zu beseitigen.

Damit soll teineswegs gefagt werden, daß die Arbeiterschaft sich lediglich auf die Methoden der Selbsthilfe, wie sie bisher geübt wurden, beschränken darf. Gerade der ,, Tag des Buches" muß der Arbeiterschaft Veranlassung geben, auf die Sünden hinzuweisen, die die bestehende Gesellschaftsordnung auf diesem Gebiete wie auf allen anderen Gebieten des öffentlichen Lebens ihr gegenüber auf dem Gewissen hat. Sie muß dem Staat, der ein sozialer Bolts­

Das Programm

Am Donnerstag

Oeffentliche Kundgebung im Plenarsaal des Reichstags in Anwesenheit der Vertreter des Reichs, der Länder, der gesamten Presse und der Vertreter aller interessierten Organisationen abends 8 Uhr.

( Der Sender der Deutschen Welle Königswusterhausen, der Funkstunde A.-G. Berlin und eine Zahl weiterer Rundfunkgesellschaften verbreiten die Kund­gebung über das gesamte deutsche Reichsgebiet und in die angrenzenden

Staaten.)

1. Ansprache des Herrn Reichsministers des Innern Carl Severing ;

2. Dr. Leo Weismantel: Buch und Volk";

Der Abend

Spalausgabe des

Vorwans

Man muß also den Einbrud gewinnen, daß es mit der Teil­nahme am deutschen Buchtag aus durchaus zwingenden Gründen in den Kreisen der Arbeiterschaft recht ungünstig bestellt ist. Aber alle diese Betrachtungen, die ganz gewiß berechtigt sind, die aus ununterbrochenen Beobachtungen unferes wirtschaftlichen und sozialen Lebens resultieren, zeigen sich bei näherer Betrachtung als nicht völlig stichhaltig. Es gibt da eine Lücke in der Beweisführung, die der Erklärung bedarf, und ohne deren Verständnis die ganze Frage in die Gefahr einer schiefen Behandlung gerät.

Wer als Student in den Jahren vor dem Kriege bis etwa zum Ausgang des Jahres 1917 die Freude hatte, an den Arbeiter= unterrichtstursen der Berliner Universität praktisch mitzuwirken, der hat sich in sein späteres Leben eine ganz andere Vorstellung von der Bücherfreudigkeit des deutschen Arbeiters hin­übergerettet. Er hat Eindrücke empfangen, die er gewiß niemals vergessen wird, ob er nun der Arbeiterbewegung noch heute nahe steht oder nicht. Niemand wird behaupten wollen, daß es den Arbeitern im Kriege wirtschaflich besonders gut ging( der Hinweis, der an dieser Stelle von bürgerlicher Seite bestimmt in Richtung der Munitionsarbeiter hin gegeben wird, beweist gar nichts). Dennoch- jede Anregung, fich das eine oder andere wertvolle Buch anzuschaffen, ob es nun mit dem jeweiligen Lehrplan in Zusammenhang stand oder nicht, wurde befolgt, und es dauerte nicht lange, da standen sich Lehrer und Schüler, Arbeiter und Studenten in enger Freundschaft gegenüber, durch die Liebe zur Sache, zur gemeinsamen Sache, nicht zulegt aber auch durch die Liebe zum Buch treu verbunden.

Also: die materielle Lage der Arbeiterschaft ist heute gewiß nicht glänzend. Was aber damals galt, gilt heute in weit größerem Maße. Die demokratische Republit hat der Arbeiterschaft eine Mitwirtung an der Gestaltung ihrer Lebensbedingungen geschaffen, die nicht zuleht in den großen Bildungsorganisationen

Der Buchtag ist, wie gesagt, nur ein Auftakt. Ihm soll die systematische fortgesetzte Arbeit aller Kulturorganisationen wie aller sonstigen an der Entwicklung des Bildungs- und Buchwesens inter­essierten Berbände und Institutionen folgen. Hier beginnen aber erst die Schwierigkeiten, die der Lösung des aufgerollten Problems im Wege stehen. An der Beseitigung der herrschenden Buchtrise sind die verschiedensten Kreise interessiert: die Berleger und Buchhändler nicht minder wie der E griftsteller, Künstler, sowie die zahlreichen Arbeiter und Angestellt, a im Buchgewerbe. Nicht geringer ist aber auch das Interesse der Buch tonsumenten, die sowohl unter der geistigen wie unter der wirtschaftlichen Anarchie auf dem Büchermarkt leiden. Groß ist schließlich auch das Intereffe aller Für jede Rede ist eine Sprechdauer von 15 Minuten festgesetzt. Augenblic in seiner Bedeutung noch nicht genügend gewürdigt wird,

tulturellen Verbände, die das Buch als das wichtigste Mittel zur Hebung des geistigen Niveaus des Boltes werten müssen. So stoßen hier die verschiedensten Interessenrichtungen zusammen, tauchen Meinungsverschiedenheiten und Gegenfäße auf, die sich sowohl aus den verschiedenen Weltanschauungen und der sozialen Lage der in Frage kommenden Gruppen wie aus der verschiedenen Stellung zur Bücherfrage( Produzent oder Konsument) ergeben.

