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Arbeiterschinder wird gepeitscht Bildende Kunst  , Bühne und Film

Gerichtsurteil in Südafrika  .

Kapstadt  ( über London  ), 6. April.

In Bethel  ( Transvaal  ) wurde der Farmer Jack Nafte wegen der mit großer Grausamkeit verübten Tötung eines Eingeborenen zu sieben Jah ren Zuchthaus und zehn Peitschenhieben ver. urteilt. Der Farmer hatte einen Schwarzen durch gepeitscht, ihm zwei Rippen und das Brustbein gebrochen und ihn mit dem Kopf ich unten mehrere Stunden lang aufgehängt. In der Urteilsbegründung sagte der Ge­richtsvorsitzende, keine Bestrafung sei angemessen, die nicht dem Schuldigen auch einige der körper. lichen Schmerzen zufüge, die sein Opfer erlitten habe. Dieses Urteil hat unter den Farmern in Südafrika  ungeheures Aufsehen hervorgerufen. Unverzüglich nach Berkündung des Urteils erfolgten Proteste bei dem Premierminister General Herzog  , und Abordnungen trafen aus Pretoria   ein, die verlangten, die Auspeit schung bis auf weiteres zu verschieben. Die Blätter heben hervor, daß in der letzten Zeit Behauptungen im

Künstlerische Nachlese.

In Berlin   geschieht so vieles auf dem Gebiete der Kunst, daß man nicht überall mit dem Stift des rasenden Reporters nachtommt. Es wäre aber schade, wenn Dinge verschwiegen würden, nur weil sie nicht erste Auslese sind; es gibt überall soviel Gutes oder min­destens Interessantes zu sehen, das, auch mit Problematik belastet, Freude, Anregung, Widerspruch hervorrufen kann. Widerspruch er­weckt vielleicht die anregendste Freude: eigenes Urteil.) Die großen Kleinigkeiten, die beiläufigen Wichtigkeiten sollen Revue passieren.

Der Berein Berliner   Künstler( im Künstlerhaus Bellevueftraße) zeigt eine stattliche Reihe von Bildnissen; teils gute und teils mittelmäßige. Am interessantesten der Saal mit Selbstportraits ( Fritsch. Max Kaus  , Wollheim, Dig, Kollwig, Corinth  ). Man hat den Wunsch, die prächtige Gelegenheit wäre etwas gründlicher be­mußt worden, den wirklich hohen Pegelstand unserer Bildnismalerei zu demonstrieren.

Mar Ernst bei Flechtheim  : ein einfallsreicher und im Tech­wischen höchst geistreicher Fanatiker des Aberwiges. Die Franzosen  , bei denen dieser burleste Sohn Kölns   seit manchen Jahren lebt, schätzen ihn ungemein; jest faufen ihn auch die Deutschen  , und es ist merkwürdig: nicht bloß die Snobs. Man wird noch Zeit haben, die Rätsel, die seine Bilder und seine heftigen Stilwanderungen auf geben, resolut in Dada- Scherze, koloristische Einfälle, literarischen Bluff und ein bißchen echte Malerei auseinander zu wirren.

Feligmüller( Konrad Felig Müller in Klzsche bei Dresden  ) bei Gurlitt, hat sich in seinem Fortschreiten von lärmender Aus­drucksgeste zur Lebensechtheit auf einer Stufe eingefunden, die fatal nach Richard Müllers Küche schmeckt. Daß er doch ein echter Künft. ler ist, merkt man an den groß gedachten Holzschnitten,

Max Band bei Casper  : Einer, der sich aus unfruchtbarer Ab­straktion in die tonige Malerei gerettet hat, Einfluß von Paris  ; ein noch in den Anfängen stedender Versuch, Menschlein zu schil dern: hoffnungsvoll.

Hildo Krop   in der Galerie Möller: sehr merkwürdiger Fall eines holländischen Bildhauers, der das reine Plastische sucht. Keine malerischen Hemmungen( wer erwartet aus Holland   andere als Malerversuche?) und nur leise Refste von literarischen: ein ernster und strenger Plastiker, mit den herrlichen Uebertreibungen plastischen Ausdrucksvermögens, die heute beinahe unvermeidlich sind als Gegen wirkung gegen Akademismus ebenso wie gegen die Uebermacht der Flächenkunst.

