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Nr. �eo. 46. Jahrgang Sounabend, S.«priH929
Aufklärung der Brudermordaffäre Manaffe Kriedlander ein Mörder aus- Eifersucht.
?» der MordaffSre de» ISjährlgeu ZNaaasfe Zrled- l S a d e r, der. wie erinnerlich. Ansang Januar in der elier. llchen Wohnung in der Passauer Straße seinen ein Jahr jüngeren Bruder Waldemar Ariedlonder und dessen gleichaltrigen Freund Tlbor Aoldes erschossen hatte und gegen den Voruntersuchung wegxn voppelmordes geführt wird. ist soeben eine aussehenerregende Wendung eingetreten, durch die endlich Licht in die Motive der grausigen Tat gebracht wird. Der Verteidiger de» jungen Friedländer. Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt, hat soeben den Unlersuchungsrichter. Landgerichtsrat Reh- bronn, davon in Kenntnis gesetzt, daß er sich im Einverständnis mit * dem Angeklagten für verpflichtet chalte, Mitteilung zu machen, daß die bisherige Darstellung Manasse Friedländers über die Vor- gänge der Tat und deren Ursach« nicht den Tatsachen ent> sprechen. Monosie Friedländer   hatte bislang sich dahin verteidigt. daß er aus nichtigem Anlaf, mit seinem Bruder Waldemar in Streit geraten, daß sein Bruder ihn daraufhin angegriffen und geschlagen habe, und daß' er in ohnmächtiger Wut dann zum Revolver gegriffen, zuerst seinen Bruder Waldemar und darauf den hinzugeeillen Tibor Földcs erschossen habe. Wie Rechtsanwalt Dr. Brandt nunmehr dem Untersuchungsrichter mitteilt, Hot sich der Sachverhalt nach dem Geständnis Manaffe Frledländers ganz anders, und zwar folgender- maßen zugetragen: Bor   etwa drei Iahren lernte Manaffe Iriedländer eine achtzehn- / jährige Freundin seiner jüngeren Schwester kennen. Zwischen beiden jungen Leuten entspann sich alsbald ein freundschaftliches Derhällnis, das aber, wie Friedländer   angibt völlig harmlos war. Beide duzten sich, gingen auch zusammen spazieren und küßten sich auch zuweilen. ohne daß dieser Umgang jemals intimere Formen angenommen hätte. Daß die Beziehungen so harmlos geblieben sind, war nach der Angabe Friedländers darauf zurückzusühren, daß er damals keine sexuellen Neigungen hatte und daß er da» jung« Mädchen in seiner ethischen Auffaffung zu hoch stellte. Zu gleicher Zeit lernte auch Tibor Földes, der damals im Hause der Ellern de» Angeklagten verkehrte, da» jung« Mädchen kennen und wandte ihr offenbor seine Neigung zu. Das Mädchen indeffen empfand nach der Behauptung Manaffe Friodländers weit mehr Interesse sür ihn als für den anderen. Dennoch ließ aber Tlbor Földes von ihr nicht ab und macht« Manasse Friedländer gegenüber wiederHoll Andeutungen, daß er es darauf anlegen wollte, das junge Mädchen zu Jallzubringen. Manaffe Friedländer   will diese Andeutungen niemals ernst genommen haben, bis ihm eines Tages Földes triumphierend erzählle. daß es chm gelungen sei. dos Mädchen auf den Boden ihrer elterlichen Wohnung hinaufzulocken und sich an ihr trotz ihre» Sträuben» mit Tewall zu vergehen. Diesen Vorfall soll das Mädchen dem Angeklagten nach seiner Behauptung dann auch bestätigt haben. Sl« soll sich weiler darüber beklagt haben, daß FSlde, ihr immer wieder nachstelle, soll Manaffe Friedländer den Borwurf gemacht haben, daß er sie überhaupt mit Földes zusammengebracht habe und ihm in höhnischem Tone oorgehallen haben, daß er ein Schwächling sei. weil er sie vor den Zudringlichkeiien des hingen Földes nicht zu schützen wisse. In der Folgezeit entwickelt« sich in Hern jungen Manne, der übrigens «in fast krankhaft g« st e i g'e r t e» Ehrgefühl besaß, ein immer stärkerer Haß gegen Földes. Dieses Hoßgefühl verstärkte sich noch mehr, al« Foldes in Gegenwart der beiden Brüder Friedländer   sich immer von neu«m mit seinem Erfolge brüstet«, wie «r überhaupt mit Vorliebe über geschlechtliche Dinge svrach und diese in allen Einzelhellen und mit den drastischsten Ausdrücken wiedergab. Manaffe Friedländer   will dadurch auf das tiefste angewidert worden sein. Sein Bruder Waldemar nahm regel-
