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Gonnabend �3. April 1929

Unterhaltung unö �Vissen

Beilage des Vorwärts

lt. meretMeff: dm 611116�01161�

Drei Tage und vre! Nächte dauerte es schon. Das gebärende junge Weib lag auf dem Rücken, die Arme kraftlos zu feiten des Körpers. Schweißperlen auf dem Gesicht. Mit zerquälter Stimme wiederholte sie unablässig: Mütterchen, himmlische Königin, erbarme dich meiner!" stöhnte sie periodisch und langgezogen. Die junge cheilgehilfin und Hebamme Sina Kwaskowo trat in die Wohnstube und sagte zu dem hochgewachsenen Mten: Man muß zum Arzt fahren, und zwar möglichst schnell. Die Lage ist sehr ernst." Herr Gott, Bürgerin, tun Sie, was in Ihren Kräften steht! Iegorka, spann an." Sina trat aus die Schwelle des Hauses, setzte sich aufs Geländer. In einer goldschimmernden Staubwolke entschwand das Fuhrwerk des Ehegatten Iegor. Der Duft blühenden Flieders entströmte dem Garten des ehemals fürstlichen Gutes. Zaghast erhob sich Nachti­gallenschlag. Auf Sinas kurzgeschnittenem Blondhaar spielte Sonne. Seltsam war der Ausdruck des Gesichts mit den weit auseinander stehenden Augen. Doch alles verschönte die Jugendlichkeit dieser Augen und das sanfte Rot der Wangen. Sina sorgte, der Arzt könnte zu spät kommen. Doch helle Freude war in ihrem Herzen. Sie liebte den Arzt insgeheim. Hochgewachsen, selbstsicher wie stets, mit kräftigen Armen eines Sportmannes, wird er gleich eintreten und alles ringsumher wird fest werden, ruhig und sicher. Auf die Schwelle trat der Alte. Finster und böse waren seine Lippen, doch er verzog sie zu verbindlichem Lächeln: Na, Bürgerin, geben Sie sich Mühe! Ich bötte gar zu gern einen Enkel. Wenn alles gut geht, sollen Sie eine Gans haben!" Aber! Was denken Sie eigentlich! Wenn nur der Doktor zeitig genug kommt! Sie kann nicht selbst gebären, das Kind könnte ersticken. Doch er wird die Zange anlegen, das Kind wird am Leben bleiben und auch Akulina." Z a n gen? Mit Zangen soll das Kind aus ihr heraus- gezogen werden?" Sina besann sich. Stets hatte der Doktor ihr eingeschärft, die Entbindungszange als Löffel zu bezeichnen. 'Es sind eigentlich kein« Zangen, sondern Löffel." Wie kann man in ein lebendiges Weib eine Zange stecken? Ihr werdet ihr alle Eingeweid« zerreißen." Der Wortstreit lockte die Alte herbei. Hör nur, Marfa , wozu die Bürgerin nach dem Doktor geschickt hat. Zangen, sagt sie, müssen in Akulina gesteckt werden, um dos Kind herauszuziehen!" Mutter Gottes, himmlische Königin! Was redest du da?" So laß dir doch sagen, es sind keine Zongen!" Sic haben es.m selbst gesagt Zangen.,. Kein Zweifel, daß ihr dem Kinde�den Kopf abreißen werdet." Aber nicht doch? Es wird lebendig herauskommenl" Das Kind mit Zangen am Kopf ziehen, und da soll es leben? Reden Sie doch keinen Unsinn, Bürgerin, nein, wir willigen nicht drein." Wie Sie wollen, doch ich warne Sie: ohne Operation muß Ihre Schwiegertochter mit Gewißheit sterben." Und mit der Zange wird sie nicht sterben?" Sina verwirrte sich. Mit Bestimmthest läßt sich das natürlich nicht sagen. Die Operation ist schwierig und gefährlich. Doch es ist das einzige, was Ihre Schwiegertochter retten könnte. Sie ist bereits bewußtlos." Mit verweinten Augen kam die ältere Schwiegertochter aus dem Flur. S' geht zu Ende mit Akulina. Sie kann nicht gebären." Sina eilte zur Wöchnerin. Bewußtlos lag diese da. Der Puls hatte abgenommen. Sina hantierte eine Biertelstunde. Dann ging sie erregt in die Wohnstube. Zahlreiches Boll hole sich drin versammelt. Auf der Bant am Fechter sah ein kurzbeiniger Greis, sehr ähnlich dem hochgewachsenen Alten dessen Bruder, der Vorsitzend« des Dorfrales. Sein Gesicht war wichtig, rot und glänzend. Fichter blickend saßen andere Bauern da. Entschlossen sagte Sina: Nun entscheidet schnell. Ist der Doktor erst da, gibt's keine Zeit mehr zu reden. Seid Ihr einverstanden mit der Operation oder nicht?" Schwer ruhte der Blick des hochgewachsenen Allen aus ihr. Gut, Bürgerin, wir sind einverstanden, aber stirbt das Weib unter Euren Zangen, so kommt der Doktor nicht lebend davon!" Sina erbleichte. Ihr seid wohl von Sinnen! Wie's euch gefällt. Mag sie denn sterben! Wir wollen euch Helsen , und Ihr seid berell uns tot- zuschlagen.' Ich habe hier nichts weiter zu schaffen. Ich fahre!" Mokeh, wart mal." Der Kurzbeinige flüsterte in der Ecke. Der Alte kehrt« zu Sina zurück. Gut. wir sind einverstanden. Mag er tun. was er fiir gut hält. SÜas soll das Weib sterben." Doch er blickte fürchterlich, und hinter seinen Worten lauerte Drohung. Sina kehrte zurück in die gute Stube. Ein Nervenschauer schüttelte sie. Auf dem breiten Bett stöhnte ersterbend Akulina. Dämmerung webte in allen Ecken. Fern im Gutsgarten flöteten nun aus voller Kehle die Nachtigallen. Mit jugendlicher Begeisterung glaubte Sina an Dr. Kaiser. Doch nun stellte sie sich vor, was geschehe, wenn... Sollte sie ihn warnen? So wunderbare Hilse vermochte die Zange zu ge- währen und plötzlich sollten sie untätig zuschauen mit feig ver- schränkten Armen? Ein Gefühl des Stolzes überkam Sina. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Dr. Kaiser aus Furcht vor diesem Greise der Operation entsagen würde. Weshalb also ihn be° unruhigen? Sina ging in die Wohnstube nach warmem Wasser. Trägen Schrittes kamen neue Bauern, schweigend, finster faßten sie Sina aufmerksam ins Äuge, nahmen Platz auf der Bank. Sina kehrte zurück zur Wöchnerin. Die Alte kam. entzündete die Petroleumlampe, setzte sich auf eine Bank, nahe der Tür, stützte die Wange in die Hand und seuszte kläglich. Schaute bald nach der stöhnenden Akulina. bald nach Sina. Es war� ungewiß, wen sie mehr bedauert« die Schwiegertochter oder den Doktor, den die Bauern erschlagen wollten.