Holländische Graphit in der Modernen Galerie Wert: heim: das ist der Gegenpol, das ist der Leerlauf der internationalen Graphit, von hier trägt man nichts heim als den Ueberdruß an technischer Birtuosität und Anpassungsfähigkeit.

Als Aprilscherz wurde leider von fast allen die wißige Ein­ladung der Galerie Nierendorf betrachtet: Drahtfiguren des Ameri­faners Calder zu besichtigen. Sie sind wirklich vorhanden und es lohnt, sie zu befuchen; menn fie tatsächlich auch nur aus leib­haftigem Draht geflochten sind, Umrißgestalten voll Wig, uit, Ironie und tieferer Bedeutung. Sicherlich mußte eine solche Aufforderung, Kunst nicht als ein allzu ernsthaftes Beginnen zu betrachten ,, aus dem erfrischenden Jungensübermut der USA  , herkommen. Heiter ist die Kunst": bitte sehr, warum nicht, das hat ein sehr ernsthafter vollen Eindruck des Lebens in biegfame Geflechte, Silhouetten voll wiziger Bizarrerie und verblüffend wahrer Ironie; ein Buster Reaton mit dem biegsamen Draht.

Straßenpflaster als Briefkasten.deutscher   Barnaßbewohner uns versichert. Mr. Calder schöpft den

In New York   ist es häufig, daß an gerissen Tagen in der Woche die Briefkästen zu klein sind, um alle Post aufzu­nehmen.Was nicht mehr hineingeht, legt man unbesorgt auf die Erde. Natürlich wird über diese Zustände heftig Klage geführt und die Anbringung größerer Briefkästen verlangt.

Umlauf waren, daß weiße Geschworenengerichte in Süd. afrika   in Fällen, in denen das Vorurteil gegen Farbige ins Gewicht fiel, ungerechte Urteila. sprüche gefällt hätten.

Zehn Jahre Deutscher   Arbeiterverband.

Der dem Internationalen Gewerkschaftsbund als Landesorga nisation angeschlossene Arbeiterverband für Südwestafrika" fann jetzt auf ein zehnjähriges Bestehen und damit auf eine fampfreiche, entbehrungsreiche Borgeschichte zurückblicken.

Auf daß der völkerkundliche Ernst nicht fehle, zeigt Nierendorf in den anderen Sälen noch Holzfiguren, Masten und Götterfragen Bali. Die grotesten Tempelgößen eines provinziellen Buddhismus passen gut zu den Drahtgespenstern eines sich selbst verultenden Kultus des Jazz. Dr. Paul F. Schmidt.

aus

,, Duell der Liebe."

Berwickelte Psychologie in der Tribüne.

Das Spiel der Lili hatvann Duell der Liebe" empfängt sein dramatisches Leben von einer schwer übersehbaren Ber­wirrung der Gefühle, die die Berfafferin bei ihren beiden Haupt­figuren anrichtet. Er, Lebens- und Liebeskünstler von Beruf, läuft schon fünf Jahre durch alle Welt hinter Lydia her und erhascht von ihr niemals auch nur ein freundliches Wort. Denn fie, männer. Als für Südwestafrifa der Vertrag von Korab im Jahre 1915 umworben und ebenfalls erfahren in der Kunst des Liebens, will ihm örtlich den Weltkrieg beendete, wurden die der Reserve nicht wohl. Was sie eigentlich gegen den netten eleganten Mann und Landwehr angehörigen Mannschaften entlassen, denen die schwere hat, verrät die Verfasserin nicht. Wie das so im Leben geht, ver­Aufgabe oblag, unter den gänzlich veränderten wirtschaftlichen Vereinbaren die beiden, ein Duell der Liebe auszufechten. Sie wollen hältnissen Arbeit zu suchen. Am schwersten empfanden die Notlage sozusagen einen Flirt auf Tod und Leben beginnen; Sieger foll sein, alle diejenigen, die früher auf den Diamantfeldern oder in Lüderiz wer den anderen am schmerzlichsten trifft. Mit einer Inbrunft, die bucht tätig gewesen waren, denn die die Stadt Lüderitzbucht lebte einer wichtigeren Aufgabe würdig wäre, stürzen sie sich in ihren sozusagen von den Diamantfeldern. Den Arbeitswilligen wurden Kampf und versetzen sich tödliche Schläge, indem einer den anderen Hungerlöhne angeboten: für Unverheiratete 2 M., für Ver. eifersüchtig macht. Die große Liebe ist zwischen ihnen schon im ersten heiratete 4 M. bei freier Station. Der in Lüderizbucht bestehende Att erwacht. Daß sie den Kampf nicht abbrechen, hat nur einen Gewerbeverein, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber umfaßte, wurde Grund: der zweite und der dritte Att wären sonst nicht zustande ge­im Januar 1919 aufgelöst und der Arbeiterverband für Südwest tommen. Im zweiten Att gerät Lydia ihrem Kampfpartner gegen­afrita" ins Leben gerufen.. über in einen erheblichen Nachteil, indem sie von ihm ein Kind be­kommt. Im dritten Att droht die Sache eine tragische Wendung zu nehmen, aber zu aller Befriedigung trifft Er ein. Das Duell endet mit einer gang simplen Heirat.