mäßig bei den flch hieraus entwickelnden Szenen für Földes und gegen seinen Bruder Manasse Partei und verprügelte den ihm körperlich unterlegenen älteren Bruder. namentlich auch deshalb, weil er das Mädchen die absälligen Aeuße- rungen des Földes wiedererzählt Halle. So kam es, daß dos Gesühl des Haffes auch mehr und mehr auf seinen Bruder übertragen wurde. Am Tage der Tat nun erging sich Földes wieder in haß  - lichen Andeutungen über das Mädchen, die inzwischen mit ihrer Mutter nach Montreal   in Kanada   abgereist war, die aber von dort an Földes Briefe geschrieben haben soll. Plötzlich packt« den jungen Manaffe Friedländer   eine grenzenlos« Wut. Er riß den Revolver, den er sich vor mehreren Monaten gelegentlich getoust hatte, aus der Tasche und schoß auf Földes. Aus den Knall hin stürzte sein Bruder Waldemar aus dem Nebenzimmer herein und auf ihn zu. In höchster Erregung will der Angeklagt« nun auch aus seinen Bruder abgedrückt haben. Als beide am Boden lagen und er sah, was er angerichtet hatte, stellte sich Manaffe Friedländer selbst der Polizei. Bisher hatte Friedländer   immer angegeben, daß er zuerst seinen Bruder und dann Fiffdes erschossen hatte. Als psychologische Erklärung dafür, daß«r bisher die Unwahrheit gesagt habe, gibt Manaffe Friedländer   an. daß er das Mädchen nicht in die Sache hineinziehen wollte. Rechtsanwalt Dr. Brandt hat nunmehr beim Untersuchung»- richter beantragt, den Angeklagten Manaffe Friedländer soiart vor­führen und durch dessen Bernehmung den Sachoerhalt klarstellen zu lassen, außerdem auch eine schleunige Bernehmung des Mädchens in Kanada   durch di« zuständigen DeHorden anzuordnen.
Die Eisenbahnkaiastrophe in Rumänien  10 Tote, etwa 60 Verletzte. Nach einer Mitteilung der Eisenbahndlrekllon Bukarest   be- trägt die Zahl der Todesopfer bei dem Eisenbahnunglück in Labor bei Bozen   10, die der Verwaadeten 5g. Bei dem größten Teil der veranglückten handelt e» sich nm Eisenbahnbeamte und MUttär- Personen. Die Lokomotive, zwei Personenwagen und der Gepäck- wagen wurden vollständig zertrümmert, die Schien«« ans einer Strecke von 200 Meter ausgerissen. Der Sachschaden beläosi sich ans 20 Millionen Lei. Wie welter gemeldet wird, sind bereits einige der Schwerverwundelen gestorben. Die Bergungsarbeiten gestalten sich sehr schwierig. Der in dem Unglückszug reisende ehemalige Minister- Präsident und jehlge Senator V a i t o i a n u kam nnnerleht davon. Nachrichten über da» schwere Eisenbahnunglück in Rumänien   treffen infolge der heftigen Schneestürm«, die zu erheblichen Slörun- gen im Vrahlverkehr führen, nur mit großen Verspätungen ein. Wie di« Blätter melden, ist da» Unglück, das sich bereit, am Donnerstag abend um S Uhr in der Station Boboc ereignet hat. durch einen Weichensteller und durch den diensthabenden Station». beomleu verschuldet worden, vi« beiden Beamten sind verschwunden. Bei den drei entgleisten wagen Handell es sich um f« einen wagen der ersten, zweiten und drillen Slosse.
