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Landsberg und Eden- Untersuchung

Wie Jorns zur Rechenschaft gezogen wurde.

Der Prozeß Reichsgerichtsrat Jorns gegen Tagebuch nahm| Jorns auf diese und andere Argumente erwidert hat. Ich hatte den folgenden weiteren Berlauf: Eindruck, daß er etwas unsicher, daß

Auf Borhaltungen des Verteidigers Rechtanwalt Dr. Levi, warum Kriegsgerichtsrat Jorns die Militärzeugen trotz schwerster Berdachtsmomente nicht unter Eid vernommen hat, antwortet der Zeuge Jorns, daß zu jenem Zeitpunkt Mordverdacht noch nicht porgelegen habe. Rechtsanwalt Levi weist nachdrücklich darauf hin, daß

schon sehr bald die Unwahrheit der Aussagen Vogels und der beiden Chauffeure sowie die merkwürdige Uebereinstimmung dieser drei Aussagen hervorgetreten sind und den Untersuchungs­führer hätte ftubig machen müssen.

Auch hatten die Vertreter des Bollzugsrates in threm Bericht vom 4. Februar die Verhaftung Vogels, Runges, Drägers u. a. m. ge fordert und die dringenden Verdachtsmomente gegen sie dargestellt. Jorns aber hat in seinem Bericht vom 5. Februar an die Reichs­regierung von dieser bedeutsamen Veränderung des Untersuchungs. bildes noch nichts erwähnt. Er erklärt immer wieder, daß sich die Dinge heute, wo man die Schuld fenne, ganz anders darstellen als bamals, wo auch die

Angabe Bogels und feiner Leute, Spartatiften hätten Rosa Curemburg aus dem Auto befreien wollen,

zunächst nicht unglaubhaft gewesen wäre.

Es ergibt sich weiter, baß in dem Bericht Jorns' an die Reichs­regierung gefagt ist, dem Nachtportier des Eden Hotels habe ber Boften nach 24 Stunden gesagt, die Leiche Rosa Luxemburgs Schwimme schon, während das in Wahrheit nach einer Biertel. stunde der Fall war, jedoch wird das auf ein Versehen zurüd geführt. Allerdings muß sich Jorns von Dr. Levi vorhalten lassen, daß in dem Bollzugsratsbericht vom Tage zuvor die richtige Angabe falsch war.

Ziemlich plötzlich tommt Reichsanwalt Jorns auf die vom An­geklagten Bornstein erzählte Episode aus dem Landesverrats prozeß gegen Rüfter und Berthold Jakob zurück; zu der Frage an Jatob, ob er wisse, daß sein Bruder in Paris mit dem fra ngo fifchen Generalstab in Berbindung stehe, sel er, Jorns, durch eine Melbung veranlaßt worden, bie er bekommen habe. Darauf fragt ihn der Angeflagte:

Wiffen Sie, Herr Reichsanwalt, wie in den Urteilen des Reids­gerichts von Journalisten gesprochen wird, die eine Meldung weitergeben, ohne sich von ihrer Richtigkeit überzeugt zu haben? Auf diese peinliche Frage antwortet der Reichsanwalt mit einer abwehrenden Handbewegung und den Worten, er habe feine Beranlaffung, darauf einzugehen!

Nach einer Pause wird der damalige Reichsjustizminister

Otto Landsberg als Beuge

über die Besprechung vernommen, die er mit Jorns am 19. Februar 1919 in Weimar gehabt hat. Abgeordneter Landsberg befundet u. a.: Am 12. Februar 1919 hat die Rote Fahne " Einzelheiten behauptet, die uns bis dahin unbekannt waren. Erst aus diesem Artikel erfuhr ich, daß ein und derfelbe Täter zuerst Liebknecht und dann Rosa Luxemburg durch Kolbenschläge förperlich verlegt hat, bevor ihre Tötung erfolgte. Aim zweiten oder britten Tag danad erschien eine

Entgegnung der Garde- Kavallerie- Schüßendivifion, die ta mit größter Beffürzung gelesen habe,