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Der junge Verband hatte sein Bestehen gegen zwei Feinde zu verteidigen: einerseits geegen die tapitalistische Minentammer und andererseits gegen die englischen Sieger, die den Berband bolschewistischer Umtriebe beschuldigten und auflösten. Die Bücher des Verbandes wurden beschlagnahmt, der Borstand in das Inter nierungslager Aus, wo sich die attiven Schußtruppler befanden, ver. schickt und später ausgewiesen. Diese Maßregelungen fonnten aber die Arbeiter nicht einschüchtern. Der Verband wurde insgeheim weitergeführt, nahm an Mitgliederzahl zu und konnte bereits Orts­gruppen, namentlich auf den Diamantfeldern gründen. Andauernde Berstocktheit der Minenkammer gegenüber der Not der Arbeiter, deren Löhne in Papier   ausgezahlt wurden, während sie ihre Ein­läufe in Hartgeld zu machen hatten, führten dann zum Streit, in dem die Streifenden nach Lüderizbucht zogen, wo fie fich die Sympathie der Bürgerschaft durch ihre Parole erwarben: Wir führen feinen Rampf gegen die Behörde, auch nicht gegen einzelne Personen, sondern wir fämpfen um Besserung unserer Lage."

Nun ging es rasch vorwärts. Neue Orstgruppen wurden ge. gründet in Tsumeb  , Swakopmund  , Usatos, Keetmanshoop  . Mit der Südafrikanischen Gewerkschaftszentrale, dem SATUC., wurde die Berbindung aufgenommen.

Der Verband verfügt über ein eigenes Organ, das ,, Boltsblatt", das als Wochenbeilage Sonnabends der Windhufer Allgemeinen Zeitung" beigelegt wird. Ist diese Lösung auch nicht als eine ideale zu bezeichnen, so spricht doch fester Kampfwille aus dem Blatt, das erklärt: 3u einem Staatswesen wollen wir unser Südwest ausbauen helfen, das auch in sozialer und wirt Ichaftlicher Beziehung den anderen Kulturftaaren nicht nachsteht." H. W.

Der Regiffeur Eugen Roberts versteht es, troß des ver­worrenen Hin und her zwischen Haß und Liebe, das Interesse des Bublifums wachzuhalten. Die Aufführung leidet aber erstens an der Qualität des Stüdes und zweitens an der Ungleichheit der Haupt­figuren. Ludwig Andersen spielt sehr gehalten, sehr vornehm und überzeugend den Lebensfünftler. Leopoldine Konstantin  bagegen läßt mur manchmal hysterischer Leidenschaftlichkeit die weib­liche Anmut untergehen, die den endlosen Liebeskampf einigermaßen glaubhaft gemacht hätte. In den Nebenrollen fallen Egon von Jordan   und Hella Kürty   auf.

Ernst Degner.

" Der Held aller Mädchenträume." Rammer Lichtspiele.

Das

Der Held aller Mädchenträume das ist angeblich immer noch Harry Liedtke  . Diesmal tommt er als Pariser   Lebemann, alter Abel, aber total verarmt. Trotzdem ist er natürlich Stammgast ber Tanzbars( auf Pump) und ,, bas entzückt alle Frauen". Milieu ist das abgeflapperte aller Pariser   Schwänte von ehemals, die Welt der Nichtstuer, die auf erotische Abenteuer ausgehen. Aber eines Tages trifft der Biscont eine Frau, die ihn mit wirklicher Liebe erfüllt, eine Modiftin, die ihn schon lange anschwärmt und ihm jest als Gräfin in geborgten Kleidern( hafte Worte!) ein Stelldichein gibt. Er befehrt sich zur Arbeit. Aber der Standes­genoffe, der sie ihm verfchafft, benußt seine Abwesenheit, aus aus Rache für einen Streich von ehemals die Braut zu verführen.