Todessturz vom Baugerüst. Auf dem Neubau der Städtischen Elettrizitäts- werke am Spreebad in Eharlottcnburg ereignete sich gestern nachmittag ein schwerer Unfall. Der 2f>jährig« Schlosser Willi M a H- r o n, dessen Wohnung noch unbekannt ist, verlor beim Ueberlausen eines' Berbindungsbrcttcs auf dem Baugerüst den Hall und
IbßuAuditdtC Romum cuecr Revolution. Vom Cethstri fitctmsHH Mosltu Er wehrte müde mit der blaffen Hand ab.«Sehen Sie. Sie können mich nicht verstehen, Sie haben ja die Jugend mit all ihrer Sradhest und ihrer Härte. Ich kann nicht mehr zurück. Ich hätte nie zurückgekonnt. Der Charakter oerreckt auf dem Altar des Werkes. Meine Kuffst hat mich, meine Erfolge haben mich... der Händedruck eines Königs genügt, um mich zum Verräter eines Menschen und meiner selbst zu machen. Die Wahl heißt, nicht nur in der Kunst: Jnkon- sequenz und Schlimmeres noch oder Erfolg. Eins gibt's nur. Ihr Großvater hat die Konsequenz gewählt. Ich das andere. Vergleichen Sie uns!" Er stand auf.Ich muß bitten, zu gehen. Ich muß Sie bitten, niemandem etwa» von diesem Besuch-- von meiner Mitwifferschaft zu sagen." Er hals Gerda. Calm vom Stuhl zu erheben, und geleltete sie zur Tür. Als sie sich zum Ab- schied stumm und knajjp verneigte, lächelte er schmerzlich. Hassen Sie mich nicht. Bedauern Sie mich lieber. Vielleicht werden Sie einst daran denken und es oerstehen, daß sich der berühmte Komponist Richard Wagner   von einem jungen, hübschen Mädchen bedauern ließ. Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß Sie«s nie verstehen lernen." Die Tür schloß sich langsam. Drinnen verhallten Wagners Schritte schwer im lichtlosen Korridor. Sie konnte das Licht nicht von sich wehren, sie mußte sich vorstellen, wie er sich jetzt wieder an seinen Frühstückstisch setzte, wie die Lippen, die eben ge- sprochen hatten, nach ein paar Minuten der Appetitlosigkeit wieder schmatzten. Ihr ekelte vor all dem seichten Wechsel. all der gequälten Lüge, die Leben hieß. Als sie Calm drunten in den Wagen setzte, streichelte sie ihn durch das wirre, graue Haar.Armes, armes Groß- vaterle! So allein... so allein übrig geblieben... Jetzt fahren wir zum alten Hampel. Da gibt's sicher wieder lauter Kanarienvögel. D>« haben keine Erfolge und keine Ideen. Die haben schon ihren Käfig und brauchen sich keinen zu bauen und haben immer Zeit, zu singen..." Alz   sie am Theater vorbeifuhren, l« sie große Plakate:
Rienzi  . Große Oper von Richard Wagner  . Unter persön- licher Leitung des Komponisten." Sie dachte an die klatschen- den Hände, wie er sich davor verbeugen würde; wie auch für sie einst solche klatschenden Händ« die einzige Bestätigung ihres Künstlertums. der Inbegriff ihres Erfolges sein sollten... Ihr graute. Aber dann dachte sie an den blaffen, kleinen Seml- naristen. der Bach liebte. Und sie lächelte tief in sich hinein. 24. Da« letzt« Lachen. Im Frühling des Jahres 1869 fand in Leipzig  «ine große Arbeiteroersammlung statt, in der August Bebel   sprach. Als nach dem Vortrag die Diskussion einsetzen sollte, standen noch alle unter dem Eindruck ver«infachen, starken Worte des jungen Führers, und niemand meldete sich zum Wort. Während jedoch der Bersammlungsleiter noch Um­schau hielt nach sich hebenden Händen, war bereits«in Greis von etwa siebenzig Iahren auf das Podium getreten. Wie heißen Sie?" fragte der Leiter, den viele weisende Arme auf den Alten aufmerksam gemacht hatten. Der Mann auf dem Podium sah mit unruhig kreisen- den Augen, über denen die wulstige Stirn unaufhörlich zuckte, zu dem Fragenden hinüber.Wie ich heeße?" rief er dann laut.Hecker-Calm!" Die nochmalige Frage des Leiters, der den Namen nicht verstanden hatte, beachtete er nicht mehr. Er sah in«ine der ersten Reihen des überfüllten Saales hinunter, wo sich ein dunkler, junger Mädchenkopf und das weiße Haar eines Greises deutlich