Er

denn darin hieß es, mas die Rote Fahne" behauptet, sei das wesentliche Ergebnis der Untersuchung und gar nichts Neues. Bon diefen Dingen aber hatten die dem Rat der Boltsbeauftragten zuge­gangenen Berichte nichts enhalten! Als ich den Artikel und Die Erwiderung gelesen hatte, sprach ich den Wunsch aus, mit Herrn Jorns über den Verlauf der Sache zu sprechen. tam zu mir nach Weimar in das Gebäude der Nationalversamm­ lung , und ich hatte in dieser Unterredung ben bestimmten Eindrud, daß er sich gegen den Gedanken einer Berhaftung der Offiziere, die in der Begleitung Karl Liebknechts gewefen find, ablehnend verhielt. Seiner Meinung nach lag dringender Tatverdacht nicht vor. Ich war von dieser Haltung angesichts der Tatsachen einigermaßen erregt und hielt ihm die Kette belastender Momente vor. Ich machte ihn aufmerksam, daß nach der ersten Darlegung der Garde- Kavallerie- Schüßendivision der Schlag, der Liebknecht beim Verlassen des Edenhotels getroffen hatte, ihn halb bewußtlos gemacht hat.

3ch fragte Jorns, ob er es für denkbar halte, daß ein nicht un­erheblich am Kopf verletzter Mann, der in Begleitung von sechs fchwer bewaffneten und träftigen Menschen ist, einen Flucht­verfuch mache um fo mehr, als sich aus der Darlegung der Division ergab, daß die Offiziere selbst an der Möglichkeit ge­zweifelt hatten, Liebknecht zu Fuß nach der Autopanne fort­schaffen zu fönnen.

Denn sie hatten ihn angeblich gefragt, ob er sich die Kraft zutraue, bis zur Charlottenburger Chauffee mitzugehen, und erst, als er bejahte, sollte der Marsch angetreten worden sein. Ich fragte Jorns auch, ob, wenn Liebknecht wirklich einen Fluchtversuch gemacht hötte mo hätte er sich übrigens verbergen können, da ihn doch jeler Mensch in Berlin tannte- er nicht auch ohne Anwendung der Schußwaffe einfach durch Festhalten zum Stehen hätte gebracht werden fönnen. Auch die Ablieferung der Leiche als der eines Unbetannten" war doch ein Zeichen schlechten Gewissens. Diese Tatsachen begründeten nach meiner Meinung den im höchsten Maße dringenden Verdacht. Ich kann mich nicht erinnern, was

ihm in seiner Haut nicht wohl war, daß er fühlte, nicht in einer besonders starten Position mir gegenüber zu sein.

Ich fragte auch, warum man den Boften, der auf die beiden Ber. hafteten mit dem Kolben eingeschlagen hatte, nicht in Sicherheit brachte, nachdem er Liebknecht niedergeschlagen, sondern noch zuließ. daß er auch die tleine schwache Rosa Luxemburg niederschlagen konnte. Ich fragte auch, warum man nach der Nieder schlagung Liebknechts auch noch Rosa Luxemburg nächtlicherweise aus dem Hotel herausbrachte, anstatt fie bis zum nächsten Tage dort zu lassen, wenn man ihr Leben retten wollte. Ich hob auch

Reichsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit

Sonnabend, den 20. April 1929, 20 Uhr, im großen Saal des Lehrervereinshauses am Alexanderplatz

Heiterer Abend

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für die Teilnehmer an unseren Reisen, an den Kursen der Freien Sozialistischen Hochschule" und der Berliner Arbeiterbildungsschule. Karten zum reise von 75 Pf sind an folgenden Stellen zu hab n: Bezirks­bildungsausschuß, Lindenstr. 3, 2. Hof 2 Tr.- Arbeiterjugend Groß- Berlin, Lindenstr 3, 2 Hof 2 Tr Arbeiterwohlfahrtsschule. Berlin , Lindenstr 3 Buchhandlung J H. W. Dietz Nachf, Lindenstr. 2- Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Walls r. 65- Vorwärts- Spedition. Nec arstr.­Verlagsgesellschaft des ADGB., Abt. Sartiment, Inselstr 6a- Holzarbeiter­verband, Am Köllnischen Park 2 Zigarrengeschäft Horsch, Engel­ufer 24.25 Verband der graph: schen Hilfsarbeiter, Ritterstraße Ecke Luisenufer Ortskartell des ZdA., Belle- Alliance- Straße 7- Verlag des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, Dreibundstr. 5.

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hervor, daß die Erledigung dieser beiden kommunistischen Führer bintereinander auf einen Mordplan schließen lasse. Bors.: Rosa Luxemburg ist durch einen anderen Ausgang transportiert worden, man hatte das Auto zum Schein wegfahren laffen.