Es wäre ein vergebliches und unnüßes Bemühen, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, wie alle diese Intereffengegensätze und Meinungsverschiedenheiten ausgeglichen werden fönnten. Die hier aufgezeigten Krisenerscheinungen fönnen, wie bereits erwähnt, nicht isoliert, sondern nur als Teil der allgemeinen Kultur. frise im Zeitalter des niedergehenden Kapitalismus gewertet werden. Nur unter diesem Gesichtspunkt fönnen auch jene Mittel in Betracht gezogen werden, die zur Linderung der Buchtrije und zugleich zur Hebung des allgemeinen fulturellen Niveaus des Bolkes herangezogen werden müssen. Maßgebend ist hier folgender Ge­sichtspunkt: Die Buchtrise wie die allgemeine Kulturkrije tann nur dann gemildert werden, wenn das Buch, das heute der großen Masse der arbeitenden Bevölkerung meift unerschwinglich ist, den Käufern in größerem Maße als jetzt materiell zugänglich gemacht wird, und wenn der geistige Inhalt der Buch produktion, die sich heute vorwiegend den wechselnden Sensations­bedürfnissen des Marttes anpaßt, in weit höherem Maße als jegt dem wachsenden Kulturbedürfnis und dem seelischen Hunger der arbeitenden Bevölkerung Rechnung trägt.

Die erstgenannte Bedingung ist eng verknüpft mit der wirt­schaftlichen Lage der großen Bevölkerungsmasse. Solange die Löhne und Gehälter auf dem heutigen Niveau stehen, wird der Ab. fatmarkt für das deutsche Buchgewerbe nur ein sehr beschränkter fein fönnen. Das gleiche gilt auch von der zweiten Bedingung: Eine engere geistige Verbindung zwischen dem Buchproduzenten und dem Buchkonsumenten wird nur dann eintreten, menn die Schranten, die dem kulturellen Aufstieg der breiten Massen im Bege stehen( Bildungsprivileg der Besitzenden, Berechtigungswesen usw.) zertrümmert werden, und der Staat in ganz anderer Weise als jetzt die öffentlichen Mittel in den Dienst der wahren Bolts­bildung stellt.

Die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiterklasse haben schon längst diese Zusammenhänge ertannt, und mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, daran gearbeitet, das Buch wie alle sonstigen Bildungsmittel in den Dienst des proletarischen Befreiungskampfes zu stellen. Es muß auch an­gesichts des Buchtages erneut darauf hingewiesen werden, daß die politischen und wirtschaftlichen Organisationen der Arbeiterklasse feine eng begrenzten Interessenvertretungen sind, sondern Träger der größten Kulturbemegung aller Beiten, die sich u. a. auch die Hebung des geistigen Niveaus der breiten Massen der arbeitenden Bevölkerung zur Aufgabe gestellt hat.

Im Dienste dieser Aufgabe betrachten Partei Gewert schaften und Genossenschaften sowie der große Kreis ber Drganisationen, die besonderen fulturellen Interessen dienen, die Herstellung und Berbreitung guter billiaer Bücher, die Einrichtung von Arbeiterbüchereien und Lesehallen und ähnliche Maßnahmen als einen wichtigen Bestandteil ihres Wirtens. Troß aller Lücken und Mängel, die auf ungünstige Berhältnisse zurückzuführen find, ist denn auch das sozialistische Berlagswesen und der ihm angeschlossene Buchhandel im großen und ganzen frei von der tiefen inneren Krise, die das deutsche Buchwesen untergräbt. Auch die sozialistische Buchproduktion leidet naturgemäß unter der traurigen ökonomischen Lage der Arbeiterschaft. Aber zwischen Pro­duzent und Konsument, zwischen Autor und Leser besteht hier jener innere Zusammenhang, der für die bürgerliche Buchproduktion heute ein unerreichbares Ideal darstellt. Nicht minder symptomatisch ist der starte Aufschwung der proletarischen Buchgemein jhaften Büchertreis und Büchergilde Gutenberg"), die, auf

3. Dr. h. c. Eugen Diederichs : Die Krisis des deutschen des Proletariats in die Erscheinung tritt. Ohne äußeren Glanz und Buches";

4. Walter von Molo : Der Weg des Schriftstellers in unserer Zeit";

5. Prof. Anna Siemsen :, Buch und Leser";

Am Freitag

Interne Sitzung im Plenarsaal des Reichswirtschaftsrates in Anwesenheit der gesamten Presse und der Vertreter der inter­essierten Organisationen vormittags 11 Uhr.