von den grauhäutigen, von gleicher Arbeit gleichgestampften Proletariergesichtern abhoben. Du brauchst nich zu han Angeft wäjen mich«. Hampel," rief er hinunter.Un du oo niche, Gerda. Ich will die bloß fa'n dahier, was ich denke iwwer ihre Sache." Säht er!" rief er dann in die beginnende Unruh« hin- ein,frieher Hais eich bloß jejäwen in de Zuckerfabriken. Da Hais wenich jejäwen von eich, un von uns Handwertsmeestern Hais jejäwen ville. Heite is das umjekehrt. Uns han nu allen? wechjefreffen die von omne, unjre Heiser und unfre Jesellen un unser Ield." Einige unter den Arbeitern, jüngere Männer, begannen zu lächeln Andere suchten«inander das Rätsel der merk- würdigen Erscheinung durch Zutuscheln zu lösen:En alder Handwerker!"En bißchen besoffen."Oder übergeschnappt." Ihr," sprach der Alte erregt weiter...Ihr habt das alles nie nich jehat. Eich han ses oo nich nähmen kennen dadrumme. Awwer nu mißt er nicht jloowen, daß da jar nischt wäre dranne sewä'n, an die Heiser un an die Jesellen un was denn so hängt da drane, an de Familie und an die
stürzte aus etwa IS Meter Höhe kopfüber in die T i e f«. Der Berunglückte hatte so schwer« Kopsverletzungen ertttten, daß sein Tod eintrat, noch bevor der alarmierte Arzt zur Stell« war. Die Leiche wurde ins Charlottenburger Schauhaus gebracht. Leeres Geschwätz. Keine Unstimmigkeiten wegen Zannowitz. Die Pressestelle des Regierungsbezirks L i e g n i tz teilt mit: Die neuerdings in der Presse verbreitete Nachricht über disziplina- r i s ch e Maßnahmen gegen Beamte der Liegnitzer Landes- kriminalpolizei ist frei erfunden. Döllig aus der Luft ge- griffen ist die Meldung über ein Einschrellen des preußischen Innenministers gegen den Regierungspräsidenten in Liegnitz  . Der Urlaub, den der Regierungspräsident Dr. Paschel angetreten hat, ist«in E r h o l u n g s u r l a u b. der mit der Iannowitzer Angelegen- heit nicht im geringsten Zusammenhang steht. Leider hat, wie wir schon wiederholt andeuteten, ein Teil der Presse in der Iannowitzer Asfäre das nötige Maß an Zurückhaltung und Vbsekttvltät nicht gezeigt. Gestern morgen ist die Mord- kommission wieder im Untersuchungsgesangnis erschienen, um Christian Gras Stolberg zu verhören. Gegen mittag fuhr di« Kommission nach Iannowttz, um die Ermittlungen dort fort» Znsetzen._
Oer pankower Leichenfund ausgeklärt. Kein Mord in der Laubenkolonie. Wie wir gestern abend bereits kurz berichteten, wurde in «tue« Laubeageläade in der kissingenstraße in Pau- kow ein nnbekannler Mann In einer großen vluilache tot aufgefunden. Die ersten Anzeichen deuteten daraus hin, daß der Unbekannt« den Tod von fremder Hand gefunden hatte, wie jedoch inzwischen, einwandfrei ermittelt werden tonnte, hat der Mann, dessen Personollea bis zur Stunde noch immer nicht feststehen, selbst Handan sich gelegt. Am Freitag gegen 7 Uhr kamen Arbeiter an dem Laubengrund- stück vorbei und sahen einen Mann aus dem Hautloh vor der Tür sitzen. Als die Leute zwei Stunden später zur Frühstückspause wieder vorbeikamen, hantterte der Mann im Innern der Laube. Gegen Mittag wurde er dann von Kolonisten, die ihre Häuschen auf vor anderen Seit« stehen haben, auf dem Fußboden der Laube in einer großen Blutlach« leblos aufgesunden. Die alarmierte Mordkommission erschien sofort mit mehreren Beamten am Tatort. um den Befund auszunehmen. Die nähere Untersuchung ergab, daß ein Verbrechen nicht in Frage kommt. Der Unbekannt« hat sich vielmehr mit einer kleinen Säge die Pulsader der rechten Hand a u s g e- schnitten und ist einige Zeit darauf infolge Verblutung gestorben Vuitspuren vor der Laube zeigen auch, daß der Mann schon draußen einen Selbstmordversuch unternommen hotte. Er muß später das Inner« ausgesucht und seinen Entschluß vollendet haben. Der To!« ist etwa 40 Jahre alt. Ein besonderes Kennzeichen ist eine rechtsseitige Dcinprothese.