Anter tiefen Berneigungen öffnete die Alt« die Tür. Das gelbe Ledcrköfferchen in der Hand sagte Dr. Kaiser fröhlich: Guten Tag... Nun, Altchen, gehen Sie. Stören Sie uns nicht." Er stellte das Käfterchen auf die Bank, trat zur Wöchnerin. Es wird schon gehen!" Im Flur wusch der Doktor die Hände, ßina hielt die Lampe hoch empor. Die Tür zum Wohnzimmer stand weit offen. Bon den Bänken schauten schweigende Bauern aus den Doktor. Erstaunt hoben sich Kaisers Brauen. Wozu haben sich die da verfammell? Gibt's etwa Hochzeit? Es schaut nicht gerade danach aus, sitzen ja wie zu einer Beerdigung." Sinas Lippen bebten, sie entgegnete nichts. Der Doktor untersuchte die Wöchnerin: Selbstverständlich die Zange. Und ohne Verzug. Weshalb zittern Ihre Hände? Ei, ei, Genossin, darf man sich so aufregen?" In seinen Augen leuchtete jenes heitere, ruhig zuversichtliche Feuer, das Sina vor jeder gefahrvollen Operation zu-sehen gewohnt war. Aufs neue festigte sich in ihr der Glaube, daß er alles zu gutem Ende bringen werde. Und doch zitterten ihre feinen Jung- Mädchenhände. In der Wohnstube schwelte trübe das Lämpchen. Hinter den Fenstern im Garten flöteten die Nachtigallen. Auf den Bänken längs der Wände saßen die Bauern und warteten. Der hochgewachsene Alte erhob sich, ging auf Zehenspitzen in den Flur und schaute in die gute Stube. Schauervoller Anblick! Das Bett in die Mitte des Zimmers gerückt. Blendend weiße, volle Frauenbeine, zurückgebogen quer über dem Bett. Dazwischen der Doktor im weißen Kittel, die Hebel der Stahlzange tief in den Bauch des Weibes zwängend. Ueber den Kopf der Frau hinweg schaute bleich mit angstverzerrtem Gesicht die Hebamme dem Borgange zu. Was tut ihr, ihr Räuber?!" Der Greis wollte es rufen, wollte mit den Füßen stampfen, ins Zimmer stürzen. Da zog ihn der Vorsitzende des Dorfrates energisch zurück. Weg, Mokeh! Sieh nicht zu! Schau nur, was sie da treiben!" Geh, sage ich dir! Sieh nicht zu. Ich erkläre kategorftch: warte ab. Die Wissenschast kann sich sozusagen erst ganz zuletzt ausweisen.