1. ,, Der moderne Verlag", 1. Referent: Dr. h. c. Gustav Kilpper, 2. Referent: Dr. Julius Bab, Korreferent: Dr. Alfred Döblin ; 2. ,, Der moderne Leser", Referent: Dr. Werner Mahrholz, 1. Korreferent: Dr. Frankenheim, Bonn , 2. Korreferent: Walter Hofmann , Leipzig :

3. ,, Das deutsche Buchgewerbe", Referent: Otto Krautz; 4. Presse und Buch", Referent: Dr. Monty Jacobs, Korre­ferent: Ernst Rowohlt .

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Sprechdauer je 15 Minuten. Ohne Diskussion.

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Der Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerk­ schaftsbundes hat außerdem über seine Beteiligung an der ge­meinsamen Kundgebung hinaus mit der Deutschen Welle ver­einbart, daß am Sonnabend, dem 23. März. 18 bis 18.30 Uhr. der Bibliothekar des Deutschen Verkehrsbundes , Rudolf Waclariak, über Arbeiter und Buch", am Sonnabend, dem 30. März, 18 bis 18.30 Uhr, der Jugendsekretär des ADGB. , Walter Maschke , über Das Buch und die arbeitende Jugend" sprechen werden.

Der Reichsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit hat seine Organisationen angewiesen, sich am Tag des Buches durch Sonderveranstaltungen zu beteiligen.

staat sein will, auch hier ihre Rechnung präsentieren. Sie muß daran erinnern, daß beispielsweise auf dem Gebiete des öffent­lichen Büchereiwesens wie auf dem der Förderung der Arbeiter büchereien dieselben Sünden gutzumachen sind wie auf dem des Boltsschulwesens, der Erwachsenenbildung usw.

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Hier ist der Boden, auf dem das Reichsministerium des Innern, das dem Buchtag weitgehende Förderung angedeihen läßt, zeigen müßte, wie die jetzt aufgerollten Probleme im Interesse der fulturellen Hebung der arbeitenden Bevölkerung gelöst werden follen.

A. Stein.

Literatur und Proletariat Helfer im Befreiungskampt der Arbeiterklasse 3m hungrigen Magen Eingang finden mur Suppenlogit mit Knödelgründen"

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So spottete vor hundert Jahren Heinrich Heine , das Haupt der jungen deutschen Dichtergeneration. Wie tönnen wir zusammen mit den Kreisen der Besitzenden, mit den Schichten des wohlfituierten Bürgertums einen Tag des deutschen Buches begegen, wenn uns die notwendigsten Mittel zur Friftung des täglichen Lebens fehlen?"- so wird mancher Arbeiter fragen, und es wäre Heuchelei oder ein Bersteckspielen mit der Wirklichkeit, wenn wir ihm bei einer solchen Fragestellung nicht zustimmten. Arbeitslosigkeit, soziale Krankheiten, Rummer und Not herrschen in fast allen Broletarierfamilien. Die üble Lage auf dem Wohnungsmarkt verschließt eine der wesent lidysten Boraussetzungen der Beschäftigung mit dem Buch, nämlich das Borhandensein eines, wenn auch noch so bescheidenen eigenen Heims, hinzukommt die gerade für den Proletarier so dringend gegebene Notwendigkeit, sich ständig auf seinem Arbeitsgebiet fort. zubilden, um dem immer härter werdenden Kampf ums Dafein einigermaßen gewachsen zu sein, so daß die geringen Mittel, die ihm etwa zur Beschaffung von Büchern, Broschüren, Zeitschriften usw. übrig bleiben, vollständig für die Anschaffung von Fachliteratur des jeweiligen Spezialgebietes in Anspruch genommen werden.

ohne Festesprunt, aber mit zäher Beharrlichkeit eines Menschen, einer Schicht, einer Klasse, die weiß, daß von ihrem Willen zur Macht die Gestaltung ihrer gesamten zufünftigen Schicksale abhängt. Hier ist in den letzten Jahren vieles geschaffen worden, was im was sich aber in fünftiger Zeit träftig auswirken wird.