Beuge Landsberg : Das tann sein. Schließlich hat bei unserer Unterredung Jorns gesagt, er fönne sich dem Gewicht meiner Argumente nicht entziehen und er werde die Berhaftung der Beschuldigten vorschlagen. Ich glaube, ihn noch gefragt zu haben, ob vom Gerichtsherrn Schwierigkeiten dagegen zu befürch fen feien, und daß Jorns mir geantwortet hat, was er vorschlage,

das tue der Gerichtsherr.

Bors: Der Verhaftungsantrag gegen Bogel ist am 20. Fe­bruar gestellt, gegen die übrigen am 28. Februar. Es liegt also eine Woche dazwischen. Zeuge Landsberg : Jorns hat mir wohl gesagt, er wolle noch irgendeine Untersuchungshandlung vor­nehmen.

Berabredungsgefahr der Befchuldigten fchien mir bei dem aufer­ordentlich dringenden und schweren Berdacht durchaus gegeben. 3ch werde wohl gesagt haben, daß fämtliche Voraussetzungen für die Anordnung der Haft gegeben feien. Rechtsanwalt Levi bringt die Aussage des Leutnants Röpfe zur Sprache, der in der Mordnacht Boften auf der Lichtenstein brücke stand und der beobachtet hat, wie ein auf Saltruf stehen gebliebenes Auto einen schweren Gegenstand mitführte, der dann von einigen der Infassen ins Wasser geworfen wurde. Es war das Kommando Bogel , das Roja Luxemburg beseitigte. Obwohl diese Aussage Röpkes am 18. Februar von Jorns aufgenommen worden ist, hat er. wie Zeuge Landsberg befundet, ihm bei der Unterredung am 19. nichts davon gesagt. Denn so fährt Landsberg fort. ich hätte ihn sonst sicher gefragt, warum er noch nicht die Verhaftung Vogels vorgeschlagen habe.

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Rechtsanwalt Levi: Er hat nicht nur das nicht getan, sondern er hat veranlaßt, daß der Haftbefehl abgelehnt und Vogel nur ver. pflichtet wurde, mit den zwei Chauffeuren vor ihrer nächsten Ber. nehmung am zweiten Tage nicht mehr zu sprechen.

Er

Nunmehr wird Reichsgerichtsrat Jorns hereingerufen. tann nicht mehr im einzelnen fagen, was bei dieser Unterrebung gesprochen wurde, auch nicht, daß Landsberg über die neuen Ber­öffentlichungen beftürzt gewesen sei. Es mag sein, sagt Jorns, daß Landsberg ihm Borhaltungen gemacht habe. An eines aber will sich Jorns ganz bestimmt erinnern, daß nämlich Landsberg die Gegnerschaft der Sozialisten gegen die Todesstrafe betont und ihm, dem Untersuchungsführer, gewiffermaßen empfohlen habe, dies den Beschuldigten mitzuteilen, um sie auf diese Weise zu einem Ge ständnis zu veranlassen. Beuge Landsberg ertiärt es für ausgefchloffen, sich so geäußert zu haben. Er werde be­stimmt nur gesagt haben, daß

er als Sozialist und seine Freunde nicht blutdürftig felen, nur die volle Aufklärung und die Bestrafung der Schuldigen wollten, wobei aber die Schuldigen nicht den Tod ristieren würden; auf feinen Fall aber habe er, Landsberg , durch das Versprechen der Begnadigung die Beschuldigten zum Geständnis bringen laffen wollen.

Rechtsanwalt Levi stellt nunmehr feft, daß nach dem Bericht Dom 4. Februar, der auf 3eugenaussagen beruht, Vogel dem Runge nach seinen Schlägen zugerufen haben: Was macht Ihr denn, seid Ihr verrüdt! während nach dem Jorns- Bericht vom 20. Februar Bogel vor den Verhafteten einhergegangen set, also von den Schlägen nichts gesehen hätte; so habe

Jorns den Bogel zu entlasten versucht.

Es folgen noch weitere belastende Borhaltungen des Verteidigers, die Jorns immer wieder damit abzuwehren sucht, daß damals ein Mordverdacht noch nicht bestanden habe, daß über Berhaftungen

mur der Gerichtsherr zu bestimmen hatte und daß, als der Morde berdacht bestimmter wurde, er alles Notwendige getan habe. So habe er schließlich auch die Verhaftung des Hauptmanns Babit vorgeschlagen, und obwohl Pabst es gewesen sei, der die Garde Schüßen- Kavallerie- Division zusammengeschweißt und sie schon vor­her im Felde als Fußtruppe ausgebildet habe, jei General von Hoffmann, so schmerzlich es ihm auch war, mit der Berhaftung des Babst einverstanden gewesen. Hauptgrund zu dieser Berhaftung war die freiwillig angebotene Aussage des jeßigen Regierungs präsidenten Grüner, wodurch Pabst star? belastet wurde.