Und wenn etwa... Komm, sage ich dir! Man muß, sozusagen. organisiert vorgehen, nicht auf eigene Faust. Von der ganzen'Ge- meinde aus!" Mit dunklem Gesicht stand der hochgewachsene Alte in der Stube. Atmete röchelnd, streiste immer wieder die herabgleitenden Hemd- ärmcl hoch. Erwartungsvoll blickten die anderen auf ihn. Da plötzlich... Plötzlich erreichte das halberstickte Weinen eines Neugeborenen über den Flur weg die Wohnstube. Die rechte Hand des Alten erstarrte am linken Ellenbogen. Mit aufgerissenem Munde und- stieren Blicken stand alles da. Dann stürzten sie zu Haus in die gute Stube, allen voran der hochgewachsene Alte. Helle Begeisterung auf dem Gesicht, stand Sina mitten in de? Stube, in den Händen das krebsrote weinende Kind. Bleich, mit geschlossenen Augen atmete die Wöchnerin. Die Schürze voll Blut war der Doktor beschäftigt, das grausige Stahlinstrument mit Watte zu säubern. Hastig atmend tat der hochgewachsene Alte zwei Schritte auf den Doktor zu. Sank plötzlich in die Knie, umklammerte des Doktors Beine, und sein Gesicht preßte sich gegen den Stiefelschaft. Die Nachgeburt war entfernt, die Nähte angelegt. Die Wöch- nerin erwachte aus der Narkose. Die gute Stube war voller Menschen. Im Flur wusch sich der Doktor. Daneben stand Sina, und Plötz- lich brach sie in Weinen aus. Setzte sich auf den Rand des Absall- sasses, preßte die Kiefer mit den Händen zusammen und weinte trotz- dem. Lachie mitten im Schluchzen und blickte voll begeisterter Liebe auf Doktor Kaiser . Die muskulösen Arme seifend, sagte Kaiser: Ei, ei, Genossin, darf man so nervös sein?" Sie wissen nicht, wissen nicht, was geschehen konnte. Die alle dort in der Wohnstube waren gekommen, Sie zu töten. Ich sprach von der Zange. Sie:Wir geben'? nicht zu Um nichts," dann sagten sie:Nun gut, aber stirbt das Weib, so lassen wir ihn nicht lebendig gehen." Was, was konnte ich da tun? Ich konnte ja nicht anders, als Sie holen." Unbeweglich stand der Doktor mit eingeseiften Händen. Brach in Lachen aus: .La ja ja." Dann erbleichte er, als hätte er eben erst begriffen, was hätte geschehen können. Ein fremder, versteckt feindseliger Blick streiste Sina. Für sich sagte er: Und sie hatte keinen Puls mehr..." lBus dem Russischen übertragen von Sascha Rosenthal.1

