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BERLIN  Sonnabend

6. April 1929

Der Abend

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Spätausgabe des Vorwärts"

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Nr. 161

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B 80 46. Jahrgang.

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Lockspitzel im Reichsbanner.

Der Stahlhelmspitzel im Ortsverein Tiergarten gefaßt.

Der Stahlhelm verbreitete dieser Tage, wie wir mitteilten, in der Kreuz- Zeifung" und anderen Rechtsblättern die Behauptung, der Führer des Ortsvereins Tiergarten im Reichsbanner Schwarz­Rot- Gold, Karl Ebert  , der zweite Sohn des verstorbenen Reichspräsidenten, habe in einer Versammlung seiner Gruppe offen erklärt, es wäre ihm feine Kugel zu schade, um den Ober­bonzen des Stahlhelms in Potsdam   zu erledigen". Diese Behauptung fonnte alsbald als eine Lüge gebrandmarkt werden.

Jetzt ist es aber gelungen, den Spiel zu enflarven, der sich im Auftrage des Stahlhelms in jenen Orts­verein des Reichsbanners eingeschlichen hatte. Der Mann heißt Karl Winte und stammt aus Grabow   in Medlenburg. Er ist Stahlhelmmitglied und hat sich gleichwohl im Reichsbanner aufnehmen laffen. Von ihm stammt jene Falschmeldung, die den Zwed verfolgte, neue Stahlhelmüberfälle auf das Reichsbanner hervorzurufen. Durch die Veröffentlichung seines Berichtes hat er selbst dazu beigetragen, daß seiner Codipihelei bald und entschlossen das Handwerk gelegt wurde.

Hakenkreuzler überfallen Reichsbanner.

Schießt doch los! Knallt die Hunde nieder!"

"

Der Ortsverein Spandau   des Reichsbanners hielt am Freitag in den dortigen Bittoriasälen eine Bersammlung ab, in der der Kamerad Abter Berlin über das Thema ,, Deutschland   und Frankreich  " sprach. Kurz nach Be­endigung des Referats wurde der Bersammlungsleitung mitgeteilt, daß sich im Saale   zwei fremde Männer aufhielten. Der Vorsitzende forderte sie auf, sich zu legitimieren. Einer von den Burschen rief in herausforderndem Tone: Wir jind National= sozialisten!" Der Vorsitzende wies die Provokateure aus dem Saal und die dreisten Burschen fonnten sich entfernen, ohne von den mustergültig Disziplin bewahrenden Reichsbannerleuten be­helligt zu werden. Wenige Augenblicke später entstand in dem Tormeg zum Lokal ein Tumult. Eine Horde National sozialisten, zum Teil in Schwarzhemden, be waffnet mit Revolvern, Messern und Latten, versuchte das Bersammlungslokal zu stürmen. Als die Reichsbanner­tameraden sich anschyidten, gegen die Rowdys vorzugehen, erlosch das elettrische Licht im Torweg. Die Finsternis benußten die Hitler- Strolche, um mit ihren Messern und Latten auf die Reichs bannermitglieder einzuschlagen und dann zu flüchten. Einige der Strolche riefen: Schießt doch los! Knallt die Hunde nieder!" Sie hätten sicher geschossen, wenn sie in der Dunkelheit und in dem Tumult nicht gefürchtet hätten, ihre eigenen Leute zu treffen. Zwei Nationalsozialisten konnten festgehalten und dem herbeigerufenen Ueberfallfommandó übergeben werden. Einer von ihnen war der mit seinem Kumpan in der Versammlung einge­

Lohnbewegung der Eisenbahner.

Neue Stellungnahme der Eisenbahn- Gewerkschaften..

Die Eisenbahnerverbände haben sich in einer gemein-| Polizei verhaftet worden. Sie soll nämlich Apanajewitsch den schaftlichen Sitzung am 6. April 1929 mit dem gegenwärtigen Revolver zugereicht haben, mit dem er dann geschossen hat. Stand der Lohnbewegung und mit der Stellungnahme der Apanajewitsch droht die Todesstrafe. Der russische   konsul, Spikenorganisationen zu derselben beschäftigt. der sich nach Baranowitschi   begeben hat, fonnte Apanajewitsch bis­her noch nicht fprechen.

Die Verbände billigen es, daß die Spikenorganisationen sich an die Reichsregierung und an die Reichsbahn wenden wollen 3weds Einleitung neuer Verhandlungen.

Die Verbände sehen dabei voraus, daß ihren berechtigten und erfüllbaren Forderungen baldigft Rechnung getragen wird. Sie behalten sich entsprechend der weiteren Entwicklung der Dinge ihre endgültige Stellungnahme vor.

Bon den Funktionären und Mitgliedern wird straffefte Disziplin und unbedingte Befolgung der Beschliffe der Organisationsleitungen ohne weiteres erwartet.

Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands  . Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner E. B. Allgemeiner Eisenbahnerverband E. B.

Dunkel über Apanasewitsch.

Dementis und neue Berichte.

Der Abgeordnete im Zuchthaus.

Warschau  , 6. April.  ( Eigenbericht.)

Der kommunistische Sejmabgeordnete Bac3ŋniti, vom Parlament den Gerichten ausgeliefert, ift in Sosnowih zu belastend wurde hervorgehoben, daß er von der Sowjetregierung den fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Als besonders Orden des Roten Sterns erhalten habe.