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Der Anschlag mißlingt und nach einigen Zwischenfällen findet sich das Paar wieder.

Das gegebene Milieu läßt dem Regisseur Robert Land  wenig Gelegenheit zu neuen filmischen Entdeckungen. Schmiß hat das Finale, in dem der ganze Tanzschmarm mit der Kapelle den Viscont in seine Bude begleitet. Neben dem schönen Harry macht sich als sein Konkurrent M. Vibert tontrastierend geltend. Betty Bird   gibt mit Liebreiz und Schelmerei die Modiftin. A1s Tänzerin brilliert Janne Helbling.

Ende eines Boulevard: Blattes.

Eine Zeitung, die lange Zeit eng mit dem Bariser Leben ver­fnüpft war, und auf eine große Vergangenheit zurückblicken konnte, der Gaulois", ist eingegangen; sein Hahn fräht nicht mehr im Konzert der Pariser   Blätter. Der Gaulois" hat ein Alter von 71 Jahren erreicht, wenn man seine Borgeschichte mitzählt, denn er erblickte das Licht der Welt nicht als Tageszeitung, sondern als eine Halbmonatsschrift, die sich allerdings schon fritische, satirische und anekdotische Zeitung" nannte. Bald verwandelte sich die amüsante Beröffentlichung in ein Wochenblatt und wurde rasch zur Standal­chronit" von Paris  , deren Mitarbeiter ihre Hauptnachrichten in dem berühmten Café Tortoni, dem damaligen Herzen der Pariser Gesellschaft, sammelten. Am 5. Juli 1868 erschien der Gaulois" zum ersten Male täglich, nun als wichtige Zeitung, aber doch immer noch. mit besonderer Betonung der Gesellschaftsrubrik. Hervorragende Mitarbeiter, wie der jüngere Allegander Dumas und Barben d'Aurevilly, sicherten dem Blatt einen hohen literarischen Rang. Seinen größten Aufschwung aber nahm es erst, als es um 1880 in tie richtigen Hände tam, nämlich unter die Leitung von Arthur Meyer  , deffen Name ebenso innig mit dem Gaulois verbunden ist. wie mit der Geschichte der französischen   Zeitung. Meŋer war ein fleiner Börsenmakler, der im Café Tortoni und Café Anglais Be tanntschaften mit Journalisten schloß und sich allmählich zum Beitungsbefizer großen Stils entwickelte. Er machte den Gaulois" zum Organ der Monarchisten, pflegte aber weiter vor allem den Gesellschaftsflatsch und wußte die besten Federn für sein Blatt zu gewinnen. Maupassant, Octave Feuillet  , Marime du Camp, Octave Mirbeau  , Jean Richepin   und viele andere später berühmt ge­wordene Autoren wurden seine Mitarbeiter. Im Feuilleton des Gaulois" begann sogar Pot- Bouille" von Zola   zu erscheinen, mußte allerdings infolge der entrüsteten Proteste der zartnervigen Leser bald abgebrochen werden. Meyer, der mit seinem scharfen Profil und den flatternden Bartkoteletten eine der bekanntesten Pariser   Persönlichkeiten um die Jahrhundertwende war, wußte feinem Blatt immer neue Sensationen zu sichern. Aber nach seinem Tode ging der Gaulois" zurück und ist jetzt eines ziemlich un­feligen Endes entschlafen.

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Eine Frau zwischen zwei Dichtern.

Neues über den Liebesroman Herweghs.