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Ich lache oft, wenn ich Menschen sehe, die ihre Mütze oder den Rock mit Abzeichen aller Art geschmückt haben. Und doch reut mich noch heute der vor längerer Zeit erlitiene Verlust eines solchen. Es war ein kleines rundes Abzeichen. Auft blauem Emaillegrund vier schneebedeckte Berggipfel. Darunter zwei sich umschlingende Hände, aus denen drei Alpenrosen in den blauen Aether streben. Auf weißem Grund schlingt sich um das Symbol die goldene In- schrift:Touristenverein die Naturfreunde". Ein solches Abzeichen hatte ich nun verloren. Verloren bei einer Sonnenwendfeier im Bergischen Land. Mit Singen und Volkstänzen hatten wir die Nacht der Sonnenwende gefeiert. Das Feuer war erloschen und müde von dem Tanzen und Springen streckten wir uns gegen Morgen in die grün« Heide. Gewohnheit?- mäßig griff ich nach dem Verschluß meines Wanderkittels Da ver- mißte ich das Abzeichen. Ungeduldig und ohne Schlaf erwartete ich die Helligkeit des Tages. Dann aber mußten die Genossen beim Suchen helfen. Aber alles vergebens. Meine Stimmung war dahin. Nur wegen des Abzeichens, daß doch nicht einmal eine Mark kostet. Ja, nicht einmal eine Mark. Aber für mich doch so wertvoll, daß mir heute noch der Verlust leid ist. Denn dieses Wzeichen hatte seine Geschichte. Es war Anfang Oktober 192S. Mit meinem Bruder und einem Kollegen aus Wittenberge walzte ich bei bestem Sonnenschein über die ungarische Grenze. Breit und staubig führte uns die Landstraße vorbei an abgeernteten Maisseldern. Unser Ziel war zunächst Budapest . Von da woll'en wir weiter nach dem Orient. Geld hatten wir nur wenig, dafür ober guten Humor und stets Hunger. In einem kleinen Landstädtchcn kauften wir für wenig Geld Brot. Spiritus zum Kochen sowie etwas Geselchtes hatten wir noch von Oesterreich her mit. Kartoffeln und Toma'en gab es reichlich auf den Feldern links und rechts der Straße. Sollte der Hunger über- groß werden, nun. da gab es nocb Wassermelonen genug auf den Aeckern. So erreichten wir am 9. Oktober Budapest . Es dunkelle schon als wir in die Stadt kamen. Im Nepzalon(Volkshotel) fanden wir Unterkunst. Anderen Tags gingen wir nach dem Metallarbeiter- verband in der Phökely utea. Wir erhielten Unterstützung und Schlafkarten für drei Tage. Der folgende Tag war ein Sonntag. Zwei jüngere ungarische K-Megen erboten sich freundlich, uns durch die Stadt z» führen. Sie sprachen gut Deutsch und in liebens­würdiger Weise erledigten sie sich ihrer Aufgabe. Wir besichtigten die Burg. Malthiaskirche und Fischerbastei. Hatten Gelegenheit das schöne Parlament zu bewundern. Noch viele Sehenswürdigkeiten zeigten sie uns. Eine Prozession, der wir begegneten, gestattete uns viele Rückschlüsse aus das einträchtige Zusammenwirken von Reak- tion und Kirche. Die Schilderung der politischen Berhältnisie durch unsere Kollegen liehen mir die Errungenschaften der Revolution doppelt wertvoll erscheinen. So verbrachten wir den Tag mit Besichtigung der Stadt und Meinungsaustausch mit den ungarischen Freunden. Für den Abend waren wir zu einem Vergnügen der Metall- arbeiterjugend eingeladen. Hier ntftt beginnt die Geschichte des Abzeichens. Es war ein kleiner Versammlungssaal ohne besondere Schönheit. Eine kleine Kapelle sah vorn auf dem Podium und spielle lustige Tanzmelodien aller und neuer Art. An den Seiten standen schmale Bänke bereit zum ausruhen der eifrigen Tanzpaare. In der linken Saalecke aber saß ein uniformiertes Etwa». Ein Schutzmann. Er war sich wohl seiner lächerlichen Roll« bewußt. die er in diesem Kreis jugendfrvher Menschen spielle. Er schlief. Aber so oft der Klavierspieler etwas stärker auf die Tasten schlug.