Die Erfahrungen der Geschichte, insbesondere der Geschichte der sind für die Arbeiterschaft von heute eine gute Lehrmeisterin. Bir europäischen Revolutionen in den letzten 150 Jahren, wiffen und der Genosse Heinrich Cunow hat es uns in seinem außerordentlich interessanten Buch über Die Parteien der französischen Revolution und ihre Bresse" attenmäßig bekundet von welch starfem Einfluß die literarische Tätigkeit der Vorkämpfer der französischen Freiheitsbewegung für jenen gigantischen Kampf gewesen ist, der mit dem Bastillesturm am 14. Juli 1789 einsetzte und fortwirkend bis zum heutigen Tage nicht geendet hat.

Gewiß verkennen wir Sozialisten nicht die letzte und entscheidende Bedeutung der Produktionsverhältnisse für die Gestaltung der Klaffenlage in den einzelnen Ländern. Gewiß redet sich niemand von uns ein, daß ein noch so zündendes Buch, ein noch so leiden­schaftlicher Aufruf imftande wäre, eine revolutionäre Bewegung zu entfachen. Aber wir wissen, daß jene Kraft des gedruckten Wortes, die schon Wilhelm Liebknecht erkannte und der Arbeiterschaft in seinem programmatischen Ruf: Wissen ist Ma ch t" mahnend vor Augen hielt, imstande ist. in bedeutsamer Wechselwirkung die öfonomischen Verhältnisse so zu beeinflussen, daß mit der sich ändern­den Ideologie eine Berstärkung des proletarischen Klaffenbewußt­Jeins und damit einer Bertiefung des Freiheitskampfes der Arbeiter­fchaft eintritt. Gerade wir Sozialisten wollen nicht vergessen, von welch ungeheurer Bedeutung die persischen Briefe" eines Mon= tesquieu zur Vorbereitung der Revolution gewesen sind, wir dürfen nicht übersehen, wie das Eintreten Voltaires für die Sache der Gerechtigkeit die Massen hinriß und ihren revolutionären

Willen vertiefte.

Doch denken wir an eine spätere Epoche: denken wir an die Freiheitsbewegung, an die Freiheitsdichtung, die dem Sturmjahr 1848 voranging! Nie wird sich aftenmäßig feststellen laffen, was an Erfolgen der Märztage des Sturmjahres der leiden­schaftlichen Freiheitsdichtung eines Herwegh, eines Freilig­rath, eines Dingelstedt und der zahllosen anderen Kämpfer der Feder zu danken ist Daß die Bücher, die legal und illegal in jenen Tagen erschienen, die den Kampf gegen die Zensur führten und die die Sache des Volkes vertraten, die politischen Ereignisse in entscheidender Weise mitbeeinflußten, wird heute von niemandem bestritten werden.

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In diesem Sinne nimmt der deutsche Arbeiter am Tag des Buches" teil. Er hat gelernt, und die Zeit ist ihm eine harte Lehrmeisterin gewesen daß das Buch eines der vielen Mittel ist. die, richtig angewandt, ihm eine wirtsame Unterstützung in seinem Kampf um beffere Existenzbedingungen gewähren. Und so ist auch für uns der 22 März teine literarische, sondern eine proletarische Angelegenheit im besten Sinne des Wortes.

Der Büchernarr und die Dublette.

Sofort

Zu welchen Taten sich leidenschaftliche Büchersammler hinreißen laffen, zeigt ein Borfall, der nach den Angaben von Dr. Theodore Wesley Roch in der Zeitschrift für Bücherliebhaber, Philobiblon" berichtet wird. Ein englischer Bibliomane hört eines Tages, daß ein Pariser Sammler ein überaus seltenes Buch besitzt. stopft er feine Brieftasche mit Banknoten voll, fährt nach Paris und bietet dem Befiger 1000, 5000, 10 000, 15 000 und endlich 20 000 Franken. Nun fann der Franzose doch nicht widerstehen. Er überreicht ihm das Buch, der Engländer zieht 20 Tausendfrankenscheine aus der Tasche und triumphiert. Dann sehen sich beide an den warmen Ofen; der Engländer prüft von neuem den fleinen alten Schmöter, blättert ihn behaglich durch und wirft ihn ins Feuer. Der Fran 3oje glaubt, es mit einem Narren zu tun zu haben, und springt auf, um das Büchlein zu retten. Aber der Engländer hält ihn zurük und sagt befriedigt: Lassen Sie das! Ich habe doch ohnebies ein Exemplar des Wertchens und glaubte bisher, daß meines das ein. aige märe. Ich war im Irrtum. Jezt aber bin ich ganz sicher. Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Hilfe!"

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