Schweres Grubenunglück in Anhalt. Eölhen. 8. Äprit. Infolge Berschlammung ereignete sich in der Rocht zum Freitag im Untertagebau der Braunkohlengrube Ziethen in Cddentz ein E r d e i n st u r z, durch den drei Bergarbeiter verschüttet wurden. Das Unglück wurde erst einige Stunden später beim Schichtwechsel bemerkt. Die Rettungsarbeiten wurden sofort aufgenommen. Es gelang jedoch bisher nur, einen der Ber  - schütteten, der nur leichtere Verletzungen erlitt, zu bergen. An der Bergung der beiden anderen Verunglückten wird sieberhast uearbeiiet. Ed ist jedoch kaum zu hoffen, daß sie lebend geborgen werden.
Heimat un an'n Jloowen. Da is woll was dranne, ville is da drane, das wißt Ihr niche, das kennen bloß wissen mir, wo mir han jekämpft dadrumme." Jetzt lachten viele laut. Andere zischten sie zur Ruhe, um das heitere Zwischenspiel noch länger zu genießen. Aber das Lachen schien den Alten auf dem Podium fast irre zu machen. Sdin graues Gesicht fleckte sich rot. die wirren Haare strähnten sich über seiner zuckenden Stirn. Jawoll is was dranne da," brüllte er,an de Heimat, wenn ich je oo haww« in Brand gesteckt vor an paar Wochen" Eine dröhnende Lachsaloe war die Antwort. Das Mäd- chen unten schluchzte laut in ihr Taschentuch. Der Greis neben ihr suchte sich nach vorn zu Bebel durchzukämpfen. Wenns bei dich man nich brennt!" rief einer hinauf. Der Dorsitzende schuf mit der Glocke bald Ruhe. Der Alte oben schlug plötzlich mit den Fäusten auf das Podium.»Wa? Lachen tut er, Ihr Schweins? Ihr oo? Auslachen tut er? Ihr seid j-nau sone Schweine wie Trützschler von Falkenstein,  , Kürassierleitnants seid er alleT Das Lachen war nicht mehr aufzuhalten. Es prasselte auf das Podium. Der Greis schlug plötzlich die Arme vors Gesicht, als müsse er sich schützen vor diesem Lachen, und rannte gebückt, mit ungeschickten, platten Schritten, von der Bühne herunter. Unten hielten ihn das Mädchen und der andere Alte auf und ließen ihn auf seinen Platz zwischen sie sinken. Er behielt die Arme vor den Augen und schluchzte. Während man in den Hinteren Reihen noch immer lachte, war schon ein anderer Redner aufs Podium getreten, ein etwa zwanzigsähriger, blonder Mensch in einem Anzug, der wie ein Konfirmandenrock aussah. Eine junys, helle, nur ein wenig von Erregung getrübte Stimme rief dem Vor- sitzenden klar einen Namen zu:Alexander Carl Kniephacke." Bitte, Herr Kniephacke!" Genossen!" gebrauchte der junge Mann die übliche An- redeform,Sie wissen gar nicht, wie schweres Unrecht Sie eben getan haben." Einige erstaunteNanus!" waren bald niedergezischt.Ich will Ihnen ganz kurz sagen, wer der Mann ist. der eben sprach. Er war einer der Führer der Revolution von 1848, einer von denen, die, wie Hecker in Baden, schon damals nicht für ein Kaiserreich, sondern für «ine Republik   eintraten. Dieser Mann dachte damals schon viele der Gedanken, von denen Sie heute erst hören. Freiheit, Gleichheit. Sturz der besitzenden Klassen, Regierung des Volkes und vieles mehr. Das war nicht leicht für ihn; er hatte Besitz, er war von Natur fromm und ein weicher, gut- mütiger Mensch. Aber er hat all das fahren lassen und b tt für die glücklich« Zukunft aller gekämpft."(Schluß folgt.)>