schrak er auf und ließ seinen Späherblick durch den Saal.'schweifen. So schien er bereit, jede revolutionäre Regung niederzusäbeln. Nur wenige Sekunden hatte ich Zeit, dieses zu erfassen. Denn bald nach unserem Eintritt wurden wir von den jungen Kollegen umringt und hatten vollauf zu tun, um die Händedrücke zu erwidern und die Kollegen Dolmeftcher kamen in Schweiß, all die Fragen und Antworten zu übersetzen. Auf einmal fühlte, ich eine Um- armung, so impulsiv und echt, und einen Händedruck, so fest wie chn nur gute Freunde tauschen. Bor mir stand ein junger Genosse und seine leuchtenden Augen grüßten mich als wäre ich sein bester Freund. Aber wir kannten uns doch nicht, hatten uns nie gesehen, nie von einander gehört. Konnten jetzt nicht einmal miteinander sprechen. Hatte doch jeder von uns eine andere Sprache. Da sah ich an seinem Rock das Abzeichen. Und ich verstand den Gruß und die Sprache seiner Augen, verstand den Händedruck und sein« Umarmungen. Nicht mir, euch allen, euch deutschen Proletariern galt der Gruß seiner Augen, der Druck seiner Hand und seine Umarmung. Und Freude und Glauben wuchsen riefen-' groß in mir. Noch einmal umarmten wir uns und seine Gestalt wuchs und vervielfältigte sich vor meinen Augen Ich grüßte, um- armte das ungarische Proletariat. Die Idee der internationalen Klasienverbrllderung schlang um uns ihr rotes Band. Und dann tauschten wir die Abzeichen- Impulsiv, fast gleich- zellig griffen wir beide danach. Diesmal brauchten wir keinen Dolmetscher. Das ist die Geschichte von dem verlorenen Abzeichen und darum ist mir der Verlust heute noch leid. So oft erinnerte es mich an jenen Augenblick und verstärkte mein Vertrauen in den Sieg der völkerverbrüdernden Idee des Sozialismus.

Stadl und JCandlufl. i Um die Menge und Kraft der ultravioletten Strahlen des Sonnenlichtes in der Lust der Städte im Vergleich zur Landluft feststellen zu können haben die amerikanischen Forscher Shrader, Coblentz und Korfs kürzlich eine Reihe sehr bedeutsamer Versuche vorgenommen. Die chemischen Untersuchungen und Messungen der Lust erfolgten Im Mittelpunkts einer Großstadt, ferner i» einer etwa drei Meilen davon entfernten Vorstadt sowie, zehn Meilen voni Mittelpunkte der Stadt entfernt, aus den, Lande. An diesen Stellen wurde der Staubgehalt der Luft geprüft, wobei sich ergab, daß die Menge des ultravioletten Lichtes in erster Linie von der Staubmenge abhängig ist, die die Luft verunreinigt. Daher ergaben die in der Innenstadt ausgeführten Messungen, daß die Kraft und Menge der ultravioletten Strahlen in der durch Staub usw. am meisten verunreinigten Stadtluft nur ein Sechstel von der Strahlen- intensität in der Landlust betrug. Auf der Spitze eines Wolken- kratzers, wo die Luft schon etwas reiner ist, war die Menge der ultra. violetten Strahlen denn auch größer als auf der Straßenebene, auf der sich der meiste Staub ansammelt. Bei der chemischen Unter- suchung der die ultraviolette» Strahlen zurückhaltenden Luftver- unreinigungen zeigte sich, daß die Menge und Strahlungskraft des ultravioletten Lichtes hauptsächlich durch verschiedene, in der Lust enlhallene Teer- und Kohlenprodukte vermindert wird, und zwar viel mehr, als durch den beim Straßenkehren aufgewirebelten Staub. Mit dem Einfluß der in der Lust enthaltenen Staubmengen auf die ullravioletten Strahlen hängt es auch zusammen, daß sich die Körper- haut auf dem Lande viel rascher und stärker bräunt als in der Stadt. da in der reinen Landluft die Strahlen dukch keinerlei Deruirreini- gung zurückgehalten werden.