Keine Verschiebung des Schulbeinns. Rechtzeitige Heizung in den Berliner   Schulen.

In einem Teil der Presse wird berichtet, daß das Städtische Heiz und Maschinenamt die Anträge der Schulverwaltung auf recht­zeitige Beheizung der Schulen für die geregelte Durchführung des Schulunterrichts abgelehnt habe. Diese Mitteilung trifft nicht zu. Weder die Schulverwaltung noch das Städtische Heiz- und Maschinenamt haben eine derartige Anordnung getroffen. Vielmehr ist es den Schulen vollkommen freigestellt, mit der Beheizung so rechtzeitig zu beginnen, wie es die örtliche Lage der Schule erfordert. Auch die Tatsache, daß die Hälfte der Schulheizer zum 1. April bereits ihre Sommerstellungen angetreten hat, hindert nicht an der Durchführung der Heizung, da immer ein Heizer die Beheizung von zwei Schulen übernimmt. Ein rechtzeitiger Schulbeginn und eine geordnete Durchführung des Schulunter­richts sind demnach auf alle Fälle sichergestellt.

Warschau  , 6. April.  ( Eigenbericht.) Die amtliche polnische Telegraphenagentur erklärt, daß Apanase­witsch bis zu seiner Tat feineswegs verhaftet gewesen sei. In der ersten offiziellen Darstellung war allerdings gesagt, daß Apanajewitsch verhaftet wurde, weil er ohne Aufenthaltserlaubnis fich in Polen   aufzuhalten versuchte. Ferner erklärt das neue Dementi, daß Apanajewitsch keinerlei politische Dotu­mente mitgeführt habe, weswegen die Gerüchte, Apanajewitsch habe in Notwehr gehandelt, um die Dokumente den polnischen Polizisten vorzuenthalten, unrichtig feien. Indeffen wird auch dieses respondenten des Expreß Poranny" widerlegt, wonach unter den polnische Dementi durch eine Darstellung des Baranowitscher Kor­Dokumenten, die Upanajewitsch in seinem Koffer hatte, u. a. ein Die Ueberschwemmungen in Tasmanien  Schreiben der deutschen   Kommuniften gefunden worden sei, in dem mitgeteilt sei, daß Trohki in dem Augenblick beseitigt werden würde, in dem er Deutschland   betrete.

Bisher 23 Tote gemeldet.

Die von uns bereits berichteten Ueberschwemmungen im nörd Die Untersuchung hat ergeben, daß die angebliche Frau Apanase  - lichen Teil von Tasmanien   sind nach Meldungen aus Hobart witschs mit ihm nicht verheiratet ist. Sie heißt wiener, war in in der Geschichte des Landes bisher kaum zu verzeichnen geweien. der kommunistischen   Bewegung Rußlands   fäfig und zuletzt Sekretärin Berschiedene wichtige Brücken über Hauptverbindungswege und bei Apanajewitsch in der Berliner   russischen Handelsdelegation. Sie Eisenbahnanlagen find weggerissen worden. Die telegraphischen und ist der Mittäterschaft beschuldigt und von der polnischen| telephonischen Verbindungen sind überall zerstört. Die Haupt­

drungene Provofateur. Sie wurden zunächst der Spandauer   Haupt- Wahabiten

wache eingeliefert und später der Abteilung I A des Berliner   Polizei präsidiums zugeführt. Ein Reichsbannerfamerab Hirsch wurde durch einen Messerstich hinter dem Ohr verwundet.

Der neue Reparationsplan. Angaben der Pariser   Blätter.

Paris   6. April.  ( Eigenbericht.)

Kaum haben die Sachverständigen am Freitag die Distuffion über die Zahlen aufgenommen, und schon weiß die Pariser Bresse genau den tünftigen Reparationsplan mitzuteilen. Danach soll zu nächst abermals ein Provisorium von fünf Jahren eintreten. Im ersten Jahr sollen 1,7 Milliarden gezahlt werden, nach zwei Jahren 1,9 Milliarden und dann nach fünf Jahren die Nor matrate von 2,1 milliarden. Nach Ablauf von 37 Jahren wären dann die eigentlichen Reparationsforderungen getilgt und es bliebe dann noch der Erfaz der interalliierten Schulden übrig! Bon diesem Zeitpunkt an hätte Deutschland   jährlich 1,7 Mil­liarden zu zahlen. Was den Charakter dieser durchaus willkür  : lichen Zahlenangabe noch deutlicher tennzeichnet, ist die Tatsache, daß die Pariser   Breffe zugibt, die Sachverständigen hätten am Freitag weder feste Borschläge gemacht noch hätte fich Reichsbankpräsident Dr. Schacht zu festen Angeboten verleiten lassen.

auf dem Kriegspfad

Aus Aman in Transjor danien wird gemeldet, daß 500 Beduinen vom Stamme der Howeital, die in etwa 400 Zelten beim Dschebel Bail kampierten, von Waha bilen niedergemetzei worden sind, wird berichtet, daß sich 1800 Wahabiten in der Nähe des Dschebe Drus versammeln, an

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scheinend in der Ab sicht, in Transjordanien einzufallen.