Der Verteidiger erwähnt noch, daß der am 28. Februar ver haftete Leutnant Liebmann schon am 1. März Urlaub zum Zahn­Bermert von Jorns trägt: Gift! arzt erhielt und daß diefer Aft als erst er in der ganzen Sache den

Zum Schluß beflagt sich Jorns weinerlich darüber, daß man sein pflichtgemäßes Borgehen in der Sache Küster- Jafob zum Anlaß dieses Angriffs im Tagebuch genommen Der Vorsitzende wintt aber dem pflichtgetreuen Beamten. habe. So machten es gesinnungsverwandte Journalisten mit einem Herrn Jorns ab

In der nächsten Berhandlung am Sonnabendoormittag follen der ehemalige Kriegsgerichtsrat Kurzig und der Leutnant a. D. Liebmann vernommen werden.

Der 17jährige als vierfacher Mörder. 10 Jahre Gefängnis.

Bor dem großen Jugendgericht in Görlig wurde gegen ben 17jährigen Knecht Miersch aus Razen in der Oberlaufig wegen vierfachen Mordes und Diebstahls verhandelt. Der Angeklagte hatte bekanntlich vor einiger Zeit in Raßen feinen Dienst herrn, den Gemeindevorsteher Witfchas, dessen Frau und Tochter und eine Angestellte ermordet und dem Gee meindevorsteher einen größeren Geldbetrag geraubt. Das große Jugendgericht verurteilte den Angeklagten wegen Mordes, in zwei Fällen zu je zehn Jahren Gefängnis, wegen Totschlages in zwei Fällen zu je acht Jahren Gefängnis, wegen Diebstahls zu zwei Wochen Gefängnis, das heißt zusammen 36 Jahre und zwei Wochen Gefängnis. Da aber die Höchststrafe für Jugendliche 10 Jahre be trägt, wurde auf diese Strafe erkannt.

Selbstmordversuch einer Fünfzehnjährigen.

Gestern abend spielte sich in der Röhitestraße 24 in Weißen fee ein aufregender Borfall ab. Aus der im vierten Stockwerf ge. legenen Wohnung ihrer Pflegeeltern stürzte sich dort die 15jährige Irmgard Schulz auf die Straße hinab. Die Unglückliche wurde mit schweren Berlegungen ins Weißenseer Krankenhaus gebracht. was das Mädchen zu dem unfeligen Schritt getrieben hat, ist zurzeit noch unbekannt. Fast zur felben Zeit stürzte ber vierjährige Herbert St. aus dem Küchenfenster der Wohnung seiner Eltern, Riehlstraße 16 in Charlottenburg , auf den Hof hinab. Das Kind fand im Bestend- Krankenhaus Aufnahme.

Vier Verletzte bei einem Zusammenstoß.

In Weißenfee, an der Ede Gustav Adolf - und Charlotten­burger Straße, fam es gestern nachmittag zu einem heftigen 3u. fammenstoß zwischen einem Straßenbahnwagen ter Linie 71 und einem unbesetzten Autobus der Linie 14. Der Straßenbahnwagen war in voller Fahrt in den Autobus hinein. gefahren, fo baß beide Fahrzeuge fchwer befabigt wurden und aus dem Berfehr gezogen werden mußten,& Drei Straßenbahnfahrgäste und der Schaffner des Auto­bus erlitten Schnittverlegungen durch Glassplitter.

Keine Berufungsverhandlung im Rundfunk- Entführungsprozeß. Nachdem die drei kommunistischen Rundfuntentführer unferes Redakteurs Schwarz gegen das vom erweiterten Schöffengericht Neukölln im Februar d. 3. über fie verhängte Urteil rechtzeitig beim Amtsgericht Neukölln Berufung eingelegt hatten, haben sie diese Es verbleibt also Berufung wieder zurüdgezogen. endgültig bei dem Urteil erster Instanz.

Sunlicht Seife­

Das Geheimnis meiner so prächtig erhaltenen Wäsche

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