Aus Mostau schreibt man uns: Durch die Beröffentlichung bisher unbekannter Briefe aus dem Nachlaß des russischen repo lutionären Dichters Alexander Herzen   wird ein fesselndes Kapitel aus dem Leben Georg Herweghs der Deffentlichkeit sdgor erschlossen. Herzen, der sich wegen seiner revolutionären Gesinnungsgi bei den russischen Behörden unbeliebt gemacht hatte, begab sich mit seiner jungen Frau Natalie ins Ausland und lernte im Sommer 1847 in Zürich   Herwegh   fennen. Die von revolutionärem Pathos durchglühten Gedichte des deutschen   Dichters, der in der Züricher Gesellschaft eine große Rolle spielte, machten auf Herzen wie auf dessen Frau einen starten Eindruck. Herwegh  , ein schöner Mann mit weichem, wallendem Haar, flammendem Blick, ausdrucksvollen Gesichtszügen und feiner Adlernase, erfreute sich eines großen Er­folges bei Frauen. Der Frau Herzens erschien er als Ideal der männlichen Schönheit und zugleich als Kämpfer für die Freiheit. Als Parteigenosse durfte Herwegh   jeden Tag das Haus Herzens be­fuchen, der in seinem neuen Freunde einen idealistischen Anbeter seiner Frau fah. Als Herzen die Wahrheit über die Tiefe der Ge­fühle seiner Frau erfuhr, fannte seine Berzweiflung feine Grenzen. In derselben Stadt, die Zeuge der Liebelei Richard Wagners zu Mathilde Bejendont war, in der elektrisch geladenen Luft des historischen Jahres 1848 spielte sich jetzt ein Liebesroman ab, der eine furchtbare Ehe und Freundschaftstragödie zur Folge hatte.

Herzen beschwor seine Frau, ihre Gefühle zu bekämpfen. Et wollte nach Amerifa entfliehen, gab aber den Bitten seiner Frau nach und mietete ein Haus in Nizza  . Natalie Herzen   wußte ihren Mann zu bestimmen, seinem Nebenbuhler eine Wohnung im eigenen Hause anzubieten. Herwegh  , der mit einer reichen Fabrikbesizers­tochter, Emma Siegmund  , verheiratet war, nahm die Einladung an. In Nizza   stellte Herzen seine Frau vor die endgültige Wahl- er oder Herwegh  , den er zu erschießen drohte. Nach einer furcht­haren Szene fiel die halb ohnmächtige Natalie ihrem Mann um den Hals und sagte ihm schluchzend:" Fürchte dich nicht! Das sind gute Tränen. Ich werde mich nie von dir trennen." Auf Herzens Wunsch verließen dann Herwegh   und seine Frau sein Haus. Aus Genua  , wohin Herwegh   sich begeben hatte, schrieb er Frau Natalie einen Brief, in dem er seine Liebe beteuerte und mit Selbstmord drohte. Er schrieb, daß er seine eigenen Kinder ermorden wolle, wenn die Geliebte ihm nicht folge. Herzen fam inzwischen auf den sonderbaren Gedanken, seinen Nebenbuhler vor ein inter­nationales demokratisches Schiedsgericht" stellen zu wollen. Er beschuldigte ihn, auf seine Kosten gelebt und sich von ihm Geld in größeren Beträgen geliehen zu haben. Herwegh  schichte Herzen darauf eine Forderung zum Duell, die der russische Dichter als Gegner der veralteten, Sitte des Zweikampfes" aus prinzipiellen Gründen nicht annehmen wollte. Herzens Freunde juchten Herwegh in seiner Wohnung in Genua   auf, wobei es im Laufe einer heftigen Auseinanderlegung sogar zu Tätlichkeiten kam. Bald darauf starb Frau Natalie in Nizza  . Herzen verfolgte Herwegh   sein Leben, lang mit glühendem Haß und suchte Gerech tigkeit bei der internationalen Demokratie", indem er seinen Gegner als ein Ungeheuer der Unmoral" bezeichnete. Dr. P.

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Ein japanischer Tempel für Paris  . Anläßlich der Gründung eines franzöfifch- japanischen Institutes zum Studium des Buddhismus   beschloß man, in Baris einen japa­nischen Buddha- Tempel aufzustellen. Man hat aus Japan   einen der ältesten Tempel Stein für Stein abgebrochen und befördert ihn nach Paris  , wo er im Universitätsviertel wieder aufgebaut werden soll. Man plant, vor diesem Tempel einen Chrysanthemengarten anzu legen, in dem eine japanische Teeftube errichtet werden foll.

Jm Künstlerhaus, Bellevueftr. 3, wird bom, 6. bis 14. eine Ausstellung von franzöfifchen Farbftichen des 18. Jahrhunderts aus dem Besiz der Sammlung Julius Model stattfinden. Gleichzeitig werben Stupfeiftiche alter Meister bes 15. bis 17. Jahrhunderts aus der Kollektion v. Bassavant Gontard ausgestellt.